@Blackorc:
Na, Du verwischst allerdings einige Linien, wenn Du von einer überwiegend magischen Speisung/Inanspruchnahme der Vampire sprichst. Im Übrigen betone ich lieber jetzt als später, dass der folgende Beitrag stark FESI (Falls es Sie interessiert) ist und der womöglich an Kontrahagen reiche Tonfall nicht persönlich oder böse gemeint ist - damit wäre die diesbezügliche Kritik hoffentlich schon abgefrühstückt.
Wollen wir also erst einmal sehen, was der Kleine Pauly zu sagen hat (zur Lamia selbstverfreilich):
"Urspr. weiblicher Vampir, der durch Aussaugen des Blutes und Verzehren des Herzen den Menschen die Lebenskraft nimmt, Siechtum und Tod herbeiführt, später zum Kinderschreckgespenst herabgesunken. [...] In der Sage (Diod. 20, 41,3 ff. nach Duris) haust sie in Libyen als Tochter von Belos und Libye in einer Höhle [...]. Sie hat Kinder von Zeus; Hera bewirkt, daß sie im Wahnsinn ihre Kinder tötet. Vor Kummer wird sie häßlich (sprichwörtlich[!]), schlaflos (damit sie auch im Schlaf sieht, kann sie ihre Augen herausnehmen, -> Graien). In beliebige Gestalten sich verwandelnd, raubt sie den Frauen ihre Kinder und verschlingt sie. Fängt man sie, kann man die Kinder unversehrt aus ihrem Bauch herausholen."
Wir sehen also, dass Herangehensweise wie auch Darstellung viel mehr apotropäischen Appell fordert, keinerlei Magie im naturphilosophischen oder spiritistischen Sinne. Die Straße zum Bösen wird gepflastert von den Attributen des bösen Daimons, der ja ursprünglich in der Mythologie als Haus- und Herdgeist wirkte. Die Verknüpfung von Charakter und Aussehen ist gar sprichwörtlich, man mag hier an Aristoteles denken, dessen lehrbuchartige Definition des schönen, wohlgebauten Körpers sich auch auf den Charakter widerspiegelt - in der Tat verfolgten die Griechen diesen phänotypischen Ansatz, nach dem das "Schöne" nicht nur Merkmal des Äußeren, sondern vielmehr auch des Inneren zu sein hat, umso wichtiger ist die scheinbar nebensächliche Anmerkung. Der Pädovorismus (was für ein Neologismus!) ist gleichfalls keine Nebensächlichkeit: die selber in Hässlichkeit versetzte Kreatur versucht nicht nur durch Omnimorphismus ihrem nicht ebenförmigen Körper zu entkommen, sondern verschlingt auch noch solche. Letztlich ist also der Lamiamythos eine große Parabel auf die perspektivische Sicht der Ästhetik im und am Charakter; umso bezeichnender, dass damit Kinder im rechten Sinne erzogen werden sollten.
Da liegt auch in meinen Augen der kleine, wenngleich nicht unwesentliche Denkfehler in Deiner Analyse: die Begrifflichkeit "übernatürlich" ist sehr neu und nicht rückwirkend anzuwirken, ganz im Gegenteil bestehen sowohl der griechische, arabische als auch slawische Mythos auf den pervertierten Ausklang gerade im Natürlichen - mit außergewöhnlichen Kräften zwar, aber immer noch als Merkmal der Natur (und damit der mit ihr verbundenen Götter).
Und die ganze Geistesströmung der Romantik als "metaphorisch" (passender wäre hier wohl "allegorisch", aber das ist eine Spitzfindigkeit par excellence) abzukanzeln, trifft das Vexierbild der doppelbödigen Ironie der Romane gerade nicht: der Vampir nimmt in seiner monomanen Ernsthaftigkeit gerade den übergestülpten Konventionen ihren Reiz - er ist also konservierter Reaktionär der Sozietät. In ihm steckt weit weniger Gruselpotential als in Schamanie, Mesmerismus oder gar ordinären Maschinen, das erweist ihm nicht eben Ehre, sondern Sozialkritik.
Zu guter Letzt sei noch gesagt, dass der Satyr in seiner Botschaft als Dithyramb einmalig ist - hierzu empfehle ich auch das Erstlingswerk Nietzsches. ^_^
Na, Du verwischst allerdings einige Linien, wenn Du von einer überwiegend magischen Speisung/Inanspruchnahme der Vampire sprichst. Im Übrigen betone ich lieber jetzt als später, dass der folgende Beitrag stark FESI (Falls es Sie interessiert) ist und der womöglich an Kontrahagen reiche Tonfall nicht persönlich oder böse gemeint ist - damit wäre die diesbezügliche Kritik hoffentlich schon abgefrühstückt.
Wollen wir also erst einmal sehen, was der Kleine Pauly zu sagen hat (zur Lamia selbstverfreilich):
"Urspr. weiblicher Vampir, der durch Aussaugen des Blutes und Verzehren des Herzen den Menschen die Lebenskraft nimmt, Siechtum und Tod herbeiführt, später zum Kinderschreckgespenst herabgesunken. [...] In der Sage (Diod. 20, 41,3 ff. nach Duris) haust sie in Libyen als Tochter von Belos und Libye in einer Höhle [...]. Sie hat Kinder von Zeus; Hera bewirkt, daß sie im Wahnsinn ihre Kinder tötet. Vor Kummer wird sie häßlich (sprichwörtlich[!]), schlaflos (damit sie auch im Schlaf sieht, kann sie ihre Augen herausnehmen, -> Graien). In beliebige Gestalten sich verwandelnd, raubt sie den Frauen ihre Kinder und verschlingt sie. Fängt man sie, kann man die Kinder unversehrt aus ihrem Bauch herausholen."
Wir sehen also, dass Herangehensweise wie auch Darstellung viel mehr apotropäischen Appell fordert, keinerlei Magie im naturphilosophischen oder spiritistischen Sinne. Die Straße zum Bösen wird gepflastert von den Attributen des bösen Daimons, der ja ursprünglich in der Mythologie als Haus- und Herdgeist wirkte. Die Verknüpfung von Charakter und Aussehen ist gar sprichwörtlich, man mag hier an Aristoteles denken, dessen lehrbuchartige Definition des schönen, wohlgebauten Körpers sich auch auf den Charakter widerspiegelt - in der Tat verfolgten die Griechen diesen phänotypischen Ansatz, nach dem das "Schöne" nicht nur Merkmal des Äußeren, sondern vielmehr auch des Inneren zu sein hat, umso wichtiger ist die scheinbar nebensächliche Anmerkung. Der Pädovorismus (was für ein Neologismus!) ist gleichfalls keine Nebensächlichkeit: die selber in Hässlichkeit versetzte Kreatur versucht nicht nur durch Omnimorphismus ihrem nicht ebenförmigen Körper zu entkommen, sondern verschlingt auch noch solche. Letztlich ist also der Lamiamythos eine große Parabel auf die perspektivische Sicht der Ästhetik im und am Charakter; umso bezeichnender, dass damit Kinder im rechten Sinne erzogen werden sollten.
Da liegt auch in meinen Augen der kleine, wenngleich nicht unwesentliche Denkfehler in Deiner Analyse: die Begrifflichkeit "übernatürlich" ist sehr neu und nicht rückwirkend anzuwirken, ganz im Gegenteil bestehen sowohl der griechische, arabische als auch slawische Mythos auf den pervertierten Ausklang gerade im Natürlichen - mit außergewöhnlichen Kräften zwar, aber immer noch als Merkmal der Natur (und damit der mit ihr verbundenen Götter).
Und die ganze Geistesströmung der Romantik als "metaphorisch" (passender wäre hier wohl "allegorisch", aber das ist eine Spitzfindigkeit par excellence) abzukanzeln, trifft das Vexierbild der doppelbödigen Ironie der Romane gerade nicht: der Vampir nimmt in seiner monomanen Ernsthaftigkeit gerade den übergestülpten Konventionen ihren Reiz - er ist also konservierter Reaktionär der Sozietät. In ihm steckt weit weniger Gruselpotential als in Schamanie, Mesmerismus oder gar ordinären Maschinen, das erweist ihm nicht eben Ehre, sondern Sozialkritik.
Zu guter Letzt sei noch gesagt, dass der Satyr in seiner Botschaft als Dithyramb einmalig ist - hierzu empfehle ich auch das Erstlingswerk Nietzsches. ^_^