„Mal herhören!“
Die drei Neuankömmlinge – ein muskulöser Riese, der Statur nach Catachaner, ein wieselgesichtiger Asiat und ein junger Man mit kantigen Gesichtzügen und einem Gardistenbarett, der aber, wie alle anderen auch, die graublaue Sträflingskleidung des 16ten Cadia trug – blickten sich irritiert um. Am Rand des Lagers hatten sich die Sträflinge versammelt, und was der ehemalige Gardist sah, weckte sein Missfallen. Schlimm genug, dass sich ein Squat unter seinen zukünftigen Kumpanen befand. Einer von ihnen war ein Tiermensch, ein abscheulicher Abhumaner, der ein Gesicht wie eine Ziege nebst entsprechenden Hörnern und Hufen hatte.
„Hier bin ich, ihr Flachpfeifen.“ Ächzend kletterte ein sehr kleiner Halbling auf ein leeres Bierfass, das zwischen zwei Steinbrocken verkeilt war, und musterte die erstaunt dreinblickenden Sträflinge.
„Mein Name ist Shorty, und ich bin euer Aufseher. Hört gut zu, und schreibt es euch hinter eure dreckigen Ohren, denn ich werde das nur einmal sagen. Ihr fragt euch vielleicht, warum ihr keine Detonationshalsbänder tragt und warum, bei den Fußnägeln der Primarchen, ihr auf die Befehle eines Halblings hören sollt, statt ihm einfach den Hals umzudrehen.
„Da hat er verdammt recht“, pöbelte der Catachaner und sprang mit gezücktem Messer auf Shorty zu. Dieser zuckte nur kurz mit seiner Hand in Richtung Gürtelschnalle, worauf ein hässliches Ploppen ertönte und der Muskelprotz in einer Wolke von Blut zu Boden ging. Er war tot, bevor er aufschlug.
„Ganz einfach. Wie uns Captain Schlau hier gerade so eindrucksvoll demonstriert hat, tragt ihr eure Detonatoren in der Halsschlagader. Sie wurden euch zusammen mit den übrigen Schutzimpfungen gegen das heimelige Klima auf Hett`n-Hain injiziert. Mein Freund Azaghal“ – er deutete mit dem Daumen auf den Squat, der ebenfalls Sträflingskleidung trug, aber mehr wie ein schusseliger Forscher als wie ein gefährlicher Schwerkrimineller wirkte und bei der Aufmerksamkeit, die ihm nun zuteil wurde, sichtlich errötete – „hat sie entwickelt. Er glaubt nicht an den Maschinengott, müsst ihr wissen. Und er hat tolle Ideen, wenn er nicht gerade im Vollrausch versucht, einen Maschinenseher davon zu überzeugen, dass der imperiale Glaube der letzte Schwachsinn ist.“
Die Stimmung entspannte sich leicht, und einige der Sträflinge begannen zu feixen.
„Nun, ihr habt allen Grund, glücklich zu sein. Ihr habt zwar lebenslänglich in der Strafkompanie, und ihr werdet mit ziemlicher Sicherheit keine drei Einsätze überstehen, aber ihr werdet, dank meiner bescheidenen Organisationskünste, wenigstens mit einem vollen Bauch und einem angenehmen Nachgeschmack auf der Zunge fallen. Das ist doch was, oder? Dafür erwartet unser General, dass ihr mit vollem Einsatz ins Gefecht geht, und ich erwarte, dass ihr auf alles hört, was Sergeant Shorty sagt. Und merkt euch: Wenn mich einer ärgert, macht es bei ihm ‚Bumm’. Sollte ich sterben, dann macht es bei euch allen ‚Bumm’. Also haltet mir den Rücken frei und benehmt euch, dann werden wir gut miteinander klarkommen. Ihr müsst mich nicht einmal mit „Sir“ anreden. „Sarge“ reicht völlig.“
„Sarge“, meldete sich der ehemalige Gardist zu Wort. „Ich weigere mich, Seite an Seite mit einem verdammten Mutanten zu dienen.“ Der Beastman knurrte böse und bleckte seine riesigen, maisgelben Zähne. Shorty schüttelte traurig den Kopf. „Es heißt ‚Abhumaner’, und denk mal daran, dass hier viele Abhumane dienen, Azaghal und mich eingeschlossen. Dem General ist es egal, ob wir Hörner haben, ob Urwälder auf unseren Füßen wachsen oder ob wir einen halben Meter zu kurz oder zu lang für die Garde sind. Für ihn sind wir ohnehin alle Abschaum. Aber solange wir unsere Sache gut machen, sind wir nützlicher Abschaum. Und Rufus hier“, er nickte dem Tiermenschen anerkennend zu“, macht seine Sache sehr gut.“
„Rufus guter Beastman. Töten viele Feinde von Gottimperator, schneiden Hälse durch. Machen Gottimperator glücklich. Kommissarfrau hassen Rufus, sagen Rufus hässlich Mutant, wollen...“
Shorty stöhnte und rief: „Ist ja gut, du blöder Bock.“ Er wandte sich wieder zu den Neuankömmlingen. „Er redet nicht oft, aber wenn er einmal loslegt, ist er nicht mehr zu bremsen. Also, gut, mein kleiner Zinnsoldat. Komm mal runter von deinem hohen Ross. Wenn du so perfekt wärst, wie du tust, wärst du nicht hier. Du kannst also an Rufus Seite kämpfen oder“, er deutete auf den Leichnam am Boden, „du gesellst dich zu dem da. Such dir’s aus.
Der ehemalige Gardist spuckte aus, nickte grimmig und trat zu den andern.
„Ein herrlicher Tag in der Strafkompanie“, sinnierte Shorty mit einem breiten Lächeln, während er vom Fass kletterte. „Die Sonne scheint, wir haben 45 Grad im Schatten und wenn mich meine Nase nicht trügt, ist es gleich 5 Uhr und Zeit für das erste Frühstück. Ich liebe das 16te.“