WHFB Erzfeide

Ich freue mich gleichsam über euer Lob, wie ich beschämt bin, euch so lange einfach kaltherzig warten haben zu lassen. Hiermit möchte ich mich von ganzem Herzen dafür entschuldigen....

Ebenso möchte ich mich dafür entschuldigen, dass in der langen Zeit meiner "Künstlerischen Pause" sowohl mein Stil als auch meine Kreativität vermutlich enorm gelitten haben... Doch kann ich euch allen versichern, dass ich mich bemühen werde an meine alten Maßstäbe anzuknüpfen; Natürlich noch nicht mit den ersten Kapiteln, doch bekannterweise macht ja Übung den Meister...So, ich hoffe ihr alle könnt Euch überwinden, die neuen paar Teilchen ein wenig zu genießen, und ich verspreche euch auch, dass ihr nicht lange auf die nächsten zu warten braucht...

Das Kapitel 22; Aller Arbeit Lohn

Talos:

Es war herrlich. Mit jedem Jubelruf fühlte er sich stärker und er hatte das Gefühl nun seit langer zeit endlich wieder etwas richtig gemacht zu haben. Und doch schritt mit diesem wunderbar süßen Geschmack des Sieges auch ein bitterer, herber einher, der bei ungenauer Dosierung den süßen gänzlich verblassen lassen konnte. Und mit jedem Mal, wenn der eine anstieg, wuchs auch der andere an, stieg in ihm auf, und vergiftete seine Gedanken wie ein ständig an Größe gewinnendes Geschwür. Wieso war es so leicht gewesen? Natürlich, die Schwierigkeit des Unterfangens an sich konnte gar nicht angezweifelt werden, und es war sogar so riskant gewesen, dass der Erfolg ständig in einer Federleichten Wagschale hin-, und her geschwungen war. Doch genau das war es, was den Vampir zum Zweifeln brachte. Man hätte ihm bloß einen einzigen gut platzierten Stock zwischen die Beine werfen, und ihn somit zum Fallen hätte bringen müssen, und alles wäre gescheitert. Das zierliche Kartenhaus wäre in sich zusammengefallen, und hätte alle darin Beteiligten mit sich in den Abgrund gerissen. Und doch war es gewesen wie eine Schnitzeljagd, in der jener, der alles durchdacht hatte jedes Mal einen kleinen fetzen Pergament für ihn zurückgelassen, nur um ihm zu zeigen, dass er zu spät war, und ihm dennoch einen Hinweis auf den nächsten Schritt zu geben. Und das war äußerst ungewöhnlich, schließlich war sein Gegenspieler einer der schwierigsten Gegner überhaupt, und seit Jahrhunderten beherrschte er dieses Spiel, in welchem sich Talos und der Rest der Welt nun wieder fanden. Und es ließ ihm keine Ruhe, dass er den ersten Bauern seines Gegners schlagen hatte können, ohne dabei selbst einen schwerwiegenden Fehler zu machen. Doch Zeit sich zu sorgen war später; Nun musste er den Schein einer heilen Welt aufrechterhalten, und sich ein wenig feiern lassen. Außerdem konnte er ohnehin nichts unternehmen, ehe er auf den Zug seines Gegners antworten konnte. Außerdem galt es jetzt zu gefallen, damit ihm dann, wenn die Zeit des nächsten Zuges gekommen war, die nötigen Mittel zur Verfügung standen. Er blickte sich kurz um, und als er bemerkte wie viele jubelnde Hände sich ihm entgegenstreckten, kostete es ihn auch nur ein äußerst geringes Maß an Überwindung, ehe er sich zu einem Lächeln zwang, und sich mit weit geöffneten Armen seinen Weg durch die Menge zu bahnen. Schnurstracks schritt er auf ein Gebäude mit reichlich verzierter Fassade zu, und noch ehe er dort angekommen war, schwangen bereits die Torflügel in weitem Bogen auf, und eine schiere Prozession aus Wachsoldaten, Adeligen und anderen hohen Beamten ergoss sich auf die ohnehin bereits überfüllten Straßen und Plätze Altstadts. Die Gardisten, gehüllt in Rot-Orange Gestreifte Uniformen und einen auf Hochglanz polierten Brustpanzer, trugen allesamt schwarze Hüte mit breiten Krempen und einer Pfauenfeder, und mit ihren langen Hellebarden schnitten sie die Gruppe vom Pöbel ab, und sicherten so ihr Geleit, während fleißige, in Samt und Seide gehüllte Aristokraten wie emsige Ameisen einen groß gewachsenen Mann umschwirrten, der ohne Zweifel großes Ansehen genoss. Talos konnte sich ein Zwinkern in Richtung dieser Person einfach nicht verkneifen, und es dauerte nicht lange, bis sich eben jene mit einem freundlichen Gesichtsausdruck auf den Vampir zu bewegte. Ja, so war es gut. Sollte er nur herkommen, auf dass alle hier im Hofstaat vernahmen, dass es in Wahrheit keine Armee gewesen war, die den Krieg gewonnen hatte, sondern bloß... Taktische Brillanz. Der Fürst von Le Mort musterte den vielleicht mächtigsten Mann aller bekannten Kontinente für einen kostbaren Augenblick. Alleine seine Statur ließ vermuten, dass man ihn trotz seines bereits fortgeschrittenen Alters keineswegs unterschätzen durfte, und sowohl seine gleichsam robuste wie edle Kleidung als auch sein Schlachtgegeberbtes Antlitz unterstrichen dies nur all zu deutlich. Er trug schwere Reiterstiefel, welche in eine schlicht gehaltene Reisehose mündeten. Über ein Beiges Wams hatte er einen goldenen Brustpanzer geschnallt, und in gleißendem Licht erstrahlte der Komet Sigmars auf dem in feinster Handarbeit geschmiedeten Metall. Das Haar des Mannes hatte vermutlich schon vor langer Zeit seinen jugendlich Goldnen’ Farbton einem grauen, doch edleren preisgeben müssen. Noch immer wallend hatte er seine Mähne mit einem auf den ersten Blick grobschlächtig wirkenden Diadem gebändigt, das bei genauerer Betrachtung jedoch phantastische Verzierungen aufwies. Unter dem ebenfalls ergrauten Bart des Mannes konnte man schmale, und dennoch keineswegs harte Lippen erahnen, welche sich zu einem Lächeln verzogen, just als Talos ehrfürchtig vor ihm auf die Knie fiel. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie sich eine ihm über die Maßen bekannte Person dem Menschenauflauf näherte. Er musste sich zwingen, das innerliche Grinsen nicht auch auf seine Physische Form zu übertragen. Noch so jung war der Knabe, und doch schien er die einzige Figur auf dem Feld zu sein, die den entscheidenden Schlag führen konnte. Ein kräftiger, doch keinesfalls gewaltsamer Druck an seiner Schulter veranlasste ihn dazu, seinen Blick geringfügig zu heben. „Erhebt Euch, Talos Schicksalsbote. Nicht Ihr seid es, der auf den Knien liegen sollte.“ Obschon er große Teile seiner Kräfte darauf anwandte möglichst emotionslos zu erscheinen gelang es ihm doch nicht das kurze Aufflackern eines hämischen Grinsens zu unterdrücken. Um jedoch nicht unhöflich zu erscheinen richtete er es in gekonnt tückischer Manier an den einzigen Punkt in der versammelten Masse den er kannte; Einen jungen, bretonischen Herzog. Der kurze Ausbruch ermöglichte ihm jedoch, dem Mann mit angemessen kühlem und bedingungslosem Ton zu antworten. „Wie Ihr es wünscht, Imperator.“



Das Kapitel 23; Herzblut.

Lorren:

Nein, das konnte nicht geschehen sein. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, das ER hier war. Und dann sollte ER auch noch entscheidend zum Sieg beigetragen haben? Loren war zutiefst erbost. Der Herzog hatte unentwegt auf den Schlachtfeldern für das Wohl des Imperiums und der freien Welt gekämpft, hatte sein leben riskiert, sein Aussehen geopfert, und nur all zu oft sein Glück herausgefordert, nur um von der Person die er am meisten hasste mit einem süffisanten Lächeln bedacht zu werden. Nein. Wo war dieser verfluchte Blutsauger gewesen, als die siebzehnte Kompanie bei Grimmwald in schwerem Feuer gelegen war? Wo war er gewesen als Fort Ratnick gefallen war, nachdem dort sieben Kampfverbände Tagelang dem Ansturm der Feinde getrotzt hatten, ehe sich das Dutzend Überlebende auf den Weg nach Altstadt gemacht hatte? Durch Wind und Donner waren sie geritten, und er selbst, Lorren, herzog Le Manes war an ihrer Spitze gewesen. Und wo war der Vampir gewesen, als die Schlacht auf den Feldern von Sonnheim gewütet hatte, die tausende Ehefrauen zu Witwen, und ebenso viele Kinder zu Waisen gemacht hatte? Wo war er gewesen, als draußen im Kampf ein Meer aus Blut, und hier, beim Einzug ein Meer aus Tränen geflossen war? Hatte er die Gesichter der Soldaten gesehen, gehüllt in massengefertigte Rüstungen, in deren Gesichtern sich Sorgenfalten gebildet hatten, die selbst jene, welche das Leben zuvor geschlagen hatte überdeckten? Hatte er ihre träumerischen Augen gesehen, als sie vor der Schlacht noch ein letztes Mal in den Erinnerungen an ihre Heimat, ihr Zuhause, An Frau, Kind und Kegel schwelgten, und hatte er den traurigen Ausdruck gesehen, den sie annahmen, ehe sie ihren letzten Atemzug ausstießen, und all ihr Gedankengut, ihre Erinnerungen an die Vergangenheit und ihre Hoffnungen für die Zukunft mit einem Mal verblassten? Hatte er die Hunderten, schmutzigen, in Lumpen gehüllten, Frauen, Greise und Kinder gesehen, die mit ihren eingefallenen, rußigen Gesichtern und klaren Tränen in den Augen verzweifelt Ausschau nach ihren Männern, Söhnen und Vätern hielten, während sie vor ihren schäbigen Unterkünften standen, und den vorüber ziehenden Tross beobachteten? Nein, da war sich Lorren sicher. Der Bastard von Le Mort hatte das Leid, welches im Kielwasser dieses Krieges einher geschritten war mitnichten ertragen müssen. Und doch verwunderte es den Jungen Herzog, als der Verfluchte selbst sich seinen Weg durch die Menge bahnte, und schnurstracks mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen auf ihn zukam. Aus purem Reflex spannte sich seine Körperhaltung an, als erwartete er einen Angriff, und instinktiv wanderte seine Rechte zum Knauf seines Floretts, als ihm seine Sinne jemandes gewahr werden ließen, der in seinem Rücken im Begriff war sch ihm ebenfalls zu nähern. Lorrens vom Gefecht noch aufgerüttelter Geist fühlte sich entzweigerissen, da er nicht wusste, welcher potenziellen Gefahr er ein größeres Maß an Aufmerksamkeit schenken solle. Noch immer nervösen Blickes beschloss er, dass es vermutlich besser, und vor allem angebrachter wäre, abzuwarten, und so war seine Miene wesentlich gelassener, als sich vor ihm zwei durchwegs bekannte Personen aufbauten, willens eine Konversation in diesem Dreier Rahmen zu führen. Der Fürst von le Mort, bleich und düster zugleich, und der König Bretonias, strahlend und heldenhaft, und es war auch dieser, der als erster das Wort ergriff. „Lorren. Talos“. Mit wachsamen Augen musterte er die beiden Recken, und sein reiner Blick drang Lorren bis ins Herz. Doch sehr zur Überraschung des jungen Bretonen war es der Fürst Le Morts, dessen sich der König zuerst annahm. „Es erfüllt mein herz mit Freude Euch hier nun endlich anzutreffen, alter Freund.“ Freund? Hatte Lesant von Parravon, der erste Mann Bretonias soeben diesen Landesverräter und Mörder als Freund bezeichnet? Noch ehe Lorren auf dies reagieren konnte, fuhr Lesant fort: „Eure Nachricht erreichte mich gerade rechtzeitig, wie ich sehe. Doch Ihr tatet gut daran mich zu konsultieren.“ Der Zunehmend ernste Tonfall in der Stimme des Mannes ließ auf große Wichtigkeit schließen. „Und was Euren bleichen Boten anbelangt;“ Die Miene des blonden Recken hellte sich deutlich auf, und er konnte ein sanftes Lächeln nicht unterdrücken. „Ihn, und eine Vielzahl an Bauern und Landsknechten habe ich entsandt um Euer Fürstentum zu bemannen.“ Verwundert zog der Vampir eine Braue hoch, was das Lächeln Lesants nur noch intensivierte. „“Es gibt dort Straßen zu pflastern, ein Schloss hochzuziehen, und Felder zu bebauen. Doch nun bitte verzeiht, Fürst Talos, denn es verlangt mich stark unter vier Augen mit meinem ersten Herzog zu sprechen.“ Mit einem knappen Nicken deutete der hagere Mann an, verstanden zu haben, und zog sich mit einer zackigen Verbeugung rasch zurück. Noch im Vorbeigehen warf er Lorren einen erheiterten Blick zu, und deutete ihm mit einem Zwinkern, dass sie sich ohne Zweifel später noch unterhalten würden. „Lorren Le Cornaille. Ich bringe wichtige Kunde für Euch. Kunde von jener, die mein Reich ist.“ Des Herzogs vernarbtes Herz beschleunigte seinen Schritt, als Lesant fortfuhr von seiner Herrin zu berichten. „Der erste Teil Eurer Aufgabe, so sagt sie, sei vollendet und erfüllt. Doch, und gedenkt meiner Worte gut, denn auch ich habe ihre Queste gemeistert; Die Erste ist bloß eine unter vielen.“ Diese Warnung konnte Lorrens Freude jedoch nicht im Geringsten trüben, und er war nur noch aufmerksamer, als der Herr Bretonias an eine Seite trat, und begann ihm möglichst unauffällig ins Ohr zu flüstern: „Sie hat mir aufgetragen Euch Eure zweite Aufgabe zu überbringen... Und mein Geist steht mir danach Euch hierbei ein wenig beizustehen. Ich habe beschlossen, nicht vor Ende des nächsten Winters in mein geliebtes Reich zurückzukehren. Es steht mir nach Abenteuern, Lorren, Abenteuern an Eurer Seite. Das Regieren überlasse ich besseren Männern.“ Fragend zog der junge Herzog eine braue hoch: „Besseren Männern?“ Ein liebliches Lächeln umspielte die Lippen des Regenten, als er zwinkernd antwortete; „Männern, die größeres Interesse und Können hegen, sich mit Politischem Firlefanz herumzuschlagen, als ich es tue.“ Von weitem müssen sie ausgesehen haben wie zwei Brüder, der eine älter als der andere, welche sich gerade neckische Scherze über beleibte Aristokraten, und pikante Geschichten über angeblich unbescholtene Burgfräulein erzählten, und dabei versuchten selbst möglich unbescholten zu wirken, als sie verschiedenste Neuigkeiten austauschten. „Nun, um wieder zu Eurer, und somit auch meiner Pflicht zurückzukehren; Erobert die schöne Alva, so wie sie Euer Herz in Kürze erobern wird.“ Noch ehe der verblüffte Jüngling weitere Fragen stellen konnte, hatte sich Lesant bereits mit einem „Ihr werdet schon sehen; Entschuldigt mich nun bitte...“ an ihm vorbei geschoben, und sich ins Getümmel gemischt. Lorren war unsicher. Lange noch blickte er in das Geschehen vor ihm, musterte die Fremd anmutenden Aristokraten in ihren prunkvollen Roben, welche sich inmitten dieses gewaltigen Platzes ein Stelldichein gaben. Er betrachtete den breitschultrigen Regenten des Imperiums, wie sich dieser angeregt mit Lesant unterhielt, ehe er fernab Talos erblickte, wie sich dieser umringt von neugierigen Jungadel sichtlich unwohl fühlte. So sehr war er darauf bedacht die Ereignisse vor ihm im Auge zu behalten, dass er die drei Gestalten gar nicht erst wahrnahm, welche sich ihm sorgsam und bedacht von hinten näherten. Erst als sich einer zu seiner Linken, einer zu seiner Rechten, und der Dritte just vor ihm einfanden zuckte er überrascht und erfreut zugleich zusammen. Ehrfürchtig wichen große Teile der Menge zurück, und Gemurmel wurde laut. Lesant kannte die drei gut, zumindest so gut, wie man drei äußerst Imposante Personen binnen weniger tage kennen lernen kann. Er konnte zumindest sagen, dass der Grundstein für eine Freundschaft mit den drei Brüdern gelegt war, und auch konnte er sich eingestehen, dass ihm dies keineswegs widerstrebte. Das angespannte Schweigen hielt nur wenige Augenblicke an, ehe eine feurige Konversation, durchdrungen mit freundschaftlichen Sticheleien und tief greifenden Scherzen entbrannte. Man gelangte von fernen Ländern und Sitten über die prunkvollsten Geschmeide, bis hin zu den Zwergen, über welche, und im Besonderen über deren Frauen, eine Vielzahl an erheiternden Spitzeleien getätigt wurde. Und ebenso als Lorren sich gezwungen sah, sich vor Lachen gebeutelt zu schütteln, und seinen Kopf in den Nacken zu werfen, geschah es, dass sein Blick über die Palastfassade schweifte, und an einem Engel hängen blieb. Der junge Herzog hatte in seinem Oleben bereits nahezu alles gesehen, was dieses zu bieten hatte, doch nie zuvor hatte ihn irgendetwas dermaßen aus der Bahn geworfen wie der Anblick, welcher sich ihm nun darbot. Nie zuvor hatte er etwas erblickt, das diesem Geschöpf der Götter auch nur annähernd das Wasser reichen konnte. Und so, als er verloren in seinen Gedanken vor sich hinmurmelte, wer dieses Wesen sei, nahm er voller Verblüffung wahr, dass einer seiner drei Gefährten ihm auf die Frage, die er mehr zu sich selbst gestellt hatte Antwort gab. „Dies ist Alva. Unsere Schwester...“


Das Kapitel 24; Regnum Obscuritae:

???:

Im düsteren Schatten des Zwielichts tanzten sie. Verspielt zogen sie ihre Kreise, strichen sanft durch die Luft, zwangen die materielle Welt sich der anderen zu beugen, mit ihr eins zu werden. Immer wieder brachen neue Kreaturen aus dem Ätherium hervor, schlossen sich ihnen an, und verbreiterten so die Stellen der Verschmelzung. Im unnatürlichen Luftzug ihrer Bewegungen wiegten sich kleine verzückte Flammen von tausenden Kerzen hin und her, ließen ihren Schein über das gewaltige Kirchenschiff wandern und veranlassten boshafte Schatten die sich ständig ändernden Wände des Doms zu überfluten. Aus verbotenen Weihern ringsum flossen spektrale Energien die Säulen hinab und reflektierten en allgegenwärtigen Schimmer in allen Farben des Regenbogens. Und doch wohnte dieser Faszination nichts Heiliges inne. Um das Deckengemäuer hatte sich eine Ansammlung aus zigtausend Seelen gebildet, und diese heulten, und jammerten; mit lautlosen Stimmen schrieen sie all die Pein, die sie zu erleiden hatten in die Welt hinaus, reckten ihr ihre zarten, durchsichtigen Hände entgegen, in der Hoffnung entfliehen zu können, doch all ihre Gebete blieben unerhört, denn hier war an diesem tage nur ein Gott zugegen, und dieser hegte an der Linderung dieses bittersüßen Schmerzes, den er heraufbeschworen hatte, und der ihm so sehr verzückte kein Interesse. Nein, dieser Gott saß dunkel und drohend am vordersten Punkt der Halle, und ließ seine Hände geschickt über eine Vielzahl an unverzierten Tasten tanzen. vor ihm ragten in breitem Bogen gigantische Rohre auf, und jede kleinste Bewegung seiner Finger löste dumpfes Dröhnen von gewaltigen Ausmaß aus, welches von den Schnittstellen der Welten gierig aufgesogen, und kurz darauf völlig, bis zur Unkenntlichkeit verändert wieder ausgespieen wurde. Diese Orgeltöne bildeten, vereint mit dem ständigen Sausen des unnatürlichen Windes, dem schrillen Geschnatter der spektralen Kreaturen, den unheiligen Schreien aus dem Ätherium und den grausigen Geräuschen, welche von der verzerrten Seelenmasse ausgingen eine Melodie, in der sich sowohl Verwirrung im Leben, als auch Ordnung im Tod widerspiegelten. Alle Elemente spielten auf überirdische Weise zusammen, und beeinflusst von den Energien, welche durch diese archaischen Klänge hervorgerufen wurden, verschwammen die Grenzen der materiellen Welt, und jener, die einst hinter ihr verborgen lag immer mehr. Linien verschlungen sich ineinander, und immer mehr seltsam anmutende Gestalten reckten neugierig ihre Köpfe durch die neu entstehenden Pforten , und setzten erfüllt von vorsichtiger Verzückung über. Unbeeindruckt von alledem setzte der Dunkle Gott sein Spiel fort, und je mehr dieser Geschöpfe sich um ihn versammelten, desto inbrünstiger wurde sein Spiel. In schierer Ekstase geiferten die Kreaturen, als der Dunkle zu seinem furiosen Finale ansetzte, das in einem gewaltigen Donnerknallen in sich zusammenfallender Welten gipfelte. Gleißende Gischt erhellte das gesamte Kirchenschiff, und Funken, weißer, unverfälschter Energie stoben von überall durch den Raum. Als sich das Licht wieder gelegt hatte, war das Gebäude nicht wieder zu erkennen. Die Wände schimmerten in transparentem Glanz, und anstelle einiger kleiner Pforten schien nunmehr der ganze Tempel zu einem einzigen Portal Geworden zu sein, und ein ständiges Kommen und Gehen von verschiedensten Geschöpfen und Geistern herrschte. Inmitten des Saales waren sechs Statuen erschienen. Gemeißelt aus weißem Marmor, hatte jede von ihnen in etwa die Größe eines Menschen, und unzählige Details hauchten ihnen Leben ein. Im Kreis standen sie, doch tat sich zwischen ihnen eine Lücke auf, die wohl genug Platz für eine siebte Statue bot. Gestalten aus dem Ätherium umschwirrten, und liebkosten sie in ständigem Wechselgang. Ein wölfisches Grinsen breitete sich auf dem Gesichte des Dunklen aus, als er sich erhob, und mit weit geöffneten Armen auf die Lücke zuschritt. Sein nachtblaues Gewand wallte weit hinter ihm her, und seine vor Freude weit geöffneten Augen musterten jede der Statuen genau, als er seinen Platz an der siebten Stelle einnahm. Ebenso wie er es mit den Statuen tat, blickten auch diese mit wachen Augen auf ihn nieder, schätzen jeden seiner Züge genau ab, ehe sie ihre lebendigen Augen wachsam auf ihm ruhen ließen. Lange ließ der dunkle seinen Blick in der Runde schweifen. Die Statue zu seiner Linken zeigte einen Edelmann in prunkvollen Gewändern, dessen Miene und erhaben war, ohne auch ur den kleinsten Funken Arroganz aufzuweisen. Schmerz und Trauer erfüllten den Dunklen für einen Augenblick, als er des Schicksals dieses Mannes gedachte. Die nächste Statue war deutlich kleiner als die erste, und ihr Gesicht lag zu großen Teilen unter ihrer steinernen Kapuze verborgen. Die dritte zeigte eine wunderschöne Frau, und wo bei der vorigen nur wenige Teile nicht von Kleidung verhangen waren, schien es bei dieser genau umgekehrt zu sein. Ihr folgte ein großer Krieger in schwerer Rüstung, und sein Blick ward von ähnlicher Schärfe wie sein Schwert. Die Vorletzte Statue war das Bildnis eines wölfischen Mannes, welcher einen langen Mantel um die Schultern geschlungen hatte. Zur Linken des Dunklen musterten ihn die Augen einer weiteren Frau, doch ungleich der anderen war diese gekleidet wie eine Amazone. „Brüder und Schwestern!“ Bedeutungsschwer hingen diese Worte in de Luft, und der Hagere schien jeden Moment dieses dramatischen Augenblickes auszukosten, ehe er fortfuhr. „Es erfüllt meinen Geist mit Freude, zu sehen, dass hier nun alle, das erste Mal seit Jahrhunderten an einer Übereinkunft teilnehmen.“ Tief aus der Unendlichkeit selbst schien die Antwort zu kommen, welche mit der süßlich zynischen Stimme einer Frau erfolgte: „Nun, ich denke ich kann für alle hier anwesenden sprechen, wenn ich sage, dass wir nur deshalb so zahlreich erschienen sind, Bruder, weil uns der Ort, von dem du uns riefst nicht verborgen geblieben ist.“ Ein sanftmütiger Blick, der jenem ähnelte, den ein Schmied dann aufsetzt, wenn er seinem Lehrling erläutert, dass es sehrwohl einen Sinn ergibt, warum er kein Wasser, sondern Öl verwendet, um die Klinge zu kühlen schien als Konter auf diesen Ausbruch zu genügen, denn als der tiefe Bariton eines Kriegers ertönte, wohnten dieser bloß Überraschung und Neugier inne, wohl aber keinerlei Argwohn. „Du riefst uns aus der Heimat, Bruder, doch sag uns; wie kamst du an den Wachen vorbei?“ Die Augen der Statuen tauschten verwirrte Blicke, als der Dunkle in schallendes Gelächter ausbrach. „Die Wachen sind darniedergeworfen, zerfallen zu Staub.“ Mit einem Mal wurde es totenstill im Gebäude. Ungläubig rissen die Statuen ihre Augen auf, und die Geschöpfe, welche sie noch zuvor liebevoll umgarnt hatten, wichen nun angsterfüllt vor ihnen zurück. Es war eine traurige Stimme, welche als erste das Wort ergriff, und alle, die die Stimme hörten, wussten um ihr Schicksal bescheid. „Dann sag uns Bruder, wer es war, der die Wachen niederwarf, und wer sie zu Staub zerfallen ließ, da doch unser aller Versuche einst scheiterten...“ In der Antwort des Dunklen fand sich keine Arroganz, und ebenso wenig Stolz, bloß ein wenig Scham. „Es war die Zeit, mein Bruder, die sie begrub, vermodern ließ, und all ihre Zauber brach. Es war die Zeit, die unsere Heimat von ihnen befreite,... und ebenso ist es an der Zeit heimzukehren... Heim... Nach Lamiah.“
Mit einem donnernden Knall schlugen die beiden Torflügel aus Ebenholz auf, und die Angeln ächzten unter dieser Belastung laut. Auf der Stelle erloschen die Augen der Statuen, und Zorn brannte in denen des Dunklen, als er herumfuhr, und die große Gestalt anfunkelte, welche sich soeben Zutritt verschafft hatte, und nun harschen Schrittes auf ihn zukam. „Lamagor!“ Die Stimme des Dunklen hallte hasserfüllt und mächtig zugleich von den viskösen Wänden wider, und veranlasste den Eindringling auf der Stelle auf die Knie zu fallen. „Verzeiht meine harsche Ankunft, doch ich bringe schlechte Kunde, mein Herr...“ Der Zorn im Gesicht des Unbekannten wich, und an seine Stelle trat Erheiterung, als er fragend eine Braue hochzog. „Eure Legionen... mein Herr... Ich habe versagt! Eure Legionen sind vor Altstadt geschlagen, und bis auf den Letzten Mann aufgerieben worden.“ Die Miene des dunklen hellte sich bei dieser Antwort deutlich auf, und seine Stimme war erfüllt von Sarkasmus, als er darauf antwortete. „Meine...Legionen?“ Deutliche Überraschung spiegelte sich in Lamagors Antlitz wieder, und offenbar dachte er darüber nach, ob, und wenn ja was er auf diese Frage antworten sollt, als ihm dies bereits abgenommen wurde. „Lamagor. Ihr wolltet soeben sagen, dass Ihr Euer Möglichstes getan habt um zu siegen, aber dass einfach zu viele unvorhergesehene Dinge eingetreten sind, und Ihr Euch so gezwungen saht, Euch geschlagen geben zu müssen. Weiters wolltet Ihr uns mitteilen, dass der Feind neuerdings über eine Vielzahl an fähigen Generälen verfügt, was ja schließlich nicht vorauszusehen war. Und als Entschuldigung wolltet Ihr uns damit vertrösten, dass Ihr große Wunden in das Imperium gerissen habt.“ Lamagor war verwirrt. Es war nicht die harte Stimme seines Herrn gewesen, die ihn da gerügt hatte, sondern die zarte Stimme einer Frau, welche aus dem Schatten zu seiner Rechten gesprochen hatte. Irritiert neigte er seinen Kopf zur Seite, als sich eine wunderschöne Dame aus dem Dunkel löste, und sich zärtlich an die Seite des Dunklen schmiegte. „Doch all dies zu sagen ist nicht nötig, Lamagor.“ Erfreut stellte dieser fest, dass es nun wieder sein Herr war, der zu ihm sprach. „Ihr habt bloß einen unbedeutenden Bauern geopfert, der den Grundstein für den endgültigen Sieg gelegt hat... doch nun sputet Euch, General. Ich möchte, dass Ihr zu unserer Verbündeten weit im Norden aufbrecht; Sofort! Überbringt ihr meine Botschaft, und lasst sie nicht aus den Augen. Tut was getan werden muss, damit sie unser Abkommen nicht vergisst.“ Mit einem Nicken nahm Lamagor dies zur Kenntnis, und noch ehe er verschwunden war, hatte sich der Dunkle wieder den Statuen gewidmet, deren Augen nun wieder lebendig waren. „Brüder und Schwestern; Darf ich euch meine Königin vorstellen,... Elsbeth.“
 
Das Kapitel 25; Mondsüchtig

Lorren:

Unsanft schlug Lorren die schweißgetränkte Decke vom dampfenden Körper zurück, schwang sich ruckartig auf, und noch auf der Bettkante sitzend wischte er sich die Ausdünstungen unzähliger unruhiger Träume von der Stirn. Nein, diese Nacht war nicht an Schlaf zu denken. Noch immer prangte ein weißer Geistermond hoch am Himmelsgewölbe, und doch war der junge Herzog von ganzem Herzen glücklich jener schrecklichen Traumwelt entflohen zu sein, die ihn um jegliche Erholung gebracht hatte. Immer wieder hatte er die Gesichter der Toten gesehen, der Soldaten, die um ihn fielen, die Ritter die ihr Leben lassen mussten, seinen Vater... Und doch suchte ihn in dieser Nacht noch anderes heim. Keine Minute des Traumes verging, ohne dass er die Herrin selbst erblickte, gehüllt in das Grün der fernen Heimat, und ihre feinen Züge hatten sämtliche Nuancen des Antlitz der Alva angenommen. Seine Stirn glühte, doch hätte sie die Hitze des Feuers erreicht, welches tief in seinem Inneren brannte, so hätte dies sein Fleisch verzehrt. Mit der Linken, den Ellenbogen noch aufs Knie gestützt, strich er seine klebrigen Haare aus dem Gesicht und tief in Gedanken verloren schüttelte er den Kopf. Immer noch trommelten die Worte Lesants auf seinen Schädel ein, und schwollen in seinem Inneren zu einem dumpfen Chor der Pein an. Wie sollte er der Aufgabe der Herrin gerecht werden, wie denn bloß, wenn er doch in jedem seiner wachen Augenblicke das Metall auf seiner Haut fühlen konnte, und genauso gut über sein verunstaltetes Narbengeflecht darunter Bescheid wusste. Wie sollte er jene, die sein Herz im Sturm erobert hatte dazu bringen auch ihn zu lieben, wo er doch nichts weiter als ein Krüppel des Krieges wahr, vermutlich nicht einmal in der Lage seinen wahren Gefühlen Ausdruck zu verleihen? Hätte er doch wenigstens sein jugendliches Gesicht behalten, dass alleine würde ihm bei der Erfüllung große Dienste leisten, denn schließlich war er einer der schönsten Jünglinge des Herzogtums, wenn nicht gar ganz Bretonias gewesen, und wahre Scharen von Maiden waren zu seinen Füßen gelegen, hatte er nur nach ihnen rufen lassen. Doch dies schien die grausame Ironie des Schicksals zu sein. Nicht einmal seine Dienste, Leistungen oder sein Titel gar würden sie überzeugen können, da sie ihn doch an allem übertraf, sie, die Tochter des Imperators selbst. Nun, da auch der letzte Rest der Müdigkeit aus seinen blutunterlaufenen Augen gewichen war, und auch sein Geist wieder einigermaßen klar, zwar von düsteren Wolken verhangen, aber doch im Stande war, einen logischen Gedanken zu fassen schlang er ein Tuch aus weißem leinen um seine Taille und erhob sich. Die kühle, abendliche Luft schien Balsam für Körper und Geist zu sein, und so trat er, begleitet von Trübsinn und verworrenen Gedanken den Balkon des großen Raumes, der ihm tags zuvor zugewiesen worden war. Nachdenklich ließ er seinen Blick über den klaren Sternenhimmel schweifen und betrachtete den hellen Mond, gerade auf der Blüte seines Spährenganges. Langsam aber doch gewann er den innerlichen Kampf um die Kotrolle über ihn selbst, und so zwang er sich die dramatische Situation, welche sich ihm hier auftat von allen Blickwinkeln zu betrachten, die ihm möglich waren zu erfassen. Nun, der Krieg war geschlagen, und das Imperium sowie die freie Welt waren als Sieger in neuem Glanz daraus hervorgetreten. Er hatte den ersten teil seiner Queste beendet, und die Herrin selbst hielt ihn für würdig nun bereits zum zweiten Teil voranzuschreiten. Weiters hatte ihm sein König, Lesant von Parravon, geschicktester Krieger, erfahrenster und bester Mann seines Reiches seine volle Unterstützung in dem, was auch immer auf ihn zukommen würde zu unterstützen. Er selbst war noch am Leben, verunstaltet, aber noch immer Herr seiner selbst, und die Freundschaften, die er geschlossen hatte, würden ihn in allen Aspekten seiner Queste weiterhelfen. Außerdem schlug in ihm das Kislevitische Blut seiner Mutter, kalt, und jederzeit in der Lage zu frieren. Zum ersten Mal in seinem Leben betrachtete er diese Eigenschaft als von großem Nutzen, denn nur so konnte er zumindest versuchen, sich nicht völlig von den Impressionen und Gefühlen, die er für die schöne Alva zu hegen begann übermannen zu lassen. Ein halbes Lächeln spiegelte sich auf seinen Lippen wieder, doch es verzog sich nur all zu schnell, als er eben dieser gedachte. Zur Hälfte in kalten Stahl gehüllt, wie der Rest seines einst so herrlichen Antlitzes, unfähig Emotion zu zeigen. Er musste einen Weg finden wieder zu seiner einstigen Schönheit zurück zu finden, koste es was es wolle. Es musste einen Weg geben, ja, das musste es. Das Blut der Einhörner hatte die Macht Tote zum Leben zurückzuholen, Tränen des Pegasus konnten jede Krankheit heilen, doch das Mittel seine eigene Schönheit wieder herzustellen, wer oder was konnte dieses Mittel sein eigen nennen? „Es sind die Zwerge.“ Lorren zuckte zusammen, und instinktiv schnallte seine Rechte zu der Stelle, an der normalerweise seine Waffe hing. Er hatte vergessen sie anzulegen. Die Stimme schien aus der Dunkelheit selbst zu kommen, und doch war sie keineswegs dunkel. Sie schien erhaben, und sie schien dem Herzog vertraut, vertrauter als er es hätte wahrhaben wollen. Eine Schwarze Wolke hatte sich vor den Mond geschoben, und erstickte jeden Keim seines reinigenden Lichtes, doch dies war auch nicht von Nöten, denn es gab nur einen, der hier zu ihm sprechen konnte, nur einen, dem die Gedanken anderer ein offenes Buch waren, nur einer, der wie ein Wasserspeier aus Marmor Stunden über Stunden in der ewigen Dunkelheit der Nacht verharren konnte, auf einem winzigen Vorsprung an der Außenmauer eines spröden Steinbaues. Und doch, seine Stimme erschien im Moment, Trick oder nicht, zu sanft, zu Wissend, und auch war die Situation bei weitem zu Ernst und zu verzweifelt, um sie einfach zu ignorieren. „Weit von hier, tief im Süd-Osten dieses Landes liegen Gebirge, größer und weiter als du es dir jemals vorstellen könntest.“ Lorren wollte protestieren, doch er merkte, dass es vermutlich klüger war nun den Ausführungen seines Gegenübers zu lauschen, den, ungleich dessen, dass er schier grenzenlose Verachtung für diese Person hegte, war es doch nicht zu verleugnen, dass diese über einen phänomenalen Erfahrungsschatz verfügte, und Lorren zweifelte auch keinen Moment daran, dass sie auch wusste, wovon sie sprach. „Es ist ein langer Weg, beschwerlich und voller ungeahnter Gefahren. Deine Reise wird dich an die grenzen der dir bekannten Welt, und an die Grenzen deiner selbst führen.“ Mit jedem dieser Worte wichen die Zweifel des Herzogs zunehmend aus seinem inzwischen völlig erwachten Geist, und gierig sog er jegliche Information auf, die ihm aus dem Dunkel zugeflüstert wurde. „Anfänglich wird die Reise keine großen Überraschungen bieten, denn solange du dich noch in den Sicheren Grenzen des Imperiums befindest, sind die Straßen gepflastert, und die Wachposten von aufmerksamen Soldaten bemannt. Doch je weiter du dich dem Südosten näherst, desto öfter wirst du feststellen, dass die Wege und Wachtürme verfallen und verlassen sind. Vereinzelte Schenken, gespickt voll mit Gesindel, Wegstreichern und anderem Gesocks. Traue hier keiner Menschen Seele,... und auch keiner anderen.“ Der Herzog Le Manes atmete tief ein, und fixierte den Punkt, wo wenige Minuten zuvor noch der Mond als Abbild silberner Reinheit seinen Platz gehalten hatte. „Denn je weiter du mit deiner Reise voranschreitest, umso weiter näherst du dich den verfluchten Landen von Sylvania.“ Lorren stockte der Atem. Sylvania? Das Land der Vampire, der Geister, dort wo de Lebenden und die Toten, kaum voneinander zu unterscheiden, sich ein grausiges Stelldichein gaben. „Halte nicht an. Schlag dein Lager nur an Wegkreuzungen oder fließenden Gewässern auf; Unbedingt fließend, wage es nicht dies an einem See, einem Teich oder gar einem Moor zu tun. Sprich mit niemand, und sollte es erforderlich sein, lockere niemals deine Hand von deiner Waffe Griff. Glaube keinem, schenke den Worten anderer keinerlei Beachtung, bewege dich auf gesicherten Pfaden, keine Abkürzungen, und folge niemals dem Schein ferner Lichter.“ Der Jüngling erschauderte. Nach den Schlachten gegen die Toten hatte er gedacht alles erlebt zu haben, doch die Schilderungen des Schattens schienen ihn auf etwas vorbereiten zu wollen, das er nie geahnt hatte. „Du wirst viele Leute treffen, fürchte nicht die einfachen Bauern, nicht die Halsabschneider, Söldner, nicht all jene, denen du hier zu Lande ausweichen würdest. Meide die Adeligen, die Kaufmänner, Wanderer und Priester. Meide sie um jeden Preis. Schließ dich ihnen nicht an, und verfalle niemals den reizen einer Schönen Frau. Trage stets Knoblauch und Feuer mit dir, und mach nicht den Fehler zu glauben, der Tag wäre sicherer als die Nacht. Und halte dich von Friedhöfen und Schlössern fern!“ Lorren schien zu verstehen. Er und Lesant würden ohne großen Tross das land durchqueren, ohne Aufsehen zu erregen, getarnt als Bettler möglicherweise. Nie zuvor hätte er gedacht jenem, der zu ihm sprach danken zu wollen, doch irgendetwas in ihm sagte, dass er ohne dessen Hilfe niemals weiter kommen würde. „Wenn du dich an all dies hältst, wirst du binnen weniger Wochen zu Pferd die Grenzen Sylvanias hinter dir lassen. Warte noch einige Tage, ehe du dich in einem Gasthof dem sicheren und nötigen Schlaf ergibst. Die Tracht der dort ansässigen Leute ist ein helles grün und ein sonniges Gelb, eine erfreuliche Abwechslung, wie du feststellen wirst.“ Lorren atmete auf. Das Grauen des verfluchten Landes würde also all zu Bald ein Ende nehmen. „Fülle dort deine Vorräte auf, erhole dich gut, denn dein Weg wird erst dort an Schwierigkeiten zunehmen... Du wirst weiter in dieser Richtung wandern, ins Land der Schwarzen Wasser. Bist du mutig kannst du versuchen den Schwarzen See zu überqueren. Halte Ausschau nach Elfen. Die dort ansässigen sind Marodeure, grausam und hart, doch bezahlst du sie gut sind sie die einzigen, die dich auch lebend über dieses Gewässer bringen können. Wählst du den Landweg, dann heuere eine Gruppe Söldner an, denn dies sind harte, grimmige Männer, und sie leben nach einem strengen Ehrenkodex.“ Lorren war verblüfft. Die Art und Weise wie sein Gegenüber ihm all dies sagte. Gut gemeinte Ratschläge eines Mannes, der diesen Weg schon gereist war,... mehr als einmal. So detailliert und exakt waren die Auskünfte, dass sich dem Herzog nicht ein geringster Zweifel auftat. „Dann wirst du eine Stadt erreichen, die in vielen Sprachen viele Namen trägt, doch dir genügt es im Moment zu wissen, dass diese Hafenstadt der letzte Ort der Zivilisation ist, den du bis zu deinem Ziel erreichen wirst. Proviant und Ausrüstung hier zu erstehen mag teuer sein, doch darauf zu verzichten mag dir weit mehr als simples Gold kosten.“ Wieder horchte der Herzog auf. Er war es nicht gewohnt, dass ihn jemand darauf aufmerksam machte, genügend Gold mitzunehmen, kam er doch selbst aus noblen Geschlecht, doch die immer wiederkehrende Betonung seines Gegenübers ließ ihn zu dem Schluss kommen, selbst für seine Maßstäbe weit mehr Gold mitzunehmen, als er es im Normalfall getan hätte. „Die darauf folgende Wildnis ist unbarmherzig, und selbst die gesicherten Straßen sind keineswegs so sicher wie sie zu sein scheinen. Die Wegelagerer, denen du hier begegnest, sind groß, stark, brutal, und ihre Haut ist grün.“ Orks! Der Bretone hatte zwar selbst noch nie mit welchen zu tun gehabt, doch die Geschichten über ihre Grausame Brutalität hatte selbst er vernommen. „Schreite weiter voran, bis hoch ins Gebirge. Es wird ein langer, beschwerlicher Aufstieg, doch bist du dereinst an deinem Ziel angekommen, und siehst die Hohen Wehrmauern und Türme der Stadt, dann wirst du wissen, dass er sich gelohnt hat.“ Lorren war beinahe erfreut, wäre da nicht noch die kleine Unsicherheit gewesen, was ihn in der besagten Stadt erwarten würde. Und inwiefern all dies mit der Lösung seines Problems in Zusammenhang stand. Und wieder brauchte er die Frage erst gar nicht zu stellen, denn der Schatten wusste bereits was er dachte. „Du wirst an die großen Burgtore von Karaz-a-Karak hämmern, der größten und stärksten Festung der Zwerge. Es gibt nicht viel was man über die Bewohner dieser Stadt weiß, doch frage dort nach einem den man Rogil Trunkfinder nennt. Sollte alles nach Plan verlaufen werde ich bis diesem Zeitpunkt ohnehin zu dir gestoßen sein, mein Herzog.“ Es war ein seltsames Gefühl. Gerade hatte er die Hilfe bekommen, die er in seinem Leben am meisten gebraucht hatte, und dann just von der Person, die er am meisten hasste. Und, war es der ruhige, ernste Klang der Stimme oder aber ein anderer Zauber, den auszumachen der junge Recke nicht in der Lage war, schien der Bann des Hasses auf diese Kreatur wie verflogen. Vielleicht war er auch nur mit einer feinen Schicht Erde bedeckt, und konnte jederzeit wieder in ihm aufflammen, doch für den Moment schien alles in Ordnung zu sein. Selbst die dunkle Wolke, die das nächtliche Himmelsgestirn verhangen hatte war in ihre Bestandteile zerfallen, und im silbern’ Licht sah der Herzog endlich seinen „Erretter“ von Angesicht zu Angesicht. Keine wölfischen Züge weiß das bleiche Gesicht des Vampirs auf, der, unnatürlich verkrümmt wie eine Saatkrähe auf einem kleinen Mauervorsprung hockte, den Blick abwesend in die Ferne gerichtet. „Passt auf Euch auf, Lorren von Le Mane, und vertraut auf Euer Geschick; Ihr werdet erfolgreich zurückkehren.“ Kaum waren diese Worte in die Nacht entlassen, sah der Herzog den Schatten auch schon fallen, in die schier nicht enden wollende Tiefe, bis er sanft auf dem Backsteinpflaster der Straße landete. Nachdenklich und zufrieden zugleich heftete Lorren seinen Blick in die bitterschwarze Nacht, ehe er dieser engegehauchte: „Ich danke Euch Talos, Fürst von le Mort.“
 
Vielen Dank für das Lob mein Herr!
Und ich dachte schon, ich würde mit dieser stilistischen "Sauklaue" auf mehr Antiphatie stoßen. *g*

Oh, sofern ich bis jetzt denken kann ist noch kein ende in Sicht, und dieser eigene Horizont erstreckt sich erst über, sagen wir einmal noch 20 kaitel, bis ich mit dem 2ten Hauptkapitel fertig bin^^

Ich glaube ich bin nicht der Typ, der einfach etwas abschließen kann^^
 
Schöne Geschichte, mit einem Schreibstil auf einem sehr hohen Niveau, doch muss man anmerken dass da auch ein paar Sachen unstimmig wirken. Nur so als Beispiel - (ich hoffe ich hab nichts überlesen) is dir aufgefallen dass alle deine Vampire munter tagsüber rumrennen?^^ So weit wie ich das verstanden habe, geht das auch in Warhammer nicht. (siehe z.B. Armeebuch Vampire bei den Blutdrachen: " Schon bald brannte die Sonne auf seiner Haut.")

Aber abgesehen von solchen Ungereimtheiten sehr sehr schön. 🙂
 
@Bertram: Vielen Dank. Ein solches Lob aus eines solchen mannes Mund tut wahrlich gut. Was meine Fehler anbelangt: Nun, ich bin mir unzähliger Gramatischer, sowie Stilistischer Fehler bewusst (jaja, auch meine Groß, und Kleinschreibung lässt zuweilen zu wünschen übrig...^^), und es ist mir auch bekannt, dass ich einige inhaltliche Missgriffe getätigt habe, doch die Geschichte mit dem Sonnenlicht ist durchwegs bewusst...
Schließlich habe ich nicht umsonst einen neuen Vampirclan erschaffen, und jeder sollte auch seine Privilegien haben 😉

Jedenfalls werde ich mich bemühen in nächster Zeit wieder ein, zwei, zwölf Kapitel zu schreiben, auf dass dem über die Weihnachtszeit genügfe getan wird. 🙂