Das schafft aber nicht aus der Welt, dass der Konflikt mit den Gesellschften im Nahen Osten im Grunde eben ganz profaner Natur ist. Es geht um Macht, Einfluss und Interessenwahrung. Die Narration von einem Kampf der Kulturen ist zwar nicht ganz falsch, sie verstellt aber den Blick dafür, was dei eigentlichen Konfliktlinien sind. Nehmen wir den Streit um die Golanhöhen. Natürlich kann man das als religiösen Konflikt erzählen.
Du hast hier einen vollkommen falschen Blick auf das ganze, IMO.
Das Beispiel ist extrem schlecht gewält. Von israelischer Seite gab es nie ernsthaft eine religiöse Argumentation im Nahostkonflikt. Natürlich ist die in den Grundzügen vorhanden: Israel ist eben aus rein religiös-historischer Perspektive das "Land der Juden" weshalb der Zionismus sich dafür einsetzte den Judenstaat dort zu errichten.
Aber das wars auch schon, alles weitere und insbesondere Grenzziehung erfolgt aus rein pragmatisch-strategischen Überlegungen. Der Golan wird genau aus den von dir genannten Gründen kontrolliert. Die Ecke ist ne ideale Stellung für Artillerie (bis zur Besetzung 1967 haben die Syrer auch regelmäßig Israel von dort bombardiert) und eben auch die von dort ausgehende Wasserversorgung (auch hier: schon 1964 versuchten die Syrer wortwörtlich den Israelis das Wasser ab zu graben). Also ja, die Besetzung hat ganz pragmatische Gründe: man will einem erklären Feind keine lebensnotwendigen Gebiete überlassen.
Und auf einmal hat man eine konkrete Forderung, die verhandelbar ist ,und sollte darüber zwischen den Konfliktparteien ein Konsens erzielt werden, ist auch eine friedliche Koexistenz möglich.
Tut mir ja leid dir das zu sagen, aber die Existenz des Staates Israel ist - für den Staat Israel - nicht verhandelbar.
Das mag man Extremismus nennen oder halt auch "Selbsterhaltungstrieb". Und ja, um nix anderes geht es: die andern Konfilktparteien dort würden israel sofort vernichten, wenn sie es könnten, da muss man sich keine Illusionen machen.
Den "Kampf der Kulturen" gibt es aber trotzdem. Zwar äußert er sich nicht unbedingt im Nahostkonflikt (zumindest von israelischer Seite aus, denn Israel schafft den Spagat gleichzeiitg ein "jüdischer Staat" zu sein und trotzdem ein säkularer Staat zu sein), sondern ist eher Ausdruck in innergesellschaftlichen Kämpfen: wenn in Lybien jetzt die Leute gegen die Milizen auf die Straße gehen dann ist das in gewisser Weise dieser Kampf: säkularer Okzident vs. religiöser Orient.
Die Bruchlinien sind dann auch nicht so sehr die Religionen, als vielmehr eben "säkulare Moderne" vs. "religiöses Mittelalter". Blos ist die Rollenverteilung eben eindeutig: Gesellschaftsideal aller westlichen Staaten ist nunmal der moderne Rechtsstaat. Christliche Theokratien gibts eben nicht mehr. Dahingegen orientiert sich das Ideal der muslimischen Staaten bis heute am Mittelalter. Die Scharia als Gesetzesgrundlage ist diesbezüglich hinlängliches Merkmal. (Im Umkehrschluss distanzieren sich alle modernen islamischen Staaten von der Schariah: Atatürk beispielswiese verbot 1925 die Scharia. Die Grundlage der türksichen Gesetzgebung ist schweizerisch (Zivilrecht), deutsch (Handelsrecht) und italienisch (Strafrecht)). Problem dabei ist eben der grundlegende Mangel an Reformierbarkeit des Islam: am heiligen Wort Gottes bastelt man nicht rum. Zwar gab es auch schon einen rein innerislamischen Kulturkampf der "Modernisierer" gegen die "Rückständigen", im Grunde tobt der seit nem Jahrtausend, aber
leider stehen die Modernisierer seit 800 Jahren auf verlorenem Posten: der IMO letzte moderne islamische Denker war Averroës, und dessen Bücher hat man verbrannt. Seitdem haben dort mehr oder weniger die primitven Barbaren die Deutungshoheit. Modernisierungsversuche kamen seit dem immer von außen. Meistens in Form von westlich-säkuklaren Diktatoren wie z.B. Saddam einer war. Also ja, wir greifen "die islamische Lebensart" mit unseren Ideen an, und das völlig zurecht.
mit dem es keine friedliche Koexistenz geben darf und kann
Letzlich läuft es darauf hinaus.
Die Unterschiede in elementaren Konzepten sind einfach zu groß als das es da Verständigung geben könnte.
Grundlage aller legitimen Gewalt: für uns das Volk, für sie Allah
Schuldkultur (wir) vs. Schamkultur (islam)
Individuum vs. Gemeinschaft
Gleichstellung vs. Patriachat
usw usf.
Da sind einfach zu viele Postionen dabei die nicht verhandelbar sind - für uns wie für die. Wir können in unserer Gesellschaft faktisch keinen "echten" Islam, so wie er dort verstanden und praktiziert wird, dulden, maximal einen "Kulturislam" der ähnlich kastriert ist wie die christlichen Kirchen. Und der schließt numal jeden politischen Einfluss aus. Nur macht eben das politische im Islam ne ganze Menge aus.
Der Islam muss sich ändern, sonst ist er nicht mit der westlichen Lebensart kompatibel.
Das gute ist: er ändert sich langsam, einfach weil die Masse der Menschen das bessere Leben das wir führen auch führen will. Coke, Porno und MCDonalds schlägt eben im Regelfall ein beschissenes Diesseits mit Hoffnung auf besseres Jenseits, deshalb "gewinnen" wir. Das begreifen auch die primitiven Barbaren: die Wahabiten, Salafisten und wie man da ganze Gedöns nennt. Und dagegen richtet sich ja auch primär ihr Kampf.