Eine verhängnisvolle Affäre...

Rene von Carstein

Tabletop-Fanatiker
01. März 2002
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Mit diesem Titel könnte man am besten den düsteren Sumpf umschreiben, in dem sich unser Staatsoberhaupt gerade verstrickt. Mich wundert, dass noch kein anderer eine Diskussion dazu angeregt hat, aber ihr werdet ja sicherlich auch eine Meinung dazu haben.

Wie seht ihr die Verwicklungen zwischen Herrn Wulff und dem Privatkredit eines "guten Freundes"? Macht nicht jeder mal Urlaub auf Einladung seiner Kumpels? Muss man bei dem Versuch des Bundespräsidenten, die Berichterstattung zu manipulieren, nicht den fragen, wohin die Pressefreiheit gekommen ist? Oder wird hier eine an sich harmlose Sache (nicht zuletzt durch die Unbeholfenheit des Präsidenten, damit umzugehen) unnötig aufgeblasen?
Kann man einen solchen Präsidenten, der ohnehin schon auf sehr schwachen Füßen ins Amt gestartet ist, überhaupt noch dulden oder sollte man ihn zum Teufel jagen?

Ums gleich vorneweg zu nehmen: Ich war schon immer der Meinung, dass Wirtschaft und Politik wie siamesische Zwillinge miteinander verbunden sind und am Ende das Volk schon lange nichts mehr zu sagen hat. Sonst würden die abtretenden "Schwergewichte" der politischen Bühne nicht kurzerhand wieder in irgendwelchen Aufsichtsrats-, Beratungs- und Vorstandsposten auftauchen, um sich ihre verdiente Belohnung abzuholen.
Da ist die Affäre um den Bundespräsidenten keine große Überraschung.

Sollte der Herr W. tatsächlich versucht haben, Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen, dann verstößt er klar gegen die Pressefreiheit und gehört definitiv abgelöst. So was ist gefährlich für die Demokratie und kann auf gar keinen Fall geduldet werden.

Damit ist die Diskussion eröffnet.
 
Hier wird doch wieder eine Lappalie unnötig aufgeblasen.

In anderen Ländern geht es bei politischen Skandalen um handfeste Straftaten, Korruption, Unterschlagung von Steuergeldern in Millionenhöhe etc.
Bei uns regt man sich über einen Kredit unter Freunden auf... naja, das juckt mich nicht wirklich.

Auch die Anrufe bei diversen Zeitungen, um so die Veröffentlichung von unliebsamen Tatsachen zu verhindern sind nichts Neues und keine Erfindung von Wulff. Man denke da an Schröders Haarfärberei.^^
Seine "Verfehlungen" werden ihm nicht das Genick brechen, aber dass er sich beim Umgang mit dieser Medienkampagne jedoch wie ein Depp anstellt und jedes Fettnäpfchen gekonnt anvisiert hingegen schon.
 
Das Problem an der ganzen Geschichte ist, ähnlich wie bei Ex-Dr. zu Guttenberg,
das Wulff auch mit dieser Salamitaktik gefahren ist, also immer nur gerade das
zugegeben hat, was er ohnehin nicht mehr abstreiten konnte.

Hätte er von Anfang an mit offenen Karten gespielt, gesagt "Ja, ich hab Mist
gebaut, inzwischen den Kredit gegen einen mit normalen Konditionen bla bla
bla ..." oder dergleichen, dann wäre er aus der ganzen Nummer mit einem
blauen Auge herausgekommen. Aber durch diese Salamitaktik hält er zum
einen die Diskussion über das Thema in den Medien, eben weil es ständig was
neues zu berichten gibt, und er macht sich mehr und mehr unglaubwürdig, da
zunehmend ersichtlich wird, das er eben doch nicht ALLES erzählt hat.

Mit der Geschichte mit dem Versuch der Einflussnahme auf die Berichterstattung
der "BILD" und der "Welt am Sonntag" hat er sich sicherlich auch keinen
Gefallen getan, und dies wirkt noch ungleich schlimmer als der eigentliche
Privatkredit, da er so den Rückhalt in wirklich allen Medien verlieren dürfte.

Wirkliche Größe hätte er gezeigt, wenn er der Zeitung nicht mit Konsequen-
zen gedroht, sondern sie gebeten hätte, parallel zu dem Artikel eine Stellung-
nahme seinerseits abzudrucken, wo er direkt alle Karten auf den Tisch hätte
legen können.

Ich persönlich denke, das Wulff spätestens bis nächsten Montag zurück-
getreten sein wird.

Edit:
Hoffentlich wird dann Joachim Gauck sein Nachfolger. Der hätte es schon
2010 werden sollen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe es auch so wie Abe.

Ich als Niedersachse habe noch nie viel von ihm gehalten (als er hier Ministerpräsident war) und war von vorne herein skeptisch, ob er dem Amt gewachsen ist. Eigentlich war doch vielen klar, dass es vor allem ein taktisches Mittel von Merkel war, sich einen internen Konkurrenten um die Macht in der Partei, vom Hals zu halten. Er hätte mich auch vom Gegenteil überzeugen können, so stur bin ich da nicht 😉, aber nun gibt es wohl kaum noch eine Alternative zum Rücktritt.
 
Tja die Causa Wulff,
ich werde den Verdacht nicht los, dass hier ein Bauernopfer stattfindet. Mal unabhängig davon, was man von Wulff halten mag, mit einem Rücktritt würde er sowohl SPD als auch CDU vor ein Dilemma stellen. Er war schon zu seiner Wahl nur zweite Wahl und meiner Meinung nach auch das kleinere Übel im Vergleich zu Gauck. Doch wer sollte sich denn zur Wahl stellen? Der Mann ist schlicht ein typischer Vertreteer unseres politischen Systems. Egal in welche Partei man schaut, man findet überall Abhängigkeiten von der Industrie. Wulff steht exemplarisch am Pranger, wo sich eigentlich fast alle nahmhaften Vertreter der der großen Parteien hinzugesellen könnten. Sein taktisches Verhältnis zur Wahrheit und seine Nähe zu Maschmeier & co. hat vielleicht Geschmäckle, ist aber allenfalls ein kleines Ärgernis, gemessen an den Verfilzungen im alltäglichen Politbetrieb. Da schreiben Lobbyvertreter an maßgeschneiderten Gesetzen ihrer Klientel mit, Landesregierungen begünstigen Steuerflucht, indem sie allzu eifrige Fahnder kaltstellen, nahezu alle Parteien lassen sich ihre Parteitage durch die Industrie finanzieren et cetera et cetera... Das sind Dinge die auch ohne persönliche Vorteilsnahme ablaufen. Do ut des und manus manum lavat. Langsam werde ich zum Zyniker und behaupte, dass Politik schon immer so war und sich nie ändern wird. Wenn das so ist, ist jegliches politisches Engangement aus Idealismus Perlen vor die Säue.
 
Ich gehöre auch zu den Leuten die es so sehen wie Abe. Ja, der Privatkredit war vielleicht nicht vollkommen korrekt und ja man sollte auch nicht als Politiker auf kosten anderer Urlaub machen, aber das unsere Politiker im Normalfall in irgendeiner Art und Weise Lobbiisten sind, sollte jedem klar sein. Und solange es keine klaren Fälle gibt das er Geld für bestimmte Politische Entscheidungen bekommen hat, kann ich mit "Gefälligkeiten" leben, grad da, wenn sie wirklich befreundet waren, es wohl auch jeder Nachvollziehen kann.

Was mich aufregt ist der Umgang mit der ganzen Sache und wirklich auf die Palme hat mich der Bildanruf gebracht. Wenn der wirklich so gelaufen sein sollte ist Wulff für mich absolut untragbar.
 
Ach Leute, wenn die Gerüchte und Verschwörungstheorien im Netz stimmen kommt das beste erst noch:

http://infokrieginfo.blogspot.com/2011/12/wahrheit-oder-luge-war-bettina-wulff.html

Bettina Wulfs Tätowierungen könnten ein paar mehr Männer gesehen haben als man so annimmt 😀

Erwaitert wird das ganze nun um ne zusätzliche Dimension: angeblich ist das ganze der Bild schon längr bekannt, aber man hält die Finger still, "Würde des Amtes." Das die Springerpresse Wulff die Gefolgschaft gekündigt hat könnte bedeutendas sie ihn weg sehen wollen um das noch nachzuschießen...

Würde zwar nicht drauf wetten, wäre aber zu geil wenn da was dran wäre: endlich mal etwas leben in der Politik! muss man nicht immer neidisch auf die britischen Royals, Berlusconi oder den Mini-Napoleon gucken!
 
Bettina Wulfs Tätowierungen könnten ein paar mehr Männer gesehen haben als man so annimmt 😀
Völlig unaufregend, finde ich. Erstens, was kann Wulff dafür, er war ja nicht ihr Zuhälter? Zweitens, als Präsident auf Pressefreiheit scheißen ist allemal schlimmer, als Sex für Geld zu haben, mMn.

Aber ja, die Deppenrepublik wird das genau andersherum sehen. <_<
 
Naja, dass der Mann schon vor seiner Wahl ein Fehlgriff war, zeigt sich dann nun eben. Dass er sich allerdings gerade für die als Fehlgriff erweist, die ihn gewählt haben, dürfte eben diese sehr aufregen.

Mir ist es inzwischen fast egal, was da noch passiert. Der Präsident erfüllt gerade eben die Erwartungen, die ich vor seiner Wahl in ihn gesetzt hatte.

Frau Wulff würde ich aber mal ganz gepflegt raus lassen. Es ist vollkommen egal, was die vorher gemacht hat. Jetzt wird sie dem Beruf wohl nicht mehr nachgehen.
 
Bettina Wulfs Tätowierungen könnten ein paar mehr Männer gesehen haben als man so annimmt 😀
Und ich dachte immer, dass es die Politiker seien, die sich prostituierten... :teufel:

Ich glaube nicht daran. Und wenn schon. So lange das der Vergangenheit angehört, ist das vielleicht nicht vorteilhaft, schadet aber niemandem wirklich. Außerdem, was sollte der Staatsmann von Welt denn machen? Soll er sich jetzt von Pompeia äh Bettina scheiden lassen, da sie nicht über jeden Zweifel erhaben ist?

Ich bleibe dabei, das einzig wirklich gravierende neben den Ungeschicktheiten ist der Vorwurf, die Presse beiflusst versucht zu haben.
 
Der Präsident erfüllt gerade eben die Erwartungen, die ich vor seiner Wahl in ihn gesetzt hatte.

Ja, keine. Mich hat eigentlich nur gewundert, dass man das Präsidentenamt als Parkposten missbraucht hat und nicht irgendwas im Europaparlament 😉.

Mich persönlich stört das mit dem Privatkredit gar nicht mal so, er hat das Geld ja nicht geschenkt bekommen (das hätte IMO deutlich mehr Geschmäckle) und nur weil man Politiker ist, einen Bankkredit aufnehmen zu müssen, obwohl man sich das Geld auch anderweitig günstiger leihen kann, wäre doch merkwürdig. Privatleute pumpen sich auch gegenseitig Geld.

Aber die unglaublich dämliche Art und Weise, das Ganze zu handhaben und an der Pressefreiheit zu rütteln geht gar nicht.

Ansonsten siehe Abe.

Bettina Wulfs Tätowierungen könnten ein paar mehr Männer gesehen haben als man so annimmt

Egal obs stimmt oder nicht, ist auch nur ein Job. Bloß nicht künstlich aufregen.
 
Hier wird doch wieder eine Lappalie unnötig aufgeblasen.

In anderen Ländern geht es bei politischen Skandalen um handfeste Straftaten, Korruption, Unterschlagung von Steuergeldern in Millionenhöhe etc.
Bei uns regt man sich über einen Kredit unter Freunden auf... naja, das juckt mich nicht wirklich.

Auch die Anrufe bei diversen Zeitungen, um so die Veröffentlichung von unliebsamen Tatsachen zu verhindern sind nichts Neues und keine Erfindung von Wulff. Man denke da an Schröders Haarfärberei.^^
Seine "Verfehlungen" werden ihm nicht das Genick brechen, aber dass er sich beim Umgang mit dieser Medienkampagne jedoch wie ein Depp anstellt und jedes Fettnäpfchen gekonnt anvisiert hingegen schon.

Was interesieren mich Politiker in anderen Ländern ? genau ein Schiess.

und ne "Lappalie" ist das ganze auch nicht, das bestätigt nur was viele von uns schon lange vermuten und zwar das politiker und diverse andere Kreise die Medien "kontrolieren"