40k [WH40k] Deathwatch:Xenojäger II

Weiter gehts, wie immer viel Spaß beim lesen.

ZEHN / III

Wie beim letzten Mal machte sich Caleb daran, das Terminal neben dem Portal zu bedienen und auf diese Weise sein Anliegen zu unterbreiten. Tatsächlich konnte er sich verifizieren und erhielt eine Auflistung seiner hinterlegten Ausrüstungsgegenstände und deren Zustand. Helm und rechter Panzerhandschuh galten als verloren und sein Brustpanzer als praktisch zerstört. Auf der langen Liste der Ersatzteile war sehr viel rot zu sehen, wovon lediglich die Waffen ausgenommen waren. Das Ergebnis war, dass er sich auch lediglich diese ausgeben lassen konnte, weil für seine Rüstung die Arbeit eines hochrangigen Artificers zwingend notwendig war. Caleb bestätigte den Wunsch seine Waffen zu warten und trug sich in die Liste für den Artificer ein, wobei er eine Überraschung erlebte. Möglicherweise lag ein Irrtum vor, aber er wurde bereits für den nächsten Tag vorgemerkt. Da er keine Notwenigkeit sah dem System zu widersprechen, folgte er dem kleinen Servitor, der ihn zu einer Werkbank führte, wo zeitgleich Energieschwert, Kampfmesser und Bolter abgelegt wurden. An der Werkbank direkt neben ihm, stand Nereus in seinem purpurnen Chorrock und bearbeitete konzentriert die Unterkonstruktion seines Schulterpanzers mit Hammer und Schraubstock. Obwohl Caleb nach wie vor neugierig darauf war, die Herkunft des anderen Astartes zu erfahren, ließ er sich nichts anmerken und begann langsam seinen Bolter zu zerlegen. Natürlich hatte man den Bolter seid Calebs Verwundung nicht sich selbst überlassen, sondern die gröbsten, möglicherweise korrosiven, Verunreinigungen in einem chemischen Bad aufgelöst. Jedoch in keiner Weise genügend für Calebs Ansprüche an seine Ausrüstung.
Das Fehlen der rechten Hand stellte logischer Weise ein Problem dar, weswegen er gezwungen war sich mit Schraubzwingen zu behelfen. Eben demontierte er den vergleichsweise filigranen Verschluss der großkalibrigen Waffe, als er im Augenwinkel bemerkte, dass Nereus sich zu ihm gesellt hatte. Sein kantiges, strenges Gesicht zeigte keine besondere Regung, während der Blick zwischen Calebs Hand und Gesicht hin und her wechselte. Caleb neigte den Kopf ein wenig, um zweifelsfrei zu zeigen, dass er den Anderen bemerkt hatte und arbeitete geduldig weiter. Nach seinem vergangenen, eher unbeherrschten Auftakt wollte er nun zeigen, dass er kein unbesonnener Narr war und überließ Nereus die Initiative.
Dies verlangte Caleb jedoch mehr Geduld ab, als angenommen. Stoisch beobachtete der Fremde ihn und Caleb fühlte sich aufgrund seiner körperlichen Disposition nicht besonders wohl dabei. Als der Bolter endlich vollständig zerlegt auf dem Öltuch ausgebreitet lag, wandte Caleb sich dem Beobachter zu und hob kritisch eine Augenbraue.
„Grüße Lucif, wie ich sehe hat euer schicksalhafter Kampf nur oberflächliche Schäden angerichtet.“ gab Nereus endlich nach, verzog jedoch keine Mine. Caleb war ein wenig erstaunt, auf seinen Kampf mit dem Dämon angesprochen zu werden. Wer konnte Einzelheiten darüber verbreitet haben und was genau wurde auf der Tabula Rasa erzählt?
„Meinem Bekanntheitsgrad scheint er jedenfalls nicht geschadet zu haben. Dennoch muss ich mich wundern, dass ihr so viel darüber wisst. Im Kampf hatte ich eher den Eindruck, dass ich alles bin was Sophokles gegen den Erzfeind aufbringen konnte.“ gab Caleb zurück und konnte den anklagenden Unterton nicht ganz aus seiner Stimme verbannen. Nereus ließ sich jedoch nichts anmerken. „Jeder auf diesem Schiff weiß um eure entscheidende Rolle bei der Verteidigung. Auf Wunsch unseres Kommandanten hat Enox in der Halle des Imperators umfassend berichtet.“
Caleb kniff misstrauisch die Augen zusammen. Er hatte den Nightlord zuletzt gesehen, als dieser sich buchstäblich in Rauch aufgelöst hatte. „Psioniker.“ brummte er leicht resignierend. Die übernatürlichen Fähigkeiten von Thyrianos waren seinerzeit nicht weniger erstaunlich gewesen.
„Psioniker.“ knurrte auch Nereus wobei sehr viel Bitterkeit in seiner Stimme lag. Dies nahm Caleb zu Anlass, mehr über den anderen Astartes zu erfahren. „Zwischen euch und Enox besteht ein Zerwürfnis?“
Nereus presste nachdenklich die Lippen zusammen und schien in die Ferne zu Blicken ehe er schleppend antwortete. „Absolut nicht. Allerdings wurde das Schicksal eines ganzen Ordens von einem besiegelt.“ Caleb schwieg kurz respektvoll sah jedoch vorerst davon ab, seine Anteilnahme zu verbalisieren. Angesichts seiner spärlichen Informationen, wäre diese nicht besonders Aufrichtig gewesen. Welchen Orden Nereus mit seiner Aussage meinte, lag auf der Hand. „Ist er der Grund warum ich eure Herkunft nicht erkennen kann?“

„So ist es. Das Vermächtnis und die Ehre der Soul Drinkers wurden vollkommen ausgelöscht.“ fuhr Nereus fort und die Bitterkeit in seiner Stimme nahm neue Dimensionen an. Seine Mine blieb jedoch weiterhin unbewegt. Caleb war allerdings deutlich anzusehen, dass er versuchte den Namen mit einer Bedeutung zu versehen. Da Caleb klar war, dass es sich um einen Nachfolgeorden handeln musste, begann er außerdem über den genetischen Ursprung zu spekulieren. Allerdings kann er in keiner der beiden Fragestellungen weiter. Vielleicht wenn er mehr Soul Drinker zu Gesicht bekäme.
„Welcher Makel wurde euch zum Verhängnis?“ fragte Caleb in der Hoffnung gleich mehrere Antworten auf einmal zu bekommen. „Kein Makel, zumindest nicht ursächlich. Im Grunde war es rücksichtslose Gier die unser Schicksal besiegelte.“ brummte Nereus melancholisch und schien das Thema damit vorerst ruhen lassen zu wollen. Zu gern hätte Caleb gewusst, von wessen Gier hier die Rede war aber er war auch aufmerksam genug um zu erkennen, dass Nereus bereits etwas Gewichtiges offenbart hatte. Umso unangemessener erschein ihm nun sein Verhalten bei ihrer ersten Begegnung, im Zuge derer er Nereus als Verräter betitelt hatte. „Eure Offenheit ehrt mich Nereus. Mögen unsere Sünden zwischen dem Strömen des Flusses und dem Wehen des Windes zu Tugenden verklärt werden.“ zitierte er impulsiv einen Katechismus den er vor Dekaden gelesen hatte.
„Gut gesagt Lucif. Also ist der Retter der Tabula Rasa obendrein auch noch ein Poet.“ entgegnete Nereus ausdruckslos jedoch mit freundlicher Stimme. Dann wandte er sich ab und marschierte zu seiner eigenen Werkbank zurück. Caleb wandte sich ebenfalls seiner Arbeit zu und sog einen tiefen Atemzug der heißen schmutzigen Luft ein. Stoisch pflegte er seine Waffen, obwohl ihn seine Verletzung bei jedem zweiten Handgriff im Wege stand und orderte ein Koppel an dem er seine Waffen befestigen konnte. Nereus war in der Zwischenzeit mit seinen Werkstücken in den Tiefen der Schmiedehalle verschwunden und Caleb wollte nicht herausfinden was geschah, wenn er innerhalb der rauchenden und funkensprühenden Maschinerie von seinem freigegebenen Weg abwich. Jedoch wollte er nun sehr wohl herausfinden, was das Apothekarium beziehungsweise Sophokles bezüglich seiner Hand unternehmen konnten. Auf seinem Weg entdeckte er hier und dort noch Spuren des zurückliegenden Kampfes, oder sah Servitoren und Knechte die Schäden reparierten. Dafür, dass der Kampf erst wenige Wochen zurücklag, hatten sie erstaunliches geleistet.
Als Caleb vor dem Tor zum Behandlungsbereich des Apothekariums stand, hörte er dahinter zwei Astartes streiten. Die tiefe Stimmlage verriet sie unweigerlich, auch wenn dennoch keine Wort zu verstehen war. Die Tür glitt mahlend zur Seite und der wohl bekannte Geruch einer aktiven Krankenstation drang ihm in die Nase. Auf den ersten Blick wirkte es als streite der monolithische Apothekarius mit einem gehäuteten Kadaver. Jedoch war auf der Schulter des Festgebundenen noch das zackige Zeichen der World Eaters zu erkennen, obwohl sich unzählige Narben darüber zogen. Die höhnische kehlige Stimme war ebenfalls unverkennbar.
„Ah Lucif, ausgezeichnet. Würdest du dem Pedanten hier erklären, dass kein Grund besteht mich weiter hierzuhalten?“ polterte Hazzred los. Es war kaum zu erkennen wie wütend der World Eater wirklich war, oder wie ernst er seine Frage meinte. Jedoch wandte sich der Apothekarius Caleb mit einem gezwungen neutralen Ausdruck im Gesicht zu. „Würdet ihr euch nicht selbst einen Gefallen tun, Hazzred zu entlassen?“ versuchte Caleb sich möglichst unverfänglich in die Diskussion einzuklinken und nickte dem World Eater zu. Die sich gewissermaßen zur Faust ballenden Gesichtszüge seines Gegenübers zeigten jedoch deutlich, dass er darin versagte. Deswegen überging der Apothekarius Calebs Frage einfach und ignorierte auch Hazzreds fortgesetzte Proteste.
„Dorthin.“ Wurde Caleb angewiesen sich in eine Diagnosestation zu stellen. Scanner fuhren über seinen Körper und durchdrangen den Chorrock wie Luft, während Kontakte sich mit dem schwarzen Charapax verbanden. „Soweit alles in Ordnung. Um eure Hand zu ersetzen benötige ich einige Proben. Stillhalten!“ kommentierte der Apothekarius übellaunig und äußerte was er von Caleb erwartete. Blut und Gewebeproben waren nicht der Rede wert, doch die Entnahme einer Knochenmarksprobe ließ selbst den Blood Angel die Zähne vor Schmerzen zusammenbeißen. Ehe er ging, spendierte er Hazzred ein weiteres respektvolles Nicken und verließ das Apothekarium um Sophokles in seinem Allerheiligsten aufzusuchen. Als er dafür über die Maßen lange brauchte und immer wieder das Gefühl hatte falsch abgebogen zu sein, oder etwas übersehen zu haben, befürchtete er bereits einen Hirnschaden bei sich. Da er schon dort gewesen war, hätte es ein Kinderspiel sein müssen, weswegen er sich auch verbat den Weg anderweitig in Erfahrung zu wissen.
Als er schließlich vor dem unscheinbaren Tor stand, wenn der Imperator mit ihm war dieses Mal dem Richtigen, reagierte der Öffnungsmechanismus nicht auf seine Eingaben. Dafür wurde ein paar Augenblicke später ein körniges Bild auf einem matten Display angezeigt das Sophokles zeigte. Selbst bei der schlechten Bildqualität, war dem Alphalegionär seine schlechte Verfassung anzusehen. Mit seinen von dunklen Rändern umgebenen, blutunterlaufenen Augen und den leicht hängenden Gesichtszügen erinnerte er ein wenig an Thyrianos nachdem er seine Kräfte überstrapaziert hatte.
„Was gibt es?“ fragte er und Caleb stutzte einen Moment. Das Bedürfnis den Kommandanten aufzusuchen war so vordringlich gewesen, dass er sich über das Warum kaum Gedanken gemacht hatte.
„Ich habe Geduld gezeigt wo Misstrauen angebracht wäre. Ich habe mein Blut vergossen wo ich das eurer Leute hätte fließen lassen können. Ich gab euch alle Kraft der Rechtschaffenheit die ich besitze um den schlimmsten Feind von allen zu bekämpfen. Heute will ich erfahren wofür genau ich dies tat!“ sprudelten die Worte aus Caleb heraus und nach einigen nachdenklichen Augenblicken, stahl sich das bekannte einnehmende Grinsen auf Sophokles‘ Gesicht. Es sah lediglich sehr viel müder aus als sonst und er betätige für Caleb nicht sichtbare Kontrollen.
 
Heute ist gw-fanworld ja mal voll träge, nix klappt.

ZEHN / IV

Nach der Nerv tötenden Dekontaminationsdusche stand Caleb in dem geräumigen Labor und sah sofort zu der gepanzerten Sphäre, die einen ebenso kostbaren wie unwahrscheinlichen Schatz enthielt. Gegenwärtig war sie versiegelt und da keine Öffnung zu sehen war, wirkte sie im hinteren Bereich des Labors eher wie die Rückwand eines Reaktors der bis hierher hineinragte.
Im Laborbereich waren sämtliche Instrumente und Gerätschaften auf einen zentralen runden Tisch ausgerichtet worden. Eigentlich war es eher eine Säule, denn der Sockel schien massiv zu sein. Die darauf stehende Rotunde mit Glasbehältern reichte fast bis zur Decke und barg duzende Gewebeproben. Was jedoch am meisten ins Auge fiel, war das was fehlte.
Von Enox, Sophokles‘ rechte Hand und Leibwächter, war nichts zu sehen. Sofort kalkulierte Calebs für den Krieg geschaffener Verstand, Chancen und Risiken eines Kampfes mit dem Alphalegionär. Als er im Zuge dessen einen Blick auf Sophokles Hals warf, sah er dort eine frische Narbe die einfach nicht wie die einer Kampfverletzung aussah. Trotz seiner offensichtlichen Erschöpfung schien Sophokles Aufmerksamkeit ungebrochen, denn er bemerkte Calebs kurzes starren auf seinen Hals. Nickend begann er auf Calebs Forderung einzugehen.
„Die Narbe die du siehst resultiert aus der Entfernung meiner Gensaat. Meine Arbeit hat die nächste Phase erreicht.“ Stolz stapfte er näher an den zentralen Labortisch. Und wandte sich dann wieder Caleb zu.
„Was du hier siehst, sind Gewebeproben einiger duzend Aspiranten, die ich in den letzten Jahren gesammelt habe und hier versuche ich zu erkennen, welcher der Beste für die Implantierung meiner modifizierten Gensaat ist.“
Davon war Caleb tatsächlich ein wenig enttäuscht. Ihm war klar, dass die einzelnen Orden sehr unterschiedliche Gepflogenheiten bei der Auswahl ihrer nächsten Generation an den Tag legten. Aber gemessen an dem was Sophokles in einem früheren Gespräch eröffnet hatte, fehlte hier irgendwie die Dramatik. Vielleicht war der Grund für seine Enttäuschung, dass etwas in seinem Inneren noch gehofft hatte, Zeuge eines dunklen Geheimnisses oder eines verborgenen Makels zu werden und endlich die Rechtfertigung für kopflose Gewaltausübung seinerseits zu finden.
„Wo bildet ihr sie aus?“ hakte Caleb nach und ging im Geiste seine jüngsten Beobachtungen auf der Tabula Rasa durch. Weder war in seiner Nähe über Aspiranten gesprochen worden, noch waren ihm selbst welche aufgefallen.
„Gegenwärtig werden sie nicht ausgebildet. Nach eingehenden Untersuchungen habe ich sie in Stase legen lassen, um zum geeigneten Zeitpunkt möglichst viele Testkandidaten zur Verfügung zu haben.“
„Das bedeutet, dass ihr eure Reihen gegenwärtig nicht auffüllt?“
„Doch. Allerdings nicht so umfangreich wie es potentiell möglich wäre. Wie gesagt ich brauche die vielversprechendsten Kandidaten für mein Hauptprojekt.“
„Und das tragen eure Untergebenen mit? Dass ihre Gensaat zurückgehalten wird, beziehungsweise nicht den besten möglichen Aspiranten implantiert wird?“ Caleb konnte es kaum glauben. Zweifellos behielt Sophokles diese Information für sich.
„Tatsächlich glaube nicht nur ich an das Projekt. Die Hoffnungen reichen sogar so weit, dass einige Marines ihre Gensaat, so wie ich, zu Lebzeiten gespendet haben, um nun die Chance auf ein Gelingen zu erhöhen.“
Caleb sah sich nachdenklich um. Er hatte sich bereits mit vielem abgefunden, was hier auf der Tabula Rase vor sich ging. Aber dass diese autonomen Marines dieselbe Entschlossenheit und Opferbereitschaft wie die loyalen Orden an den Tag legten, verblüffte ihn immer wieder. So wie die Blood Angels und die meisten anderen Orden es ebenfalls täglich taten, hatten sie sich nicht für den einfachen Weg entschieden, sondern für den ihrer Meinung nach Richtigen.
„Und was genau erwartet ihr von eurer Schöpfung?“ fragte Caleb nun aufrichtig interessiert.
„Zu Allererst erhoffe ich mir, dass sie nicht meine Schöpfung sind. Wie ich bereits erklärt habe, fördere ich nur das Zutage, was der Imperator vor Millennien erschaffen hat.“ referierte Sophokles betont geduldig und Caleb hoffte innig, dass die Aufrichtigkeit in den Augen des Apothekarius echt war.
„Aber um auf deine eigentliche Frage einzugehen, ich hoffe dass sie uns in einfach allem übertreffen. Was das konkret bedeutet kann ich kaum sagen, zu viel würde wohl meinen subjektiven Wünschen entsprechen, die hier keinen Platz haben sollten.“ erklärte sich Sophokles geduldig und Caleb nickte dezent.
„Wer wird sie unterweisen? Wie sollen sie ins Imperium zurückkehren?“ bohrte Caleb weiter nach während der Apothekarius sorgfältig chemische Substanzen in die Probenbehälter träufelte die einen süßlichen Geruch verstömten.
„Ich denke wir alle werden sie unterweisen und ihnen so viel mitgeben wie wir können. Den Weg zurück ins Imperium zu finden wird dann die Aufgabe sein, durch die sich die unsere Schützlinge bewähren müssen.“
So gerne Caleb auch in irgendeiner Hinsicht widersprochen hätte, bot sich ihm einfach kein belastbarer Kritikpunkt. Es schien als wären tatsächlich Weitsicht und ein beruhigendes Maß an Demut in das Projekt geflossen.
„Wie sieht eigentlich die Bilanz unseres letzten Scharmützels aus? Jeder hier scheint mehr darüber zu wissen als ich.“ wechselte Caleb das Thema und verschränkte seine Arme vor der Brust. Sophokles antwortete abwesend ohne Caleb direkt anzusehen.
„Elf unserer Schlachtenbrüder sind gefallen, darunter ein verdienter Captain der uns in Zukunft besonders fehlen wird.“ Caleb presste die Lippen zusammen und wartete das der Apothekarius fortfuhr. Unvermittelt kam ihm seine eigene frühere Ambition, eines Tages Captain der Blood Angels zu werden, in den Sinn. Dies war in der Regel nur dann möglich wenn einer dieser Helden sein Leben ließ.
Sophokles wandte sich ihm wieder zu und fuhr fort.
„Außerdem etwas mehr als Tausendfünfhundert Sterbliche und beinahe zweihundert Kampfservitoren. Im Gegenzug haben wir bestätigt einundzwanzig Verrätermarines und etwa fünfhundert Kampfservitroen ausgeschaltet. Darüber hinaus haben wir eine der zwei angreifenden Fregatten auslöschen können, ehe sie der anderen in den Warp folgen konnte. Über deren Besatzung kann allerdings nur spekuliert werden, da sie massiv modifiziert waren.“
Caleb bewertete die Zusammenfassung im Geiste und schätzte sie als passabel ein. Jedoch stand eine Antwort nach wie vor aus. „Wer ist der Leichendoktor?“
Bitterkeit zeigte sich in Sophokles Augen als er antwortete. „Möglicherweise der einzige lebende Apothekarius der mein Wissen noch übertrifft. Sein Name ist Fabius Gallus. Er ist schon recht lange hinter unserem Projekt her, aber ist ihm noch nie so nahe gekommen wie bei dem erfolgten Angriff.“
„Dann ist es doch wahrscheinlich, dass er die Tabula Rasa in irgendeiner Form infiltriert hat. Was tun wir dagegen?“
Sophokles hielt nachdenklich inne als ringe er nach Worten. „Möglich aber nicht wahrscheinlich. Unsere Spionageabwehr ist ziemlich gut, immerhin sind die meisten von uns Alphalegionäre. Unsere Gegenmaßnahmen sind ebenso vielseitig wie umfassend und würde den Rahmen hier mit Sicherheit sprengen.“ Erkläre Sophokles mit nicht wenig stolz in der Stimme und unterband Calebs versuchten Einwand mit einer abscheidenden Geste.
„Ich bezweifle, dass er das genaue Wesen unseres Projektes kennt aber natürlich können Dekaden der sehr spezifischen Suche nach Forschungsobjekten nicht zur Gänze unbemerkt bleiben. Zumal wir uns vermutlich unfreiwillig mehrere Lieferanten und Informanten geteilt haben. Die Frage wie sie uns aufspüren konnten, hat denke ich Enox bereits ausreichend beantwortet als der Kampf begann.“

Dies stellte Caleb zwar nicht wirklich zufrieden. Er sah jedoch ein, dass Sophokles Argumente durchaus stichhaltig waren. Erneut wechselte er das Thema.
„Wenn es soweit ist, dass ihr die Aspiranten aufweckt, würde ich sie gerne in Augenschein nehmen. Was ist eigentlich unser aktuelles Reiseziel?“

„Ich baue sogar darauf, dass ihr sie in Augenschein nehmt und ich plane auch, euch eine tragende Rolle bei deren Ausbildung zukommen zu lassen.“ antwortete Sophokles freundlich.
Caleb nickte und sah den Apothekarius mit verschränkten Armen auffordern an bis dieser weitersprach.
„Wir werden in den nächsten Tagen unerkannt in imperialen Raum eindringen.“

Eisige Stille legte sich über das ausladende Strategium der Nihilo. Inquisitor Alexander Kane stand grinsend, mit auf den Tisch gestützten Fäusten Szandor gegenüber, wobei der Mortificator offensichtlich vor Wut kochte. Das Verhör des Alphalegionärs hatte zwar interessante Details zutage gefördert, aber dennoch nicht die dringend benötigten Informationen erbracht. Man war sich sicher, dass der mittlerweile komatöse Legionär diese schlichtweg nicht besaß. Caleb war allem Anschein nach von dem Besitzer der Tabula Rasa verschleppt worden und zu dieser Fraktion hatte der Gefangene keine Verbindung. Abgesehen davon hatte auch die Suche nach dem Schiff nicht viel ergeben da es offenbar regelmäßig unter anderer Flagge reiste und sich mehr oder weniger frei im Imperialen Raum bewegen konnte. Auch die Untersuchung der lachender Scharlatan hatte keine neuern Erkenntnisse zutage gefördert weswegen die Nihilo zurück in den Planetaren Orbit geflogen war um unzählige Agenten in den verfallenen Makropolen nach Spuren zu suchen. In den Augen Szandors und der übrigen Marines eine Verzweiflungshandlung. Und außerdem der Grund für den gegenwärtigen Disput.
„Bei Allem Respekt Inquisitor. Ihr verschwendet Ressourcen! Die Spuren werden kälter und kälter. Jetzt hofft ihr auf einen Glückstreffer und während im Sektor Krieg herrscht, tut ein volles Exterminatorenteam nichts weiter als warten.“

„Nur weil ihr das Wort Respekt benutzt, erlaubt es euch nicht diesen im selben Atemzug zu verweigern. Ich bin Inquisitor und bin euch keinerlei Rechenschaft schuldig!“
„Aber dem Imperator, Sterblicher. Und wir sind seine Söhne, also sollte ihr euch gut überlegen wann ihr euch auf eine Rechtsgrundlage stützt, die der Imperator niemals persönlich abgesegnet hat!“ fauchte Szandor und dankte Thyrianos im Stillen für dessen der Besprechung vorangehenden Ratschläge. Allerdings hatte der Dark Angel diese irgendwie diplomatischer formuliert gehabt.

„Wie könnt ihr es wagen? Ihr zweifelt meine Autorität an? Ihr droht mir? Wählt eure nächsten Worte weise oder ihr werdet wenig Zeit haben sie zu bereuen.“
Neben Scarissa waren auch Illisar und zwei weitere Agenten des Inquisitors anwesend. Die Wut des Inquisitors troff direkt in die Herzen seiner Agenten und nur Jahre der antrainierten Selbstdisziplin hielt sie im Zaum. Jahre die Scarissa bislang fehlten, weswegen sie von fremder Wut entflammt Partei ergriff und zwar nicht für die Quelle der Wut.
„Ihr habt Autorität Inquisitor das ist wahr! Damit aber nicht automatisch auch Recht und schon gar nicht Anspruch auf Unfehlbarkeit!“
Echte Überraschung zeigte sich auf Szandors Gesicht während Sich Kanes in eine makaber grinsende Fratze der Wut verwandelte. „Schweigt!“ presste er zwischen verkrampften Kiefern hervor ohne sie anzusehen und Scarissa taumelte in ihren Sessel, als wäre sie geschlagen worden.
„Warum? Sie hat doch recht.“ sprach Szandor in lockerem Umgangston.
„Ist das so? Nun gut, wer ist noch dieser Meinung?“ fragte Kane, nun auch mit freundlicher Stimme in der jedoch ebenso wenig Wärme lag wie in seinem Grinsen. Gleichzeig warf er demonstrativ einen regelrecht wahnsinnigen Blick in die Runde.
Illisar sah extrem kurz zu Scarissa, was Kane jedoch nicht entging. Seine Enttäuschung wurde für seinen dDienstältesten Agenten so heftig spürbar, dass dieser sich hastig vom Tisch abstieß und würgend und schluchzend den Kopf unter den Tisch hielt. Ein weiterer der Agenten, wollte seine Meinung offenbar verbergen, was dem Inquisitor ebenfalls auffiel und umgehend bestraft wurde. Schwitzend und keuchend stützte er sich auf dem Tisch ab, fegte dabei einige Unterlagen und sein halbvolles Glas zu Boden. Der verblieben Agent schüttelte nur dezent den Kopf was den Inquisitor dennoch den Kopf schief legen ließ.
„Was tut ihr da Inquisitor? Warum bringt ihr euch selbst und eure treuen Diener in diese Lage.“
„Weil ich von Narren umgeben bin!“ polterte Kane und machte eine spielerische Geste in Szandors Richtung.
***
Scarissa sah die Szene nur noch verschwommen. Ihr war, als hätte sie Schläge auf Kopf und Hals kassiert und ihre Gedanken schienen sich wie in Zeitlupe zu bewegen. Sie hatte all dies in den letzten Monaten kommen sehen. Die Unbeherrschtheit, den übermächtigen Stolz, die Hybris. Der Inquisitor bildete sich ein zu leiden, wo doch die Besetzung seines Schiffes die Last der übermächtigen Emotionen trug. Ihr war bestätigt worden, dass es schlimmer wurde. Was dazu führte, dass ihre Suche nach Linderung den Großteil ihrer Zeit in Anspruch nahm. Sie hatte sich mit Rik, dem unzufriedenen Lademeister, zusammengetan und letztendlich etwas gefunden. Sie hatte all ihr Geld investiert um einen Magister Psychologis aufzusuchen, der zugleich erstaunlich unbekannt war, aber dennoch horrende Preise verlangte. Scarissa hatte sein geräumiges Quartier im Bug des Schiffes aufgesucht und ihre Investition in dem Augenblick bereut, in dem sie ihn erblickte. Dieser Nerv tötend durchschnittliche Mann, in seinen hochwertigen, aber charakterlosen Kleidern interessierte sie einfach nicht. Als er den Mund aufmachte wurde es noch schlimmer. Es war als wollte ihr Inneres sie warnen nicht ihre kostbare Lebenszeit mit diesem Affen zu verschwenden. Vor dem geistigen Auge malte sie sich aus ihm mit ihrem Schockstab das schmierige Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln. Vielleicht war das die Lösung all der Wut die sie schon den ganzen Tag empfunden hatte in einem reinigenden Gewitter loswerden. Als sie an seinen Tisch trat, um sich gegenüber von ihm hinzusetzen und dabei eine verletzende Beleidigung ersann, geschah etwas Erstaunliches. Die Wut verflog. Sie spürte ihr Herz schnell schlagen so wie wenn man nach einem Alptraum wutentbrannt erwacht und sich an nichts erinnern kann. Das falsche Grinsen wurde breiter, löste allerdings keine Wut mehr aus. „Schön, dass sie sich beruhigt haben.“ Er schien es sogar ehrlich zu meinen, doch Scarissas Instinkte sagten ihr, dass er sie verspotten wollte. „Verschwenden sie nicht meine Zeit. Fangen sie an!“ meckerte Scarissa und bemerkte wie sie langsam matt wurde. Als hätte sie zu viel gegessen oder zu lange nicht geschlafen. Der Magister nickte abfällig und holte eine gravierte Holzschachtel hervor. Er klappe sie auf und betätigte etwas im Inneren woraufhin ein rhythmisches klacken erklang. Dann hatte er geredet und geredet, während sie mit geschlossenen Augen lauschte. Es hatte wochen gedauert bis sie hinter sein Geheimnis gekommen war.
***
Scarissa öffnete ihre unfreiwillig zugefallenen Augen. Sah Kane und den gewaltigen Astartes der stark schwitzend und mit blutunterlaufenen Augen dar stand. Illisar der sich mit einem Ärmel den Mund abwischt und den zweiten gepeinigten Agenten der versuchte, das aus seiner Nase laufende Blut mit bloßen Händen aufzuhalten. Nur ein Agent sah weiterhin starr geradeaus, als wäre er nicht Teil dieser Szene oder entspränge Scarissas Einbildung. „Magister.“ Sagte sie, woraufhin Kane sie fragend ansah. Dann fiel sein Dauergrinsen wie eine zu lang getragene Maske von ihm ab und ertaumelte gegen den Tisch. Der starrende Agent nahm seine Hand vom Gürtel und legte sie wieder auf den Tisch. „Was…“ versuchte sich Kane an einem Kraftlosen Ausbruch wurde aber von Illisar unterbrochen. "Es tut mir leid, alter Freund.“
„Du bist nicht…“
„Hör mir einfach zu Alexander.“ Fuhr er seinem Vorgesetzten erneut über den Mund und wehrte seinen vorschnellenden Arm ab. Ein blendender Melterschuss brach aus einem von Kanes Ringen hervor und verbrannte einen Wandcogitator samt dahinter befindlicher Wand. Außerdem drei von Illisars Fingern, die jedoch so schnell verdampft wurden, dass er keinen Schmerz fühlte. Dann nahm Illisar ihm beiläufig das dreieckige Amulett ab welches direkt neben seiner Amtsinsignie hing. Kanes andauernder Widerstand war kaum der Rede wert und Szandor verschränkte amüsiert die mächtigen Arme vor der Brust während der Schweiß auf seiner Haut zu trocknen begann.
„Du bist nicht mehr der, der du einmal warst. Und wenn du deine Emotionen überwindest wirst du erkennen, dass ich dich nur vor etwas bewahre was du vor Dekaden selbst prophezeit hast.“
„Nein…“ kam es lahm über Kanes Lippen. Eser war nie besonders massig oder kräftig gewesen. Aber nun war seine Ausstrahlung nur noch die eines hageren Greises in einem zu jungen Körper.
„Aus Respekt vor dir und unserer gemeinsamen Zeit habe ich dafür gesorgt, dass dein Leben geschont wird und weder dein Vermächtnis zerstört noch dein Name mit Schande behaftet wird. Du wirst auch das Schiff nicht verlassen müssen denn dank unserem Magister Psychologis hier werden wir dich vor dir selbst schützen können.“
„Pariah…“ spie Kane aus und versuchte den sich nun erhebenden Mann mit Blicken zu durchbohren. Der nickte nur Freudlos.
„Scarissa und ich werden deine Arbeit in deinem Namen fortführen und wir werden auch weiterhin auf deinen Rat hören, aber die Entscheidungen werden ab jetzt von deinen zwei Interrogatoren getroffen.“
„Verräter…“ schimpfte kane und stürzte sich erneut auf Illisar der den Angriff abwehrte und dem Inquisitor die Arme auf den Rücken drehte. Er schien selbst überrascht, dass ihm dies gelang. Offensichtlich hatte sich Kane beinahe ausschließlich auf seine Gabe verlassen. Scarissa fischte unterdessen ein Psibegrenzer aus ihrer tiefen inneren Manteltasche und legte ihn dem Inquisitor an. Panik stand dem Inquisitor ins Gesicht geschrieben, erinnerte ihn dieses Gerät an seine lange zurückliegende Reise mit einem schwarzen Schiff nach Terra. Ihm blieb somit nur die Wahl verstümmelt zu leben, oder sich, mit dem Versuch den Begrenzer loszuwerden, selbst zu töten.
Kurz darauf förderte Illisar einige Dokumente zutage die aufwändige Siegel trugen und mit viel Kunstfertigkeit verfasst waren. „Dies ist die Bestätigung des Lordinquisitors. Die eurer Anordnung, Scarissa und mich in den Rang von Interrogatoren zu erheben, entspricht.“
Etwas zerbrach sichtlich in Kaners Innerem. Dass sein engster Vertrauter und buchstäblich von ihm Abhängiger ihn so hintergehen würde, hätte er nicht für möglich gehalten. Er hatte Illisar die Aufgabe der Korrespondenz mit dem Sektor-Rat der Inquisition übergeben, weil sie ihn gelangweilt hatte und nun waren in seinem Namen Anordnungen verfasst worden.

Szandor bemerkte unterdessen das dezente Blinken des Funkgeräts in seinem Panzerkragen und entschloss sich zu Handeln. „Interogatoren, ich werde mit ihrer Erlaubnis die Brücke informieren Kurs auf Argenteus Irae zu nehmen. Ich denke nicht, dass ich mich in die internen Angelegenheiten der Inquisition mischen sollte.“
„Bestätigt und Bestätigt.“ antwortete Scarissa kurz angebunden und ohne den Mortificator anzusehen, ehe sie sich daran machte die Funkanlage des Strategiums in Betrieb zu nehmen.

„Töten mich lieber gleich, denn wenn…“ war das letzte was Szandor von Kane hörte ehe sich die Tür hinter ihm wieder schloss. Erstaunt stellte er fest, dass Thyrianos und Skeergard direkt auf dem Gang standen. „Wo ist der Inquisitor?“ fragte der Skriptor mit scharfer Stimme und Seekergard fixierte ihn wie ein Raubtier kurz vor dem Angriff. „In den Händen der Inquisition. Wir haben einen neuen Kurs.“
„Ich meine es ernst!“ flüsterte Thyrianos nun leicht drohend und Skeergards Hand packte den Griff seiner Waffe fester.
„Im Strategium?! Seine Leute haben ihn…abgesetzt.“
Thyrianos schritt am Mortificator vorbei und öffnete die Tür während Skeergard weiter den Truppsergeant im Auge behielt.
Der Skriptor machte einen entschlossenen Schritt in das Strategium erfasste die Szenerie in einer Sekunde. Darüber hinaus wurde sein Bewusstsein schlagartig grausam verstümmelt. Der den Pariah verfluchende Inquisitor machte jede weitere Frage überflüssig und der Dark Angel trat ohne ein Wort, rückwärts aus dem Raum.
„Haltet ihr mich für so unbeherrscht?“ fragte Szandor der nun verstand, was Thyrianos Problem gewesen war. „Ich halte grundsätzlich alles für möglich.“ stahl sich Thyrianos eloquent aus der Affäre.
„Dürsten wir nicht alle nach Gewalt? Bis auf den Hexer natürlich.“ Versuchte auch Skeergard die Situation wieder zu entschärfen, was ihm auch gelang. Thyrianos fielen derartige Seitenhiebe mittlerweile kaum noch auf.
 
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Was genau ist passiert? Den Komplott um diesen illisar hab ich wiei voll verpasst.

Ich glaube der Überraschungseffekt an dieser Stelle war durchaus beabsichtigt ^^ Man hat ja auf jeden Fall gemerkt das die Launen und Ausbrüche des Inquisitors sich auf das Schiff und die Crew übertragen, scheinbar hat das (und vermutlich andere Dinge) dazu geführt das einige Leute die Schnauze gestrichen voll von ihm hatten.
 
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