Der Papst im deutschen Bundestag ...

iGude

Aushilfspinsler
05. August 2011
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Nun ist es geschehen. Papst Benedikt XVI hat im deutschen Bundestag gesprochen. "Was hat denn der Papst zu sagen"? Fragte ich mich zuvor. Nun habe ich die Worte in den Ohren und bin überrascht über deren Qualität und Inhalt. Philosophische Sätze von einem Intellekt und Gedankengut das einfach gut tut, gut tut solche Worte wieder einmal zu hören. Ich gebe zu ich bin sogar beeindruckt. In der Politik würde man sagen:" Der Papst hat geliefert". Und wie er das hat! Chapeau!

Sollten dies seine Gedanken sein. Sollte dies der längst überfällige Einblick in "seine Sicht der Welt" sein. Ja, dann kann ich nur sagen, die katholische Kirche ist in guten Händen. Vielleicht etwas ungewöhnlich, wenn man Papst Benedikt XVI sonst so sieht, in den Medien, in den interpretierten Berichten etc.

Ok, ich gebe zu er ist kein Rockstar, er hat mich als hochintellektueller Philosoph überrascht, der den kath. Glauben als passenden Schmuck lebt und in dieser Kombination uns allen ein schönes Fundament bereitet. Ein Fundament auf dem es Spass macht aufzubauen. Kritikfrei an Anderen, aber aufgeschlossen für Kritik an sich selbst.

Das so schön in Mode gekommene Kritisieren an geschehenem macht nun keinen Spass und somit empfinde ich etwas ganz neues. Zufriedenheit!

Ich denke nicht "es hätte doch so, oder evtl. auch so sein können ...." sondern ich denke "Ein guter Mann an der richtigen Stelle der in mir viele Gedanken ausgegraben hat und mich nun für viele Tage geschäftig. Und ich bin überrascht. Es fühlt sich gut an. Ich bin zufrieden, obwohl ich nichts kritisiert habe, oder evtl. gerade deshalb. Danke dafür.
 
Ich hab mir spaßeshalber grade gedacht, mal schaun was er zu sagen hatte, hab mir also auf youtube nen mitschnitt angesehen. Die ersten fünf minuten erzählt er nur Zeug, das für einen Politiker in einem Demokratischen Staat vollkommen selbstverständlich ist. Oder zumindest sein sollte. Irgendwann erzählt er irgendwas völlig absurdes von wegen der Christliche Glaube habe anders als andere Große Religionen sein Recht bzw seine Gesetze immer nur von Vernunft und Natur hergeleitet. Während ich zugebe, dass so ein Vorgang anders ist, als es bei den anderen Großen Religionen stattgefunden hat, muss ich auch sagen dass es auch anders ist, als was die Christen getan haben...
Alles danach war nurnoch gemurmel im Hintergrund, weil meine Aufmerksamkeitsspanne keinen Bock mehr hatte.
 
Irgendwann erzählt er irgendwas völlig absurdes von wegen der Christliche Glaube habe anders als andere Große Religionen sein Recht bzw seine Gesetze immer nur von Vernunft und Natur hergeleitet. Während ich zugebe, dass so ein Vorgang anders ist, als es bei den anderen Großen Religionen stattgefunden hat, muss ich auch sagen dass es auch anders ist, als was die Christen getan haben...

Ich gebe zu, die Stimme des Pontifex schläfert mich ein. Jedoch habe ich eineige schöne Sätze gehört.
Der Papst hat das (kirchliche) Christentum gegenüber anderen Relgionen, aber auch gegenüber der protestantischen Orthodoxie abgegrenzt. Was nicht nur für die Kirche selbst, sondern auch für ihre Gläubigen wichtig ist.

Und ja: Soweit es meine bescheidene Bildung zuläßt haben christliche Staaten fast immer ein von ihren religiösen Lehren losgelöstes (weltliches) Rechtswesen gehabt. Der ganze Kreuzzugs- und Inquisitionskram hat damit erstmal nichts zu tun.
 
das für einen Politiker in einem Demokratischen Staat vollkommen selbstverständlich ist. Oder zumindest sein sollte. Irgendwann erzählt er irgendwas völlig absurdes von wegen der Christliche Glaube habe anders als andere Große Religionen sein Recht bzw seine Gesetze immer nur von Vernunft und Natur hergeleitet. Während ich zugebe, dass so ein Vorgang anders ist, als es bei den anderen Großen Religionen stattgefunden hat, muss ich auch sagen dass es auch anders ist, als was die Christen getan haben...

Tatsache ist aber das auch die Christen früher Dreck am Stecken hatten, aber die Christen haben sich seid dem Mittelalter weiterentwickelt was man vom Islam nicht behaupten kann.

Gerade der Neue Papst gibt sich eher Moderner als seine vorgänger.

Auch hatt er mit seiner Bundestags Rede hat er es genau auf den Punkt getroffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Threeshades:
Irgendwann erzählt er irgendwas völlig absurdes von wegen der Christliche Glaube habe anders als andere Große Religionen sein Recht bzw seine Gesetze immer nur von Vernunft und Natur hergeleitet.
Bist Du ganz sicher, die Rede inhaltlich durchdrungen zu haben? Der Papst redet davon, die "Rechtsquellen" des Christentums gründeten auf Natur und Vernunft, die - und jetzt kommt der relevante Nebensatz - "au de[m] Zusammenklang von objektiver und subjektiver Vernunft, der freilich das Gegründetsein beider Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetzt, [konstituiert werden]."
Der Papst versteht Natur immer als von Gott kreierte Natur, als einen durch Emanation geprägten Kreislauf des Seins, Vernunft dagegen als Synthese aus Subjektivität und Objektivität i.S. aristotelischer Lehre und nicht etwa nachkantianisch, er bedenkt den Positivismus später auch noch kritisch, um seine Definition von "Vernunft" davon abzugrenzen. Und im Rahmen dieser Begriffsbestimmung hat der Pontifex nun einmal recht, die großen Rechtswissenschaftler aus Islam (al-Ghazali, Averroes, Avicenna) und Judentum (insb. Maimonides) haben einen von der gräzistischen Tradition eher losgelösten Zugriff zum kodifizierten Recht gesucht.

@gul_adret:
Soweit es meine bescheidene Bildung zuläßt haben christliche Staaten fast immer ein von ihren religiösen Lehren losgelöstes (weltliches) Rechtswesen gehabt.
S.o., das will der Papst gerade nicht zum Ausdruck bringen. 😉
 
Die Rechtnormen im Mittelalter speisten sich aus verschiedenen Quellen, zu denen unter Anderem das Christetum zählt. Das Wertekoordinatensystem des Mittelalters ist ohne den christlichen Glauben überhaupt nicht vorstellbar. Denn auf der Gnade Gottes beruhte letztlich das Selbstverständnis von Herrschaft in Europa und verlieh weltlicher Herrschaft Autorität.


"Tatsache ist aber das auch die Christen früher Dreck am Stecken hatten, aber die Christen haben sich seid dem Mittelalter weiterentwickelt was man vom Islam nicht behaupten kann.

Gerade der Neue Papst gibt sich eher Moderner als seine vorgänger."

Das mit dem Islam würde ich so nicht unterschreiben, schlicht weil wir hier in Europa nur einen Bruchteil islamischer Kultur wahrnehmen. Der Papst ist zweifelos ein Intellektueller, modern ist er aber nicht. Er ist eher konservativ, dessen Streben darauf gerichtet ist, die immer weiter auseinanderdriftende Strömungen innerhalb der Kirche zusammenzuhalten.
Das muß nicht schlecht sein.
 
@gul_adret:
Zitat:
Soweit es meine bescheidene Bildung zuläßt haben christliche Staaten fast immer ein von ihren religiösen Lehren losgelöstes (weltliches) Rechtswesen gehabt.
S.o., das will der Papst gerade nicht zum Ausdruck bringen.
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Ich kann nicht in deinen wohlgewählten Worten sprechen, einige nichtmal schreiben...
Aber ich verstand das schon so. Weil:

Natur und alles von Gott geschaffen: Check!
Religionen und Glaubensbücher von Gott inspiriert/ geschaffen: Check!
Rechtswesen aus Glaubensbuch abgeleitet: Nö...

Ich probiers nochmal richtig: Gott hat alles ursächlich geschaffen und es gibt eine Vielzahl von Religionen und Glaubensrichtungen. Und viele Kulturen/Staaten leiteten/leiten das Rechtswesen (oft wortwörtlich, siehe protestantische Orthodoxie) aus ihren heiligen Textquellen ab.
Nicht so die christlichen Geselschaften, deren Rechtswesen natürlich auf von Gott geschaffenen Sachen besiert (Natur, GMV, Vernunft etc.), aber nicht religiös an sich ist...

Also ich habe das so verstanden... Aber wie gesagt, Ratze haut mich rethorisch nicht aus den Latschen...
 
Das ganze ändert nichts an der Tatsache, dass die katholische Kirche eine völlig überholte Institution ist. Während die Evangelisten sich wenigstens ein wenig den Veränderungen der Zeit anpassen, hängt die katholische Kirche immer noch dem alten Denken nach.

Sie sind immer noch gegen Schwule und Lesben, vergreifen sich aber selbst an kleinen Jungen (was ja wohl ein bisschen mehr als die Liebe zum eigenen Geschlecht ist) und vertuschen es auch noch (sehr gottgefällig, zweifellos<_<). Sie sind gegen Verhütung, obwohl man ja weiß, wie sich AIDS verbreitet und wie man es verhindern kann. Sie sind genauso gegen Sterbehilfe, obwohl ich selbst lieber ne Spritze bekommen möchte, bevor ich jahrelang elendig verrecke.
Ich habe jedenfalls mehr als genug andere Sorgen und Nöte im Leben und brauche keinen Gott, der eh nichts daran ändert...geschweige denn seinen Vertreter auf der Erde.

Was das alles den Steuerzahler kostet? Gullideckel zuschweißen, Polizei und Spezialeinheiten in großer Zahl und und und. Dafür hätte man bestimmt jeden Hungernden in Afrika mindestens einen Tag satt machen können.

Wusstet ihr eigentlich, dass sogar der Papst einen Beichtvater hat? Was ist denn mit seiner Unfehlbarkeit? Da bräuchte er ja eigentlich keinen.

Wenn ich nur dran denke, wie damals alle darauf gewartet haben, dass sein Vorgänger den Löffel abgibt. Am liebsten hätten sie wohl noch eine Nahaufnahme machen wollen. Nee, also da gibts auf jeden Fall Wichtigeres als in Rom auf dem Platz zu warten, bis ein Nachfolger gewählt wird.
Demnächst werden die Führer der Juden und der Muslime auch noch vor dem Bundestag sprechen wollen.
 
Ich zitiere einmal im Wortlaut:
In der Geschichte sind Rechtsordnungen fast durchgehend religiös begründet worden: Vom Blick auf die Gottheit her wird entschieden, was unter Menschen rechtens ist. Im Gegensatz zu anderen großen Religionen hat das Christentum dem Staat und der Gesellschaft nie ein Offenbarungsrecht, eine Rechtsordnung aus Offenbarung vorgegeben. Es hat stattdessen auf Natur und Vernunft als die wahren Rechtsquellen verwiesen - auf den Zusammenklang von objektiver und subjektiver Vernunft, der freilich das Gegründetsein beider Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetzt. Die christlichen Theologen haben sich damit einer philosophischen und juristischen Bewegung angeschlossen, die sich seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. gebildet hatte. In der ersten Hälfte des 2. vorchristlichen Jahrhunderts kam es zu einer Begegnung zwischen dem von stoischen Philosophen entwickelten sozialen Naturrecht und verantwortlichen Lehrern des römischen Rechts. In dieser Berührung ist die abendländische Rechtskultur geboren worden, die für die Rechtskultur der Menschheit von entscheidender Bedeutung war und ist. Von dieser vorchristlichen Verbindung von Recht und Philosophie geht der Weg über das christliche Mittelalter in die Rechtsentfaltung der Aufklärungszeit bis hin zur Erklärung der Menschenrechte und bis zu unserem deutschen Grundgesetz, mit dem sich unser Volk 1949 zu den "unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt" bekannt hat.
Was steht da also nun (ich schreibe im Indikativ, obwohl das Aussagen des Papstes sind und eigentlich in den Konjunktiv müssten, das spart etwas Zeit)?

- Judentum und Islam (ob der Papst mit den "großen Religionen" nun auch Hinduismus und Buddhismus meint, wage ich in dem Zusammenhang sehr schwer zu bezweifeln) haben demjenigen Gebilde, das wir heute "Zivilgesellschaft" nennen, ein "Offenbarungsrecht" auferlegt, das dem göttlichen Erkennungs- und Gerechtigkeitsanspruch folgt.

- Das Christentum dagegen leitet seine juridische Begründung aus Natur und Vernunft ab. Die "Vernunft" nun (die nicht nur Maßstab der Ethik, sondern auch der Gnoseologie - also der Erkenntnis - ist) besteht aus einem "subjektiven" und einem "objektiven" Teil. Aber damit nicht genug: beider Teile Substanz (wiederum aristotelisch verstanden) gründet in der "schöpferischen Vernunft Gottes". Das ist die Seinsunterlage, auf der die menscheneigene Vernunft aufgestellt wird, sogar dann, wenn ein Nicht- bzw. Andersgläubiger oder ein Anhänger der "docta ignorantia" nach Nicolaus Cusanus diese letzten Gründe entweder nicht anerkennt oder hinterfragt.

- Die "schöpferische Vernunft Gottes" nimmt zunächst einmal eine wichtige Rolle im Kirchendogma ein: sie verweist den neoplatonischen und häretischen (innerkirchlich, versteht sich) (Irr-)Weg des Marcion bzw. der gnosischen Texte bzgl. des Demiurgen in die Ferne. Aber sie erstreckt sich auch auf die Beschaffenheit der menschlichen Erkenntnisfähigkeit. Wenn diese nun ursächlich in der Substanz des ausgeflossenen göttlichen Seins ihren Ursprung hat, und insbesondere die objektive Vernunft darin, dann ist eine (wenn auch verzerrte) Tendenz zur Ebenbildlichkeit in Gedanke und dem in die Tat umgesetzten Akt unausweichlich. Denn die objektiven Daseinsmodalitäten gehen wiederum in die theologischen Lehren über, i.e. die Seinsgeschichte.

- Mit der anthropologischen Bestimmung endet der Absatz aber noch nicht. Die Kirche steht nun also in der gedachten Kontinuitätslinie der Stoa sowie des kodifizierten Rechts der Römer (warum der Papst gerade hier ansetzt und nicht bei den eigentlich klassischen Quellen wie Solon, erschließt sich mir allerdings auch nicht; wahrscheinlich ging es ihm um die Exemplifizierung des praktischen Rechts im Gegensatz zum eher abstrakten der Griechen). Worauf gründet nun die Stoa ihr Naturrecht? Zenon begründet so: "Das Naturgesetz ist ein göttliches Recht und besitzt als solches die Macht, zu regeln, was Recht ist und Unrecht". Bei Chrysipp heißt es ähnlich: "Ein und dasselbe nennen wir Zeus, die gemeinsame Natur von allem, Schicksal, Notwendigkeit; und das ist auch die Gerechtigkeit und das Recht, die Einheit und der Friede". Der Vordenker dieser Gedanken ist sogar noch Vorsokratiker. Heraklit behauptet: "Es nähren sich alle menschlichen Gesetze von dem einen göttlichen".
Das Naturrecht ist offensichtlich kein positives Recht, das einen Staat ausmacht, sondern eine genuine Eigenschaft des menschlichen Seins. Begründet sind diese Rechte nun nicht etwa auf den Seinsbestand des Menschen selber (Korrelation nicht mit Kausalität verwechseln!), sondern aufgrund der Nähe, ja sogar Einheit (verstanden als Ein-Heit) mit dem göttlichen Recht und damit wieder seiner Schöpfungskraft vom obigen Absatz. Dass Benedikt XVI. sich nun ausgerechnet dieses Vorbild nimmt (allen Pantheismuseinwänden zum Trotz, die klerikalerseits gestellt werden könnten), ist offensichtlich kein Zufall. Wenn Naturrecht göttliches Recht ist und Theologen das göttliche Recht erklären, dann ist nicht nur positives Recht anthropologisch, sondern auch Naturrecht genuin theologisch begründet.

- Auch der Ausdruck "christliches Mittelalter" kommt nicht von ungefähr. Um die Verbindung von Recht und kirchlicher Tradition aufzuzeigen, erlaube ich mir, Petrus Damiani zu Wort kommen zu lassen: "Rechtsweisung zu geben, steht nur jenem zu, der auf der Lehrkanzel Petri sitzt". Es ging seinerzeit (1045 und folgende) freilich vornehmlich um die innerkirchliche Spannung (Papstschisma, Simonie, Nikolaitismus, die allesamt auch zur weltlichen Schwächung zu führen drohten und auch sollten), aber es ging auch um den Wahrnehmungsanspruch nach draußen hin, um das Drängen der Salier als Unbotmäßigkeit darzustellen. Dieser Anspruch leitet sich sogar von der Bibel selbst ab, genauer aus Lukas 22,32: "Ich aber habe für dich (Petrus) gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dermaleinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder".
Die mittelalterliche Rechtstradition ist kirchlicherseits (aber auch tatsächlich) immer von christlicher Tradition beseelt gewesen. Das fängt mit der ottonischen clementia, d.h. Milde als Rechtsbegrifflichkeit an, und hört bei der Urkunde Sergius' IV., der dem Grafen Wifred die Martinskirche am Mont Canigouen-Conflent überschreibt, auf.


Zum Islam vielleicht ein andermal mehr. 😀
 
Zuletzt bearbeitet:
Und wie so immer wurde mal wieder Frieden, Gerechtigkeit und all das gefordert, was ja eigentlich normal sein sollte in der Welt.

Wenn sogar der "unfehlbare" Papst nach diesen Dingen schreit, dann wird das ja wohl mehr zählen als dieses Gewäsch all der anderen Figuren, die sich immer selbst beweihräuchern, wieviele Frieden und Gerechtigkeit sie in die Welt getragen haben.

Wie groß ist der Vatikanstaat? Klein genug, um in Mutter Naturs Hosentasche zu passen. War schon mal der "Häuptling" von Luxemburg oder von Monaco oder von der Schweiz im Deutschen Bundestag? Sicherlich nicht.
Und man kann das so nicht vergleichen, denn der Vatikan mit seinen wer weiß wie wenigen Einwohnern "beherrscht" ja so gesehen Millionen. Genauso ist die britische Queen in großen Teilen des ehemals britischen Kolonialreichs noch so was wie die Präsidentin des Landes (besonders wenns kleine auf der Landkarte nicht auffindbare Inselchen sind, die sonst nichts zu bieten haben als ne Oma im fernen London auf dem Thron).

Da mich Religion und der Herr Jesus einen feuchten Dreck interessieren, wäre das einzigste Thema, über das der Papst sprechen könnte und was mich fesseln könnte Geschichten aus seiner Zeit, als er noch mit Hakenkreuzbinde und Braunhemd die Schulbank gedrückt hat. Wäre dies tatsächlich ein Stück von Gottes Plan, dass jemand, der in diesen wahrhaft diabolischen Zeiten in einem totalitären System gelebt und sicherlich auch Fähnchen geschwenkt hat eines Tages einen auf "lupenreines Gewissen" macht? Wo ich die Worte in "" lese, muss ich doch unwillkürlich an Christoph Daum denken...Ich weiß bloß nicht mehr, warum...
 
Das ganze ändert nichts an der Tatsache, dass die katholische Kirche eine völlig überholte Institution ist. Während die Evangelisten sich wenigstens ein wenig den Veränderungen der Zeit anpassen, hängt die katholische Kirche immer noch dem alten Denken nach.

Die katholische Kirche hält an fast 2000 Jahre alten Traditionen fest. Davon ließ sie sich noch nie abbringen, weder von Monarchen, Kommunisten noch von Diktatoren.
Die Geistlichen haben sich lieber ins KZ bzw. in den Gulag sperren lassen.

Aber nun soll sie sich dem Zeitgeist opfern. Und warum? Weil der Rene von Carstein das sagt...
DU entscheidest also, dass die Kriche überholt ist und ihren Glauben Deinen Wertevorstellungen unterwerfen muss?
Na danke, großer Führer, dann entscheide mal.
Das ist so erbärmlich und geltungssüchtig, dass man eigentlich lachen müsste, wenn es nicht so traurig wäre.
 
@Curth:
Die Geistlichen haben sich lieber ins KZ bzw. in den Gulag sperren lassen.
Naja, die Kungelei der katholischen Kirche insbesondere mit dem italienischen Faschismus (als Schutzwall gegen die republikanischen Milizen) ist kein Geheimnis, meines Wissens haben französische Geistliche teilweise sogar eine obwaltende Rolle bei der logistischen Arbeit bzgl. der Deportationen ausgeführt, aber hier lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster, ganz sicher bin ich mir gerade nicht. Pius XII. war zwar gewiss kein Sympathisant der Nationalsozialisten, aber geschwiegen hat er dennoch (aus innerkirchlichen Druck heraus) - Heldentaten hat die Kirche über weite Strecken während der NS-Zeit nicht begangen, weder hier noch anderswo.

@Rene von Carstein:
Und wie so immer wurde mal wieder Frieden, Gerechtigkeit und all das gefordert, was ja eigentlich normal sein sollte in der Welt.
Warum radotierst Du wieder über Sachen, die Du offenkundig nicht nachgesehen hast? Hast Du die Rede vom Papst eigentlich gehört oder das Manuskript gelesen? Anderer Leute Beiträge (auch die des Papstes) sollte man erst ins Lächerliche ziehen, wenn man sie zur Gänze rezipiert und verstanden hat.
Warum der Papst trotz seiner Unfehlbarkeit einen Beichtvater hat? Die Unfehlbarkeit gilt nur ex cathedra, nicht in anderen Belangen.
Und von was für "Führer der Juden und der Muslime" redest Du eigentlich? Es gibt bekanntermaßen (?) keine hierarchischen Strukturen im Islam oder im Judentum, die einen "Großimam" oder einen "obersten Rabbiner" hervorbringen. Selbst wenn das so wäre, geböten diese über keinen Staat, würden also schwerlich vom Bundestag eingeladen.
Warum der Schweizer "Häuptling" noch nicht eingeladen wurde? Es gibt kein Staatsoberhaupt in der Schweiz, darum gibt es auch keine Staatsbesuche.
Nichts für ungut, jedem seine Meinung, aber ab und an wäre es schön, wenn Du Dich vorher informiertest, bevor Du so ein krauses Zeug rhetorisch in die Welt wirfst.
 
Es gibt bekanntermaßen (?) keine hierarchischen Strukturen im Islam oder im Judentum, die einen "Großimam" oder einen "obersten Rabbiner" hervorbringen. Selbst wenn das so wäre, geböten diese über keinen Staat, würden also schwerlich vom Bundestag eingeladen.
Das würde ich jetzt so nicht sagen. Da auch schon Holocaust Überlebende im Bundestag reden durften, wäre eine Einladung eines jüdischen Religionsoberhauptes, wenn es ein solches denn geben würde, durchaus denkbar. Dieses Recht ist nicht an Staatsoberhäupter geknüpft. Und ich denke wir sollten uns da nichts vormachen, der Papst war nicht wirklich als normales Staatsoberhaupt eingeladen, seine religiöse Rolle spielt da auch stark mit hinein. Ich finde es schon sehr außergewöhnlich, dass er die Rede halten durfte, das Recht im Bundestag eine Rede zu halten, ist wohl nicht mal drei Dutzend ausländischen Gästen zuteil geworden, seit Gründung der BRD.

http://www.bundestag.de/kulturundgeschichte/geschichte/gastredner/index.html

Es scheint zuzunehmen, ist aber eigentlich ein seltenes, nicht so oft gewährtes Recht. Und ich denke auch, dass ein Nicht-Deutscher Papst nicht unbedingt dazu eingeladen worden wäre.
 
Da auch schon Holocaust Überlebende im Bundestag reden durften, wäre eine Einladung eines jüdischen Religionsoberhauptes, wenn es ein solches denn geben würde, durchaus denkbar. Dieses Recht ist nicht an Staatsoberhäupter geknüpft.
Deswegen ja auch das Adjektiv "schwerlich", ausschließen tue ich das nicht, wohl aber bezweifle ich das. Der Dalai Lama oder der Patriarch der orthodoxen Kirche sind auch nicht eingeladen worden, beim Ersteren sogar aus der spezifischen Begründung heraus, er sei "nur" religiöser Führer und kein Staatsoberhaupt. Und wenn der Papst nicht über den Vatikanstaat geböte - da bin ich mir ziemlich sicher -, dann wäre er auch nicht eingeladen worden. Das ist natürlich mehr Mittel zum Zweck als alles andere, aber ein gewissermaßen "notwendiger".
 
Deswegen ja auch das Adjektiv "schwerlich", ausschließen tue ich das nicht, wohl aber bezweifle ich das. Der Dalai Lama oder der Patriarch der orthodoxen Kirche sind auch nicht eingeladen worden, beim Ersteren sogar aus der spezifischen Begründung heraus, er sei "nur" religiöser Führer und kein Staatsoberhaupt. Und wenn der Papst nicht über den Vatikanstaat geböte - da bin ich mir ziemlich sicher -, dann wäre er auch nicht eingeladen worden. Das ist natürlich mehr Mittel zum Zweck als alles andere, aber ein gewissermaßen "notwendiger".
Der Gedankengang ist allerdings recht einleuchtend. Aber speziell bei der Beziehung des deutschen Volkes zum Judentum, wäre ich mir bei einem jüdischen Religionsoberhaupt nicht so sicher, bei allen anderen Religionsoberhäuptern würde ich dir sofort zustimmen.
 
Ich kann durchaus nachvollziehen, warum Teile der Opposition der Rede des Papstes ferngeblieben sind. Die Trennung von Kirche und Staat ist ein Prinzip, welches auch der katholischen Kirche nützt. Es ermöglicht Geistlichen als moralisch/ ethische Instanz aufzutreten, die sich nicht an politischem Handel messen lassen muss. Das Gros der Verfehlungen und Verbrechen, die der Kurie zur Last gelegt wurden, entsprangen dem Wirken der Kirche als weltliche Herrschaftsgewalt. Auch das Unfehlbarkeitsdogma. Das war ein Instrument, geschaffen, um die Autorität des Papstes im Kulturkampf mit Bismark und dem deutschen Protestantismus zu bestehen. Zweifellos ist die Kirche in den Augen eines Außenstehenden anachronistisch und autoritär. Deswegen habe ich früher auch oft gegen die Kirche geschimpft. Nun vielleicht ist es die Milde des Alters (mit über 30 Lenzen), die mich das ganze mittlerweile gelassener sehen lassen. Man sollte niemals die identitätsstiftende Kraft einer 2000 jährigen Institution unterschätzen. Wir können hier in Europa über Papst und Kirche schimpfen. Das stört die Kurie nicht. Die meisten ihrer Schäfchen weiden nicht in hiesigen Gefilden sondern da wo das Elend so groß ist, dass das Opium des Volkes noch lindernd wirkt, in der Dritten Welt.
 
@Threeshades:

Bist Du ganz sicher, die Rede inhaltlich durchdrungen zu haben? Der Papst redet davon, die "Rechtsquellen" des Christentums gründeten auf Natur und Vernunft, die - und jetzt kommt der relevante Nebensatz - "au de[m] Zusammenklang von objektiver und subjektiver Vernunft, der freilich das Gegründetsein beider Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetzt, [konstituiert werden]."
Der Papst versteht Natur immer als von Gott kreierte Natur, als einen durch Emanation geprägten Kreislauf des Seins, Vernunft dagegen als Synthese aus Subjektivität und Objektivität i.S. aristotelischer Lehre und nicht etwa nachkantianisch, er bedenkt den Positivismus später auch noch kritisch, um seine Definition von "Vernunft" davon abzugrenzen. Und im Rahmen dieser Begriffsbestimmung hat der Pontifex nun einmal recht, die großen Rechtswissenschaftler aus Islam (al-Ghazali, Averroes, Avicenna) und Judentum (insb. Maimonides) haben einen von der gräzistischen Tradition eher losgelösten Zugriff zum kodifizierten Recht gesucht.

Nagut, vielleicht hat er weniger Blödsinn erzählt, als einfach nur ein antiquiertes Verständnis von Recht.

Ob Natur im Sinne der Teilnahmslosen Realität oder als Gott, hat sich beides wenig auf Recht auszuwirken. Zumindest wäre es weiser, sich in der Hinsicht davon abzugrenzen.
Was nun Juden und Islam dazu zu sagen haben, ist dann eher uninteressant. Ob das Christentum da besser ist? Ja wahrscheinlich in der jüngeren Geschichte schon, aber Burger King ist auch besser als MacDonald's und schmeckt trotzdem nicht.