@All: Danke für das Lob (Ich hatte es vermisst *zwinker*)! Als kleine Anmerkung zum Näheren Verständnis. Diese Kapitel sind Zeitverzögert, durch Lorrens Ohnmacht. Lorrens Kapitel spielen etwa eine Woche nach denen von talos.
@Raziel: Vielen dank auch für die Kritik. ich habe versucht die folgenden Kapitel etwas „plastischer“ wirken zu lassen (obwohl mir diese Stilrichtung ein wenig gegen den Strich geht, und ich nicht vermag sie zu beherrschen...). Also bitte verzeiht etwaige Fehler oder Stilschwächen, ich habe mich damit eben noch nicht ganz abgefunden.
Das Kapitel 11; Die Rückkehr zu Ruhm und Ehre
Lorren:
Lorren erwachte im Schein einer Kerze. Der Geruch von Äther und Salbei drang ihm in die Nase, und erweckte Übelkeit in seinem Angeschlagenen Körper. Sein physisches ich war gepeinigt, geschunden und gebrochen worden, doch tief in seinem Inneren war er aus dieser Begegnung mit dem Tode stärker denn je hervorgegangen. Der junge Herzog richtete sich auf, und stellte fest, dass er sich hier auf einem Feldbett, in einem großen Zelt befand. Offenbar das Lager einer Armee. Er blickte sich um, langsam, denn jegliche Schnelle Aktion hätte vermutlich schwerwiegende Folgen mit sich gezogen. Das Zelt war ungeschmückt, und enthielt nahezu kein Mobiliar, nur ein Feldbett, einige Stühle und einen Tisch. Lorren stöhnte laut auf, und betastete sein Gesicht. Seine rechte Gesichtshälfte war von fleischigen Narben übersäht, offensichtlich waren seine Wunden genäht worden, doch was war mit einem großen teil seiner linken geschehen? Hektisch tastete er sie ab, und alles was er fühlte, war glatt und kalt. Sein Atem wurde schneller, und er schien nicht recht glauben zu können, was hier geschehen war. „Nur Stahl.“ Eine Stimme in seinem Rücken, rau und kalt, offenbar die eines Kriegers. Hastig wandte sich Lorren um, und musste sofort darauf den Tribut, für diese Hast zahlen. Als er sich übergeben hatte, richtete er seinen blick auf die Person, die offenbar die Ganze Zeit an seinem Bett gesessen hatte. Sie war hoch gewachsen und Lorren glaubte sie schon einmal gesehen zu haben. Er erinnerte sich. Es war der Ritter gewesen, der den Angriff auf die Ratten befehligt hatte, jener Krieger, der ihn gerettet hatte, und ihn offenbar in sein Feldlager bringen hatte lassen. „Wir haben getan was wir konnten, unsere Mittel hier in einem “ Lazarett sind nicht die Besten, und eure Wunden waren zu tief. Wir haben sie behandelt, doch sie bieten keinen Schönen Anblick dar.“ Lorren sah den offensichtlich Müden Mann fragend an. Wir sahen uns leider dazu gezwungen, die am schwersten deformierten Stellen in Eurem Gesicht mit einer Maske zu verdecken.“ Lorren begriff. Eine wirklich nette Umschreibung, wahrhaft jene, welche ein Edelmann benutzen würde, um vornehm auszudrücken, dass eine Person dermaßen verunstaltet war, das es anderen unzumutbar war, sie anblicken zu müssen. Es genügte ein einziger Blickabtausch der Beiden, und wenig später verließen beide das Zelt, der eine in Rüstung, der andere in einem Morgenmantel. Wo auch immer die beiden hinkamen, sahen sie Emsige Soldaten herumeilen, hörten Verwundete ihre Qualen herausbrüllen, lauter noch als die Offiziere, und der Gestank der Dahinsiechenden lag über dem ganzen Lager, sowie der Nebel, der mit dem Morgengrauen gekommen war. Der Tau hing an den Gewändern der Soldaten, und es wäre auch schon ohne diese schleichende Nässe kalt gewesen, und dieses Wetter lies die Wunden nicht heilen. Nicht ein Sonnenstrahl drang durch die dichte Decke aus Regenwolken, und dies schien die Soldaten dermaßen zu zermürben, das sie des Öfteren sogar vergaßen zu salutieren, wenn ein Offizier an ihnen vorübereilte. Nicht das es diese gestört hätte, da diese in Gedanken schon bei der Planung und Ausführung der nächsten Schlacht waren, welche nun bevorstand. Lorren fühlte sich verloren in all dem Getümmel rund um ihn. Er war nun alleine in einem fremden Land, angewiesen auf die Hilfe eines Mannes, von dem er nicht einmal den Namen kannte, und sollte es zu einem Kampfe kommen, war er vermutlich zu schwach um seinen Retter zu unterstützen. Die Beiden stummen Gesellen hatten einen Wachturm erreicht, und ließen gemeinsam ihre Blicke über das Lager schweifen. Es war von gigantischer Größe, größer als alles andere, das Lorren je gesehen hatte, es war größer als jedes Heer, das er bis jetzt gesehen hatte, größer als jede Stadt, die er kannte. Hier waren Hunderttausende versammelt, eine Streitmacht, die vermutlich nicht umsonst der Hammer des Imperiums genannt wurde. Offensichtlich hatte Lorrens Begleiter seinen Erstaunten Gesichtsausdruck bemerkt, denn jene Kalte, Müde Stimme neben ihm begann zu erzählen: „Was Ihr hier versammelt seht, ist der Dritte Teil der Heerschau des Malleus Imperilis, der Hauptstreitmacht des Heiligen Imperiums. Siebenhunderttausend Kopf stark, sämtliche Mann unter Waffen, und gut ein Viertel von Ihnen auch fähig diese zu führen. Wir sind abgestellt um die Feinde des Imperiums, welche sich Altdorf nähern, zu zerschmettern.“ Lorren war wahrhaft beeindruckt. Ein solches Heer, und dies sollte also nur eine der Streitmächte des Imperiums sein? Lorren konnte sich vage daran erinnern, das das Heer seines Vaters einige Zehntausend Mann stark gewesen war, aber weit über eine halbe Million? Das war unnatürlich groß. Sollte es tatsächlich etwas geben, von der Größe, sich dieser Armee entgegenstellen zu können? Der Mann neben ihm schien Gedankenlesen zu können, oder er hatte nur erstaunlicherweise zur selben Zeit dieselben Gedanken, und sprach diese laut aus: „Vierzehn Monate ist es her, seid die Überfälle begonnen haben. Doch seid ihr in Ohnmacht gefallen seid sind Millionen gefallen. Das Hauptheer des Imperiums, viele Male größer als dieses hier wurde vor wenigen Tagen vernichtend geschlagen, und bis auf den letzten Mann niedergemetzelt. Mit jedem Toten nimmt ihr Heer an Stärke zu...“ Der junge Herzog verstand nicht. Wieso war dies so? Offensichtlich waren es doch diese Ratten, die das Imperium so sehr bedrängten, oder ging hier etwas anderes vor? Lorrens Gedanken schweiften umher, und plötzlich kam es ihm in den Sinn: „Wie lange? Wie lange war ich ohne Bewusstsein?“ Ein eisiger Wind durchfegte das Lager. Es war totenstill, kein Soldat schien sich zu bewegen. Der Mann neben ihm schien nur den Bruchteil einer Sekunde nachzudenken, dann sprach er mit nachdenklicher Stimme: „Nur wenige Tage...“ Lorren verstand noch immer nicht. Er nahm all seinen Mut zusammen, und versuchte in seinem angeschlagenem Geist eine Frage zu formulieren, die möglicherweise passend, oder treffend wäre: „So viele... Ratten?“ Der Mann neben ihm drehte sich nach Osten, sodass der scharfe, eisige Wind direkt in sein Gesicht blies, wie die raue See gegen einen Felsen, und als die Antwort aus dem Munde dieses abgebrühten Mannes ertönte, lag trotz überspielter Ironie doch große Traurigkeit in seiner Stimme, und er schien den Tränen nahe: „Nein, nicht nur Ratten. Tote und Verräter... Die Gestorbenen kriechen aus ihren Gräbern, und Herzog um Herzog schließen sich den Armeen der Übelkeit an.“ Lorren verstand nur zu gut, was also in diesen landen vor sich ging, er kannte es noch aus den tagen seiner Kindheit, als er die Geschichten seines Vaters über die Verwüstung Le’Mortes erzählt bekommen hatte, und es schien ihm, als verstünde er nun, welche Queste ihm die Herrin des Sees auferlegt hatte; er sollte also das tun, zu was er sich schon seid langem bestimmt gefühlt hatte; in die Schlacht ziehen, gegen Untote...
Das Kapitel 12; Wanderer im Schatten
Talos:
Talos lag am Boden, eine tiefe Wunde klaffte in seiner Brust. Doch dies war nicht der größte Schmerz der ihm hier widerfahren war, er war gedemütigt worden, und besiegt, besiegt von etwas, dessen Bestimmung es war, von seiner Hand zu sterben. Wie war das möglich? Langsam aber sicher fiel der Vampir ins Delirium, er gierte nach Blut, doch er war zu schwach um sich zu bewegen, und diese Bilder. Bilder breiteten sich in seinem Kopf aus, Erinnerungen, Offenbarungen, oder bloß die Phantasien eines Dahinsiechenden? Er sah seine Geliebte Elsbeth, sie stand hoch auf einem Turm aus Schwarzem Stein, und hinter ihr stand noch jemand, Talos kante die Person, konnte sie aber im Moment nicht zuordnen, alles was ihm zu ihr einfiel war eine enge Verbundenheit, enger als ihm in diesem Moment lieb war, und doch schien er sich sicher zu sein, dass es eben diese Verbundenheit war, die ihn in diesem Moment der Verlassenheit am Leben erhielt, sei es nur um ihm diese Bilder zu zeigen. Talos schloss die Augen und gab sich seinen Visionen vollkommen hin und war gespannt, was nun wohl geschehen würde. Hellwach, er war wieder hellwach, für eine Aktion zwar noch immer zu erschöpft, aber wenigstens bei klarem Verstand. Er dachte angestrengt nach, setzte tief in seinem Geiste Puzzlestück für Puzzlestück zusammen, und begann langsam zu begreifen. Er hatte das befreit, was er zu vernichten trachtete, er hatte versucht, mit den Gezeiten zu spielen, und war selbst zum Spielball der Gezeiten geworden. Irgendjemand hatte also seid geraumer Zeit vollständig kontrolliert, doch wie war das möglich, als Blutkind eines der sieben mächtigen Vampire war er eine Naturgewalt, und was konnte bloß mächtig genug sein, ihn zu kontrollieren, mit Ausnahme natürlich von... Moment. Mit Ausnahme von Solas selbst, aber wie konnte das möglich sein? Der Bretone hatte ihn doch getötet, es musste so sein, Talos hatte schließlich von seinem Blute getrunken. Das Geheimnis, es musste etwas mit dem letzten Geheimnis zu tun haben, dem letzten Geheimnis derer von Kabal, das ihm sein Meister niemals hatte beibringen wollen... Konnte es möglich sein, konnte er den Tod selbst überlisten? Die Puzzlestücke ergaben ein Bild, das an Schrecklichkeit zu übertrumpfen nicht möglich schien. Solas, Patriarch derer von Kabal hatte anscheinend irgendeinen Weg gefunden, dem Tod aus dem Weg zu gehen, und was noch schlimmer war, er hatte es geschafft Talos zu kontrollieren, auf dass er die Siegel breche, die den Verschlinger der Seelen festgehalten hatten... Talos hatte also versagt, er hatte die Kreatur befreit, die er vernichten hätte sollen, so hatte es jedenfalls Elsbeth gesagt... Elsbeth? Wie passte sie in diesen Bild? Sie musste das Puzzlestück sein, as noch zur Vollkommenheit fehlte... Etwas war anders, wurde anders. Etwas näherte sich, und es schien die Luft mit purer Magie zu erfüllen. Talos schaffte es irgendwie sich aufzurappeln, sich an eine Krypta zu lehnen, und das Geschehen mit anzusehen. Ringsum im Friedhof hatten sich die Toten aus ihren Gräbern erhoben, und sich um ihren Meister, der in einigen Metern Höhe über dem Erdboden schwebte, und triumphierend Formeln und Zaubersprüche gegen den Himmel schmetterte, die Säulen die die Welt aufrecht hielten bröckeln ließ, und sie verhöhnte. Die Ratten hatten sich tief in ihre Höhlen zurückgezogen, und die wenigen Überlebenden Menschen bereiteten sich verzweifelt auf ihr Ende vor, als die Stimmung im Wind umschlug, und die Luft zu tanzen schien. Die Soldaten des Imperiums blickten sich ungläubig um, und selbst der Weltenfresser schien sich beunruhigt, denn sein Blick schweifte suchend umher. Dann geschah es, die Luft begann zu brodeln, und die Faulige Erde, welche von den Spuren der Verwesung besudelt war, sprang an einigen Stelen auf, wie Eitriges Fleisch, das versuchte, all das Übel auszuspeien, aber nicht um es zu vermehren, sondern vielmehr um es loszuwerden. Und so geschah es, die sich erhebenden Toten krachten zu Boden, diesen mit unheiligem Fleisch besudelnd, was aber nichts weiter zur Sache tat. Saftig grünes Gras begann hier am Friedhof zu wuchern. Mit Windeseile überwucherte es Grabsteine, Krypten, verwesende Körper, und selbst die rostigen Gitter wurden von wildem Efeu überzogen. Der Seelenfresser schnaubte vor Wut. Was wagte es hier solches Unheil unter seinen Untergebenen anzurichten? Die Antwort erschien auf der Bildfläche, und sie kam in Gestalt eines grün gekleideten Jünglings. Langsam schritt dieser in Richtung des Endlosen Bösen, und mit ihm schien Freude über die Menschen zu kommen. Um ihn strahlte die Luft einen sonderbaren Glanz aus, jenen Glanz purer Reinheit den Talos nicht mehr vernommen hatte, seid ihn vor Jahrhunderten jener Grüne Ritter gewarnt hatte. Mit jedem Schritt den er näher trat wuchsen Gras und Blumen mit schier unglaublicher Geschwindigkeit, und Glühwürmchen schwirrten Freudig um jenen Jüngling herum, welchen Talos ungläubig betrachtete. Die Macht jenes Mannes musste unglaublich sein, wenn er all den Zauber der Boshaftigkeit bannen, und unschädlich machen konnte. Der Seelenfresser wurde von Angst übermannt, und jene Ausgeburt der Macht floh, mit raschem Flügelschlag erhob sich der Schrecken hoch in die Lüfte und floh, Verwünschungen ausspeiend, gen Westen. Der Jüngling blickte lächelnd zurück, und ein zweiter Mann betrat die Szenerie, doch diesmal konnte Talos das Gesicht zuordnen. Er kannte es, er wusste wem es gehörte, er hatte gegen diesen Mann gekämpft, vor nicht allzu langer Zeit. Gildenstern. Der Grün gekleidete umarmte diesen, und zu Talos’ Entsetzen und Überraschung sprach er: „Diese eine Schlacht, und sollte es die letzte sein, die wir gewinnen, haben wir bestritten und erfolgreich geschlagen,... mein Bruder!“ Bruder? Wie konnte dies sein, und welche Macht oblag dieser Familie? Wieder wanderte Talos’ Blick zurück auf die Beiden Brüder, die da inmitten eines schieren Paradieses standen, doch welche Hexerei ging nun vor? Der Jüngling reckte eine Hand nach Vorne und blies an ihr entlang. Weg. Alles war weg! Der Efeu, die Blumen, das Gras, der Glanz und all die Freude. Vergangen, doch wie war das möglich? Ein Blick zu den beiden Brüdern gab Antwort, denn Gildensterns Mund verzog sich zu einem lächeln, und leise lachte er: „Einmal ein Mesmer, immer ein mesmer, oder Bruder?“
Das Kapitel 13; Die Felder von Sonnheim (Tag 1)
Lorren:
Es war gewaltig, erschreckend gewaltig, un doch hing ein Gefühl der Unsicherheit über dem ganzen Tal. Was würde passieren, würde eine Kapitulation erfolgen, oder würde es zum Kampfe kommen, und wenn es zum Kampfe kommen sollte, wie würde er enden? Doch, wie konnte er anders enden, als mit einem Grandiosen Sieg dieses Heeres? Aber man sollte noch keine Prophezeiungen abgeben, solange man das Heer des Gegners noch nicht gesehen hatte, und man nicht wusste, womit man rechnen musste. Lorren gab seinem Pferd die Sporen, und trieb es hinüber zum Kommandostand, wo er hoffte, auf Von Schwarzhand zu treffen, denn er hatte ein dringendes Bedürfnis, mit ihm zu sprechen, den Klang seiner Stimme zu hören, jener rauen, abgehärteten stimme, die dem Tod mit Freude entgegenblickte, und jedem, von einfachen Soldat, über Feldweibel, bis hin zu Generälen Mut zusprach, und sie zu Höchstleistungen anspornte. Der scharfe, morgendliche Wind war von unglaublicher Härte dieser Tage, und von grausamer Kälte durchzogen, deren einzige Bestimmung es zu sein schien, die armen Soldaten dadurch zu peinigen, dass sie der Feuchtigkeit erlaubte, die Kleidung zu durchdringen, und somit zu Erfrierungen führte. Das konnte kein natürliches Wetter sein, auch wenn die Launen der Natur manchmal Boshaft und grausam waren, waren sich doch nicht, oder zumindest nur allzu selten von solchem Hass erfüllt, und Lorren konnte diesen Spüren, wie ein Geschwür das in der Luft hing, um diese zu verpesten und zu vergiften. Er erreichte sein Ziel, und ließ sein Ross zur Rechten seines Freundes anhielt: „Irgendetwas stimmt hier nicht, oder?“ Der Großgewachsene Mann ließ seinen Blick weiter über die Aufstellung seines Heeres wandern, und sprach, leise und gedämpft wie immer, ohne einen Seitenblick zu Lorren: „Ja, etwas ist im Wind,... er warnt uns, doch wovor?“ Lorren nickte, und überblickte selbst das gesamte Heer, das vor ihm Stellung bezogen hatte. Hier, in Formation und an den Waffen wirkte es noch gewaltiger, als damals im Lager, und auch in den vier Tagen in denen sie gen Altdorf gezogen waren, schien das Heer vermutlich nie solche Ausmaße gehabt zu haben. An vorderster Front standen Einfache Soldaten, sie zitterten vermutlich vor Angst, doch ein Blick zurück, zu den Grimmigen Bihand-Kämpfern ließ sie offenbar das Warten überdauern. Hinter den Bihand-Kämpfern kamen wieder normale Soldaten, teils mit Speeren, teils mit Schwertern, in Reih und Glied, jedes Regiment perfekt geordnet. Ein wenig weiter nach außen gerückt standen die Musketenträger, ebenfalls bereit, jeden Gegner, der es wagte auf Distanz zu kommen, gnadenlos über den Haufen z schießen, und ganz außen, an den Flanken des Heeres konnte man das vertraute Schnauben und Hufscharren von tausenden Pferden hören, welche unruhig darauf warteten, ins Getümmel der Schlacht getrieben zu werden. Auf ihnen saßen stolze Recken mit schweren Rüstungen, und selbst ihre Pferde waren gepanzert, in einer Art, wie man es in Bretonien nur allzu selten tat. Und hinten, rings um den Kommandostand, standen in weitläufiger Linie, auf erhöhter Position, seltsam anmutende Kriegsmaschinen, und das wenige Sonnenlicht, welches die dichte Wolkendecke durchzulassen wagte, wurde von ihren Läufen aus polierten Stahl tausendfach reflektiert. So waren sie also hier, bereit die Felder von Sonnheim gegen jenen Eindringling zu verteidigen, komme was da wolle. Sie waren das letzte Bollwerk vor Altdorf, die letzte Bastion, die die Feinde des Imperiums aufzuhalten vermochte, ehe sie in die Hauptstadt vorzurücken vermochten. Und es würde auch nur noch wenige Augenblicke dauern, ehe der Fein, was auch immer er an Streitkräften aufzubieten mochte, den Wald vor Sonnheim verließ, und all seine Kräfte aufbietend, Unheilige Massen gegen die tapferen Verteidiger schmettern würde, das konnte Lorren fühlen. Er warf einen Blick über seine Schulter, und es schien wie eine Fata Morgana, die sich in Gestalt Altdorfs hoch in den Himmel erhob, und einen scharfen Kontrast zu den eher Flachen Feldern von Sonnheim bildete. Und doch schien die reine Nähe der Stadt den Soldaten Mut zu geben, und das war gut. Es gab viel, was Lorren über Untote Horden wusste, und das man mutig sein musste, um ihnen entgegenzutreten, war wichtiger als die Schärfe einer Blankwaffe die man führte, was man allerdings auch nicht verachten sollte. Da. Eine Windböe, und Nebel, der wie ein lebendiges Wesen aus dem Wald zu kriechen schien. Es hatte also begonnen, der Sturm war losgebrochen, auch wenn dies kriechend und langsam vor sich ging. Als erstes war Wolfsgeheul zu hören, und jene schaurigen Klänge wurden von den Wäldern ringsum freudig erwidert, als hätte man seid Jahren auf jenen Weckruf gewartet, den er verhieß frisches Blut und Fleisch. Als Nächstes begannen In den umliegenden Dörfern und Siedlungen, ja selbst in den größeren Bauernhöfen Glocken zu läuten, sein es nun die Kirchenglocken, oder nur kleine Windspiele, an Vogelscheuchen angebracht, um die Ernte vor diesen Störenfrieden zu schützen. Eine Unheimliche Symphonie aus Geheul der Wilden Tiere, dem Läuten der Glocken und dem Pfeifen des Windes entstand, und wurde nun auch noch von unheimlichen Kettenrasseln und Unmenschlichem Stöhnen verstärkt. Der Wald schien unter der hier versammelten Boshaftigkeit zu leiden, zu ächzen, und er schien sich zusammenzuziehen, zu verdorren, zu verenden, um sich durch Hilfe des Freitodes dieses Leidens zu entziehen. Die Soldaten des Imperiums zitterten unter dieser grausigen Melodie, und es bedurfte der Standhaftigkeit und Courage beherzter Offiziere Panik, und die daraus resultierende Flucht zu verhindern. Nun, da alles perfekt für die Legionen des Untoten zu laufen schien, begann ach ihre Grausige Heerschau, und sie war von gewaltigem Ausmaß. In Regimentern von Zehntausenden vollführten Lebende Tote ihren furchtbaren marsch über die Ebene hin. Manche von ihnen waren schon lange genug tot, dass ihr Fleisch zur Gänze verrottet war, doch dies traf nicht für alle zu. Der Gestank der Fäulnis war unerträglich, und selbst vom Kommandopunkt aus konnte man sehen, wie sich beim bewegen der Gelenke fauliges Fleisch von mürben Knochen löste, und sobald es zu Boden fiel, noch immer von Unheiliger Magie erfüllt zuckte. Doch dies war längst nicht alles. Die ganze Armee wurde von toten Reitern flankiert, und zu Lorrens entsetzen erkannte er einige von ihnen wieder. Sie trugen auf vergilbten Bannern die Zeichen Bretonias, es war eben jene Kompanie, mit der Lorren ins Imperium aufgebrochen war, doch nicht nur sie, es waren zehntausende mehr von ihnen. Doch es schien sich auch Lebendes Fleisch in dieser zuckenden masse von Tod zu befinden. Das waren also die Verräterlegionen, von denen Falken gesprochen hatte. Die Milizen und Soldaten aus den Grafschaften des Imperiums, welche dem Ruf des Imperators nicht gefolgt waren, sondern sich den Legionen des Todes ergeben hatten. Ein Blick zu seinem Freund sagte Lorren alles. In seinen Augen sah er die Wut, den Zorn und die Trauer welche sein herz erfüllten, und als die Worte: „Wartet bis sie in Reichweite sind...“ seinen Mund verließen, und durch zahlreiche Feldweibel im ganzen Heer verbreitet wurden, schienen die Soldaten, ermutigt durch den Mut ihres Kommandanten aufrecht gehalten zu werden, und die Legionen des Todes marschierten, langsam aber stetig weiter auf die Verteidiger des Imperiums zu, ohne geringste Gegenwehr, kein einziger Schuss löste sich aus einer Muskete, kein Schwert wurde gezogen, auf Seiten des Imperiums herrschte Totenstille. Nur noch einige hundert Fuß trennten die Beiden Armeen, und noch immer spie der Wald neue Ausgeburten des Schreckens aus, als Falken den Befehl zum Schwerterziehen gab. Ein kurzes, vollkommen Synchrones Geräusch durchfuhr das Heer. Wieder absolute Ruhe, bis wieder ein Befehl gebrüllt wurde: „Musketen durchladen und anlegen!“ Wieder wurde dieser Befehl perfekt ausgeführt, und alles wartete auf den Befehl zum Angriff. Doch dieser erfolgte nicht, anstelle dessen ertönte wieder ein „Wartet!“ aus Falkens Mund, und es schien deutlich an Selbstsicherheit zugenommen haben. Und das wirkte beruhigend auf die Soldaten. Doch die Tatsache, dass ein nimmer enden wollender Strom aus Totem Fleisch sich auf sie zu bewegte,
welcher den Soldaten an Zahl bei weitem Überlegen war, wirkte doch ein wenig bedrohlich. Nur noch etwa hundertfünfzig Fuß Abstand. Selbst Lorren wurde langsam nervös, doch als er sich übers Gesicht strich, und nur den ungewohnten, kalten Stahl spürte, wusste er, dass es sowieso egal war, was aus ihm wurde, solange er seine Bestimmung erfüllte, welche ihm die Herrin des Sees aufgetragen hatte. Hundert Fuß. Die Schaurigen Geräusche waren jetzt so nahe, dass man den Klang verschiedener Kettenhemden und Plattenrüstungen voneinander unterscheiden konnte. Lorren blickte erneut zu seinem Freund hinüber, und als der junge Herzog diesen lächeln sah, beruhigte sich sein herz wieder. Offenbar verfolgte dieser Abgebrühte Krieger, der Obendrein offensichtlich auch noch ein hervorragender Stratege war, einen Plan, der so es den Anschein hatte soeben aufzugehen schien. „Jetzt! Vorbereiten!“
Hinter dem Heer waren laute Geräusche zu hören, Dampf wurde aus Maschinen ausgestoßen, die bisher nur im Verborgenen, hinter einem Hügel Gestanden hatten. Sie wirkten wie Häuser aus Metall, und sie bewegten sich, während sie heißen Dampf ausstießen, und allerlei Kanonenähnliche Geschütze Aus, und einfuhren. Und auch riesige Kanonen wurden auf den Hügel geschoben, noch wesentlich größer als die ohnehin schon gigantischen Kanonen die bereits in Position gebracht worden waren. Falken riss an den Zügeln seines prächtigen Schlachtrosses, sodass sich dieses Aufbäumte. Es war wahrlich imposant, und er Verstärkte diesen Effekt auch noch, indem er den befehl: „Großkanonen Feuer! Dampfpanzer, vorrücken!“ in den Himmel Brüllte. Sein Brüllen wurde sofort vom Ohrenbetäubenden Getöse der Schwarzpulverexplosionen übertroffen, welche gigantische, teils mit Sprengstoff gefüllte Kanonenkugeln, mit der geballten Macht des Imperialen Hammers in ihre Feinde schmetterten. Danach feuerten auf Befehl auch noch die anderen Geschütze, und rissen Regiment für Regiment einen Gewaltigen Spalt in die Mitte der Armee. Wieder wurde ein Befehl gebrüllt. Die Musketenschützen eröffneten das Feuer, und wurden noch von einigen, in der Ersten Reihe positionierten Höllenfeuer Salvenkanonen unterstützt. Binnen Sekunden lag die gesamte Schlachtlinie des Gegners brach, und bis ganz nach Hinten waren gigantischen Furchen und Löcher in die Armee des Untoten gerissen, und diese fast vollständig vernichtet. Grandios dachte Lorren. Dies war also da werk eines Brillianten Strategen, und vollendeter Ingenieurskunst. Einer der Offiziere warf einen Blick auf das Feld der absoluten Verwüstung vor ihm, und sprach, in einem Ehrerbietenden Tonfall, zu Falken Aufblickend: „Ohne einen Einzigen Verlust, Ritter von Schwarzhand!“, doch dieser beachtete ihn nicht. Er sah nur hinauf zu den Wolken, und überlegte. Irgendetwas schien nicht u stimmen, doch was? Lorren dachte nach, und da spürte er es. Etwas war hier, das die gesamte Streitmacht an Bösartigkeit bei weitem übertraf. Und als zu allen Übel auch noch ein Soldat aus der vordersten Reihe voller Angst und Entsetzen etwas brüllte, das von jedem Offizier weitergegeben wurde, bis es schließlich den Kommandostand erreichte schien Lorrens Frage beantwortet: „Die Toten, die Toten, sie stehen wieder auf!“
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