Die Tyraniden: Theorien zum Hintergrund im Licht der modernen Biologie

Darius4118

Bastler
14. November 2022
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Hallo ?



Ich bin hier neu und würde gern eine Art „Forschungsarbeit“ vorstellen, die ich schon seit langer Zeit betreibe, und zwar über die Tyraniden. Diese Fraktion ist für mich eine der interessantesten und zugleich rätselhaftesten Erfindungen von Games Workshop. Keine wirft so viele Fragen auf, und bei keiner ist der Hintergrund so (bewusst) vieldeutig gehalten, um ihnen das Flair des absolut Fremden und Unbegreiflichen zu geben.


Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die verfügbaren Quellen zu studieren und eine Theorie über die Tyraniden zu entwickeln, die auf realen Erkenntnissen und Prinzipien der heutigen Biologie beruht. Disclaimer: Nichts davon ist von Games Workshop unterstützt oder offiziell abgesegnet. Es handelt sich nur um eine Theorie, die den Hintergrund in ein nachvollziehbares Konzept einzubinden versucht, aber natürlich könnte vieles davon unzutreffend und von GW anders gemeint sein.


Ich würde (aus Gründen der Übersichtlichkeit) nach und nach einzelne Kapitel zu verschiedenen Themenbereichen posten, z.B. zu: Klassifikation, Morphologie, Genetik, Stoffwechsel, Ursprungswelt, Fortpflanzung etc. Das Ganze soll in erster Linie Ausdruck meiner Begeisterung für diese großartige Schöpfung von GW sein, macht aber vielleicht auch dem einen oder anderen Spaß zu lesen, enthält vielleicht interessante Anregungen oder ruft Kritik, Korrektur und Widerspruch auf den Plan. In diesem Sinne: Wer Spekulationen über unbekannte Hintergründe mag, ist herzlich zum Lesen eingeladen.


Grüße,

„Magos Biologis“ (?) Darius ?
 
Was sind die Tyraniden? Sind sie Tiere?


Kurz und knackig: ja. Tiere sind nach heutiger Auffassung alle mehrzelligen Lebensformen, die für ihre Ernährung (im Unterschied zu Pflanzen) auf fremde organische Substanz angewiesen sind. Das bedeutet: Sie müssen andere Lebewesen (Pflanzen oder Tiere) essen.

Eines sind sie aber nicht: Insekten. Lediglich bestimmte Merkmale erinnern uns an die irdischen Insekten, vor allem die sechs Gliedmaßen, die Chitinpanzer und in gewissen Grenzen die soziale Organisation, die an Insektenstaaten erinnert. Entscheidend aber ist, dass Tyraniden einige Dinge haben, die es bei Insekten und allgemein bei Gliederfüßern nicht gibt: Ein Endoskelett mit durchgehender Wirbelsäule, ein zentralisiertes Gehirn (statt Ganglienknoten), ein Kiefermaul mit Zähnen und einen Schwanz. All das charakterisiert sie eindeutig als Wirbeltiere und lässt vermuten, dass sie unter diesen eine selbständige Klasse bilden, also auf einer Ebene mit den Säugetieren, Reptilien oder Amphibien. Die größte Ähnlichkeit haben sie mit den Sauropsiden, worunter man heute Reptilien, Vögel und die ausgestorbenen Dinosaurier zusammenfasst. Vor allem der Körperbau ist reptilisch, während die insektenartigen Merkmale eher äußerlich sind (Panzer, Extremitäten). Insofern sind sie eine Art „Saurier im Insektenpelz“. Und so fremdartig sie auch sein mögen - auf biochemischer Ebene müssen sie uns erstaunlich ähnlich sein, und zwar aus folgenden Gründen.

Die Tyraniden benutzen, seit sie in „unsere“ Galaxis eingedrungen sind, praktisch alles Lebendige als Nahrung, ob Tier oder Pflanze, ob Mensch, Aeldari, Ork oder was immer. Als heterotrophe Lebewesen können sie bestimmte elementare Substanzen für ihren Körperaufbau nicht selber herstellen, sondern müssen sie sich durch organische Nahrung beschaffen. Das bedeutet: Sie bestehen - wie wir - aus Kohlenstoffverbindungen und brauchen - wie wir - fremdes Eiweiß oder zumindest Aminosäuren, aus denen sie eigene Eiweiße aufbauen können. Diese erfüllen bei ihnen sicher auch ähnliche Funktionen, nämlich als Struktur-, Transport-, Katalyse- und Botenstoffe.

Ein weiterer Grund: Bekanntlich haben viele Tyraniden Chitinpanzer. Chitin ist ein Gewebe aus miteinander verketteten („polymerisierten“) Zuckern. Wenn ein Organismus Chitin wachsen lassen kann, muss er über die Grundstoffe dafür verfügen (Glucosamine) sowie über Enzyme, die die Moleküle verketten und im Bedarfsfall auch wieder abbauen können. Das erfordert einen sehr ähnlichen Stoffwechsel wie bei irdischen Lebensformen, die Chitin bilden, etwa Pilzen und Gliederfüßern.

Einige Tyraniden besitzen außerdem Adrenalindrüsen. Natürlich müssen sie die nicht von Anfang an gehabt haben, sondern könnten sie durch „Genklau“ von Beuteorganismen erworben haben. Auch in diesem Fall aber muss der Tyraniden-Stoffwechsel dem unseren sehr ähnlich sein, denn wenn Adrenalin seine Wirkung als Hormon und Neurotransmitter entfalten soll, braucht es ein Nervensystem und entsprechende Synapsen als „Andock“-Stellen im ganzen Körper. Zusätzlich sind auch wieder Enzyme nötig, die das Adrenalin synthetisieren (Hydroxylasen, Transferasen), transportieren („Carrier“) und abbauen (Oxidasen).

Das Wichtigste: Tyraniden können Gene fremder Lebewesen in ihr eigenes Genom aufnehmen und auch eigene Gene bis zu einem gewissen Grad in fremdes Erbgut transferieren. Das setzt voraus, dass ihr Erbgut prinzipiell im gleichen „Code“ geschrieben ist wie unseres, nämlich mit Nukleinbasen. Eventuell nutzen sie noch andere Basen als die vier üblichen (Adenin, Guanin, Thymin, Cytosin), z.B. Uracil, aber der grundsätzliche Aufbau muss der gleiche sein. So kann man im Großen und Ganzen sagen, dass die Tyraniden uns trotz ihres weit entfernten Ursprungs auf biochemischer Ebene erstaunlich ähnlich sind. – Wie kann das sein, wo sie doch aus einer fernen Galaxis kommen?
 
So fern und doch so nah?

Es gibt einige Hypothesen, die diese Ähnlichkeit erklären könnten. Da wäre zum Beispiel die „Panspermie“-Hypothese. Sie geht davon aus, dass Leben sich nur an ganz wenigen Orten, vielleicht sogar nur an einem Ort im Universum entwickelt hat und sich von dort „infektös“ ausbreitet. Das könnte z.B. durch Kometen geschehen, die organisches Material enthalten oder sogar Bakteriensporen in ihrem Innern einschließen und diese von einem Planeten zum anderen transportieren. Man hat bereits Aminosäuren in Meteoriten gefunden, daher wäre das nicht unmöglich. Falls die Hypothese stimmt, könnte sie erklären, warum weit voneinander entfernt entstandene Lebensformen im Universum sich dennoch gleichen, weil sie letztlich denselben Ursprung haben.

Eine andere Möglichkeit bestünde darin, dass die Entwicklung von Leben vielleicht überhaupt nicht anders möglich ist als auf der Basis von Kohlenstoffverbindungen, Aminosäuren und DNA. Diese Auffassung wird zwar oft als „Kohlenstoff-Chauvinismus“ kritisiert – aber wenn sie zutreffen sollte, wäre es nicht erstaunlich, wenn weit entferntes außerirdisches Leben dem unseren biochemisch ähnlich wäre. Der Grund wäre dann schlicht, dass es eben nicht anders geht, also dass überall, wo Leben entsteht, die gleichen chemischen Voraussetzungen zugrundeliegen mussten.
 
Sind Tyraniden EINE Art?

Ich vermute: Nein, nicht eine Art, aber größtenteils eine Gattung. Natürlich ist es schwer zu sagen, weil die Tyraniden ihre Evolution bis zu einem gewissen Grad selbst steuern können und dadurch sehr unterschiedliche Formen hervorgebracht haben, die man optisch kaum mehr als zusammengehörig erkennen kann. Ich glaube aber, dass die Gattung der Tyraniden alle Arten umfasst, die ein bestimmtes Grundschema teilen:

Sechs Gliedmaßen;
hinteres Gliedmaßenpaar mit Hufen; weitere Gliedmaßen stattdessen mit Klauen;
Körper nicht in Segmente gegliedert (wie bei Insekten), sondern mit durchgehender Wirbelsäule;
Symmetrisch angeordnete Panzerplatten auf Schädel und Rücken;
zahnbewehrtes Kiefermaul;
langer Schwanz ähnlich wie bei irdischen Reptilien.

Das würde einschließen: Hormaganten, Termaganten, Gargoyls, Tyranidenkrieger, Schwarmtyranten, Tyrantenwachen, Carnifexe, Schwarmwachen, Biovoren, Exocrinen, Tyrannofexe, Tervigonen und noch einige andere. Die Unterschiede sind zwar riesig, aber das hat man oft gerade bei künstlicher Züchtung, z.B. bei Hunderassen. Trotzdem würde ich die genannten Beispiele als eigene Arten ansehen und lediglich einer gemeinsamen Gattung zuordnen, die dann Tyranus heißen müsste (nicht „tyrannus“, denn sie sind nach dem Planeten Tyran benannt).

Ein gewisses Problem sind diejenigen Bioformen, die keine Hinterbeine, sondern einen Gleitschwanz zur Fortbewegung nutzen (Venator, Trygon, Morgon). Ich halte diese Formen aber trotzdem für Angehörige der Gattung, da der Rest ihres Körpers eindeutig tyranidisch im obigen Sinne ist und der Schwund von Organen (hier: der Beine) sowohl evolutionär als auch durch Züchtung viel leichter realisierbar ist als z.B. das Hervorbringen neuer Organe.

Wie der „Ur-Tyranide“ vor dem Einsetzen der Züchtungs-Radiation ausgesehen haben könnte, möchte ich später besprechen.

Einige Organismen halte ich ursprünglich nicht für Tyraniden, und zwar:

Die Ripper (Absorber). Es gab zwar einmal die Vermutung, sie könnten die Urform aller Tyraniden darstellen, doch in dem Buch „Xenology“ (by Simon Spurrier, Black Library 2006) wurde erklärt, dass die Mägen aller Tyraniden praktisch den Rippern entsprechen, ihr Magen also eine Art Endosymbiont in Gestalt eines Rippers ist. Daraus muss man folgern, dass die Ripper ursprünglich eine andere Gattung waren, die von den Tyraniden absorbiert wurde. Auch ihr Blut ist laut „Xenology“ anders aufgebaut, was vielleicht das stärkste Argument für eine separate Gattung ist. Ich vermute, dass die Ripper den Tyraniden anfangs nur als Nahrung dienten und vielleicht sogar zu diesem Zweck gezüchtet wurden, etwa so, wie manche Ameisenvölker Pilze zu ihrer Ernährung züchten. Dabei wurden die Gene der Ripper absorbiert und schließlich eine symbiotische Lebensform daraus geschaffen, die den Verdauungstrakt der Tyraniden ersetzte. Die „Vorrats“-Ripper wurden aber ebenfalls weiterentwickelt, nämlich zu einer Art von Quasi-Nutztieren, die ausgeschickt wurden, um Biomasse zu ernten, und denen nach und nach auch einige ausgewählte Tyranidengene verliehen wurden, worauf z.B. die Chitinplatten einiger Ripper zurückgehen könnten. Wahrscheinlich waren die Ripper die erste Lebensform, die von den Tyraniden genverändert wurde.

Genestealer (Symbionten). Die Genestealer weichen meiner Meinung nach zu sehr vom Tyraniden-Grundschema ab, um ursprünglich zur selben Gattung zu gehören. Im Einzelnen: Keines ihrer Laufbeine trägt Hufe; sie haben keine abgrenzbaren Chitinplatten und keine Waffenbiomorphe (die möglicherweise mit ihrer Physis nicht verträglich wären); stattdessen haben sie greiffähige Klauenhände, und es fehlt ihnen der charakteristische lange Echsenschwanz. Zudem sind sie in der Lage, als Vorhut- und Infiltrationsorganismen zu dienen und weitab von der Leitung des Schwarmbewusstseins Jahrzehnte zu überleben, intelligente Pläne zu schmieden und Ziele zu verfolgen. Ich glaube deshalb, dass sie ursprünglich eine eigenständige, nicht-tyranidische Spezies waren, sich aber mit den Tyraniden zusammentaten und genetisch nur wenig von ihnen verändert wurden. Ihre Intelligenz und Selbständigkeit schließt meines Erachtens aus, dass sie nur so etwas wie Sklaven sind; es handelt sich eher um eine echte Symbiose bzw. um Mutualismus (Zusammenleben zum beiderseitigen Vorteil, wobei aber trotzdem eine Art ohne die andere überlebensfähig ist).

Cephalopoden. Dieser Name („Kopffüßler“) ist nur eine notdürftige Bezeichnung und meint diejenigen Organismen, die sich durch innere Hohlräume, Schwebefähigkeit und Tentakel auszeichnen. Sie ähneln Oktopoden, Quallen oder Nautiloiden, vereinen also Eigenschaften von Weich-, Hohl- und Krebstieren. Dazu würde ich sämtliche Arten von Schwarmschiffen, aber auch Landesporen wie die Tyrannozyten und auch die Sporenminen zählen. Ich vermute, dass sie alle Züchtungen aus einer gemeinsamen Ursprungsspezies sind, die von den Tyraniden für ihre Zwecke instrumentalisiert wurde. Das dürfte nicht schwer gewesen sein, denn die Cephalopoden besitzen vermutlich kaum Bewusstsein und keine nennenswerte Intelligenz. Daher eignen sie sich für technische Funktionen, etwa als Transportkörper oder auch als lebende Bomben. Im Gegenzug verlangen sie nichts außer Futter; wahrscheinlich vorverdaute Biomasse. Auch ihnen allerdings wurden einige Tyranidengene eingepflanzt, sodass man z.B. bei den Schwarmschiffen mitunter Chitinplatten und Waffenbiomorphe sehen kann. Es handelt sich aber sicher nicht um ursprünglich mit den Tyraniden verwandte Organismen, denn sie sind keine Wirbeltiere und gehören daher nicht einmal zum selben Stamm. Eine mögliche Verwandtschaft müsste extrem weitläufig sein, nicht enger als z.B. die zwischen Fadenwürmern und Menschen. Namen wie „Spore“ oder „Zyte“ (cytus=Zelle) könnten sogar darauf hindeutigen, dass es sich um gigantische Einzeller handelt. Das ist nicht völlig unrealistisch, zumal es auch auf der Erde sehr große Einzeller gibt, z.B. Schleimpilze mit Zellen bis zu einem Meter Größe (Physarum polycephalum).
 
Fortpflanzung

Über die Fortpflanzung der Tyraniden wissen wir wenig. GW hat immer nur wenige vage Hinweise eingestreut. Zwar könnte die Existenz von „Schwarmköniginnen“ ein Hinweis sein, denn sicher denkt man da sofort an die Alien-Königin in dem Film „Aliens: Die Rückkehr“. Dort war es so, dass die Königin sämtliche Eier legte, also offenbar das einzige sich fortpflanzende Individuum war, wie bei einem Ameisen- oder Bienenstaat.

Bei den Tyraniden allerdings muss es anders sein, und das beweist uns ein sehr interessantes Modell: der Tervigon. Der nämlich brütet lebende Termaganten aus, fertig mit Bohrkäferschleuder und allem Drum und Dran. Das sagt uns erstens, dass es spezialisierte Brüter-Organismen gibt, was auch nicht erstaunlich ist, da die Tyraniden ja praktisch für jeden Zweck spezialisierte Organismen entwickelt haben. Jede Art geht in einer bestimmten Funktion auf, und so, wie z.B. der Tyrannofex ein lebendiges Geschütz ist, ist eben der Tervigon ein lebendiger Brutkasten. Zweitens erfahren wir, dass zumindest bestimmte Tyranidenarten keine Eier legen, sondern lebende Nachkommen zur Welt bringen, und dass diese Nachkommen keine Kopien ihres „Eltern“-Organismus sind, sondern erstaunlicherweise sogar einer anderen Art angehören können. Drittens schließlich: Im Unterschied zu staatenbildenden Insekten haben Tyraniden offenbar kein Larven- oder Puppenstadium, sondern besitzen gleich bei der Geburt ihre endgültige Form (heißt: sie sind „nicht holometabol“ und machen keine Metamorphose durch). Zumindest scheint das auf die Termaganten zuzutreffen, wahrscheinlich aber auch auf andere Arten.

Die Organisation der Fortpflanzung zeigt, dass Tyraniden eben doch keine Insekten und auch nicht die Giger-Aliens aus den Filmen sind (diese nämlich machen eine Metamorphose durch), sondern dass GW hier etwas sehr Eigenes und Originelles geschaffen hat. Die Tyraniden haben ihre Fortpflanzung selbst in Regie genommen und an eigens für diesen Zweck geschaffene Organismen delegiert. Ihre Fähigkeit, Gene zu verändern und gezielt neue Arten hervorzubringen, führte quasi zu einer „Rationalisierung“ der Vermehrung. Inzwischen gibt es wahrscheinlich extra Brut-Organismen für alle möglichen Arten, also z.B. Ganten-Brüter, Venatoren-Brüter, Carnifex-Brüter und ähnliches. Diese Brutorganismen kriegt man bloß nie zu sehen, weil eben ihr einziger Zweck die Fortpflanzung ist und sie daher auf dem Schlachtfeld nicht zu gebrauchen wären (wobei der Tervigon offenbar eine Ausnahme macht). Keineswegs alle Brutorganismen müssen wie Tyraniden aussehen, denn in den Hintergrundgeschichten ist manchmal auch von „Brutkammern“ in den Schwarmschiffen die Rede. Diese Kammern sind wahrscheinlich selbst wieder Organismen, die dann wohl eher riesigen Sporangien oder Gebärmüttern ähneln als Wirbeltieren. Möglicherweise kann ein und derselbe Brutorganismus aber auch verschiedene Arten von Tyraniden ausbrüten. Das könnte zum Beispiel, ähnlich wie bei Bienen, durch eine besondere Fütterung („Gelee royale“) erreicht werden, die dazu führt, dass ein Brüter nicht mehr einen Haufen Ganten, sondern stattdessen einen Carnifex hervorbringt.

Wegen der „Monopolisierung“ der Fortpflanzung durch eigene Organismen scheint es bei den Tyraniden auch kaum direkte Fortpflanzung der einzelnen Arten zu geben. Also: Ein Venator legt keine Eier und bringt keine neuen Venatoren hervor; ein Carnifex gebiert keine weiteren Carnifexe. Dazu passt der gelegentlich im Hintergrund erwähnte Befund, dass bei den meisten Tyraniden keine Reproduktionsorgane entdeckt wurden. Sie brauchen sie einfach nicht, weil Fortpflanzung eben an spezialisierte Brutorganismen „delegiert“ ist. Das hilft wiederum den Krieger-Organismen, die dadurch Platz im Körper sparen, auf verwundbare Organe verzichten und stattdessen mehr Muskeln und Skelettmasse ausbilden können.

Es gibt allerdings zwei Ausnahmen: die Ripper und die Hormaganten. In „Xenology“ wird erwähnt, dass Ripper Eier legen und sogar mit fertig befruchteten Eiern im Körper schlüpfen. Auch von Hormaganten wird einmal erwähnt, dass sie Eier legen können. Damit sind diese zwei womöglich die einzigen Lebensformen bei den Tyraniden, die sich selbständig fortpflanzen und nicht von spezialisierten Brütern erzeugt werden. Warum das so ist – da habe ich eine Vermutung. Die Ripper nämlich sind nach meiner Ansicht ursprünglich keine Tyraniden, sondern eine eigene Gattung; daher haben sie auch ihren eigenen Fortpflanzungszyklus. Was die Hormaganten betrifft, so glaube ich, dass sie eigentlich die „Urform“ der Tyraniden darstellen oder relativ direkt aus dieser Urform hervorgegangen sind (dazu später). Das heißt: Sie stammen aus der Anfangszeit der Gattung, als es noch keine spezialisierten Brutorganismen gab, und haben ihre ursprüngliche Fortpflanzungsfähigkeit beibehalten.

Sexuelle Fortpflanzung scheint es bei den Tyraniden überhaupt nicht zu geben. Das hat wahrscheinlich den schlichten Grund, dass es nicht nötig ist. Bei irdischen Lebensformen dient sexuelle Fortpflanzung dazu, die Gene in jeder Generation neu zu „mischen“, um möglichst verschiedenartige Nachkommen hervorzubringen, was einen Anpassungsvorteil bei veränderten Umweltbedingungen bedeutet. Gerade das haben die Tyraniden aber nicht nötig, weil sie solche Anpassungen planmäßig erzeugen, indem sie Gene austauschen oder verändern. Also: No sex, Mister Carnifex.
 
Genetische Manipulation - wie geht das ohne Labor?

Die Tyraniden sind die bisher einzigen bekannten Lebewesen, die ihre Evolution in gewissem Umfang selbst steuern, indem sie Gene verändern, von anderen Lebewesen „klauen“ und neu kombinieren. Dafür gibt es bisher kein Vorbild, und es könnte unrealistisch erscheinen, da selbst wir Menschen mit fortgeschrittener Technologie erst am Anfang solcher Entwicklungen stehen. Trotzdem wären biologische Mechanismen denkbar, die so etwas möglich machen könnten.

Wie wir heute wissen, legen Gene nicht exakt fest, wie ein künftiges Lebewesen beschaffen sein wird, sondern sind eher eine Art „Menü-Karten“, aus denen eine Auswahl getroffen werden kann. Spezialisierte Enzyme können bewirken, dass bestimmte Gene „stärker“ (=häufiger) abgelesen und umgesetzt werden als andere; es können sogar Gene „stummgeschaltet“ werden, indem Methylgruppen an sie angeklebt werden, die das Ablesen verhindern. Gene können also nach Bedarf aktiviert oder deaktiviert werden, was bereits während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt im weiteren Lebensverlauf passiert. Solche Vorgänge nennt man „epigenetisch“. Ihre Steuerung ist noch in vielen Details ein Rätsel, deutet aber an, dass ein Organismus irgendwie „erkennen“ kann, welche Gene er braucht, um gezielt auf sie zuzugreifen oder sie unbenutzt liegenzulassen. Wenn ein Individuum sich fortpflanzt, werden diese Einstellungen in der Keimzelle „gelöscht“, sozusagen wieder auf Null zurückgesetzt. Sie vererben sich also nicht an die nächste Generation. Es gibt allerdings (umstrittene) Hinweise, dass solche Löschungen manchmal unvollständig sein könnten, sodass epigenetische Veränderungen möglicherweise auch an folgende Generationen weitergegeben werden könnten.

Ich vermute, dass die Tyraniden genau einen solchen Mechanismus nutzen. Sie müssen über Enzym-Systeme verfügen, die epigenetische Veränderungen hervorrufen und dann den „Löschungs“-Mechanismus hemmen, sodass die Veränderungen bei den Nachkommen dauerhaft werden. Die ungenutzten Gene würden dann relativ schnell verschwinden, denn was für das Überleben einer Art nicht mehr gebraucht wird, zerfällt meistens durch fortschreitende Mutation.

Schwerer nachzuvollziehen ist, wie es den Tyraniden gelingen soll, Gene von Beute-Organismen aus ihrer Nahrung zu isolieren und in ihr eigenes Genom zu integrieren. So etwas gibt es bei irdischen Lebensformen nach bisherigem Wissen nicht. Die DNA eines Lebewesens, das gefressen wird, zerfällt normalerweise schon sehr früh im Verdauungsprozess, weil es sich um riesige und entsprechend empfindliche Moleküle handelt. Bei den Tyraniden müsste es also einen Mechanismus geben, der fremde DNA schützt, aufbewahrt, analysiert und gezielt verwertet. Das kann eigentlich nur durch Enzyme geschehen, also Funktionseiweiße, die DNA „erkennen“, indem sie sich chemisch an sie binden. Weitere Enzyme müssten in der Lage sein, sie in sinnvolle Einheiten (einzelne Gene) aufzutrennen, diese mit der Tyraniden-DNA abzugleichen und vorteilhafte Erweiterungen zu erkennen. Das klingt sehr utopisch, ist aber nicht völlig unglaubwürdig, wenn man sich ansieht, was vergleichbare Enzyme bei irdischen Tieren fertigbringen. Die nämlich sind in der Lage, DNA aufzubauen, bei der Reproduktion in Einzelstränge zu trennen und sogar „korrekturzulesen“, also Fehler bei der Verdopplung zu erkennen. Das alles funktioniert rein chemisch durch Reaktionen wie Bindungen oder Bindungstrennung, ohne jegliche bewusste Berechnung, denn Moleküle sind nun einmal nicht „intelligent“.

Zudem gibt es ein Modell für die Übertragung einzelner Gene von einem Organismus auf einen anderen: den sogenannten „horizontalen Gentransfer“ bei Bakterien („horizontal“ heißt: nicht von Eltern auf Nachkommen übertragen, sondern von einem „erwachsenen“ Individuum direkt auf ein anderes). Bei Bakterien nämlich liegen nicht alle Gene zusammengepackt als Chromosomen vor, sondern teilweise einzeln im Zellplasma (als sogenannte Plasmide). Einige Bakterien können Nano-Kanäle ausbilden, quasi so etwas wie ein Rohr, mit dem sie andere Bakterien „anbohren“ und ihnen solche Plasmide „rüberschieben“. Das Gen wird dabei verdoppelt; das Original bleibt im Ausgangsbakterium zurück, und das andere Bakterium behält eine Kopie. Solche Übertragungen von Genen kommen sogar zwischen verschiedenen Bakterienarten vor, wobei auf diese Weise meist überlebensdienliche Eigenschaften weitergegeben werden, z.B. Resistenzen gegen Gifte, Virulenzfaktoren (beschleunigte Ausbreitung) und solche Dinge. Bakterien schieben sich also wechselseitig Gene zu, um ihre Überlebensfähigkeiten zu verbessern. Von daher ist es nicht allzu unglaubwürdig, dass auch höhere Organismen – wie die Tyraniden – dazu fähig sein sollen, Gene gezielt zu übertragen.

Können Gene eines Lebewesens aber auch in die DNA anderer Lebewesen „eingebaut“ werden? – Im Prinzip: ja. Dafür gibt es Beispiele bei bestimmten Viren, die in der Lage sind, ihr Genom in den Zellkern der Wirtszelle einzuschleusen und an das Erbgut der Zelle „anzuheften“. Die Zelle produziert dann erst neue Viren, wenn sie sich teilt (während die meisten Viren sich unabhängig von der Zellteilung vermehren). Zwar sind Viren im strengen Sinne keine Lebewesen, da sie keinen Stoffwechsel haben, doch könnten solche Vorgänge durchaus ein Vorbild für die erstaunlichen genmanipulatorischen Fähigkeiten der Tyraniden bieten. Übrigens gibt es auch Viren, die auf Bakterien als Opfer spezialisiert sind („Bakteriophagen“) und gar nicht in deren Zellen eindringen müssen, sondern den Bakterien ihr Erbgut durch eine Art Kanüle „einspritzen“, die sie in die Zellwand bohren – auch dies ein Fall von direkter Übertragung genetischen Materials.

Natürlich sind die Tyraniden keine „Gentechniker“ in unserem menschlichen Sinn. Das heißt: Sie durchblicken all diese Vorgänge nicht und haben wahrscheinlich keine Ahnung von DNA, Enzymen oder Gentransfer. Ihr Einfluss auf ihre eigene Evolution scheint vielmehr instinktiv zu sein. Lebewesen können ihre körperlichen Funktionen beeinflussen, ohne sie verstehen zu müssen; dafür gibt es viele Beispiele. Zugvögel finden ja auch ihre Ziele, ohne irgendetwas über Längen- und Breitengrade oder das Magnetfeld der Erde zu wissen. Dass Tyraniden keine „wissenschaftliche“ Genetik betreiben, scheint mir klar. Um überhaupt zu entdecken, dass es so etwas wie Gene und Erbgut gibt, braucht man Elektronenmikroskope, und technische Genmanipulation ist praktisch unmöglich ohne Computer, um die riesigen Datenmengen zu verarbeiten. Aber es ist sehr wohl eine „instinktive“ Manipulation denkbar. Mal ein Beispiel von uns Menschen: Wenn wir sehr aufgeregt sind und unser Herz deshalb heftig klopft, können wir den Herzschlag herunterfahren, indem wir uns konzentrieren, bewusst ruhig atmen und unsere Gedanken auf etwas Nicht-Aufregendes lenken. Das heißt: Wir bewirken eine objektive körperliche Veränderung, ohne wissen zu müssen, wie das im Einzelnen vor sich geht (z.B. dass bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet werden, die die Erregbarkeit des Herzmuskels herabsetzen). Macht man solche Übungen auf Dauer und regelmäßig (z.B. autogenes Training), dann ist es sogar möglich, dass epigenetische Prozesse in Gang gesetzt und z.B. Gene stärker abgelesen werden, die zusätzliche Rezeptoren für beruhigende Neurotransmitter (wie GABA) codieren. Man kann also körperliche Veränderungen bis hinab auf die epigenetische Ebene hervorrufen, ohne auch nur einen blassen Schimmer von den zugrundeliegenden biochemischen Vorgängen zu haben.

Ich glaube, dass die Tyraniden ihre Evolution auf eine solche oder ähnliche Weise, also eher unbewusst steuern. Also, ein Tyranide denkt nicht einfach „Oh, da sind starke Gegner, jetzt brauchen wir Carnifexe“, und prompt wirft der nächste Brutorganismus Carnifexe aus. Es ist subtiler. Die Bedrohungssituation durch starke Gegner bewirkt vielleicht eine Ausschüttung bestimmter Hormone bei den Brutorganismen, die dann epigenetische Prozesse in Gang setzen und zu einer Veränderung ihres Nachwuchses führen. Oder die Botenstoffe setzen einen Instinkt in Gang, der eine Synapsenkreatur dazu bringt, einen spezialisierten Carnifex-Brüter zu aktivieren, zum Beispiel durch chemische Signale (Pheromone). Es scheint da sehr komplizierte und vielfach vernetzte Systeme zu geben, die aber letztlich auf rein chemisch-enzymatischem Weg funktionieren und weder Wissenschaft noch Technik erfordern. Vielleicht ist es ja genau das, was die Magi Biologis des 41. Jahrtausends als „Psi“ bezeichnen und als eine Art Magie deuten, während es sich in Wahrheit um prinzipiell nachvollziehbare biologische Prozesse handelt.
 
Chitin statt Armaplast?

Was das Chitin bei den Tyraniden betrifft, ist GW wahrscheinlich einem verbreiteten Irrtum aufgesessen – was sich aber wieder geraderücken lässt. Chitin ist nämlich gar nicht hart und taugt nicht als Panzerung. Die Härte von Insektenpanzern wird durch Struktureiweiße, sogenannte Sklerotine bewirkt. Chitin wirkt im Gegenteil als „Weichmacher“ und sorgt dafür, dass der Panzer elastisch und flexibel bleibt. Für Insekten ist das wichtig, damit ihre Beweglichkeit nicht eingeschränkt wird, und damit sie sich häuten (also den Panzer abstreifen) können.

Wenn also von Chitin bei Tyraniden die Rede ist, dürften wohl eher Sklerotin-Chitin-Komplexe gemeint sein. Bei entsprechender Dicke, z.B. bei der schätzungsweise 30cm starken Rückenplatte eines Carnifex, dürfte so ein Material etwa die Konsistenz von Gummi haben – was gar nicht schlecht wäre, denn durch die Flexibilität wäre ein solcher Panzer gut geeignet, Schläge und Stöße wie eine Federung abzufangen. Gegen Beschuss würde er aber kaum schützen; lediglich kleine Projektile oder umherfliegende Splitter könnten darin steckenbleiben, ohne durchzudringen.

Möglich wäre aber, dass zumindest die größeren Tyraniden ihre Panzer zusätzlich mit Kalk anreichern. Das machen auch Krebstiere so; dadurch werden die Panzer härter, allerdings auch unflexibler. Darüberhinaus wäre es möglich, dass ein Tyranidenpanzer mehrere Schichten verschiedener Materialien umfasst, also z.B. Sklerotin, Chitin, Kalk und noch andere Lagen. Das würde dann ungefähr dem entsprechen, was man in der Militärtechnik „Verbundpanzerung“ nennt, und könnte tatsächlich ziemlich effektiv sein.
 
Lebendige Raumschiffe?

Eine der schönsten Ideen von GW ist, dass auch die Raumschiffe der Tyraniden Lebewesen sind. Nur, wie realistisch ist diese Erfindung? Es gibt ja kaum einen lebensfeindlicheren Ort als das Weltall: Keine atembare Atmosphäre, Temperaturen zwischen absolutem Nullpunkt (-270 Grad) und mehreren 100 Grad Plus bei direkter Sonneneinwirkung, kosmische Gammastrahlung, extremer Unterdruck.

Dennoch kann man Gründe anführen, warum die Vorstellung von Lebewesen im Weltall nicht völlig unrealistisch sein muss. Es reicht, sich Lebewesen auf der Erde anzusehen, die in extremen Umgebungen leben, sogenannte „Extremophile“. Da gibt es beispielsweise die Archaeen: Einzeller, die den Bakterien ähneln, sich aber an völlig andere Bedingungen angepasst haben. Es gibt Archaeen-Arten, die bei Temperaturen von 100 Grad und mehr wachsen, in kochendem Wasser an Tiefseevulkanen leben, in Salzwüsten, in Säuren oder ähnlich unwirtlichen Umgebungen, bei denen die meisten Bakterien schon lange eingegangen wären. Methanopyrus kandleri toleriert 120 Grad, Colwellia psychrerythraea wächst bei -20 Grad, und Acidithiobacillus ferrooxidans toleriert einen PH-Wert von 1, was ungefähr Salzsäure entspricht. Kurz: Lebewesen können unglaubliche Dinge.

Was die kosmische Strahlung betrifft, die einem ungeschützten Menschen in Sekunden die Haut verbrennen würde – auch dafür gibt es Überlebenskünstler. Und zwar wurden einzellige Pilze entdeckt, die extrem starke radioaktive Strahlung aushalten oder sogar, wie Cryptococcus neoformans, die Strahlung in chemische Energie für ihr Wachstum umwandeln können (sich also quasi von der Strahlung „ernähren“). Solche Mikroorganismen wachsen z.B. in dem havarierten Reaktorblock des Kernkraftwerks Tschernobyl oder in Kühlwasserbehältern von Kernreaktoren. Der Trick ist im Grunde sogar recht einfach: Dicke Schichten des Pigmentstoffs Melanin in der Außenhaut wirken wie ein Strahlenpanzer.

Ein weiteres Problem ist der extreme Unterdruck im Weltraum. Aber – bis vor 70 Jahren glaubte man auch, die irdische Tiefsee sei unbewohnt; weil es dort kein Sonnenlicht gibt und der Wasserdruck alle 10 Meter Tiefe um eine Atmosphäre steigt. Am Grund des Marianengrabens, der tiefsten Stelle der Weltmeere (über 10km), herrscht ein Druck von unglaublichen 1000 bar. Dennoch gibt es dort Fische, die sich an die extremen Bedingungen angepasst haben. Sie kontern den hohen Druck mit einer unter entsprechendem Druck stehenden Schwimmblase. Wenn so etwas möglich ist, dann wären vielleicht auch Lebewesen denkbar, die extremen Unterdruck tolerieren könnten, vielleicht sogar auf ähnliche Weise, nämlich durch eine „Unterdruck-Blase“ im Innern, die den Körper zusammenzieht und vor dem Platzen schützt.

Ein Problem allerdings bleibt der Antrieb. Auf Abbildungen sieht man oft, wie Schwarmschiffe der Tyraniden sich scheinbar mit „schwimmenden“ Bewegungen ihrer Tentakel vorwärtstreiben. Das ist im Weltraum natürlich nicht möglich, da kein Medium vorhanden ist, das Vortrieb durch verdrängte Masse ermöglichen könnte. Der Antrieb müsste also auf andere Weise bewerkstelligt werden. Am ehesten könnte man sich Analogien zu den in der Raumfahrt gebräuchlichen Rückstoßantrieben vorstellen, die meistens chemische Antriebe mit Kraftstoffverbrennung sind. Im Prinzip braucht man nur eine exotherme Reaktion, bei der genügend Wärme entsteht, die dann in Bereiche geringerer Wärme abfließt und eine Gegenkraft hervorruft, die den Wärmeerzeuger mit entsprechendem Schub nach vorne treibt. Dabei muss die Wärme nicht unbedingt durch Verbrennung erzeugt werden; es gibt auch trickreiche Antriebe mit Sonnensegeln, elektrischer oder nuklearer Energie, auch wenn diese in der Raumfahrt noch kaum erprobt wurden. Bei einem Tyraniden-Schwarmschiff könnte die Wärmeerzeugung einfach aus Stoffwechselreaktionen hervorgehen, so wie ja auch wir unsere Körper ständig erwärmen, um sie bei konstanter Temperatur zu halten. Sehr hohe Geschwindigkeiten wären damit allerdings nicht erreichbar, zumal die abgegebene Wärme permanent ersetzt werden müsste. Für instellare Reisen nutzen die Tyraniden daher wahrscheinlich noch eine andere, bislang unbekannte Art von Antrieb. Mein Tipp: "Radiotrophie", so wie bei den oben erwähnten Pilzen, also Energiegewinnung aus Strahlung.

Zu den Schwarmschiffen werde ich aber später noch eine ausführlichere Theorie entwickeln, denn ich glaube, dass sie ursprünglich nicht zur Gattung der Tyraniden gehörten.
 
Möglicher Ursprung der Tyraniden

Es ist klar, dass die Tyraniden ursprünglich eine planetarische Lebensform waren, also eine Heimatwelt hatten. Wenn wir voraussetzen, dass wesentliche Elemente ihrer Physiognomie (Kiefermaul, Klauen) schon von Anfang an vorhanden waren, ist außerdem klar, dass sie als Raubtiere lebten. Dies lässt schon einige Schlüsse auf ihre Heimatwelt zu, denn sie muss sehr fruchtbar gewesen sein, um ein komplexes System aus Jäger- und Beutepopulationen hervorbringen zu können, dessen Grundlage Pflanzen oder andere Primärproduzenten gewesen sein müssen. Um eine Dschungelwelt dürfte es sich aber nicht gehandelt haben, denn dagegen sprechen die Hufe an den hinteren (Lauf-)Beinen der Tyraniden. Eine solche Ausstattung macht nur Sinn bei festem Boden, nicht im Milieu eines tropischen Feuchtwaldes. Am ehesten wäre an eine Art Steppen- oder Savannenlandschaft zu denken.

Der „Ur-Tyranide“ dürfte wahrscheinlich etwa so ausgesehen haben wie ein Gant, speziell Hormagant. Dieser Typus vereint alle wesentlichen Grundlinien des tyranidischen Körperbaus (Laufbeine, Klauenarme, Rückenpanzer, Kiefermaul und Schwanz) bei größter Einfachheit und maximaler Beweglichkeit, die ihn zum Fang vergleichbar schneller Beutetiere befähigte. Lediglich die Sensenklauen waren vielleicht noch nicht so ausgeprägt wie später. Der Ur-Tyranide bewegte sich vermutlich je nach Situation mal laufend auf beiden hinteren Beinpaaren, im Ansprung auf Beute vielleicht nur auf dem hintersten Beinpaar. Deshalb trug nur das hintere Beinpaar Hufe; das mittlere war multifunktional und konnte entweder beim Laufen mitbenutzt oder wie das vorderste beim Angriff verwendet werden. Man kann daraus schließen, dass auch die bevorzugten Beutetiere sich sehr schnell bewegten und mindestens mit einem kurzen Sprint, möglicherweise sogar über längere Strecken gejagt werden mussten. Zudem lässt die Kollektivnatur der Tyraniden darauf schließen, dass sie in Rudeln oder Schwärmen jagten, wodurch sie wahrscheinlich auch Beutetiere überwältigen konnten, die erheblich größer waren als sie selbst. Falls sie schon damals über einen ausgeprägten Exoskelett-Panzer verfügten, wäre dies ein Hinweis darauf, dass sie in ihrem Ökosystem keineswegs Spitzenprädatoren waren, sondern selbst noch größere Raubtiere zu fürchten hatten. Sie hätten dann eine ähnliche Stellung im Ökosystem eingenommen wie z.B. Velociraptoren in der irdischen Kreidezeit, die zwar sehr erfolgreiche Jäger waren, aber immer noch unter einem Tyrannosaurus Rex standen.

Die soziale Organisation dürfte schon bei den Ur-Tyraniden schwarmartig gewesen sein, da dies eins der beständigsten Merkmale ihrer Gattung ist. Eine Tyraniden-Kolonie könnte einem irdischen Ameisen- oder Bienenstaat geähnelt haben, mit Fortpflanzung durch Eiablage und eventuell morphologisch leicht veränderten Stammformen für Jäger, Arbeiter und Brutpfleger. Da eine solche Organisationsform eine gewisse Sicherheit erfordert, waren vermutlich Rückzugsräume nötig, analog zu Bienenstöcken oder Ameisenhaufen. Vielleicht stellte die natürliche Geografie ihres Heimatplaneten den Tyraniden solche Schutzräume zur Verfügung; vielleicht schufen sie sie aber auch selbst, zum Beispiel, indem sie Erdbauten gruben. Tatsächlich scheint es mir gut denkbar, dass ihre Brutkammern oder „Nester“ unter der Oberfläche lagen, sodass die Jagdschwärme durch Öffnungen im Boden nach draußen gelangten, um später mit der Beute zurückzukehren. Dabei müssen nicht unbedingt nur oberirdisch lebende Tiere zur Beute gezählt haben. Ich vermute, dass auch die Ripper bereits auf dem Speiseplan standen und im Ökosystem der Tyraniden ungefähr das waren, was auf der Erde die Ratten sind: Kleine, aber zahllose und überall verbreitete, scharrende und wühlende Tiere, die wahrscheinlich ihrerseits in Erdbauten lebten (worauf ihr Körperbau hinweist: keine Laufbeine, aber gut zum Graben geeignete Klauenfüße).

Die Ripper waren vielleicht die erste Spezies, die von den Tyraniden nicht nur als Beute benutzt, sondern irgendwann regelrecht gezüchtet und schließlich – als Magen-Ersatz – in ihr eigenes Genom integriert wurde. Ganz spekulativ möchte ich dies die „erste Revolution“ in der Entwicklung der Tyraniden nennen. Indem sie Ripper als Zuchttiere hielten und in Massen mästeten, hatten sie eine verlässliche Nahrungsquelle und wurden von der Jagd auf größere Beute zunehmend unabhängig. Gleichzeitig stellte sich vermutlich ihr Stoffwechsel um, denn durch das Fressen von Rippern nahmen sie deren Mageninhalt, also vorverdaute Nahrung auf. Die Ripper wurden damit quasi die „Vorkauer“ der Tyraniden und zerlegten mit ihren starken gastrischen Kauplatten alles, was sie fressen konnten, in einen nährstoffreichen Brei für ihre Herren. Dies könnte zu einem starken Wachstum der Tyranidenpopulation beigetragen haben.

Schon immer scheinen Tyraniden in der Lage gewesen zu sein, Gene aus ihrer Beute zu extrahieren und diese in ihr eigenes Erbgut einzubauen, auch wenn dies wohl eine mehr unbewusste und instinktive Fähigkeit war. Wenn nun Ripper zum ständigen Routine-Futter gehörten und von tausenden Generationen verspeist wurden, ist leicht erklärlich, dass es gerade ihre Gene waren, die von den Tyraniden eines Tages reproduziert wurden. Mit der Entwicklung eines Ripper-förmigen Magens wurden die Verdauungskapazitäten der Tyraniden optimiert, und wahrscheinlich wurden frühere Organe, die der Verdauung dienten, entsprechend zurückgebildet oder sogar verloren. Diese Einsparung schuf Platz für andere Organe und für eine massivere Ausbildung der Muskel- und Knochenstrukturen.

Dann, irgendwann, folgte eine „zweite Revolution“. Natürlich ist auch das spekulativ, aber es würde den Aufstieg der Tyraniden zu einer raumfahrenden Spezies erklären.

Stellen wir uns vor, dass ihr Planet eines Tages Besuch aus dem Weltraum bekam – jedoch nicht von Forschern oder Entdeckern, sondern von einer Spezies flugfähiger Cephalopoden. So nenne ich sie erst einmal, um überhaupt einen Namen für sie zu haben. Diese nur mit rudimentärer Intelligenz ausgestatteten Wesen ähnelten einer Mischung aus Kraken, Quallen und Schwämmen und waren große, friedliche, gemächlich in der Luft gleitende Pflanzenfresser. Am ehesten könnte man sie den Hohltieren zurechnen, wobei sie in ihrem Innern eine große Gasblase umschlossen, die sie zum Schweben befähigte wie lebende Fesselballons. Diese Kreaturen hatten einst ihren Heimatplaneten vollständig abgeweidet und sich, von der Not getrieben, in immer höhere Luftschichten begeben, bis sie schließlich in den Weltraum gelangt waren. Wie sie sich dort fortbewegten, bleibt geheimnisvoll, doch ihre simple und robuste Physis erlaubte es ihnen, der kosmischen Kälte und Strahlung zu trotzen. So wurden sie zu Nomaden, die in Schwärmen durchs All zogen und sich auf belebten Planeten niederließen, um dort die einheimische Vegetation abzuweiden. Gelegentlich geriet auch einmal ein Tier in ihre träge dahingleitenden Fänge und wurde langsam zur Mundöffnung nach oben gezogen. Im Wesentlichen aber waren sie Vegetarier und ihre quallenartigen Körper nicht für Jagd oder Kampf ausgerüstet. Wenn es nichts mehr zu fressen gab, zogen sie weiter und suchten sich einen neuen Planeten. Dazu befähigte sie vor allem ihre Langlebigkeit. (Nicht unrealistisch: Einfach aufgebaute irdische Tiere wie z.B. Schwämme können ein Alter von mindestens 10.000 Jahren erreichen, vgl. Anoxycalyx joubini.)

Diese seltsamen Wesen hatten nun den Heimatplaneten der Tyraniden entdeckt und schwebten zur Oberfläche herab, um ihre Tentakel auszubreiten und sich an den Pflanzen der Welt gütlich zu tun. Dabei wurden sie von den Tyraniden entdeckt, und nachdem diese begriffen hatten, dass die riesigen, gallertartigen Wesen für sie nicht essbar waren, reifte in ihrem kollektiven Verstand eine revolutionäre Vision. Sie begannen, die schwebenden Cephalopoden zu füttern, indem sie ihnen Jagdbeute unter die Fänge legten. Die minimale Intelligenz der Besucher aus dem All reichte immerhin zu der Erkenntnis, dass sie hier gutes Essen fanden, und so blieben sie in der Nähe der Tyraniden. Wie es dann zu der folgenreichen Symbiose kam, können wir nur vermuten. Vielleicht wurden einige Tyraniden bei den Fütterungen versehentlich mit emporgehoben und von den Cephalopoden verschlungen, überlebten aber, weil diese keinerlei scharfe Säuren für die Zersetzung von Fleisch und Knochen besaßen. Stattdessen saßen die Tyraniden nun im inneren Hohlraum der Riesenqualle, schwebten zusammen mit dieser durch die Gegend und bahnten sich wahrscheinlich beim nächsten Öffnen des Mauls wieder ihren Weg ins Freie – unbeschadet und um eine wichtige Erfahrung reicher. Jedenfalls kam es auf diese oder eine andere Art zur wichtigsten Symbiose in der Geschichte der Tyraniden: Sie wurden Partner-Organismen der Cephalopoden. Ganze Schwärme ließen sich ins Innere der riesigen Körper aufnehmen, durch die Luft transportieren und an anderer Stelle wieder ausspeien, wo sie am Boden Beute jagten und diese ihren organischen Transportern in Form von vorverdauter Biomasse darbrachten. Auf längere Sicht entstand so eine Co-Evolution, die den Cephalopoden reichhaltiges Futter, daraus resultierendes Riesenwachstum und den Tyraniden die unverhoffte Möglichkeit einbrachte, ihre heimischen Jagdgründe zu verlassen.

Als die Cephalopoden sich schließlich wieder auf den Weg durchs All machten, um einen neuen Weideplaneten zu suchen, waren die Hohlräume in ihrem Inneren mit Tyraniden gefüllt. Diese mochten zunächst nur die Funktion hilfreicher Endosymbionten haben – etwa wie Darmbakterien für uns – doch auf Dauer war klar, dass die intelligentere Spezies die Kontrolle übernehmen würde. Schon bald waren die Cephalopoden kaum mehr als lebendige Transporter, deren Gene von den Tyraniden allmählich verändert wurden, bis sie sich nach Ewigkeiten in die mächtigen Schwarmschiffe verwandelt hatten. Den Instinkt der riesigen Quallen-Kraken, sich auf fremden Planeten wie auf Weidegründen niederzulassen, veränderten die Tyraniden aber nicht, sondern nutzten ihn für ihre eigenen Zwecke: Sie wurden selbst zu Planeten-Erntern. Bald war es nicht einmal mehr nötig, dass die Cephalopoden sich überhaupt auf die Planetenoberfläche begeben mussten; stattdessen entwickelten sie überlange Tentakelorgane, die mit Kapillartürmen auf der jeweiligen Beutewelt verbunden wurden und das Riesengeschöpf ernährten, indem es vorverdaute Nährstoffsuppe direkt in den Orbit hinaufsaugen konnte. So „belohnten“ die Tyraniden ihre Transporter mit einer besonders reichlichen und bequemen Ernährung. Zugleich züchteten sie ihre Schwarmschiffe immer größer und mit immer mehr eingeschleusten Genen, sodass diese tyranidische Biomorphe wie Chitinpanzer, Krallen oder Rammtentakel entwickelten. Das Ergebnis waren mächtige, lebendige Raumschiffe, deren Bewusstsein kaum mit dem einer Fliege zu vergleichen war, die aber hervorragende Dienste leisteten.

Weitere Ergebnisse gezielter Züchtung aus dem Cephalopoden-Stamm dürften die sogenannten Landungssporen und wahrscheinlich auch die Sporenminen sein. Wie die Schwarmschiffe haben sie innere Hohlräume und Tentakel, wobei der Innenraum nicht mit einer Gasblase, sondern mit Säure oder explosiver Flüssigkeit gefüllt ist.

Natürlich ist das alles reine Spekulation 🙂 Aber doch ein mögliches Szenario.
 
Versuch einer Klassifikation

Nach den vorherigen Erörterungen würde ich gern versuchen, eine taxonomische Klassifikation der Tyraniden vorzunehmen, die natürlich spekulativ bleiben muss. Das heißt: Ich stelle mögliche Verwandtschaften auf und versuche Namen zu finden, wie sie in der Zoologie üblich sind.

GW hat das selbst schon versucht, nur sind die Namen in den entsprechenden Texten leider oft verunglückt und ergeben selten Sinn. Es ist so etwas wie ein verschwurbeltes Fantasie-Latein (was ja vielleicht darauf beruhen kann, dass es mit den klassischen Sprachen im 41. Jahrtausend ähnlich ist wie mit der Technologie: Man benutzt das noch, aber versteht nicht mehr, wie es funktioniert 😉.

Beispiel: Im letzten Codex heißt der Hormagant „Incursus salirum“, was einfach keinen Sinn als Artname ergibt. „Incursus“ heißt „Ansturm“; „salirum“ soll scheinbar etwas mit dem verb salire („anspringen“) zu tun haben, aber die grammatische Form gibt es nicht, und „Ansturm anspringen“ ist natürlich auch kein sinnvoller Name für ein Lebewesen. Der Gargoyl heißt „Multisis sputus“, also ungefähr so etwas wie „vielfach gespuckt“, auch wieder mit Fantasie-Grammatik. Der gewöhnliche Tyranidenkrieger heißt „Bellatori (!) tyrannus“, also „dem Krieger“ (Dativ), was natürlich Quatsch ist. Der Ripper heißt „Arrodosis vermis“, was offenbar von arrodere („annagen“) kommen soll, und man ahnt, dass es so etwas wie „annagender Wurm“ bedeuten soll, aber die Grammatik ist einfach abenteuerlich (richtig: Vermis arrodens). Zudem ist ein zoologischer Name nicht einfach eine Zusammenstellung von irgendwelchen zwei Wörtern, sondern besteht immer aus 1. dem Gattungsnamen und 2. dem Artnamen. Beispiel: Felis catus, also: Die Hauskatze (Catus) aus der Gattung der Echten Katzen (Felis). Für eine Unterart kann dann noch ein dritter, unterscheidender Name hinzukommen.

Ich versuche jetzt mal eine Klassifikation mit möglichst angemessenen Namen. Die allgemeinsprachlichen Namen wie „Gant“, „Gargoyl“ oder „Tervigon“ bleiben davon natürlich unberührt. Wir nennen ja auch die Katze eben Katze und nicht Catus. Aber wenn schon „wissenschaftliche“ Artnamen vergeben werden sollen, müssen sie auch Sinn machen. Einige Namen kann man gut übernehmen, z.B. „Carnifex“ (was „Scharfrichter“ bedeutet), „Venator“ („Jäger“) oder auch Liktor. Den Ripper habe ich „Conruptor“ getauft, was die wörtliche Übersetzung von englisch Ripper („Zerreißer“) ist. „Genestealer“ kann man nicht ins Lateinische übersetzen, einfach weil es das Wort „Gen“ dort nicht gibt (bzw. genus etwas anderes bedeutet); deshalb habe ich mich letztlich für Corruptor („Verderber“) entschieden, weil diese Kreaturen ja Infiltratoren sind und anderen Spezies Gene einpflanzen. Schwierig sind die Ganten, denn englisch gaunt ist sehr vieldeutig und heißt z.B. „hager“, aber auch „gespenstisch“. „Gantus“ als Wortneuschöpfung geht wohl schlecht (und Gauntus erst recht nicht). Ich habe mich deshalb für etwas Simples entschieden, nämlich Rapax („Räuber“). Natürlich kommt man um Wortschöpfungen („Neulatein“) nicht herum, aber auch diese folgen bestimmten Regeln, die ich hier beachten werde.

Und hier ist eine Klassifikation, mit Übersetzung und den üblichen Namen in der Umgangssprache:

Tyraniden
Reich: Metazoa (vielzellige Tiere)
Stamm: Chordatiere (mit symmetrischen Seiten)
Unterstamm: Wirbeltiere
Überklasse: Kiefermäuler
Klasse (neu): Tyranidia
Ordnung: Tyranidales
Familie: Tyranidae


Die Familie Tyranidae zerfällt mutmaßlich in 3 Gattungen:

Erstens: Gattung Tyranus


Art: Tyranus rapax („Räuber“, Gant)
Unterart: T. rapax falciferens („sensentragender Räuber“, Hormagant)
Unterart: T. rapax iaculator („Schleuderer“, Termagant mit Bohrkäferschleuder)
Unterart: T. rapax volans („fliegender Räuber“; Gargoyl)

Art: Tyranus regnator („Herrscher“, Schwarmtyrant)
Mit diversen Unterarten, zB T. regnator volans: fliegender Schwarmtyrant

Art: Tyranus bellator (Tyranidenkrieger)
Mit diversen Unterarten

Art: Tyranus venator („Jäger“: Venator)
Unterart: T. venator communis („Gewöhnlicher“ Venator)
Unterart: T. venator defossus („eingegrabener“: Morgon)
Unterart: T. venator opprimens („überfallender“: Trygon)
Mögliche Unterart: T. venator mortregensis (Parasit von Mortrex)

Art: Tyranus lictor („Vertrauter“, „Diener“: Liktor),
anderer Vorschlag: T. insidiator („Auflauerer“) oder T. celatus („getarnter“, wegen der Chamäleon-Haut)

Art: Tyranus carnifex („Scharfrichter“; wörtlich: „Fleisch-Macher“)
Unterart: T. carnifex communis („gewöhnlicher“ Carnifex)
Unterart: T. carnifex spinatus („bedornter“: Dornenrücken)
Unterart: T. carnifex clamitator („Kreischer“: Kreischer-Killer)

Art: Tyranus arcuatus („bogenförmig“, auf das Rückenprofil bezogen)
Unterart: T. arcuatus progenitor („Hervorbringer, Ausbrüter“: Tervigon)
Unterart: T. arcuatus tormentor („Peiniger“: Tyrannofex)

Art: Tyranus custos („Wächter“; Tyrantenwache)

Art: Tyranus cerebriformis („gehirn-förmig“: Zoantroph)
Unterart: T. cerebriformis superior: Neurotroph

Art: Tyranus flagellans („peitschender“: Toxotroph mit Toxinpeitschen)

Art: Tyranus hamatis ("mit hamatum"= Harpune; Schwarmwache mit Harpunenkanone)

Art: Tyranus sputator („Speier“)
Unterart: T. sputator incendens („anzündender“: Pyrovore)
Unterart: T. sputator globorum („Kugelspeier“: Biovore)
Unterart: T. sputator gasorum („Gasspeier“: Exocrine)

Art: Tyranus volans („fliegend“)
Unterart: T. volans virosus (=“geifernd, giftig“, Schwarmdrude mit Geiferkanone)
Unterart: T. volans seminator („Aussäer“; Sporenminen säend: Harpyie)

Mutmaßliche Art: Tyranus regina agminis („Königin des Schwarms“: Schwarmkönigin)
__________

Zweitens: Gattung Concerptor („Zerreißer“= Ripper)

Art: Concerptor omnivorans („allesverschlingender Zerreißer“, Ripper/Absorber)
Diverse Unterarten
___________

Drittens: Gattung Corruptor („Verderber“: Genestealer)

Art: Corruptor praemissus („vorausgesandter/Vorhut- Verderber“; Genestealer)
Diverse Unterarten, z.B. C. praemissus ymgarlensis (Ymgarl-Symbiont)

Art: Corruptor dux („Anführer“: Symbiarch)


Unbekannte Klasse/Ordnung/Familie (ursprünglich nicht-tyranidisch): Naviformes („Schiffsförmige“)
Schwarmschiffe, Landungssporen, Sporenminen


Folgen sollen noch Kapitel zum Stoffwechsel, zu Waffenbiomorphen, zu tyranidischen Mikroorganismen und natürlich zum Schwarmbewusstsein.
 
Ernährung und Stoffwechsel

Man könnte meinen, Ernährung sei bei den Tyraniden eine ziemlich einfache Sache: Man frisst einfach alles, was einem vor die Zähne kommt. ? Aber so ist es natürlich nicht. Tatsächlich wird nur von ganz wenigen Tyraniden berichtet, dass sie - gelegentlich – ihre Gegner auffressen, und zwar speziell dann, wenn die Verbindung zum Schwarmbewusstsein abreißt und die Kreaturen in instinktives Verhalten zurückfallen. Ansonsten scheint die Ernährung der Tyraniden, wie fast alles bei ihnen, an spezialisierte Organismen „outgesourced“ zu sein. Bekanntlich dienen planetare Invasionen zunächst einmal nur dazu, möglichen Widerstand zu überwinden und Verteidiger auszuschalten. Das eigentliche „Ernten“ der Biomasse obliegt den zahllosen Ripper-Schwärmen, die alles organische Material vertilgen (Gefallene, Freund und Feind, einheimische tierische und pflanzliche Lebensformen) und sich dann in Verdauungsteiche stürzen, wo sie sich mitsamt ihrem Mageninhalt in eine flüssige Nährstoffsuppe auflösen. Dieses „Bio-Liquid“ wird dann in die Schwarmschiffe hochgepumpt und dort vermutlich in riesigen, magen-artigen Organen gespeichert. Aus diesen beziehen aber nicht nur die Schwarmschiffe ihren Treibstoff, sondern offenbar werden auch die meisten – oder gar alle – Tyraniden damit ernährt. Darauf weisen die Ergebnisse der in „Xenology“ beschrieben Autopsien hin.

So wurde z.B. bei einem Tyranidenkrieger ein Magen gefunden, der extrem reduziert und eigentlich kein echtes Verdauungsorgan, sondern mehr eine Art „Vorratsspeicher“ war: „[…] less a digestive system and more a chemical repository – a simple tube/sac to disperse nourishment throughout the body“ (Xenology S. 68). Dies führte den Untersucher zu der Vermutung, die Kreatur werde wohl mit einer Art proteinreicher Flüssigkeit ernährt (wörtlich: „nectar?“). Es scheint also überhaupt kein mehrteiliges Verdauungssystem zu geben, keinen Darm, aber auch keine identifizierbaren Entgiftungsorgane wie Leber oder Nieren. Dies belegt ziemlich sicher, dass viele (oder alle) Tyraniden von der gleichen vorverdauten Bio-Suppe ernährt werden wie ihre Schwarmschiffe. Sie haben quasi keinen echten Magen, sondern bloß eine Art „Tank“, der mit aufbereitetem Treibstoff gefüllt wird und keine weitere Verdauungsarbeit erfordert. Auch ein Defäkationskanal zur Ableitung von Rest- und Giftstoffen war nur rudimentär vorhanden; also scheint die Nahrung kaum solche Stoffe zu enthalten. Möglich wäre daher, dass sich die Tyraniden direkt aus den „Mägen“ (oder Speichern) ihrer Schwarmschiffe ernähren, oder dass es wiederum spezialisierte Verteiler-Organismen gibt, die jeder Spezies oder sogar jedem Individuum quasi seine Ration zuführen.

Die Ernährung der Tyraniden ist also ebenso „rationalisiert“ wie alles bei ihnen. Es ist schwer, sich das in menschlichen Begriffen vorzustellen – etwa so, als würden wir alle ausschließlich mit flüssiger Astronautennahrung gefüttert und müssten die täglich aus einer Art Wasserhahn abzapfen (oder schlimmer noch, von irgendeinem öffentlichen Depot abholen). Für uns eine Horrorvorstellung; aber für die Tyraniden, die sich wahrscheinlich ohnehin weniger als Individuen fühlen, eine effektive Art der „Kollektivernährung“.

Die Ripper machen hierbei die einzige Ausnahme: Sie fressen wirklich – und zwar alles. Man kann sich schwer einen enzymatischen Apparat vorstellen, der mit quasi jeder Art von Nahrung fertig wird, zumal die Ripper sicherlich manches Unverdauliche an ihrer Beute mitfressen: Uniform- und Rüstungsteile, Implantate und wer weiß was sonst noch. Allerdings verfügen sie über starke „gastrische Kauplatten“ („grinding plates“), die offenbar helfen, auch die zähesten Bestandteile zu Matsch zu zermahlen. Das unglaublichste: Die Ripper besitzen überhaupt keine Defäkationsorgane (Xenology, S. 68). Das heißt: Sie können nichts ausscheiden, sondern sich nur bis kurz vor dem Platzen vollstopfen.

Die Rationalisierung der Verdauung scheint übrigens auch in anatomischer Hinsicht ein Vorteil für die Tyraniden zu sein. Sie sparen Organe wie Darm und Leber, die sonst im Körper von Wirbeltieren viel Platz einnehmen und viel Energie für Aufbau und Unterhalt verschlingen. Zudem ist der untere Bauchraum bei Wirbeltieren meistens eine besonders verwundbare Stelle (ohne Knochen), die bei den Tyraniden einfach wegfällt.

Wie die Nährstoffe im Körper verteilt werden, ist nicht ganz klar. Tyraniden besitzen ein Äquivalent für Blut, das aber anders funktioniert und zum Teil endosymbiontische Bakterien enthält (a.a.O.). Für oxidativen Energiegewinn gibt es zudem ein Atmungssystem mit kiemen-artigen Öffnungen (Tracheen) sowohl zwischen den Rippen des Brustkorbs als auch an Extremitäten und Schädelknochen. Tyraniden atmen also. Davon scheinen sie aber nicht unbedingt abhängig zu sein, da sie sonst nicht in der Lage wären, Planeten mit ganz unterschiedlich zusammengesetzten (oder auch zu dünnen) Atmosphären zu überfallen.

Näheres wissen wir nicht, denn außer „Xenology“ gibt es dazu kaum eine Quelle. Aber vielleicht finde ich andernorts noch ergänzende Hinweise.
 
Die Ripper (Absorber). Es gab zwar einmal die Vermutung, sie könnten die Urform aller Tyraniden darstellen, doch in dem Buch „Xenology“ (by Simon Spurrier, Black Library 2006) wurde erklärt, dass die Mägen aller Tyraniden praktisch den Rippern entsprechen, ihr Magen also eine Art Endosymbiont in Gestalt eines Rippers ist. Daraus muss man folgern, dass die Ripper ursprünglich eine andere Gattung waren, die von den Tyraniden absorbiert wurde.
Kleine Korrektur - sorry. Es wird nicht definitiv gesagt, dass die Mägen der Tyraniden quasi absorbierte Ripper sind, sondern es spekuliert lediglich ein Magos über diese Möglichkeit. (Xenology S. 76)
 
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Reaktionen: Wildschwein
Finde ich sehr spannend und habe sogar bereits fast alles gelesen. ?

Ich glaube aber, dass wir mit unseren aktuell angewandten Taxonomieregeln bei den Tyraniden an unsere Grenzen stoßen, was aber vielleicht auch kein Problem ist, da unsere Systematik auf selbstgemachten Konventionen beruht und auch so nicht ganz frei von taxonomischen Problemfällen ist.

Größtes Problem ist hier wahrscheinlich aber der Artbegriff. Allgemein nutzt die heutige Wissenschaft den biologischen Artbegriff, der zur Prämisse hat, dass diejenigen Individuen zu einer Art gehören, die sich untereinander fortpflanzen können. Das Konzept Fortpflanzung muss bei den Tyraniden ja aber - wie du es auch schön herausgearbeitet hast - komplett neu gedacht werden. Sie scheinen da eine äußerst komplexe Fortpflanzungsgemeinschaft zu bilden.

Wenn man historisch einen Schritt zurückgeht, könnte man natürlich vom morphologischen Artbegriff ausgehen, der Arten anhand von phänotypischen Charakeristika klassifiziert. Da kommt man dann wahrscheinlich auch zu Problemen, auch wenn der Hauptkritikpunkt am morphologischen Artbegriff - das Auftreten von Sexualdimorphismen - bei Tyraniden wahrscheinlich keine Rolle spielt. :>

Bezüglich der Klassifikation als Tier und den Stoffwechsel der Tyraniden allgemein finde ich es übrigens sehr interessant, dass sie sich noch immer heterotroph ernähren müssen, also energierreiche organische Substanzen durch Fressen anderer Lebewesen aufnehmen müssen. Von so anpassungsfähigen Organismen wie den Tyraniden würde ich aber mal sowas von erwarten, dass sie sich den Prozess der Photosynthese mal endlich zu eigen machen würden. Sie klauen sich ihre Gene doch überall zusammen. Da müssten sie beim Fressen von Pflanzen doch auch mal über Chloroplasten und Co. gestolpert sein. Aber nein, noch immer verzehren die Tyraniden ganze Welten, weil sie es evolutiv nicht auf die Kette kriegen. Evolutive Versager!

Eine friedliche Koexistenz mit autotroph lebenden Tyraniden ist aber wahrscheinlich auch nicht die Lore, die sich GW im Allgemeinen vorstellt. Wäre aber mal ein interessanter Gedanke für das nächste Meeting der Herren Großinquisitoren vom Ordo Xenos..

PS: Falls dein Thema noch nicht zur Diskussion freigegeben ist, lösche ich meinen Beitrag natürlich wieder!
 
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Ich glaube aber, dass wir mit unseren aktuell angewandten Taxonomieregeln bei den Tyraniden an unsere Grenzen stoßen, was aber vielleicht auch kein Problem ist, da unsere Systematik auf selbstgemachten Konventionen beruht und auch so nicht ganz frei von taxonomischen Problemfällen ist.

Größtes Problem ist hier wahrscheinlich aber der Artbegriff. Allgemein nutzt die heutige Wissenschaft den biologischen Artbegriff, der zur Prämisse hat, dass diejenigen Individuen zu einer Art gehören, die sich untereinander fortpflanzen können. Das Konzept Fortpflanzung muss bei den Tyraniden ja aber - wie du es auch schön herausgearbeitet hast - komplett neu gedacht werden. Sie scheinen da eine äußerst komplexe Fortpflanzungsgemeinschaft zu bilden.

Wenn man historisch einen Schritt zurückgeht, könnte man natürlich vom morphologischen Artbegriff ausgehen, der Arten anhand von phänotypischen Charakeristika klassifiziert. Da kommt man dann wahrscheinlich auch zu Problemen, auch wenn der Hauptkritikpunkt am morphologischen Artbegriff - das Auftreten von Sexualdimorphismen - bei Tyraniden wahrscheinlich keine Rolle spielt. :>

Bezüglich der Klassifikation als Tier und den Stoffwechsel der Tyraniden allgemein finde ich es übrigens sehr interessant, dass sie sich noch immer heterotroph ernähren müssen, also energierreiche organische Substanzen durch Fressen anderer Lebewesen aufnehmen müssen. Von so anpassungsfähigen Organismen wie den Tyraniden würde ich aber mal sowas von erwarten, dass sie sich den Prozess der Photosynthese mal endlich zu eigen machen würden. Sie klauen sich ihre Gene doch überall zusammen. Da müssten sie beim Fressen von Pflanzen doch auch mal über Chloroplasten und Co. gestolpert sein. Aber nein, noch immer verzehren die Tyraniden ganze Welten, weil sie es evolutiv nicht auf die Kette kriegen. Evolutive Versager! ?

Eine friedliche Koexistenz mit autotroph lebenden Tyraniden ist aber wahrscheinlich auch nicht die Lore, die sich GW im Allgemeinen vorstellt. Wäre aber mal ein interessanter Gedanke für das nächste Meeting der Herren Großinquisitoren vom Ordo Xenos..

Hallo und herzlichen Dank! 🙂

Ja, du hast völlig Recht, dass das biologische Artkonzept hier problematisch ist. Klar stütze ich mich auf die morphologische Version, weil Abgrenzungen aufgrund der Fortpflanzungsfähigkeit gar nicht möglich sind. Und die Probleme des morphologischen Artbegriffs sind mir klar, da morphologische Ähnlichkeiten ja auch durch Konvergenz entstehen können, also nicht auf Verwandtschaft hindeuten müssen. Erst recht, wenn ein Tervigon Termaganten gebiert - also Individuen einer anderen Art (?) - verrutschen einem die Begriffe. Ich gebe daher gern zu, dass meine Klassifikation hauptsächlich eine Motivation hatte: Sie hat Spaß gemacht 😉 Ich bin aber kein Exobiologe und zweifle selbst, ob die Begrifflichkeiten, mit denen wir die irdische Evolution beschreiben, bei andersgearteten Wesen überhaupt anwendbar wären - erst recht, wenn die evolutionären Gesetzmäßigkeiten sich mit den Lebewesen mitentwickeln, wie es bei den Tyraniden durch "Selbst-Züchtung" der Fall ist. Was ist da Art, was Unterart, was Gattung - was überhaupt abgrenzbar, wenn alles künstlich im Fluss gehalten wird? Ich gestehe gern, ich weiß es auch nicht, aber Spekulieren macht halt Freude^^.

Dass die Tyris immer noch keine praktischere Ernährung gefunden haben, ist in der Tat erstaunlich. Ok, natürlich sollen sie im Lore einfach die großen bösen Wölfe bleiben und keine Vegetarier werden - klar. Trotzdem könnte ich mir vielleicht auch dafür noch Erklärungen aus den Fingern saugen. Vielleicht sind sie einfach so durch und durch Raubtiere und finden so viel organische Substanz zu fressen, dass einfach kein Selektionsdruck in Richtung Primärproduktion besteht? Sie müssen keine Photosynthese lernen, weil das Weltall ja scheinbar ein einziger McDonalds mit Filialen an jeder Ecke ist, wo sie ihre Burger kriegen. Und wer weiß, vielleicht haben sie längst photosynthesefähige Endosymbionten in ihren Zellen und merken es nicht mal. Wie gesagt; ich glaube, dass sie bei aller kollektiven Intelligenz im Grunde doch nicht wirklich wissen, wie sie selbst funktionieren. Hätten sie wirklich so etwas wie Forschergeist, würde sie auch ihre Beute genauer erforschen, selektiver auswählen und viel effektivere Methoden anwenden als das Überschwemmen der Gegner mit Milliarden entbehrlicher Ganten - sie würden chemische Kampfstoffe entwickeln oder Viren streuen, um auf den Beuteplaneten alles zu töten und nachher ohne einen einzigen Kampf die Biomasse einzusammeln. Aber ich glaube, da können sie einfach nicht aus ihrer Haut. -- Und ja. es würde keine schönen Tabletopspiele ergeben ?
 
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Nachtrag:

Ein Ansatz, den biologischen Artbegriff doch noch anwenden zu können, wäre es eventuell, wenn man Tervigon und Termaganten zu einer Art zusammenfasst. Man könnte dann die unterschiedliche Morphologie der beiden Organismen auf epigenetische Prozesse zurückführen, die dann einen funktional unterschiedlichen Phänotyp zur Folge hätten. Ähnlich wie bei den Bienen, wo über die Gabe unterschiedlicher Nahrung im Larvenstadium morphologisch verschiedene Bienentypen entstehen (Königin, Arbeiterinnen, Drohnen).

Edit: Finde deine Antwort zu einer fehlenden autotrophen Lebensweise, dass es keinen großen Selektionsdruck gibt, interessant. Eventuell können sich die mixotrophen Varianten hier evolutionär tatsächlich nicht durchsetzen.

Eine traurige Sache ist bei dieser These jedoch festzuhalten. Es spricht nicht unbedingt für das Imperium und die restliche Nahrung, wenn deren Wehrhaftigkeit von den Tyraniden nicht als relevanter Selektionsdruck wahrgenommen wird. ?

Fernab der Biologie gibt es ja vielleicht auch ein Bewusstsein im Hintergrund, welches diesen Evolutionsweg ausschließt. Kenne mich in Sachen Hive Mind bei den Tyraniden jetzt nicht so gut aus, inwiefern da Evolution aktiv gesteuert wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine traurige Sache ist bei dieser These jedoch festzuhalten. Es spricht nicht unbedingt für das Imperium und die restliche Nahrung, wenn deren Wehrhaftigkeit von den Tyraniden nicht als relevanter Selektionsdruck wahrgenommen wird. ?
???Göttlich!

Hm... ich fürchte, 100 Millionen zermatschte Ganten sind nicht wirklich Druck für eine Schwarmflotte... Armes Imperium. Vielleicht sollten sie mal deinen Rat befolgen und einen Köder-Planeten mit einem Überzug aus Chloroplasten garnieren.

Was Tervigon+Termaganten betrifft - reizvolle Idee 😉 Ich stolpere da nur über den Tyrannofex, der ja auf dem gleichen Bausatz basiert und bis auf den fehlenden Brutsack fast identisch aussieht. Also, wenn die beiden nicht zur selben Art gehören, aber Tervigon und Termaganten... hm, da versagt irgendwie meine Vorstellungskraft. Ich würde mir, glaube ich, eher zurechtreimen, dass die Tyraniden den Tervigon/Tyrannofex quasi so produzieren wie ein standardisiertes Fahrzeug-Chassis, an das dann entweder die Kanone oder der Brutsack drangetackert wird. Wer weiß, vielleicht ist der Brutsack sogar auch noch ein eigener Organismus und der Tervigon nur dessen Träger? - Verdammt, je mehr man darüber nachdenkt, desto irrer wird das Ganze.?

Naja, wir versuchen im Grunde ja auch nur, eine nach ganz anderen (=spieltechnischen) Kriterien entworfene Welt argumentativ so zu unterfüttern, dass sie glaubwürdig wird... das führt halt zu Verwerfungen. Aber es macht auch sooo Spaß... ich hab das alles hier eigentlich auch nur geschrieben, weil ich mir immer so ein Hintergrund-Buch über die Tyraniden gewünscht hatte, und als es dann doch keiner schrieb und die Hintergrund-Sektion im Codex relativ schmal blieb, dachte ich: Na dann muss ich wohl selbst. Ich finde es aber in Ordnung von GW, dass sie manche Sachen einfach nicht komplett ausarbeiten, sondern im Dunkeln lassen, was gerade die Tyraniden so geheimnisvoll macht.

Das Schwarmbewusstsein... * seufz * ... da erinnerst du mich an etwas, womit ich mich eigentlich auch hier noch beschäftigen wollte. Ich scheue bloß davor zurück, weil es wohl die Grenzlinie zwischen Biologie und "Psi" bzw der speziellen Metaphysik des 40k-Universums überschreitet. Vielleicht lässt sich das mit einer Art Teaser und Bitte um Diskussion lösen.
 
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Moin, coole Idee! Ich muss dennoch ein paar Diskussionen anstoßen.

Kurz und knackig: ja. Tiere sind nach heutiger Auffassung alle mehrzelligen Lebensformen, die für ihre Ernährung (im Unterschied zu Pflanzen) auf fremde organische Substanz angewiesen sind. Das bedeutet: Sie müssen andere Lebewesen (Pflanzen oder Tiere) essen.
Mit dieser Aufteilung bin ich unzufrieden. Du unterscheidest zwar Pflanzen und Tiere, gehst aber nicht auf das drei, bzw. fünf Reiche Konzept ein. (Tiere, Pflanzen, Pilze, Bakterien und Archaeen). Nun sind die Jungs nicht einzellig, aber die Pilze hast du dennoch komplett außen vorgelassen. Nach dem Spektrum Biolexikon:
Allgemeine Eigenschaften: Die pilzähnlichen Organismen und die Echten Pilze sind eukaryotische, Kohlenstoff-heterotrophe (chlorophyllfreie) Organismen, die in der Regel einen wenig differenzierten Thallus (Lager) besitzen, aber mindestens in einem Lebensabschnitt Zellwände ausbilden und sich geschlechtlich und/oder ungeschlechtlich mit Sporen (als Ausbreitungs- und Dauerorganen) fortpflanzen.
Kein Chlorophyll und heterotroph passt. Das mit den Zellwänden können wir nicht sagen, aber die von den meisten Pilzen besteht aus Chitin, was Tyraniden ohnehin synthetisieren können. Und Tyranidensporen gibt es auch.
Diese Auffassung wird zwar oft als „Kohlenstoff-Chauvinismus“ kritisiert – aber wenn sie zutreffen sollte, wäre es nicht erstaunlich, wenn weit entferntes außerirdisches Leben dem unseren biochemisch ähnlich wäre.
Ich weiß, dass es dazu ein paar Ideen gibt und Leute gerne mal Silicium als potenzielles Element der 4. Hauptgruppe sehen wollen - klappt nur definitiv aufgrund der Atomgröße nicht.
Nein, nicht eine Art
Da bin ich mir nicht sicher. Den Artbegriff auf die Tyraniden anzuwenden ist generell schwierig, da du sie theoretisch auch analog zu anderen Spezies mit spezialisierten Organismen begreifen könntest. Zwar hat jede Organismenart vermutlich ein eigenes Genom (oder reguliert das vorhandene Genom anders?) - die Tyraniden sind aber alle Teil eines Metagenoms. Hier müsste man sich Fragen, was eigentlich der Tyranidenorganismus überhaupt ist und auf welcher Hierarchie beispielsweise der Gant eigentlich steht. - meine Hautzellen beispielsweise sind sehr gut darin, sich selber zu teilen, ich würde sie dennoch nicht als eigene Spezies von Einzellern klassifizieren, nur weil sie irgendwie etwas anderes tun als meine Nervenzellen.
Da Tyraniden, die auf einigen Planeten nicht bekämpft wurden, scheinbar in der Lage sind, eigene Splitterflotten zu bilden, könnte man davon ausgehen, dass wenigstens ein Grundgenom in jedem Tyranid vorhanden ist oder es durch ein Schwarmbewusstsein "gesendet" und "gespeichert" werden kann. Durch diesen Zugriff auf das gemeinsame Genom würde ich die imperiale Taxonomie ablehnen, die denen eigens Artnamen zuschreibt, sondern eher die Analogie zu verschiedenen Ameisenspezies ziehen.
 
Was Tervigon+Termaganten betrifft - reizvolle Idee 😉 Ich stolpere da nur über den Tyrannofex, der ja auf dem gleichen Bausatz basiert und bis auf den fehlenden Brutsack fast identisch aussieht. Also, wenn die beiden nicht zur selben Art gehören, aber Tervigon und Termaganten... hm, da versagt irgendwie meine Vorstellungskraft.

Was den Tyrannofex anbelangt, könnte man ja analog verfahren. Wenn wir sagen würden, dass alle drei (Tervigon, Termagant, Tyrannofex) eine biologische Art bilden, könnte man sich jetzt überlegen, dass der Termagant das Äquivalent zur Bienenarbeiterin ist, der Tervigon das zur Königin (Brutorganismus) und der Tyrannofex (Männchen / Samenspender?) das zum Drohn. Alle drei Morphe würden zu einer Art gehören, die sich dann z. B. durch epigenetische Modifikation ausprägen können. Bei Bienenköniginnen ist es ja der Gelée Royal als Umweltfaktor / Futter, beim männlichen Drohn die unbefruchtete Eizelle, welche sie in ihrer Entwicklung von der normalen Arbeiterin unterscheiden. Auf die Tyraniden bezogen könnte man sich jetzt auch verschiedene Umwelteinflüsse überlegen, welche sie entsprechend modifizieren (Futter, Hormone usw.). Gemäß unserer aktuellen biologischen Erkenntnis wäre das auf jeden Fall plausibel. Man könnte das jetzt noch mit anderen Tyranidenorganismen weiterspinnen, aber die drei bilden ja eine gewisse Einheit. Wobei ich mir einen Tyrannofex und einen / eine Tervigon jetzt nicht bei der Kopulation vorstellen will.. 😉

Mit dieser Aufteilung bin ich unzufrieden. Du unterscheidest zwar Pflanzen und Tiere, gehst aber nicht auf das drei, bzw. fünf Reiche Konzept ein. (Tiere, Pflanzen, Pilze, Bakterien und Archaeen). Nun sind die Jungs nicht einzellig, aber die Pilze hast du dennoch komplett außen vorgelassen. Nach dem Spektrum Biolexikon:

Kein Chlorophyll und heterotroph passt. Das mit den Zellwänden können wir nicht sagen, aber die von den meisten Pilzen besteht aus Chitin, was Tyraniden ohnehin synthetisieren können. Und Tyranidensporen gibt es auch.

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Da bin ich mir nicht sicher. Den Artbegriff auf die Tyraniden anzuwenden ist generell schwierig, da du sie theoretisch auch analog zu anderen Spezies mit spezialisierten Organismen begreifen könntest. Zwar hat jede Organismenart vermutlich ein eigenes Genom (oder reguliert das vorhandene Genom anders?) - die Tyraniden sind aber alle Teil eines Metagenoms. Hier müsste man sich Fragen, was eigentlich der Tyranidenorganismus überhaupt ist und auf welcher Hierarchie beispielsweise der Gant eigentlich steht. - meine Hautzellen beispielsweise sind sehr gut darin, sich selber zu teilen, ich würde sie dennoch nicht als eigene Spezies von Einzellern klassifizieren, nur weil sie irgendwie etwas anderes tun als meine Nervenzellen.

Ich habe auch erst überlegt, ob man “Tyraniden“ als Tiere bezeichnen kann. Das mit dem Chitin würde ich jetzt aber nicht als unbedingtes Kriterium sehen. Neben der Cellulose ist Chitin der zweithäufigste Verbundstoff in der Biologie, z. B. ja auch bei Mollusken oder Krebstieren. Das Vorhandensein einer Wirbelsäule, die ja bei den meisten Tyranidenmodellen zu erkennen ist, spricht dagegen aber schon sehr für (Wirbel-)Tier. Über die Tyranidensporen bin ich auch gestolpert, aber die sind dann eventuell auch nur ein Hilfsorganismus, der von den Tyraniden eingsetzt wird und deshalb ihren Namen trägt. Wer weiß. Das ist ja alles höchst spekulativ. 🙂

Was ich jetzt noch nicht verstanden habe, ist das Ganze mit dem Metagenom. Ich kenne die Begrifflichkeit jetzt aus der Sequenzanlayse von z. B. einer nicht näher bestimmten Anzahl an Mikroorganismen, würde den Begriff aber nicht für eine Systematik heranziehen. Beruflich habe ich mit dem Begriff aber auch eher weniger zu tun. Ist „Metagenom“ ein stehender Begriff hierbei?

Off-Topic: Ich dachte immer, noch nerdiger könnte Warhammer nicht werden. Dieser Thread setzt aber neue Maßstäbe, indem er zwei Nerdthemen miteinander verbindet. Aber im positivsten Sinne, wie ich finde!
 
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Was ich jetzt noch nicht ganz verstanden habe, ist das Ganze mit dem Metagenom. Ich kenne die Begrifflichkeit jetzt aus der Sequenzanlayse von z. B. einer nicht näher bestimmten Anzahl an Mikroorganismen, würde den Begriff jetzt aber nicht für eine Systematik heranziehen. Beruflich habe ich mit dem Begriff aber auch eher weniger zu tun. Ist Metagenom ein stehender Begriff hierbei?
Da bin ich "mikrobiologische geprägt". Die Gesamtheit der Genome eines Mikrobioms (der Mikroorganismen eines Lebensraums) wird als Metagenom bezeichnet. Nicht alle von den Mikroorganismen kannst du als Reinkultur kultivieren und kommst so nicht an das Genom. Man hilft sich damit, dass man einfach alles in die Sequenziermaschine stopft.
Bei größeren Organismen muss man das normalerweise nicht machen.

Bei Tyraniden wissen wir meiner Kenntnis nach nicht, ob sie andere Gene haben oder die Gene anders regulieren. Dass sie zumindest Zugriff auf alle Gene haben können, zeigt die Tatsache, dass sie neue Splitterflotten bilden, bzw. sich auf Planeten regenerieren können.

Sollten alle die selben Gene haben, aber anders differenziert sein könnte man von einem Genom sprechen. Wenn die Schwarmflotte als ganzes alle Gene hat und die Organismen nur Teile davon, finde ich den Begriff "Metagenom" für die Gesamtheit passend.

Funfact - im neuen Throne of Light Buch gibt GW einen Einblick in die Genetik von einer Tierart auf einem strahlungsreichen Planeten. Da war von 28 Kopien der DNA pro Zelle die Rede.
Vorstellbar wäre es sogar, dass Termaganten einfach nur haploide Versionen des Tervigon wären..
 
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