Eremias - Angriff auf ß
Eremias drehte sich bei den Worten, die offensichtlich nicht an ihn gerichtet waren, um und ließ seinen Blick über den Raum schweifen. Es war irritierend, dass Veneck die Anwesenheit der Leute spürte und mit ihnen sprach, ohne sich nach ihnen umsehen zu müssen. Im Schatten der hinteren Sektion sah er eine hoch aufragende Gestalt und erkannte sie, als diese das Halbdunkel verließ, als den Techpriester Barocal. Interessant, dass all die Kollegen mit in diese Übung einbezogen wurden. Dieser neue Job war wahrlich vielseitig.
Der alte Mann lauschte den Instruktionen von Veneck und beobachtete, wie durch die Codes des Captains die Armaturen vor ihm flackernd zum Leben erwachten. Eremias wusste nicht so recht, was all diese Knöpfe taten und er würde all das liebend gerne Barocal überlassen, sobald sie besprochen hatten, wie sie vorgehen wollten. Wie der Watchcaptain sprach er frei in den Raum hinein und machte seinen Gedanken Luft. Seine Stimme krächzte ein wenig und er musste sich mehrmals zwischendurch räuspern:
"Also wir haben zwei Bolter an der Landungskapsel, die offen gestanden ein wenig subotpimal ausgerichtet sind, ich hoffe die Dinger haben einen Automaschinengeist. Diese Kampfdrohne ist ja ein herrliches Instrument, aber was zum Thron machen wir mit den vier Pict-Schädeln? Ich hoffe, ich muss damit nicht jedem unserer Leute über die Schulter gucken!" Eremias zog zweifelnd eine weiße Augenbraue hoch.
"Wie habt ihr euch vorgestellt, dass die Astartes ihre Rüstungen im Gefecht anlegen? Ich meine das da unten sind gut dreißig Grünhäute und die werden die Kapsel keine Sekunde lang aus den Augen lassen. Ihr glaubt ja wohl nicht, dass drei Astartes den Mob solange an der Nase herum führen können, bis einer der Herren mit Hilfe des Servitors seine Rüstung angelegt hat. Selbst wenn Meister Barocal hier die Standard-Funktionen des Servitor übersteuert, ich gehe davon aus, dass sie es mit seiner Hilfe um einiges schneller schaffen, werden sich die Orks über den armen Teufel hermachen, sobald sie feststellen, dass er so halb bekleidet und deaktiviert vollkommen hilflos ist." Er kam nicht umhin bei seinem Monolog ein wenig sarkastisch zu klingen. Die von Veneck gemachten Andeutungen klangen in seinen Ohren alle sehr waghalsig und standen dem Befehl nach einer verlustfreien Aktion vollkommen zuwider. War das wieder einer seiner Tests, in denen er erwartete, dass man das komplette Gegenteil von dem tat, was er vorgeschlagen hatte? Eremias war vollkommen verwirrt. Er ordnete seine Gedanken und schlug den Plan, den er sich in der kurzen Zeit erdacht hatte, dem Plenum vor:
"Folgendes, die Orks wissen noch nicht, dass unser Team dort eingetroffen ist oder wie viele es sind. Ich glaube das Beste ist es, wir lassen den Kampf nicht rund um die Kapsel herum ausbrechen. Es wird nicht einfacher werden, die Ausrüstung zu bergen, wenn es dort von Orks und Kugelhagel wimmelt. Zwei Mann des Teams sollen die Meute ablenken und fortlocken, während sich die anderen unbemerkt dorthin begeben und sich ausrüsten. Bruder Camael soll sich augenblicklich auf den Weg machen und die beiden Lockvögel ablösen, die wiederum zurück zur Landungskapsel zurückkehren und sich ebenfalls montieren. Er soll die Orks in einem großzügigen Kreis um den Block lotsen, um wieder zu Punkt Beta zu gelangen, wo die Orks dann von den vier bis dahin kampfbereiten Astartes in Empfang genommen werden. Sollten Orks bei der Landungskapsel zurückbleiben, sollen sie entweder lautlos von den zwei Astartes ausgeschaltet werden oder wir lassen das bei ausreichend Abstand die Drohne erledigen. Was wir nicht wollen, ist, dass der Mob zurück kommt und alles in Chaos ausbricht! Wir können die jeweiligen Teams von hier aus anleiten, wie lange sie die Orks noch beschäftigen müssen und wie die Timings zur Übergabe und Rückkehr sind."
Eremias beendete seine Ausführung und blickte in das leere Gesicht des Techpriesters. Keine Widerrede, nahm er an, war auch eine Antwort. Sein Blick glitt zu Veneck, der nichts weiter als ein schiefes Nicken für ihn übrig hatte, das wohl so viel hieß wie 'Macht Ihr mal'. Also schön.
Eremias öffnete einen Kanal zum Bodentrupp:
"Erioch Eins, hier Thur. Folgender Vorschlag, ein Zweierteam aus Firnwulf und Lefarruk zieht die Aufmerksamkeit des Mobs auf sich und lockt sie in Richtung Lichtung zu eurer Rechten. Die anderen beiden sehen zu, dass sie unbemerkt zur Kapsel kommen und sich in ihre Servorüstungen werfen. Barocal ist hier und wird euch unterstützen. Ich will, dass Bran und Akai als erste ihre Ausrüstung bekommen, damit wir Akais Verletzung aus der Gleichung streichen können." Dass er dabei den erfahrensten Astartes dabei haben wollte, weil er Ärger vermutete, behielt er für sich.
"Ich werde jemanden Anleiten Firnwulf und Lefarruk bei ihrer Hetzjagd abzulösen, ihr bekommt einen weiteren Bruder Astartes. Ihr beiden werdet euch umgehend Bran und Akai anschließen und Bruder Camaels Rückkehr mit dem Orkmob erwarten. Wenn irgendetwas schief geht, werde ich euch Feuerunterstützung geben. Das ganze muss leise und ohne großes Aufsehen von Statten gehen, hab ich mich klar ausgedrückt? Die Aktion wird nur funktionieren, wenn die Orks keinen Wind davon bekommen, dass wir hinter ihren Rücken an die Kapsel wollen."
Der Alte lauschte auf eine Antwort des Teams, während er an den Armaturen des Drohnenpults herum hantierte. Er hatte die Steuerung der Drohnen nicht ganz überblickt, war aber zu stolz, jemanden danach zu fragen. Eine plärrende Stimme im Kontrollraum verkündete "W
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er
t", als Eremias einen der vielen nichtssagenden Hebel umlegte. Einer der Monitore im Raum erwachte zum Leben und nach einigem Flirren schälte sich eine dümmliche Orkfratze aus dem Testbild, die dumm grinsend in das Fadenkreuz blickte, das zum Visor der Kampfdrohne eingeblendet wurde. Scheinbar waren auch Audiosensoren aktiviert worden, denn man konnte nun über die Lautsprecher der Kom-Anlage das andauernde Gebrüll und Gemurmel der grünen Horde hören.
Soweit so gut, schalten wir die Babies mal an und verhalten uns still, bis die Astartes sich regen.
Eremias sah sich auf dem Pult um und drückte den Knopf gleich neben dem ersten - "
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t" - In der Landungskapsel löste sich mit einem mechanischen
Klick eine der Video-Schädel aus der Verankerung und fiel scheppernd zu Boden. Ein weiterer Bildschirm erwachte zum Leben und zeigte das strahlende Blau des Himmels.
Na das war ja nicht so toll.
Er fuhr suchend mit den Fingern über die Kontrollmechanismen des Pults und versuchte die spärlich beschrifteten Schalter zu deuten. Er legte einen dritten um - "
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er
t" - und ein dritter Monitor flackerte. Seine Hand fuhr zum Steuerknüppel und Eremias schwenkte das Bild um 90°, sodass sie alle den grobschlächtigen Ork auf dem Bild sehen konnten, der neugierig den Servoschädel vom Boden aufgelesen hatte und ihn in seiner Pranke herum drehte.
Mach jetzt bloß keinen Unfug alter Knabe, ermahnte Eremias sich selbst, als er nach der Kamerasteuerung der Waffendrohne suchte.
Wer auch immer diese Armaturen entworfen hatte, sie waren scheinbar nicht für unbedarfte Technik-Einsteiger gemacht. Er konnte mit diesen ganzen Tech-Ausdrücken überhaupt nichts anfangen. Er drückte einige Knöpfe, ohne das etwas zu passieren schien. Nur ein paar Lichter blinkten und Regler fuhren hoch, Eremias wollte noch eine letzte Sache probieren, bevor er es aufgab. Seine Wahl fiel auf den unscheinbaren Kippschalter am rechten Rand und als der alte Mann diesen umlegte und das Kamerabild beobachtete, nahm er augenblicklich die Hände vom Pult, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen, steckte sie in die Tasche, machte zwei schnelle Schritte zurück und blickte hilfesuchend in Richtung Veneck, damit er den Schaden, den er angerichtet hatte, wieder gut machen möge... wie auch immer er das anstellen sollte.
Der Bildschirm der Waffendrohne wurde gleißend hell, als weniger Zentimeter unter dem Videosensor eine drei Meter lange Flammenzunge aus dem Servoschädel stieß. Orkische Schmerzensschreie und Gegurgel aus verbrennenden Gesichtern plärrten über die Lautsprecher durch das Kontrollzentrum - "§$
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g" - Eremias verstand kein Wort von dem, was der Maschinengeist ihnen zu sagen versuchte, so ohrenbetäubend war das Gebrüll. Die Kamerabilder justierten sich selbstständig und stellten den Kontrast der Helligkeit entsprechend nach. So sahen die Anwesenden in einem schlechten Schwarz-Weiß-Bild, wie der Schädel, angetrieben durch das Höllenfeuer, in seiner Verankerung zu wippen begann und sich schließlich aus der Landungskapsel riss. Das brennende Promethium trieb den Schädel umher, wie einen Feuerwerkskörper und er landete mit noch immer deaktivierten Steuerdüsen auf dem Boden der Landungskapsel und spie seine Ladung in den Innenraum. Kabel und Kunststoffverschläge fingen augenblicklich zu brennen an und nach wenigen Augenblicken stand die Krone der Kapsel in Flammen. Das Gebrüll der Orks wurde nun vom Feuer primitiver Waffen begleitet, als durch die Linsen der zwei Videodrohnen zu beobachten war, wie die Primitiven in ihrer Panik begannen, nach dem Servoschädel zu schießen.
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s" - plärrte der Maschinengeist in den Raum hinein und das Fadenkreuz auf dem Bildschirm der Drohne begann rhythmisch zu wippen, als die Sturmkanone des Schädels blind das Feuer eröffnete. Schnell waren die Bilder der Monitore erfüllt von platzenden Leibern und Funkenregen aus Querschlägern, wenn der Lauf der Waffe gelegentlich in den Innenraum der Kapsel zuckte. Kugeln flogen in alle Richtungen und die Orks lieferten sich ein verzweifeltes Feuergefecht mit dem Amok laufenden Maschinengeist. Brennende Geschosse bohrten sich in glühendes Metall oder grünes Fleisch, wann immer die Projektile den wild umher wirbelnden Promethiumstrahl kreuzten.
Eremias hatte schon vor einiger Zeit die Hände vor die Augen geschlagen und beobachtete das Geschehen durch die schmalen Spalte zwischen seinen Fingern. Ihm war übel. Er wollte durch den massiven Stahlboden versinken.