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VI. Gesammelter Fluff
Generaloberst Wallenfels / XVI. Cadia
Eusebius Graf von Wallenfels wurde als einziger Sohn in eine alte cadianische Adelsfamilie geboren, und war somit für die Offizierslaufbahn prädestiniert, noch bevor er „Mutter“, „Vater“ und „Laserkarabiner“ sagen konnte. Seine Kindheit verbrachte er im Schloss der Familie von Wallenfels nahe Kasr Montgomery. In den ausgedehnten Parks frönte er schon früh dem Kriegsspiel und lernte Reiten, Fechten und Scharfschießen. Clifford, der Familienservitor, musste dem jungen Grafen bei schlechtem Wetter historische Schlachtenberichte aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte vortragen, und als er schließlich alt genug für die Aufnahme auf einer Offiziersakademie war, stand für ihn bereits fest, dass er in die Fußstapfen keines geringeren als Generalfeldmarschall Solar Macharius treten würde.
Zunächst jedoch musste er sich, trotz seiner Familienbeziehungen, den harten und steinigen Weg ins cadianische Offizierskader erarbeiten. Es stellte sich jedoch rasch heraus, dass er die geborene Führernatur war. Auch wenn er im Rahmen der Ausbildung teilweise fragwürdige Entscheidungen traf, war er immerhin in der Lage, überhaupt Entscheidungen zu treffen und diese auch gegenüber seinen Soldaten durchzusetzen. So brachte er es fertig, bei einem sportlichen Wettkampf um einen beliebten Wanderpokal fünfunddreißig von vierzig ihm unterstellten Weißblechen einen mehrwöchigen Lazarettaufenthalt zu bescheren, als er sie dazu brachte, mit ihm durch ein Springmadenfeld zu robben, das eigentlich nur als zu umgehendes Hindernis vorgesehen war, nur um schneller über die Ziellinie zu gelangen.
Als er 12 Jahre alt war, war er bereits Leutnant einer Weißblechkompanie und machte sich beim Kampf gegen die Mächte Abaddons einen Namen. Nach der Sturm-des-Chaos-Kampane wurde er als jüngster Hauptmann ins cadianische Offizierskorps aufgenommen. Immer sein ehrgeiziges Ziel vor Augen, kämpfte er sich verbissen voran, von seinen Untergebenen gleichermaßen wegen seiner Arroganz und Brutalität verachtet und wegen seiner Bereitschaft, im Angesicht tödlicher Gefahr an vorderster Front mit ihnen zu kämpfen, verehrt. Sein Markenzeichen wurde seine Reitgerte, die mancher vorlaute Offizier schon zu schmecken bekommen hat.
Schließlich wurde er, nachdem er jahrelang das 16. Cadia siegreich durch viele Schlachten geführt hatte, im Rang eines Generaloberst in den Generalstab berufen. Sein Ziel war zum Greifen nahe, als er den entscheidenden Fehler machte: Er kritisierte in einer Generalstabsitzung den Plan von Generalfeldmarschall Rufus Sacceur und hatte sogar die Stirn, einen Gegenvorschlag zu unterbreiten. Man sagt, auf der Kommandobrücke von Sacceurs Schlachtkreuzers Panzerfaust sei es so still und eisig geworden, als wäre der Stab plötzlich ins Vakuum versetzt worden. „Ihrem Wunsch“, so schnarrte Sacceur schließlich, „den Wachdienst auf Hett’n-Hain zu übernehmen, wird stattgegeben. Weggetreten.“ Von Wallenfels wurde aschfahl, entfernte sich aber mit einer verbindlichen Verbeugung.
Er übernahm erneut das Kommando über das 16. Cadia und trat den Dienst in der finstersten Provinz an. Die ehemalige Halblings-Agrarkolonie Hett’n-Hain war vor etlichen Jahren von Ausläufern der Schwarmflotte Kraken gestreift und in eine unwirtliche Wüste verwandelt worden, in der nur noch ein paar unbelehrbare Farmer vor sich hinvegetierten und die gelegentlich von Eldarpiraten als Versteck genutzt wurde. Der Wachdienst dort kam einer Verbannung gleich. Wenn er Pech hatte, würde er niemals mehr eine Schlacht erleben, in der es um mehr als einen Steckrübenacker ging. Er war erledigt.
Jahre vergingen, und der Name von Wallenfels geriet in Vergessenheit. Aber just in dem Moment, als er wieder einmal seine geliebte, goldbeschlagene Boltpistole (ein Geschenk seines ehemaligen Mäzens Ursarkar E. Creed anlässlich seiner Beförderung zum Hauptmann) liebkoste und sich fragte, ob es nicht ehrenhafter sei, sich ein mantelloses Adamantiumgeschoss durch den Kopf zu jagen, wurde seine Kommandobaracke aufgerissen, und Hauptmann Pfeiffer stand in der Tür. „Mein General, Dämonen! Sie sind wie aus dem Nichts aufgetaucht und attackieren Bree. Die Männer sind marschbereit und warten auf Eure Befehle, mein General.“
Ein lange vergessenes Funkeln trat in die Augen des Grafen. Er griff seine Reitgerte und federte schneidig aus dem Stuhl hoch. „Dämonen? Bestens, mein Lieber. Lassen sie unsere Chimäre klarmachen und schicken Sie Leutnant Trisl und seinen Zug zur Aufklärung vor. Heute werden Köpfe rollen!“
***
„Mal herhören!“
Die drei Neuankömmlinge – ein muskulöser Riese, der Statur nach Catachaner, ein wieselgesichtiger Asiat und ein junger Man mit kantigen Gesichtzügen und einem Gardistenbarett, der aber, wie alle anderen auch, die graublaue Sträflingskleidung des 16ten Cadia trug – blickten sich irritiert um. Am Rand des Lagers hatten sich die Sträflinge versammelt, und was der ehemalige Gardist sah, weckte sein Missfallen. Schlimm genug, dass sich ein Squat unter seinen zukünftigen Kumpanen befand. Einer von ihnen war ein Tiermensch, ein abscheulicher Abhumaner, der ein Gesicht wie eine Ziege nebst entsprechenden Hörnern und Hufen hatte.
„Hier bin ich, ihr Flachpfeifen.“ Ächzend kletterte ein sehr kleiner Halbling auf ein leeres Bierfass, das zwischen zwei Steinbrocken verkeilt war, und musterte die erstaunt dreinblickenden Sträflinge.
„Mein Name ist Shorty, und ich bin euer Aufseher. Hört gut zu, und schreibt es euch hinter eure dreckigen Ohren, denn ich werde das nur einmal sagen. Ihr fragt euch vielleicht, warum ihr keine Detonationshalsbänder tragt und warum, bei den Fußnägeln der Primarchen, ihr auf die Befehle eines Halblings hören sollt, statt ihm einfach den Hals umzudrehen.
„Da hat er verdammt recht“, pöbelte der Catachaner und sprang mit gezücktem Messer auf Shorty zu. Dieser zuckte nur kurz mit seiner Hand in Richtung Gürtelschnalle, worauf ein hässliches Ploppen ertönte und der Muskelprotz in einer Wolke von Blut zu Boden ging. Er war tot, bevor er aufschlug.
„Ganz einfach. Wie uns Captain Schlau hier gerade so eindrucksvoll demonstriert hat, tragt ihr eure Detonatoren in der Halsschlagader. Sie wurden euch zusammen mit den übrigen Schutzimpfungen gegen das heimelige Klima auf Hett`n-Hain injiziert. Mein Freund Azaghal“ – er deutete mit dem Daumen auf den Squat, der ebenfalls Sträflingskleidung trug, aber mehr wie ein schusseliger Forscher als wie ein gefährlicher Schwerkrimineller wirkte und bei der Aufmerksamkeit, die ihm nun zuteil wurde, sichtlich errötete – „hat sie entwickelt. Er glaubt nicht an den Maschinengott, müsst ihr wissen. Und er hat tolle Ideen, wenn er nicht gerade im Vollrausch versucht, einen Maschinenseher davon zu überzeugen, dass der imperiale Glaube der letzte Schwachsinn ist.“
Die Stimmung entspannte sich leicht, und einige der Sträflinge begannen zu feixen.
„Nun, ihr habt allen Grund, glücklich zu sein. Ihr habt zwar lebenslänglich in der Strafkompanie, und ihr werdet mit ziemlicher Sicherheit keine drei Einsätze überstehen, aber ihr werdet, dank meiner bescheidenen Organisationskünste, wenigstens mit einem vollen Bauch und einem angenehmen Nachgeschmack auf der Zunge fallen. Das ist doch was, oder? Dafür erwartet unser General, dass ihr mit vollem Einsatz ins Gefecht geht, und ich erwarte, dass ihr auf alles hört, was Sergeant Shorty sagt. Und merkt euch: Wenn mich einer ärgert, macht es bei ihm ‚Bumm’. Sollte ich sterben, dann macht es bei euch allen ‚Bumm’. Also haltet mir den Rücken frei und benehmt euch, dann werden wir gut miteinander klarkommen. Ihr müsst mich nicht einmal mit „Sir“ anreden. „Sarge“ reicht völlig.“
„Sarge“, meldete sich der ehemalige Gardist zu Wort. „Ich weigere mich, Seite an Seite mit einem verdammten Mutanten zu dienen.“ Der Beastman knurrte böse und bleckte seine riesigen, maisgelben Zähne. Shorty schüttelte traurig den Kopf. „Es heißt ‚Abhumaner’, und denk mal daran, dass hier viele Abhumane dienen, Azaghal und mich eingeschlossen. Dem General ist es egal, ob wir Hörner haben, ob Urwälder auf unseren Füßen wachsen oder ob wir einen halben Meter zu kurz oder zu lang für die Garde sind. Für ihn sind wir ohnehin alle Abschaum. Aber solange wir unsere Sache gut machen, sind wir nützlicher Abschaum. Und Rufus hier“, er nickte dem Tiermenschen anerkennend zu“, macht seine Sache sehr gut.“
„Rufus guter Beastman. Töten viele Feinde von Gottimperator, schneiden Hälse durch. Machen Gottimperator glücklich. Kommissarfrau hassen Rufus, sagen Rufus hässlich Mutant, wollen...“
Shorty stöhnte und rief: „Ist ja gut, du blöder Bock.“ Er wandte sich wieder zu den Neuankömmlingen. „Er redet nicht oft, aber wenn er einmal loslegt, ist er nicht mehr zu bremsen. Also, gut, mein kleiner Zinnsoldat. Komm mal runter von deinem hohen Ross. Wenn du so perfekt wärst, wie du tust, wärst du nicht hier. Du kannst also an Rufus Seite kämpfen oder“, er deutete auf den Leichnam am Boden, „du gesellst dich zu dem da. Such dir’s aus.
Der ehemalige Gardist spuckte aus, nickte grimmig und trat zu den andern.
„Ein herrlicher Tag in der Strafkompanie“, sinnierte Shorty mit einem breiten Lächeln, während er vom Fass kletterte. „Die Sonne scheint, wir haben 45 Grad im Schatten und wenn mich meine Nase nicht trügt, ist es gleich 5 Uhr und Zeit für das erste Frühstück. Ich liebe das 16te.“
***
Techmagus Roald Steele verfluchte zum zehnten Mal an diesem Morgen die Hitze und vollführte das Ritual der Klima-Feinjustierung an seiner Servorüstung. Mit aufsässigem Jaulen steigerten die Kühlaggregate ihre Anstrengungen, ihren Herrn und Meister vor den Unbilden der Morgensonne Hett`n-Hains zu schützen, und nach wenigen Minuten konnte er sich wieder bewegen, ohne dass sofort Schweißströme seine sorgenzerfurchte Stirn herabliefen. Kalinka, seine abgerichtete tallarnische Steppensau, die nicht über die Segnungen imperialer Klimatechnik verfügte, grunzte hingegen empört und stemmte sich bockig gegen ihr Geschirr. Unbeirrt schleifte der Magus sie hinter sich her und erreichte wenig später den kleinen Unterstand am Rand der Ruinenstadt Swal’b-Hach’h, in dem der Kommandostab des 16ten Cadia Stellung bezogen hatte.
„Spät dran, Magus“, bemerkte Generaloberst von Wallenfels mit säuerlichem Unterton, ohne von seinem Kartentisch aufzublicken, um den sich neben dem Regimentskommandanten auch noch sein Faktotum Leutnant Pfeiffer, Captain Jeremy Hardman von der Imperialen Raumflotte und Meister Lou Capinsky, der Regimentsastropath, versammelt hatten. Auch Lordkommissarin Vanessa van Holsten hatte sich im Befehlsstand eingefunden und schenkte dem Techmagus einen unergründlichen Blick aus ihren stechend grünen Augen. „Verdammtes Luder“, dachte Steele und biss sich auf die Lippen. Zwar wartete im Orbit des Planeten eine tödliche Waffenplattform des Adeptus Mechanikus nur auf seinen Befehl, um auf einen Schlag ganze Städte mit chirurgischer Präzision in Schutt und Asche zu legen, aber gegen einen Politoffizier von van Holstens Rang und Ruf konnte er nur den Kürzeren ziehen. Er bemerkte, dass Captain Hardman der Lordkommissarin auf den durchaus knackigen Hintern schielte, was seine Laune schlagartig wieder steigerte. Sollte van Holsten jemals Wind von den Gelüsten des jungen Captains bekommen, würde sie mit Sicherheit rasch einen Makel in seiner Befehlsstruktur finden, der ihr Anlass für eine vorläufige Erschießung wegen Insubordination gegen den Willen des Imperators liefern würde. Er begann, hämisch zu grinsen, nickte dem Generaloberst höflich zu und entgegnete: „Verzeiht, Euer Lordschaft, mein Assistent muss beim Sprechen des Katechismus der Zeitumstellung etwas nachlässig gewesen sein. Ich werde ihn unverzüglich auspeitschen lassen.“
„Tut Euch keinen Zwang an, Magus. Aber zunächst brauchen wir Euren Rat bezüglich dieses Ziels hier.“ Der Generaloberst deutete auf eine Holoprojektion, die etwa die Hälfte des Kartentischs in Anspruch nahm. Es schien sich um eine alte imperiale Befestigungsanlage zu handeln, sah aber auf den zweiten Blick mehr wie ein gigantischer Schrotthaufen aus. „Was beim Segen des Omnissiah ist das?“ fragte Steele und trat neben den Regimentskommandeur. „Und welcher Amateur hat diese bescheidenen Luftaufnahmen verbrochen?“ Captain Hardmans Aufmerksamkeit schwenkte schlagartig von den Weichteilen der Lordkommissarin zum Techmagus, während ihm die Zornesröte ins Gesicht schoss. Aber bevor er etwas erwidern konnte, machte der Generaloberst eine wegwerfende Handbewegung.
„Es ist eine Festung der Kategorie 34-C7M35, und sie ist bewohnt. Von wem, wissen wir nicht. Aber Meister Capinsky verspürt eine starke psionische Präsenz dort. Falls es Mutanten sein sollten, wünschen wir, dass Eure Plattform sie ins Warp bombt.“ Lordkommissarin van Holsten sog scharf ihren Atem ein und beglückte den Regimentskommandeur mit einem giftigen Blick. „Bürger Generaloberst, Sie sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn hier Mutanten sind, müssen wir die Inquisition informieren und Befehle von höherer Stelle einholen.“
„Müssen wir das? Nun, dann sollten wir zunächst ein paar zusätzliche Informationen erlangen, bevor wir den Ordo Malleus grundlos hierher zitieren. Pfeiffer?“
„Zu Befehl, Herr Generaloberst?“
„Suchen Sie sich ein paar Freiwillige und schicken Sie sie näher ran. Wir haben gehört, bei den Sträflingen soll akute Langeweile herrschen. Wir brauchen mehr Datenmaterial. Und wir wollen wissen, was das da ist.“ Er deutete auf eine Art Standarte, die auf der Festungsmauer aufgepflanzt war und von der ein blutrotes Banner mit einem schwarzen Kuhschädel hing...
***
Bruder Osbourne nahm einen tiefen Atemzug von der guten, würzigen Morgenluft und blickte sich entspannt um. Er stand auf der Wehrmauer des Klosters der Bruderschaft des wahren Imperators, direkt neben dem Banner des Predigers, auf dem der brennende, gehörnte Schädel zu sehen war, das uralte Symbol der Kraft, welches auch auf der Schulterpanzerung des Predigers selbst prangte.
Der Abt nickte versonnen, als er an den heiligen Mann dachte, den der Imperator in seiner übergroßen Gnade auf diese entlegene Welt gesandt hatte. Vor sechs Monden war er wie aus dem Nichts erschienen, hatte um Mitternacht plötzlich vor den elenden Baracken gestanden, in welchen die Bruderschaft zuvor ihr jämmerliches Dasein gefristet hatte. Als die riesige Gestalt in ihrer strahlend roten Rüstung mit einem Mal unter sie getreten war, hatten sich die Mönche ehrfurchtsvoll zu Boden geworfen, weil sie geglaubt hatten, der Imperator selbst sei zu Ihnen herabgestiegen.
Doch er hatte sie von ihrem Irrglauben befreit. Mit glühendem Eifer in seiner charismatischen Stimme hatte er ihnen gepredigt, von den Zeiten des großen Falls und dem Krieg gegen den falschen Imperator. Von der Stärke der Mächtigen, der Erhabenheit der Gewalt und dem ungeheuerlichen Potential, das in den Strömen des Warp verborgen lag und das die Agenten des falschen Imperators als unheilig verteufelten. Er hatte ihnen die Augen geöffnet und sie zu wahren Gläubigen gemacht. Schrein um Schrein hatten Sie unter seiner Anleitung für den wahren Imperator errichtet. Die alte Bastion hatten sie von ihrer verweichlichten, dekadenten Besatzung befreit und als Kloster des wahren Imperators in Besitz genommen. Die teuflischen kleinen Häretiker, die neben der Bruderschaft auf Hett’n-Hain siedelten, hatten für ihre dreisten Lügen bezahlen müssen. Ihr Land und ihre Leiber nährten nun diejenigen, die sie zuvor hochmütig verspottet hatten.
Der Abt wandte sich um und ließ seinen Blick über den Innenhof gleiten, wo der Bruder Küchenmeister das Mahl für den Prediger bereitete. Am Spieß drehte sich ein bestialisch kreischender Halbling langsam über kleiner Flamme, so wie der Meister es liebte. Versonnen schloss Osbourne die Augen – die Schreie waren für ihn wie eine Symphonie.
Tag für Tag war der Prediger allein in die Wüste gezogen, auf der Suche nach einem uralten Artefakt, über dessen Natur er seine Jünger im Unklaren gelassen hatte. Doch schließlich, vor einer Woche, hatte er seine Ausflüge unvermittelt eingestellt. Stattdessen hatte er die Mönche angewiesen, einen stählernen Mast aus Trümmerstücken zu errichten. Nun kniete er selbst am Fuß des Masts und verband eine verwirrende Vielfalt von Kabeln mit einem geheimnisvollen Kasten, den er mit sich gebracht hatte. „Wir errichten ein Leuchtfeuer, auf dass meine Brüder uns finden mögen“, hatte er dem Abt auf dessen vorsichtige Fragen hin offenbart. „Denn es sind Krieger des falschen Imperators auf diese Welt gekommen, und ohne die Hilfe meiner Mitstreiter werden wir hinweggefegt werden wie trockene Wüstensträucher.“ Osbourne hatte es nicht glauben können. Wer sollte dem Prediger gefährlich werden? Wer seine geheiligte, mit Ikonen des Imperators übersäte Rüstung durchdringen? Und doch hatte Bruder Crowley, der Seher, eine unheilvolle Präsenz gespürt, die sich von Norden näherte. Sie mussten wachsam sein. Niemals würden sie es zulassen, dass die Häretiker einen Fuß auf den geheiligten Klosterboden setzten oder gar ihre verderbten Hände nach dem Meister ausstreckten. Niemals!
***
Hauptmann Pfeiffer stand die schlechte Laune ins Gesicht gemeißelt. Seine Unterredung mit Sergeant Shorty, dem Anführer des Sträflingszugs, war alles andere als erfreulich gewesen. Doch es stand ihm noch Schlimmeres bevor. Der Generaloberst wünschte ein Manöver, um die Einsatzfähigkeit der gepanzerten Faust des Imperators vor dem wichtigsten Einsatz seit Jahren zu erproben. Und das bedeutete, er musste mit IHR sprechen. Seufzend marschierte der Hauptmann auf den ehemaligen Rübenacker, den SIE für ihre Kompanie als Hauptquartier auserkoren und entsprechend hergerichtet hatte. Dort standen sie, in all ihrer etwas angestaubten Pracht: die mächtigen Leman Russ Kampfpanzer und die Geschützlafetten. Und im Zentrum des provokant in seine Richtung blickenden Panzerfahrerhaufens, lässig an ihren Vanquisher mit dem überdimensionierten Rohr (hah!) gelehnt, in der einen Hand eine Tasse SynKaff, in der anderen eine Zigarre, die fast die Dimension ihres Panzerrohrs hatte: Ritterkommandantin Chantal Pasque. Betont langsam hob sie den Blick und schaute ihn an. Ihre eisblauen Augen musterten den Hauptmann, der nichts fürchtete außer diesem Blick. Irgendwo in der Menge begann jemand zu kichern.
„Hauptmann?“ Sie sprach seinen Dienstgrad, als wäre es eine Obszönität. Unwillkürlich glitt sein Blick über ihren Körper, dessen einziger Makel die Narbe auf ihrer rechten Wange war, die ein Schrapnellsplitter ihr gezogen hatte, die ihrer Schönheit aber keinen Abbruch tat. Er spürte, wie seine Knie weich wurden. Das durfte nicht wieder passieren.
„Der Generaloberst wünscht ein Manöver!“ schnarrte er, vielleicht etwas zu barsch. „Zum Nachweis der Kampfbereitschaft."
Die Ritterkommandantin zog eine Augenbraue bis unter den Schirm ihrer sandfarbenen Flakmütze hoch. „Ach was? Und auf was warten wir dann noch?“
***
„Ehret die Worte des Heiligen Herrschers der Menschheit!“
„Wir ehren sie.“
„Vernichtet die Schwächlinge, die seinen Namen besudeln und dem falschen Imperator huldigen!“
„Wir vernichten sie!“
Die seltsame Prozession zog langsam und würdevoll durch den unwegsamen Canyon. An ihrer Spitze schritt einer von des Predigers Brüdern, ein Riese von einem Mann, der wie sein Anführer eine blutrote, mit barocken Silberverzierungen geschmückte Rüstung trug. Auf seiner linken Schulterpanzerung prangte ein brennender, gehörnter Schädel, und in der rechten hielt er eine Axt, die vor unheiliger Energie knisterte. Sein asketisches Antlitz war leichenfahl und wirkte uralt, gleichwohl brannten seine Augen mit dem lodernden Feuer des hingebungsvollen Fanatikers. Und fanatisch wirkten auch die sieben in ebenfalls blutrote, zerlumpte Kutten gewandeten Mönche, die ihm folgten.
Vor gut drei Stunden waren Bruder Turag und neun seiner Gefährten plötzlich wie aus dem Nichts im Kloster erschienen, was unter den Mönchen zunächst Entsetzen ausgelöst hatte. Der Prediger jedoch war hocherfreut gewesen und hatte sich mit ihnen in die Kapelle zurückgezogen. Als sie wieder hervorkamen, verkündete der Prediger, die Zeit sei nun gekommen, sich gegen die Schergen des falschen Imperators zu erheben. Einer der Mönche hatte eingewandt, die Eindringlinge seien zu zahlreich und zu gut bewaffnet, doch der Prediger hatte ihn nur scharf angeblickt, und der Zweifler war leblos zu Boden gesunken. Dann verkündete er, die Engel des wahren Herrschers warteten nur darauf, seinen treuen Anhängern im Kampf gegen die Krebsgeschwüre beizustehen. Er erwählte sieben Freiwillige, um Bruder Turag zu einem Portal zu begleiten, durch welches die Engel des Herrschers hervortreten und den Kampf gegen das ungläubige Geschmeiß aufnehmen würden.
Die Prozession erreichte eine Art Krater im Boden des Canyon, in dessen Zentrum ein dunkler Obelisk stand, der mit schwach glimmenden Runen überzogen war.
„Sehet, Ihr Kleingläubigen, das Portal! Nun rasch, bildet einen...“ Plötzlich hielt der Riese inne und hob die Nase in den sengend heißen Wüstenwind, als wolle er eine Witterung aufnehmen.
BLAMM
„Einer für Ohm Peregrin.“ Eine rote Rose erblühte mitten auf Turags Stirn, der ächzend in die Knie sank. Die Mönche schrien auf und blickten sich um.
BLAMM
„Einer für Tante Rosa.“ Gurgelnd griff sich einer der Mönche an den Hals, aber er konnte das Blut, das wie ein frischer Quell zwischen seinen Fingern hervorsprudelte, nicht aufhalten. Er war tot, noch bevor er auf dem steinigen Boden aufschlug. Aber nun deutete einer der Überlebenden aufgeregt auf einen kleinen Felsvorsprung, etwa fünfzig Schritt von dem Obelisken entfernt. Die Mönche verfielen in Raserei und rannten, wie von Dämonen besessen, auf den Felsvorsprung zu.
BLAMM
„Da waren’s nur noch fünf...“ Ein weiterer der Fanatiker fiel, aber das spornte die übrigen nur zu noch höherer Geschwindigkeit an.
BLAMM
„Vier.“ Sie waren noch gut zwanzig Schritt von dem Felsvorsprung entfernt, hinter dem der lange, mattschwarze Lauf eines Gewehrs hervor ragte.
BLAMM
„Drei“
BLAMM
„Zwei. Kommt schon, ist genug für alle da.“
klick
„Oh verdammt.“ Mit schreckgeweiteten Augen blickte Billy „Eye“ Harper den beiden Kultisten entgegen, die den Felsvorsprung, von dem aus er ihren Trupp so drastisch dezimiert hatte, nun fast erreicht hatten. Keine Zeit, die Ladehemmung zu beseitigen. Er erwog, mit dem Kopf voran auf den Boden des Canyons zu springen, um dem grausigen Schicksal zu entgehen, das so viele seiner Sippe ereilt hatte.
ZOZOSCHSCH
Der Halbling zog eine Augenbraue hoch, als die beiden Mönche lautlos nach hinten wegkippten und auf dem Felsboden aufschlugen. Dann drehte er sich langsam um. Hinter ihm stand ein Fremder, der eine braune Splitterschutzweste über einem blauen Sträflingsoverall trug und unverschämt grinste. In seinen Händen hielt er zwei rauchende Laserpistolen.
„Schade, dass deine Flinte aufgegeben hat. Ich bin sicher, du hättest sie auch ohne meine Hilfe erledigt. Und das mit einer 30-06er Favala. Mir ist schleierhaft, wie man mit so einem Ofenrohr überhaupt schießen kann. Aber du...“ Er steckte die Pistolen weg und schüttelte den Kopf. „Man könnte meinem, Stumper Muckstart sei von den Toten auferstanden. Wie auch immer“, er streckte ihm eine stark behaarte Hand hin, „ich bin Sergeant Shorty vom 16ten Cadia. Und mit wem habe ich die Ehre?“
„Billy Harper, aber meine Freunde nennen mich Billy Eye.“ Der kleine Heckenschütze stand auf und schlug ein.
„Ist mir eine Freude, Billy Eye. Komm, ich stell dich ein paar Kumpels vor. Erschreck nicht, das sind alles Große und ziemlich schräge Vögel. Aber ich denke, du solltest uns besser begleiten. Der General hat immer Verwendung für Leute von deinen Qualitäten.“
Er wandte sich um und kletterte mit der Geschicklichkeit einer Bergziege den Abhang hinauf, so dass Billy Mühe hatte, ihm zu folgen.
Stöhnend robbte Turag Zentimeter für Zentimeter auf den Obelisken zu. Der niederträchtige Schuss hätte jeden normalen Sterblichen getötet, aber er, der im großen Krieg an der Seite des Gesalbten gekämpft hatte, war weit davon entfernt, ein normaler Sterblicher zu sein. Er war ein Space Marine, und er würde seine Mission erfüllen. Nach einer Stunde, in der Hett’n-Hains rote Sonne gnadenlos auf seinen kahlen Schädel gebrannt hatte, hatte er schließlich sein Ziel erreicht. Mit letzter Kraft murmelte er entsetzliche Silben aus einer Sprache, die so alt und unheilig war, dass die Aasvögel, die sich schon um ihn versammelt hatten, entsetzt aufstoben und das Weite suchen. Dann zog er sein Kampfmesser, schnitt sich die Kehle durch und starb mit einem entrückten Lächeln, während die Runen auf dem Obelisken zu pulsieren begannen.
***
„Mein General, unsere Kundschafter haben es bestätigt. Die Festung ist von einem häretischen Mönchsorden besetzt; sie tragen die Farben der abscheulichen Verräterlegion der Word Bearers. Wir wissen nicht, wie viele Word Bearers sich auf Hett’n-Hain befinden, aber Sergeant Shorty war Zeuge, wie einer von ihnen eine Prozession zu einem seltsamen Obelisken führte. Die beiden Prediger, die wir vor einigen Tagen in der Wüste aufgegriffen haben, schwören, es handele sich dabei um ein inaktives Portal.“
Wallenfels zog eine Augenbraue hoch. „Portal, hm? Und wohin?“
„In den Warp möglicherweise, mein General. Wir müssen unverzüglich den Ordo Malleus informieren.“
Der Generaloberst nickte. „Tun Sie das, Pfeiffer. Und versetzen Sie die Truppen in Bereitschaft. Wir beginnen in einer Stunde mit dem Angriff auf das Kloster.“
Pfeiffer zuckte entsetzt zusammen. „Mein General, was wird die Lordkommissarin dazu sagen? Das wäre ein klarer Verstoß gegen Direktive 666. Bei Anzeichen dämonischer Aktivität...“
„Pfeiffer, glauben Sie im Ernst, dass sich Dämonen aus dem Warpraum für eine verödete Steckrübenwelt am Arsch des Imperiums interessieren? Hier springt eine Handvoll Spinner herum, die einen Kult um ein paar Verräterlegionäre aufgebaut haben, welche hier auf die Auferstehung ihres Kriegsherren warten. Und ich gedenke nicht, meinerseits zu warten, bis in zehn Jahren irgendein gelangweilter Inquisitor hier auftaucht, um dieses Geschmeiß zu erledigen und den Ruhm dafür einzustreichen. Wir sind das 16te Cadia, Mann. Nun reißen Sie sich zusammen, und machen Sie mein Regiment kampfbereit. Weggetreten.“
Nagh Takur Morag Zzegh Tekken, Schänder von Tausenden, verruchter Verführer und gehörnter Alptraum der Menschheit, räkelte sich behaglich in seinem Kokon, in dem er ungeduldig 1000 Jahre und einen Tag lang auf seine Auferstehung gewartet hatte. Endlich. Ein würdiges Opfer war gebracht worden, und schon bald würden sich er und seine Diener erneut am Blut und den Todesqualen der Menschlein laben. Tekken Vogon Lertz, sein getreuer Herold, sammelte bereits die Armee, mit der er über die arglose Welt herfallen würde, die vor so langer Zeit Zeugin seiner schmachvollen Niederlage geworden war.
Großinquisitor Nachtweih / Grey Knights / VII. Praetoria / I. Kali
Kali war eine für das Imperium eher unwichtige Wüstenwelt, die nichts bemerkenswertes hervorbrachte außer extrem widerstandsfähigen Pferden, die von den stolzen Einwohnern, die sich selbst Thugs nannten, für selbstmörderische Wüstenrennen gezüchtet und an die Kavallerieeinheiten der Regimenter der umliegenden Kolonien exportiert wurden. Die Thugs verehrten den Imperator in Form einer vierarmigen Kriegsgöttin, um die sich sowohl eine fanatische Kriegerkaste als auch ein Todeskult gebildet hatten, die immer auf dem schmalen Grad zwischen Hingabe an den Imperator und den Verlockungen des Chaos balancierten. Mehrfach hatte Kali unter der Beobachtung des Ordo Haereticus gestanden. Als dann aber die Ausläufer der Schwarmflotte Kraken den Sektor gestreift hatten, war die Welt, die wie durch ein Wunder von den Angriffen der Tyraniden verschont geblieben war, isoliert worden. Die Thugs priesen die Gnade der Herrscherin der Menschheit und züchteten weiter ihre Pferde, bis eines Tages ein Meteor inmitten der Tabit-Wüste einschlug, der ein entsetzliches Geheimnis in sich trug: Symbionten.
Für die hinterhältigen Xenos war es ein leichtes, den Kult um die vierarmige Imperatorin für ihre Zwecke zu missbrauchen. Rasch infiltrierten sie die arglose Kolonie und pflanzten sich fort. Nach drei Generationen hatte sich bereits ein weitverzweigter Symbiontenkult gebildet, und immer wieder brachen Aufstände gegen Harbajal Rahem, Maharadscha von Kalumpur und rechtmäßiger imperialer Gouverneur der Kolonie, aus. Die Aufständischen verbargen ihre sinistren Ziele zunächst hinter Forderungen nach mehr sozialer Gerechtigkeit, aber bald schon zeigten sie unverhüllt ihre hässlichen Xenofratzen. Der entsetzte Maharadscha verbarrikadierte sich mit seiner Garde in seinem prachtvollen Palast, während die Kultisten plündernd und marodierend über die Kolonie streiften.
So war die Lage, als Großinquisitor von Nachtweih auf Kali eintraf. Sofort erkannte er die üble Bedrohung, sah aber noch Hoffnung für die infizierte Welt. So schickte er das 7te Praetoria und die Grey Knights auf den Planeten, um mit eiserner Faust den Virus auszumerzen. Er selbst legte seine gebenedeite Terminatorrüstung an und marschierte an der Spitze seiner Truppen gegen die Symbionten und ihre Sympathisanten.
Der Inquisitor, der ein untrügliches Gespür für die Umtriebe der Xenos hatte, konnte den Kult erfolgreich ausrotten, aber der Preis war entsetzlich hoch. Zwei Drittel der Bevölkerung Kalis starben bei den Kämpfen, und das 7te Praetoria wurde bis auf eine Kompanie aufgerieben. Von Nachtweih ernannte Bancroft Fitzwarren, den Kommandanten der Praetorianer, zum Statthalter des Planeten und füllte die Lücken mit Rahems Garde. Den Maharadscha selbst machte er zum Oberbefehlshaber des 1sten Kali und stellte ihm in Aussicht, irgendwann, wenn er und seine Leute sich bewährt haben würden, als Herrscher zurück auf seine Welt zu kehren. Aber zunächst würde er an der Seite des Inquisitors die Schmach austilgen müssen, die er über das Imperium der Menschheit gebracht hatte. Harbajal Rahem nahm die Pflicht an, und er und seine Gardisten, unter ihnen eine Kompanie der wilden Wüstenreiter unter dem Kommando seines Neffen, des Moguls Sukhder Kamir, schworen dem Großinquisitor bedingungslose Treue. Seite an Seite mit den Überlebenden des 7ten Praetoria sind sie bereit, unerbittlich gegen Xenos und Verräter in die Schlacht zu ziehen und mit ihrem Blut die Ehre Kalis wieder reinzuwaschen.
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Während sich die Ira Imperialis ihren Weg durch den Warp bahnte, verbrachten die meisten Thugs ihre Zeit betend und meditierend, um die wie eine hungrige Ratte an ihren Eingeweiden nagende Furcht vor dem Raumflug zu überwinden. Seit ihre Vorfahren vor Äonen die Wüstenwelt Kali besiedelt hatten, hatte kaum ein Thug einen Fuß an Bord eines Raumschiffs gesetzt, abgesehen von den schmierigen Pferdehändlern, welche die stolzen Wüstenrösser Kalis an die umliegenden Welten verkauft hatten. Ein Thug gehörte in die Wüste, und im besten Falle in den Sattel eines feurigen Hengstes, die Lanze in der Hand.
Mogul Sukhder Kamir schritt in die Kammer, die als Pferdestall eingerichtet worden war, und kontrollierte die Arbeit der Servitoren, die sich um die Tiere kümmerten. Er misstraute diesen Mensch-Maschinen und hätte die Arbeit lieber von seinen eigenen Männern verrichten lassen, aber die waren in ihrer abergläubischen Angst gefangen und quasi unbrauchbar. Sukhder spuckte verächtlich auf den rostigen Boden. Er hatte vor nichts Angst. Selbst als die vierarmigen Dämonen auf Kali gewütet hatten, war er standhaft geblieben, hatte seine Wilde Jagd gegen sie ins Feld geführt und die Hauptstadt gehalten, bis die Gottimperatorin ihre Gebete erhört und die Himmelskrieger zu ihnen gesandt hatte. Und während die Anderen wehklagten und in Trauer ihre Gewänder zerrissen ob der zahllosen Toten, welche die Säuberung ihrer Welt gefordert hatte, hatte er Schulter an Schulter mit den fremden Kriegern gekämpft und schnell den Wert ihrer neuartigen Waffen erkannt.
Als sein getreuer Hengst Sturmwind von einem heimtückischen Kopfschuss niedergestreckt worden war, hatte er sich in die Kammern der verrufenen Techpriester gewagt und sie um den Segen des Maschinengottes für seinen einzigen Freund gebeten. Und für den Preis eines ganzen Sackes voll Blutdiamanten hatten sie ihn erhört, und sein Hengst war mit einem Haupt aus Stahl wiedergeboren worden, schneller und wilder als je zuvor.
Nun flog er selbst mit den Himmelskriegern, um zusammen mit seiner Wilden Jagd den Krieg gegen die Dämonen auf eine abgelegen Welt mit dem bizarren Namen Hett'n-Hain zu tragen. Ausgestattet mit starken Rüstungen, Lichtpistolen und Sprenglanzen würden sie die Ausgeburten der Finsternis vor sich hertreiben. Beim Gedanken an neues Blutvergießen stahl sich ein feines Lächeln in das düstere, vollbärtige Gesicht. Mit einem gezielten Tritt fegte er einen Servitor aus dem Weg, der sich klaglos trollte. Dann schritt er auf Sturmwind zu und tätschelte seinem alten Freund die Flanken. Nur noch wenige Tage, so hatte ihm sein Onkel versichert, der die Ehre hatte, jeden Abend mit dem Inquisitor zu speisen. Hinaus aus dem stählernen Sarg, um frei über die Ebenen einer fremden Welt zu preschen und die Feinde der Gottimperatorin unter ihren Hufen zu zermalmen.
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Harbajal Rahem betrachtete den hageren, tätowierten Flegel, der sich auf dem Diwan in seinem Kommandozelt lümmelte und seine beste Shisha besabberte, mit unverhohlener Missbilligung. Andrew Smallville, der Kommandant der 71ten Mobilen Catachanischen Infanteriekompanie, hielt nicht viel von Etiketten. "Ein Missverständnis?", zischte der Anführer der Thugs. "Euer sogenanntes Missverständnis hat mich einen Haufen guter Pferde, zwei Panzer und knapp zwei Dutzend meiner Männer gekostet."
Der Catachaner zuckte die Schultern. "Sorry, Kollege, aber was können meine Jungs dafür, dass Deine Krummsäbelschwinger in meinem Einsatzgebiet aufkreuzen, mit Standarten, die verdächtig an einen Symbiontenkult erinnern? Kann ja keine Sau wissen, dass Ihr in geheimer Mission Vorräte für einen Lordinquisitor requirieren sollt. Das nächste Mal fragt halt vorher, dann passiert so was nicht. Und nun mach kein solches Geschiss. Ein Leman Russ, ein Hellhound und ein paar Kollateralschäden, was soll ich da sagen? Zwei meiner besten Vögel werden nie wieder fliegen."