9.
Der Mann fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er schwitzte, und er war fett.
Es war ein Mensch, obwohl er vor Augmetik strotzte, so das man ihn leicht
für etwas anderes halten konnte. Zwei Servitor-Diener schlurften unterwürfig
hinter dem Grav Thron her, in dem der Fettsack saß. Der schwebende Sessel
wirkte lächerlich klein im Vergleich zur Leibesfülle des Mannes.
Die Maschinengeister des Apparates waren bemitleidenswert.
Der Mann war es gewohnt zu Befehlen, dass erkannte Captain Invictus sofort.
Er unterdrückte das kurze Bedürfnis vor der Gestalt zu salutieren.
„Ich bin Kanzler Paltren Kosch!“, stellte sich der Neuankömmling vor.
Er sprach undeutlich, wegen des Schlauches, der in seinen Mundwinkel führte
und ihn mit Nährstofflösung versorgte.
Paltren Kosch war kein zaghafter Mann. Er war den Anblick von Astartes gewohnt.
Doch als er den Anführer der Gruppe sah, wusste er, er war umsonst gekommen.
Es würde keinen Kompromiss geben. Nicht einmal Verhandlungen.
Ihm stand kein Edelmann gegenüber. Kein Held. Sondern ein Mörder.
„Captain Lauro Invictus, 3. Kompanie, Flesh Tearers, Adeptus Astartes.“, sagte der Mörder
und musterte Paltren Kosch, wie ein Stück Fleisch an einem Haken.
Und der Kanzler begann stärker zu schwitzen.
Bruder Sergeant Larken beobachtete den Fettsack angewidert. Er fragte sich,
warum sein Herr dieser Missgeburt gestattete zu atmen, anstatt ihr augenblicklich die schwarze Seele aus dem faulenden Leib zu schneiden. Der sogenannte Kanzler trug imperiale Siegelringe
an einer Kette um den Hals. Zeichen jener Autorität, die er längst verraten hatte,
und die zu klein geworden waren für seine Wurstfinger. Ein unangenehmes Geräusch
durchbrach die Stille, als er an seinem Nährstoffschlauch schlürfte.
Paltren Kosch war nervös. Er hatte seinen Verbündeten erklärt, dass es keinen Sinn hatte,
mit den Eindringlingen zu reden. Doch sie hatten darauf bestanden, also war er hier.
„Ihr seid umzingelt, Captain.“, stellte er fest.
„Na und?“, erwiderte Invictus gelangweilt.
„Wir sind in der Überzahl.“ Der Kanzler versuchte selbstsicher zu klingen,
doch die Astartes rochen seine Angst. Captain Invictus sah ihn unverwandt an.
„Na dann kommt und holt uns! Worauf wartet ihr?
Oder sind euch die Xeno-Freunde ausgegangen?“
Es folgte Gelächter im Trupp.
„So muss es nicht enden.“, stammelte der Fettsack.
„Doch. Genau das muss es. Ihr habt euch entschieden und tragt die Konsequenzen.
Wir sind die Konsequenzen! Nun geht zurück zu euren neuen Gebietern und sagt es ihnen.“
„Ihr werdet sterben.“, prophezeite Kosch und wendete seinen Grav Thron, um,
gefolgt von seinen beiden Dienern, zu einem der vier Ausgänge zu schweben.
„So sei es.“, sagte Invictus leichthin.
Zwei Bolter Schüsse hallten durch den Raum voller Leichen und zerrissen die Servitoren
in einer Wolke aus Blut. Kybernetische Einzelteile und Knochenstücke trafen die
Rückenlehne des Grav Throns und ließen ihn in der Luft schlingern.
Luzifer hatte gesprochen.
Paltren Kosch zuckte zusammen. Er verschluckte sich an seinem Nährschleim.
Grauer Speichel ergoss sich über sein Doppelkinn.
Die Angst zerrte an seinem fetten Leib.
„Die braucht ihr nicht mehr!“, knurrte Bruder Aront.
„Kanzler.“, sagte Captain Invictus unvermittelt.
Belustigung und Gier vermischten sich in seiner Fratze.
„Ich werde einen Kelch aus eurem Schädel machen, und jedes Jahr,
zum heutigen Tag, werde ich daraus trinken. Ihr dürft gehen.“
Die Brüder grinsten.
Paltren Kosch verließ die Leichenhalle. Er drehte sich nicht um.
Und für einen Augenblick zog er ernsthaft in Erwägung,
sich das Leben zu nehmen.