*Tadaa, Hiermit geht der Prolog in die finale Runde*
I6
Der Himmlische Mal´Caor räusperte sich. „Kommen wir nun zu dem eigentlichen Anlass meiner Anwesenheit auf der Schattenreich. Deine Nachricht gab mir zu verstehen, dass Katharsis-Projekt sei gescheitert.“
„Traurig aber wahr.“ antwortete Shas´Is. Mit einer kreisenden Handbewegung aktivierte er den Holoprojektor, welcher in den Tisch eingelassen war und rief eine Reihe von Statistiken auf. „Die Ergebnisse des finalen Tests sind sehr ernüchternd ausgefallen. Gerade einmal 12 % der Testpersonen sind auf die Behandlung angesprungen, die Übrigen zeigen nach wie vor stark aggressives Verhalten.“
Mal´Caors Augen huschten über die angezeigten Daten. „Was ist mit den genetischen Eigenschaften? Konntest du Gemeinsamkeiten herausfiltern?“ fragte er.
Shas´Is seufzte „Leider scheiterte auch dieser Aspekt des Projektes. Es gibt kein allen Inhaftierten gemeinsames Gen, welches für ihren Hang zum Blutrausch verantwortlich ist. Überproportional viele Probanden stammen von der Sept Vior´la, welche seit je her für die Heißblütigkeit ihrer Feuerkrieger bekannt ist, gleichzeitig jedoch auch einige der herausragensten Kämpfer in der Geschichte des Sternenreiches hervorgebracht hat. Doch aus dieser Tatsache allein lassen sich keine zufriedenstellenden Schlüsse ziehen.“
Mal´Caor hatte sich nach vorne gebeugt und navigierte mit schnellen, fließenden Handbewegungen durch die Projektion, rief Statistiken auf, verwarf diese und öffnete weitere Reporte. „Wenn die Ursache nicht in den Genen liegt, muss es psychische Ursachen geben.“ murmelte er.
Shas´Is schnelle Sprechweise verriet seine Ungeduld. „Dies mag zutreffend sein, es lassen sich jedoch keine zufriedenstellenden Gemeinsamkeiten feststellen, kein exakter Auslöser ermitteln. Mal´Caor wir haben dies bereits mehrmals besprochen. Du kennst die Fakten und meine akribische Arbeitsweise. Ich habe dich nicht hier her gebeten um Daten welche wir beide schon so oft durchgegangen sind ein weiteres Mal zu durchforsten. Bitte akzeptiere, dass das Projekt gescheitert ist. Wir müssen nach einer neuen Lösung suchen.“
Mit einem Zischen sog Mal´Caor einen Atemstoß zwischen den Zähnen ein. Er lehnte sich wieder zurück, sah seinem Gegenüber mit einem scharfen Blick in die Augen und antwortete: „Du kennst die einzige Lösung welche noch bleibt, Shas´Is. Wenn wir sie nicht bekehren können müssen wir diesen bedauernswerten Existenzen ein Ende bereiten.“
Shas´Is war für einen kurzen Moment sprachlos und starrte den Aun´el entgeistert an. Dann rief er erbost: „Bist du von Sinnen, Mal´Caor? Tau töten keine Tau! Unser Volk hat dies seit den längst vergangenen, barbarischen Zeiten nicht mehr getan. Und was willst du mit jenen tun die nachkommen? Weitere Feuerkrieger werden dem Mon´Tau erliegen. Willst du diese ebenfalls umbringen?“
In seinem Quartier sprang Admiral Navah entsetzt auf. Er konnte nicht glauben was er da hörte. Waren die Himmlischen komplett wahnsinnig geworden? In seiner Wut zerschlug er ein kostbares Tongefäß, welches zu den wenigen privaten Besitztümern in seinem spartanisch eingerichteten Quartier gehörte. Dann sammelte er sich wieder, begann auf und ab zu laufen und dachte nach. Er kannte Mal´Caor, hatte den Himmlischen eingehend studiert und bei vielen Gelegenheiten beobachtet. Nicht zuletzt war er bei einigen Verhandlungen an dessen Seite gewesen. Langsam erkannte er die Gesprächstaktik des Himmlischen und seine Lippen kräuselten sich zu einem schmalen Grinsen. Mal´Caor hatte bereits einen Plan. Und indem er einen unmöglichen Vorschlag machte, würde er sein Gegenüber dazu bringen einem anderen, nicht ganz so unmöglichen zuzustimmen. Dann wurde ihm wieder gewahr, wie leichtfertig Mal´Caor soeben über kaltblütigen Massenmord gesprochen hatte und das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. Dieser Himmlische war ein gefährlicher Mann, eine Spinne die ein Netz aus Intrigen webte. Er nahm sich vor, auch in Zukunft ein wachsames Auge auf Mal´Caor zu behalten und wandte sich wieder dem Holoprojektor zu.
Shas´Is hatte sich aus einer bereitstehenden Keramikkanne gerade etwas J´Hal-Nektar in eine Tasse gefüllt und fixierte Aun´el Mal´Caor mit zu schmalen Schlitzen verengten Augen. „Bei allem, was unserem Volk heilig ist, hoffe ich, dass dieser Vorschlag nicht dein Ernst ist. Auch wenn ich leider selbst nach reiflichem Nachdenken keine perfekte Lösung gefunden habe, so muss es doch einen anderen Weg geben.“
In gespielter Nachdenklichkeit legte Mal´Caor den Kopf schief. „Vielleicht gibt es einen anderen Weg. Wenn Krisis-Piloten dem Kampfanzugkoller erliegen, kämpfen sie manchmal allein als Mon´at, ausgerüstet mit kurzreichenden aber schlagkräftigen Waffen. Die meisten von ihnen suchen auf diese Weise bewusst einen ehrenvollen Tod auf dem Schlachtfeld.“
„Ein ehrenvoller Tod, ist es das was du unseren Insassen auf diesem Schiff wünscht?“ erwiderte Shas´Is, immer noch entrüstet.
Mal´Caor starrte seinem Gesprächspartner weiterhin mit seinem kalten Blick direkt in die Augen, als er antwortete: „Denke nach, Shas´Is, denke nach. Ist es denn nicht genau das, was diese Krieger sich noch wünschen können? Sie sind verdammt und das wissen sie selbst. Warum geben wir ihnen nicht, was sich sicher viele von ihnen ohnehin wünschen? Eine Möglichkeit, im Dienste des Sternenreiches zu sterben.“
Shas´Is leerte seine J´Hal-Tasse mit einem kräftigen Zug und wippte nachdenklich mit seinem Kopf hin und her. „Wie stellst du dir das vor? Die Gefahr, dass ihr Verhalten auf andere Feuerkrieger abfärbt ist groß. Denke nur an das Schisma von O´Shovah!“
Mal´Caor lies nicht locker: “Deswegen müssen wir sie isolieren, eine eigene Einheit aus ihnen bilden. Sieh dir die Daten an! In den Stasistanks ruhen derzeit 98 Krieger der Feuerkaste. Genügend um ein eigenes Jagdkader zu bilden. Lassen wir diese Bestien doch auf unsere Feinde los!“
Nachdenklich rieb sich Shas´Is über das Kristallorgan an seiner Stirn, stand auf und ging zum Ausblickfenster, wo er in die Leere des Alls starrte. Den Blick auf einen fernen Stern geheftet sagte er: „Nun, wir wollten ohnehin schon seit längerem eine Eliteeinheit für riskante Einsätze bilden. Warum nicht diese hier?“ Er fuhr herum und wandte sich wieder seinem Gesprächspartner zu. „Also gut, Mal´Caor. Da mir keine bessere Alternative einfällt wollen wir es so machen. Ich hoffe, wir tun das Richtige.“
Mal´Caor faltete andächtig seine Hände und nickte zufrieden. „Du hast eine gute Entscheidung getroffen, Shas´Is. Nun denn, lass uns die Details ausarbeiten und einen Plan erstellen. Nach unserem Frühstück mit Admiral Navah werde ich morgen dann nach T´Au aufbrechen und unsere Ideen dem erwürdigen Aun´Va präsentieren.
In seinem Quartier hatte Kor´o Navah die gesamte Unterhaltung gebannt mitverfolgt und fragte sich nun, was er davon halten sollte. Er verstand nun, welche Last die Himmlischen auf ihren Schultern trugen und welch schwerwiegende Entscheidungen sie zeitweise zu treffen hatten. Dennoch schauderte es ihm, wenn er an die Kaltblütigkeit dachte, mit der Mal´Caor die Lage analysiert hatte. Navah entschied, für das Erste genug gehört zu haben und wollte gerade die Übertragung abschalten, als er innehielt. Die Himmlischen durchforsteten gerade Personalakten auf der Suche nach einem Anführer für das neu geborene Jagdkader. Navah kannte den Mann, dessen Akte gerade geöffnet war.
„Es gibt keinen Zweifel, dass niemand an Bord dieses Schiffes besser zur Führung des Kaders geeignet ist als Commander Frostherz“ sagte Shas´Is in diesem Moment.
„Frostherz?“ Mal´Caor spuckte den Namen förmlich aus, warf Shas´Is einen finsteren Blick zu und wedelte abfällig mit seiner Hand, wie um ein Insekt zu verscheuchen. Ein schwer zu deutender Blick jagte über sein Gesicht, Navah glaubte Angst in seinen Augen zu lesen.
„Du weißt, dass in den Tanks dort unten kein besserer Anführer zu finden ist.“ erwiderte Shas´Is mit eindringlichem Tonfall. Er würde in diesem Punkt nicht nachgeben.
Mal´Caor seuftzte „Du hast recht, so sei es.“
Das genügte Kor´o Navah. Er kreiste mit seiner Hand über den Holoprojektor und beendete mit einem Lächeln auf den Lippen die Übertragung. Auch wenn die Umstände besser hätten sein können, freute er sich auf das Wiedersehen mit seinem alten Freund. Commander Frostherz.