Nochmal kurz dazu: diesbezüglich gab es im Spiegel kürzlich ein gutes Interview mit Bushido[sic!]. (So sehr ich das präsentierte "Lebensgefühl" dieses Mannes ablehne - ich bin immer wieder überrascht was für durchaus kluge Antworten er geben kann)Wie naiv muss man sein um nicht mitzukriegen das es in unsere Gesellschaft gärt.
SPIEGEL: Erinnern Sie sich noch an die französische Mannschaft um Zinedine Zidane, die 1998 Weltmeister wurde? Damals hat man gesagt, die Elf sei ein Beispiel für die gelungene Integration. Zwölf Jahre später ist dieses Modell implodiert. Es brennen die Vorstädte, und die multikulturelle Nationalmannschaft fällt im Streit und Hass auseinander.
Bushido: Wenn es gut läuft, ist eh alles super. Frankreich hat lange Jahre von den Migranten profitiert. Die aber spüren, dass sie nichts mehr haben, auf das sie stolz sein können. Wer seine eigenen Städte anzündet, kann auch nicht für sein Land spielen. Man hat es im Fernsehen gesehen. Gourcuff, der als neuer Regisseur der Mannschaft gedacht war, ein Mittelschichtkind, will ein Interview geben, und von hinten kommen Anelka und Ribéry, die Ghettokids, und deuten Schellen auf seinem Hinterkopf an. Da prallen Kulturen aufeinander, die nie gelernt haben - weder im Land noch in der Mannschaft - zusammenzuleben.
SPIEGEL: Und warum geht das bei den Deutschen? Warum kommt jemand wie Boateng mit Per Mertesacker klar?
Bushido: Egal, wie asozial du bist, du weißt in Deutschland immer noch, an welche Regeln du dich halten musst. Das sehe ich ja an mir selbst. Man weiß, welche Konsequenzen einem drohen. Es ist einem nicht egal. Deswegen brennen hier nicht die Vorstädte. Es gibt diesen Frust in Deutschland nicht. Auch krass asoziale Leute, die ich kenne, machen lieber Raubüberfall oder Einbruch, als Autos anzuzünden. Die wollen Geld verdienen. Wenn asozial, dann profitorientiert. Die kennen das Wort Revolte gar nicht. Wenn der Vater "Ruhe" sagt, dann ist Ruhe.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,705940,00.html
Ansonsten: man sollte die sozialintegrative Wirkung des Sports nicht unterschätzen. Das gilt fürs Gekicke im Dorfverein wie für ne WM.
Letzlich ist es eines der einzigen Themen bei dem man sich unabhängig von sozialem Status überhaupt mal auf Augenhöhe unterhalte kann, egal ob man Straßenbauarbeiter oder C3-Professor ist. Und das ist per se erst mal gut.