Endlich den Großvater abgeschüttelt.Weiter gehts!
NEUN / III
Hinter der Tür zerbrach ein Glas und ein dumpfes Poltern drang ebenfalls hindurch. Scarissa führte ihren Universalschlüssel zum Schloss und stellte dabei fest, dass nicht abgeschlossen war. Weniger als drei Sekunden nach ihrer Aufforderung die Tür zu öffnen stieß sie sie selbst auf und eilte hindurch.
Sie stand in einem großzügigen Salon, dessen Boden mit einem fleckigen, ausgedünnten Teppich bedeckt war. Der Geruch der ihr entgegenschlug erinnerte sie an die Obscurahöhlen, die sie in ihren frühen Arbitesjahren gelegentlich unterwandert oder hochgenommen hatte. An den Wänden hingen verblichene Bilder und verrostete Ehrentafeln die auf bessere Zeiten und hohen Besuch hindeuteten. Auch wenn einige der Wände recht frisch gestrichen waren, konnte man erkennen, dass ohne viel Aufhebens über Rost und Dreck hinweglackiert worden war. Ein fettig verstaubter Kronleuchter tauchte den ausladenden Raum in schmutziggelbes Licht und beschien eine Frau die leblos auf einer abgenutzten Couch lag. Die Brandflecken auf Polster und Haut, sowie die unverwechselbaren Entzündungen im Gesicht, brandmarkten sie als Obscuraabhängige. Die verschlissene Reizwäsche deutete, in Kombination mit ihren mehr oder weniger offensichtlichen Schönheitsoperationen, darüber hinaus auch ihre weiteren wenig appetitlichen Qualitäten an. Ein Neuling hätte sie vermutlich ignoriert, aber Scarissa wusste es besser. Lass niemals einen Obscurasüchtigen unbeobachtet in deinem Rücken.
„Aufheben und mitnehmen.“ wies sie ihre Begleiter an. Zügig schritt der nächste von den beiden zu dem Häufchen Elend und ergriff den ungesund dünnen Arm. Die Frau stöhnte widerwillig, öffnete aber weder die Augen oder zeigte sonst eine Regung. Der Soldat nahm kurzerhand beide Handgelenke in seine gepanzerte Faust und schleifte sie über den dreckigen Boden. Am entlegenen Ende des Salons war der Durchgang von einem schweren Vorhang verdeckt. Er war ebenso abgenutzt wie der Rest des Salons und Scarissa schob ihn langsam mit dem Lauf des schweren Revolvers beiseite. Dahinter sah sie den Kapitän auf einem heruntergekommenen Sofa liegen. Daneben lag ein umgestürzter Servierwagen in einer Pfütze aus verschiedenen Alkoholsorten. Auf dem speckigen Couchtisch befanden sich neben überfüllten Aschenbechern auch eine beachtlichen Menge Obscura, diverse Glaspfeifen und Spritzen.
Der Kapitän trug kein Hemd und versuchte seinen fetten, teigigen Körper hinter einer weiteren Frau zu verbergen die nackt auf ihm lag. Offensichtlich auch eine Süchtige, die gegenwärtig weniger komatös als ihre Kollegin schien, aber in keiner Weise gesünder. Die erste Frau wurde in einem Sessel mit hoher Lehne abgelegt und methodisch sicherten die Bewacher den Raum und die anderen Zugänge.
Der Kapitän hatte seinen bleichen Schwabbelarm locker um den Hals der nackten Frau gelegt, womit er allerdings weniger Zuneigung als Macht proklamieren wollte. Bei gleichzeitiger Feigheit. Er schien ernsthaft zu glauben, Scarissa hätte auch nur die geringste Hemmschwelle den Menschenmüll auf seinem Wanst ohne zu Zögern zu entsorgen. Diese Kreatur zog nicht nur das weibliche Geschlecht in den Dreck, sondern die ganze Spezies Mensch und war damit in keiner Weise besser als ein Deserteur. Nur, dass ihr drogenzerfressenes Hirn nicht mal mehr für die Servitorenfabriken taugte.
„Ziehen sie sich was an, Kerl. Und stehen sie gefälligst, wenn sie mit mir reden.“ fauchte Scarissa um von vorne herein Druck aufzubauen.
„Aber er steht doch Prinzessin.“ faselte die nackte Frau und fummelte dem Kapitän anzüglich in der Leistengegen herum. Ehe der Kapitän oder sonst jemand etwas erwidern konnte, schmetterte Scarissa der Nutte ihre Pistole vor den Schädel woraufhin diese wie ein nasser Sack vom Kapitän herunter glitt. Der wurde schlagartig unterwürfig und Scarissa erkannte angewidert, dass die nun Bewusstlose nicht gelogen hatte. Die Bewacher trugen die Szene mit Fassung und einer griff sich die Jacke des Kapitäns von einer Stuhllehne und warf sie dem bleichen Fettsack zu.
Scarissa presste zornig die Lippen aufeinander, ehe ihr bewusst wurde, dass diese von ihrer Augmentation verdeckt wurden. Der Kapitän erhob sich, strich sich die krustigen Reste der Frohsteine vom Gesicht und warf sich umständlich die Jacke über. Wankend schritt er zu einem Regal, um seine Kapitänsmütze zu nehmen und aufzusetzen. Als sie ihm entglitt, beugte er sich vor und erbrach sich in das Zeichen seiner Autorität. Scarissa schnaubte und war überrascht, dass sich ihre Laune tatsächlich noch verschlechtern konnte. „Setzt ihn auf einen Stuhl und gebt ihm die hier.“ presste sie betont ruhig hervor und reichte ein Röhrchen mit Entgiftungstabletten. Diszipliniert gehorchten die Bewacher, für deren Anwesenheit Scarissa langsam doch dankbar war und inspizierte währenddessen das Zimmer.
Verwahrlosung war allgegenwärtig und mit jedem Schritt entdeckte sie eine andere Note abstoßenden Gestanks. Wie konnte ein Kapitän der imperialen Navy nur so tief sinken? Während sie umherstreifte und ihre Bewacher versuchten die Tablette zu verabreichen, bemerkte sie eine Auffälligkeit. Auch wenn der ganze Raum ebenso wie der Salon ein einziges verwahrlostes Durcheinander war, entging ihr nicht die mehr oder weniger geschickt versperrte Tür. Ein löchriger Vorhang war davor gezogen worden und eine massive Kommode ebenfalls. Die Löcher im Teppich, wo sie zuvor Ewigkeiten gestanden hatte, waren noch zu sehen. Hinter ihr erklang ein Husten und Würgen und Scarissa drehte sich um. Tränen standen dem Kapitän in den Augen und er war nur noch Augenblicke davon entfernt, den heftigsten Kater seines Lebens komprimiert auf eine Stunde zu erleben.
„Was ist dahinter?“ fragte sie mit beiläufiger Stimme nach. Schuldige waren meist offener wenn die Aufmerksamkeit von ihnen auf etwas Anderes überging.
„Badezimmer, aber es ist…kaputt.“ antwortete er lallend, nur um im Anschluss vor Schmerzen aufzustöhnen, als die Tablette ihre Arbeit aufnahm. Scarissa mochte diese Tabletten sehr. Sie hätte sie auch verabreicht, wenn der Kapitän nüchtern gewesen wäre, denn die Nebenwirkungen waren dieselben und bei einem Verhör stets sehr hilfreich gewesen. Was sie jedoch gar nicht mochte, war es belogen zu werden, obendrein so ungeschickt. Mit einer Geste trug sie ihren Bewachern auf den Raum dahinter zu inspizieren. Unterdessen begann der Kapitän Rotz und Wasser zu heulen und sich in Krämpfen zu winden.
Mit einem Ruck wurde der verwahrloste Vorhang von den goldfarbenen Metallringen gerissen und zur Seite geworfen. Dann hob einer der Bewacher die Kommode auf einer Seite an woraufhin deren Inhalt geräuschvoll darin herumpolterte. Mit einem neuerlichen Ruck ließ er die Kommode sich über die kurze Seite überschlagen und einen Beistelltisch zerschmettern. Scarissas Begleiter waren wohl auch nicht erfreut darüber in so ein Loch geraten zu sein. Dann trat er die Tür ein, ohne zu prüfen ob sie verschlossen war und machte einen Schritt in den Raum in dem diffuses Licht brannte. Der Soldat aktivierte die Lampe an seiner Schrotflinte und Scarissa hörte wie unter den schweren Stiefel Scherben zerbrachen. „Leiche. Liegt schon länger hier.“ brummte der Soldat trocken, als hätte er gerade irgendwelche Essenreste gefunden, und nicht die sterblichen Überreste eines menschlichen Wesens.
„Wer ist das da drinnen?“ fauchte Scarissa den würgenden Kapitän an, ohne sich dem Bad zuzuwenden. Irgendwie genoss sie es eine vermeintlich so hochgestellte Person zu behandeln wie einen gewöhnlichen Kriminellen. „De…De…Del…“ stammelte er und fing sich eine schallende Ohrfeige. „Sprechen sie deutlich Kerl, sonst vergesse ich mich endgültig!“ Insgeheim fragte sie sich wie viel Freiraum ihr der Inquisitor tatsächlich ließ und was er davon halten würde, wenn der Zeuge vorzeitig verstarb. Aber das Bedürfnis, jemanden für ihre traumatische Kindheit bezahlen zu lassen, war erstaunlich stark.
„Delia, Proktorin. Sie ist…“ antwortete er kleinlaut und als er zu einer Lüge ansetzte holte Scarissa bereits zu einer weiteren Rückhand aus. „Ich stehe hier gewaltig unter Druck und mir ist die Hand ausgerutscht. Sie ist auf die Wanne gefallen…es war ein Unfall. Sie war doch nur…“
„Sie war doch nur was?“ bohrte Scarissa nach, wissend was der Kapitän hatte sagen wollen. Der bemerkte seinen Fehler jedoch rechtzeitig und entschärfte die Situation ein klein wenig. “Totschlag also. Auch wenn sie es nicht verdienen, kann ihnen dies vielleicht vergeben werden.“ fuhr sie mit ruhiger Stimme fort und lehnte sich an einen Beistelltisch. Zeit die Ernte einzufahren.
„Ihr Schiff wurde von Renegaten angegriffen und da sie hier jetzt vor mir sitzen können, haben sie wohl mit ihnen kooperiert. Ist das korrekt?“ fasste sie die eigentliche Anklage zusammen und versetzte den Kapitän damit auf eine völlig neue Ebene der Furcht. Sie bemerkte, wie er wehmütig zu dem auf dem Tisch liegenden Frohsteinen blickte und ihr dann flehentlich direkt in die Augen sah. „Nein, Proktorin. Sie kamen auf mein Schiff, haben sich an den Passagieren vergriffen und mich zunächst in der Brücke festgesetzt.“
„Was für Passagieren?“ fragte sie mit zusammengekniffenen Augen weiter nach.
„Naja, allen möglichen. Armen, reichen und selbst Teile meiner eigenen Besatzung wurden entführt.“
„Was war das für ein Schiff und wie haben die Entführer ausgesehen?“
In den folgenden zweieinhalb Stunden holte Scarissa alles aus dem gebrochenen Mann raus was es zu holen gab. Als die Wirkung der Entgiftungstablette nachließ, gewann er ein wenig von dem Selbstbewusstsein zurück, dass mit seinem Berufsstand einherging. Es war deutlich zu merken, dass er gerade alles tat um am Leben zu bleiben, was dafür sprach, dass es etwas für ihn gab, für das es sich zu leben lohnte. Das war für das Verhör von großem Vorteil, denn Leute ohne Perspektive konnten wahrlich ermüdende Zeugen sein. Natürlich ging sie auch dem auf den Grund, aber ohne Konsequenzen daraus zu ziehen. Ein wenig bereute sie, dass sie keinen Adepten mitgenommen hatte, der alles mitschrieb. Denn das Protokollieren wollte sie, so ungern sie auch schrieb, nicht ihren Bewachern überlassen. Die Süchtige, die sie niedergeschlagen hatte, war zwischenzeitlich erwacht und hatte dann wimmernd die Hühnerei große Beule auf ihrem Jochbein betastet. Darauf hatten die Bewacher die beiden Frauen kurzerhand in eines der dekadenten Schlafzimmer gesperrt.
Als die Proktorin endlich gegangen war, wuchs in Kapitän Karstolf Dunnbar eine hoffnungsvolle Nervosität heran. Er war noch am Leben und noch immer hatte niemand das kleine Vermögen konfisziert, welches in seinem Tresor ruhte. Sollte sich das Blatt doch endlich zu seinen Gunsten wenden? Er wollte kein Risiko mehr eingehen und begann Dinge zu tun die er seines Wissens noch nie getan hatte. Nachdem er die Huren rausgeworfen hatte und von einem Servitor die Leiche hatte entfernen lassen, begann er eigenhändig sein Quartier auf Vordermann zu bringen. Eine schicksalhafte Minute lang war er mit einigen Frohsteinen in der Hand dagestanden und hatte sie schließlich ebenfalls entsorgt. Vielleicht hatte er Glück und die Inquisition hatte das Interesse an ihm verloren. Aber wenn er doch noch einmal Besuch erhielt, wollte er sich als geläuterten Mann präsentieren. Darüber hinaus hatte er einem seiner leidgeprüften Leibdiener aufgetragen, seine Uniform und insbesondere die Mütze zu reinigen und zu stärken.
Sacrissa verließ die Brücke mit gemischten Gefühlen. Nach dem Verhör des Kapitäns hatte sie dem Inquisitor dort Bericht erstattet und krampfhaft versucht seine Zufriedenheit einzuschätzen. Sie selbst war innerlich mehr als zerrissen gewesen, da sie gespürt hatte, wie eine regelrecht hemmungslose Euphorie von ihr Besitz ergriff als sie die Brücke betreten hatte. Da sie mittlerweile aber die Ursache kannte, schien ihr Unterbewusstsein dagegen anzukämpfen. Die dümmlich grinsenden Gesichter der Brückencrew hatten verdeutlicht, wie mächtig der Inquisitor war. Misstrauisch hatte sie die beiden schwarz gepanzerten Astartes beäugt, die sich an den Hauptcogitatoren zu schaffen machten.
Außerhalb der Brücke war sie dann wieder mit ihren Bewachern allein gewesen und der Widerwillen, mit dem die beiden den Inquisitor zurückließen widerte sie an. Sie war auf dem Weg zum Aussichtsdeck des Schiffs, wo sie auf Befehl des Inquisitors mit den übrigen Marines zusammentreffen sollte. Kein Auftrag der sie besonders reizte, jedoch stand ihr Gehorsam dennoch außer Frage.
Auch wenn man das gepanzerte Dach des Panoramadecks von der Brücke aus hatte sehen können, war der Weg von beachtlicher Länge. Viele Aufzüge waren außer Betrieb oder wirkten so unsicher, dass sie freiwillig die Treppen nahm. Diese waren selbstverständlich kaum besser in Schuss, aber ungleich stärker frequentiert. Dadurch bemerkte sie im Anschluss auch sehr deutlich, wie allein sie auf einmal war, als sie die Zielebene erreicht hatte. Dort hatten nur wenige Personen Zutritt und Durchgangsverkehr gab es hier auch praktisch gar nicht. Somit war es nicht verwunderlich, dass die Beleuchtung eher spartanisch ausgeprägt war und dass viele der Wandverkleidungen fehlten. Sie nutzte die Zeit, um sich auf das Zusammentreffen mit den Posthumanen vorzubereiten und folgte den rhythmisch klappernden Stiefeln ihrer Bewacher. Als einer von ihnen aus dem Tritt kam, hob sie den Blick und eine Augenbraue um zu ergründen was auf diesem ebenerdigen Gang die Ursache sein könnte. Das Schnauben das aus seiner Maske drang klang beinahe amüsiert. Der andere drehte seine schwarze Sturmschrotflinte zu seinem Kameraden was Scarissa an dessen Verstand Zweifel ließ. „Wenn euch Kane so fehlt, geht doch zurück.“ versuchte sie es mit ein wenig Häme und als der gestolperte herumruckte spuckte er ihr ins Gesicht. Fassungslos hielt sie inne bis ihr zwei Dinge bewusst wurden und ihre Eingeweide zu Eis gefroren. Wie sollte er durch die Maske hindurch spucken und wie hatte er so unglaublich viel Spucke sammeln können? Die Flüssigkeit lief ihr in die Augen und sie sah verschwommen, wie der Soldat zusammensackte. Das Klicken der Sicherung der Flechettwaffe ließ sie instinktiv nach ihrem eigenen schweren Revolver greifen. Wie eine Puppe hob sich der stehende plötzlich in die Luft, als der Gang noch dunkler wurde und sie erinnerte sich an den tödlichen Schatten der ihr in Colber Primus begegnet war und sie beinahe getötet hatte. Vor Schreck und Angst ließ sie sich auf den Boden fallen und hob die schwere Pistole vor sich, während sie versuchte die Flüssigkeit die nach Blut schmeckte aus ihren Augen zu wischen. Wieder bewegt sich ein Schatten vor ihr und aus Reflex zog sie den Abzug des Revolvers durch. Der ohrenbetäubende Knall war nicht im Vergleich zu dem Schmerz der ihr durch das Gesicht fuhr als der Lauf der Pistole ins Gesicht schlug. Thronverdammt, sie kämpfte wie eine hysterische Kammerzofe. Der Schreck wandelte sich in Entsetzen, als sie dank des zurückgeruckten Kopfes sehen konnte, dass der Angreifer von hinten kam. Wie konnte er so schnell…“Nein!“ entfuhr es ihr und sie richtete in einem letzten Aufbäumen die Pistole über ihren Kopf auf den rennenden Angreifer. Ihr Alptraum war erneut wahr geworden, denn ein nachtschwarzer Marine mit Energieklaue hechtete mit einer aberwitzigen Anmut auf sie zu. Wie konnte er hier sein, warum sollte er sie erneut… ihr zweiter Schuss unterbrach ihre Gedanken und der Schatten wurde davon scheinbar abgelenkt und flog über sie hinweg. Mit zur Fratze verzogenem Gesicht wollte sie nachsetzen und sah, dass der Schatten scheinbar mit einem anderen Schatten kollidiert war. Hatte sie möglicherweise zu viel von dem drogenversetzten Miasma im Quartier des Kapitäns eingeatmet?
Heftige Schläge und Tritte krachten irgendwie gedämpft gegen massive Oberflächen und sie konnte die Gewalt der Attacken im Boden spüren. Verstörender Weise kämpften die Kontrahenten, die beide Astartes zu sein schienen, vollkommen schweigend und gemessen an der investierten Kraft erstaunlich leise. Ein Lichtblitz blendete sie kurz, als sich die Energieklauen aktivierten um kurz darauf mit einem viel zu harmlosen Schlürfen durch einen gepanzerten Unterarm schnitten. Beide Krieger gingen in einem Handgemenge zu Boden, das trotz ihrer Statur elegant und durch und durch gekonnt wirkte. Knochen und oder Rüstungsgelenke knackten während sie sich immer wieder gegenseitig abwarfen und niederrangen. Erneut flammte die Energiewaffe auf und einen kurzen Moment lang dachte sie einer der Kämpfenden wäre enthaupte worden. Der Helm rollte gegen ihre Füße wo sie ihn perplex anstarrte. Erneut hob sie die Pistole, unsicher was sie tun sollte und sah zu Dolchen gefeilte Zähne und schuppenartig in die Haut getriebene Metallscheibchen, die im spärlichen Licht funkelten. Dann krachte das unnatürlich grinsende Gesicht auf den Fußboden, wieder und wieder so, dass Zähne abbrachen und scharf riechendes Blut spritzte.
Plötzlich erlahmte das Schuppengesicht und der andere Marines erhob sich offensichtlich unter Schmerzen. Er musterte sie kurz wortlos und machte sich daran Ausrüstung und Energietornister vom Besiegten zu zerren.
„Vicesimus. Gut euch wiederzusehen.“ grollte eine tiefe Stimme von der Scarissa wusste, dass sie dem Anführer der Spacemarines gehörte. Wie sie das Näherkommen dieses Kolosses hatte übersehen können war ihr unbegreiflich.
„Viel zu lange hat es gedauert. Verzeiht mir meinen Alleingang.“
„Ich verzeihe Garnichts. Und zwar weil es nichts zu verzeihen gibt, Bruder. Wenn überhaupt bin ich dir zu Dank dafür verpflichtet, dass du einen Gefangenen gemacht hast wo ich es nicht vermochte.“
Aus dem Schatten des Kolosses traten der schweigsame Hexer und der Marine mit dem gelben Schulterpanzer hervor und untersuchten den Gefangenen.
„Ich dagegen, weiß nicht ob ich ausgerechnet euch verzeihen kann, dass ihr mich als Köder benutzt habt!“ fauchte Scarissa erfüllt von brennendem Adrenalin. Das folgende Schweigen war regelrecht ohrenbetäubend und gerade als Scarissa wutentbrannt dachte sie würde einfach ignoriert werden, meldete sich der Bannerträger zu Wort. „Eure Diener starben im ehrenhaften Kampf gegen die Feinde des Imperators. Eine größere Ehre gibt es nicht. Nicht für sie. Nicht für euch. Nicht für uns!“ Dabei schritt er andächtig auf die Leichname zu und nahm vorsichtig deren Erkennungsmarken auf. „Trauert, wütet, hasst. Tut was ihr tun müsst. Aber euer Leben wurde mit der Währung des Imperators erkauft, sorgt dafür, dass es einen Unterschied macht!“ Mit den Worten überreichte ihr der Marine die Marken wie einem Waisenkind dessen Eltern in der Schlacht den höchsten Preis bezahlt hatten. Im Anschluss durchlebte Scarissa genau die Gefühle, die der Bannerträger erwähnt hatte. In eben jener Reihenfolge.