10.
Pelront, Brigont, Levont, Aront.
Es waren die Namen der Heimat. Stolze Namen. Cretacische Namen.
Namen, die cretacische Eltern ihren Söhnen gaben. Nicht wie Seth oder Invictus.
Dies waren Namen des Ordens, Ehrennamen, genau wie Hermio.
Einst war Captain Invictus Brigont gewesen, vor langer Zeit. Er erinnerte sich kaum daran.
Die Transformation, die Blutriten, und vor allem der Durst ließen einen die Zeit des Menschseins vergessen.
Viele betrachteten es als eine Zeit der Schwäche, und der Unzulänglichkeit.
Sie blickten mit Verachtung auf ihre Vergangenheit, wo sie doch nun zu Engeln aufgestiegen waren.
So auch Captain Invictus.
Demut bedeutet Reinheit. Der Durst nennt jeden Bruder.
Lauro erinnerte sich an die Worte seines Blutpriesters. Er war der Einzige gewesen, der das Verlangen der Brüder zügeln konnte. Heute war er tot. Genau wie der Ordenspriester und der Scriptor, der dritten Kompanie.
Wie alle Aspiranten des Ordens, hatte man Lauro einst vor die Wahl gestellt. Er hatte einen neuen Namen angenommen, für eine neue Existenz. Aront hätte so etwas niemals getan. Er war der Sohn eines Königs,
auch wenn sein zweiter genetischer Vater viel mehr war als das. Er und sein Bruder Pelront hielten stets die Traditionen der Heimat hoch, und ehrten damit auch ihre menschlichen Vorfahren. Ganz im Gegensatz zu jenen, welche die Stämme der Dschungelwelt nur als Mittel zur Befriedigung ihres Durstes sahen.
Captain Invictus hob den Engelszorn. Die Plasmazelle der Pistole leuchtete blau, als die Waffe sich auflud.
Lebe wohl, Sohn Cretacias.
Bruder Aront würde ihm fehlen.
Die Tearers waren auf dem Vormarsch. Sie schoben den Feind von der blutbesudelten Plattform zurück
auf die breite Versorgungsstraße, von der immer noch Verstärkung nach drängte. Die Kommissare exekutierten
jene die zurückwichen und warfen den Astartes immer mehr Fleisch zum Fraße vor.
Leichen türmten sich zu einem Wall des Todes. Doch Zahlen waren bedeutungslos.
Der Wille des Throns wurde vollstreckt, mit gebotener Gründlichkeit. Soldaten kletterten über die grausam entstellten Leichen ihrer Kameraden, nur um den Kuss des Saurozahns, und die Segnung des Bolters zu erfahren.
Von all dem bemerkte Aront nichts.
Er war an einem anderen Ort. Einem dunklen Ort mit schwarzen Korridoren und schlechter Luft.
Ein Ort des Bösen, der Lüge, und des Verrats. Sein Antlitz war das einer Bestie.
„Du hast ihn verraten, Dämon! Vater beschütze mich!“, geiferte er undeutlich.
Pelront wich unter den Hieben seines Bruders zurück. Eigentlich war er immer der Stärkere von ihnen beiden gewesen. Jetzt nicht mehr. Aronts Kraft war gewaltig, doch er hatte keine Kontrolle mehr darüber.
Er schimpfte seinen Bruder einen Renegaten und Verräter, während er auf ihn eindrang. Speichel flog dabei von seinen Lippen und ätzte sich in Pelronts Brustpanzer.
Die Schwärze war erbarmungslos.
Der Fluch des roten Engels ließ Aront den letzten Akt jenes grausamen Dramas durchleben, dass längst zur Legende geworden war. Blut quoll aus seiner ramponierten Servorüstung. Die restlichen Tearers hatten die Situation sofort erkannt und das Feuer auf Aront eröffnet. Trotzdem war er noch auf den Beinen, fluchend und kämpfend.
Sein Bolter war leer, den Saurozahn hatte er längst in einer Leiche zurück gelassen. Nun versuchte er gerade seinem Bruder ins Gesicht zu beißen. Pelront lag inzwischen auf dem Rücken und drückte mit dem Unterarm gegen Aronts Hals. Da traf der Engelszorn und entsandte sein zerstörerisches Licht gegen die Dunkelheit.
Aronts Kopf verschwand, zusammen mit Pelronts Unterarm.
Der Oberkörper mit dem rauchenden Halsstumpf krachte auf Pelronts Brust und gab den Blick frei auf Captain Lauro Invictus und den, von heiligem Licht erfüllten, Engelszorn. Lauro hielt die Waffe noch einen Augenblick auf Pelront gerichtet, bevor er sie senkte.
Immer wachsam.
Invictus und sein Sergeant nickten sich zu. Er wusste Pelront würde es ihm übel nehmen.
Der Einäugige hatte es als sein Vorrecht betrachtet, seinen Bruder zu töten.
Der Herr von Trupp Blutbad blickte an sich herab und verzog das Gesicht.
Nun war er auch noch der Einarmige.
Er würde Augmetik brauchen...