40k in battle there is no law

Habakuk

Hintergrundstalker
09. Mai 2004
1.130
1
12.466
38
In Battle there is no law

I. Inside the wire

Auf einmal verschwamm alles…Die Farben verdunkelten sich, während das dumpfe Donnern der Geschütze zu einem tiefen Klangteppich wurde, der an Intensität zu- und wieder abnahm. Das Einzige was Lowell nun noch differenzieren konnte, war sein pochendes Herz und sein schneller, keuchender Atem. Nach und nach verloren sich die Rufe seiner Kameraden in den Tiefen des Schalls und verhallten, während seine Augen nur mehr Schwarz wahrnahmen…
Das Prasseln der Regentropfen auf seinem Helm fügte sich in die Akustik ein und trommelte unaufhörlich im Kopf des Corporals. Jegliches Gefühl wich schleichend aus seinen Gliedmaßen und vor seinem inneren Auge zog sich sein Körper immer weiter in sich zusammen. Er spürte eine Kälte, die ihn vom Bauch ausgehend durchfloss, als plötzlich eine Stimme aus der Ferne zu ihm sprach, jedoch rasch näher zu kommen schien. Anfangs noch ein zischelndes Gemurmel, wurden die Worte nun verständlicher und Lowell fing an, Worte daraus zu verstehen, Worte einer vertrauten Stimme…

Eine Ohrfeige ließ ihn seine Augen aufreißen. Er lag vornüber im Matsch des Schützengrabens, den Kopf zur Seite gelegt, und nun vernahm er wieder klar die ihm vertraute Stimme. Es war Private Gavini, der über ihm kniete und ihm durch die Ohrfeige das Bewusstsein zurückgegeben hatte. „Corporal!“ Lowell blickte auf und sah dem Private ins Gesicht. „Was ist mit ihnen Corporal? Sollen wir sie ins Lazarett bringen?“ „Was…was?“, ächzte Lowell, „Gavini…ach du Scheiße…Was ist passiert?“ Der Lärm der Schlacht war nun wieder allgegenwärtig, und es schien als hätte er das leise Stöhnen des Corporals übertönt. Jedenfalls rüttelte der Private ihn an den Schultern „Corporal!“ Er drehte sich herum. „Valdez, Lahner! Herkommen, der Corporal muss ins Lazarett!“ Valdez, ein stämmiger Private von etwa 20 Jahren, und Lahner, ein ebenfalls kräftiger, aber um einiges kleinerer Corporal, die an die Grabenwand gelehnt auf dem Boden gekauert waren, kamen geduckt näher, und Lowell spürte wie er angehoben wurde. Schnaufend trugen die beiden ihn in voller Ausrüstung aus dem Graben in das etwa 200 Meter entfernte Lazarett, während der schmächtige Gavini nebenher lief, anfangs noch von Zeit zu Zeit über den Grabenrand spähend, immer bereit, auftauchende Feinde unter Feuer zu nehmen. Der Gedanke war zwar relativ abwegig, da die Gräben noch unter Artilleriebeschuss standen, aber bei diesem Feind wusste man nie.
Er erinnerte sich an eine Geschichte der Veteranen aus seiner Einheit, dass die fanatischen Chaosgeneräle ihre Truppen einmal ins eigene Feuer schickten. Als sie das Grabensystem verlassen hatten, konzentrierte er sich wieder auf Lowell. Er sah keine Wunden an seinem Körper, also schloss er, dass der Corporal einfach nur Ruhe brauchte vom Kampfgeschehen. Er war nicht der erste der Einheit, der einfach im Einsatz zusammenbrach. Nicht jeder kam mit der dauernden Todesangst zurecht. Erst vor einem Monat hatte sich einer umgebracht, der mit ihm eingezogen worden war, Keith hieß er. Nicht an den Tod denken! Das war es, was ihnen im Rekrutentraining eingeschärft worden war. Gavini gab sein Bestes. Sie hatten ja noch Glück gehabt, ein Anderer wäre durchgedreht und aus dem Graben gesprungen…
Lowell aber war auf dem Weg wieder in einen tranceartigen Zustand gefallen. Der Klang der Koppeln, die gegen die Körper der vier schlugen, und das Keuchen von Valdez und Lahner begleiteten sie zum Feldlazarett.
Als sie eintraten, stellte sich ihnen ein Arzt im blutverschmierten Kittel gegenüber. „Welche Art von Notfall?“ fragte er in harschem, militärischem Ton. „Shellshock glaub’ ich. Er braucht Ruhe würde ich sagen. Aber checken sie ihn ruhig mal durch, man weiß ja nie!“, entgegnete Gavini. „Der Imperator weiß alles! Legt ihn vor die Tür, wir bearbeiten hier nur richtige Fälle. Und dann zurück in den Graben mit euch, oder ich melde euch beim Kommissar! Drei Mann bringen einen hier her? Und das nur wegen seinem schwachen Glauben?“, er zeigte verächtlich auf Lowell. “Macht dass ihr wegkommt!“ Mit einem gehässigen Blick taten sie, was er ihnen aufgetragen hatte. Arschloch. Hatte er wirklich „bearbeiten“ gesagt? Das würde zu ihm passen…Als Gavini sich dann an das Blut an seinem Kittel zurückerinnerte, fühlte er nur noch Verachtung gegenüber dem Arzt. „Bearbeiten“… Er hatte sich Lebensretter anders vorgestellt.
Im Laufschritt rannten sie zurück zum Graben, Lowell ließen sie auf einer Zeltplane im Regen vor dem Lazarett liegen. Der Arzt hätte sie womöglich wirklich einem Kommissar gemeldet, und wenn man da an den falschen geriet, hatte man größere Sorgen als den möglichen Tod an der Front. Wieder kochte die Verachtung in Gavini hoch.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sie wieder an ihrer Position im Graben angekommen waren. Der Sergeant…sie hatten sich in der Eile nicht beim Sergeant abgemeldet! „Bequemt ihr euch auch mal wieder her! Zu freundlich! Ab in die Stellung, das Artilleriefeuer hat schon aufgehört! Ihr wisst was das heißt! Alle Mann in Feuerbereitschaft! Milton und Perkins, macht den Bolter klar!“ Das hätte gerade noch gefehlt, dass sie im Gefecht abwesend gewesen wären, dachte Gavini noch, um dann sein Lasergewehr anzulegen und angespannt in Richtung der feindlichen Linien Ausschau hielt.
Zu seiner Rechten stand Lahner auf einer Holzkiste, um über den Grabenrand sehen zu können, und neben diesem Valdez, der wie immer nervös auf irgendeinem Kraut herumkaute, das Gewehr im Anschlag. Die Positionen waren eingenommen, und es kehrte so etwas wie Ruhe ein. Man hörte nur noch Perkins am Munitionsgurt des schweren Bolters hantieren, und auch dieses Geräusch verstummte kurz darauf.
Nur noch das Prasseln des Regens und das schmatzende Geräusch von Regentropfen in Schlamm.
Valdez strich sich Wasser aus dem Gesicht. Wo blieben die nur…bisher waren ihre Angriffe immer durch Artilleriebeschuss vorbereitet worden. Jetzt erst fiel ihm auf, dass ihr Graben noch vollkommen intakt war. Offenbar würde der Hauptangriff an anderer Stelle erfolgen. Verdammt, da war was. Ein Fahrzeug? Was wurde denn hier gespielt. „Fahrzeug auf 12 Uhr, 200 Meter!“ schrie er durch den strömenden Regen. Der Sergeant reagierte sofort. „Lahner, hol den Grünling aus der Kiste!“ Bisher war noch kein Angriff auf ihren Graben durch ein Fahrzeug begleitet gewesen, und der Plasmawerfer war noch nicht benutzt worden. Die blank polierte, dunkelgrüne Waffe wirkte deplaziert in den Armen des nach einigen Wochen im Graben völlig verdreckten Lahner in diesem Schlammloch. Valdez wusste nicht, ob er es als gutes oder schlechtes Zeichen sehen sollte, dass der Werfer noch unbenutzt war. Ein Surren war zu vernehmen, als die Plasmazelle sich auflud. „Preist den Maschinengott!“, war der Sergeant zu vernehmen. Ja, preist ihn, dachte Valdez, da vernahm er von links Gavinis Stimme „Sir, Infanterie auf 12 Uhr! Ich sehe zehn, nein elf, zwölf Ziele! Etwa 150 Meter!“. Die Silhouetten von acht Feinden waren jetzt auch aus Valdez’ Position sichtbar. „Es geht los! Bajonette aufpflanzen.“, rief der Sergeant. Wie ein Mann machte der Trupp in tausendmal geübten Handgriffen die Bajonette am Gewehr fest. Es ging los…

Valdez fühlte sein Herz schlagen, sein Atem ging schwer. Er umgriff den Gewehrgriff fester, Schweißperlen bildeten sich an seiner Hand. Das Bolterteam meldete nun in regelmäßigen Abständen die Position der Feinde, die Milton am Entfernungsmesser der Waffe ablas. „130 Meter!“ Quälende Stille…“110!“ Man hörte das Kettenrasseln des Fahrzeugs. Valdez glaubte eine Chimäre zu erkennen.
„Bei 60 Metern Entfernung Feuer auf erkannte Ziele. Lahner…der Imperator steh’ dir bei!“ Nicht zu vergessen der Maschinengott, dachte Valdez halb spöttisch, halb hoffend. Er wusste tief im Inneren mit all dem Glaubenskram nicht viel anzufangen, aber wenn es Lahner half, sah er darüber gerne hinweg. Offen gesagt, er wusste nicht einmal was die einfachen Soldaten auf der Seite des Chaos, auf die er im Begriff war, das Feuer zu eröffnen, von sich und seinen Kameraden unterschied. Er wusste nur, dass sie „korrumpiert und besessen“ und eine „Schande für den Imperator“ seien, um es mit Kommissar Moriankovs Worten auszudrücken. Sollte ihm recht sein. Lieber die als er…

“70!“ Er suchte sich ein erstes Ziel und krümmte seinen Finger instinktiv um den Abzug. Die Silhouetten rannten nun los, auch der Panzer spie eine dicke schwarze Rauchwolke aus und beschleunigte. „Panzer auf 60 Meter! 50!“ Miltons Stimme wurde mit dem letzten Wort noch lauter als sie es ohnehin schon war. „Plasma los!“ Lahner drückte ab und ein blauer Plasmaball schoss auf den Panzer zu. Wie in Zeitlupe sah Valdez, wie er auf die Frontpanzerung der Chimäre traf und ein Loch hineinfraß. Der Turm verschwand in einer Wolke schwarzen Dampfes, doch er schälte sich aus dem Rauch und der Panzer fuhr weiter, offenbar nur an der Außenhülle durch den Treffer beschädigt, er gewann zudem weiter an Geschwindigkeit.
Spätestens jetzt hätte jeder Truppführer den Ausstieg befohlen, wunderte sich Valdez, der Panzer aber hielt weiter auf den Graben zu. Außer, das Chaos vernebelte komplett die Sinne. Oder…Verdammt, jetzt sah er es! Der Sergeant hatte scheinbar den gleichen Gedanken. „Scheiße, das ist ein Höllenhund! Wo bleibt der Grünling! Milton, Feuer auf die Seitenpanzerung! Padilla, Melterbombe her!“ bellte der Sergeant durch das inzwischen aufgeflammte Feuer der Lasergewehre und des schweren Bolters. Offenbar hatten alle seine Stimme gehört, oder einfach instinktiv richtig gehandelt, denn Milton schwenkte den Bolter und feuerte mit zusammengebissenen Zähnen wie wild auf den Panzer, während Corporal Padilla eine Melterbombe aus dem Rucksack zog und geduckt zum Sergeant brachte, um gleich darauf seine Position wieder einzunehmen.
Die Feinde waren zu Boden gegangen, Valdez war sich sicher dass mindestens fünf sich nicht mehr regten, der Rest arbeitete sich aber offenbar weiter auf den Graben zu. Der Panzer war nun in Reichweite – Lahner war inzwischen wieder schussbereit, doch er wurde von einem Feuerball gigantischen Ausmaßes gezwungen, rückwärts von seiner Kiste zu springen und mit dem Rest des Trupps in Deckung zu gehen. Milton hatte es noch geschafft, den rechten Tank des Höllenhunds zu durchlöchern, und Flammen schossen daraus hervor, aber er explodierte nicht.
Geduckt im Graben fühlte der Trupp eine Hitzewelle über sich hinwegfegen, die glücklicherweise niemanden erfasste…aber bisher hatten sie nur Glück gehabt. „Lahner, Gavini, nach links! Lockt ihn nach links!“ Die beiden rannten so schnell sie konnten mit dem Plasmawerfer geduckt durch den Graben und suchten eine neue Feuerposition, während der Rest des Trupps in der Feuerpause des Panzers versuchte, den Gegner am weiteren Vorrücken zu hindern. Der Höllenhund war nun angehalten und hielt den Trupp durch konstantes Feuer fast völlig nieder. Das machte ihr Vorhaben, den Vormarsch zu verzögern, praktisch unmöglich.
Etwa 30 Meter weiter hielt Lahner an. Er prüfte den Plasmawerfer und wollte anlegen, als er Gavini anstarrte. „Was?“, fragte dieser außer Atem. „Die Kiste!“ „Wovon redest du … Ach du Kacke! Gib her!“ Gavini entriss Lahner den Plasmawerfer und legte auf den Panzer an. Völlig perplex ließ der ihn gewähren und grabschte nach dem Lasergewehr, dass Gavini fallen hatte lassen. Unfähig, über den Rand zu blicken, harrte er still aus und blickte seinen Kameraden an. „Jetzt hol’ schon die verdammte Kiste, so bringst du gar nichts!“ Er rannte zurück. Gavini legte an. „Preist den Maschinengott“ hämmerte es in seinem Kopf, als er zum Schuss auf die Seite des Höllenhunds ansetzte. Dieser spie einen weiteren Feuerball in Richtung seines Trupps aus. Zum ersten Mal hielt er nun diese Waffe in Händen. „Preist den Maschinengott“. Die meisten überlebten den Dienst an Plasmawaffen nicht…“Preist den Maschinengott!“ Gavini zielte.

to be continued...aber hier ist so ein schöner einschnitt.
Ist einfach so planlos drauflos geschrieben 🙂 .... und so gehts wahrscheinlich auch weiter.
Feedback erwünscht.
Meine erste Geschichte :lesen: :lol:
 
II. Tank

Sein Leben stand auf dem Spiel, und er wusste es. Das des gesamten Trupps. Er festigte seinen Griff um den Werfer. Auf einmal fiel ihm der Spruch des alten Obersten ein-„Tod oder Ehre! Etwas anderes gibt es für den echten Soldaten nicht!“ War er ein echter Soldat? Wollte er ein echter Soldat sein?
„Scheiße!!“ Mit einem lauten Fluch zog er den Abzug durch. Das Plasma schoss aus der Waffe und brannte ein Loch in die linke Seite des Panzers. Einen Moment später ging das Fahrzeug in einem riesigen Feuerball auf. Er hatte den Treibstofftank getroffen! Er duckte sich und sah den Graben entlang. Auf halbem Weg zu ihm sah er Lahner – Der blickte ihn an, und als er sein Grinsen sah und die Explosion gehört hatte, stellte er schnell die Kiste, die er unter dem Arm trug auf den Boden, nahm das Lasergewehr in Anschlag und blickte über den Rand.
Auch der Rest des Trupps nahm wieder Feuerposition ein und schon bald hörte Gavini das erneute Bellen des Bolters. Er schaute wieder in Richtung Feind und zählte auf den ersten Blick noch sechs lebende Feinde. Mit dem Plasmawerfer konnte er jedoch nicht mehr ausrichten als mit einem Lasergewehr und das bei höherem Risiko. Er duckte sich und eilte zurück zum Rest des Trupps, hinter dem feuernden Lahner auf seiner Kiste vorbei, und wechselte den Plasmawerfer gegen dessen zurückgelassenes Lasergewehr aus. „Saubere Arbeit da drüben! Nicht schlecht für ein Ablenkungsmanöver!“ schrie ihm der Sergeant lachend zu, während er in der Hocke sein Lasergewehr nachlud.
„Danke, Sir!“ entgegnete er noch, um sich dann wieder über die Brüstung zu lehnen und die Feinde unter Feuer zu nehmen. Diese benutzten nun den zerstörten Höllenhund als Deckung, und schafften es erstaunlich gut, diese Position zu behaupten, trotz ihrer Unterzahl. Von Zeit zu Zeit feuernd schienen sie auf Verstärkung zu warten.

Der Sergeant wurde ungeduldig. „Baumann! Klingel’ bei den Mörsern an, und zwar Tempo! Ich brauche gezieltes Feuer auf folgende Koordinaten…Milton?“ Milton prüfte die Entfernung „12 Uhr, 42 Meter von meiner Position!“ Der Sergeant blickte in die Karte ihres Frontabschnitts„…Koordinaten NJ4483!“ Baumann, der Funker kniete nieder und hielt sich eine Hand ans Ohr, um durch den Krach seinen Gesprächspartner hören zu können, und gab den Mörserteams die Koordinaten durch.
„Sir! Die haben an den benachbarten Abschnitten zu tun! Wo der Angriff heftiger is’!“ „Verdammt...dann brauchen wir was anderes.“ Die Mörserabteilung wurde von einem Oberst befehligt…Dem hohen Herrn war sein Prestige und die Abschussstatistik seiner Gruppe wichtiger als niedere Ränge aus einem Schlamassel zu befreien.
Valdez wusste, dass dem Sergeant keine andere Wahl blieb, als sich dem zu fügen, was über Funk durchgegeben worden war, wollte er nicht „ersetzt“ werden, auf Befehl von oben. Im Prinzip saß der Sarge in der gleichen Scheiße wie alle anderen hier.
„Milton!“ „Sir?“ „Halt’ sie unten!“ Der Schütze schaute wieder durch die Zieloptik und feuerte in kurzen Salven in Richtung der improvisierten Feindstellung. „Zwei Mann rüber zu Lahner, ihr macht das gleiche auf der anderen Seite!“ Corporal Padilla und Private Szymonik liefen los, um zusammen mit ihrem Kameraden ein Sperrfeuer aus ihren Lasergewehren zu eröffnen.
Es ging jetzt darum, den Feind auszuschalten, bevor Verstärkung erschien…sonst würden sie hier ewig festsitzen und im Kampf gebunden sein. 3 Mann, Valdez, Gavini, Baumann und der Sergeant bereiteten sich nun darauf vor, den Feind mit Granate und Bajonett aus der Deckung zu vertreiben. „Lowell! Verdammt, wann ist der Kerl wieder kampffähig? Hat sich ja `nen tollen Zeitpunkt ausgesucht!“, schimpfte er.

„Also gut. Baumann, lass das Funkgerät hier! Perkins soll sich kümmern. Jeder checkt noch mal seine Waffe! - OK, auf mein Kommando rennen wir zur Front vom Panzer und Baumann und Ich schmeißen eine Granate auf die andere Seite. Dann stürmen Gavini und ich über die rechte, Valdez und Baumann über die linke Seite. Aber schießt euch nicht gegenseitig die Rüben weg! Sobald wir das erledigt haben, so schnell wie möglich hierher zurück. Alle, auch Verwundete und Tote, Alles klar?“
Valdez wurde mulmig beim letzten Satz. Genau das hatte er nicht hören wollen. „Jawohl Sir!“ Der Sergeant ließ die Nachricht durch Baumann den drei Schützen zu seiner Linken zukommen und wies Milton in den Plan ein. Valdez kaute weiter auf seinem Kraut herum, und sah Gavini an. Keiner sprach mehr. Gemeinsam lauschten sie still dem regelmäßigen Feuer des Bolters und der Lasergewehre. Baumann kam zurück.

„OK Männer! LOS!“
Sie stürzten sich über den Grabenrand, rappelten sich auf, rannten los und hechteten sich vor den Panzer. Baumann war der erste, der eine Granate scharf gemacht hatte und warf sie in hohem Bogen über das Wrack. Kurz darauf folgte die des Sergeants, der seine rechts am Höllenhund vorbei warf. 2 Explosionen ertönten, das Sperrfeuer verstummte und sie sprangen um die Ecke.
Valdez raste den Panzer entlang und sah über Kimme und Korn um die Ecke. Aus seinem Winkel sah er 3 zerfetzte Leichen. Er ging einen Schritt vom Wrack weg, und sah nun eine entstellte Fratze, die wohl mal ein Gesicht gewesen war, auf dem Boden. Ein Schritt mehr, und er sah das gesamte Werk der Explosionen. 5 Tote Soldaten, die Gewehre noch in der Hand. Gegen das Wrack gekauert saß ein Weiterer, sein Gewehr lag zu seinen Füßen. Er musste hinter einem seiner Kameraden gestanden sein, und wie durch ein Wunder war er unverletzt geblieben. Er starrte Valdez aus leeren Augen an. Das Gesicht war leichenblass.
War das das Chaos? Oder war das eine menschliche Regung…der Private ertappte sich dabei, dass er verwundert war, etwas Derartiges zu entdecken. Aber noch hatte ihn die Propaganda nicht so weit. Das da war ein Mensch unter Schock, nicht anders als Lowell, der zuvor noch in dem gleichen Zustand gewesen war. „Alles sauber!“ Baumann trat hinter ihm um die Ecke, das Gewehr noch im Anschlag, auf der anderen Seite kam der Sergeant hervor, dicht gefolgt von Gavini. Als dieser den Überlebenden sah, tippte er ihn mit dem Stiefel gegen die Schulter, ohne eine Reaktion hervor zu rufen. „Sarge, was machen wir jetzt? Hier lassen? Umbringen? Mitnehmen?“
„Hm, die letzten beiden Möglichkeiten sind gar nicht so unterschiedlich. Entweder wir oder ein Kommissar.“ Aber hier lassen können wir ihn schlecht. Freiwillige vor…“ sagte der Sergeant tonlos. Gavini sah vom Sitzenden, der offenbar nichts mehr um sich herum wahrnahm, auf, und starrte in die Runde. „Sarge?“
„Entweder wir oder ein Kommissar.“ -„Ein verdammter Kommissar soll das machen!“ rief Valdez. „Was haben die denn sonst zu tun?“ „Lass’ dich mit so was bloß nicht erwischen, Valdez. Alles klar, wir nehmen ihn mit. Vielleicht kriegt man ja noch Informationen aus ihm `raus.“, erwiderte der Sergeant. „Aber da möchte ich nicht in seiner Haut stecken. Baumann und du nehmt ihn mit. - Gavini, hilf mir, die Leichen nach Karten oder ähnlichem Kram zu durchsuchen, und dann nichts wie zurück!“ Sie fanden, wie Gavini erwartet hatte, nichts Verwertbares mehr, und kehrten so schnell sie konnten in den Graben zurück, wo sie von den anderen schon erwartet wurden.

„Milton, gib einen Funkspruch ans Oberkommando durch: Sektor gehalten. Wir brauchen `nen Atlas um das Wrack aus dem Schussfeld zu schaffen und haben einen Gefangenen gemacht. Und dann lass Baumann wieder ans Funkgerät.“, befahl der Sergeant. Der feindliche Soldat wurde in eine Ecke gesetzt und Valdez zu seiner Bewachung abgestellt. „Der Atlas kommt, sobald der gesamte Sektor Entwarnung erhält. Außerdem schicken sie `nen Kommissar, der unser’n Gast abholt.“, meldete Milton. „Na prima, also keine Pause, alle auf Gefechtspositionen, wenn ihr nicht ins Strafbatallion wollt, wegen „mangelnder Wachsamkeit“. Wer weiß, welchen sie uns heute vorbeischicken.“ Erschöpft und verärgert stellten sich die Soldaten an den Grabenrand und blickten über ihre Gewehrläufe auf das nun leere Schlachtfeld vor ihnen und lauschten den herüberschallenden Kämpfen in den angrenzenden Frontabschnitten. Valdez blickte auf den Gefangenen herab. Er stierte immer noch an eine Grabenwand und machte keine Anstalten, sich zu bewegen oder zu sprechen. Der war um seine nahe Zukunft wirklich nicht zu beneiden.
Vielleicht wäre es doch besser gewesen, ihn umzubringen.


tbc....
comments welcome 🙂
 
hm... vllt kommt diese anregung etwas spät 😉 hier is das nächste kapitel- comments welcome... schreibt doch ma wat leute....60 views und 5 oder was antworten? kommt schon, ich will doch feedback 🙂

III. Honour

Was war das für eine Welt, in der es nur noch darum ging, wann man starb, und wie? Valdez schüttelte sich. Waren es die Kälte und der Regen, oder war es die Ablehnung…er wollte es nicht wissen. Er widmete sich wieder der zusammengekauerten, apathischen Gestalt in seiner Obhut. Die Uniform war genau so zerschlissen und verdreckt wie seine eigene, die Fingernägel schwarz vor Schmutz. Erst jetzt viel ihm das Blut an seiner Rüstung auf, es musste von seinem Kameraden stammen, der ihm das Leben gerettet hatte…Konnte man hier vom Leben Retten sprechen?
Valdez musste an den Arzt zurückdenken, er hatte das gleiche Blut an seinem Kittel wie der Junge von vielleicht 19 Jahren vor ihm an seiner Uniform. Nur stammte es hier von „feindlichen“ Körpern. „Bearbeiten“ hatte er gesagt… Wie die Kommissare ihre Methoden wohl nannten, mit denen sie an Informationen gelangten? Er wollte nicht wissen, was sich wirklich hinter ihren Beschönigungen verbarg, welche Abgründe der menschlichen Seele sich in den geblendeten Köpfen der Folterer auftaten. Und er wünschte niemandem, es erfahren zu müssen. Sein Blick fiel auf den Handrücken des Gefangenen. Erst jetzt sah er, dass er das Auge mit den 8 Pfeilen eintätowiert hatte, nein, das musste eingebrannt sein! Wie Vieh, schoss ihm durch den Kopf…Wie verdammtes Vieh!
Ein Zeichen des Chaos, er hatte es schon oft erblicken müssen, zu oft, aber so nah war er dem Feind noch nicht gekommen, dass er es an ihrer Haut sehen konnte.
Er beugte sich herunter. „Hey! Was ist das?“, fragte er sein Gegenüber, und hielt ihm den Handrücken vor die Nase. Der Gefangene reagierte sogar, wenn auch nicht so wie Valdez sich das vorgestellt hatte. Er starrte seine Hand an, und drehte den Blick dann langsam zu ihm. Eine kurze Zeit blickten sie sich in die Augen, ohne ein Wort zu reden. Dann wandte sich der Corporal ab und richtete sich wieder auf. Das mussten höllische Schmerzen gewesen sein…
Er blickte sich um. Der Regen hatte aufgehört, aber der Himmel war weiterhin grau in grau. Auch der Lärm der Schlachten war leiser geworden, und die Kämpfe schienen nun nur noch in einiger Entfernung zu toben. Vor ihnen lag das tote „Feld der Ehre“. Was war das, Ehre? Valdez glaubte zuerst, keine Antwort zu finden. Und doch, tief im Innern wuchs es heran. Ein Gedanke kam auf. Ehre… Es war schrecklich daran zu denken, und doch schien es ihm die einzig richtige Entscheidung zu sein. Ehre ließ sich nicht einfach an Orden festmachen, nicht an Rängen. Ehre hatte etwas mit Moral und Menschlichkeit zu tun. Und Menschlichkeit war nicht das, was Propaganda und Kulte predigten, nicht Durchhaltewillen, Gehorsam, Unbarmherzigkeit, Stolz.
Und die mit den höchsten Auszeichnungen, die Kommissare, waren die, die sich am wenigsten in dieses Verständnis von Ehre einfügen ließen. Manche vielleicht, aber er hatte noch keinen getroffen! Die, mit denen er zu tun hatte, waren nicht mehr als Folterknechte, Mühlsteine der Menschheit in der gewaltigen Mühle des Imperiums. Er schaute wieder auf den Jungen zu seinen Füßen. Der würde seine Heimat nicht wieder sehen.
Aber würde er das überhaupt wollen? Er sah wieder auf das Auge auf dem Handrücken. Der Preis, den man zahlen musste, um aus der Mühle auszubrechen…ausweglos. Es war ausweglos. Er selbst konnte zumindest noch auf die Zukunft hoffen, aber dieser Kerl nicht mehr. Er sah sich noch einmal um. Seine Kameraden sahen alle aufs Schlachtfeld, vielleicht hatten auch sie die Augen geschlossen, und standen nur herum, um keine Strafe erleiden zu müssen. Auch der Sergeant war unter ihnen. Valdez nahm sein Lasergewehr zur Hand. Der Moment der wahren Ehre. Der Gefangene starrte an die Wand. Er legte an, wollte abdrücken, doch er musste die Augen schließen. Durchatmen. Er war im Begriff, ein Leben zu nehmen…aber wie hatte der Sarge gesagt? „Entweder wir oder ein Kommissar.“ Daraufhin hatte er sie dazu gebracht, ihn mitzunehmen. Das war die Aufgabe der Kommissare. Die seither vergangene Zeit erschien ihm wie eine Ewigkeit. Es war nicht ihre verdammte Aufgabe…derartiges Unrecht konnte niemand ernsthaft als Aufgabe ansehen. Er hatte eine Aufgabe, ja. Er öffnete die Augen wieder. Alles war so wie zuvor. Dieser Mann würde nicht in den Aufgabenbereich der folternden Kommissare kommen. Er betätigte den Auslöser. Ein Laserstrahl brannte sich durch die Brust des Sitzenden. Kein Ton kam über seine Lippen, als er starb.
„Scheiße!“ „Valdez! Was war denn das? Du hast ihn erschossen?“ Der Trupp hatte sich umgewandt, aufgeschreckt durch den Schuss. „Valdez, Meldung!“, schrie der Sergeant schroff über das Stimmengewirr. Der Trupp verstummte. „Sir, ein Fluchtversuch!“ „Ein Fluchtversuch? Verstehe. Ein Fluchtversuch. Na Spitze. Ein Kommissar kommt uns besuchen, für nichts, weil sich unser Herr Gefangener auf der Flucht erschießen lassen muss. - Mach den Dreck weg. Perkins, hilf ihm. Die anderen, bleibt schön „wachsam“…“ Das letzte Wort zischte der Sergeant gehässig.

Valdez nahm das Gewehr wieder über die Schulter. Er schluckte. Aber er hatte richtig gehandelt. Er wusste es. Extreme Situationen erforderten extreme Maßnahmen. Und etwas Besseres als einen schnellen Tod hätte man dem Jungen nicht geben können. Seine Augen wurden wässrig…Aber er hatte richtig gehandelt. Perkins kam zu ihm, um die Leiche wegzuschaffen. „Heilige Scheiße, Valdez…“ flüsterte er. Er gab keine Antwort. Sie packten die Leiche und Perkins begann sie in Richtung Schlachtfeld zu ziehen. „Nein, nach hinten.“ Sie warfen den Leichnam über den hinteren Grabenrand. Vorne würde er noch tagelang liegen. Hier bestand immerhin eine Chance, ihn zu begraben. Für den Fall, dass das nicht genehmigt werden sollte, nahm er eine Handvoll Erde und streute sie über den toten Körper. Das war es, was er unter Ehre verstand. Was jeder unter Ehre verstehen sollte.
 
So ein Verräter!
Aber er ist menschlich, immerhin das. Der Junge gefällt mir irgendwie, er hat Zivilcourage. Er übt die einzige Macht aus, die ein einfacher Mensch hat: Das Wörtchen "Nein" zu sagen, wenigstens hin und wieder.

60 Views und 5 Antworten sind übrigens gar nicht so schlecht. Selbst im Paintmaster in den interessantesten Threads ist das Verhältnis nur 10:1. Oft noch geringer.

In meiner Geschichte traut sich auch keiner. 600 Views und weniger als 30 Antworten. Vielleicht ist sie einfach zu schlecht? Aber auch das könnte man ja schreiben...
 
IV. Prophet of Hatred

„OK, zurück nach vorn!“ rief ihnen der Sergeant zu. „Wollen doch auf den Herrn Kommissar einen guten Eindruck machen.“ Er kam aus den Gehässigkeiten gar nicht mehr heraus. Valdez und Perkins nahmen ihre Positionen in der Linie der Soldaten ein. Nun starrten auch sie tatenlos aufs Schlachtfeld. Wo blieb der verdammte Kommissar…
Nach etwa 5 Minuten des Verharrens hörten sie das Rumpeln eines Atlas-Bergepanzers von hinten. Wenigstens hatten sie somit etwas Abwechslung im Blickfeld. Langsam arbeitete sich der Koloss durch den schlammigen Untergrund zum Wrack des Höllenhunds hin. Bei ihm angekommen, drehte er sich um die eigene Achse, ein Soldat der Fahrzeugcrew stieg aus und befestigte die Kette des Atlas fachmännisch am Chassis des ausgebrannten Haufen Stahls.
Er sah kurz zu den Soldaten im Graben herüber und rief grinsend „Gute Arbeit Jungs!“, um gleich darauf wieder im Panzer zu verschwinden. Ein gequältes Grinsen zog sich über die Gesichter der Männer. Vorne konnte man sich wenig begeistern für die Zerstörung die man anrichtete, und die die Augen der Reservisten, Feldköche, Bergetrupps und so weiter zum Leuchten brachte.
Noch schwerfälliger als zuvor entfernte sich das Gespann wieder.
Die Besatzung des Atlas hatte Glück. Schon eine kurze Zeit nach ihrem Verschwinden erschien Kommissar Norwood zusammen mit einem Gefolge aus zwielichtigen Gestalten, deren Erscheinen Gavini sich nur durch ihren ehemaligen Gefangenen erklären konnte. Moment, war das nicht der Feldarzt aus dem Lazarett? Er drehte sich wieder Richtung Schlachtfeld. Nichts anmerken lassen und "wachsam" tun… Wenn das der werte Herr Doktor war, so verstand er sich darauf, sich den Umständen entsprechend zu kleiden. Sein blutverschmierter Kittel war einem schwarzen Ledermantel gewichen. Zynischerweise hatte er aber nicht darauf verzichtet, sich eine weiße Armbinde mit Sanitätsabzeichen anzulegen. Freute sich bestimmt schon, wieder „einen richtigen Fall bearbeiten“ zu können. In Gavini kochte es. Wenn er diesen schmierigen Kerl nur sah! Nichts anmerken lassen…er biss sich auf die Unterlippe.
Der Sergeant sog Luft zwischen den Zähnen, stieß sich mit den Armen vom Grabenrand ab und löste sich aus der Aufstellung, um den Kommissar zu empfangen und Meldung zu machen. Er salutierte. „Sir, melde gehorsamst,…“ ihm wurde das Wort abgeschnitten. „Wo ist der Gefangene?“ „Sir, er wurde bei einem Fluchtversuch erschossen! Es war aber zu spät, um mit ihnen noch Kontakt aufzunehmen, Sir!“ Norwoods Miene verdunkelte sich. „Nun gut. Wo ich nun schon hier bin,…“ Dem Trupp schwante Böses. „…warum ist der Trupp nicht auf Sollstärke? Sie hatten keine Verluste gemeldet!“ „Sir, Corporal Lowell ist noch während des Artilleriefeuers ins Lazarett eingeliefert worden! Wir rechnen damit, dass er bereits morgen wieder einsatzfähig ist, Sir“ Die Soldaten hatten sich inzwischen umgedreht und lauschten dem Gespräch. Als der Arzt die Worte des Sergeants vernahm, trat er zum Kommissar vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Gavini hatte das Gefühl, dass sie ihn kurz anblickten, und es war kein gutes Gefühl…
„Wie ich höre, waren aus diesem Grund drei weitere Mann nicht auf Position! Diese erfrischende Dienstpause sollte dem Trupp als Erholung reichen. Deshalb habe ich sie, ausgeruht wie sie sind, als meine morgige Eskorte für die Offensive ausgewählt. Weitere Befehle erhalten sie im Laufe des Abends. Weitermachen!“ Der Sergeant stand noch eine kurze Zeit mit offenem Mund da, als sich der Kommissar bereits umgewandt und ein Stück entfernt hatte. „Sir, jawohl Sir!“ er salutierte. Grinsend wandte sich der Kommissar um und erwiderte den Gruß lässig. Daraufhin entfernte er sich zügig mit seinem Tross aus der Stellung.
Fassungslos wandte sich der Sergeant dem Trupp zu. „Ihr habt’s gehört…Scheiße! Also los. Sucht euren Kram zusammen. „Im Laufe des Abends“, das kann schon in `ner beschissenen halben Stunde sein! Und bis dahin: Kommt mir nicht mehr unter die Augen!“, zischte er. Wutentbrannt stapfte er zu seiner Unterkunft. „Aber Sir! Sarge!“ Gavini wollte ihn aufhalten, doch der Sergeant reagierte nicht. Sie sahen ihn nur noch wütend in eine Sandsackbarriere treten, dann verschwand er in seinem Unterstand. „Fein gemacht Leute. Und ab geht’s…“ stichelte Szymonik in Richtung von Valdez, Lahner und Gavini. „Halt bloß dein Maul!“ entgegnete Lahner. Auch er war entsprechend schlecht gelaunt. Aber selbst wenn er sich von Gavini überreden hatte lassen, beim Tragen von Lowell zu helfen und die Schuld somit bei ihm sah, war er dennoch ein guter Freund. Er würde nicht zusehen wie Gavini die Suppe alleine auslöffeln musste. „Valdez, Lahner, Gavini Ihr übernehmt die ersten drei Wachschichten heute.“, bestimmte Padilla, der so etwas wie der Stellvertreter des Sergeants war. „Lowell die vierte.“ Damit war die Unterredung beendet, und der Rest des Trupps ging sein Gepäck gefechtsbereit zu machen.
Die drei sahen es als besser an, ohne Diskussion den Befehl zu befolgen. „Ich nehme die erste Schicht. Lahner die zweite, Lowell die dritte und Gavini die letzte.“, bestimmte Valdez. Gavini wollte protestieren, doch er unterbrach ihn schon im ersten Wort: „Das ist ein Befehl, Private!“ Private…so war Gavini lang nicht mehr von ihm genannt worden. „Jawohl, Corporal!“, gab er scharf zurück. Er hätte ihm ja nicht helfen müssen, als sie Lowell trugen! Das war eine Bitte gewesen, nicht mehr. Und nur weil er gerade einen Gefangenen erschossen hatte, war das noch lang kein Grund, Kameraden anzugiften!
Valdez postierte sich nun in der Stellung, in der es fast schon Tradition war, Wache zu schieben, spuckte einen Krautklumpen aus und kramte in seinen Taschen nach einem Neuen. Wenigstens ein Lichtblick an diesem Tag.
Gavini und Lahner verschwanden nun ebenfalls in den Unterkünften, um sich um ihr Gepäck zu kümmern. Keine optimalen Vorraussetzungen für den morgigen Tag…mit einem zerstrittenen Trupp, der Moral im Keller und im Schlepptau eines Kommissars eine Offensive anzutreten war wirklich nicht das Wahre. Aber falls sie siegreich wären und einen Durchbruch schafften, wäre der Weg endlich frei, um das Hauptquartier der Rebellen anzugreifen, und die seit Wochen festgefahrene Lage würde sich zum Positiven ändern. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg…
Der bittere Geschmack des Guajarakrauts entfaltete seine Wirkung, und Valdez lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Grabenwand. Er war jetzt beinahe den ganzen Nachmittag auf den Beinen gewesen, nicht zuletzt wegen des Besuchs des Kommissars. Nicht zuletzt weil er den Gefangenen erschossen hatte und somit den Besuch sinnlos gemacht hatte, war Norwood so ungehalten gewesen. Und so hatte sich ergeben, dass sie morgen am Brennpunkt der Schlacht sein würden… er wagte nicht daran zu denken, was geschähe, wenn ein oder mehrere Truppmitglieder dort fallen würde… letztendlich nur, um einem Chaosjünger einen ehrenvollen Tod zu verschaffen. War es das wirklich wert gewesen? Er wusste es nicht.
Eine Gestalt kam in den Graben. Es war Lowell. Der Arzt musste ihn gleich als er zurückgekehrt war hergeschickt haben. „Auch mal wieder da?“, fragte Valdez vorwurfsvoll mit einem gespielten Lächeln. Eigentlich konnte Lowell ja nichts dafür, man suchte sich schließlich nicht aus wann man bewusstlos wurde, aber dennoch konnte er ihm nicht unvoreingenommen gegenübertreten. Dafür war ihre derzeitige Situation einfach zu beschissen.
„Sehr witzig, Valdez. Der Feldarzt hat schon so dumme Andeutungen gemacht. Also was ist hier los?“ „Was hier los ist? Morgen sind wir Eskorte von Kommissar Norwood bei der Offensive, von der wir soeben erfahren haben! Und weißt du warum? Weil wir ungemeldet unter Sollstärke waren!“ Ihm war bewusst, dass er nicht die ganze Wahrheit sagte. „’ du ne Ahnung wie es dazu kommen konnte?“, fragte er bissig. -„Halt bloß die Fresse Valdez. Was kann ich dafür, verdammt?“ „Was können wir Anderen denn dafür? Geh mir aus den Augen und meld’ dich beim Sarge!“
 
V. This time it’s war

Während Lahners Wache kam ein Melder in den Graben, der eine Mappe bei sich trug. „Wo ist der kommandierende Offizier, Private?“ wollte er von Lahner wissen. Seine Abzeichen wiesen ihn als Corporal aus.
„In seiner Unterkunft. Hinten rechts, sie können’s nicht verfehlen. Die mit der Tonne davor.“, gab dieser gelangweilt zurück. Der Melder verschwand, die Mappe unter dem Arm, in Richtung Sergeant. Wie harmlos das alles aussah…Diese Mappe enthielt ihre Zukunft, vielleicht sogar ihren Tod. Der Corporal betrat die Unterkunft und salutierte zackig. „Sergeant, Corporal Tyo meldet sich gehorsamst. Sir, ich überbringe die Befehle für die morgige Offensive. Sie sind von Kommissar Norwood persönlich gegengelesen worden. Es sollten keine Unklarheiten entstehen.“ -„Verstanden. Danke Corporal. Wegtreten.“ Er hatte verstanden. Keine Unklarheiten also. Er schlug die Mappe auf und vertiefte sich in Karten und Befehle. Der Corporal salutierte wieder und verließ den Unterstand.
Unter misstrauischen Blicken von Lahner entfernte er sich aus der Stellung. Er erkannte Hinterländler an ihrem Auftreten, ihrer Wortwahl, ihrem Verhalten. Und dieser Melder war der Prototyp des Schreibtischsoldaten. Und dass er das Drehbuch für ihren Untergang brachte, machte ihn Lahner nicht sympathischer. Jetzt hieß es Warten auf den Sergeant. Er erhob sich und blickte in die Nacht über dem Schlachtfeld. Von hier aus konnte er nicht sehen, wo sie morgen kämpfen würden. Die feindlichen Stellungen waren hinter der Hügelkuppe, über die der Höllenhund und die Infanterie erschienen waren. Etwa zweihundert Meter weiter, und man stand im feindlichen Graben. Wenn das so nur leicht wäre wie es klang. 200 Meter Hölle beschrieb es schon eher.
Ob sie wohl zu Fuß unterwegs sein würden, oder in einer Chimäre? Eine Wahl wie zwischen Pest und Cholera. Man musste es einfach auf sich zukommen lassen. Lahner setzte sich wieder und steckte sich eine Zigarette an. Die Erste seit langem. Er bewahrte sie in einer kleinen Metallschachtel mit Klappdeckel auf und ging mehr als sparsam mit ihnen um, denn man konnte ja nie wissen. Vielleicht würden die Rationen gekürzt, oder umgestellt auf Guajara. Valdez hätte seinen Spaß daran, aber er verabscheute das Zeug. Er lehnte sich auf seinem Hocker zurück gegen die Wand und rauchte. Vielleicht seine letzte?
Der Sergeant starrte auf das Papier. Soweit war ihm alles halbwegs klar vorgekommen. Sie würden eine Chimäre erhalten und im Pulk mit einem mehreren Zügen unter massiver Artillerie- und Luftunterstützung angreifen. Er war die Liste der beteiligten Verbände durchgegangen. Das Oberkommando schien es wirklich wissen zu wollen.
Morgen hatten sie vor, sie den Durchbruch erzwingen, um jeden Preis. Sobald sie hinter den feindlichen Verteidigungslinien waren, würde der Verband wenden, und die Feinde zusammen mit dem XI. Panzerkorps von zwei Seiten angreifen und vernichten. Mit soviel Material war das Risiko eines Scheiterns weitestgehend ausgeschaltet. Die Artillerie und Flieger würden schon vor dem Morgengrauen mit dem Beschuss beginnen und der ersten Angriffswelle den Weg freischießen. Wenn das geschafft war, war der Rest eine Frage der Zeit, und spätestens mit den Stahlkolossen des XI. würde der feindliche Widerstand zusammenbrechen. Aber was er dann lesen musste ließ ihm den Atem stocken.

Sie würden nicht umkehren, nachdem sie durchgebrochen waren! „Beim Wenden von Kampfgruppe Alpha wird Kommissar Norwood mit den Platoons 34,12 und 37 (Kampfgruppe Gamma) in Chimären weiter so schnell wie möglich ohne unnötige Feindberührung vorstoßen, um einen Brückenkopf über den Fluss Seria in Planquadrat FL59 zu bilden. Dieser ist bis zum Entsatz durch den 17. und 23. Zug am Abend zu halten.“
Die Brücke über die Seria befand sich 20 Kilometer weiter in feindlichem Gebiet! Der Sergeant las noch einmal nach. Sie sollten tatsächlich eine Brücke mit 30 Mann in drei Panzern erobern und fast einen Tag lang halten. „Zur Unterstützung steht eine Staffel Marauder Destroyer Jagdbomber (Delta) zur Verfügung.“ Das klang schon besser, aber es würde trotzdem verdammt ungemütlich am Boden werden.
Ihre Chimäre würde um 4 Uhr morgens auftauchen. Bis dahin wollte er noch die Sergeants von Platoon 12 und 37 sprechen, um erste Pläne auszuarbeiten. Den vom 12. kannte er, ein junger motivierter Offizier namens Keltner, vielleicht 25 Jahre alt. Wirklich kampferfahren war er nicht, aber er war immerhin schon einige Zeit in den Gräben gewesen. Mit dem 37. hatte er noch nie zu tun gehabt. Er trat hinaus. „Padilla!“ Der angesprochene kam aus der Soldatenunterkunft. „Sir?“
„Ich will die Sergeants vom 12. und 37. Platoon sprechen. Um 24 Uhr in meiner Baracke. Und wenn sie wieder hier sind, trommeln sie die Männer zusammen.“ „Verstanden.“ Padilla holte sein Gewehr und machte sich auf den Weg. Nach einiger Zeit kam er zurück und betrat in die Sergeantsunterkunft. „Die Sergeants Keltner und Pauling kommen um 24 Uhr. Und die Männer sind soweit. Es geht doch um morgen?“ - „Ja, das tut es. Gehen wir.“ Die Einheit war in ihrem Unterstand versammelt. Als der Sergeant die Lage geschildert hatte, machte sich betretenes Schweigen breit.
Nach einiger Zeit fragte Lowell in die Runde: „Warum zum Teufel nur 3 Platoons? Ich denke der Kommissar hat den Plan geprüft?“ -„Hat er.“, antwortete der Sergeant knapp. Milton flüsterte Perkins etwas ins Ohr. „Was gibt’s Milton?“, bohrte der Offizier nach. „Sir, ich sagte, der Kommissar weiß bestimmt was er tut.“ Perkins grinste. „Verstehe.“ Der Sergeant sah aus dem Fenster, um sicherzugehen dass niemand mithören konnte.
„Ich glaube auch, dass Norwood genau weiß, was er tut. Er erhofft sich Ruhm durch einen tapferen Streich gegen einen zahlenmäßig weit überlegenen Gegner. Und wir dürfen’s ausbaden.“ Milton nickte. „Also sehen wir zu, dass wir heil da rauskommen. Ich bespreche mich mit den anderen Sergeants, schaut dass ihr noch Schlaf kriegt. Der Schützenpanzer fährt um 4 Uhr vor. Nehmt Munition mit soviel ihr tragen könnt. Milton, ihr seid mir wieder für den Bolter zuständig. Szymonik, du übernimmst den Flammenwerfer.“ -„OK Sir.“ „Alles klar, noch Fragen? Keine. Wegtreten.“ Er ging zurück, um Keltner und Pauling zu empfangen.
Pünktlich um Mitternacht erschienen die 2 Offiziere in seiner Unterkunft. Es hatte wieder angefangen zu regnen, und sie legten ihre Regenmäntel neben die Tür auf eine Kiste. „Dem Imperator zum Gruße!“, begrüßte Pauling ihn. Keltner tat es ihm gleich. „So ist es.“ Erwiderte der Sergeant. „Wenn ich mich vorstellen dürfte, ich bin Sergeant McGoven. Sie sind Pauling,und sie Keltner, richtig?“ -„Richtig.“, nickten beide. Sie vertieften sich konzentriert in die Karte des Einsatzgebietes und die Anweisungen, und nach etwa einer halben Stunde war die Besprechung beendet und die Offiziere auf dem Weg zurück zu ihren Einheiten.
Auch McGoven legte sich nun schlafen. Der nächste Tag würde hart werden, soviel war ihm klar. Aber was genau sie erwarten würde, darüber wurde er im Dunkeln gelassen. Er war nicht einmal sicher, ob der Kommissar Informationen über die Stärke der feindlichen Kräfte erhalten hatte. Jedenfalls fand sich darüber nichts in den Missionsunterlagen. Dieser Umstand machte es ihm nicht leichte, einzuschlafen, und so dauerte es noch etwa eine halbe Stunde, die der Sergeant wach lag.
Er war nicht der einzige im Graben, dem es so ging. Die letzten Wachschichten wurden gekürzt, da die Nacht schon um 4 Uhr vorbei sein würde. Somit stand nun Gavini draußen im Regen, den Kopf weit eingezogen und die Hände in den Taschen des Mantels vergraben. Er konnte nicht anders, als an die Ereignisse des letzten Tages zurückzudenken. Er zitterte am ganzen Leib. Zwar redete er sich ein, es käme vom Regen, aber ihm war bewusst, dass es mehr mit den Erlebnissen des Tages zu tun hatte. Er dachte zurück an den Panzer. Ja, vielleicht war er ein echter Soldat…Aber bei Valdez war er sich sicher. Kaltblütig einen Gefangenen auf der Flucht zu erschießen, dazu gehörte schon einiges an Vertrauen in den Imperator. Und auch danach hatte er keine Miene verzogen. Er erschrak vor sich selbst, denn er fühlte so etwas wie Respekt vor dieser Tat.


So. Jez passiert dann auch ma wieder was. 😉 - @rest: schreibt doch auch mal was dazu *nötigung*
 
Vielleicht kein zweiter Avenger (Avenger huldige), aber zweifelsohne sehr gut.
Die Charaktere gefallen mir schon sehr gut, wär schön wenn du sie im laufe der Story noch weiter ausarbeiten könntest.
Ach übrigens schön das deine Charaktere noch durch und durch menschen sind.
Keine Helden und keine Kaltblütigen killer, man kann ihre Handlungen nachvollziehen.
Ach und noch nen kleiner tipp (ohne mich zu doll einmischen zu wollen, wenn du dass anders siehst dann überlies das einfach),
mach bitte keinen von den normalen Soldaten zu nem Helden der Drölfzigtausend Feinde tötet.
Viell. den Kommissar aber keinen der netten durchschnittstypen. (Bitttttttääääääääääääää, die Geschichte gefällt mir doch sooooooooo gut!! 😉 )

Ich hoffe ich konnte irgentwie helfen (wie auch immer, aber ich dachte etwas konstruktive kritik wäre im anbetracht der anderen kommentare hier doch angebracht)

mfg Scroll
 
Ich kann mich allen anderen hier nur anschließen, das ist eine ganz fantastische Geschichte, die auf hohem Niveau die Sehnsucht nach ein bisschen menschlicher Emotion im rauen Schlachtengetümmel des 41. Jahrtausends befriedigt. Man merkt den Charakteren an, dass der Autor Mühe in sie investiert hat und versucht, ihr Seelenleben in nachvollziehbarer Form vor uns auszubreiten. Das finde ich in hohem Maße begrüßenswert, und ich würde mir wünschen, dass es so bleibt.

Danke übrigens an Scroll für die Huldigung 😉 , aber ich halte Vergleiche zwischen den Autoren hier ganz im Allgemeinen für sehr schwierig. Habakuk hat seinen eigenen Stil, so wie ich versuche, meinen durchzuziehen, und von Habakuk kann ich nur sagen, dass ihm das ganz hervorragend gelingt. Seine Soldaten sind tragische Helden, wie man sie aus dem Kino kennt, arme Jungs, die das Schicksal irgendwie mitten in die Hölle getrieben hat. Meine Soldaten sehe ich ja immer etwas mehr in preußischer Tradition (zackig und korrekt - naja, mal mehr, mal weniger) und das Todeskorps taugt denke ich auch nicht so für die ganz großen Menscheleien...

Jedenfalls möchte ich auch nochmal kundtun, dass ich ein großer Fan von Habakuks bisheriger Arbeit hier bin und ebenfalls gespannt auf eine Fortsetzung warte.