40k [WH40k] Deathwatch:Xenojäger II

nur sind mir diesmal genug Rechtschreibfehler aufgefallen, dass es den Lesefluss doch etwas störte.
hierfür bitte ich um Entschuldigung. Mein Revisor hat im Moment recht viel zu tun und auch ich selbst hatte nicht viel zeit zum schreiben bzw. die entwürfe vorab wegzuschicken. Ich bin aber zuversichtlich, dass das ab nächster Woche wieder besser wird ;-)
 
Soooo lieber stät als nie lade ich noch schnell hoch und komm gleich zum Punkt ;-)

SIEBEN / I

***
Caleb lag auf der Pritsche die sich in keiner Weise von jenen unterschied, die er in seinem vorigen Lebensabschnitt verwendet hatte. Er hatte seine ganze Ruhephase lang nachgedacht und war ständig zwischen verschiedenen Graden der Wut, Neugier und Verstörung hin und her gewechselt. Er beneidete die Sterblichen, die früher oder später einschliefen, das Erlebte unbewusst verarbeiteten und die Welt mit neuen Augen sahen sobald sie erwachten. Als Astartes war dies undenkbar. All seine Gedanken verarbeitete er in zumindest halbbewusstem Zustand und lediglich eine schwere Verletzung konnte seinen Körper dazu bringen sich selbst in einen Heilschlaf zu versenken. Der Blood Angel war allerdings auch zu dem Schluss gekommen, dass ihm dies in Zukunft nicht mehr gelingen würde. Er war in seinem vermeintlichen Gefängnis erwacht, obwohl er in dem von der Suus An Membran erzeugten Koma hätte liegen sollen. Sophokles hatte behauptet, er würde das Vermächtnis der Imperial Fists in sich tragen, was durchaus der Grund für die Fehlfunktion des Organs sein konnte. Natürlich war es möglich, dass der Apothekarius log, jedoch gab es hierfür zunächst keinen Beweis. Es sei denn, dieser Enox konnte seine Gedanken lesen, hatte dies getan und dann den Alphalegionär informiert. Auf der anderen Seite hatte ihn selbst diese Information ebenfalls überrascht und war auch nur plausibel, weil er von seinem Schlachtenbruder Ajax eine Bluttransfusion erhalten hatte.
Um sich abzulenken hatte er seine Rüstung auf den hierfür vorgesehenen Ständer gehängt und sie sorgfältig gesäubert. Die Explosion hatte sie jedoch nicht nur verdreckt, sondern auch leicht beschädigt. Seine Bemühungen stießen allerdings bald an ihre Grenzen, da er in seinem Quartier weder Ersatzteile noch richtiges Werkzeug hatte. Seine Magazine waren ab munitioniert worden, sodass er weder seinen Bolter noch die Boltpistole verwenden konnte. Zumindest hatte er noch alle Magazine. Er legte seine Rüstung an und befestigte neben den Boltwaffen auch sein Kettenschwert daran. Als sich seine stabile Quartiertür ächzend öffnete, sah er nur wenige Meter vor der Tür Karlatin auf einer festgeschraubten Bank sitzen. Der Marine hatte den Helm neben sich auf die Bank gelegt und schrieb konzentriert etwas in ein abgenutztes Notizbuch. Er legte die Hand auf den Knauf des an die Bank gelehnten Kettenschwertes, während er das Buch zuklappte und den Kopf hob. Als er sah, dass der Neuling seine Waffe nicht gezogen hatte, erhob er sich gemächlich und befestigte das Schwert ebenfalls an seinem Gürtel, gegenüber einem verkratzten Bolter. „Grüße Engel. Soll ich euch in die Schiffsmesse führen?“ erkundigte sich Karlatin und klemmte sich den Helm unter den linken Arm.
„Ich brauche Ersatzteile um meine Rüstung zu reparieren, bringt mich zu einem Lager.“ brummte Caleb als Antwort und sah sich nach weiteren Marines um. Karlatin schien kurz nachzudenken, was Calebs Misstrauen weckte.
„Dann folgt mir. Ich kann euch jedoch nicht versprechen, dass ihr die Teile bekommt, die ihr braucht. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist es nicht ganz einfach für uns Nachschub dieser Art zu beschaffen.“ merkte er an und wies mit dem Arm in die Richtung in die sie gehen mussten. Auch wenn Caleb vieles an dem Schiff bekannt war, so barg es dennoch massiv vom gegenwärtigen Standard abweichende Eigenheiten. Das begann bei der Rumpfform, erstreckte sich über abweichende Strukturanordnungen bis hin zu regelrecht antiken Schiffsstationen. Während Caleb neben Karlatin durch zweckmäßig gewartete Gänge marschierte fiel ihm auf, dass Servitoren und Cogitatoren nicht anders als auf imperialen Schiffen behandelt wurden. Sie waren mit Weihrauchschwenkern, Reinheitssiegeln und sonstigen Devotionalien verziert, was stark auf eine spirituelle Ausrichtung hinwies und dem widersprach, was Karlatin zuvor erzählt hatte. Schließlich wandte Caleb sich an seinen Führer.
„Das ist also das volle Ausmaß eurer Aufgeklärtheit? Der Imperator ist kein heiliges Wesen, aber der Omnissiah schon?“
Karlatins Gesicht regte sich nicht als er Caleb ansah, dennoch war er bei weitem nicht so schnell mit einer Antwort zur Stelle wie zuvor. Dafür wirkte er jedoch weiterhin aufrichtig auf Caleb.
„Eine komplizierte Frage. Ich halte den Omnissiah ebenso wenig für göttlich wie den Imperator. Ich denke, so wie die meisten auf diesem Schiff. Allerdings bin ich, so fürchte ich, nicht der richtige Ansprechpartner für Fragen die die Handhabung alter Technologie betreffen.“
Dem hatte der Blood Angel nicht viel entgegen zu setzten. Schließlich war er auch alles andere als ein Experte für derlei Themen. Der Geruch nach Ölen Industrieabfällen und glühendem Metall wurde immer stärker und auch der Lärm nahm stetig zu, während sie tiefer ins Schiffsinnere vordrangen. Als sie schließlich vor einem gewaltigen zahnradförmigen Tor anhielten, las Caleb die vergoldeten hochgothischen Lettern die darüber angebracht waren. DOCTRINA VIVAT! Proklamierten sie ein Credo welches zusätzlich in Binärsprache hunderte Male in die Goldschicht der Lettern graviert war. Während Caleb noch überlegte was er davon halten sollte, kam ihm eine andere Frage in den Sinn.
„Wie ist der Name dieses Schiffes?“
Es schien als hätte Karlatin nur auf die Frage gewartet, denn während sich das massige Tor unglaublich leise öffnete, wandte er sich Caleb mit einem stolzen Ausdruck im Gesicht zu. „Tabula Rasa.“

Aus dem Innern drang tosender Fabrikenlärm und geschäftige Servitoren glitten allenthalben hin und her. Die hohe Decke war von Dunst verdeckt, der zäh wie Honig in Ansaugöffnungen gezogen wurde. Neben einigen Techadepten hielten sich hier auch Astartes auf, die teils aufsahen und die Neuankömmlinge musterten. Caleb wollte sofort losmarschieren um den verantwortlichen Magos zu suchen, als Karlatin ihn mit einer Handbewegung davon abhielt. „Dies ist zwar unser Schiff, aber wir befinden uns hier in der Domäne von Locutos Primex. Unser oberster Fabrikator hat ein paar Eigenheiten, die von seinen außerordentlichen Fähigkeiten jedoch mehr als ausgeglichen werden.“ erklärte der grau gerüstete und wies auf eine abgenutzte aber funktionstüchtige Cogitatorstation. Caleb kam dies sehr bekannt vor, war aber dennoch überrascht, dass die Maschinenpriester sich selbst hier durchzusetzen vermochten. Er schüttelte den Kopf ohne eine Reaktion von Karlatin zu erhalten. Wie unmittelbar vor dem schweren Tor, welches sich zwischenzeitlich geschlossen hatte, war auch bei dem Cogitator das Deck mit gelben Streifen lackiert und kennzeichnete augenscheinlich den frei zugänglichen Bereich. Caleb trat an den Cogitator heran und Karlatin stellte sich direkt hinter ihn. Nach dem Betätigen der ihm bekannten Aktivierungstasten erwachte der Cogitator zum Leben. Die Menüs waren einfach gehalten und boten nur sehr eingeschränkte Funktionen. Mit einigen Kommandos gelangte er in ein Datenblatt mit mehreren leeren Feldern um seine Anfrage zu erfassen. Neben Art der Anfrage, Grund und Umfang wurde auch nach seinem Namen gefragt. Zweifellos der wahre Grund aus dem Karlatin ihm über die Schulter sah.
Er gab Lucif als seinen Namen an und füllte auch die übrigen Felder aus, ehe er die Anfrage versandte. Sofort wurde eine Empfangsbestätigung mit der Aufforderung zu warten eingeblendet, ehe das Display wieder das Startbild zeigte. Das rege Treiben der Servitoren ging unvermindert weiter und kurz bevor Caleb, alias Lucif, Karlatin nach der Wartezeit fragen wollte, scherte einer der Servitoren aus und baute sich vor ihm auf. Das Gesicht war von einer Art Schweißermaske verdeckt und vor der Brust befand sich eine Apparatur die mit metallener Feder auf Plastikfolie schrieb. Ein verkümmerter Arm riss den Ausdruck ab und hielt ihn dem Blood Angel entgegen ehe eine leblose Stimme ihn aufforderte zu folgen. Der Ausdruck enthielt eine Auflistung der verfügbaren und freigegebenen Ersatzteile und einige komplexe Diagramme, die wohl den Einbau der Komponenten erklären sollten. Lucif setzte sich in Bewegung und versuchte die komplexen Anweisungen zu verstehen. Karlatin marschierte hinter ihm her und wurde auf halben Weg von einem monströsen Gefechtsservitor aufgehalten. „Ihre Anwesenheit ist nicht genehmigt, warten sie an Ort und Stelle auf das Eintreffen des Disziplinars.“ Karlatin presste die Lippen zusammen und blieb zurück. Caleb war davon amüsiert und wurde schließlich zu einer Werkbank geführt. Dort lagen bereits einige in Vakuumfolie verpackte Ersatzteile. Die rot umrandeten Teile auf seinem Ausdruck würde er wohl fürs erste nicht bekommen. Trotz des Lärms bekam er noch mit wie Karlatin dem Disziplinar gegenübertrat. Von einem mächtigen, mehrgelenkigen Arm getragen wurde ein Magos herbeigeschafft. Woher er in dem unübersichtlichen Durcheinander der Werkhalle kam war nicht wirklich zu erkennen. Die schwere rote Robe, unter der massive Augmentationen hervorquollen, wies ihn jedoch recht eindeutig als hochrangigen Magos aus. „Legionär. Euch sind die hier geltenden Regeln bekannt. Nennt den Grund für euren Verstoß!“ echote die Stimme emotionslos aus kupfernen Voxemittern. „Auf Befehl von Apothekarius Sophokles persönlich, begleite ich lediglich einen neuen Schlachtenbruder, der hier seine Rüstung repariert.“ rechtfertigte sich Karlatin, offenbar eine scharfe Erwiderung zurückhaltend. „Grund ist nicht valide. Euer Verstoß wird protokolliert und in zukünftige Priorisierungen einfließen. Begeben sie sich jetzt zum Erfassungsterminal oder verlassen sie die Fabrik.“ Offensichtlich erzürnt, massierte Karlatin seinen Nasenrücken mit Zeigefinger und Daumen und wandte sich in Richtung des Eingangsbereiches. Der Magos verschwand wieder in den Tiefen der Anlage und der Gefechtsservitor folgte Karlatin zum Terminal. Nachdem er seine Anfrage ausgefüllt und von einem Servitor zu Calebs Werkbank geführt worden war schwieg er übellaunig und genoss ein wenig die technische Überforderung seines Schützlings. Caleb hatte zwar bereits unzählige kleine Reparaturen an seiner Rüstung durchgeführt jedoch noch nicht jene die hier nötig waren. Genauso wenig war er darin geübt die kryptischen Diagramme und Pläne zu verstehen. Während er ausgiebig den Ausdruck studierte stellte er außerdem fest, dass er durchaus Unterstützung wie eine professionelle Diagnose, bis hin zu einem Artificer, hätte anfordern können. Da er sich jedoch keine Blöße geben wollte, brachte er die Reparatur allein zu Ende. Auch wenn er ein Vielfaches der für Experten üblichen Zeit brauchte.
***

Szandor hatte seine Axt auf dem Rücken arretiert um eine Hand für seinen Skriptor frei zu haben. Der Dark Angel schüttelte sich im Takt einschlagender Mörsergranaten und machte damit deutlich, dass der Zusammenbruch des Schildes unmittelbar bevorstand. Der Mortificator zog ihn mit sich, während er mit der Linken seinen Sturmbolter abfeuerte und die Standarte auf seinem Rücken wild umherwehte. Er war dankbar, dass keine Basilisken auf ihre Position feuerten und die Mörser auf die wachsende Entfernung immer unpräziser wurden. Allerdings kamen die Orks, nur leicht ausgedünnt, immer näher. Da sie metallene Rüstungen trugen, benötigte man mehr Treffer als sonst um sie zur Strecke zu bringen. Damit waren die altgedienten Deathskullz hier ein völlig anderes Kaliber als die Neulinge im Vulkantal.
Ohne Vorwarnung, und zum Schrecken der Marines, teilte sich hinter ihnen auf einmal die Realität und aus einem undimensionalen Riss quoll ein Trupp schwer gepanzerter Orks hervor. Immerhin wurde auch der Mörserbeschuss eingestellt. Wohl um nicht die eigenen Truppen zu dezimieren. Thyrianos konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, hielt aber dennoch trotzig Gottbrecher zwischen sich und die neuen Angreifer. Eine volle Sturmboltersalve von Saarlock leerte dessen Magazin und dezimierte den Trupp unbarmherzig. Kurz darauf spürte Thyrianos erneut ein Aufwallen immaterieller Energie und nutze seine Psihaube um die Energie zurück in den Warp zu lenken. Die Anstrengung war so groß, dass der Schild endgültig zusammenbrach und er selbst kraftlos zusammensank. Ajax trat neben ihn und manipulierte geschickt die Auffüllklappen der rüstungsinternen Autoinjektoren und brachte ein hochwirksames Stimulanzium ein.
Gefühlsmäßig so ähnlich wie ihn sonst nur die Macht des Warps durchflutete, breitete sich jetzt ein wohltuendes chemisches Feuer in seinem Körper aus. Erschöpfung und Schmerzen waren vergessen und als sein Geist sich wütend entfaltete, verbot er sich selbst unter dem Einfluss der Kampfdrogen Psikräfte einzusetzen. Nichts desto trotz war er nun in der Lage mit seinen Schlachtenbrüdern ein stabiles Bollwerk zu bilden und metzelte Orks mit Boltpistole und Schwert nieder. In seinem Rücken ließen Durons und Saarlocks Attacken die Luft erzittern, während Ajax und Szandor versuchten das Fehlen von Thyrianos‘ Rüstung zu kompensieren. Häufiger als es ihm lieb war, wurde der Skriptor gezwungen sich einen Schritt zurück zwischen seine Schlachtenbrüder zu bewegen um tödlichen Angriffen zu entgehen. Auch wenn Szandor mit seiner enormen Körpergröße und dem Banner auf dem Rücken das attraktivste Ziel für die Grünhäute darstellte, waren sie clever genug die vermeintlich schwächste Stelle in der feindlichen Formation zu attackieren. Szandor, dessen Sturmbolter auch beinahe leergeschossen war, suchte krampfhaft nach einer besseren taktischen Position. Weder er noch Saarlock hatten ausreichend Luft um ihre Waffen nachzuladen. Sollten die Orks noch mehr ihrer Artgenossen heranteleportieren würde Thyrianos sie mit ziemlicher Sicherheit nicht noch einmal abwehren können. Die bisherige Leistung das Dark Angels war dennoch außerordentlich gewesen und ließ die Frage offen, welchen Preis der Skriptor dafür würde zahlen müssen.
Der Kampf wurde immer verzweifelter und das Bollwerk wurde praktisch nur noch von purer Entschlossenheit zusammengehalten und ihre Körper nur aus purem Trotz aufrecht. Plötzlich drang das ferne Würgen von Mörserbatterien und das Bellen einer Maschinenkanone an ihre Ohren und ließ manchen die Litanei des Märtyrers zitieren. Doch die große Entfernung schien ihren Tribut zu fordern denn die ersten vier Granaten trafen voll in die Reihen der Orks und die hintersten fielen in den Dreck als die großkalibrige Waffe ihnen die Rücken zerfetzte. Einige Nobs wandten sich wütend brüllen den Befestigungen zu und wurden von einer neuen Kanonensalve in Deckung gezwungen. Der Druck nahm etwas ab und Ajax ließ sich nicht davon abbringen, selbst Saarlock spezielle Kampfdrogen zu verabreichen, die über alles hinausgingen was einem Astartes üblicherweise zur Verfügung stand. Die Nobs waren sich uneinig darüber wie zu reagieren sei und vergaben kostbare Sekunden um den Zusammenhalt ihrer Truppen und die Konflikte gleich hier zu klären. Zwei heftige Explosionen rissen zwei der Stahlbetonstellungen auseinander und nur wenige Momente später spien andere Mörser und Maschinenkanone wieder Tot und Verderben in die Orktruppen. Szandor, wie seine Schlachtenbrüder im unkontrollierten Kampfrausch, brüllte mit heiserer Stimme einen Sturmbefehl heraus. Zwei Nobs und ein Duzend Krieger wurden erledigt, ehe die Orks auf die Gegenoffensive reagieren konnten und ihre Einkesselung resultierte darin, dass sie begannen wie in die Ecke gedrängte Tiere zu kämpfen. Eine weitere Explosion riss eine Mörserstellung in Fetzen während die Maschinenkanone erbarmungslos weiterknatterte. Trotz der Feuerunterstützung aus der Bastion würden sie einen hohen Preis zahlen müssen um die Orks, die nicht entkommen konnten abzuschlachten. Er würde den Preis bereitwillig selbst entrichten, wenn er seinen tapferen Schlachtenbrüdern dadurch das Leben retten konnte. Denn immerhin hatten sie offensichtlich alle Missionsparamater erfüllt. Am Rande seines blutrot umkränzten Sichtfeldes entdeckte er eine Bewegung am noch gute zweihundert Meter entfernten Waldrand, konnte ihr aber wegen der Heftigkeit des Nachkampfes nicht nachgehen.

Master Sergeant Artisan war dazu übergegangen sein Bataillon von vorne zu führen. Umringt von den anderen Beastblades unterdrückte er den Schmerz seiner wunden Füße und Oberschenkel. Er versuchte sich vorzustellen wie es sich anfühlen würde, sich mit einem weichen und vor allem trockenen Handtuch abzutrocknen und die aufgeweichte Haut in der warmen Sonne zu trocknen. Sie hatten noch zwei kleinere primitive Orkstämme dezimiert und dabei nur wenige Verletzte und keine Toten zu beklagen gehabt. Der Ascheregen hatte ihnen außerdem sehr zugesetzt und nachdem sie drei Tage keine Sonne gesehen hatten, und Orientierung nur auf dem Papier existierte, sank die Moral drastisch. Nachdem keine Störsender mehr aktiv waren traten atmosphärische Störungen an deren Stelle und sorgten für noch mehr Frust. Das neue Ziel war eine imperiale Festung, wo er hoffte ein Bollwerk gegen die Orks errichten zu können die durch die aschebedeckten Wälder von Tolzar schlichen.
Aufgrund seiner vorgelagerten Position war er auch einer der Ersten die den Kampflärm hörten, als sie die Festung beinahe erreicht hatten. Rasch ging er im Geiste einige Szenarien durch um die wahrscheinlichste Situation zu ermitteln und eine angemessene Konterstrategie zu ersinnen. Eilig ließ er von Meldegängern eine Sturmlinie formen und bewegte sich mit den übrigen Beastblades als Späher voraus. Durch das Dickicht war zunächst nur der unverwechselbare Widerschein von Waffenfeuer zu erkennen. Geduckt rückten sie weiter vor und sahen, dass die Orks von der Festung aus halbherzig beschossen wurden und ein chaotisches Getümmel zweihundert Meter vor ihnen. Es dauerte eine ganze Minute, bis er erkannte was dort vor sich ging. Aber als es soweit war, erfüllte ihn rechtschaffene Wut. „Gepäck abwerfen und Bajonette aufpflanzen! Los Los Los!“ brüllte er ins Funk, welches immerhin auf kurze Entfernung zuverlässig arbeitete. Schnell erreichten ihn Bestätigungen, so dass er kurz darauf einen zornigen Angriffsbefehl in Funk und Wald brüllte. Der zunächst noch eher verhaltene Sturmangriff nahm massiv an Fahrt auf, als die Gardisten sahen, wem sie dort zur Hilfe eilten. Laserstrahlen peitschten über den Sumpf und gingen überwiegend fehl. Jedoch schickten sich einige Orks an ihnen entgegen zu treten und wurden dann von aber Dutzenden Lasergewehren niedergestreckt. Dariuz sah wie rechts von ihm einige seiner Soldaten von einer unglücklichen MG-Salve ausgeweidet wurden. Aber auch, dass die Verluste seine Männer nicht bremsten. Hier machten sich außerdem die schweren Rüstungen der Bestblades bezahlt.
In Todesverachtung gingen Gardisten mit ihren aufgepflanzten Bajonetten auf die viel größeren Orks los und nicht wenige bezahlten für den Versuch mit ihrem Leben. Der Anblick der kämpfenden Astartes ließ Darius beinahe vergessen selber weiterzukämpfen. Obwohl sie nur noch wie Ruinen von sich selbst aussahen, bewegten sie sich mit einer unwahrscheinlichen Geschwindigkeit und einer außerweltlichen Kraft. Treffer die einen Menschen spalten würden, prallten einfach von den Astartes ab und wurden umgehend bestraft. Dennoch erkannte Dariuz, dass die Engel des Imperators an ihre Grenzen stießen. Die Rüstungen waren aufgesprungen und Blut lief ihnen in halbgeronnenen Bächen über die Körper. Auch waren sie bei weitem nicht mehr so schnell und kunstfertig wie zuvor. Einzige Ausnahme bildete der Marine mit dem fauchenden Energiestreitkolben. Auch wenn nichts an ihm Kunstfertig wirkte, so schien er wie eine unaufhaltsame Vernichtungsmaschine zu arbeiten und seine Verletzungen schienen ihn in keiner Weise zu bremsen. In sein beinahe schwarzes Blut gehüllt würde er wohl erst nachlassen, wenn er tot war. Er näherte sich den Marines, die nicht auf ihn reagierten. Er wich vor einem Schwinger der riesigen Kettenaxt zurück die ihn zwar nicht getroffen hätte, aber ohne viel Rücksicht geschwungen worden war. So nah bei den Astartes hörte er auch das gutturale, beinahe animalische Keuchen und Brüllen der Todesengel. „Bleibt zurück!“ fauchte einer der Marines, auf dessen blutüberströmter Rüstung sich eine stilisierte Faust abhob. Während er die beiden Worte sprach, tötete er ebenso viele Orks mit der knisternden Klinge seines Energieschwertes. Der linke Arm wirkte zunächst leicht deformiert. Erst auf den zweiten Blick erkannte Dariuz, dass der Hand nicht nur zwei Finger fehlten, sondern auch eine gleichermaßen brutal und filigran aussehende Apparatur am Unterarm befestigt war.
Ajax war wenig überrascht, dass er der einzige war der noch einen kühlen Kopf hatte. Die Stimulanzien die er verabreicht hatte, waren das Stärkste was im Apothekarium von Argenteus Irae aufzutreiben war und lediglich seine eigene außergewöhnliche Physis schütze ihn vor den beträchtlichen Nebenwirkungen. Eine davon war eine regelrechte Raserei, die einem unvorsichtigen Sterblichen leicht zum Verhängnis werden konnte. Dabei spielte es keine Rolle, dass die Gardisten nun den Blutzoll für die Astartes entrichteten. Diese waren in einem instinktiven Kampfmodus, in dem sie alles außer Ihresgleichen attackierten, noch bevor sie die Ziele genauer differenzierten.
Rückblickend betrachtet, hätte er davon abgesehen den Skriptor mit derartig wirkenden Mitteln aufzuputschen. Schließlich konnte der Verlust der Selbstkontrolle selten so gefährlich wie bei einem Psioniker werden. Beruhigender Weise, schien Thyrianos das ebenso zu sehen und verzichtete auf den Einsatz seiner besonderen Fähigkeiten. Bei Ajax selbst ließ die Wirkung bereits wieder nach. Saarlock tat sich unterdessen mit grausamer Wildheit hervor und übertrafen darin selbst den vermeintlich barbarischen Mortificator. Aus dessen geborstener Unterarmschiene ragte ein deformierter Spalta, oder zumindest ein Teil davon. Zweifellos waren Elle und oder Speiche bei einer der unzähligen Abwehrbewegungen gebrochen. Ähnlich lädiert sahen auch Thyrianos Arme aus, die nicht weniger Attacken hatten abblocken müssen. aber nicht durch eine Rüstung geschützt waren. Die grauweißen Knochen hoben sich deutlich von dem allgegenwärtigen Blut ab. Immer wieder zog er seinen Chorrock enger, der sich gleichermaßen mit Blut vollsog. Darunter musste sich eine klaffende Bauchwunde befinden, die Ajax versorgen würde, sobald es hierfür genügend Raum gab. Wegen seiner schwarzen Haut waren Durons Verletzungen schwerer zu erkennen, allerdings sprachen das aus seinem Atemgitter tropfende Blut und seine umständliche Körperhaltung eine deutliche Sprache. Der Iron Hand wirkte rein optisch noch am wenigsten verwundet. Doch die Geräusche die aus seinem Körper, oder zumindest seiner Rüstung, drangen klangen nach berstenden Getrieben und heftigen Leitungsbränden. Entsprechend beißend war auch das Miasma das ihn einhüllte. Nachdem das Schlachtfeld endlich von Orks befreit war und vereinzelte Stellungen wieder das Feuer auf die Imperialen eröffneten, begaben sich Astartes und Gardisten praktisch Schulter an Schulter in Deckung. In dem Durcheinander aus Kadavern und Explosionen war schwierig abzuschätzen wie viele Gardisten genau gefallen waren, aber mehrere Trupps waren es definitiv.

Saarlock fühlte eine ungekannte Leere, als die Kampfstimulanzien aus seinem Blut verschwanden. Er war zwar ohnehin weit davon entfernt sich tiefgehenden Gefühlen oder Stimmungen hinzugeben, aber die Nachwirkung machte einen regelrechten Misanthropen aus ihm. Er starrte die nächsten Gardisten nieder und sorgte mit den merkwürdigen Geräuschen seines augmentierten Körpers dafür, dass sie sich noch unwohler fühlten. Dass Szandor ihn zwang, zusammen mit erbärmlichen Sterblichen in einem Loch zu hocken, würde er auf keinen Fall einfach vergessen. Lieber würde er von Maschinenkanonen in Fetzen gerissen, als sich feige zu verbergen. Noch dazu im Angesicht einfacher Menschen, deren einziger Zweck es sein sollte zu sterben, damit die Astartes tun konnten was sie tun mussten. Er hörte wie sich ein weiterer Soldat seiner Position nährte. Kurz darauf sprang ein Sergeant zu ihm in den morastigen Mörserkrater und beschwor den Aquila auf seiner Brust. Hierfür schulterte er sogar extra sein Lasergewehr.
„Mastersergeant Dariuz Artisan. Habt ihr hier das Kommando, Milord?“ frage er mit dem größtmöglichen Respekt. Saarlock nahm zur Kenntnis, dass der Sergeant immerhin nicht zusammenzuckte als relativ nahe eine Mörsergranate explodierte. Dennoch hatte er Vorbehalte auch nur zu Antworten. „Negativ. Unter meinem Kommando würden weder ihr noch ich in diesem Loch kauern.“ grollte er ohne auch nur eine minimale Regung zu zeigen. Das verbale Zugeständnis an seinen verletzten Stolz war alles was er sich genehmigte.
„Ich teile die Einschätzung, dass wir hier unten nichts gewinnen können, Milord. Je schneller wir die Mauern stürmen, desto weniger Zeit hat der Feind sich von seiner Niederlage zu erholen. Hier werden wir nur langsam und ehrlos zersetzt ohne irgendetwas zu erreichen.“ antwortete Dariuz und überraschte den Iron Hand damit völlig. Wahrscheinlich stand der Gardist noch immer unter dem Einfluss massiver Adrenalin und Endorphin Ausschüttungen. Sonst hätte er vermutlich niemals so unbefangen mit einem Engel des Imperators gesprochen.
„Übermittelt euren Vorschlag Sergeant Cromagon.“ entgegnete Saarlock nüchtern und wies großmütig auf die Position des Mortificators. „Verstanden, Milord.“ antwortete er zackig und eilte mutig in die angezeigte Richtung.
Dass der Astartes, der bei näherer Betrachtung praktisch nur aus Metall zu bestehen schien, ihm erlaubte den Sergeant anzusprechen, versetzte ihn in ein neues Hochgefühl. Dabei ging der Umstand, dass der Erstgenannte wohl einen Konflikt mit dem Befehlshaber austrug, völlig unter. Als er bei dem Koloss, den er schon zuvor im Wald im Duell mit einem Orkboss gesehen hatte, ankam, konnte er einfach nicht den Blick von den gesplitterten Schädeln an den rostigen Ketten lassen. Sie waren zu groß für menschliche Schädel und ein düstrer Verdacht stieg in Dariuz auf.
Wo der Eisenmann nach Ölen und geschmolzenem Metall stank, schlug ihm vom Koloss ein beißender Schweiß- und Chemikaliengestank entgegen und brannte in seinen geröteten Augen. Als sich der Astartes ihm zuwandte, tat er dies mit der Anmut eines Henkers der kurz davor stand zur Tat zu schreiten. „Mastersergeant …“ weiter kam Dariuz nicht, ehe er von einer der tiefsten Stimmen unterbrochen wurde, die er je gehört hatte. Kein Wunder bei diesem Resonanzkörper. „Ich weiß wer ihr seid und was ihr wollt. Haltet eure Männer bereit für einen Angriff auf mein Kommando. Wegtreten!“
Dariuz fühlte sich ein wenig vor den Kopf gestoßen und fragte sich unweigerlich, was er falsch gemacht hatte. Ihm wurde bewusst wie wenig menschlich die Engel des Imperators im Grunde waren. Aber immerhin hatten sie mit ihm gesprochen und ihm obendrein einen Auftrag erteilt. Auch wenn er sie nicht wirklich verstand, so erzeugten sie bei ihm eine Dienstbeflissenheit wie er sie noch nicht erlebt hatte.
 
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Wie immer viel Spaß mit dem nächsten Abschnitt

Sieben / II

Szandor war wütend. Dank seines übermenschlichen Gehörs hatte er das kurze Gespräch von Saarlock und dem Mastersergeant problemlos verstehen können. Es war in Ordnung, wenn seine Untergebenen anderer Meinung waren oder gar einen Groll gegen ihn hegten. Aber diese Animositäten ausgerechnet Sterblichen gegenüber zu zeigen, war inakzeptabel. Hierfür gab es keine Rechtfertigung. Sie waren die Engel des Todes. Die gepanzerte Faust des Imperators, die auch im Angesicht entsetzlichster Gefechte nicht Wanken durfte und über primitiven Belangen wie verletztem Stolz oder taktischen Differenzen stehen sollte. Während er über einen angemessenen Umgang mit der Angelegenheit nachdachte versuchte er eine Funkverbindung zu Hovis und Skeergard aufzubauen. Wozu die Tür eintreten die man sich von innen öffnen lassen kann?
Als er endlich eine Verbindung aufbauen konnte, begleiteten heftige Störungen praktisch jedes einzelne von Hovis Worten. Es schien, dass wann immer der Crimson Fist einen bestimmten Ton traf, eine Welle von statischem Kreischen aufbrandete.
„Statusmeldung geben!“

„We***Boy ausgeschaltet. Ke*** Verluste. D** Orks s*** ** Auflösung begr***en. Per****erabschn*** v***-zwölf ist ges*****t.“ sprach Hovis langsam und deutlich ins Funk, um die Botschaft zumindest halbwegs verständlich zu machen. Szandor mahlte mit den Zähnen und warf einen Blick zu Duron, der die Lücken in der Botschaft mithilfe seiner Logis-Implantate augenblicklich füllte. Duron übermittelte die bereinigte Transmission zurück an Szandor der sich gerade geronnenes Blut aus den Augen blinzelte.
„Bildet eine Schützenlinie und lasst euch von den Gardisten umgeben.“ brummte der Motificator seinem Trupp zu, ehe er sich an die Sterblichen wandte.
„Mastersergeant, nur Einzelschüsse abgeben. Ich will, dass eure Männer sich ganz darauf konzentrieren die Formation zu halten.“
Dariuz war gleich klar, dass seine Truppen als Schutzschild dienen sollten. Auch übermenschliche Astartes waren eben nicht unsterblich und diese hier waren alles andere als in gutem Zustand. Zu seiner eigenen Verblüffung empfand er Stolz darüber auf diese Weise dienen zu dürfen. Fühlte sich so eine Epiphanie an? Diese Halbgötter waren zweifellos jeden Tropfen Blut wert und er war sich sicher, dass er noch nie etwas so richtiges getan hatte. Der Lärm der brüllenden Bolter gaben ihm das Gefühl in einer sehr viel größeren Schlacht zu kämpfen und die vielen kleinen Explosionen auf den Befestigungen erfüllten ihn mit Zuversicht. Rechts und links von ihm fielen die ersten seiner Soldaten dem Abwehrfeuer zum Opfer. Erneut ließen sich die Überlebenden davon nicht beirren. Wann zog man schon mal mit den Engeln des Imperators selbst in die Schlacht? Dem zugrunde lag wohl der unterbewusste aber abwegige Wunsch, etwas von dem Ruhm und der Unerbittlichkeit der Astartes würde auf sie übergehen. Das Schlachtenglück schien auch auf ihrer Seite zu sein, denn nicht einmal die Hälfe aller Stellungen des Perimeterabschnitts feuerten auf sie. Eine Salve aus einer Autokanone traf den Beastblade neben ihm mitten in die Brust und weidete dessen Körper praktisch aus. Morast spritze auf und die Fontänen krochen scheinbar unendlich langsam auf den Marine mit den Mechandriten auf dem Rücken zu. Der reagierte, indem er sich etwas seitwärts bewegt und die Garbe, die versuchte ihm zu folgen, sprengte einem anderen Soldaten das Bein aus dem Becken. Wie ein Kind kreischend und heulend brach der Mann zusammen, kam damit aber kaum gegen den Schlachtenlärm an. Stoisch marschierten sie weiter, da jeder einzelne Gardist versuchte, sich im Angesicht seiner Helden als würdig zu erweisen. Auf den letzten Metern explodierte eine Splittergranate und zerfetzte zwei weitere seiner Untergebenen und besprenkelte Dariuz mit Blut. Unglaublich heiß rann ihm die zähe Masse über das Gesicht und raubte seinem linken Auge die Sicht. Er warf sich mit dem Rücken gegen die endlich erreichte Betonmauer und versuchte sich mit der linken das Blut aus dem Auge zu wischen. Überraschende Schmerzen explodierten in seinem Gesicht und er warf einen Blick auf eine kleine Pfütze in der er sich spiegelte. Sein linkes Auge war nur noch eine blutige Ruine und auch vom Ohr war nur noch ein knorpeliger Stumpf übrig. Er war nicht nur von Blut bespritzt worden, sondern hatte auch selber Granatsplitter abbekommen. Ein durchdringendes tiefes Dröhnen lenkte ihn ab, als der Marine mit dem Drachenmotiv auf dem Schulterpanzer mit seinem Melter in die Befestigung schnitt. Die Sekundärexplosionen verhießen, dass er auch eine hinter der Mauer liegende Stellung ausgelöscht hatte. Ehrgeizig wollten sofort zwei Gardisten in die Bresche springen, wurden jedoch vom Marine aufgehalten. Damit rettete er sie, denn Geschosse fegten aus dem tropfenförmigen Spalt und verschwanden in der Sumpfebene. Als die Projektile weniger wurden, lugte der Marine blitzschnell um die Ecke und gab einen Schuss ab, woraufhin er den Spalt durchschritt. Kurz hinter ihm folgten die Gardisten, deren Gummisohlen auf den noch heißen Mauerresten zischten und dem durchdringenden Korditgestank eine weitere herbe Note hinzufügten. Im gesamten Abschnitt drangen die Astartes in die Festung ein und ließen die Menschen dabei hinter sich. Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt und wurden in der Enge der Anlage nicht mehr gebraucht. Da es hier ausreichend Deckung gab, waren die Marines problemlos in der Lage die amoklaufenden Servitorgeschütze auszuschalten und die wenigen verbliebenen Orks niederzumachen.
Szandor war zufrieden. Sie hatten den Perimeter ohne eigene Verluste überwinden können und würden vergleichsweise wenig Zeit investieren müssen, die Festung zu säubern. Auf breiter Front drangen sie bis zur strategischen Kommandozentrale vor, wo sie von Hovis und Skeergard erwartet wurden. Beide sahen nicht weniger geschunden als ihre Brüder aus. Ein Kopftreffer hatte Hovis Ringkragen durchschlagen und eine klaffende Furche in seinen Helm gerissen, so dass darunter seine braune blutverklebte Haut sichtbar wurde. Skeergards Rüstung sah aus als hätte er versucht eine Gerölllawine zu reiten, überragte jedoch stolz und aufrecht das zentrale Podest im Strategium. Unaufgefordert begann Duron geheimnisvolle Aktivierungs- und Besänftigungsriten auf die von Orks korrumpierten Cogitatoren anzuwenden. Auch wenn er die Kontrolle über die automatischen Systeme übernehmen konnte, würde ein Großteil der Geräte ersetzt werden müssen.
Szandor stellte sich vor den Kommandothron und ließ den Salamander eine Funkverbindung zu den beiden anderen Exterminatorenteams aufbauen. Gaius Trupp hatte seit dem letzten Kontakt noch einen kleineren primitiven Orkstamm ausgerottet. Dagegen war Champion Arlam ohne Feindkontakt durch den Dschungel gestreift. Mit Terminatorrüstungen war es praktisch unmöglich sich anzuschleichen und somit den Orks ein leichtes, sich nicht in Kämpfe mit den übermächtigen Gegnern verwickeln zu lassen. Mürrisch ordnete er den Abzug der Exterminatorenteams an und forderte hierfür Stormravens von ihrer Fregatte an. Zusätzlich übermittelte Duron auch noch die Koordinaten für einen Lanzenschlag, denn er hatte die zuerst entdeckte Orkmine genauso wenig vergessen wie Szandors Wunsch sie auszulöschen. „Sichert diese Anlage, Verstärkung ist entsandt.“ befahl Szandor dem eintreffenden Mastersergeant im Vorbeigehen und verließ das Gebäude mit seinen Schlachtenbrüdern in Richtung eines kleinen Landefeldes in der Festung.

Während Dariuz allein und müde auf Konstas wartete, machte sich Schwermut in ihm breit. Die Astartes waren fort und hatten ihn sang und klanglos zurückgelassen. Zusammen mit seiner dezimierten Kompanie. Wie hatte er sich nur so mitreißen lassen können? Waren dies etwa die weniger bekannten aber nicht minder erbarmungslosen Fähigkeiten der Halbgötter gewesen? Die ihn hatten jegliche Vernunft ablegen und sein Schicksal in unmenschliche Hände legen lassen? Abwesend spielte er mit dem Bündel aus Erkennungsmarken, die die Hälfte seiner Beastblades und ungleich mehr Gardisten aus Sigma/II/a repräsentierten. Die Gegenstücke waren bei den Leichen verblieben und würden zusammen mit ihren gefallenen Besitzern eingeäschert, sobald die Anlage gesichert war. Am liebsten wäre er einfach auf dem Kommandothron eingeschlafen denn die Erschöpfung lähmte ihn beinahe. Er beneidete seinen emotionslosen Feldingenieur, der geschäftig durch den Kommandostand streifte und sich mit den beschädigten Systemen vertraut machte. Innerhalb weniger Stunden war Dariuz zuerst in ungeahnte Höhen erhoben worden, um sich nur wenig später ganz unten wiederzufinden. Er fühlte sich betrogen. War es Ketzerei Wut auf die Astartes zu empfinden? Sie hatten ihn und seine Soldaten mit einer Kaltblütigkeit eingesetzt, die so manchen Kommissar in den Schatten stellte und er war wie ein verblendeter Idiot gefolgt.

Die drei Stromravens trafen beinahe gleichzeitig in dem funktional ausgestatteten Hangar der Fregatte ein. Mächtige Greifarme fixierten die gepanzerten Landungsflieger und spannten sie gleich wieder auf die wuchtigen Startkatapulte. Die Lademechanismen der schweren Boltgeschütze begannen zu rattern, als Munitionsstände validiert wurden und die Triebwerke erloschen. Während die Marines sich gegenseitig betrachteten, bemerkten sie deutlich den Kontrast zwischen dem gepflegten Hangar und ihrem desolaten Zustand. Sie wirkten wie Eindringlinge und nicht wie die Passagiere dieses Schiffs.
Bis auf wenige Ausnahmen, die die jeweiligen Befehlshaber einschloss, fanden sich alle Astartes im Apothekarium ein, um ihre vielfältigen Wunden versorgen zu lassen. Sie legten ihre Rüstungen ab, hängten diese auf hierfür bereitstehende Rüstungsständer und ließen sie von Servitoren in das kleine Manufaktorum des Schiffes bringen. Als Ajax seinen Dark Angels Schlachtenbruder nun endlich ausgiebig untersuchen konnte, wurde er sich erst über die schwerwiegenden Verletzungen klar. Das der bis zuletzt weitergekämpft hatte, war ein eindrucksvoller Willensakt und belegte erneut dessen enorme Opferbereitschaft. Sein ganzer Körper wirkte ausgezehrt, da er sämtliche innenwohnenden Kraft und Energiereserven aufgebraucht hatte. Dennoch verzichtete er auf schmerzunterdrückende Präparate. „Dies ist nur weltlicher Schmerz. Der Tag an dem ich den nicht mehr verkraften kann, ist der Tag an dem ich aufhöre ein Skriptor zu sein. Wo Schmerz ist, ist auch noch Leben. Ich werde aus ihm lernen und ihn nutzen um meine meditativen Fähigkeiten zu verbessern.“
Ajax nickte ausdruckslos, obwohl er Achtung empfand. Er selbst war stets innerlich gestärkt aus den ordenstypischen Behandlungen mit dem Schmerzhandschuh hervorgegangen.

Erneut in einen frischen Chorrock gehüllt und mit Gottbrecher in seiner Rückenhalterung, suchte der Skriptor eine der Isolationskammern auf, die üblicherweise von Astropathen bewohnt wurden. Dieses gegen sämtliche Außeneindrücke abgeschirmte Refugium war leise wie ein Grab, absolut Geruchsneutral und auch vor Funkwellen aller Art abgeschirmt. Die größte Besonderheit war jedoch das Fehlen jeglicher Lichtquellen. Astropathen waren in der Regel durch die Seelenbindung ohnehin geblendet. Es hieß, dass gewöhnliche Sterbliche in den Gemächern von Astropathen den Verstand verloren, wenn sie zulange darin verweilten. Das herkömmliche menschliche Gehirn war schlicht und ergreifend nicht für eine nahezu vollständige sensorische Deprivation ausgelegt. Thyrianos wollte sich gut auf sein nächstes Gespräch mit Watchcaptain Adalwin vorbereiten und möglichst vielen Fragen bereits auf den Grund gegangen zu sein, bevor der Blood Raven sie stellen konnte. Dies tat er instinktiv absolut ehrlich, aber auch so sparsam wie möglich.
Außerdem wollte er eine Abhandlung verfassen, die sich ausschließlich mit den Aufzählungen befasste und einen weniger biografischen Charakter hatte als das Werk Rolanels. Sein leistungsfähiger Geist erlaubte es ihm seine Abhandlung vollständig im Geiste zu entwerfen, ohne die Notwendigkeit einer Niederschrift. Erstens, um am Ende ein in sich schlüssiges Werk zu erzeugen, andererseits weil er noch nicht entschieden hatte, in welcher Sprache er es verfassen würde. Zur Auswahl standen, neben der klassischen hoch- und niedergothischen Sprache, auch diverse Geheimdialekte der Dark Angels. Einerseits gab es gute Gründe, den Zugriff zu beschränken, so wie Rolanel vor ihm. Auf der anderen Seite empfand er auch eine gewisse Schuldigkeit gegenüber der Deathwatch. Adalwins Präferenz war nicht schwer einzuschätzen und würde hierfür sicherlich auch eine angemessene Deathwatch-Verschlüsselung bereitstellen können.
Aber diese Fragestellung war bei weitem nicht die anspruchsvollste. Die Aufzählungen an sich zu beschreiben, kam dem Sprichwort vom Blinden, dem Farben erklärt werden sollten, sehr nahe. Es waren keine einfachen Mantras die listenartig aufgeschrieben und stupide abgelesen werden konnten. Thyrianos war sich sogar sicher, dass die abstrakten mehrdeutigen Elemente aus der Sicht jedes Psionikers ein wenig anders aussehen würden. Jedes einzelne Element war nicht nur ein Wort, sondern auch ein Gefühl, eine Metapher, Anspielung und etwas für das es keine Worte gab. Somit würde er extrem viel umschreiben und seinerseits mit Metaphern arbeiten müssen. Allein die Komplexität der einzelnen Elemente würde die meisten sterblichen Geister überfordern. Dabei war es eine weitere Gefahrenquelle, dass Fehler nicht nur in dem nicht Funktionieren der Meditation resultierten, sondern auch massive mentale Traumata induzieren konnten. Bei allem Selbstbewusstsein kam Thyrianos zu dem Schluss, dass er Rat von anderen Skriptoren einholen musste. Aufgrund der eindeutigen Befehle Adalwins, kam vorerst aber auch nur eben dieser hierfür in Frage.

Duron und Saarlock befanden sich mit dem Techmarine aus Gaius Trupp im Manufaktorum, das zwar als Kleines zählte aber immer noch gute zweihundert Quadratmeter groß war. In einem regungslosen Spalier standen die ramponierten Rüstungen Seite an Seite und warteten auf ihre Instandsetzung. Sortiert waren sie nach Rang des Trägers und des Ausmaßes der Schäden. An den ersten Stellen standen demnach die Terminatorrüstungen des ersten Exterminatorenteams. Die massigen Keramitberge waren deutlich vom Kampf gezeichnet, allerdings beschränkten sich die Schäden überwiegend auf die dicken äußeren Schutzschichten. Einzige Ausnahme war jenes Modell, welches vom einzigen Gefallenen aus Arlams Trupp stammte. Mit unvorstellbarer Kraft war die Kniekachel zerschmettert und dabei die Kunstmuskelstränge zerrissen worden. Der getroffene Marine hatte sich vermutlich nicht auf den Beinen halten können und war gestürzt. Der ebergesichtige Helm war seitlich gesprungen und eine tiefe Furche zog sich bis zu der durchbohrten Halskrause, wo noch immer das geronnene Blut des Marines klebte, bis zum Scheitel des Helms. Auch von innen war die ganze Rüstung mit der rotbraunen Pampe besudelt. Cygnons Bericht nach, hatte der Tote mit seinen letzten Blutstropfen noch seine Kettenfaust in eine verwundbare Stelle des Gargbots gerammt und ihn so immobilisiert.
Nachdem der Leichnam aus seiner Rüstung geholt worden war, hatte man dessen Gensaat entnommen und die Rüstung zum Manufaktorum bringen lassen.
Duron stand an einer Werkbank, vor sich Helm und Schulterpanzer von Arlams Rüstung und bereitete das poröse Keramit darauf vor, mit einer neuen glatten Schicht versehen zu werden. Ganz besonders anspruchsvoll und wichtig war es dabei, den persönlichen Charakter der Rüstung zu bewahren und sämtliche Ehrenmale und Insignien zu erhalten. Oder auch widerherzustellen. In einer Samtschachtel lag eine neue Augenlinse bereit, die Duron selbst aus einem hochwertigen Rohling geschliffen hatte.
Saarlock hatte sich unterdessen Thyrianos Rüstung angenommen. Auch wenn er ein fähiges Allrundtalent in Sachen Ausrüstung war sah er ein, dass er einfach nicht die nötige Reputation besaß, um an den kostbaren Terminatorrüstungen zu arbeiten. Sollte er nicht noch zum Techmarine ausgebildet oder gar zum Eisenvater berufen werden, würde das auch so bleiben.
Die Rüstung des Skriptors würde er praktisch vollständig neu aufbauen müssen. Vom Keramit war so gut wie nichts mehr übrig. Der Energietornister hatte sich selbst notabgeschaltet und die Kunstmuskelstränge waren vielerorts zu unbeweglichen Klumpen verschmolzen. Die Unterkonstruktion war von zahlreichen Treffern ebenfalls schwer beschädigt und die Armteile zusätzlich massiv verzogen. Die eingebetteten Energieleitungen und Neuralverbindungen hatten auch sichtbar gelitten. Selbst die Schnittstelle, die die Rüstung mit dem schwarzen Carapax Verband, hatte eigentlich unmögliche Spannungsschäden aus dem Körper des Dark Angels erlitten.
Während er wartete, dass die Teile im Schmiedefeuer die richtige Temperatur annahmen, sortierte er die zerstörten Muskelstränge aus. Mit viel Zeit und Mühe würden diese deformierten Knäule wiederherzustellen sein, was jedoch die Aufgabe von entsprechenden Servitoren oder sterblichen Artificatoren war.
Mit Zange und Hammer bearbeitete er die kirschrot glühenden Teile auf dem funkelnden Amboss und überlegte nebenbei wie er dafür sorgen konnte, dass die Energiestöße aus dem inneren des Skriptors auf die Außenhülle abgeleitet wurden und sich nicht in den internen Systemen austobten. Was natürlich voraussetzten würde, dass die übernatürlichen Energien ihm bekannten Naturgesetzten folgten. Die Teile die er gegenwärtig bearbeitete, passte er dabei perfekt an Thyrianos‘ Körpermaße an, welche er dank seiner Augmentiken mit hoher Präzision hatte erfassen und abspeichern können.

„So heftig können eure Kämpfe dann ja wohl nicht gewesen sein.“ ätzte der Blood Eagle mit hochgezogenen Augenbrauen. Sein symmetrisches scharf geschnittenes Gesicht, ließ ihn dabei trotz der unzähligen Narben besonders hochnäsig erscheinen.
Skeergard fletschte wütend die Zähne.
Da auch seine Rüstung Reparaturen bedurfte, trug er lediglich einen schmucklosen Chorrock die wenig von seinem brutalen Äußeren verhüllte. Das augmentische Bein polterte bei jedem Schritt rhythmisch über das Metalldeck und sein rechter muskulöser Arm hatte eine besonders ungesunde Farbe. Die Färbung hatte er erhalten, nachdem ein Symbiarch den Arm abgebissen und Ajax ihn kunstfertig wieder verbunden hatte. Obendrein wies sein ganzer Körper eine schwarze Marmorierung auf, die von den Naniten herrührte die er sich mit Saarlocks Hilfe injiziert hatte.
Skeergard hatte sich in der winzigen Schiffsmesse niedergelassen und dort mit dem Spacewolf aus Gaius Trupp über die zurückliegende Mission gesprochen. Der Blood Eagle hatte zunächst nur schweigend dagesessen und zugehört, während er langsam aus einem Glaskelch trank.
Wütend knallte Skeergard seinen Metallhumpen auf den festgeschraubten Tisch, dass sein Inhalt herausspritzte und erhob sich ruckartig. Sein metallener Stuhl kippte scheppernd um und er beugte sich soweit über den Tisch, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von dem des Provokateurs entfernt war. „Sagt das nochmal.“ presste er hervor und seine vorzeitig ergraute Mähne sträubte sich leicht. „Ich bin sicher euer Gehör funktioniert hervorragend.“ gab der Andere äußerlich unbeeindruckt zurück. Der andere Spacewolf lehnte sich gut gelaunt zurück und nahm einen großen Schluck seines starken Bieres. In diesem Konflikt würde er keine Partei ergreifen. Er war bereits so lange bei der Deathwatch, dass seine Loyalität ihr gegenüber, der zu dem Orden der Spacewolfs gleich kam.
„Das ist nicht das einzige was bei mir hervorragend funktioniert. Ihr werdet euch für diese Beleidigung entschuldigen. Auf der Stelle!“ flüsterte der Spacewolf bedrohlich und ballte die Fäuste.
„Ich gebe ja nicht viel auf die Redensarten der Menschen. Aber die von den getroffenen Hunden die am lautesten kläffen, scheint zuzutreffen.“
Ehe er einen zu seiner Antwort passenden selbstgefälligen Gesichtsausdruck annehmen konnte, traf ihn Skeegards Faust krachend unter das Kinn und ließ den Kopf zurückpeitschen. Der Glaskelch zerbrach in der Faust des Blood Eagles und spritzte seinen burgunderfarbenen Inhalt wie Blut in Skeergads goldene Bierpfütze. Die Mine des Zuschauers gefror, da er nicht mit einer so heftigen Beleidigung seitens seines Schlachtenbruders gerechnet hatte. Schließlich dienten sie schon eine ganze Weile gemeinsam und er sollte wissen, dass es keine gute Idee war Space Wolfs mit Hunden zu vergleichen.
Der Blood Eagle packte den haarigen Arm von Skeergard und rollte sich, noch den Schwung des gegnerischen Schlages ausnutzend, nach hinten ab. Dabei schleuderte er Skeergard über sich hinweg und ließ ihn krachend in einer leeren Sitzgruppe landen. „Ich nehme eure Herausforderung an, Spacewolf.“ spottete er und ließ Skeergard Raum, sich aus den zerbrochenen Möbeln zu erheben.
Instinktiv suchte Skeergard nach einer Schwachstelle in Körper oder Technik seines Kontrahenten. Skeergard war sich recht sicher, dass er stärker war als der hämisch grinsende Blood Eagle aber sein Abwehrmanöver bewies dessen pragmatische Kampftechnik. Beide waren einander noch nicht auf dem Schlachtfeld begegnet doch Skeergard erinnerte sich, seinen Gegner schon mal mit einem schlanken Energieschwert gesehen zu haben. Derartige Waffen wurden in der Regel nur jenen überlassen die sie überdurchschnittlich gut beherrschten. Hier und jetzt standen sie einander allerdings mit bloßen Händen gegenüber und der Spacewolf sah sich selbst deswegen leicht im Vorteil. Er hob die Hände wie ein Boxer vor sein Gesicht, allerdings ohne die Hände zu Fäusten zu ballen. So war er viel flexibler. Der Blood Eagle nahm eine leicht geduckte Körperhaltung ein und präsentierte eine schnelle, ausladende Beinarbeit. Seine Hände hatte er zu Klauen gebogen und hielt sie auf Brusthöhe vor sich. Zweimal prallten die Posthumanen ergebnislos aufeinander, dann setzte Skeergard zu einer schnellen Kombination an, in die er geschickt ein paar Finten einflechtete. Der Blood Eagle wich den ersten Attacken aus und blocke schließlich Skeergards Doppelschlag ab, wobei er beide Hände schmerzhaft verdrehte und nach oben bog. Pfeilschnell riss er sein Knie hoch und traf Skeergard damit direkt unter den Rippenbogen seines mächtigen Brustkorbs. Der Space Wolf hatte zwar versucht den Stoß mit dem Schienbein zu blocken, jedoch war sein augmentisches Bein einfach nicht so schnell wie sein echtes. Noch nicht, wie er hoffte. Trotzig rammte er seinen Gegner und schleuderte ihn unter Einsatz seines Schädels und der rechten Schulter zu Boden. Während er seine Finger streckte, nutze er dafür den Vorteil aus, den ihm sein künstliches Bein bot, ließ es auf den liegenden niedersausen und stampfte eine Delle in das Metalldeck als der Gegner sich seitlich abrollte.
Skeergard korrigierte seine vorherige Einschätzung. Der Blood Eagle war ein harter Gegner. Dennoch würde er das Duell für sich entscheiden, denn er war im Recht und Russ selbst würde seine Hand führen. Jetzt ging der Blood Eagle in die Offensive, doch während der Space Wolf Kopf und Oberkörper attackiert hatte, zielte sein Kontrahent auf Skeergards Hände und Füße um diesen zu schwächen. Jedoch nur mit mäßigem Erfolg. Wieder und wieder hatte er mit Vicesimus trainiert und sich daher Techniken angeeignet, genau dies zu verhindern. Damals war ein tief sitzendes Misstrauen dem Black Shield gegenüber sein Motivator gewesen.
Der Blood Eagle kämpfte weitgehende emotionslos und legte keine Wut in seine Manöver. Irgendwie ärgerte Skeergard dieser Umstand, denn er selbst hielt mit seinen Gefühlen in keiner Weise hinter dem Berg. Jedoch machte der ruhigere Kämpfer den Fehler, in der Wut seines Gegners eine Schwäche zu sehen. Für viele Gegner, insbesondere Sterbliche, mochte dies auch stimmen. Schließlich würde ein aufgebrachter Geist leichter zu überlisten sein. Skeergard, als stolzer Sohn von Fenris, hatte seine wilden Instinkte jedoch längst gemeistert, so dass er auch ohne viel nachzudenken Finten und Täuschungen durchschauen konnte. So gewann er an Überlegenheit, je länger der Kampf andauerte und unterlief damit die ausdauernde Strategie seines Gegners. Der Blood Eagle merkte dies zu spät und fand sich schließlich eindeutig in der Defensive. Skeergards honigfarbene Augen gaben ihm nichts mehr preis, was er für seine Strategien nutzen konnte und er suchte nach einem Weg sein Gesicht zu wahren. Auf der Haut beider Marines hatte sich bereits ein dünner aber intensiv riechender Film gebildet was Skeergard einen weiteren Vorteil verschaffte. Mit seiner sensiblen Nase und seinem nativen Talent, Gerüche zu interpretieren, erkannte er seinen Triumph ehe es wirklich dazu kam. Astartes die im Bewusstsein einer bevorstehenden Niederlage kämpften, wurden auf eine ganz besondere Weise von ihrer übermenschlichen Physiologie unterstützt. Diese regelrecht homöopathische Änderung der Körperchemie blieb Skeergard nicht verborgen. Trüge sein Opponent eine Rüstung oder hätte der Kampf im Freien stattgefunden, hätte Skeergard diesen Vorteil wohl nicht gehabt.
Nach dem anfänglichen Wechsel von Offensive und Defensive, ließ Skeergard seinen Schlaghagel nicht abreißen. Während er wieder und wieder die Verteidigung hinwegfegte kam er dem finalen Treffer immer näher und als es wenig dramatisch soweit war, war keiner der drei Anwesenden überrascht.
„Ihr habt ehrenhaft gekämpft und den Preis eurer Verfehlung gezahlt. Jetzt trinken wir.“ verkündete Skeergard mit schlagartig guter Laune zog seinen Gegner wieder auf die Beine und füllte zügig zwei Humpen ohne eine Antwort abzuwarten. Davon war der Blood Eagle dagegen sehr überrascht und korrigierte sein einseitiges Bild, welches er von den Space Wolfs im Allgemeinen gehabt hatte. „Meine Worte waren in der Tat leichtfertig und eure Einladung ehrt euch mehr als mich.“ entgegnete er und nahm einen großen Schluck des starken Bieres.

Als kurz darauf einige weitere Marines die kleine Trinkhalle betraten bemerkten sie sofort die in der Luft liegende Aggression und natürlich auch die demolierte Sitzgruppe. Szandor schüttelte gespielt vorwurfsvoll den Kopf als er Skeergard ansah und setzte sich mit Gaius und Hovis zu den drei Marines. Als er saß, bestätigte sich sein Eindruck von Skeergards Beteiligung an der Rauferei. Erstaunlich wenn man bedachte, dass sie erst vor Stunden das Feuer der Schlacht hinter sich gelassen hatten. „War Tolzar euch nicht ereignisreich genug, Skeergard?“ fragte er in lockerem Umgangston nach. Abseits des Schlachtfeldes sah er stets davon ab, seinen Vorgesetzten Status zu proklamieren.
„Doch doch, ich wollte unsere Geschichte nur ein wenig unterstreichen.“ wich dieser bescheiden aus und erntete ein vielsagendes Nicken vom Blood Eagle, der sich zwischenzeitlich als Chrysaetos vorgestellt hatte. Dieser war ein wenig erstaunt, dass der einerseits so aufbrausende Spacewolf sich auf der anderen Seite so diskret verhielt. Auf diese Weise untermauerte er seine zurückliegenden Worte, als Sieger des Duells, auf erfrischend direkte Weise.
Dennoch beneidete Chrysaetos Skeergard darum, dass dieser seinem innersten nachgeben konnte ohne in Gefahr zu laufen übermannt zu werden. Denn so wie alle Blood Angels und ihre Abkömmlinge trug auch er den Primarchenfluch wie einen dunklen Vorboten in sich.
 
Hi Thyrant!
Also ich muss schon sagen, EXTREM DETAILREICH!
Ich frag mich wie du es schaffst den Überblick zu behalten.
Super Story! (ich hab jetz aber erst teil 1 durch)
Cool auch wie du auf die Umgebung in der deine Charaktere agieren eingehst.
Die Dialoge und alles super gut, aber mir persönlich manchmal zu viel, wobei das egal ist, weil der großteil der leser das sicher anders sieht.
Auf deine Art gestaltest du die Eigenheiten und Unterschiede zwischen den Team Mitgliedern (orden) sehr vasettenreich und unterhaltsam. Trotzdem ich immer vom computerlesen kopfweh kriege, hab ichs ziemlich schnell durch gehabt und genossen.
Teil 2 fang ich noch nicht an weil ich jetz auch mal wieder bisschen was weiterbringen muss.
In diesem Sinne,
WEITERMACHEN!!!

LG.
Tristan
 
Erstmal vielen Dank für die Komplimente!
Die Dialoge und alles super gut, aber mir persönlich manchmal zu viel, wobei das egal ist, weil der großteil der leser das sicher anders sieht.

das dinde ich interessant, weil ich oft denke: Ach mist jetzt haste schon wieder zehn seiten lange keinen was sagen lassen also kommando zurück und noch nen Dialog einflechten.
Ich schätze das kommt durchs Rollenspielen wo es ja auch heißt: Erzähl nicht was dein Char sagt sondern sag es ;-)


 
SIEBEN / III

Die Reise zur Raumfestung Argenteus Irae wurde bereits ab dem zweiten Tag alles andere als komplikationslos. Ständig zog kalter Nebel durch die stählernen Gänge und Schächte der Fregatte. Dies resultierte in Kondenswasser, welches Leitungen und Wände herabtröpfelte und zahlreiche Kurzschlüsse verursachte. Servitoren versagten ihren Dienst oder begannen unsinnige Operationen abzuspielen, die nicht selten sie selbst und die Sterblichen um sie herum in Gefahr brachten. Dabei wurden die Sterblichen, nach menschlichen Standards erfahrene und gut gedrillte Flottenknechte, massenhaft von Alpträumen und Paranoia heimgesucht. Einige wurden von den jeweiligen Sektionswärtern hingerichtet, wenn ihr entflammter Wahnsinn irreversibel zu sein schien und sie nicht länger zu kontrollieren waren. Die Spacemarines nahmen dies zwar durchaus zur Kenntnis, aber auch wenn einige wenige die Ereignisse als schlechtes Omen sahen, ertrugen die meisten es als rein kosmetische Unannehmlichkeit.

Die Sterblichen auf Argenteus Irae hatten unterdessen sehr viel mehr als Unannehmlichkeiten zu erdulden. Es waren noch bei weitem nicht alle Schäden behoben, die die Alphalegion angerichtet hatte, was bedeutete, dass die Überlebenden genug Arbeit für ein ganzes Leben vor sich hatten. Nur, dass weder Watchcaptain Adalwin, noch der oberste Magos gewillt waren, so lange zu warten. Sie hatten diverse Anforderungen versandt um das Menschenmaterial zu ersetzen, welches gnadenlos geschunden wurde. Damit nicht genug, hatte Adalwin einen Inquisitor beauftragt interne Ermittlungen anzustellen, um das oder die Sicherheitslecks aufzuspüren, die überhaupt erst den folgenschweren Angriff ermöglich hatten.
Der Inquisitor war extra aus dem fernen Segmentum Tempestus angereist und mit Vollmachten ausgestattet worden, die ihm selbst gegenüber ansässigen Lordinquisitoren Autorität verliehen. Optisch schien er nicht viel älter als dreißig Standardjahre zu sein und wies auch keine der verräterischen Merkmale für Verjüngungsbehandlungen auf. Hochgewachsen und hager wirkte er ein wenig wie eine Heuschrecke die nach Beute suchte. Seine dichten mittellangen blonden Haare standen in einem ungezähmten Bürstenschnitt nach oben und wirkten ebenso vital wie seine stechend grünen Augen. Er trug ein breites Dauergrinsen zur Schau, welches strahlend weiße Zähne entblößte und ein Spektrum von hämisch, über freundlich, bis hin zu beschränkt zu präsentieren vermochte. Aber gegrinst wurde scheinbar immer, selbst wenn er wütend war. Sein Gesicht war vollkommen narbenlos, aber wer dadurch auf mangelnde kämpferische Fähigkeiten schloss wurde von seiner für Kämpfer unverwechselbaren Art sich zu bewegen eines Besseren belehrt.
Auch wenn er mit einem umfangreichen Stab angereist war, zeigte er sich praktisch ausschließlich allein. Sein bizarrer Anblick hatte schon so manchen Knecht erschrocken. Wenn er in seinem schmucklosen schwarzen Mantel und mit hinter dem Rücken verschränkten Armen aus einem unbeleuchteten Korridor schlich erschien er, nicht zuletzt auch wegen seines Grinsens, wie eine dunkle Heimsuchung. Neben einer abgenutzten Inquisitionsrosette trug er auch ein goldenes Dreieck, welches ein stilisiertes Auge umschloss, an einer Metallkette um den Hals. Für die die ihn kannten, wirkte das Klimpern der beiden Schmuckstücke aufeinander bedrohlich wie eine Totenglocke.

Scarissa Johmark war eben damit beschäftigt, ihr Versprechen einzulösen und für ihre Freundin Jeri Informationen bezüglich Vorys Verschwinden zu sammeln. Die Tatsache, dass sie, anders als alle anderen, in keinem Schichtplan auftauchte war hierfür notwendig und längst kein Zufall mehr. Mit viel Verhandlungsgeschick und nur minimalen Identitätsdiebstählen hatte sie sich forensische Untersuchungsutensilien besorgt und immer wieder ihre Einsatzplanung verhindert. Darüber hinaus hatte sie diversen Besprechungen beigewohnt. Im Zuge dieser für sie eigentlich unzugänglichen Arbeitsplanungen bekam sie heraus, wer die Arbeit des verschwundenen Vorys vollenden sollte. Damit kam sie einem möglichen Tatort zumindest räumlich ein wenig näher.
Nun besprühte sie seit Stunden den verkratzen Boden mit einer Lösung die eine neongelbe Farbe annehmen sollte, wenn sie auch nur mit minimalen Rückständen von Blut zusammentraf. Zwei Kanister waren bereits leer und in Gedanken war sie schon bei dem Nerv tötenden Adepten, der derartige Bestände verwaltete.
Als der Rand ihres letzten Sprühflecks schließlich seine Farbe änderte, traute sie zuerst ihren Augen nicht. Sie sprühte weiter und fand die Rückstände einer großen Blutlache. Dann erhob sie sich aus ihrer knienden Position. Für einen Moment wurde ihr etwas schwindelig und sie vernahm ein Klingeln in den Ohren, welches sofort wieder verstummte. Die beinahe leere Sprühflasche befestigte sie an ihrem Gürtel und kramte in ihrer Brusttasche. Dabei stieg ihr der süße Geruch ihrer chemikalienverschmierten Hand in die von Metall verdeckten Überreste ihrer Nase. Sie förderte einige eingeschweißte Wattestäbchen zutage und riss deren Verpackung auf, sorgsam darauf achtend keinen Müll zu hinterlassen. Leider stand ihr kein professionelles Labor zur Verfügung, weshalb ein DNA-Test ausschied, jedoch konnte sie wenigstens die Blutgruppe bestimmen. Eine Übereinstimmung wäre zwar kein Beweis, aber immerhin ein sehr starkes Indiz.
Von sich selbst angewidert wischte sie sich mit einem siffigen Lappen in der Linken über ihre Gesichtsaugmentik und entfernte so das ranzige Sekret welches ihr ansonsten dauernd auf die Kleidung tropfen würde. Wieder auf den Knien strich sie mit den Stäbchen über den Boden und steckte sie zurück in ihre Verpackung, auf die praktischerweise eine Farbskale gedruckt war. Während sie wartete bis das Ergebnis lesbar wurde, sah sie sich um. In einem schattigen Alkoven ragten angelaufene Manschetten hervor die normalerweise einen Raumanzug hielten. Mehr aus Langweile steckte sie ihren Kopf hinein und roch altes Schmiermittel. An der linken Seite war ein verknittertes Plastekblatt angeheftet, auf dem wohl vor Jahren zuletzt eingetragen worden war wer den Anzug genommen hatte. Bis auf den letzten Eintrag. Der war nicht nur neuer, sondern auch mit einer Sorgfalt angebracht worden die dafür sprach, dass sein Schreiber mehr als nur seinen Namen beherrschte. >Vorys Malak, Sek. Ordensdiener<
Sie riss das Plastek heraus um es im Licht der chemischen Lampen etwas besser erkenne zu können. Ein ungesunder Laut drang aus ihrer Maske als sie die Fratze erblickte die zweifellos ein halbwüchsiger Idiot mit viel Geschick an die Wand geschmiert hatte. Als die Fratze den Mund öffnete um etwas zu sagen, gefror ihr das Blut in den Adern und ein noch unwürdigerer Laut drang aus ihrem Gesicht als sie Speichel verschluckte.
„Adeptus Arbites. Undercover oder desertiert…“ formulierte die Fratze mit angenehmer Stimme, scheinbar mit sich selbst redend. Scarissas Erleichterung, es mit einem Wesen aus Fleisch und Blut zu tun zu haben, währte nur Sekundenbruchteile. Dann erkannte sie die Insignien und erinnerte sich an die Gerüchte, die zuletzt die Runde machten. Irgendwie gelang es ihr, den Klumpen in ihrem Hals unscheinbar herunterzuwürgen und sie nahm Haltung an. Der Verlust ihres blendenden Aussehens hatte sie schwer getroffen, jedoch war sie sich sicher, dass es ihr bei dem Inquisitor auch nicht besonders geholfen hätte.
„Arbitesagentin Scarissa Johmark,…freischaffend.“
Das Grinsen des Inquisitors wurde breiter aber nicht leichter zu deuten. „Erläutern sie dies.“ hakte er nach, ohne seinen Gesichtsausdruck zu ändern. Unglaublich wie grün seine Augen waren. Scarissa fasste Mut, ihre Tätigkeit war der des Inquisitors ja gar nicht so unähnlich.
„Ich ermittle in der Angelegenheit eines verschwundenen Ordensdieners…und jüngsten Erkenntnissen nach ist er wohl ungefähr hier gestorben.“ berichtete sie diszipliniert und wies auf die noch schwach leuchtenden Chemikalienspritzer.
„Und wie es aussieht sind sie gut darin. Aber da es weder einen offiziellen Auftrag gibt, noch eine aktive Arbitesagentin auf Argenteus Irae verzeichnet ist, bin ich gespannt auf den Hintergrund.“ Dabei nahm er seine Hände vom Rücken und faltete sie verschwörerisch vor der Brust. Scarissa sah, dass sie sauber manikürt waren und glaubte einen Hauch von Freundlichkeit in seinen Augen zu lesen. „Aufträge sind nicht das Einzige was es hier nicht gibt. Es fehlen unzählige Arbeitskräfte und Disponenten, aber ich kann dennoch tun wozu ich ausgebildet wurde und ich habe mich nun mal Entschieden, dieser Sache nachzugehen. Ich überwinde Hindernisse lieber anstatt vor ihnen zu kapitulieren.“ rechtfertigte sie sich mit etwas mehr Selbstbewusstsein, als man einem Inquisitor entgegenbringen sollte. Wie konnte sie nur so leichtfertig sein.
„Wir kennen uns noch keine drei Minuten und schon belügt ihr mich?“ fragte er und wirkte irritierender Weise aufrichtig verletzt und nicht erbost. Sein Grinsen wurde schmaler und seine Brauen hoben sich, was ihm insgesamt einen eher wahnsinnigen Ausdruck verlieh. Er machte eine verspielte Geste mit der Hand und fuhr fort. „Ich erlöse sie hiermit von der Loyalität ihren Mitmenschen gegenüber.“
War er vielleicht wirklich wahnsinnig?
„Der Ordensdiener war der Partner einer hochrangigen Techdadeptin, der ich etwas schulde.“ Scarissa hoffte, dass das Erwähnen vermeintlich wichtiger Personen ihren Auftrag irgendwie sanktifizieren konnte.

„Faszinierend, eine durchweg unwahrscheinliche und unglaubwürdige Geschichte, aber dennoch ist sie wahr.“ antwortete er zufrieden und während seine Hände zurück auf den Rücken wanderten, kehrte auch sein voriges Grinsen wieder zurück.
„Und nun? Werdet ihr mir helfen oder mich aufhalten?“ fragte sie erneut forscher nach als sie für vernünftig hielt, woraufhin das Grinsen aus dem Gesicht des Inquisitors verschwand. Obwohl sein Ausdruck deutlich ernster wurde, zeigte er ihr nun anscheinend zum ersten Mal echtes Amüsement. „Ich werde ihnen zunächst über die Schulter sehen. Haben sie eine DNA-Probe oder dergleichen bei sich?“
„Ja Inquisitor.“ antwortete sie und wurde sich bewusst, dass sie zum ersten Mal seinen Rang benutzt hatte. Diensteifrig zog sie ein kleines Plastektütchen hervor und hielt es ihm hin. Zügig öffnete er es und griff mit seinen langen Fingern hinein. „Nicht! Sie kontaminieren…“ fuhr sie auf und bremste sich von sich selbst erschrocken, ehe sie weitersprach. Erneut nahm sein Gesicht jenen ernsten amüsierten Ausdruck an und hielt das Haar aus dem Tütchen, ins diffuse Licht der chemischen Lampen. Was er damit bezweckte war nicht zu erkennen. Er steckte es zurück und gab ihr schweigend ihre Probe wieder. „Fahrt fort als ob ich nicht hier wäre.“
Er machte einen Schritt zurück und beugte sich dann interessiert etwas nach vorne.
Scarissa versuchte ihre Gedanken zu sammeln und weiterzumachen wie befohlen. Entschlossen trat sie vor die nahe Schleuse, kramte einen Datenstick aus einer Beintasche und verharrte, als ihr einfiel, dass sie dies auch noosphärisch tun konnte. Mit mehr Souveränität als sie empfand untersuchte sie die Kontrollmechanismen und öffnete schließlich die Innentür. In der Kammer waren die Wände heftig verkratzt und stark korrodiert. Schließlich sammelte sich in derartigen Schleusen gerne Kondenswasser und da sie nur selten geöffnet wurden, blieb es zumeist für Dekaden dort. Sie zückte ihre Sprühflasche und fand auch hier schnell Rückstände von Blut, allerdings nur tröpfchenweise. Dafür entdeckte sie Kratzspuren, die zu den für Raumanzüge typischen Magnetstiefeln passten. Scarissa warf einen verstohlenen Blick hinter sich und sah gerade noch wie sich der Inquisitor sich aus der Hocke erhob. An seiner Hand klebte etwas von dem Gemisch aus Blut und Chemikalien.
Aus den vorliegenden Fakten schloss sie, dass Vorys vor der Schleuse verletzt worden war und angesichts der Blutmenge kaum in der Lage gewesen sein sollte die Stelle aus eigener Kraft zu verlassen. Es gab ja keine Spuren die belegten, dass ein Verletzter innerhalb der Station abtransportiert worden wäre. Da auch der Raumanzug fehlte, war er wohl mit diesem zusammen aus der Luftschleuse befördert worden, was eindeutig eine Verschleierungsabsicht belegte. Servitoren beförderten aus Eigenantrieb keine Abfälle aus Luftschleusen die nicht hierfür gedacht waren. „Mord.“ verkündete sie theatralisch und lauerte auf eine Reaktion des Inquisitors. Der ließ jedoch nichts erkennen. Das frustrierende an diesem Durchbruch war allerdings, dass sie keinerlei Hinweise auf einen Täter hatte.

Unterdessen gewann Jeri Rahin ihren vorgesetzten Magos regelrecht lieb. Die Anfragen die aus dem Stab des Inquisitors auf sie einprasselten, waren noch viel ermüdender und pingeliger als alles was besagter Magos ihr je abverlangt hatte. Selbst der schien alles andere erfreut, über den in seinen Augen offenen Misstrauensbeweis seitens der Obrigkeit. Eine Weile lang hatte sie ihm noch nachgetragen, dass er mit seiner Behauptung, wenn sie sich einmal an die noosphärische Kommunikation gewöhnt habe sie diese vorziehen würde, recht behalten hatte. Auf herkömmliche Art und Weise hätte sie auch keine Chance gehabt der Anfragen auch nur im Ansatz Herr zu werden.
Insbesondere die von ihr ursprünglich enttarnte Feindtransmission, war Inhalt von duzenden Untersuchungen und wurde, wie es schien, durch voneinander unabhängigen Kontrollgruppen geprüft. In ihren kurzen Pausen, dachte sie an Vorys und versank immer wieder in tiefer Trauer, da sie bemerkte, dass ihre Erinnerungen an ihn immer lückenhafter wurden. Den einzigen Trost spendete ihr Scarissa. Sie ging als einzige der Angelegenheit nach und ließ Vorys‘ Schicksal so keinen gesichtslosen Verlust an Menschenmaterial bleiben. Aber wie lange konnte ihre Freundin diese Aufgabe wohl noch ausführen? Sie würde sich nicht ewig aus Schichtplänen und den Erfassungswellen heraushalten können und zu allem Überfluss schnüffelte die Inquisition in ungekanntem Ausmaß auf Argenteus Irae herum.
Als sie einander in der Sektionskantine trafen, um die Ergebnisse der Ermittlungen auszutauschen, bemerkte Jeri sofort die Veränderung an ihrer Freundin. Scarissa wirkte ein wenig gehetzt und sah sich ständig um. Abgesehen davon aß sie mit auffallend wenig Appetit von der zähen Pampe, zu der geheimnisvolle Frikadellen gereicht wurden. Zum Glück gehörte auch eine sehr würzige Sauce dazu, die das ganze Mahl überhaupt erst genießbar machte. Wenn man bedachte, dass es sich hier um eine im Vergleich hochwertige Kost handelte trotzdem nur ein schwacher Trost.
Scarissa hatte auf dem Weg hierher immer wieder über ihre Schulter geblickt, um zu sehen ob der geheimnisvolle Inquisitor sie weiterhin verfolgte. Dabei zermarterte sie sich das Hirn was sie Jeri sagen sollte. Auch wenn sie ein wenig Licht ins Dunkel gebrachte hatte war das entstandene Bild alles andere als tröstlich oder ermutigend.
„Ich habe eine Spur gefunden. Ich kenne jetzt Vorys letzten Arbeitsplatz und…“ Scarissa stockte. Jeri hielt dies für eine Nebenwirkung der kruden Augmentik und steckte sich eine der Frikadellen in den Mund. Kauend und über deren Inhalt rätselnd blickte sie auf. „Was ist los Scarissa?“ fragte sie und spürte wie sich ihre Eingeweide verkrampften als sie ihrer Freundin in die Augen blickte.
„Vorys wurde ermordet.“ platzte sie schließlich heraus und schob ihr Tablett in einer hilflosen Geste von sich. Jeri versuchte die Frikadelle zu schlucken, während ihr Mageninhalt sich auf Abfangkurs begab. Als die Frikadelle schließlich knapp gewann, stiegen ihr Tränen in die Augen. Die Übelkeit war lähmend und sie versuchte sich einzureden, dass sie doch insgeheim gewusst haben musste, dass so etwas passieren würde. Scarissas Augen zeigten Bedauern und Mitgefühl, welches von ihrer unteren Gesichtshälfte jedoch nicht wiedergegeben wurde. „Und von wem?“ speiste Jeri noosphärisch aus, als es ihr die Sprache verschlug.
„Darauf habe ich noch keine Antwort. Aber ich kann dir sagen, dass der Angelegenheit mittlerweile mehr Beachtung geschenkt wird als bisher.“ entgegnete sie auf dieselbe effiziente Weise.
„Was bedeutet das? Hat die Stationssicherheit eine offizielle Untersuchung angesetzt?“ fragte sie voll aufkeimender Hoffnung auf Gerechtigkeit.
„Sozusagen.“ antwortete Scarissa knapp und presste die Lippen zusammen. Auch wenn der Inquisitor ihr keine Schweigepflicht auferlegt hatte, so schien es wenig ratsam seine Einmischung leichtfertig mitzuteilen. Außerdem fühlte es sich irgendwie wie Verrat an. Was war nur los mit ihr?
„Sozusagen? Ja oder Nein?“ bohrte Jeri etwas erbost nach. War Scarissa etwa in eines der unzähligen Netze aus Lügen, Vertuschung und Geheimhaltung geraten? „Das was ich gesagt habe.“ fuhr Scarissa Jeri ein wenig heftiger an, als nötig. War das der Dank für ihre Mühen und ihren mysteriösen Inquisitionskontakt. Es war doch nur ein relativ kurzes Gespräch gewesen. Warum war sie seitdem so unausgeglichen und unbeherrscht? Jeri sah ein wenig betroffen auf ihr lauwarmes Gericht herab und flüsterte eine Entschuldigung.
„Du kannst dich auf mich verlassen.“ antwortete Scarissa so gefühlvoll wie es ihr mechanischer Kehlkopf erlaubte und strich Jeri sanft über die Schulter, als sie langsam aufstand um zu gehen.
Scarissa marschierte zielstrebig zu ihrem Quartier und ließ sich auf ihr Bett fallen. Sie streifte sich ihre schweren Stiefel von den Füßen und wandte sich dem neben dem Bett angebrachten Cogitator zu. Auf der Tastatur lag ein Zettel. Zuerst hielt sie ihn für die übliche Plastekfolie in vergilbtem Zustand. Als sie ihn in die Hand nahm stellte sie nicht nur fest, dass er aus echtem Papier war, sondern darüber hinaus mit ihren Initialen beschriftet. Jemand war in ihr Quartier eingedrungen! In geschwungenen Buchstaben stand dort SJ, geschrieben mit blauer Tinte. Sie klappte die Nachricht auf und als erstes fiel ihr das schwere Wachssigel im Inneren auf. Das Zeichen war ihr gut bekannt, nur hatte sie es schon eine Weile nicht mehr gesehen. Es zeigte eine stilisierte Faust, die eine altmodische Waage hielt, das unverwechselbare Zeichen des Adeptus Arbites. Die in den Rand geprägten Ziffern waren die eines Arbites Beamten im Range eines Magistraten. Dezent genug nicht für Aufsehen zu sorgen, hochrangig genug ihr eine Menge Ärger vom Hals zu halten. Auch wenn auf Argenteus Irae das Arbites keine Befugnisse hatte, würde sie mit diesem Schrieb zumindest um eine standrechtliche Erschießung herumkommen. Ihre Chancen standen aber auch für die mit dem Schrieb erwirkbare Verhandlung nicht besonders gut. Sofern sie dabei keine Hilfe von außen erhielt. Aber was bedeutete das Dokument und die Art seines Erscheinens für sie? Sie war sich ziemlich sicher, dass der Inquisitor dahintersteckte und fragte sich welches Interesse er wohl an dem Ermordeten hatte. Oder gar an ihr? Sie hatte schon das Gefühl, einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben und bereits mit einem Blick hinter seine grinsende Maske belohnt worden zu sein.

Inquisitor Alexander Kane betrat sein Quartier, entspannte seine Gesichtszüge und massierte in allzu menschlicher Art und Weise seine Schläfen und die hintere Kiefermuskulatur. Natürlich war auch er ein Mensch. Allerdings einer der höher entwickelten, wie er sich gerne ausdrückte.
Er war einer unter Milliarden und selbst unter diesen noch ein Exot. Sein Geist war mit dem Warp verbunden, was für sich genommen bereits selten genug vorkam. Damals, vor mehreren hundert Jahren, war er noch auf dem schwarzen Schiff, welches ihn nach Terra schaffen sollte, als etwas Besonderes erkannt worden. Mit vierzehn Jahren besaß er zwar noch die Körpergröße eines Kindes, jedoch ansonsten alle Attribute eines erwachsenen Mannes. Was sich zunächst wie eine obszöne Laune der Natur darstellte, entpuppte sich als ein intuitives Verständnis physiologischer Prozesse, welches seine Energie direkt aus dem Warp bezog. Er hatte andere Psioniker Blitze schleudern sehen, unglaubliche Vorhersagen machen hören oder auch das Bewusstsein von anderen Lebewesen okkupieren sehen. Sein eigenes Talent hatte er einmal als passive psychophysiologische Transformation beschrieben. Als er seinerzeit die Lettern in sein Tagebuch geschrieben hatte, war er sich dabei noch klug und aufgeklärt vorgekommen.
Jugendsünden eben, sowohl zu glauben Psionik trennscharf klassifizieren zu können, als auch ein Tagebuch zu führen. Heute, nachdem er mehr Bücher gelesen hatte als in sein Quartier passten und mit mehr Psionikern gesprochen hatte, als die meisten Zeit ihres Lebens zu Gesicht bekamen, war seine Klassifizierung sehr viel kürzer und zugleich umfassender. Er war ein Biomancer. Sein Körper gehorchte mit jeder Zelle seinem Willen und er war auch in der Lage jeden anderen zu beeinflussen. Insbesondere die letztgenannte Facette war bei seiner Arbeit besonders nützlich. Er konnte die Körperchemie so spezifisch beeinflussen, dass er sein Gegenüber in praktisch jede Stimmung versetzen konnte, bis hin zu dem warmen Gefühl der Liebe. Telepathen, die den Geist beeinflussten hinterließen dabei meist Spuren, winzige mentale Traumata die ein fähiger Ermittler zu entdecken vermochte. Seine Spuren unterschieden sich jedoch in keiner Weise von jenen, die ohnehin in jedem Menschen steckten. Und den meisten Xenos.
Als er diese Fähigkeiten erlernte und meisterte hatte er schwer zu ringen gehabt, Emotionen ob ihrer vermeintlichen Trivialität überhaupt noch einen besonderen Wert zuzuschreiben. Zu Beginn hatte er noch Wert darauf gelegt, dass ein Stab ihm aus eigenem Entschluss loyal diente. Im Laufe der Jahrzehnte, während Agent um Agent gestorben waren und er begann sich menschliche Bindungen zu verbieten, erzeugte er die glühende Loyalität seiner Untergebenen kurzerhand selbst.
Er goss sich einen Kelch Wein ein, den er sich aus der Trinkhalle der Astartes hatte bringen lassen und genoss dessen beißendes Aroma. Er trat aus dem dekadenten kleinen Salon in den hinter einem schweren Vorhang verborgenen Arbeitsbereich. Dort stand Illisar, sein treuer Adept und ältester Gehilfe. Für seine hundertachtzig Standardjahre war auch dieser ein Phanal der Vitalität. Sie beide wussten, dass Kane ihn zumindest vor einem Tot an Altersschwäche bewahren konnte. Illisar hatte in seiner Funktion das Privileg vom Sanktum des Inquisitors aus zu operieren und darüber hinaus auch das Glück allen bisherigen Attentaten entgangen zu sein. Ein Inquisitor machte sich nun mal per Definition eine Menge Feinde. In und außerhalb der eigenen Reihen.
„Wo warst du so lange Alexander? Wir haben einen strengen Zeitplan der unsere einzige Chance ist unseren Auftrag logistisch zu bewältigen.“ tadelte der Adept seinen Vorgesetzten und ließ ihn die Nase rümpfen. „Ich habe eine unvorhergesehene Spur entdeckt und möglicherweise auch eine Person, die den entstandenen Verzug ausgleichen kann.“ rechtfertigte sich der Inquisitor und verschränkte die Arme vor der Brust. Gelegentlich genoss er es, einfach mal den Unterlegenen zu spielen. In der Realität kam dies kaum vor. Nicht einmal auf einer Watchfeste der Astartes.
„Also jemand der endlich meinen Platz einnimmt?“ fragte Illisar nach.
Auch wenn Ton und Ausdruck locker und gut gelaunt wirkten, so lag doch ein Schleier der Qual in seinen Augen, den Alexander nicht leugnen konnte. Trübsinnig setzte er sein falsches Grinsen auf und bemerkte die vollen und leeren Medikamenten Kartuschen, die in dem Regal neben dem Arbeitsplatz lagen. Die Frage seines Untergebenen war, auch wenn im Scherz formuliert, durchaus berechtigt und ein Indiz für dessen desolaten Zustand. Die Manipulation von Körper und Geist, in Kombination mit der überlangen Lebensdauer, forderten einen heimtückischen Tribut. Der menschliche Geist, der nicht für die Ewigkeit gemacht war, konnte die unablässige Vergewaltigung seines Selbst nicht unbegrenzt verkraften. Heftige, unkontrollierte Depressionsschübe waren die Folge.
Durch die fortwährende Manipulation wurden seine Untergebenen regelrecht süchtig nach ihm und wiesen am Ende ähnliche Symptome auf wie ein Obscuraabhängiger. Das ausgerechnet diejenigen, die gewissermaßen die Last der ganzen Menschheit trugen obendrein so verschlissen wurden, hatte Alexander schon vor Jahren das Herz gebrochen. Mit Leichtigkeit hätte er den inneren Schmerz ausschalten können, sah jedoch davon ab. Erbärmlicher Weise, war dieser Schmerz das menschlichste an ihm.
„Möglicherweise.“ antwortete Alexander und hasste die Lüge in dem Moment in dem er sie aussprach. War es falsch Hoffnung zu schenken wo es keine gab? Nur im Tot endete die Pflicht und auch Illium würde sich dem ebenso wenig wie Alexander selbst verwehren können. Zumindest hoffte der Inquisitor auch eines Tages zu sterben und fragte sich im selben Moment ob er sich selbst etwas vormachte. Vielleicht war seine Unsterblichkeit die Strafe für all die Sünden die er im Namen des Imperators der Menschheit vollbringen musste.
„Wir haben die versteckte Botschaft, von der wir glauben, dass sie das Angriffssignal war, vollständig analysiert und in mit den astrometrischen Referenzen und den astropathischen Augur-Diagrammen verknüpft. Obwohl die Alphalegion über mehrere Relais gegangen ist, konnten wir Devekel als auserkorenes Ziel bestätigen.“

„Das ist nichts Neues…“

„Das nicht. Aber was, wenn ich dir sage, dass das Signal aufgespleißt wurde und somit auch an eine weitere Position gesendet wurde?“
„Was? Wohin?“ fragte Alexander aufgeregt und versuchte selbst darauf zu kommen.

„Die Kalkulationen laufen noch, aber wie es aussieht in den leeren Raum am Rande des Sektors.“

„Dann entsenden wir ein Aufklärungsschiff zu den Koordinaten.“ ordnete Alexander an und verschränkte zufrieden die Arme hinter dem Rücken.
„Das ist noch nicht alles. Wie es aussieht, wurde nicht nur der Angriffsbefehl dorthin übermittelt, sondern auch die Information über den eigentlichen Adressaten. Dieses Vorgehen ist äußerst untypisch für die Alphalegion, dennoch kann eine Unterwanderung ihrer Informationsnetze praktisch ausgeschlossen werden. Ich denke…“ Alexander hörte nicht mehr zu. Vor seinem Auge erschein ein Gesicht mit eisblauen Augen darin und einer faltigen, mit Dienststeckern verzierte Stirn. Den zugehörigen Namen presste er hervor als er sich an sein mit ihm verbundenes Versagen erinnerte.
„Sophokles.“