In Battle there is no law
I. Inside the wire
Auf einmal verschwamm alles…Die Farben verdunkelten sich, während das dumpfe Donnern der Geschütze zu einem tiefen Klangteppich wurde, der an Intensität zu- und wieder abnahm. Das Einzige was Lowell nun noch differenzieren konnte, war sein pochendes Herz und sein schneller, keuchender Atem. Nach und nach verloren sich die Rufe seiner Kameraden in den Tiefen des Schalls und verhallten, während seine Augen nur mehr Schwarz wahrnahmen…
Das Prasseln der Regentropfen auf seinem Helm fügte sich in die Akustik ein und trommelte unaufhörlich im Kopf des Corporals. Jegliches Gefühl wich schleichend aus seinen Gliedmaßen und vor seinem inneren Auge zog sich sein Körper immer weiter in sich zusammen. Er spürte eine Kälte, die ihn vom Bauch ausgehend durchfloss, als plötzlich eine Stimme aus der Ferne zu ihm sprach, jedoch rasch näher zu kommen schien. Anfangs noch ein zischelndes Gemurmel, wurden die Worte nun verständlicher und Lowell fing an, Worte daraus zu verstehen, Worte einer vertrauten Stimme…
Eine Ohrfeige ließ ihn seine Augen aufreißen. Er lag vornüber im Matsch des Schützengrabens, den Kopf zur Seite gelegt, und nun vernahm er wieder klar die ihm vertraute Stimme. Es war Private Gavini, der über ihm kniete und ihm durch die Ohrfeige das Bewusstsein zurückgegeben hatte. „Corporal!“ Lowell blickte auf und sah dem Private ins Gesicht. „Was ist mit ihnen Corporal? Sollen wir sie ins Lazarett bringen?“ „Was…was?“, ächzte Lowell, „Gavini…ach du Scheiße…Was ist passiert?“ Der Lärm der Schlacht war nun wieder allgegenwärtig, und es schien als hätte er das leise Stöhnen des Corporals übertönt. Jedenfalls rüttelte der Private ihn an den Schultern „Corporal!“ Er drehte sich herum. „Valdez, Lahner! Herkommen, der Corporal muss ins Lazarett!“ Valdez, ein stämmiger Private von etwa 20 Jahren, und Lahner, ein ebenfalls kräftiger, aber um einiges kleinerer Corporal, die an die Grabenwand gelehnt auf dem Boden gekauert waren, kamen geduckt näher, und Lowell spürte wie er angehoben wurde. Schnaufend trugen die beiden ihn in voller Ausrüstung aus dem Graben in das etwa 200 Meter entfernte Lazarett, während der schmächtige Gavini nebenher lief, anfangs noch von Zeit zu Zeit über den Grabenrand spähend, immer bereit, auftauchende Feinde unter Feuer zu nehmen. Der Gedanke war zwar relativ abwegig, da die Gräben noch unter Artilleriebeschuss standen, aber bei diesem Feind wusste man nie.
Er erinnerte sich an eine Geschichte der Veteranen aus seiner Einheit, dass die fanatischen Chaosgeneräle ihre Truppen einmal ins eigene Feuer schickten. Als sie das Grabensystem verlassen hatten, konzentrierte er sich wieder auf Lowell. Er sah keine Wunden an seinem Körper, also schloss er, dass der Corporal einfach nur Ruhe brauchte vom Kampfgeschehen. Er war nicht der erste der Einheit, der einfach im Einsatz zusammenbrach. Nicht jeder kam mit der dauernden Todesangst zurecht. Erst vor einem Monat hatte sich einer umgebracht, der mit ihm eingezogen worden war, Keith hieß er. Nicht an den Tod denken! Das war es, was ihnen im Rekrutentraining eingeschärft worden war. Gavini gab sein Bestes. Sie hatten ja noch Glück gehabt, ein Anderer wäre durchgedreht und aus dem Graben gesprungen…
Lowell aber war auf dem Weg wieder in einen tranceartigen Zustand gefallen. Der Klang der Koppeln, die gegen die Körper der vier schlugen, und das Keuchen von Valdez und Lahner begleiteten sie zum Feldlazarett.
Als sie eintraten, stellte sich ihnen ein Arzt im blutverschmierten Kittel gegenüber. „Welche Art von Notfall?“ fragte er in harschem, militärischem Ton. „Shellshock glaub’ ich. Er braucht Ruhe würde ich sagen. Aber checken sie ihn ruhig mal durch, man weiß ja nie!“, entgegnete Gavini. „Der Imperator weiß alles! Legt ihn vor die Tür, wir bearbeiten hier nur richtige Fälle. Und dann zurück in den Graben mit euch, oder ich melde euch beim Kommissar! Drei Mann bringen einen hier her? Und das nur wegen seinem schwachen Glauben?“, er zeigte verächtlich auf Lowell. “Macht dass ihr wegkommt!“ Mit einem gehässigen Blick taten sie, was er ihnen aufgetragen hatte. Arschloch. Hatte er wirklich „bearbeiten“ gesagt? Das würde zu ihm passen…Als Gavini sich dann an das Blut an seinem Kittel zurückerinnerte, fühlte er nur noch Verachtung gegenüber dem Arzt. „Bearbeiten“… Er hatte sich Lebensretter anders vorgestellt.
Im Laufschritt rannten sie zurück zum Graben, Lowell ließen sie auf einer Zeltplane im Regen vor dem Lazarett liegen. Der Arzt hätte sie womöglich wirklich einem Kommissar gemeldet, und wenn man da an den falschen geriet, hatte man größere Sorgen als den möglichen Tod an der Front. Wieder kochte die Verachtung in Gavini hoch.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sie wieder an ihrer Position im Graben angekommen waren. Der Sergeant…sie hatten sich in der Eile nicht beim Sergeant abgemeldet! „Bequemt ihr euch auch mal wieder her! Zu freundlich! Ab in die Stellung, das Artilleriefeuer hat schon aufgehört! Ihr wisst was das heißt! Alle Mann in Feuerbereitschaft! Milton und Perkins, macht den Bolter klar!“ Das hätte gerade noch gefehlt, dass sie im Gefecht abwesend gewesen wären, dachte Gavini noch, um dann sein Lasergewehr anzulegen und angespannt in Richtung der feindlichen Linien Ausschau hielt.
Zu seiner Rechten stand Lahner auf einer Holzkiste, um über den Grabenrand sehen zu können, und neben diesem Valdez, der wie immer nervös auf irgendeinem Kraut herumkaute, das Gewehr im Anschlag. Die Positionen waren eingenommen, und es kehrte so etwas wie Ruhe ein. Man hörte nur noch Perkins am Munitionsgurt des schweren Bolters hantieren, und auch dieses Geräusch verstummte kurz darauf.
Nur noch das Prasseln des Regens und das schmatzende Geräusch von Regentropfen in Schlamm.
Valdez strich sich Wasser aus dem Gesicht. Wo blieben die nur…bisher waren ihre Angriffe immer durch Artilleriebeschuss vorbereitet worden. Jetzt erst fiel ihm auf, dass ihr Graben noch vollkommen intakt war. Offenbar würde der Hauptangriff an anderer Stelle erfolgen. Verdammt, da war was. Ein Fahrzeug? Was wurde denn hier gespielt. „Fahrzeug auf 12 Uhr, 200 Meter!“ schrie er durch den strömenden Regen. Der Sergeant reagierte sofort. „Lahner, hol den Grünling aus der Kiste!“ Bisher war noch kein Angriff auf ihren Graben durch ein Fahrzeug begleitet gewesen, und der Plasmawerfer war noch nicht benutzt worden. Die blank polierte, dunkelgrüne Waffe wirkte deplaziert in den Armen des nach einigen Wochen im Graben völlig verdreckten Lahner in diesem Schlammloch. Valdez wusste nicht, ob er es als gutes oder schlechtes Zeichen sehen sollte, dass der Werfer noch unbenutzt war. Ein Surren war zu vernehmen, als die Plasmazelle sich auflud. „Preist den Maschinengott!“, war der Sergeant zu vernehmen. Ja, preist ihn, dachte Valdez, da vernahm er von links Gavinis Stimme „Sir, Infanterie auf 12 Uhr! Ich sehe zehn, nein elf, zwölf Ziele! Etwa 150 Meter!“. Die Silhouetten von acht Feinden waren jetzt auch aus Valdez’ Position sichtbar. „Es geht los! Bajonette aufpflanzen.“, rief der Sergeant. Wie ein Mann machte der Trupp in tausendmal geübten Handgriffen die Bajonette am Gewehr fest. Es ging los…
Valdez fühlte sein Herz schlagen, sein Atem ging schwer. Er umgriff den Gewehrgriff fester, Schweißperlen bildeten sich an seiner Hand. Das Bolterteam meldete nun in regelmäßigen Abständen die Position der Feinde, die Milton am Entfernungsmesser der Waffe ablas. „130 Meter!“ Quälende Stille…“110!“ Man hörte das Kettenrasseln des Fahrzeugs. Valdez glaubte eine Chimäre zu erkennen.
„Bei 60 Metern Entfernung Feuer auf erkannte Ziele. Lahner…der Imperator steh’ dir bei!“ Nicht zu vergessen der Maschinengott, dachte Valdez halb spöttisch, halb hoffend. Er wusste tief im Inneren mit all dem Glaubenskram nicht viel anzufangen, aber wenn es Lahner half, sah er darüber gerne hinweg. Offen gesagt, er wusste nicht einmal was die einfachen Soldaten auf der Seite des Chaos, auf die er im Begriff war, das Feuer zu eröffnen, von sich und seinen Kameraden unterschied. Er wusste nur, dass sie „korrumpiert und besessen“ und eine „Schande für den Imperator“ seien, um es mit Kommissar Moriankovs Worten auszudrücken. Sollte ihm recht sein. Lieber die als er…
“70!“ Er suchte sich ein erstes Ziel und krümmte seinen Finger instinktiv um den Abzug. Die Silhouetten rannten nun los, auch der Panzer spie eine dicke schwarze Rauchwolke aus und beschleunigte. „Panzer auf 60 Meter! 50!“ Miltons Stimme wurde mit dem letzten Wort noch lauter als sie es ohnehin schon war. „Plasma los!“ Lahner drückte ab und ein blauer Plasmaball schoss auf den Panzer zu. Wie in Zeitlupe sah Valdez, wie er auf die Frontpanzerung der Chimäre traf und ein Loch hineinfraß. Der Turm verschwand in einer Wolke schwarzen Dampfes, doch er schälte sich aus dem Rauch und der Panzer fuhr weiter, offenbar nur an der Außenhülle durch den Treffer beschädigt, er gewann zudem weiter an Geschwindigkeit.
Spätestens jetzt hätte jeder Truppführer den Ausstieg befohlen, wunderte sich Valdez, der Panzer aber hielt weiter auf den Graben zu. Außer, das Chaos vernebelte komplett die Sinne. Oder…Verdammt, jetzt sah er es! Der Sergeant hatte scheinbar den gleichen Gedanken. „Scheiße, das ist ein Höllenhund! Wo bleibt der Grünling! Milton, Feuer auf die Seitenpanzerung! Padilla, Melterbombe her!“ bellte der Sergeant durch das inzwischen aufgeflammte Feuer der Lasergewehre und des schweren Bolters. Offenbar hatten alle seine Stimme gehört, oder einfach instinktiv richtig gehandelt, denn Milton schwenkte den Bolter und feuerte mit zusammengebissenen Zähnen wie wild auf den Panzer, während Corporal Padilla eine Melterbombe aus dem Rucksack zog und geduckt zum Sergeant brachte, um gleich darauf seine Position wieder einzunehmen.
Die Feinde waren zu Boden gegangen, Valdez war sich sicher dass mindestens fünf sich nicht mehr regten, der Rest arbeitete sich aber offenbar weiter auf den Graben zu. Der Panzer war nun in Reichweite – Lahner war inzwischen wieder schussbereit, doch er wurde von einem Feuerball gigantischen Ausmaßes gezwungen, rückwärts von seiner Kiste zu springen und mit dem Rest des Trupps in Deckung zu gehen. Milton hatte es noch geschafft, den rechten Tank des Höllenhunds zu durchlöchern, und Flammen schossen daraus hervor, aber er explodierte nicht.
Geduckt im Graben fühlte der Trupp eine Hitzewelle über sich hinwegfegen, die glücklicherweise niemanden erfasste…aber bisher hatten sie nur Glück gehabt. „Lahner, Gavini, nach links! Lockt ihn nach links!“ Die beiden rannten so schnell sie konnten mit dem Plasmawerfer geduckt durch den Graben und suchten eine neue Feuerposition, während der Rest des Trupps in der Feuerpause des Panzers versuchte, den Gegner am weiteren Vorrücken zu hindern. Der Höllenhund war nun angehalten und hielt den Trupp durch konstantes Feuer fast völlig nieder. Das machte ihr Vorhaben, den Vormarsch zu verzögern, praktisch unmöglich.
Etwa 30 Meter weiter hielt Lahner an. Er prüfte den Plasmawerfer und wollte anlegen, als er Gavini anstarrte. „Was?“, fragte dieser außer Atem. „Die Kiste!“ „Wovon redest du … Ach du Kacke! Gib her!“ Gavini entriss Lahner den Plasmawerfer und legte auf den Panzer an. Völlig perplex ließ der ihn gewähren und grabschte nach dem Lasergewehr, dass Gavini fallen hatte lassen. Unfähig, über den Rand zu blicken, harrte er still aus und blickte seinen Kameraden an. „Jetzt hol’ schon die verdammte Kiste, so bringst du gar nichts!“ Er rannte zurück. Gavini legte an. „Preist den Maschinengott“ hämmerte es in seinem Kopf, als er zum Schuss auf die Seite des Höllenhunds ansetzte. Dieser spie einen weiteren Feuerball in Richtung seines Trupps aus. Zum ersten Mal hielt er nun diese Waffe in Händen. „Preist den Maschinengott“. Die meisten überlebten den Dienst an Plasmawaffen nicht…“Preist den Maschinengott!“ Gavini zielte.
to be continued...aber hier ist so ein schöner einschnitt.
Ist einfach so planlos drauflos geschrieben 🙂 .... und so gehts wahrscheinlich auch weiter.
Feedback erwünscht.
Meine erste Geschichte :lesen: :lol:
I. Inside the wire
Auf einmal verschwamm alles…Die Farben verdunkelten sich, während das dumpfe Donnern der Geschütze zu einem tiefen Klangteppich wurde, der an Intensität zu- und wieder abnahm. Das Einzige was Lowell nun noch differenzieren konnte, war sein pochendes Herz und sein schneller, keuchender Atem. Nach und nach verloren sich die Rufe seiner Kameraden in den Tiefen des Schalls und verhallten, während seine Augen nur mehr Schwarz wahrnahmen…
Das Prasseln der Regentropfen auf seinem Helm fügte sich in die Akustik ein und trommelte unaufhörlich im Kopf des Corporals. Jegliches Gefühl wich schleichend aus seinen Gliedmaßen und vor seinem inneren Auge zog sich sein Körper immer weiter in sich zusammen. Er spürte eine Kälte, die ihn vom Bauch ausgehend durchfloss, als plötzlich eine Stimme aus der Ferne zu ihm sprach, jedoch rasch näher zu kommen schien. Anfangs noch ein zischelndes Gemurmel, wurden die Worte nun verständlicher und Lowell fing an, Worte daraus zu verstehen, Worte einer vertrauten Stimme…
Eine Ohrfeige ließ ihn seine Augen aufreißen. Er lag vornüber im Matsch des Schützengrabens, den Kopf zur Seite gelegt, und nun vernahm er wieder klar die ihm vertraute Stimme. Es war Private Gavini, der über ihm kniete und ihm durch die Ohrfeige das Bewusstsein zurückgegeben hatte. „Corporal!“ Lowell blickte auf und sah dem Private ins Gesicht. „Was ist mit ihnen Corporal? Sollen wir sie ins Lazarett bringen?“ „Was…was?“, ächzte Lowell, „Gavini…ach du Scheiße…Was ist passiert?“ Der Lärm der Schlacht war nun wieder allgegenwärtig, und es schien als hätte er das leise Stöhnen des Corporals übertönt. Jedenfalls rüttelte der Private ihn an den Schultern „Corporal!“ Er drehte sich herum. „Valdez, Lahner! Herkommen, der Corporal muss ins Lazarett!“ Valdez, ein stämmiger Private von etwa 20 Jahren, und Lahner, ein ebenfalls kräftiger, aber um einiges kleinerer Corporal, die an die Grabenwand gelehnt auf dem Boden gekauert waren, kamen geduckt näher, und Lowell spürte wie er angehoben wurde. Schnaufend trugen die beiden ihn in voller Ausrüstung aus dem Graben in das etwa 200 Meter entfernte Lazarett, während der schmächtige Gavini nebenher lief, anfangs noch von Zeit zu Zeit über den Grabenrand spähend, immer bereit, auftauchende Feinde unter Feuer zu nehmen. Der Gedanke war zwar relativ abwegig, da die Gräben noch unter Artilleriebeschuss standen, aber bei diesem Feind wusste man nie.
Er erinnerte sich an eine Geschichte der Veteranen aus seiner Einheit, dass die fanatischen Chaosgeneräle ihre Truppen einmal ins eigene Feuer schickten. Als sie das Grabensystem verlassen hatten, konzentrierte er sich wieder auf Lowell. Er sah keine Wunden an seinem Körper, also schloss er, dass der Corporal einfach nur Ruhe brauchte vom Kampfgeschehen. Er war nicht der erste der Einheit, der einfach im Einsatz zusammenbrach. Nicht jeder kam mit der dauernden Todesangst zurecht. Erst vor einem Monat hatte sich einer umgebracht, der mit ihm eingezogen worden war, Keith hieß er. Nicht an den Tod denken! Das war es, was ihnen im Rekrutentraining eingeschärft worden war. Gavini gab sein Bestes. Sie hatten ja noch Glück gehabt, ein Anderer wäre durchgedreht und aus dem Graben gesprungen…
Lowell aber war auf dem Weg wieder in einen tranceartigen Zustand gefallen. Der Klang der Koppeln, die gegen die Körper der vier schlugen, und das Keuchen von Valdez und Lahner begleiteten sie zum Feldlazarett.
Als sie eintraten, stellte sich ihnen ein Arzt im blutverschmierten Kittel gegenüber. „Welche Art von Notfall?“ fragte er in harschem, militärischem Ton. „Shellshock glaub’ ich. Er braucht Ruhe würde ich sagen. Aber checken sie ihn ruhig mal durch, man weiß ja nie!“, entgegnete Gavini. „Der Imperator weiß alles! Legt ihn vor die Tür, wir bearbeiten hier nur richtige Fälle. Und dann zurück in den Graben mit euch, oder ich melde euch beim Kommissar! Drei Mann bringen einen hier her? Und das nur wegen seinem schwachen Glauben?“, er zeigte verächtlich auf Lowell. “Macht dass ihr wegkommt!“ Mit einem gehässigen Blick taten sie, was er ihnen aufgetragen hatte. Arschloch. Hatte er wirklich „bearbeiten“ gesagt? Das würde zu ihm passen…Als Gavini sich dann an das Blut an seinem Kittel zurückerinnerte, fühlte er nur noch Verachtung gegenüber dem Arzt. „Bearbeiten“… Er hatte sich Lebensretter anders vorgestellt.
Im Laufschritt rannten sie zurück zum Graben, Lowell ließen sie auf einer Zeltplane im Regen vor dem Lazarett liegen. Der Arzt hätte sie womöglich wirklich einem Kommissar gemeldet, und wenn man da an den falschen geriet, hatte man größere Sorgen als den möglichen Tod an der Front. Wieder kochte die Verachtung in Gavini hoch.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sie wieder an ihrer Position im Graben angekommen waren. Der Sergeant…sie hatten sich in der Eile nicht beim Sergeant abgemeldet! „Bequemt ihr euch auch mal wieder her! Zu freundlich! Ab in die Stellung, das Artilleriefeuer hat schon aufgehört! Ihr wisst was das heißt! Alle Mann in Feuerbereitschaft! Milton und Perkins, macht den Bolter klar!“ Das hätte gerade noch gefehlt, dass sie im Gefecht abwesend gewesen wären, dachte Gavini noch, um dann sein Lasergewehr anzulegen und angespannt in Richtung der feindlichen Linien Ausschau hielt.
Zu seiner Rechten stand Lahner auf einer Holzkiste, um über den Grabenrand sehen zu können, und neben diesem Valdez, der wie immer nervös auf irgendeinem Kraut herumkaute, das Gewehr im Anschlag. Die Positionen waren eingenommen, und es kehrte so etwas wie Ruhe ein. Man hörte nur noch Perkins am Munitionsgurt des schweren Bolters hantieren, und auch dieses Geräusch verstummte kurz darauf.
Nur noch das Prasseln des Regens und das schmatzende Geräusch von Regentropfen in Schlamm.
Valdez strich sich Wasser aus dem Gesicht. Wo blieben die nur…bisher waren ihre Angriffe immer durch Artilleriebeschuss vorbereitet worden. Jetzt erst fiel ihm auf, dass ihr Graben noch vollkommen intakt war. Offenbar würde der Hauptangriff an anderer Stelle erfolgen. Verdammt, da war was. Ein Fahrzeug? Was wurde denn hier gespielt. „Fahrzeug auf 12 Uhr, 200 Meter!“ schrie er durch den strömenden Regen. Der Sergeant reagierte sofort. „Lahner, hol den Grünling aus der Kiste!“ Bisher war noch kein Angriff auf ihren Graben durch ein Fahrzeug begleitet gewesen, und der Plasmawerfer war noch nicht benutzt worden. Die blank polierte, dunkelgrüne Waffe wirkte deplaziert in den Armen des nach einigen Wochen im Graben völlig verdreckten Lahner in diesem Schlammloch. Valdez wusste nicht, ob er es als gutes oder schlechtes Zeichen sehen sollte, dass der Werfer noch unbenutzt war. Ein Surren war zu vernehmen, als die Plasmazelle sich auflud. „Preist den Maschinengott!“, war der Sergeant zu vernehmen. Ja, preist ihn, dachte Valdez, da vernahm er von links Gavinis Stimme „Sir, Infanterie auf 12 Uhr! Ich sehe zehn, nein elf, zwölf Ziele! Etwa 150 Meter!“. Die Silhouetten von acht Feinden waren jetzt auch aus Valdez’ Position sichtbar. „Es geht los! Bajonette aufpflanzen.“, rief der Sergeant. Wie ein Mann machte der Trupp in tausendmal geübten Handgriffen die Bajonette am Gewehr fest. Es ging los…
Valdez fühlte sein Herz schlagen, sein Atem ging schwer. Er umgriff den Gewehrgriff fester, Schweißperlen bildeten sich an seiner Hand. Das Bolterteam meldete nun in regelmäßigen Abständen die Position der Feinde, die Milton am Entfernungsmesser der Waffe ablas. „130 Meter!“ Quälende Stille…“110!“ Man hörte das Kettenrasseln des Fahrzeugs. Valdez glaubte eine Chimäre zu erkennen.
„Bei 60 Metern Entfernung Feuer auf erkannte Ziele. Lahner…der Imperator steh’ dir bei!“ Nicht zu vergessen der Maschinengott, dachte Valdez halb spöttisch, halb hoffend. Er wusste tief im Inneren mit all dem Glaubenskram nicht viel anzufangen, aber wenn es Lahner half, sah er darüber gerne hinweg. Offen gesagt, er wusste nicht einmal was die einfachen Soldaten auf der Seite des Chaos, auf die er im Begriff war, das Feuer zu eröffnen, von sich und seinen Kameraden unterschied. Er wusste nur, dass sie „korrumpiert und besessen“ und eine „Schande für den Imperator“ seien, um es mit Kommissar Moriankovs Worten auszudrücken. Sollte ihm recht sein. Lieber die als er…
“70!“ Er suchte sich ein erstes Ziel und krümmte seinen Finger instinktiv um den Abzug. Die Silhouetten rannten nun los, auch der Panzer spie eine dicke schwarze Rauchwolke aus und beschleunigte. „Panzer auf 60 Meter! 50!“ Miltons Stimme wurde mit dem letzten Wort noch lauter als sie es ohnehin schon war. „Plasma los!“ Lahner drückte ab und ein blauer Plasmaball schoss auf den Panzer zu. Wie in Zeitlupe sah Valdez, wie er auf die Frontpanzerung der Chimäre traf und ein Loch hineinfraß. Der Turm verschwand in einer Wolke schwarzen Dampfes, doch er schälte sich aus dem Rauch und der Panzer fuhr weiter, offenbar nur an der Außenhülle durch den Treffer beschädigt, er gewann zudem weiter an Geschwindigkeit.
Spätestens jetzt hätte jeder Truppführer den Ausstieg befohlen, wunderte sich Valdez, der Panzer aber hielt weiter auf den Graben zu. Außer, das Chaos vernebelte komplett die Sinne. Oder…Verdammt, jetzt sah er es! Der Sergeant hatte scheinbar den gleichen Gedanken. „Scheiße, das ist ein Höllenhund! Wo bleibt der Grünling! Milton, Feuer auf die Seitenpanzerung! Padilla, Melterbombe her!“ bellte der Sergeant durch das inzwischen aufgeflammte Feuer der Lasergewehre und des schweren Bolters. Offenbar hatten alle seine Stimme gehört, oder einfach instinktiv richtig gehandelt, denn Milton schwenkte den Bolter und feuerte mit zusammengebissenen Zähnen wie wild auf den Panzer, während Corporal Padilla eine Melterbombe aus dem Rucksack zog und geduckt zum Sergeant brachte, um gleich darauf seine Position wieder einzunehmen.
Die Feinde waren zu Boden gegangen, Valdez war sich sicher dass mindestens fünf sich nicht mehr regten, der Rest arbeitete sich aber offenbar weiter auf den Graben zu. Der Panzer war nun in Reichweite – Lahner war inzwischen wieder schussbereit, doch er wurde von einem Feuerball gigantischen Ausmaßes gezwungen, rückwärts von seiner Kiste zu springen und mit dem Rest des Trupps in Deckung zu gehen. Milton hatte es noch geschafft, den rechten Tank des Höllenhunds zu durchlöchern, und Flammen schossen daraus hervor, aber er explodierte nicht.
Geduckt im Graben fühlte der Trupp eine Hitzewelle über sich hinwegfegen, die glücklicherweise niemanden erfasste…aber bisher hatten sie nur Glück gehabt. „Lahner, Gavini, nach links! Lockt ihn nach links!“ Die beiden rannten so schnell sie konnten mit dem Plasmawerfer geduckt durch den Graben und suchten eine neue Feuerposition, während der Rest des Trupps in der Feuerpause des Panzers versuchte, den Gegner am weiteren Vorrücken zu hindern. Der Höllenhund war nun angehalten und hielt den Trupp durch konstantes Feuer fast völlig nieder. Das machte ihr Vorhaben, den Vormarsch zu verzögern, praktisch unmöglich.
Etwa 30 Meter weiter hielt Lahner an. Er prüfte den Plasmawerfer und wollte anlegen, als er Gavini anstarrte. „Was?“, fragte dieser außer Atem. „Die Kiste!“ „Wovon redest du … Ach du Kacke! Gib her!“ Gavini entriss Lahner den Plasmawerfer und legte auf den Panzer an. Völlig perplex ließ der ihn gewähren und grabschte nach dem Lasergewehr, dass Gavini fallen hatte lassen. Unfähig, über den Rand zu blicken, harrte er still aus und blickte seinen Kameraden an. „Jetzt hol’ schon die verdammte Kiste, so bringst du gar nichts!“ Er rannte zurück. Gavini legte an. „Preist den Maschinengott“ hämmerte es in seinem Kopf, als er zum Schuss auf die Seite des Höllenhunds ansetzte. Dieser spie einen weiteren Feuerball in Richtung seines Trupps aus. Zum ersten Mal hielt er nun diese Waffe in Händen. „Preist den Maschinengott“. Die meisten überlebten den Dienst an Plasmawaffen nicht…“Preist den Maschinengott!“ Gavini zielte.
to be continued...aber hier ist so ein schöner einschnitt.
Ist einfach so planlos drauflos geschrieben 🙂 .... und so gehts wahrscheinlich auch weiter.
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Meine erste Geschichte :lesen: :lol: