Ich hab euch nicht vergessen! Hoffe auch dieser Teil gefällt.
ZWÖLF / II
Die Tage vergingen langsam und ein gewisser Trott schlich sich ein. Seit dem sechzehnten, der dreißig von Sophokles geplanten Tage, war Hazzred gereizter und zorniger denn je. Captain Faethor hatte ihn in keinen der drei Trupps eingeteilt, welche das neue Schiff beschaffen würden, sobald sie diesen Ort verließen. Karlatin und Nereus dagegen schon. Da Caleb jedoch nicht einsah, als Puffer für Hazzreds Unausgeglichenheit zu fungieren, sah er den World Eater von da an nur noch selten. Eine seiner Stippvisiten beim Apothekarium offenbarte jedoch ein sehr viel folgenschwereres Problem. Jeder einzelne der Legaten war in eine Art Wachkoma gefallen und reagierte nicht länger auf äußere Reize. Aufgebracht eilte Sophokles durch die gewölbeartige Kammer und las Protokolle die er längst auswendig kannte. Alternativ Untersuchte er wieder und wieder Blutproben und wiederholte Messungen ohne Unterlass. Seine Sorge breitete sich auf der ganzen Tabula Rasa aus und es begannen die wildesten Theorien zu entstehen. Wie vorausberechnet waren sie am dreißigsten Tag physisch fast voll ausgereift. Nur schien ihr Nervensystem samt Gehirn und Rückenmark noch in einer komplexen Transformation befindlich. Die Messgeräte spuckten Unmengen widersprüchliche Daten aus die nur eine einzige Konstante aufwiesen. Zu keinem Zeitpunkt schien es eine Stagnation zu geben. Leider ein schwacher Trost. Hatte man doch angenommen kurz vor der Vollendung des Projektes gestanden zu haben und nun schien vollkommen unklar ob und wann die Legaten wieder erwachen würden. Obendrein verlief die Warpreise alles andere als Komplikationslos.
Verstörende Schatten, Nebelschwaden und geisterhafte Echos waren die harmlosesten Erscheinungen reichten aber bereits aus, um viele der Sterblichen zu ängstigen und in ihren Pflichten zu behindern. Alpträume und Migränewellen riefen obendrein noch ein gereiztes Klima hervor, welches die wenigen Unzufriedenen und demagogisch Veranlagten als Gelegenheit sahen ihre Anklagen zu verbringen. Hinter vorgehaltener Hand wurde über das Legaten-Projekt geflüstert und trotz der säkularen Schiffskultur griffen Aberglaube und Scharlatanerie um sich.
Auch wenn die Astartes selbst nicht direkt betroffen wurden, bekamen sie die Entwicklung natürlich mit. Das klassische Zeigen von mehr Präsenz, hatte auch nur eine geringe und vor allem kurze Wirkung. Denn als es die ersten Toten gab, zeigte diese Präsenz eigentlich mehr die Machtlosigkeit der Posthumanen. Liebende Männer erschlugen im blinden Zorn ihre Frauen und betäubten ihren Schmerz dann in billigen Alkoholika oder einer Kugel im Kopf. Treusorgende Mütter vergifteten sich selbst und ihre Kinder oder erstachen ungekannten Impulsen folgende ihre Ehemänner im Schlaf. Die Stimmung schien vergiftet, was zur Folge hatte das auch jeder Unfalltote in einem anderen Licht erschien.
Sektionen wurden unter Ausgangssperre gestellt, was allerdings auch nur eine zweifelhafte Wirkung hatte. Jene die es gewohnt waren unterwegs zu sein fühlten sich gegängelt und jene die Schutz suchten fühlten sich dennoch nicht sicher. Aber vor allem konnten Gerüchte und Gewäsch wie in einem Druckkessel zu ausgewachsener Paranoia herangären. Nach einer Woche der Reise, gesellten sich dann auch noch technische Phänomene hinzu.
Beleuchtungen änderten unmöglicher Weise ihre Farben, Türen öffneten oder schlossen nicht richtig und Audiosysteme übermittelten abstoßendes Geschrei oder verzerrten die üblichen Durchsagen zu einem verängstigenden Singsang.
Selbst unter den Spacemarines breiteten sich Sorgen aus, die zwar niemand aussprach aber in den Augen zu erkennen waren. Begehrte der Warp auf, weil die dort existierenden Entitäten die Legaten fürchteten? Hatten sie möglicherweise ein Ereignis herbeigeführt welches in seiner Tragweite dem Weltenbrand gleichkam? Oder war die Erschaffung der Legaten tatsächlich eine List der Nimmergeborenen und damit Ketzerei? Dann wäre es möglich dass die Legaten den Warp in einen Geburtswehenartigen Zustand versetzte, um zu festgelegter Stunde gewaltiges Unheil über die Realität zu bringen.
Insbesondere letztere war eine Befürchtung die Caleb regelmäßig heimsuchte und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr zweifelte er alles an, was er wusste.
Als nach etwas mehr als Zehn Tagen endlich der erste Sprungpunkt erreicht war, atmete das ganze Schiff spürbar auf. Sophokles setzte die Rückkehr in den Warp in achtundvierzig Stunden an, wodurch jeder an Bord die Gelegenheit erhalten sollte einmal ungestört durchzuschlafen. Von der Berücksichtigung der technischen Erfordernissen des Warpantriebs und der Logikmaschinen ganz zu schweigen.
Anhand der unverwechselbaren wie geschichtsträchtigen Halosterne und dem laut dem Navigator gerade noch zu erahnenden ewigen Feuer des Astronomican gelang es ihre Position zu ermitteln. Sie befanden sich am süd-westlichen Rand des Segmentum Pacificus in der Nähe der Sabbatwelten, wo seit Jahrzehnten ein ehrgeiziger Kreuzzug tobte. Innerhalb der achtundvierzig Stunden berief Sophokles außerdem eine Versammlung in der großen Halle der Zusammenkunft ein.
Hier stellte er noch einmal für alle Astartes klar, ich welchem Zustand sich die Legaten befanden und, dass sie diesbezüglich im Grunde nichts weiter tun konnten als zu Warten. Caleb fiel außerdem auf, dass die drei Trupps aus Captain Faethors Einsatzgruppe durchgängig schweigend zusammen standen. Die Formation legte dabei unmissverständlich dar, dass unter anderem Nereus dabei die Ehre, Truppsergeant zu sein, zuteil wurde.
Aber Sophokles hatte noch mehr zu sagen. „Wir haben lange genug gewartet, geplant und beobachtet. Es wird Zeit dass wir wieder eingreifen. Aus diesem Grund werden wir, in Captain Faethors Abwesenheit, in den Sabbat-Kreuzzug eingreifen.“ Erstaunlicherweise blieb es still bis er weiter sprach. „Wir müssen Zeugnis ablegen und den imperialen Zehnt in Blut entrichten. Wenn möglich dem unserer Feinde, wenn nötig dem unseren.“ Andächtig senkte er die Stimme und faltete die Hände. Dabei hob er sein Kinn und öffnete seine Hände wieder ehe er weiter sprach. „An dem Tag an dem ich den Legaten gegenüberstehe will ich dies mit reinem Gewissen tun. Lasst uns über jene kommen die die Herzen der Schwachen mit Lug, Trug und Terror füllen.“ Aufgebracht ballte er die Hände zu Faust.
„Die Zeiten sind finster und der Kreuzzug läuft schlecht, weswegen wir bereits lebend zu Legenden werden müssen. Wir werden ungekannt und unbesungen zuschlagen und verschwinden. Aber unsere Taten werden die Gebeutelten ermutigen und die Schändlichen erzittern lassen.“ predigte der Alphalegionär und stellte danach eine vor allem für Caleb erstaunliche Frage. „Wer marschiert mit mir?“
„Hazzred von der World Eaters!“ dröhnte eine starke Stimme ohne zu zögern in die plötzliche Stille, dicht gefolgt von weiteren Ausrufen. „Kenshin von der Alphalegion!“ „Serbitar von den Black Consuls!“ Hylox von der Deathguard“ „Kargath von den Iron Hands!“ „Loth von den Iron Warriors!“ brach nun ein wahrer Schwall von Loyalitätsbekundungen aus der Masse. Caleb verstand nicht jeden einzelnen, konnte aber kaum fassen was hier geschah und was er hörte. Geheimnisse und Zweifel wurden von entschlossenen Stimmen zermahlen und irgendwann brüllte auch er „Caleb von den Blood Angels!“ und selten war ihm dieser Titel bedeutungsvoller erschienen. Bei der Deathwatch hatte seine initiale Vorstellung eher einer Bugwelle der Überheblichkeit geglichen und hier. Hier fühlte er rechtschaffenen Stolz in seiner Brust, der einfach nur dem Willen des Imperators entsprechen konnte. Seine Söhne, zerstreut und verloren hatten sich nicht aufgrund geheimer Verträge zusammengefunden, sondern aus purer Überzeugung.
Als Ruhe einkehrte breitete Sophokles seine Arme aus und rief einige Namen auf. Noch immer ergriffen beobachtete Caleb wie die Aufgerufenen vor das Rednerpult marschierten. Sophokles sagte einige leise Worte zu jedem einzelnen und drückte ihnen dabei Depeschen in die gepanzerten Hände. Als die Sergeanten im Anschluss ihrerseits der Reihe nach Namen verlasen, war auch Lucifs darunter. Er war nun Teil des zehnten Trupps unter Loth dem Iron Warrior, und war erfreut auch Hazzred in seinem Trupp zu wissen. Kurz regte sich etwas in seinem Innern, als er so einfach das Kommando eines vermeintlichen Verräters akzeptierte. Aber rasch wurden die vorbehalte von der neu gewonnenen Entschlossenheit hinweggespült.
Die nächsten Tage der Reise durch den Warp war nicht weniger ungemütlich, nur kam davon sehr viel weniger bei Caleb an. Denn Loth hatte begonnen ein strenges Regiment zu führen, um die Fähigkeiten seiner Untergebenen kennenzulernen. Hazzreds Nahkampfprofession stand zwar außer Frage, aber da waren ja auch noch zwei Alphalegionäre und der Black Consul Serbitar. Caleb erfuhr, dass Serbitar, Hazzred und Loth bereits zahlreiche Einsätze als Team absolviert hatten, während die Alphalegionäre zumeist autonom oder unter ihresgleichen gekämpft hatten.
Loth hatte einen harten und brütenden Charakter, was eine interessante Kombination für einen Anführer war. Er schien viel Wert darauf zu legen, dass jeder wusste was er tat und was seine Aufgabe war ohne viele Befehle zu geben und führte somit hauptsächlich, indem er eine beeindruckende Vorbildfunktion einnahm. „Eisern im Innern, Eisern von Außen.“ war seine Doktrin, die sich damit oberflächlich nicht von der der Verräter unterschied. Schmucklose aber hochwertige Augmentiken im ansonsten vernarbten Gesicht unterstrichen diese unmissverständlich. Im Kampf trug er eine verwitterte Standarte auf dem Rücken, auf der am zweiten Tag, neben den zahlreichen anderen Legionsinsignien, auch das Zeichen Blood Angels angebracht worden war. Der Iron Warrior kämpfte mit einer kampfgezeichneten aber nicht minder gewarteten Energiefaust und einer Boltpistole. Auch wenn Caleb feststellte, dass Loth extrem stark war und darin selbst Hazzred übertraf, setzte er diese Kraft stets wohldosiert ein. Der Black Consul trug eine seltene Kombiwaffe, welche die Vorteile eines Plasmagewehrs und eines Bolters vereinte. Snaga, einer der Alphalegionäre, führte eine mit Metallschuppen verzierte Kettenaxt die sehr viel eleganter als Hazzreds Mordmaschine aussah und eine Boltpistole wie Loth. Varsus, der zweite Abkömmling der zwanzigsten Legion trug lediglich einen Stalkerbolter und ein Kampfmesser in den Kampf. Zusammen mit Calebs Bolter und Energieschwert, war der zehnte Trupp eher nahkampflastig aufgestellt und Caleb hoffte, dass sie die schweren Waffen nicht noch bitter vermissen würden.
Die taktische Formation des Trupps bewertete Caleb als ungewöhnlich und sah den Hauptschwachunkt in der Unfähigkeit, oder dem Unwillen der Alphalegionäre, primär als Teil dieser Formation zu agieren. Loth fuhr sie mehrmals deswegen an und sparte auch nicht mit schmerzhaften Demonstrationen, wenn er die Schwächen dann ausnutzte. Umso erstaunlicher war, wie gut sich Hazzred einfügte. Caleb erkannte deutlich, wie genau Loth wusste mit wem er es zu tun hatte und wie er verfahren musste, um die Fähigkeiten des World Eaters optimal zur Geltung zu bringen. Dass sich Hazzred dennoch dem eisernen Regiment unterwarf, sprach außerdem dafür, dass sich Loth‘s Autorität auf mehr als nur harte Worte stützte. Caleb selbst hingegen fiel es leicht sich einzufügen und konnte auch auf allen Positionen überzeugen die Loth im gab. Nicht zuletzt weil Waffenmeister Apox Mollecht von der Deathwatch seinerzeit das Eis gebrochen hatte, welches Caleb davon abgehalten hatte seinen Kampfstil zu öffnen. Allerdings hatte dieser talentierte Black Shield durchaus Wertschätzung für gute Leistungen gezeigt, wohingegen Loth bestenfalls keinen Tadel vorbrachte.
In einem der unruhigen Nachtzyklen leuchtete eine der kleinen Dioden in Calebs Zelle auf woraufhin er sofort hellwach war. Sie stand für den strategischen Alarm und der Blood Angel ließ sich von seinem hierfür fest mit einem Alkoven verbauten Servitor seine Rüstung anlegen. Während er kurz darauf zu seinem Sammelpunkt eilte, schrillte die durchdringende Übergangssirene auf und eine automatische Ansage verkündete den Übergang in den Normalraum in drei Minuten. Als dann das altbekannte Beben durch die Tabula Rasa fuhr und sie beinahe zu zerbrechen drohte, saß Caleb bereits in einem abschussbereiten Thunderhawk und starrte blickte in die Runde des zehnten Trupps. Hazzreds weiß gepanzerte Fäuste öffneten und schlossen sich langsam während er sehnsüchtig auf die vor ihm arretierte Kettenaxt zu starren schien. Sie hörten wie der Übergangsalarm verklang um Raum für den Gefechtsalarm zu machen und sie hörten wie die mächtigen Schiffswaffen Tod und Verderben spien.
„Achter, Neunter und Zehnter Trupp, Katapultstart in dreißig Sekunden. Angriffsziel ist der als Abschiedsläuten identifizierte Kreuzer der Diktator-Klasse. Taktischer Auftrag ist es das Schiff zu entern und unter Kontrolle zu bringen. leierte eine unbeirrbare Maschinenstimme in völliger Verachtung der Kritikalität der Mission ins Voxsystem. Loth betätigte einen kleinen Cogitator der an seinem linken Unterarm befestigt war und schien irgendwelche Daten abzulesen. Dann kamen der Ruck des Abschusses und danach der geisterhafte Flug durch die Leere. Wie die meisten Spacemarines mochte Caleb diese Phase des Kampfes absolut nicht. Nur von dem Grollen des eigenen Antriebs begleitet und hektischen Flugmanövern durchgeschüttelt, hatten sie keinerlei Einfluss auf ihr Schicksal. Loth schloss seine Recherche ab und hob den Kopf. „Wir gehen über die private Landebucht des Navigators rein.“ verkündete er triumphierend und bewegte ein wenig seine überdimensionale rechte Faust. „Die Private Landebucht des Navigators? Was soll das denn sein?“ fragte Hazzred nach als der Iron Warrior keine Anstalten machte seinen Entschluss zu erläutern. Eine gute Frage wie Caleb fand und die Antwort war banal wie einleuchtend. „Diktator-Klassen sind zumeist nach massiven Schäden oder wegen Ressourcenmangel umgerüstete Lunar-Klassen. Wegen des vermeintlichen Prestigeverlustes haben die hohen Häuser oft eine exklusivere Ausstattung verlangt, wozu eben die genannte leicht vergrößerte private Landebucht gehört.“
Caleb war kurz sprachlos und wandte sich dann an den Iron Warrior. „Und diese Information habt ihr jetzt zufällig zur Hand gehabt?“
„Es ist töricht, unvorbereitet feindliche Strukturen anzugreifen. Das einzig gute Am Erzfeind ist doch, dass seine geraubten Festungen und Schiffe auf uns bekannten Schemata basieren.“ erläuterte Loth säuerlich. „Und wir bestrafen sie dafür.“ ergänzte Serbitar trocken. Caleb nickte und blieb still. Auch wenn noch Fragen offen waren behielt er sie für sich, er war sich sicher, dass Loth die Möglichkeit eines weiteren Umbaus des Schwachpunktes evaluiert hatte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit und zahlreichen Erschütterungen der abgefeuerten Bordwaffen, gab der Pilot das optische Signal für die Entlüftung des Sturmabteils. Und meldete außerdem, dass er den Landebereich gesichert hatte. Dann öffnete sich das verkratzte Sturmschott, woraufhin Loth und Serbitar Schulter an Schulter hinaustraten. Direkt dahinter folgten Caleb und Hazzred die dann auch das bizarre Spektakel der tobenden Raumschlacht erblickten.
Blendende Explosionen und karmesinrote Strahlen die auf wabernde Schilde prallten bestimmten die Szenerie. All das geschah in absoluter Stille und schien damit der Realität selbst zu widersprechen. Die Schiffe des Erzfeindes mussten zumindest teilweise den Sprungpunkt belagert haben, denn die abstoßend verzierten Schiffe waren mit bloßem Auge zu erkennen. Was dazu führte, dass die mächtigen Plasmabatterien der Tabula Rasa kurzen Prozess mit zwei kleineren Fregatten machte und drei weitere auseinanderpreschen ließ. Von dem flackernden Geschützfeuer der Abschiedsläuten und Sophokles‘ Flagschiff beleuchtet eilte der zehnte Trupp an eine ehemals protzige Pforte, deren bewegliches Verbindungsmodul wie ein toter Wurm abstand. Imperiale Heraldik war geschändet und das Wappen des Navigatorenhauses mit einem Plasmaschneider entstellt worden. Loth hockte sich ab und machte sich an den Türkontrollen zu schaffen, während Caleb und Serbitar die nähere Umgebung der zerklüfteten Schiffsoberfläche sicherten. Bestürzt sah Caleb einige Stahlfesseln, die in der Nähe einer Wartungsluke an die Schiffspanzerung geschweißt worden waren. Für Astartes war dieser Eingang zu klein, aber die noch verhältnismäßig frischen Kratzer belegten, dass sie regelmäßig genutzt wurde. Ob es sich dabei um eine Strafe, ein Opfer oder gar eine zweifelhafte Ehre handelte, die den Übertritt in den Warp von hier aus zu erleben war nicht zu erkennen. Aber jede der Alternativen stieß Caleb ab.
Allem Anschein nach gelang es Loth nicht die Türsteuerung zu überbrücken. Weshalb er statische Blitze über seine Energiefaust schickte, um mit der vernichtenden Macht dieser Waffe Scharniere und Riegel zu zerfetzen. Als er das Portal dann mit Hazzreds Hilfe auseinander zog, offenbarten sie den Blick in eine ehemals dekadent ausgestattete Luftschleuse. Hochwertige Vertäfelungen aus Holz und Edelmetallen waren herausgerissen und durch halbherzige Chaos-Sigillen ersetzt worden. Ansonsten sah die in sekundenbruchteilen entlüftete Kammer unbenutzt aus und bot dank ihrer ehemaligen Opulenz auch Platz für sechs Marines. Natürlich war an eine taktische Formation nicht mehr zu denken.
Caleb war wenig erstaunt darüber, dass Loth die Entlüftung als Waffe nutzen wollte. Auch wenn damit ihre akustischen Sinne ausgeschaltet wurden, war die Beeinträchtigung der sterblichen Besatzung sicherlich sehr viel größer. Nicht einmal auf imperialen Schiffen hatte jedes Besatzungsmitglied eine Vakuumschutzausrüstung.
Der Iron Warrior unternahm keinen versuch die zweite Tür zu überbrücken, sondern bearbeitete sie sofort mit seiner Energiefaust. Als der Durchbruch geschafft war, flogen ihnen neben Metallsplittern, Knochen, abgetrennte Körperteile unterschiedlichen Alters, auch primitive Waffen entgegen. Unbeirrt marschierte Loth durch den Sturm und fand sich in einer Art Arena wieder. Anscheinend waren die Navigatorengemächer in eine Art Privat-Kolosseum umgebaut worden. Hierfür sprach neben einem Aus Schädeln und Bronze gefertigten Thron und einem im Sturm flatternden Hautbanner, auch das angekettete Monster.
Mit unterarmlangen Zähnen bewaffnet und einem, alles andere als bequem aussehenden, Sattel auf dem breiten Rücken schien es eine Art Schlachtross für einen Champion des Feindes darzustellen. Die rostige Kette die es hielt zersprang, als nicht länger nur Masse und die gewaltige Kraft vierer klauenbewährter Gliedmaßen daran zerrten, sondern die Entlüftung ihr Übriges Tat. Das tobende Tier schien selbst ein wenig davon überrascht und verfehlte deswegen Loth und bewegte sich damit geradewegs auf den nachrückenden Blood Angel zu. Wegen des heftigen Luftzugs wagte er nicht seine Magnetarretierung zu lösen, um sich mit einem Hechtsprung zu retten. Da das Monster sich mit seinen Klauen sehr wohl festzuhalten vermochte, wählte er eine riskante Alternative. Während eine von Serbitar abgefeuerte Plasmaladung die Haut bis auf den Schädelknochen verbrannte, fintierte Caleb einen Hechtsprung nach links und sprang dann das rechte Bein an, während das alptraumhafte Maul ins Leere schnappte.
Fingerlange Dornen schnitten Kerben in Helm, Brustpanzer und die Arme doch Caleb kletterte Weiter. Er hörte wie Hazzreds Kettenaxt in die von Plasmafeuer zerkochte Augenhöhle krachte und dort würgend stecken blieb. Der World Eater und Serbitar fluchten um die Wette. Aufgrund des steigenden Sauerstoffmangels klang es allerdings sehr viel weiter entfernt als es war. Das Monster warf sich auf die Seite um Caleb zu zermalmen und rutsche dabei langsam weiter Richtung Schott. Hazzred, der sich entschlossen weigerte seine Waffe loszulassen, wurde wie ein Spielzeug herumgewirbelt. Damit konnten weder Loth noch Serbitar wirksam eingreifen und es lag an Caleb. Er ergriff die Haltegurte des Sattels. Dessen Dornen in seinen Handschuh schnitten und trieb sein fließend gezogenes Schwert in derselben Bewegung zwischen Dornen, Riemen und Bronzeschuppen, tief in den Nacken. Das Brüllen wäre vermutlich ohrenbetäubend gewesen, wäre noch ausreichend Luft in der Kammer gewesen. So glich der Todesschrei eher einem reptilienhaften Fauchen. Der massige Körper rutschte schlaff vor das Schott und verstopfte es problemlos, während der Kopf noch immer hektisch umherschnappte. Als Caleb ein zweites Mal Theatralisch zustieß schien die Kreatur endlich tot zu sein und Hazzred bekam seine Axt frei.
Varsus und Snaga waren bereits zum einzigen Ausgang der Kammer vorgerückt, der hinter einem aus Menschenhaut gefertigten Vorhang verborgen war und einen Gang bildete. Wann das geschehen war, hatte Caleb nicht mitbekommen. Ernst verließen auch die übrigen Marines die Grube und Hazzred stieß den Thron mit einem Kommentar hinab, wo er zerbrach. „Es gibt nur einen Thron, und der ist aus Gold.“