@All: Nicht superlang, aber gerade mal so, dass ihr danach eine Lorren-Überdosis haben werdet! 😀
Das Kapitel 21; Im Namen des Vaters (Die Felder von Sonnheim, Niedergang des fünften Tages)
Lorren:
Es war abstoßend. Lorren konnte den fauligen Atem der verwesenden Kreatur riechen, und voller Abscheu blickte er in ihre milchigen, ausdruckslosen Augen. Ein Grunzen ertönte, als der junge Herzog sein Florett noch tiefer in den Wanst des Scheusals stieß, und die Kreatur langsam erschlaffte, und wie ein nasser Sack unter ihrem eigenen Gewicht auf Lorrens Klinge zusammensackte. Der Herzog von le Mane rümpfte die Nase, und presste angewidert die Letzten Reste der Übelkeit erregenden Luft durch seine zusammengepressten Zähne aus. Es tat gut, wieder ein wenig atmen zu können. Ruckartig ließ er seine Klinge zur Seite fahren, und riss sie seitlich aus dem weichen, ja beinahe matschigen Körper des Feindes, welcher mit einem Geräusch, welches man jenem von überreifem Fallobst, das gerade zertreten wurde vergleichen konnte zu Boden. Lorren sah sich um. Gut, in näherer Umgebung waren keine Feinde mehr zu sehen. Natürlich, das Sichtfeld im Nebel war stark eingeschränkt, und jederzeit konnte eine neue Schar aus Gegnern aus einer der Dichten Schwaden auftauchen, und sie mit verheerender Wucht angreifen. Solange es weiter nichts war. Der Junge Herzog ließ seinen Blick erst auf dem Boden um ihn schweifen, und blickte dann an sich selbst nieder. Was für ein Glück, dass der Großteil seiner Kleidung schwarz gewesen war. Seine Stiefel hinterließen Rote Pfützen, wo er auch hintrat. Sein einst weißes Rüschenhemd war nun von Blut durchtränkt, und somit farblich nahezu perfekt zu seinen einst weißen Handschuhen abgestimmt. Seinen Mantel hatte er über eine Schulter geworfen, sodass seine Rechte größere Bewegungsfreiheit genoss. Nicht das dies bei der unglaublichen Bewegungsfreudigkeit der Gegner unbedingt notwendig gewesen wäre, aber schließlich bereitete es ihm große Freude diese möglichst oft zu treffen, ehe sie den Boden berührten. Sein Rekord lag bei siebzehn Hieben, wobei er zugeben musste, das der arme Kerl vermutlich erstens schon lange tot gewesen, und bereits zu Lebzeiten äußerst zäh gewesen war, und außerdem hatte er beim siebzehnten Schnitt nicht mehr genau gesehen, ob er da jetzt schon wieder tot war, oder er gerade seinen letzten unheiligen Atemzug ausgehaucht hatte. Aber das war auch egal. Er schlug den Ritter damit um längen. Dieser gehörte zwar zu den Fähigsten Kämpfern, welche er jemals gesehen hatte, mit Ausnahme von König Lesant, und de Morts ehemaligen General vielleicht, aber als er ihn das letzte Mal erblickt hatte, war es definitiv ein „Elf, mein Junge!“ gewesen, das freudig in der Luft gehangen war. Eigentlich ein recht guter Schnitt. Ein gewaltiger Hieb riss ihn jäh aus seien Gedanken. Funken stoben, und er wurde von den Beinen gerissen. Irgendetwas hatte ihn mit einer unnatürlichen Wucht an seiner Maske getroffen, und das erste Mal seit er sie trug, war er froh darüber. Welche Waffe dies auch immer gewesen sein mochte, sie hatte selbst einige Millimeter des harten Stahls mit sich gerissen, gar nicht auszurechnen, was sie mit einem ungeschütztem Gesicht gemacht hätte. Vorsichtig tastete er über die Maske, und sofort ließ ihn jäher Schmerz zurückzucken. Ohne Zweifel waren etliche seiner ohnehin lädierten Knochen nun gebrochen, und hatten sich tief in sein vernarbtes Gesicht gegraben. Doch so durfte er nicht liegen bleiben, nicht er, nicht der Herzog Le’Manes, nicht er, der durch Wüste und Sturm geschritten war um sich seinen Dämonen zu stellen. Er musste seine Queste weiterführen. Mit zusammengebissen Zähnen rammte er seine Rechte in den Nassen Boden, und versank bis zum Ellenbogen in einer stinkenden, gallertartigen Masse, welche vermutlich der Kopf des Gegners gewesen war, welcher noch wenige Augenblicke zuvor an seiner Klinge gebaumelt war. Angewidert und wütend zugleich stieß er sich vom neu gewonnenen „Boden“ ab, und landete, stinkend und triefend wieder auf den Beinen. Sofort blickte er in alle Himmelsrichtungen, jedoch war außer dem dichten Nebel nicht das Geringste zu sehen. Oder doch? Was ging jetzt hier vor? Die Welt um ihn nahm langsam wieder Konturen an. Zu seiner Rechten sah er einen Großen Teil der dritten Armee, offensichtlich gerade in zermürbende Kämpfe mit einer schier nicht enden wollenden Schar an Feinden verwickelt. Ein wenig weiter Nördlich entdeckte er zwischen den nun nur noch vereinzelt dahinschwebenden Nebelfäden die Überreste der nahezu verlassenen achten Artillerie erkennen,... und sich somit endlich wieder orientieren. Beinahe außer Atem hastete er durch den weiter entschwindenden Nebel, vorbei an der Dritten hinauf auf die Anhöhe, auf welcher die verlassenen Kanonen standen. Kaum angekommen verließ ihn seine Kraft, und er sackte in sich zusammen, und donnerte mit den Knien in die saftige, vom Pulver geschwärzte Erde. Heftige Atemstöße begleiteten die Tränen, welche es ihm durch den immer heftiger werdenden Schmerz aus seinen wunden Augen presste, als er sich wieder erhob, und von dieser Position das ganze Schlachtfeld überblickte. Der Anblick, welcher sich ihm nun darbot, hätte ihn nicht mehr an Mut verlieren lassen können, als er es nun tat. Die gesamte linke Flanke war vollständig aufgerieben worden, und die Östlich positionierten Musketenschützen hatten sich verstärkt von den Hellebardenträgern der Achten zurückgezogen, und sich einem verzweifelten Stellungskampf mit großen Teilen der von Links anrückenden Heerscharen eingelassen. Rauchschwaden stiegen schier andauernd von den ständig abwechselnd nachladenden und schießenden Musketieren auf, während die Hellebardenträger die Reichweite ihrer Waffen nutzen, um jene, die nicht vom Feuer von den Beinen gerissen wurden, so schnell als möglich niederzumachen, ehe der nächste Feuerschwall wieder einsetzte. Ein simples Manöver, welches aber in Anbetracht der Tatsache, dass nur wenige der Gegner überhaupt im Besitz eines Hirnes waren, und diese es zum Großteil in der Hand trugen, schier perfekt funktionierte. Doch während dieses neu formierte Geschwader es schaffte sich die Gegner auf Distanz zu halten, waren die Größten Teile der Restlichen Armee bereits von allen Seiten bedrängt worden, und lieferten sich unerbittliche Nahkämpfe mit ihren Feinden, in denen sowohl ihre Technische Überlegenheit, als auch ihre Zahlenmäßige Unterlegenheit stark zur Geltung kamen. Das herz der Schlacht schien von ihm aus gesehen tief im Osten entbrannt zu sein, wo selbst der Nebel noch nicht vollständig gewichen war, und eine unheilvolle Gestalt mit schwarzen Schwingen sich immer wieder in das Getümmel der Schlacht stieß. Dort waren auch große Teile der restlichen Armee der Verteidiger versammelt. Doch ein vielstimmiger Jubelschrei ein wenig weiter südlich ließ Lorren aufhorchen, und veranlasste seinen Blick dorthin zu wenden. Was er dort sah ließ seinen Schrecken sofort von ihm abfallen. Die dort versammelten Verteidiger hatten es tatsächlich geschafft im Süden ihre Gegner ohne Ausnahme niederzuwerfen, und sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Und es verwunderte Lorren keineswegs, als er an der Spitze der dort versammelten Legionen eine dunkle Gestalt erblickte, gehüllt in einen Schuppenpanzer und edelste Purpurne Gewänder, welche ihr Schwert zum freudigen Salut hob. Schweiß troff ihm von der aschenbedeckten Stirn, und hinterließ Spuren unschuldiger Reinheit, als sie sich ihre Wege bahnten. Deutlich sah Lorren die Erschöpfung, welche sich in Körperhaltung und Blick des Kriegers deutlich widerspiegelte, und es erfüllte ihn mit großer Sorge, als er sah, wie der Mann, der ihm das Leben gerettet hatte, sich nun mit einem Blick über die Schulter versicherte, dass seine Männer wohlbehalten waren, und das Schwert zu sich an die Brust zog. Ungläubig sah der Junge Herzog, wie der Ritter noch einmal tief Luft holte, und die Augen für einen kurzen Augenblick schloss, nur um sich Sekunden später mit einen gewaltigen Kriegsruf auf den Lippen, das Schwert mit beiden Händen umklammert nach Osten, ins Herz der Schlacht zu stürzen. Er stürmte genau auf die Stelle zu, wo weit entfernt der drohende Schatten noch in der Luft hing, und der Nebel seinen Ursprung hatte. In seinem Kielwasser hatten sich die Bihandträger der Fünften und Neunten versammelt, welche seinen Schlachtruf erwidernd wie ein Donnergrollen auf das Schlachtgeschehen zurollten, und alles in ihrem Weg überrannten. Immer mehr kleinere Gruppen schlossen sich dem ständig anwachsenden Kampfverband an, und es schien so, als würde im Osten die Entscheidende Konfrontation stattfinden. Doch selbst dort, und auch wenn dort alle restlichen Armeen des Imperiums versammelt wären, wäre man dort noch immer fünf zu eins unterlegen. Doch wenn das so sein sollte, dann würde es so geschehen. Lorren musste in den Kampf eingreifen. Doch wie gelangte er dorthin. Er hatte kaum noch die Kraft sich auf den Beinen zu halten, geschweige denn ein paar Meilen weit zu laufen. Ein Gefühl, das er schon beinahe vergessen hatte. Hier, an diesem Ort war die Herrin so weit entfernt, wie noch nie zuvor. Doch sein Verstand war wach, und es lag an ihm diesen zu benutzen. Vielleicht war auch das nur eine weitere Prüfung die ihm die Herrin auferlegt hatte. Er drehte sich um. Die verlassene Artilleriestation. Natürlich, das war es. Lorren überlegte kurz. Ja, rein technisch war es möglich, auch wenn es vermutlich verdammt lächerlich aussehen würde... aber die Lage war zu ernst um zu zögern. Lorren machte sich bereit, ging den Plan noch einmal im Kopf durch,...
Einige Augenblicke später geschah etwas über die Maßen Seltsames. Unter anderen Umständen hätten selbst die Soldaten sich einen Moment lang Zeit genommen, um sich dem hinzugeben, was hier vor sich ging. Auch von den mauern der Stadt aus, sah ein dunkel gekleideter Mann das Geschehnis, und seinem todernsten Gesicht entfuhr für kurze Zeit ein Lächeln. Ein anderer, der noch viel näher in das Geschehen involviert war, presste seine Lippen vor den Zusammengebissenen Zähnen eng aneinander, und klammerte sich mit all seiner Kraft an dem Messingrohr vor ihm. Sein Körper vibrierte stark, und die Ständigen Erschütterungen ließen seine Haare auf und abwippen, wobei sein Umhang weit nach hinten geweht wurde. In seinen weit aufgerissenen Augen spiegelte sich eine Mischung aus blankem Entsetzten und Entzücken wieder, wie man sie normalerweise nur bei einem Kind bemerkt, welches gerade ein wundervolles Geschenk erhält. Ja, Lorren hätte laut geschrieen, vielleicht aus Angst, vielleicht aus Freude, viel wahrscheinlicher jedoch aus einer Mischung aus Beidem, wenn er doch nur den Mund aufbekommen hätte. Unter Donner und Polten raste der Herzog von le Manes auf dem Rücken seines neuen Rosses den Hügel hinunter. Er war schon vieles gewohnt, hatte die wildesten Pferde Bretonias gezähmt, doch was er hier ritt, nein, das war das erste uns letzte Mal; hoffentlich zumindest. Immer schneller rotierten die Räder der Kanone, als sie den Hügel hinunter, mit einem bretonischen Herzog auf ihrem Rohr den Hügel hinunterdonnerte, und sich dem Herzen der Schlacht immer schneller näherte. Nahezu zu schnell. Die Farben um Lorren herum nahmen wirre Gestalten an, und als die Konturen der Welt um ihn herum aufgrund der Geschwindigkeit ineinander verschwammen, fühlte der junge Recke eine Veränderung in sich. Ja, neue Lebensgeister überströmten ihn, seine Muskeln gewannen neue Spannung, und seine getrübten Sinne schienen plötzlich wieder hellwach. Ja, Lorren kannte dieses Gefühl. Er merkte voller Freude, wie wieder mehr Sauerstoff durch seine Adern gepumpt, wie sein Geist kristallklar, und sein Griff immer kraftvoller wurde. Langsam schloss er die Augen, und ließ die neu gewonnene Energie jeden kleinsten Winkel seines Körpers und seiner Gedanken durchströmen. Er öffnete der Kraft der Herrin sein Herz, und immer klarer wurde es um ihn. Er sah wieder, und doch hatte er nicht einmal seine Augen geöffnet. Jedenfalls nicht jene, mit denen er es gewöhnt war die Welt zu sehen. Immer näher rückte das Schlachtgetümmel. Nur noch wenige Meter. Lorren spannte jeden Muskel in seinem Körper an, machte sich bereit sein neues „Ross“ zu verlassen, und seinen Feinden die Macht der Herrin zu demonstrieren. Er ließ die Spannung ihren Lauf nehmen, und katapultierte sich mit gewaltiger Wucht von seinem Stahlross... Mit einem lauten Donnerknall mähte die Kanone in die Feindesreihen, welche ungleich den Imperialen nicht die Weitsicht gehabt hatten, einem solchen „Geschoß“ auszuweichen. Dies alleine hätte zur Beeindruckung der Imperialen schon genügt, aber die Tatsache, dass eine gut gekleidete Person, mit wehendem Mantel weit über ihren Köpfen hinweg sprang, einen Salto schlug, und in den ersten wenigen Sekunden seiner Landung bereits mehr Zombies erschlagen hatte, als viele der versammelten Soldaten im gesamten Verlauf der Schlacht. Als Lorren seine Augen wieder öffnete stand er inmitten einer Fontäne aus Blut. Überall um ihn herum regnete es Leichenteile vom Himmel, und entsetzte Soldaten des Imperiums sahen ihn verblüfft an, als er einen kurzen Hofknicks andeutete, auf dem Absatz kehrt machte, und sich weiter wie ein Fleischwolf in die Reihen der Feinde hieb. Es dauerte nur einen Augenblick, bis die Erfahrensten der Soldaten ihre Chance witterten, und sofort die sich auftuende Schneise füllten, und sie so gut als Möglich im Vormarsch noch weiter vergrößerten. Ungeachtet dessen vollführte Lorren einen Tanz, wie er ihn noch nie getan hatte. Seine Bewegungen waren so schnell, dass er seine Opfer regelrecht filetierte, ehe sie scheibchenweise zu Boden fielen. Er setzte sofort nach, sobald eine Lücke frei geworden war, und stieß, ungeachtet der von alle Seiten anrückenden Feinde immer tiefer ins Herz der Armee der Dunkelheit vor. Immer wieder schnitt seine Klinge mit unglaublicher Geschwindigkeit, Kraft und Effizienz durch die Reihen der Gegner, und es war egal, was auch immer er getan hätte; Die Herrin selbst schien seine Klinge zu führen, die Macht Bretonias steckte in jedem seiner Hiebe. In jedem Schlag schwangen Bretonias Stürme, Bretonias Erdbeben, ihre Wiesen, Äcker und Berge mit, und sie brachten Verwüstung auf alles, was sie trafen. Unter Lorrens Hieben erzitterte die Erde. Und dies blieb nicht unbemerkt. Ein Schatten hoch oben über dem Kern der Dunkelheit vernahm die Schwingungen der Macht, welche plötzlich losgebrochen waren. Sein Instinkt verriet ihm die Richtung, in welche er sich wendete, und sein Blick durchdrang alles in seinem Weg. Deutlich erkannte er den Recken, welcher sich durch seine Armee schlachtete, und deutlich vernahm er die Wallung seines Blutes. Er fokussierte seine Gedanken auf den mächtigen Fremden, und plötzlich wurde er von grässlichem Desinteresse ergriffen. Bretonisches Blut. Der Schatten kannte die Eigenheiten dieser Kämpfer, er hatte schon gegen viele von ihnen gekämpft. Ihre Körper wurden von Zeit zu Zeit von der Macht ihres Landes selbst gestärkt, und machten sie dann schier unbesiegbar. Es lag nicht im Interesse des Schattens sich jetzt auf eine offene Konfrontation mit einem solchen recken einzulassen; Das war uninteressant, unnotwenig und konnte weiters wenn er nicht Acht gab an seinen nötigen Kraftreserven zehren. Nein, das war nicht notwendig. Sollte sich der Knabe durch die Armee schlagen, irgendwann würde ihn seine Kraft verlassen, und der Schatten würde ihn just in jenem Moment in dem dies geschah richten. Doch das hatte Zeit... Immer tiefer stieß Lorren vor, vollführte Pirouetten, ließ seine Klinge in weitem Bogen wirbeln. Er brauchte keinen Blick in seinen Rücken zu riskieren, um zu wissen, dass die Soldaten, die sich ihm angeschlossen hatten volle arbeit leisteten. Sie treiben das Hauptheer des Feindes in zwei Blöcke auseinander. Er konzentrierte sich auf seine Wahrnehmung. Irgendwo, wenige hundert Meter zu seiner Linken fühlte er Ritter von Schwarzhand, und offensichtlich stand es recht gut um ihn. Durch seine Taktik, das Hauptheer zu spalten, war es ihm gelungen, die Feinde seines Freundes auch von Hinten zu bedrängen, und sie so in die Zange zu nehmen, während die Nachhut den zweiten Block aufzuhalten versuchte. Er suchte weiter, er suchte nach dem Schatten. Im Herz des Feindes jedoch fühlte er zwei andere Personen, die ihm vertraut erschienen. Er konzentrierte sich auf sie, und stellte fest, dass sich die Beiden nur etwa hundert Fuß vor ihm befanden. Er würde versuchen zu ihnen zu stoßen, nicht nur um zu erfahren, wer die beiden waren, sondern ebenso, da es ihnen einen taktischen Vorteil bringen würde, wenn die Feinde durchstoßen wären, und sich zwei Heer im herz der Schlacht vereinen könnten. Lorren erhöhte sein Tempo, er spurtete regelrecht, ein Netz aus Hieben vor ihm spinnend, das all die Untoten Motten, welche sich in ihm verfingen auf der Stelle zerteilt zu Boden rieseln ließ. Nur noch wenige Meter. Der junge Herzog vollendete gerade eine Mendretta, und der Kopf einer der Kreaturen rutschte an drei Teilen gespalten von ihren Schultern, als sich vor ihm ein kleines freies Feld auftat. Dort entdeckte er die vertraute Quelle, von der ebenso Macht ausging, und ein sanftes, erleichtertes Lächeln umspielte seine halb verdeckten Lippen. Dort, an der Spitze des Hauptheeres spielten zwei Männer, der eine deutlich jünger als der andere gerade mit einigen Zombies, welche das Heer von den übrigen Feinden separiert hatte, und es schien ihnen nicht nur Spaß zu machen, sondern der ältere war drauf und dran dem Jüngeren, hier, inmitten einer Schlacht die nicht nur über das Leben aller hier, sondern auch über Niedergang und Fall des Imperiums entschied, einige Lektionen im bewaffneten Kampf zu erteilen. Der ältere stand wenige Meter hinter dem Jungen, lachte laut, und untermalte seine Worte mit dramatisch heftiger Gestikulierung, während der andere einen Speerähnlichen Stab anmutig vor sich kreisen ließ. „Zieh ihm erst die Beine weg, und wenn er dann erst den Boden unter den Füßen verloren hat, ramm ihm die Spitze in die Brust oder den Kopf.“ Der Junge lächelte vergnügt, ohne sich dabei umzudrehen, und schritt, seine Waffe wie ein eine Barriere vor sich schwingen lassend auf drei der Biester zu. Lorren zufolge waren die Ratschläge des älteren zwar sicherlich nützlich für einen Anfänger gewesen, doch als er sah, mit welcher Leichtigkeit der Jüngling sich drehte, und wendete, ohne seine Gegner aus den Augen zu lassen umtänzelte, bis er in der richtigen Position gefunden hatte, und dann binnen weniger Sekunden alle drei voller Anmut und Grazie außer Gefecht gesetzt hatte. Der junge Herzog bezweifelte stark, dass der ältere der beiden dies besser, wenn überhaupt so gut zustande gebracht hätte. Nun erst bemerkten die Beiden Lorren, und wo sich der Ältere bloß mit der Faust zum Gruß auf die Brust schlug, verbeugte sich der Junge tief. Amüsiert musterte der Bretone die Beiden. Den Älteren hatte er nur einmal gesehen, als er zusammen mit dem Jüngeren das Zelt seines Freundes betreten hatte, und lautstark seinen Unmut zur Wettersituation geäußert hatte, der Jüngere hatte noch wenige Stunden zuvor nahezu das ganze Imperium zum Staunen gebracht, indem er einen Sturm ungeahnter Herkunft entfesselt hatte. Und was noch erstaunlicher war, war, dass die beiden, sie und sein Freund die Söhne des Herrschers dieses Reiches waren. Offenbar hatten sie gutes Erbgut. Der Imperator musste ein außergewöhnlicher Mann sein, und in gewisser weise hoffte Lorren noch lange genug zu leben, um ihn kennen zulernen. Ein Plötzlicher Tumult zu seiner Rechten ließ Lorren zurückschrecken, und ihn sofort mit erhobenen Florett in Angriffsposition zu gehen. Ein Irgendetwas war mit gewaltiger Wucht gegen den Ring aus Soldaten gekracht, welche die beiden Brüder vom geschehen außerhalb abgeschirmt hatte. Noch ehe Lorren zum Angriff nach vorne stürzen konnte, hatte ihn jemand an der Schulter gepackt. Verblüfft, wütend und ein wenig erbost zugleich blickte er über seine Schulter zurück, in die erstaunlich kalt gewordenen Augen des in einen Ledermantel gehüllten Mannes, welcher noch so kurz zuvor seinen Bruder spielerisch Lektionen erteilt hatte. „Du passt auf meinen Bruder auf!“ Lorren war zu perplex, um irgendetwas zu entgegnen, also tat er wie ihm geheißen, und stellte sich zurück, vor den Grün gekleideten Jüngling, während der ältere der Brüder sich seinen Weg durch die Reihen der Soldaten bahnte, und langsam aus dem Blickfeld des Herzogs entschwand... und nur wenige Augenblicke später wieder mit voller Wucht durch die Barriere aus Soldaten geschleudert wurde. Eine tiefe Wunde klaffte an seiner Brust. Der grüne Jüngling wollte an Lorren vorbeistürmen, doch der Herzog begann nun langsam zu begreifen. Ein lautes Stöhnen ertönte, als sich der Verwundete langsam auf die Knie aufrappelte, einen Schwall Blut ausspie, und zu Lorrens Verblüffung lächelte. Unter ächzen kam er wieder auf die Füße, und warf zog seinen Ledermantel ein kleines Stück zurück, auf dass seine schier gänzlich zerrissene Brust nun entblößt vor ihnen lag. Eine an sich, so war Lorren sich sicher, absolut tödliche Wunde, doch der Mann vor ihnen war alles andere als tot. Lorren riss seine Augen immer weiter auf, und blickte voller Entsetzen auf den Bemäntelten. Als er einen Blick über seine Schulter warf, bemerkte er jedoch, dass das Lächeln auf das Gesicht des Grünen wiedergekehrt war, was auch immer das zu bedeuten hatte... Der „Wieder Auferstandene“ vor ihm schien Lorrens Verblüffung zu erkennen, und deutete mit einem Nicken gen’ Himmel: „Er lässt mich nicht so einfach fortgehen... da braucht es schon ein wenig mehr.“ Lorren verstand noch immer nicht, doch das schien jetzt auch egal. Wieder ertönte ein lauter Knall, doch diesmal wurde der Ring aus Soldaten regelrecht entzweit, und eine schiere Flutwelle aus Blut brach aus den unzähligen entzweiten Körpern hervor, welche anscheinend durch einen einzelnen Hieb zerteilt worden waren. Lorren packte den Jüngling mit der Linken fest an der Schulter, mit der Rechten jedoch zog er schwungvoll sein Florett aus der Scheide, und ließ es für einen Moment mit all seinem können in der Abendbrise tänzeln. Was es auch war, das hier zugeschlagen hatte, es veranlasste die Soldaten ringsum wieder in jene tiefe Lähmung zu verfallen, wie sie auch Lorren noch vor kurzem umgeben hatte, doch diesmal war er gewappnet, die Herrin war an seiner Seite, und solche Lächerlichkeiten konnten ihn jetzt nicht beeindrucken. Auch in den Augen eines neuen Schützlings bemerkte Loren nicht die Geringste Art einer Trägheit, denn sie brannten wild und entschlossen, und auch sie schienen die Macht des Übels welche hier zunahm bloß abzuschütteln, wie ein stolzer Hengst eine lästige Fliege. Nun kam etwas aus dem Zwielicht und Nebel hervor, schon ehe es den Kreis betrat, in welchem sich die drei Recken versammelt hatten, konnte man ihre Umrisse sehen. Eine Schwarze Silhouette aus reiner Finsternis, einige Meter über den Boden, getragen von unheiligen Schwingen. Lorren fokussierte sich; Die Macht der Kreatur, des Schattens war unglaublich. Er schien die Kraft tausender, und abertausender in sich zu tragen, als ob er sich an deren Kraft über Jahrtausende gelabt, und sie absorbiert hatte. Der Bretone konnte fühlen, wie die reine, unverfälschte Energie im Inneren des Schattens pulsierte, wie sie drohte auszubrechen, und noch hielt er sie im Zaum. Lorren wagte gar nicht erst zu denken, was geschehen konnte, wenn er all dieser Macht freien lauf lassen würde, ihr erlaubte, einfach aus sich heraus zu brechen. Doch ungerührt von alledem war der Bruder des Grünen mit dem Rücken zum Schatten stehen geblieben. Erst jetzt griff er unter seinen Mantel, zum hinteren Teil seines Hosenbundes, und unter sanften, nahezu schmeichelnden Geräuschen erschien ein wunderschönes, gerades Schwert, der Schwertknauf geformt wie ein Diamant, und ebenso transparent, dass es Lorren nicht gewundert hätte, wenn es einer war. Auf der Parierstange waren ein Löwe und ein Greif abgebildet, welche sich offenbar gerade um eine Art vom Himmel stürzenden Komet stritten. Als Lorren das Bildnis noch genauer betrachtete, glaubte er, inmitten des Himmelskörpers einen Säugling erkennen zu können, doch ehe er sich vergewissern konnte, wandte sich der Mann ab, und sprang mit einem Fluch auf den Lippen auf die Kreatur zu, welche sich gerade vom Nebel löste. Lorren sah wie sich die Sense nieder senkte, und er wusste, dass sie den Mann zerteilen würde, und dieser dem allem schutzlos ausgeliefert war. Zur Lorrens Entsetzen tat der Mann auch nichts, um den Hieb abzufangen, oder dies wenigstens zu versuchen, sondern mit schier offenen Armen in den Angriff seines Gegners sprang. Unbarmherzig durchtrennte die Sense die Kleidung, die Haut, das Fleisch und die Knochen des Mannes, und als dieser wenige Augenblicke später wieder am Boden aufkam, landete er zwar auf den Beinen, doch der junge Bretone konnte deutlich sehen, wie Blut aus einem feinen Riss am Mantel zu fließen begann, und der obere Teil des Körpers langsam vom unteren zu rutschen begann. Lorren drückte seine Linke noch fester zusammen, um den Jüngling daran zu hindern, den Tod seines Bruders zu rächen, und sein Junges Leben so sinnlos zu verschwenden, wo er doch noch so viele Ambitionen haben musste, und außerdem... machte dieser nicht die geringsten Anstalten an Lorren vorbei zu stürme, sondern starrte nur mit hochkonzentrierter Mine auf das Geschehen vor ihm, ohne auch nur den hauch einer Regung zu zeigen. Was zum Teufel ging hier vor? Lorren riss seinen Blick vom Jüngling ab, und hob ich ein wenig. Einige Meter über dem Boden schwebte der Schatten, gehüllt in dunkle Kutten, und überall an ihm hingen grausame Ketten, die ihn vermutlich einst gehalten hatten. Bei jedem Schlag seiner gewaltigen Schwingen erzitterten sie, und das schaurige Geräusch hallte weit wieder. Der herzog wusste, dass hier Worte fehl am Platze waren, so stieß er barsch den Jüngling einige Meter zurück, doch dieser zeigte noch immer keine Regung, und ging in defensive Stellung, wobei er die Linke in die Seite stemmte, um besseren halt zu erlangen, und das Florett in der Rechten leicht nach oben geneigt über seinem abgewinkeltem Bein leicht zu allen Seiten tänzeln ließ. Tief in sich fühlte er, dass die Herrin ihn noch nicht verlassen hatte, und er wusste, dass er all seine Kraft benötigen würde, um die Attacke des Gegners vorauszusehen, ihr so gut als möglich zu entgehen, und... „Klock“ Lorren taumelte nach hinten, sein Gleichgewicht verließ ihn, und er stürzte benommen zu Boden. Mit vor Erstaunen weit geöffneten Augen bemerkte er, wenn auch nur verschwommen, wie eine grün gekleidete Gestalt über ihn hinweg stieg, und auf den Schatten zuging. War das möglich? verrat unter den Söhnen des Imperators, oder war es bloß sture Torheit welche den Jüngling veranlasste das zu tun? Der Bretone wollte aufstehen, scheiterte jedoch an dem Versuch... und wusste nicht wieso. Es war, als ob ihn etwas oder jemand mit entsetzlicher Macht niederhielt, und nicht zulassen wollte, dass er wieder auf die Beine kam. So sah sich der stolze Recke gezwungen unbeweglich, nahezu paralysiert am Boden kauernd die folgende Szene mit anzusehen... Mit schier unglaublicher Geschwindigkeit schnellte der Dunkle nach vor, und packte den Jüngling an der Kehle. Ein Schlag seiner Schwingen brachte die Beiden weg vom Boden, und hob sie einige Meter in die Luft. Ein leises Röcheln verließ den gequetschten Rachen des grün Gekleideten, als er langsam, und mit gepresster Stimme sprach: „Ihr habt verloren, Herr der Seelen.“ Nur ein verächtliches Schnaufen ertönte, doch Lorren konnte von seiner Position aus erkennen, dass im Dunkel unter der Kapuze zwei grausame Augen in lodernden Flammen zu brennen begannen. „Eure Armeen sind geschlagen, und ihr in den Schatten zurückgetrieben, nur... wisst Ihr es noch nicht.“ Ein Lachen drang aus der Kapuze hervor, oder vielmehr aus einer weit entfernten Welt hinter der Kapuze, doch es klang viel eher wie das Schnauben eines Pferdes, ungebändigt, und animalisch. Doch plötzlich starb es abrupt ab, als ob der Schatten etwas Wahrheit in den Worten des Jünglings gesehen hätte. Lorren wandte seinen Kopf, und sah etwas im Himmel, das er schon nahezu vergessen hatte; Pegasi! Einige Hundert Meter unterhalb der wundervolle Schar sah Lorren etwas, das sein herz so hoch schlagen ließ, wie vermutlich noch nie zuvor. Pferde, zu tausenden. Immer mehr erschienen aus der Verborgenheit hinter einem Hügel, und an ihrer Spitze ritt ein Mann, dessen Gesicht der Herzog erkannte, ohne es sehen zu müssen. Lesant von Bretonien. Wieder ertönte das Schnauben, doch diesmal wurde es von einigen Worten gefolgt: „Närrischer Mesmer! Denkst du ich falle auch auf diese Illusion herein??“ Die Hand des Schattens schloss sich so fest um den Nacken des Jünglings, dass Lorren dachte, dass dieser bald zerbersten würde. Die Stimme des Jünglings war bloß noch ein Lüftlein, als er dem Schatten entgegenhauchte: „Das... ist... keine... Illusion!“ Der Schatten hob seinen Blick, und ein ärgerliches Schnauben entfuhr dem ort, wo sich seine Lippen befinden mussten. Mit einem heftigen Ruck presste er seine Hand zusammen, und Lorren musste entsetzt mit anhören, wie die Wirbel diesem Druck nachgaben, und zerbarsten. Lorren wollte aufschreien, doch seine Lippen versagten ihm. „Doch das war eine!“ Lorren sah sich um, und zu seinem Entsetzen stand der grüne Jüngling an jener Stelle, an der er auch zuvor gestanden war, ehe Lorren zu Boden ging. Der Schatten riss sich herum, und starrte den Jüngling verblüfft an. „Und sie hat bereits seit langem begonnen...“ Lamagor war zu Überrascht um zu reagieren, als vor ihm aus dem Nichts Gildestern auftauchte, jener Mann, den er noch vor einigen Minuten entzweit hatte, und ihm sein Schwer mit einem Stoßgebet an Sigmar auf den Lippen bis zum Heft in den Wanst rammte... Der Knauf schien zu leuchten.
@Raziel: Aber immer... zu irgendwas muss ich ja gut sein!^^
@Jaegar: Also, wie, und warum ich gelernt habe zu schreiben? Erstmal hab ich immer schon recht gerne gelesen. Mit 10 Hatte ich Thomas Brezinas, mit 11 Shakespeares, ud mit 12 Brechts gesammelte Werke gelesen, vermutlich um der tristen Einsamkeit des Seins, und der Grausamkeit der harten Realität zu entfliehen. Dann igendwann mal hab ich mir beigebracht, dass ich all meine Gefühle, sei es nun Liebe, Trauer, Schmerz, Wut oder Hass nach meinem Willen in Geschichten formen, und ihrer so Herr werden kann. So begann meine Zeit des Schreibens.
@Max: Zuviel Länge in deinem Post. Überlastung des Gehirns... ich ruf dich mal an... einfacher.