Besh
"Fierfek! Ihr verdammten Feiglinge! Bleibt gefälligst stehen!", rufe ich vergeblich in Richtung des Zugs. Für was führen die einen Repetierblaster auf dem Zug mit? Nun ja, meine Mutter sagte immer: Es hilft nicht über verschüttete blaue Banthamilch zu jammern. Also konzentriere ich mich auf das wesentliche, suche eine halbwegs geschützte Position, gehe zwischen zwei massiven Bodenerhebungen in Stellung und nehme davon aus den Feuerkampf mit dem Feind auf. Hach, dass erinnert mich an glorreiche Zeiten des Galaktischen Bürgerkrieges. Damals hatte ich das natürlich nicht so empfunden, aber die zeitliche Distanz lässt einen das ganze schreckliche Blutvergießen in ein ganz anderes Licht erscheinen. Aber ich bin nicht hier, um in meiner Vergangenheit als eine von Shellys Gundarks im Roten Trupp zu schwelgen, sondern die aktuelle Bedrohung professionell und schnell zu erledigen. Ich ziehe Feuer und werde trotz guter Deckung getroffen. Aber zum Glück nur ein Streifschuss, der eine oberflächliche, wenn auch schmerzende Wunde hinterlässt.
In schneller Folge erledige ich im Gegenzug ohne weiteren Gegentreffer einen deckungslosen Läufer, einen in Deckung gehenden Räuber und dann den Rancorreiter, der inzwischen abgestiegen ist. Leider führt der junge Rancor geflissentlich den letzten Befehl seines nun toten Meisters aus. Und der besteht wohl leider daraus, uns zu töten. Edna hat derweil auch mehrere Piraten eliminiert, nur Shaka nicht, da ihr Karabiner nicht die notwendige Reichweite hat und sie offenbar nicht in der Lage ist, sich dem Feind angemessen zu nähern. Letztendlich ist nur noch ein Pirat übrig, der in stabiler Deckung offensichtlich darauf hofft, dass der Rancor uns erledigt und diese Vermutung ist nicht wirklich weit hergeholt. Ich weiß, dass diese Kreaturen unglaublich zäh und obendrein noch gepanzert sind.
Ich ziele, zentriere das Ziel, den Mittelpunkt des Torsos und drücke sauber den Abzug komplett durch. Zwei sonnenheiße Strahlen aus ionisiertem Plasma treffen den Torso und schlagen tiefe Löcher, was der Bestie zwar ein Brüllen entlockt, sie aber nicht langsamer werden lässt. Niemand hat gesagt, es würde einfach werden.
Shaka schießt mit ihrem Karabiner ebenfalls auf den Rancor, trifft und verwundet ihn. Edna gelingt es, ihn an der Hüfte zu treffen. Die Bestie strauchelt und fällt hin. Mehrere Meter schlittert die Kreatur über Geröll und Sand. Die aufgewirbelte Staubwolke sieht schon beeindruckend aus. Shaka schießt weiter und flieht dann, als sie nicht tödlich trifft. Brüllend richtet sich die Kreatur wieder auf und ist offensichtlich in keiner nachsichtigen Laune. Der arme Edna steht näher und bekommt die Wut der Kreatur voll ab, die mit einem wuchtigen Prankenhieb zuschlägt. Im hohen Bogen wird der Hapaner davon geschleudert und der Rancor setzt unbarmherzig nach. Die Bestie läuft nun quer zu mir und ich halte zu weit vor. Beinahe hätte ich den armen Edna noch getroffen, aber zum Glück liegt meine Garbe zu hoch für einen Menschen, der sich gerade wieder auf Beine hoch quält.
"Fierfek!", rufe ich aus und suche eine stabilere Position zum feuern. Wie durch ein Wunder kann sich Edna gerade so noch wegducken und der gewaltige Kiefer schließt sich mit einem ungesunden Geräusch an der Stelle, wo gerade eben noch der Hals des Hapaners war. Geschickt rollt sich der schwer verwundete Kommandosoldat ab und kommt wieder auf die Beine. Ich ziele, fokussiere mich und werde eines mit meiner Waffe. Dann drücke ich ohne zu denken ab und treffe den verdammten Rancor endlich in den Kopf. Aus mehreren Löchern quillt nun Dampf vom zerkochten Hirn und die Kreatur bricht einfach in sich zusammen. Das wäre wohl geschafft! Der Macht sei Dank! Nun ist nur noch einer der Angreifer übrig und ich sorge mitleidlos dafür, dass er das gleiche Schicksal wie seine Kameraden erleidet. Wir haben gesiegt und überlebt. Wenn manche auch nur knapp.
Wir lassen uns von Scav verarzten, der während unseres Kampfes dafür gesorgt hat, dass unser Rancor nicht aus dem Käfig entkommen konnte. Eine der Türangeln war gebrochen und Scavanger Bot 523 hat sie nun professionell geschweißt. Der Rancor ist inzwischen putzmunter, was das bergen des Käfigs nicht gerade leichter macht. Nach etwas hin und her gelingt es uns, den Käfig auf die Ladefläche zu wuchten. Es gibt hier noch einiges an Frachtgut. Aber da wir eine Belohnung für die Räuber von der Suul-Tanca Corporation wollen, die wir inzwischen säuberlich vor dem Zug aufgereiht haben, empfiehlt es sich nicht, hier huttisch einkaufen zu wollen. Immerhin erbeuten wir knapp hundert magere Credits und zehn Blastergewehre, die alle schon bessere Zeiten gesehen haben. Hätte mich mein Vorgesetzter bei der Allianz mit einer so schlecht gepflegten Waffe erwischt, hätte es aber so was von Strafdienst gegeben. Edna versucht noch Souvenirs von dem toten Rancor abzuschneiden, aber wirklich gut kann er das nicht. Dafür werden wir nicht viel auf dem Markt bekommen. Ist ja auch ein kleineres Exemplar als das auf Andura I.
Zwei Stunden nach Ende des Gefechts trudelt eine Einsatztruppe der Suul-Tanca Corporation aus fünf gepanzerten Gleitern ein. Drei der Fahrzeuge haben je einen auf der Oberseite montierte Repetierblaster, die anderen beiden sind Mannschaftstransporter. Da ich die Fabrikate nicht kenne, sind diese höchstwahrscheinlich aus hapanischer Produktion. Die Gardisten sind sichtlich froh, dass wir ihnen keine Arbeit übrig gelassen haben. Ein Offizier der Corporation gibt uns ein Dokument, dass wir dann in Sektor I abgeben können, um unsere Belohnung für die zehn toten Halunken einfordern können.
Nachdem die Formalitäten erledigt sind, können wir endlich nach Anthua aufbrechen. Der Schweber ist noch deutlich langsamer, als er aussieht. Scav meint, dass könnte auch am Rancor auf der Ladefläche liegen, dass wir nicht über hundert Sachen kommen. Hat er vielleicht gar nicht so unrecht, trotzdem bin ich von der Endgeschwindigkeit dieses Vehikels mehr als nur enttäuscht. So wie die ihre Waffen gepflegt haben, haben die auch ihr Fahrzeug behandelt. Wir haben dieser Welt wirklich einen großen Dienst erwiesen, diese Räuberbande ausgelöscht zu haben.
Anthua entpuppt sich als eine herunter gekommene Grenzsiedlung. Die Wände der Gebäude sind aus aufgeschichteten Naturstein, die Dächer sehen aus, als hätte jemand Platten aus Verpackungsmaterial mehr oder weniger geschickt zusammen getackert. Halbnackte Kinder werden gerade von ihren Mütter für das Abendessen eingefangen, als wir in den erbärmlichen Ort einfahren, der nach Aussage des Besucherzentrums etwas um die zehntausend Einwohner haben soll. Wir fragen uns durch, bis wir an Jorges Cantina verwiesen werden, wo sich Lordak aufhalten soll. Die Cantina sieht genau so schäbig wie der Rest von Anthua aus. Da fallen wir mit unserem Gleiter wahrlich nicht auf.
Die Cantina ist gut besucht. Minenarbeiter, die ihren Feierabendumtrunk genießen, dürften der Großteil der Kunden sein. Lordak entpuppt sich als ein Mann in den Fünfzigern, groß, breite Schultern und mit einem Gesicht gesegnet, als hätte ein Steinmetz versucht, ein Gesicht herauszuarbeiten und mittendrin die Lust verloren. Wenigstens kommt er in Begleitung von zwei jungen Männern mit, die seine Söhne sein dürften. Da sie deutlich besser aussehen, kommen sie wohl mehr nach ihrer Mutter. Weitere stämmige Männer, die am Tisch sitzen, sind wohl Freunde oder Angestellte. Der gute Mann ist von unserer Ware begeistert, will aber trotzdem den Preis drücken. Shaka interveniert erfolgreich, holt einen angemessen Preis heraus, erzählt aber etwas zu viel, was uns später irgendwann mal einholen könnte. Aber immerhin sind wir jetzt um 6500 Credits reicher.
Wir werden genötigt, an seinem Tisch mit Platz zu nehmen und werden zum Essen eingeladen, wozu wir nicht nein sagen. Rancor Burger mit Sernenfritten ist zwar einfach, aber ich mag diese Art von essen. Lordak bietet uns an, dass wir ihn Morgen begleiten können, wenn er seine Geschäfte tätigt. Das würde uns erlauben, neue Kontakte zu knüpfen. Da wir hier niemanden sonst kennen, ist das eine gute Idee und wir schlagen ein.
Anschließend höre ich mich etwas über Khardor um, den letzten Besitzer meiner Schwester. Die wissen hier sogar was über ihn. Khardor hat ein paar Jahre alleine in einer Ruinensiedlung in der Nähe gehaust. Vor etwa drei Jahren wären Söldner gekommen und hätten ihn abgeholt. Woher die kamen und wohin die gegangen sind, kann mir keiner verraten. Fierfek!
Offensichtlich hat er meine Schwester wahrscheinlich schon vor vielen Jahren weiter verkauft. Das ist durchaus frustrierend und es ärgert mich, dass es scheint, dass nach zwei Schritte nach vorne, es immer wieder drei Schritte zurück geht. Ich komme meiner Schwester einfach nicht näher! Das frustriert mich und am liebsten würde ich mich zur Besinnungslosigkeit betrinken. Aber ich bin zu diszipliniert dazu, mich einfach gehen zu lassen.
Wir verbringen die Nacht in einem schäbigen Hotel in der Nähe und schaffen am nächsten Morgen dann Edna zu einem Arzt, der sich die Wunde vom Rancor ansieht. Schon bald ist der Hapaner wieder wie neu. Wir treffen Lordak und seine Jungs beim beladen von einem Schienenclipper, also eine Frachttriebwagen, bestehend aus einem Steuerstand in der Mitte und zwei offenen Ladeflächen davor und dahinter.
Mit Lordak zusammen besuchen wir als erstes Mattis Schrottplatz im Ort. Hier gibt es so ziemlich alles. Drei leibhaftige Javas in ihren obligatorischen Kutten arbeiten an einem riesigen Droiden. Sie werden als die besten Mechaniker dieser Welt vorgestellt. Wen dem so ist, kann die Konkurrenz wohl nicht besonders groß sein. Sie haben gerade einen Ionenschildgenerator im Angebot. Besonders praktisch, wenn man in einem Ionennebel sich fortbewegen muss. So wie wir in dieser Sperrzone. Die wollen schlappe 5000 Credits für das Upgrade haben, inklusive Montagekosten. Die blaue Twi´lek Shaka Blen versucht sich mal wieder im verhandeln, verplappert sich aber so, dass wir froh sein können, nicht gleich am nächsten Sicherheitsbüro abgeliefert werden. Wir zahlen die 5000 Credits und die Javas verpacken fröhlich in ihrer obskuren Sprache schnatternd das Modul in eine große Transportkiste, die sie auf einen Frachtgleiter verladen. Sie zischen ab Richtung Bahnhof, um mit der nächsten Schwebebahn nach Landefeld zu fahren. Ich gebe Lyn Bescheid, dass drei Javas vorbei kommen, um einen Ionenschildgenerator anzubringen.
Wir klappern zwei weitere Adressen ab, die uns aber nicht wirklich was bringen. Dann fahren wir mit dem Schienenclipper nach Süden zu einem weiteren Werkstattkomplex. Das Gebäude besteht aus Permabetonelementen, Naturstein und zusammen getackerten Platten von Verpackungen. Hier haben die einiges an Waffen und Zubehör im Angebot. Leider sind wir etwas knapp bei Kasse, aber ich investiere 750 Credits in einen Vorderhandgriff und ein Zielfernrohr für mein A-280. Dazu noch ein Zielfernrohr für das DLT 19. Scav kauft sich eine Vibroaxt. Holla, die Axt im Raumschiff ersetzt den Serienmörder. Außerdem kaufen wir eine Granate, die ein Gas versprüht, welches einen Rancor augenblicklich in die Flucht schlagen soll. Ich hoffe mal, das funktioniert so, wie vom Hersteller gedacht. Wenn nicht, können wir wahrscheinlich keine Qualitätsmängel mehr geltend machen.
Nakagos wirre Gedanken
Der Kampf mit dem jungen Rancor war ziemlich heftig und hat ziemlich viele Treffer eingesteckt, bis er endlich tot war. Der arme Edna hat dazu noch eine kritische Wunde von dem Rancor kassiert.