7.
Die Tearers schritten durch eine steinerne Pforte,
voller Schädelskulpturen, in einen weitläufigen Raum
mit hohen Wänden. Auch hier war keine Menschenseele.
Der Trupp bereitete sich auf den nächsten Hinterhalt vor.
Ein einsamer Servo-Schädel flog zwischen den vielen Säulen umher.
Seine Microrotoren summten leise, als er näher kam. Ein roter Lichtstrahl,
aus einer der Augenhöhlen, tastete die Astartes ab und das Gerät begann
aufzuzeichnen. „Holt ihn herunter!“, befahl Captain Invictus.
„Ich will sehen, was er sah.“ Larken gehorchte und holte den Schädel
aus der Luft. Die Stirn war mit Bannsprüchen und Litaneien graviert.
„Etwas Relevantes?“, fragte Invictus ungeduldig.
„Moment.“, murmelte Larken konzentriert. Kurz darauf ließ er den Schädel los.
Das Gerät drehte sich einmal um die eigene Achse, dann blieb es vor den
Astartes in der Luft stehen und begann mit der Projektion.
Dreidimensionale Gestalten aus grünem Licht durchquerten den selben Raum,
in dem sich der Trupp gerade aufhielt. Es waren Xenos. Lange, gezackte Schnauzen
und ein seltsamer, vogelartiger Gang, machten dies offensichtlich. Etwa fünf Dutzend
von ihnen, schritten auf eine Gruppe von Menschen zu und bildeten ein Spalier.
Dann folgte ein weiteres Dutzend. Ebenfalls keine Menschen, aber anders. Sie
waren kleiner und zierlicher, mit platten Gesichtern und weit auseinander stehenden
Augen. Alle trugen Waffen. Alle bis auf einen. Der trat nun vor und grüßte die Menschen
mit einer merkwürdigen Geste. Auch bei den Gastgebern trat ein Mann hervor.
Captain Invictus verzog angewidert das Gesicht, als der Mensch und das Xeno-Wesen
sich mit den Händen berührten. „Abschalten.“, knurrte er abgestoßen.
Der Herr der 3. Kompanie hatte genug gesehen. Es war Verrat an der eigenen Rasse.
Verrat an allem, was man ihn gelehrt hatte zu glauben.
Verrat an der Wahrheit des Imperators.
„Sendet das Datenmaterial zur Dunkles Verlangen, ich will wissen womit wir es
zu tun haben.“
„Wenn ihr erlaubt, Bruder Captain.“ Aront war vorgetreten.
„Sprich!“
„Es sind Tau. Ich habe auf Saul gegen sie gekämpft, vor eurer Zeit.“
„Taktische Einschätzung?“
„Starke Waffen. Schwaches Fleisch.“, verkündete der finstere Tearer knapp.
„Wie Eldar?“
„Keine Hexer, soweit mir bekannt ist, Bruder Captain.“
„Und die Anderen? Eine Subspezies?“
„Kroot, Bruder Captain. Verbündete. Sie kämpfen für Nahrung. Primitiv.
Gute Jäger.“
Captain Lauro Invictus zog eine Braue hoch. Darauf hätte er selbst kommen
müssen. Auch wenn er diese Xeno Art noch nie bekämpft hatte. Alle Informationen
über die Feinde der Menschheit waren fest in seinem Unterbewusstsein verankert.
Wie bei jedem Astartes. Warum konnte er nicht darauf zugreifen?
Der Raum war ein Tempel. Die Lumen an der Decke leuchteten durch die
staubige Luft und tauchten die Umgebung in schmutziges Zwielicht.
Es war still. Zu still. Und Captain Invictus wurde das Gefühl nicht los,
dass man ihn genau dort haben wollte, wo er war.
Der Raum war ein Quadrat mit vier Zugängen, einer auf jeder Seite.
Jeder Eingang wurde von einem Marine gesichert.
Lauro drehte ruckartig den Kopf, als er ein Zischen zu seiner Linken vernahm.
Es kam von Bruder Levont, der einen der Zugänge bewachte. Der Marine gab
Handzeichen und der restliche Trupp machte sich kampfbereit. Bruder Levont
war jung, fast noch ein Kind in Invictus Augen. Erst seit zwanzig Jahren trug
er die Gene des Engels. Seit zwölf Jahren diente er der 3. Kompanie und verehrte
seinen Captain. Nun lauschten sie Beide in den Gang, den Bruder Levont bewachte.
Ein kehliges Gurren, gefolgt von Klick Lauten. Zu leise für menschliche Ohren.
Etwas kam auf sie zu. Schlich sich an. Überaus geschickt. Captain Invictus klopfte
Bruder Levont auf die gepanzerte Schulter. „Blut ruft, Bruder.“, flüsterte er und deutete
auf das Bündel Fragment Granaten an Levonts Hüfte.
„Wir folgen!“, lächelte Bruder Levont unter dem Servohelm,
während seine Hand zu den Granaten wanderte.
Im selben Augenblick kamen Meldungen von den restlichen drei Zugängen.
Die Tearers waren umzingelt. Captain Lauro Invictus zog den Engelszorn.
Die Energiekammer der Pistole erstrahlte in grellem Blau,
als sich ihr Plasma Kern auflud, und ließ Lauros Fratze gespenstisch leuchten.
Manchmal war Buße das reinste Vergnügen.
Je ein zusätzlicher Bruder verstärkte Jene, die einen Zugang sicherten.
Der Rest bezog Stellung in der Mitte des Raumes. Im Kreis,
Rücken an Rücken, sehnten sie den Feind herbei.
Und der Feind kam.
Bruder Levonts Granaten detonierten. Warme Fleischfetzen flogen ihm aus
dem Gang entgegen und besudelten sein Rüstzeug. Es stank widerlich. Xeno Blut.
Die erste Kreatur, die folgte, wurde von einem Boltprojektil zerrissen.
Auch die Zweite, die Dritte und die Vierte. Weitere kamen.
Bruder Levonts Nebenmann lud nach, und Levont eröffnete das Feuer.
Die Xenos waren schnell, und sie waren Furchtlos.
Olivgrüne, ledrige Haut mit braunen Sprengeln spannte sich über sehnige Gliedmaßen.
Die langen, gezackten Schnauzen erinnerten an Geierschnäbel.
Sie trugen Projektil Waffen mit langem Lauf, der in einer Klinge endete.
Keine Rüstung. Nur Natur Materialien bedeckten ihre Körper.
Und sie stanken Bestialisch.
Die Zugänge waren nicht zu halten. Die Brüder wichen zurück.
Der Kreis aus Space Marines in der Mitte des Raumes deckte ihren Rückzug.
Nun bildeten die Astartes zwei Kreise, einen Inneren, stehend,
und einen Äußeren, auf den Knien. Der Raum war erfüllt vom Gekrächze,
und den Klick Lauten der Aliens, und vom ohrenbetäubenden Gebrüll der Bolter.
Bruder Levont sollte sich eigentlich zu seinen Brüdern zurückziehen.
Sein Nebenmann lag bereits auf dem Boden. Dem Tode nah, gab er nur noch
sporadische Schüsse ab. Auch Levont blutete. Unzählige Einschusslöcher
gaben seiner Rüstung eine neue Verzierung. Sein Bolter war nutzlos.
Ein Querschläger hatte ihn getroffen und den Lauf verzogen.
Bruder Levont raste vor Zorn. Etwas explodierte in seinem Inneren.
Etwas Rotes.
Er kämpfte mit blutiger Klinge, schreiend, wie ein Irrer, während sein
hoch gezüchteter Metabolismus Wunden schloss und die schlimmsten
Schmerzen betäubte.
Captain Lauro Invictus stand aufrecht in der Mitte des Kreises.
Ein Schmunzeln lag auf seinen zerstörten Zügen und das
Narben Gitter verzog sich, als er Bruder Levont beobachtete.
„Irgendwann erwischt es jeden.“, sagte Bruder Aront als er dem
Blick seines Herrn folgte. „Niemand entkommt dem Durst!“