Die jetzige Diagnose (paranoide Schizophrenie) scheint mir ehrlich gesagt wenig plausibel, die Verkündung dieses Befundes ist auch mit Überraschung aufgenommen worden. Der Organisationsgrad Breiviks sowie die politische Symbolik der Taten sprechen schon statistisch stark dagegen - mir fällt auch gerade nicht ein einziger schizophrener (Serien-/Massen-)Mörder ein, der nicht hochgradig unorganisiert vorgegangen wäre.
Mir ist ein wenig schleierhaft, wo du den erwähnen hohen Organisationsgrad bei Breiviks Taten finden kannst. Im Gegensatz zu den Serienmorden einiger mehr oder weniger bekannten Psychopathen, die zum Teil über mehrere Jahre und mehr als 100 einzelne Opfer unaufällig blieben, die Polizei bei ihrer Beschäftigung (übrigens benutze ich diesen Begriff, wie die meisten anderen in diesem Beitrag bewusst wertfrei) beobachteten und sich in die Ermitlungen einmischten, gelang es Breivik "lediglich" eine Autobombe, entlang einer, vermutlich im Internet veröfentlichten, Anleitung, folgend, zu bauen und in einem wenig gesicherten Regierungsviertel zur Explosion zu bringen.
Mein erstes Fazit lautet damit: Er hat bewiesen, dass er lesen kann und wohl in der Lage ist, gelerntes umzusetzen. Er ist damit zumindest nicht besonders stark geistig retardiert. Keine der Substanzen, die er zum Bau seiner Bombe nuzte ist in irgend einer Form im Handel beschränkt, im Prinziep ist diese Tat jedem möglich, der genügend kriminelle Energie aufbringt.
Zu seiner Tat auf Utoya: Dies entspricht, meiner Meinung nach, in der Tat von den benötigten Fähigkeiten her, so lebensverachtend dies klingt, Fische in einem Fass erstechen. Alles was er "können" musste war sein Unrechtsbewustsein lange genug auszublenden um nicht zusammenzubrechen. Schöne neue Compuerspielrealität.
Fassen wir damit mal kurz zusammen, was der Kerl geschafft hat und was nicht:
1) Er hat, mit verhältnismäßig einfachen Mitteln einen recht wahllos erscheinenden Massenmord begangen. Spricht mMn. eher für ein Versagen der Staatssicherheit, als für eine besondere Leistung des Täters
2) Er hat es geschafft nicht zu entkommen. Hier müssen wir uns fragen: Lag dies überhaupt in seiner Absicht? Auf jeden Fall ist es verhältnismäßig einfach.
3) Er schaft es rech penibel in Haft die Uhr zu überwachen und regelmäßig zu trinken. Scheint eine Art Tick zu sein, vieleicht das, was du als hohe Organisation verstehst?
So schrecklich diese Taten auch seien mögen: Eigentlich können wir froh sein, dass es nicht schlimmer geworden ist, da ein Jahrelang planender Täter zu wirklich einfachen Mitteln gegriffen hat um Chaos zu verbreiten und die Ordnung zu stöhren.
Pps: Ich wiederhole nochmals, dass ich recht wertfrei schreibe und argumentiere. Ich sympathisiere keinesfalls mit Massenmördern, noch bewundere ich sie oder ihre Taten. Mir ist bewust, dass ich selbst und meine Äußerungen oft lebensverachtend Klingen, dies dient jedoch im Regelfall nur dazu, einen Standpunkt klarzumachen.