40k Die Lüge

icanhearthebeat

Testspieler
18. April 2010
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Bis zu dem Tag, an dem der Körper des Manufactorumsarbeiters Elias aufquoll und schließlich platzte, um einem warpgeborenen Ungeheuer die Existenz im Diesseits zu ermöglichen, führte er eigentlich ein ruhiges, von harter Arbeit geprägtes, ehrliches Leben.


Er hatte eine feste Anstellung was zu jenen Zeiten nicht Selbstverständlich war, eine hübsche sowie intelligente Ehefrau und am Monatsanfang stets genug Geld auf dem Konto um ihnen beiden einen angenehmen Lebensstandard zu ermöglichen. Da Elias als arbeitender Teil der Bevölkerung vom dauerhaften Dienst in den Streitkräften der Planetaren Verteidung oder gar der Imperialen Armee verschont bliebt, waren seine Pflichten klar definiert: Arbeiten, Beten, dem Militär bei den vielen Paraden vom Straßenrand aus zujubeln und Nachwuchs zeugen. Er kam diesen Aufgaben mit großem Eifer nach, auch wenn seine Angebetete zumeist nicht die selbe Begeisterung für dieses System versprühte.
Nichts wünschten sich Elias und seine Fau Sarah mehr als ein gemeinsames Kind das sie großziehen konnten, einen kleinen Sohn oder eine Tochter, als menschgewordene Versinnbildlichung ihrer innigen und unendlichen Liebe zueinander. Die beiden malten sich an den vielen Abenden die sie gemeinsam, eng umschlungen im Schlafzimmer verbrachten aus, wie sie ihre Kinder nennen werden würden, auf welche Schulen sie gehen sollten, und welche Berufe sie wohl ergreifen werden. Doch während der Gespräche über das Heranwachsen ihrer zukünftigen Kinder wurde Sarah häufig ungewöhnlich still, und schien mit leeren Augen durch Elias hindurch zu blicken. Dieser interpretierte das schweigsame Verhalten seiner Frau als Trauer darüber, dass sie noch immer nicht schwanger war, was sich bald als fataler Fehler herausstellen sollte.


Eines Nachts schlief Elias sehr unruhig. Seine Frau war seit einigen Tagen krank, und verbachte die meiste Zeit damit, die Klosett mit ihrem geringer werdenden Mageninhalt zu füllen. Sie hatte ihm versprochen morgen zum Arzt zu gehen um sich untersuchen zu lassen, und hatte versichert bald wieder auf dem Damm zu sein, damit sie den von der Arbeit heimkehrenden Elias bald wieder wie gewöhnlich mit einem Lächeln und einem Kuss begrüßen könne.
Elias wälzte sich im Schlafe hin und her, im Traum folgte er seiner Frau durch dunkle Gassen, an Mülltonnen und finsteren Gesellen vorbei. Die Gegend wurde immer zwielichtiger, die in Hochhäusern gestapelten Apartements wichen alten verrusten Wohnkompexen, an denen das Rad der Zeit nagte wie an einem blinden, alten Kregsveteranen. Sarah blickte zurück, schien Elias jedoch nicht sehen zu können, obwohl er ihr dicht auf den Fersen war. Schließlich erreichte sie die Schlakehalden, den Ort, auf den die in Elias´ Fabrik entstehenden unbrauchbaren Metallrückstände geleitet wurden, noch in flüssiger, glühender Form strömten sie an den Hängen herab, und titanische Schaufelräder beförderten den hell orange leuchtenden Abfall aus der Fabrik in den schier endlosen Schlund der Halde. Der Himmel war verdunkelt durch den aus den Schornsteinen wogenden Rauchsäulen, die von unten her durch die brennende Schlake in ein dämmriges Licht getaucht wurden. Nahe am Abgrund stand inmitten der umherfliegenden Funken eine finstere Gestalt, der Größe nach männlich, in einem langen Mantel. Der hochgezogene Kragen und der breite Hut, den er auf den Kopf trug, verweigerte den Blick auf das Gesicht.
Elias´ Frau ging entschlossen auf den reglos stehenden Mann zu, ohne auch nur einen Moment zu zögern. Er selber hingegen versteckte sich so nahe wie möglich hinter einem der vielen Schutthaufen die die Halde umsäumten, und spähte um die Ecke. Sarah hielt der Gestalt in dem Mantel die offene Hand hin, während sich in der Schwärze, in der sich das Gesicht des Fremden verbergen musste, eine halbmondförmige Sichel bildete. Erst schmal, dann immer breiter. Es war ein Lächeln. Er griff mit seiner recht Hand tief in den Mantel und beförderte mit langen, spitzen Fingernägeln eine weiße Kapsel hervor, die er Sarah reichte, welche die Tablette mit einem erleichterten Lächeln entgegennahm. Ein gelbes Leuchten flammte unter dem Hut auf, wie ein lidloses Auge, und die seltsam verdreht rote Pupille in dessen Mitte fixierte Elias, als sich der Kopf des Mannes langsam in dessen Richtung drehte. "Sie belügt dich!" Kreischte der Mann in dem animalischen Tonfall eines mit Messern und Brandeisen gequälten Schweines, das seine nicht zum Sprechen geeigneten Stimmbänder dazu Missbraucht um in den letzten, grausamen Momenten seines erbärmlichen Lebens seinen endlosen Schmerzen in der menschlichen Sprache Ausdruck zu verleihen. "Sie belügt dich!" erklang von den Wänden der Halde wieder, Worte, die sich Tief in Elias´ Bewusstsein bohrten und dort haften blieben wie ein Geschwür. "Sie belügt dich!" klang es immer noch in Elias´ Ohren nach, als er schreiend und völlig naß Geschwitzt in seinem Bett aufwachte, und in das gelbe Auge blickte, in das Auge des unbekannten Mannes der am Rande seines Bettes stand und wahnsinnig grinste. "Sie belügt dich" flüsterte er noch einmal, und war plötzlich verschwunden.








to be continued... 🙄
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun, ich denke nicht, dass dieses Stilmittel eine schlechte Wahl war, nachdem der betrogene schließlich noch herausfinden muss, ob sein Traum Realität ist. Desweiteren würde mich interessieren wie er mit diesem Traum umgeht und ob dieser vielleicht ein Zeichen für psionisches Potential ist ;-)
 
Ah, noch eine neue Geschichte. Diesmal etwas Anderes als die üblichen Schlachten. Da er nicht dient, kann wohl auch davon ausgegangen werden, dass es zu keinen großen Gefechten kommt.

An der Geschichte finde ich jetzt nur eins merkwürdig: Womit wird der Dealer bezahlt? Er gibt ihr ja jetzt einfach die Kapsel. Will er keine Gegenleistung? Ich denke, auch das einzubauen, könnte den Traum noch schrecklicher machen.

Ansonsten sehr spannende Geschichte.
 
An der Geschichte finde ich jetzt nur eins merkwürdig: Womit wird der Dealer bezahlt? Er gibt ihr ja jetzt einfach die Kapsel. Will er keine Gegenleistung? Ich denke, auch das einzubauen, könnte den Traum noch schrecklicher machen.

Das macht ja das ganze noch unheimlicher, vielleicht hat sie ihm ihr erstes Kind versprochen, aber erst wenn die Zeit dazu gekommen ist ... oder noch schrägere Sachen.
 
Das macht ja das ganze noch unheimlicher, vielleicht hat sie ihm ihr erstes Kind versprochen, aber erst wenn die Zeit dazu gekommen ist ... oder noch schrägere Sachen.


ja, so hab ich mir das dann auch gedacht.

In dem Zusammenhang nochmal ein Kritikpunkt, der mir aber erst im Nachhinein aufgefallen ist:

und Nachwuchs zeugen. Er kam diesen Aufgaben mit großem Eifer nach, auch wenn seine Angebetete zumeist nicht die selbe Begeisterung für dieses System versprühte.
Nichts wünschten sich Elias und seine Fau Sarah mehr als ein gemeinsames Kind [...] als menschgewordene Versinnbildlichung ihrer innigen und unendlichen Liebe zueinander.
Doch während der Gespräche über das Heranwachsen ihrer zukünftigen Kinder wurde Sarah häufig ungewöhnlich still,

mein Gedanke dazu: Was denn jetzt? Erst sagst du, sie ist nicht begeistert. Dann heißt es, sie wünscht sich nichts mehr als ein Kind. Dann anscheinend wieder nicht. !?

Ich glaube, ich weiß, was du damit sagen willst. Dass sie sich ein Kind wünscht, soll vermutlich eine Ansicht von Elias sein und kein Kommentar des Erzählers. Leider wird das nicht wirklich deutlich und so fand ich das recht verwirrend, weil man irgendwie nicht so weiß, was die gute jetzt will oder nicht. Deshalb ist der Traum dann auch nicht mehr ganz so überraschend. Schöner wäre es hier gewesen, der Leser glaubt erstmal, dass sie wirklich ein Kind will.
 
Danke für die bisher positiven Resonanzen ^_^ es geht weiter:

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Ein markerschütterndes Donnern riss Elias aus dem Schlaf. Träge hob er den Kopf von der Tischplatte und blickte mit blutunterlaufenen Augen in das vor Wut verzerrte Gesicht des Abteilungsleiters. "Sie schlafen wärend der Arbeitszeit, Eli?!" schrie er den ausgezehrten Arbeiter an, mit dem Brüllen erreichte diesen zudem auch eine Wolke aus feinen Speicheltropfen. "Sie verstossen gegen Manufactorumsbestimmung 4§, stets nüchtern und ausgeruht am Arbeitsplatz zu erscheinen, dessen sind Sie sich hoffentlich bewusst?" Elias wurde schwindlig, der Vorsteher verschwamm vor seinen Augen zu einem dunklen Umriss in der Werksuniform vor dem tristen, grauen Hintergrund der Halle. "Gehen Sie mir aus den Augen, Mann! Sie haben exakt 3 Minuten um sich zu erfrischen, dann will ich sie hier malochen sehen, ist das klar?" Eli stemmte sich auf seine wackeligen Beine und atmete tief die saure Luft ein, während sich der Abteilungsleiter mit einem feindseeligen Knurren von ihm abwandte. "Is... Is klar Meister." murmelte er und versuchte mit möglichst sicherem Schritt die Toiletten zu erreichen, was ihm nur bedingt gelang. Dort angekommen spreizte er sich zwischen zwei dem Sichtschutz dienenden Wänden ein und erbrach sich in das vor ihm befindliche Waschbecken.


Als Elias in der vergangenen Nacht neben seiner Frau mit einem gellenden Schrei erwachte war, war er sich sicher die vermummte Gestalt aus seinem Traum neben seinem Bett stehen gesehen zu haben. Wie durch ein Wunder wurde Sarah nicht wach, sondern wälzte sich nur seufzend zur Seite, doch für ihren Ehemann war an Schlaf nun nicht mehr zu denken. Er suchte so leise wie möglich das gesamte Appartement ab, bis er sich absolut sicher war dass sich dort niemand verbarg. Anschließend zog er sich seinen Mantel über und machte sich auf den Weg.
Seine Schritte führten ihn weg von den besseren Wohngegenden, hinein in die Armenviertel der Makropole. Die geschwärzten Wände schienen sich nicht voneinander zu unterscheiden, Kilometer über Kilometer trennten ihn von seinem getrautem Heim, doch wie von einer unsichtbaren Hand geführt, war sich Eli seines Weges sicher, bis er sich dem Abgrund der von ewigem Feuer erleuchteten Halde näherte. Er wusste dass er sich an der richtigen Stelle befand, er erkannte die Details wieder, die Mauer hinter der er sich in seinem Traum verborgen hatte, der Blickwinkel auf die Schlake befördernden Schaufelräder war der selbe. Sogar jeder vorbeifliegende Funke kam ihm bekannt vor. Langsam ging er auf den Abgrund zu, selbst wenn er sich dazu entschieden hätte umzudrehen, das vor ihm liegende Geheimnis nicht zu Lüften, nichts Unvorhersehbares in sein Leben eindringen zu lassen, selbst dann hätte er es nicht gekonnt. Seine Beine bewegten sich von alleine, die Augen unverrückbar auf den Punkt gerichtet, der das Ziel seiner frühmorgendlichen Wanderung gewesen war. Doch es war nichts zu sehen. Elias fragte sich, ob es vielleicht doch nicht die richtige Stelle war ging erst hundert Schritte in die eine, dann zweihundert Schritte in die andere Richtung, kam wieder zurück, sah sich nochmal um. Doch da war nichts. Eine Welle der Verzweiflung schwappte über ihn hinweg, er fühlte sich verloren, hilflos, wobei er doch eigentlich froh sein sollte, dass sein Traum wohl doch nur ein Traum, der Mann an seinem Bett Einbildung war. Doch Elias spürte dass es noch nicht vorbei war, er fühlte sich beobachet, bemessen, bewertet, bei jedem Schritt, als folgtem ihm die Blicke von hunderten und aberhunderten. Schließlich fiel er auf die Knie, warf seinen Kopf in den Nacken, sah nach oben und erblickte das erste Mal in seinem Leben unter dem gigantischen, schwarzen Vorhang aus Ruß und Qualm der über der Stadt lag den Himmel, als ob eine unsichtbare Hand den giftigen Dunst genau für diesen Augenblick hinweggefegt hätte. Und dort oben sah er ihn. Den Stern. Das Auge. Das gelbe Auge mit der roten Pupille, das gierig auf Elias herbstarrte. "Was willst du von mir!?" schrie Eli dem Himmel jenseits der Rußschicht entgegen. Und als wäre dies ein Stichwort für die Qualmwolke gewesen, als hätte sie hiermit beschlossen, dass Eli genug gesehen hätte, zog sie sich wieder zusammen und er war wieder unter der immerwährenden, schwarzen Wand gefangen. Eine Weile blieb er noch schweigend so sitzen, bis er sich schließlich aufraffte und zu rennen begann. Die sich drehenden Schaufelräder warfen unheimliche Schatten auf die Wände der leerstehenden Wohnkomplexe, und selbst die schwärze dieser verrusten Fassaden schien die absolute Dunkelheit dieser Schemen nicht negieren zu können. Und Elias hätte schwören können, dass dieses bizarre Schattenspiel immer wieder die Buchstaben "D-I-C-H" auf die Mauern warf.
 
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Ja, irgendwie bin ich auch grad um Worte verlegen. Find die Idee ziemlich genial und auch die Umsetzung weiß zu überzeugen. Perfekt ist es noch nicht, aber dein flüssiger Stil und die spannungsvolle Atmosphäre gleichen die paar Kleinigkeiten aus. Könnt jetzt auch nicht genau sagen, was es zu kritisieren gäbe. Vielleicht noch ein bisschen mehr Beschreibungen, gerade im ersten Abschnitt.
 
Vielleicht noch ein bisschen mehr Beschreibungen, gerade im ersten Abschnitt.

Ist der erste Absatz des zweiten Teils der Geschichte gemeint oder der gesamte 1. Teil?

Danke fürs lesen Leute! Bin grad am überlegen wie die Geschichte weitergehen soll, aber hab schon ein paar Ideen^^

Über konstruktive Kritik freue ich mich immer, egal ob positiv oder negativ, und sehe eure Sprachlosigkeit als neutrale Kritik^^