Vorhin ist denn auch das "Scheibenwelt-Album" bei mir eingetrudelt, daher gebe ich mal eine kurze Rezension:
Die abgebildeten Zeichnungen sind allesamt exklusiv in diesem "Heft" (das trifft es von der Bezeichnung am Besten, es hat lediglich 32 Seiten, ist aber 29 Zentimeter hoch) erschienen, einen Doppelkauf muss also niemand befürchten, der "Die Kunst der Scheibenwelt" (im Folgenden mit "Kunst" abgekürzt) bei sich liegen hat.
Enthalten sind vor allen Dingen die stetig wiederkehrenden Protagonisten, d.h. Rincewind, die Zauberer der Unsichtbaren Universität, die Stadtwache und die Hexen, es sind allerdings auch ein paar Charaktere abgedruckt, die in der "Kunst" nicht enthalten sind: Windle Poons und der "Klub des neuen Anfangs" aus "Alles Sense!", die Graue Horde, Thetis, Lady Sybil Käsedick, einige Zwerge sowie Casanunda. Ferner haben einige andere Charaktere mehr Aufmerksamkeit erhalten bzw. andere Szenen wurden festgehalten; so sieht man den Dekan mit seiner "Born to rune"-Jacke, ein paar detailliertere Bilder von Magrat Knoblauch und Nobby als Edelmann verkleidet. Die Bilder sind überwiegend Bleistiftzeichnungen, dero sechs allerdings sind koloriert.
Die Informationstexte sind gewohnt spärlich und wirklich nützlich wohl nur für diejenigen, die bislang noch keinen Kontakt mit der Scheibenwelt hatten, nichtsdestotrotz ganz nett zu lesen.
Was mich leicht irritierte (ich mag allerdings auch idiosynkrasisch reagieren), ist die bisweilen fehlende "Endplastizität" mancher Charaktere. Zum einen wirken manche der Impressionen eigentümlich "unfertig", zum anderen allerdings meine ich, dass Kidby seinen Stil bis zur "Kunst" arrondiert hat und dort mit gewissen Details deutlich mehr Leben einhauchen konnte, Angua oder der Patrizier beispielsweise wirken im vorliegenden Werk hölzern.
Für ein derart dünnes Konvolut sind zehn Euro sicherlich ein stolzer Preis, im Direktvergleich ist die "Kunst" zum selben Preis fraglos vorzuziehen, ich für meinen Teil bin aber nicht unbedingt enttäuscht. Zuraten würde ich aber nur eingefleischten Pratchettjüngern, die noch ein paar weitere Eindrücke neben denen, die die "Kunst" bietet, einfangen möchten.
Problematischer finde ich eher irgendwelche Popkultur-Anspielungen, die man als Nicht-Angelsachse vermutlich nicht kennt.
Es ist überhaupt interessant zu sehen, welche Influenzien da mitunter mitmischen. Manches wird sehr dezent aufgedrückt (z.B. der "Sieben gegen Theben"-Aspekt in "Echt zauberhaft"), bei manchen Bezügen bin ich nicht restlos sicher, wie bedeutsam sie sind (Alberto Malich scheint eine humorvolle Verballhornung - sprachlicher wie inhaltlicher Art - von Albertus Magnus zu sein). Es gibt auch klar erkennbare, immer wiederkehrende Elemente wie den prometheischen Feuerdieb (am Markantesten in "Wahre Helden" verarbeitet) oder die Quanteneffekte (Schrödingers Katze, Heisenbergsche Unschärferelation). Da ist die Grenze humoristischer und i.e.S. selbstreferentieller Bedeutsamkeit von der inhaltlichen Komponente schwer zu trennen.