So liebe Freunde, Zeit für eine Dosis oder?
Elf / II
Nichts desto trotz, ergab das Verhalten der Eldar für den Crimson Fist keinen Sinn. Diese Xenos hoben stets hervor, was sie von der in ihren Augen kruden Technologie des Imperiums hielten. Warum kämpften sie hier um einen erkaltenden Schiffsleichnam und starben sogar dafür? Adalwin hatte nur wenige Informationen für sie gehabt und selbst Thyrianos pedantische Nachforschungen hatten keine Erkenntnisse zu Tage gefördert. Es war, als wäre das Schlachtschiff Todesbrüllen zum ersten Mal in Erscheinung getreten, als ein Notruf Argenteus Irae erreichte. Adalwins Weigerung, dem Team den Notruf zugänglich zu machen, hatte beinahe in einem Eklat geendet da Szandor dies nicht hatte akzeptieren wollen.
Natürlich hatte Watchcaptain Adalwin sich durchgesetzt und sich nicht im Geringsten von Szandor aus der Ruhe bringen lassen. Darum hatte man sie einmal mehr auf der Hassfeuer eingeschifft und ins Zielgebiet geflogen.
Ein Schaudern durchlief die Todesbrüllen und riss Hovis aus seinen Gedanken. Anscheinend machte Duron Fortschritte beim Reaktivieren des Schiffsreaktors denn wenige Sekunden nach der Erschütterung flammten auch die meisten Lampen für eine Sekunde auf ehe sie wieder erloschen. „Können wir weiter?“ grollte Saarlock, als wäre nichts passiert und Hovis nickte bestätigend. Saarlock war ein Rätsel für ihn. Einerseits ganz auf Effizienz und Stärke fokussiert, interessierte er sich für keine Einzelheiten der Mission, sondern strebte einfach der nächsten gewaltsamen Auseinandersetzung entgegen.
Tatsächlich war das zurückliegende Scharmützel für Saarlock dramatischer als er es zeigte gewesen. Dass er, Saarlock von Medusa, Spacemarine vom Orden der Iron Hands, von einer einfachen Falle zu Boden geschickt worden war und dann wehrlos der Gnade eines erbärmlichen Nichtmenschen ausgeliefert gewesen war, war unerträglich. Und Hovis hatte es gesehen. Der Crimson Fist der ihm den Rücken freihielt, hatte ihn sogar retten müssen wie einen erbärmlichen Welpen und auch wenn sich der Crimson Fist nichts anmerken ließ, musste er Saarlock nun zweifellos verachten. Selbst das brutale Hinrichten des Eldar.-Anführers hatte sich hohl angefühlt und die Genugtuung war nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. Ehe ihn die Gedanken und unliebsamen Gefühle mehr seiner kostbaren Zeit kosteten, würden er also eine Lösung finden müssen. Massereichere Abschirmung der Energieleitungen, oder isolierte sekundäre Energiereservoirs. Möglicherweise auch eine Kombination von beidem oder etwas völlig anderes wie eine alternative Energietechnologie musste her. Fürs Erste stellte er sein Auspex so ein, dass er bei der Annäherung an eine Energiesignatur wie die der EMP Granate explizit gewarnt wurde.
Calebs Stimmung verbesserte sich sichtbar nach Sophokles Worten. Seit Monaten waren sie in den Randbereichen ihrer Galaxie geblieben, nur unterbrochen von einigen wenigen Abstechern zu schmierigen Raumbasen und deren zweifelhaften Bewohnern. Aber nun würden sie endlich in den Imperialen Raum zurückkehren. Endlich wieder im Licht des Astonomicon baden. Obwohl Caleb, ohne psionische Gaben, das Licht der Menschheit niemals selbst gesehen hatte, lag dessen Abwesenheit wie ein kalter Schleier auf seiner Seele.
„Ist das nicht unnötig riskant? So kurz vor der kritischen Phase des Projekts.“ Erkundigte sich Caleb zu seinem eigenen erstaunen. „Es ist in der Tat riskant. Aber aus zwei Gründen alternativlos.“ Entgegnete Sophokles verschwörerisch und setzte ich in einen wuchtigen aber ungepolsterten Sessel ehe er fortfuhr.
„Erstens möchte ich, dass unsere Aspiranten das Licht des Imperators sehen, sollte sich bei ihnen ein psionisches Talent entwickeln.“ Bei diesen Worten schien der Alphalegionär sehnsüchtig in die Ferne zu blicken.
„Zweitens ist die imperiale Navy trotz ihrer Macht besser auszumanövrieren, da sie keine schändlichen Rituale vollführen um dem Warp Wissen über unsere Position zu entlocken.“
Aus reiner Gewohnheit wollte Caleb die Arme vor der Brust verschränken, was aufgrund seiner Verstümmelung jedoch äußerst merkwürdig aussah.
Ein dezentes Läuten zog die Aufmerksamkeit der beiden Astartes auf sich und sie betrachteten die Säule mit den Proben in der nun einige der transparenten Behälter begannen in unterschiedlichen Farben zu blinken. „Es ist soweit Blood Angel. Wir werden sehen, ob und welche der Aspiranten für eine Implantation geeignet sind.“ Erklärte Sophokles erschöpft, erhob sich langsam und zum ersten Mal sah Caleb so etwas wie Unsicherheit in den Augen des Apothekarius‘. In den folgenden Minuten schien Sophokles Caleb regelrecht vergessen zu haben. Er eilte um sie Säule und kontrollierte die Ergebnisse, die ihn in eine Mischung aus Unglauben und Euphorie zu versetzen schienen. Das Dröhnen und Rauschen der Zugangsschleuse verhieß, dass weitere Personen ins Labor gerufen worden waren und kurz darauf betraten nicht nur Enox sondern auch zwei Captains das Labor. „Und? Was sagen die Tests?“ grollte der Nightlord um gleich auf den Punkt zu kommen. Caleb nickte er respektvoll zu, was sich irgendwie merkwürdig anfühlte. Oder war er nur irritiert weil es sich gut anfühlte?
„Der Kompatibilitätsquotient ist hoch, außerordentlich hoch. So hoch, dass wir gleich mit dem aufwecken der Aspiranten beginnen können. Wenn dabei alles glatt läuft beginne ich in vierundzwanzig Stunden mit der Implantation.“ verkündete Sophokles von Euphorie erfüllt, die jedoch nicht auf die anderen überging. Die beiden Captains nahmen die Proben in Augenschein, wobei offensichtlich war, dass sie kaum verstanden was sie dort begutachteten. Enox dagegen, stand zu seinen Wissenslücken und würdigte die Säulen keines Blickes, sondern konzentrierte sich auf Sophokles. „Ich denke es ist noch zu früh bereits den Siegeswein zu entkorken Apothekarius. Bisher sehe ich hier nicht mehr als einige bunt beleuchtete Hautfetzen, die überhaupt nicht dem entsprechen was ich mir unter dem Plan des Imperators vorstelle.“
Sophokles presste seine Lippen aufeinander und setzte zu einer zornigen Erwiderung an, sah jedoch davon ab. „Weckt die Aspiranten und sorgt dafür, dass sie sich als bald als möglich in bester physischer Verfassung befinden.“ antwortete er stadtessen, da er nicht in der Stimmung schien dem Captain medizinische Details zu erläutern. Dann wandte er sich ab und begann eifrig Informationen in eine Datenpad zu tippen. Caleb konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, dass der Alphalegionär beleidigt war.
Dann verließen alle bis auf Sophokles das Labor und schwiegen sich zunächst in der Schleuse an. Caleb suchte sein Quartier auf um nachzudenken, weswegen er auch Karlatin nur mit einem kurzen Nicken bedachte ehe er die Türe schloss. Nach einigen, wenig erholsamen, Stunden brach er auf, um in der Schmiede nach seiner Rüstung zu sehen. Als er dort ankam, sah er gleich, dass bereits ein hochrangiger Artificator daran arbeitete. Der kurze Seitenblick zu Caleb und dessen Armstumpf verriet bereits vollauf was der Adept von Calebs Unterstützung hielt und ging unbeirrt seiner Arbeit nach. Calebs Blick fiel derweil auf einen unlackierten abgenutzten Helm, der allem Anschein nach den zerstörten Ersetzen sollte und fragte sich, wem er wohl zuvor gehört hatte. In den folgenden Stunden konzentrierte sich Caleb ganz darauf den Artificator so gut wie möglich zu unterstützen, beziehungsweise so wenig wie möglich aufzuhalten. Da zahlreiche Teile von ober und Unterkonstruktion rekonstruiert werden mussten, wurden die Teile nämlich gleich an Caleb angepasst. Das Tempo war dennoch erstaunlich und Caleb fragte sich wie viele Rituale, dem hier notwendigen Pragmatismus geopfert worden waren. Zumindest hatte er bisher immer den Eindruck gehabt, das Adeptus Mechanicus könne keine Schraube anziehen, ohne zuvor, dabei und danach eine minutenlange Prozedur abzuspielen. Natürlich beklagte sich Caleb nicht und verließ schlussendlich die schwüle Schmiede in seiner voll funktionsfähigen Rüstung.
Da Sophokles Caleb das Privileg eingeräumt hatte, die Aspiranten zu begutachten machte er sich auf den Weg genau das zu tun und erlebte eine Überraschung, als er den entsprechenden Quartierkomplex erreichte.
Ein Captain, jener der zuvor Sophokles Ergebnisse geringgeschätzt hatte, stand in der Mitte der versammlungshalle des Quartierkomplexes und hatte an die fünfzig Jünglinge um sich geschart. Da er seinen neuen Helm nicht trug, drang Caleb sofort der Geruch von Blut, Adrenalin und Furcht in die Nase und versetzte auch ihn unwillkürlich in Alarmbereitschaft. Viele der Aspiranten waren leicht verwundet und einige wenige lagen unbeachtet am Rand der Halle. Zumindest hob und senkte sich deren Brust. „Was geht hier vor sich Captain?“ fauchte Caleb respektlos und sah auch den Apothekarius, der bei Caleb die DNA Probe entnommen hatte, in der Ecke stehen. Seine Köpersprache verhieß Geringschätzung und er sah neugierig zum Captain der zwischen den Aspiranten auch ohne seine Rüstung wie ein Koloss wirkte. Der Captain sah ausdruckslos zu Caleb, woraufhin drei der Aspiranten die vermeintliche Ablenkung nutzten, um den Astartes anzugreifen. Natürlich ein schwerer Fehler, den der Captain brutal bestrafte. Caleb sah deutlich, dass die Aspiranten nicht freiwillig angriffen sondern Angst hatten untätig zu bleiben. Der Captain senkte ruckartig den Kopf und ein auf das Gesicht gezielter Schlag traf den harten Schädelknochen und es war das Brechen sterblicher Knochen zu hören. Ein vergleichsweise dürrer Junge, der spinnenartig versuchte die Knie des übermächtigen Gegners zu attackieren bekam die Fingerspitzen in den Hals gestoßen woraufhin er gurgelnd zusammenbrach. Als drittes erklang ein lautes Klatschen von Fleisch auf Ceramit. Der Junge, auf dessen Gesicht die Attacke gezielt gewesen war, machte große Augen als der rot gerüstete Marine mit den Engelschwingen auf dem Schulterpanzer den Ellenbogenstoß in seiner Hand verpuffen ließ. „Captain…“ wollte Caleb weitersprechen, bekam jedoch eine Faust ins Gesicht geschmettert. Den zweiten Schlag wehrte Caleb mit der verstümmelten Hand ab und leckte sich zurückweichend das Blut von der Lippe. Des Weiteren öffnete er einen Kanal zu Enox und Karlatin. „Was stellt ihr mit den Aspiranten an, Captain Jeventh? Beruhigt euch oder ich beruhige euch!“
„Macht weiter so Lucif, und ich werde euch als Captain mit Fug und Recht töten!“
Ruhig ging Caleb ein wenig in die Knie und stellte sich federnd breitbeinig dem Captain gegenüber auf. Das Kettenschwert, welches den Konflikt schnell und einseitig zu beenden vermochte, verblieb an Calebs Hüfte. Die Aspiranten waren unterdessen verängstigt an die Hallenwände zurückgewichen. Auch wenn Caleb Frieden mit Sophokles und den Bewohnern der Tabula Rasa geschlossen hatte, war da dennoch ein Funke in ihm. Ein Funke der nichts weiter wollte als, sich von einem schützenden Dogma eingehüllt, auf die vermeintlichen Verräter stürzen und ihr Blut vergießen.
Das Duell war zwar mehr als ungleich, aber keiner der beiden ließ sich beirren. Beiden war klar worauf sie sich einließen. Caleb trug zwar eine Rüstung, wollte den anderen jedoch auch nur unterwerfen. Der Captain schien dafür von einem bodenlosen Hass gegen Caleb getrieben und würde sich nicht mit einer Abreibung zufrieden geben. Woher dieser Groll kam war für Caleb unergründlich. „Ihr wollt mich verurteilen? Ausgerechnet ihr? Schon wieder?“ klagte Jeventh den Blood Angel an und trieb ihn vor sich her. Caleb hatte keine Idee worauf sich der Captain bezog, wusste jedoch auch, dass er als Captain durchaus das Recht hatte Respekt mit Gewalt einzufordern. „Letzte Warnung. Hört auf mich zu attackieren, oder tragt die Konsequenzen.“ Versuchte es Caleb erneut und hoffte dem Captain würde bewusst werden was es bedeutete, dass er einem gerüsteten Astartes gegenüber stand.
Natürlich beruhigte sich Jeventh nicht, sondern griff an. Aber diese mal kombinierte Caleb seine Parade mit einem Konter und schmetterte dem Gegner seine gepanzerte Faust unter das Kinn. Der Schlag, der einen Sterblichen enthauptet hätte, ließ den Kopf zurückschnellen und zwang den Captain sich an der Wand abzustützen, allerdings verlor Caleb keine Zeit nachzusetzen. Er wollte den tobenden Captain mit einem geschickten Trick, den er von Vicesimus gelernt hatte, zu Boden schicken. Der spie ihm jedoch Säure ins Gesicht und blendete so sein verbliebenes natürliches Auge. Diese Art der Attacke, unter vermeintlich verbündeten Spacemarines, war eine schlimme Sache. Wobei die Beleidigung schwerer Wog als die eigentliche Verletzung. Caleb hätte unter diesen Umständen damit gerechnet das Aufbegehren der roten Wut unterdrücken zu müssen. Jedoch bahnte sich nur rechtschaffender Zorn seinen Weg in sein Herz und ließ ihn auf den Captain zustürmen. „Das wollt ist es also was ihr den Aspiranten beibringen wollt? Sinnlose Gewalt? Bitte sehr!“ Mit einem gewaltigen Aufprall riss er den anderen zu Boden und presste seine Hand auf dessen muskulösen Hals um ihn zu würgen. Jeventh schlug Caleb erneut brutal ins Gesicht und ließ die verätzte Haut reißen, woraufhin halbgeronnenes Blut vermischt mit Schleim und Sekret hinabtroff. Der Versuch Caleb abzuwerfen schlug fehl und wurde mit einem brutalen Kniestoß in die Rippen bestraft der Knochen brechen ließ, die ihrerseits einen der drei Lungenflügel punktierten. Drohend senkte sich ein Schatten auf die kämpfenden, als der Apothekarius näher kam, möglicherweise um Partei zu ergreifen. Jedoch blieb er schlagartig stehen. Die Ablenkung reichte Jeventh aus sich geschickt aus seiner schlechten Position zu befreien und in Richtung auseinanderpreschender Aspiranten abzurollen. Caleb erhob sich selbstbewusst und nahm zu Kenntnis, dass sein Gegner viel schwerer verletzt war als er, aber auch dass er nicht nachlassen würde. Er fühlte sich an die Übungsduelle auf Argenteus Irae erinnert, wobei er dort nicht gezwungen war einen Gegner zu töten um sein Leben zu schützen. Hier sah dies möglicherweise anders aus. Außerdem erkannte er warum der Apothekarius innegehalten hatte und warum einige der Aspiranten vor Furcht ihre Geichter in ihren Händen vergruben. Enox war eingetroffen. Er machte eine herrische Geste und Jeventh wurde zappelnd vom Boden gehoben. „Ihr macht mich traurig Captain Jeventh. Ihr verspielt eure Ehre wegen einer Laune und wendet euch obendrein noch gegen euresgleichen.“ Es war merkwürdig einen monströsen lebenden Schatten sagen zu hören er wäre traurig und Jeventh setzte zu einer Erwiderung an. Jedoch übertönte Enox ihm mit seiner Alptraumstimme. “Schweigt. Als es an der Zeit war zu reden wolltet ihr Kämpfen. Jetzt ist es an der Zeit still zu sein und um eine Vergebung zu bitten die niemand auf diesem Schiff gewähren kann. Folgt mir!“ Enox ließ Jeventh herabsinken, welcher dem Nightlord ohne ein weiteres Wort folgte. Caleb sah zum nach wie vor regungslosen Apothekarius. „Was ist euer Problem? Versorgt die Aspiranten und betet zum Imperator, dass ihr mit eurem fahrlässigen Geplänkel nicht alles ruiniert habt.“ Der angesprochene spannte sich einen Moment und schien Widerstand leisten zu wollen ehe die Vernunft auch bei ihm siegte. Caleb machte sich unterdessen daran, die Aspiranten zu beruhigen. Merkwürdigerweise schienen sie auch vor ihm Angst zu haben, was wohl mit seinem entstellten Gesicht zu tun hatte. Auch wenn er nicht wirklich eitel war, hatte er es immer als Vorteil empfunden ein dem menschlichen Auge wohlgefallendes Gesicht zu haben.
„Der hier wird sterben Lucif.“ kommentierte der Apothekarius nüchtern den Zustand des dürren Jungen. „Sein Kehlkopf wurde zermalmt und die Luftröhre zerquetscht. Der ganze tracheale Bereich ist geschwollen und lässt keine Luft hindurch. Ich werde ihm die Gnade des Imperators zuteilwerden lassen.“
„Sein Schicksal wird das eure sein Apothekarius. Menschen sind schwach und verwundbar, aber für mich sieht das nicht so aus als hättet ihr alles getan.“ Trotzig wollte sich der Apothekarius aufrichten und wiedersprechen, jedoch hielt Caleb ihn auf den Knien und starrte ihn lediglich eindringlich an. Dem Blood Angel ging es dabei weniger um den Jungen als ums Prinzip, weswegen er den Apothekarius auch nicht wirklich bestrafen würde, sollten seine Bemühungen vergebens sein.
Aber wenn sie hier tatsächlich taten was der Imperator geplant hatte, was zu glauben er sich entschieden hatte, war kein Aufwand zu groß und keine Mühe vergebens dieses Ziel zu erreichen. Was es mit dem Verhalten von Captain Jeventh und des Apothekarius auf sich hatte, war allerdings noch immer unklar. Aus diesem Grund würde er den Apothekarius ohnehin nicht sobald vom Haken lassen. „Wie lautet euer Name? Da ihr den meinen kennt, halte ich es für angemessen für gleiche Bedingungen zu sorgen.“ brummte Caleb während der Apothekarius vorsichtig versuchte die Luftröhre freizulegen, ohne dabei wichtige Gefäße zu verletzen.
„Gargest.“ war die übellaunig geflüsterte Antwort die beinahe vor der Geräuschkulisse der sich sammelnden Jünglinge unterging. Gute Kandidaten, dachte Caleb bei sich. Die vorherige Furcht konnte ihnen kaum zum Vorwurf gemacht werden. Worauf es ankam war, dass sie sich wieder eigenständig fingen und stark genug waren, mit dem Erlebten zurechtzukommen. Der dürre Junge hatte kurz nach Gargests Behandlungsbeginn das Bewusstsein verloren, atmete aber mittlerweile wieder gleichmäßig wenn auch flach.
„Was hat Captain Jeventh genau von euch gewollt?“ wandte er sich an die neugierigen Aspiranten und war wenig überrascht, viele motivierte Antworten zu erhalten. Während er den für seinen Geschmack viel zu hohen Stimmen lauschte, lies auch das heiße Pochen in seinem Gesicht nach. Dafür ließen die Berichte der Jünglinge seinen Ärger wachsen. Zusammengefasst schien Jeventh die Aspiranten als unwürdig, beziehungsweise nicht ausreichend geprüft zu betrachten. Da er keine Ordensinsiginen trug war allerdings nicht zu erkennen woher er stammte und damit auch was er genau von einer angemessenen Rekrutierung erwartete. Caleb entschied, dass es dennoch keine Entschuldigung für die Schinderei gab und für den hemmungslosen Ausbruch ihm gegenüber, hätten wohl so gut wie alle Orden drastische Sanktionen verhängt.
„Aspiranten, vor euch liegen ereignisreiche Wochen. Ihr werdet die Ketten der Sterblichkeit sprengen und wenn der Imperator will jeden einzelnen Spacemarine auf diesem Schiff übertreffen.“ Predigte Caleb und unterstich seine Worte mit aufmunternden Gesten. „Kümmert euch umeinander und bringt die verwundeten in ihre Quartiere. Apothekarius Gargest hier hat die Verantwortung für eure körperliche Unversehrtheit und ich bin mir sicher er wird seine Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen.“ überrumpelte Caleb nicht nur die Aspiranten, jedoch gab es keinen Widerspruch. Dann wandte sich der Blood Angel Gargest zu und flüsterte so leise dass niemand sonst ihn hören konnte. „Ihr habt das hier zugelassen. Nun könnt ihr Wiedergutmachung leisten und ich werde nicht länger schlecht von euch denken wenn ihr die Aufgebe erfüllt. Der Imperator beschützt.“ Beim letzten Satz legte er vorsichtig die Hand auf die Schulter des Apothekarius und dieser erwiderte das Imperiale Credo mit volltönender Stimme. Caleb wandte sich ab und versuchte so unauffällig wie möglich die Lage vor Ort im Auge zu behalten. Nach knapp zwei Stunden waren die Aspiranten versorgt und Gargest informierte Caleb, dass die neue Hand mittlerweile herangereift sein dürfte. Die Leistungsfähigkeit des Bioreaktors beeindruckte Caleb außerordentlich, dauerte das nachzüchten einer ganzen Hand sonst schließlich mehr als doppelt so lange. Der Apothekarius hatte wohl auch darauf gehofft für die Transplantation wieder sein Apothekarium aufsuchen zu können, doch Caleb wollte Gargest noch eine Weile bei den Sterblichen lassen.
Die Prozedur der Transplantation war langwierig und schmerzhaft. Viel schmerzhafter als der Verlust der Hand. Konzentriert wurden Knochen, Nerven und Gefäße miteinander verbunden und Calebs Arm hierfür extrem fest in eine Art Schraubstock gespannt. Selbst wenn er gewollt hätte, wäre es unmöglich gewesen den Arm auch nur einen Millimeter zu bewegen ohne Sehen reißen zu lassen oder gar Kochen zu brechen. Stoisch ertrug der Blood Angel die Operation und dachte über die nächsten Wochen nach. Für ihn schien es selbstverständlich, einen großen Anteil an der Ausbildung der Aspiranten zu Scouts und im Anschluss zu was auch immer ihnen vorherbestimmt war, zu haben. Doch würde Sophokles das zulassen? Würde einer der Hauptmänner Vorrechte einfordern oder gar diejenigen Spacemarines die bisher mit Ausbildungsaufgaben betraut waren? Viel schwerwiegender lastete jedoch noch die Frage, ob er selbst überhaupt bereit dazu war Personen auszubilden die ihn auf ganzer Linie übertreffen sollten, auf ihm. Was wäre wenn ihr Verstand so entrückt wäre wie es der der geliebten Primarchen gewesen war? Was wenn sie ein so intuitives Verständnis vom Kriegshandwerk besitzen würden, dass all seine Erfahrung wertlos würde?
Letztendlich rief er sich selbst zu Ordnung und verbat sich die Zweifel. Er würde tun was er immer getan hatte. Bei der Erfüllung seiner Aufgaben sein Bestes geben um den Imperator zu ehren und das Imperium der Menschheit vor allem zu beschützen was aus der tiefen Dunkelheit des Universums ins Licht kroch.