Endlich ist der mal wieder völlig überraschende Pfingst-Feiertags-Zirkus vorbei und es geht weiter. Viel Spaß!
ZEHN / II
Mit sparsamen Worten diskutierten sie darüber das Schiff zu verlassen. Dem zufälligen Zuhörer mochte es wie alkoholgetränktes Geschwätz, schlecht gelaunter Arbeiter erscheinen. Scarissa war jedoch in der Lage, den schmalen Grat zwischen Spinnerei und konkreten Plänen abzuschätzen. So hatten zwei der Gruppe bereits Bemühungen angestellt den Plan in die Tat umzusetzen. Derartige Pläne waren auf einem Schiff der Inquisition per Definition illegal. Anders als auf allen anderen Schiffen war es sämtlichen Funktionsträgern und auch dem Gesinde vorbestimmt hier zu leben, zu arbeiten und letztendlich zu sterben. Inquisitoren nahmen das Thema Geheimhaltung überaus ernst, weswegen Transfers stets einseitig stattfanden. Der Großteil der Besatzung wurde auf dem Schiff, welches nicht weniger als eine fliegende Stadt war, geboren und entsprechend ihrer Fähigkeiten und der Schiffsbedarfe ausgebildet. Externes Personal, so wie Scarissa selbst, wurde stets auf Initiative der Schiffsoffiziere hin rekrutiert und niemals andersherum.
Die Unzufriedenen begannen leiser zu sprechen und Scarissa lauschte angestrengt, während sie eine der abgegriffenen Buchseiten umschlug. Gerade im Moment ärgerten sich die Ränkeschmiede darüber, dass sie keine Chance hatten das Anlegen an einer Station oder einem anderen Schiff vorherzusehen. Immerhin hatten sie langsam aber sicher die Schichtpläne so geändert, dass sie stets gemeinsam Dienst hatten und zumindest versuchen konnten sich geschlossen abzusetzen. Natürlich gab es auch in dieser Gruppe einen Pessimisten der es übernahm, die Gruppe auf vermeintliche Schwächen des Plan hinzuweisen. Was schiefgehen kann, wird schiefgehen! War sein Credo, was ihn irgendwie sympathisch für Scarissa machte. Wenn sie die Nihilo verließen, mussten sie so schnell es ging weiterziehen, um Kopfjäger, die zweifellos entsandt würden, möglichst konsequent abzuhängen. Zur Not würden sie sich als Latrinenreinigungstrupp auf dem nächstbesten Seelenverkäufer verdingen müssen. Diese Äußerung sorgte für Streit, schließlich wollten sie ihre Situation verbessern. Nach einigen verletzenden Kommentaren, versank die Gruppe wieder in brütender Melancholie. Wie es schien nicht zum ersten Mal und Scarissa versuchte dagegen anzukämpfen, dass die Niedergeschlagenheit zu ihr herüberschwappte. Denn unwissentlich hatten sie ihr ihre eigene Lage vor Augen geführt. Sie würde ebenfalls für immer auf diesem Schiff dienen und hier oder bei einem Einsatz sterben. All ihre vermeintliche Selbstbestimmung war doch nichts als Selbstbetrug. Kane hatte sie nicht angeworben, sondern beansprucht, wie ein wohlhabender Reisender der sich an einem Marktstand ein exotisches Schmuckstück aussuchte.
Brütend befingerte sie ihre rosige Gesichtshaut und suchte Trost in ihrer körperlichen Wiederherstellung. Hektisch blätterte sie erneut eine Seite weiter und stellte fest, dass die Gruppe schlagartig schwieg. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass einige im Sitzen Haltung annahmen. Vor Scarissa marschierten zwei ihrer Bewacher vorbei und versuchten mehr schlecht als recht, unbeteiligt auszusehen. Zumindest verhinderten ihre Vollvisiere, dass sie versehentlich verräterischen Blickkontakt zu ihr oder den Leuten der Gruppe herstellten. Zwei wandten ihre Köpfe in die Richtung der Soldaten und bemerkten erst jetzt, dass die Frau in ihrem Rücken eine Arbites-Offizierin war. Daraufhin erhoben sich zwei der Männer schnaubend und verließen die Markthalle in Begleitung dreier Frauen. Kurz wallte ein Impuls in Scarissa auf sie aufzuhalten, die Gruppe zu verwarnen und getrennte Befragungen anzuordnen. Allerdings ließ sie die Schultern hängen und nahm einen Schluck aus ihrem Flachmann. Er war leer und verärgert knallte sie ihn auf den Sitz neben sich. „Sie fühln es auch, oda?“ sprach sie der Pessimist an, nachdem er sich auf den anderen freien Sitz neben ihr hatte fallen lassen. Scarissa zögerte, da ihr Misstrauen mit ihrer Eitelkeit rang. Natürlich war sie in der Vergangenheit oft das Ziel mehr oder weniger eleganter Annäherungsversuche gewesen, nicht zuletzt weil es teilweise ihr eigenes Ziel gewesen war. Aber dann trug sie auch nicht die martialische Uniform des Adeptus Arbites und einen schweren schwarzen Sturmmantel.
„Und sie müssen blind oder dumm sein, Schichtleiter Jota Kappa 1772.“ erwiderte sie schließlich, nachdem sie den Aufdruck seines Overalls abgelesen hatte. Er hatte die Ärmel hochgekrempelt und entblößte sehnige Unterarme mit mittelmäßigen Tätowierungen darauf und schwielige Hände, die jedoch erstaunlich sauber waren. Offensichtlich hatte er sich auf seine Position hochgearbeitet und war stolz darauf. „Blind bin ich nich. Aba manchmal wünsch ich, ich wär dumm.“ konterte er mit einem bemühten Grinsen, welches drei stählerne Zahnprotesen entblößte. Gleichzeitig förderte er einen Flachmann zutage, auf dem ein bronzefarbener Aquila prangte und bot ihn Scarissa an.
Erneut zögerte sie einen Moment, ehe sie die Metallflasche mechanisch annahm und nach einem weiteren Seitenblick vorsichtig einen Schluck nahm. Der Geschmack lag irgendwo zwischen abgestandenem Promethium und uraltem Bleikanister, wurde jedoch schnell von dem kräftigen Alkoholgehalt überdeckt. Der Schichtleiter hatte sich zurückgelehnt und sah mit hängenden Gesichtszügen geradeaus. Scarissa, die schon schlechteren Selbstgebrannten gekostet hatte, konzentrierte sich auf die wohlige Wärme des Alkohols und lehnte sich ebenfalls zurück. „Warum laufen sie mit selbstgebanntem in der Tasche herum? Als Schichtleiter könnten sie sich doch sicherlich etwas Besseres leisten.“
„Nennen sie mich einfach Rik. Un ja, das könnt ich. Aba das Destillian ist ein Hobby mit vielen Vorzügen.“ antwortete er, streckte ihr die Hand entgegen und sah sie freundlich mit seinen blauen Augen an. Scarissa fragte sich wie vielen Frauen er schon mit dieser Masche den Kopf verdreht hatte und zögerte erneut den Handschlag zu erwidern. Hauptsächlich weil sie Hemmungen hatte ihren Namen zu sagen. Für die breite Öffentlichkeit sollte es schließlich ausreichen sie mit Magistratin anzureden.
„Scarissa. Du meinst Gefallen und Gefälligkeiten? Beides rechtlich bedenklich.“ entgegnete sie nach einer deutlichen Pause und erntete ein schelmisches Lächeln.
„Aba nein.“ gab Rik zurück als wäre der Umstand offensichtlich. „Wir sitzn doch buchstäblich alle im selbn Bot, oda?“
„Auf das Handeln ohne Lizenz steht hier im Extremfall die Lobotomisierung.“ fuhr Scarissa fort und wies mit einem Nicken in die Richtung eines teilnahmslos umherstreifenden Reinigungsservitors. „Gut das wir jetz Freunde sind, was Scarissa.“ antwortete er vergnügt und nahm selbst einen Schluck. Als er darauf ebenfalls das Gesicht verzog, zeigte er, dass auch seine Geschmacksnerven noch intakt waren. „Das stimmt. Aber du wärst nicht der erste Freund dem ich Handschellen anlegen muss.“
Er zog anzüglich die Augenbrauen hoch und verlieh Scarissas Aussage damit eine nicht vorhergesehene Zweideutigkeit. Immerhin verstand er Scarissas daraus resultierenden abweisenden Gesichtsausdruck und hob entschuldigend die Hände. “Mitteldeckmanieren.“ erklärte er und zuckte wieder grinsend mit den Schultern. „Aber mal im Ernst Rik. Mir ist sowas egal. Aber wenn ein ambitionierter Kollege das mitbekommt, wirst du dich nicht mit einem Schluck Schnaps und einem Lächeln retten können.“ Während sie sprach nahm Rik noch einen Schluck und gab die Flasche Scarissa, die nun ohne Zögern zugriff. „Ich weiß, aba danke für die Erinnerung. Ich schätz jeda geht mit dem Irrenhaus hier andas um.“ gab er schnell zurück und schien seine Worte sofort zu bereuen. Das Streichen mit Daumen und Zeigefinger über seinen schwarzen Van Dyke Bart war für Scarissa ein unwiderlegbares Zeichen. „In welcher Hinsicht ist die Nihilo ein Irrenhaus? So wie ich das sehe, geht es der Besatzung hier besser als auf den meisten anderen Schiffen.“
Ein flehentlicher Ausdruck trat in Riks Augen und er presste die Lippen zusammen. Der Beleg, dass er etwas zurückhielt. Jedoch las Scarissa auch das starke Bedürfnis in Riks Augen ab, darüber zu sprechen. Deswegen ging sie nicht mit Härte vor, sondern mit Verständnis, trank einen Schluck und versuchte den Eindruck zu wecken sie ringe nach Worten.
„Du bist wohl noch nich so lange hier, aba die allgemeine Stimmung auf der Nihilo ist nich nur zyklisch, sondan auch ansteckend.“ sprudelte es schließlich aus ihn heraus. Scarissa war froh, dass ihre Bewacher unterdessen so viel Verstand besaßen auf Abstand zu bleiben.
„So wie eine extrem verstärkte Gruppendynamik?“ formulierte sie ihre eigenen Gedanken.
„Ganz genau. Man spürt, dass es falsch ist und jeder einzelne reagiert ein wenig andas darauf.“
„Mit Selbstmord?“ wagte Scarissa einen Vorstoß und reichte den fast leeren Flachmann zurück. Riks Gesicht wurde hart und seine Augen eisig. „Unter Umständen.“ brummte er wissend und leerte den Flachmann ohne eine Miene zu verziehen. „Und der Alkohol hilft nicht wirklich, oder?“ flüsterte Scarissa und starrte aufs abgenutzte Deck. “Nein.“ flüsterte er und fixierte ebenfalls das Deck. Eine Pause entstand und Scarissa konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass dennoch nicht alles gesagt war. „Aber es gibt etwas das hilft, oder?“
Seine Körperhaltung blieb unverändert, aber aus dem Augenwinkel erahnte Scarissa, dass seine Mine sich verändert hatte. „Hilf mir Rik. Ein Gefallen für einen Gefallen.“ brach sie schließlich die Stille und sah Rik direkt an. Dabei legte sie all den Schmerz und die Qual in ihre Stimmt, die sie aus ihrer Kindheit für genau diesen Zweck konserviert hatte. Sozusagen das professionelle Äquivalent des Weinens auf Kommando, welches insbesondere Männern eher das Interesse rauben würde, als ihre Helferinstinkte anzusprechen. Er sah sie prüfend an und schien ihre schwarze Uniform zu mustern. „Leute die innere Ruhe und Frieden suchen, tun dies nach Möglichkeit in die Nähe der Astropathenquartiere. Oder man betäubt sich halt in jeder freien Minute.“ An seiner Betonung erkannte sie, dass er sich nach Ersterem sehnte und Letzteres praktizierte. Aber noch immer war sie sich sicher, dass er etwas zurückhielt. Eine gute Agentin wusste jedoch wann sie geduldig sein musste. Sie erkannte deutlich, dass er nun mit sich rang sie durch die Blume nach einer romantischen Zusammenkunft zu fragen.
„Ich danke dir Rik. Ich schulde dir einen Gefallen, aber das muss unter uns bleiben ok?“ kam sie ihm zuvor. Rik nickte, teils erleichtert teils enttäuscht und verabschiedete sich freundlich, nachdem sie ein weiteres Treffen in zwei Tagen vereinbart hatten.
Der Gefallen machte Scarissa nicht die geringste Sorge. Wenn sie es geschickt anstellte, konnte sie diesen unbemerkt zu ihrem eigenen Vorteil nutzen. Als sie sich erhob, bemerkte sie erst wie stark der Schnaps gewesen war und es verlangte ihr erhebliche Konzentration ab, sich nichts anmerken zu lassen.
Aus schattenhafter Leere formte sich ein Objekt. Es besaß keine Ecken und Kanten aber einen unverwechselbaren Charakter, der von Gewalt und Tod kündete. Der erste Eindruck der Calebs Geist erreichte, war ein Geruch. Altes Blut mischte sich mit neuem und gemeinsam mit der von Chemikalien getränkten Fußnote versetzte das Miasma die übermenschliche Physis in Alarmbereitschaft.
Ein körniges Bild baute sich in seinem Okularimplantat auf und begann seine Umgebung zu erfassen. Sein linkes Auge bewegte sich unter dem Lid welches jedoch festzukleben schien. Caleb versuchte sich aufzusetzen und musste hierzu die Umarmung von Halteriemen überwinden. Da es sich jedoch nicht um Fesseln handelte stellte dies kein Problem dar und er bestastete seinen Kopf, wobei ihm auffiel, dass seine rechte Hand fehlte. Schlagartig kehrten Erinnerungen an einen monströsen Dämon zurück. Schnaubend riss er sich das Pflaster vom linken Auge. Begleitet von einem leichten Brennen musterte Caleb den Raum in dem er sich befand und suchte nach der Quelle für das unangenehm hohe Piepen, war sich jedoch nicht sicher, ob diese innerhalb oder außerhalb seines Schädels zu finden wäre. Ein schlanker metallischer Arm schnellte in sein Sichtfeld und wäre beinahe von Calebs instinktiver Reaktion aus der Decke gerissen worden.
Der schlanke Servitor mit dem ausdruckslosen Schädelgesicht sandte einen breiten, grünen Laserstrahl aus und scannte den nackten Astartes. Begleitet von kryptischem Knacken und Brummen blinkten winzige Dioden an der Schädelseite. Mit einem weiteren Ruck verschwand der Servitor wieder in seinen Deckenverschlag und hinterließ lediglich einen starken Desinfektionsmittelgeruch. Caleb drehte sich und als seine Füße den warmen Boden berührten spürte er sofort die leichte Vibration eines sich bewegenden Raumschiffs. Er sah an sich herunter und erkannte zahlreiche frische Narben an seinem Brustkorb und Oberschenkeln. Deren unübersehbare Symmetrie verriet jedoch, dass es ich um Operationsnarben handelte.
Mit ihm im Raum befanden sich drei weitere Liegen von denen auch eine belegt war. Darauf lag die wuchtige Gestalt eines Astartes, der aufgrund seiner schweren Verletzungen jedoch eine auffällige Asymmetrie aufwies. Auf der rechten Seite fehlten sowohl Arm als auch Bein und der Torso war von dicken Plastekstücken bedeckt, unter die sich Schläuche wie Aaßwürmer schlängelten. Das Gesicht war ein grauenerregender Anblick aus abgebrochenen Zähnen und zu vielen Körperöffnungen. Einem so übel zugerichteten Schlachtenbruder sollte die Gnade des Imperator gewährt werden, sofern die Einbettung in einen Cybot-Sarkophag nicht möglich war.
Dass er von dem völlig Fremden als Schlachtenbruder dachte, überraschte ihn mittlerweile kaum noch. Zuviel war geschehen und die ausladende Aquila-tätowierung, die am Rand der Plastekstücke aus der zerklüfteten Brust ragte, tat ihr übriges. Caleb wandte sich ab und nahm den Raum in Augenschein.
Die verblichenen niedergotischen Lettern auf Wänden und Schränken bestätigten seine Vermutung, dass er sich in einer Krankenstation befand. In einer beigen Plastekschachtel lagen ein schmuckloser Wappenrock und ein einfacher Kommunikator bereit, die er beiläufig an sich nahm und wickelte seinen rechten Arm aus dem Verband. Darunter kam Kunstfleisch zum Vorschein, welches den sauber abgetrennten Knochen bedeckte, um diesen zu erhalten. Mutmaßlich um bei kybernetischem Ersatz möglichst viel natives Material erhalten zu können. Mit der Linken ertastete er außerdem die neue, gerade Narbe die vom Jochbein zum nun gespaltenen Ohr verlief. Caleb warf noch einen kurzen Blick auf seinen regungslosen Zimmergenossen und öffnete dann die einzige Tür.
Auf dem Gang war die Luft einige Grad kühler und weniger sauber. Des Weiteren schien er auch verlassen. Caleb hatte eine grobe Ahnung wo auf der Tabula Rasa er sich befand, sofern sich der Aufbau über die Dekaden nicht maßgeblich geändert hatte, oder er erneut auf ein anderes Schiff verschleppt worden war. Caleb erwog sich mittels Kommunikator zu melden, entschied sich jedoch dagegen. Sofern der Servitor in der Krankenstation sein Erwachen nicht schon weitergemeldet hatte, hatte er nun die Gelegenheit sich ungestört auf dem Schiff umzusehen. Er bemerkte Reparatur- und Patrouilletrupps, die durch die Gänge streiften und den Blood Angel zu zahlreichen Umwegen zwangen. Was ihn jedoch nicht störte, da er ohnehin nicht wusste wonach er genau suchte. Von der Gangway einer größeren Halle aus sah er wie zwei Männer Namen in eine sauber polierte Wand gravierten. Gekrönt wurde sie von einem großen, stählernen Adler. Offensichtlich handelte es sich um eine Gedenkstelle und schien damit der erste Spirituell angehauchte Ort zu sein, den Caleb auf der Tabula Rasa zu Gesicht bekam. Von den pseudoreligiösen Domänen des hiesigen Adeptus Mechanicus einmal abgesehen. Er blieb eine Weile als stiller Beobachter vor Ort und sah, wie einige weitere Schiffsbewohner die Halle aufsuchten. Viele von ihnen weinten und trugen Votivgaben mit sich. Kerzen, Blätter mit liebevollen Versen und kleine bunte Stofftiere. Was jedoch fehlte waren Geistliche oder ein sonst wie sichtbarer Einfluss einer organisierten Ekklesiarchie. Während er die Trauenden beobachtete, dachte er über die jüngste Vergangenheit nach und was sie für die Zukunft bedeuten mochte. Dass der Erzfeind uneins war, war nichts Neues und somit sanktifizierte der Angriff der Emperors Children Sophokles Truppe in keiner Weise. Aber was wäre ein Beweis der Loyalität den er akzeptieren würde? Konnte er erwarten, dass Sanguinius selbst ihm in einer Vision erschien und überzeugte? Oder gar der Imperator selbst? Wohl kaum. Abgesehen davon waren seines Wissens auch Visionen niemals fei von Zweifeln und Interpretation. Sein Körper und Geist waren von unglaublicher Zähigkeit, konstruiert um das unvorstellbare zu erdulden aber er für seine Situation gab es keine Patentlösung. Er würde seinem eigenen inneren Kompass folgen und danach trachten müssen, dass seine Wege dem Blick des Imperators wohlgefielen.
Er würde bei Sophokles bleiben, immer wachsam gegen die Feinde des Imperiums kämpfen und zur Stelle sein, wenn die Hand eines Loyalisten gebraucht wurde. Bei dem Gedanken betrachtete er zynisch seinen Armstumpf. Er musste näher an Sophokles herankommen, sein Vertrauen erwerben, auch wenn das bedeutete, dass er dem Alphalegionär zuerst vertrauen musste.
Leise stahl er sich aus der Halle und machte sich auf den direkten Weg zur Schmiede, wo er seine Ausrüstung vermutete. Die exotische Konfiguration des Schiffes kostete ihn zwar einige Kurskorrekturen, aber wenig später stand er von dem beeindruckenden zahnradförmigen Tor. Zeitgleich mit ihm erschien dort auch Karlatin der ihn kameradschaftlich angrinste. Frische rosafarbene Narben zogen sich über dessen kahlen Schädel bis hin zu seinem leicht getrübten linken Auge. An der Hüfte war ein alter Mark IV Helm befestigt, was eine Abweichung zum bisherigen Ausrüstungsstand darstellte. „Also doch noch aufgewacht, Lucif. Dann werde ich wohl doch nicht so bald euer Schwert erben.“
„Ich bin sicher auch wenn ich gefallen wäre, Karlatin, hättet ihr meine Klinge dennoch nicht erhalten. Immerhin konntet ihr nicht mal auf euren Helm achtgeben.“ schoss Caleb scharf zurück und ließ Karlatins Grinsen verschwinden.
„Wenn wir danach gehen, werdet ihr es aber auch nicht länger führen.“ hielt der Grey-Shield dagegen und deutete dezent auf Calebs Armstumpf.
„Irgendetwas sagt mir, dass ich auf genau dem richtigen Schiff bin, wenn es darum geht, dass mein Fleisch wiederhergestellt werden muss.“ lehnte sich Caleb ein wenig aus dem Fenster, da ihm Karlatins Anmerkung bereits selbst durch den Kopf gegangen war. Umständlich bediente er die Kontrolltafel des Tors mit der Linken und hörte wie schwere Bolzen zurückgezogen wurden.
„In der Tat, nur müsst ihr nicht mich überzeugen, dass es auch eine gute Idee ist.“ sprach Karlatin etwas lauter um den Lärm zu übertönen.
„Zum Thema Regeneration des Fleisches, hat… der World Eater es geschafft?“ erkundigte sich Caleb, wobei es ihm unangenehm war, dass er den Namen des Kriegers nicht kannte. Ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf Karlatins vernarbtes Gesicht als er antwortete. „Hazzred? Ich habe das Gefühl der wird uns alle überleben, weil er sich einfach weigert zu sterben.“
Das Getöse der geschäftigen Schmiede brach über sie herein als sich das Portal langsam öffnete. Weitere Gespräche würden brüllend geführt werden müssen. Im Vergleich zum letzten Mal glich das Treiben in der Domäne des Magos einem industriellen Mahlstrom. Es war nun deutlich zu erkennen, dass es tödlich enden konnte, wenn er den gelbschwarz schraffierten Bereich verließ. An den scheinbar wahllos verteilten Werkbänken arbeitete ein gutes Duzend Astartes, die meisten mit Servitorenunterstützung. Caleb sah, dass Karlatin nicht durch das schwere Portal trat. „Wolltet ihr nicht ebenfalls in die Schmiede?“ fragte er verwundert.
„Nicht nötig, ich wollte mich nur davon überzeugen, dass mit euch alles soweit in Ordnung ist.“ brüllte der Grey-Shield, während das Portal begann sich zu schließen
„Woher wusstet ihr, dass ich hier sein würde?“ hakte Caleb nach erntete jedoch nur ein vielsagendes Grinsen ehe das Portal sich vollends schloss.