@Blackorc:
Aber - ja - in gewissem Maße kann imho eine starke Abweichung von der Norm an sich bereits als Krankheit gesehen werden.
[...]
Aber bei einem Massenmörder? Definiere doch mal eine rational erklärbare Motivation für Massenmord. Aus meiner Sicht ist es vollkommen legitim, hier aus der Tat an sich auf eine schwere psychische Störung zu schließen.
Die Frage ist nicht, ob Du und ich aufgrund der Motivation B.s eine ähnlich gelagerte Tat begehen würden, sondern ob es überhaupt eine konsistente Erklärung dafür gibt. Und ein politisches Symbol ist eine Erklärung. Wie gut oder schlecht das hinlangt, ist weder relevant noch rechenschaftspflichtig, es geht nicht darum, das bestmögliche Motiv für einen Massenmord gelten zu lassen, sondern überhaupt eines.
Nun drehst Du die Beweislast völlig um, auf einer ziemlich windigen Basis: weil Du das Ausmaß des Massakers nicht akzeptieren kannst, sei nicht davon auszugehen, dass B. anders als krank zu gelten habe. Letztlich entlastet das nicht nur B., sondern auch Dein Menschenbild: weil das Palmström-Gesetz bei Dir Geltung erfährt, ist es praktisch nicht möglich, dass Menschen verabscheuungswürdige Taten ausüben, ohne krank zu sein, mithin also nicht aus freien Stücken dergleichen Dinge begehen.
Das erspart es Rechtspsychiatern freilich, überhaupt noch aufwendige Gutachten zu erstellen, wenn Vox populi, der vorsitzende Richter oder die Ehefrau des Rechtspsychiaters die Tat als hinreichend abscheulich betrachten, ist der Täter dann eben krank, womöglich unheilbar. Wir schaffen dann die gesamte Tabelle der psychischen Erkrankungen der ICD-10 ab und reduzieren das auf "seelische Abartigkeit", das muss reichen. Das "Kriminalitätsgen" war einfach nur die ausgestreckte Hand für eine pseudowissenschaftliche Untermauerung dafür.
😉
Letzten Endes ist auch Fieber nichts anderes als eine Abweichung von der Norm(temperatur).
Ein Fieber ist allerdings - wie jede Krankheit - durch etwas begründet, meistens als Abwehrreaktion des Körpers gegen Krankheitserreger. Eine soziologische Begründung ("So viele Menschen zu ermorden kann unmöglich normal sein") auf eine psychiatrische Begutachtung anzuwenden ist schlichtweg unredlich, weil willkürlich.
@urien91:
Bleivergiftung (Fe 2+; ich schreib mim Handy da kann man die 2 nicht hochsetzen^_^), wenn eine Bleiüberdosis in sich hat, dann wird der Hirnvorderlappen stark geschädigt, da die Tertiärstruktur verändert wird ...
Der Frontallappen ist für die Verarbeitung sexualsadistischen (e.g.) Tuns gar nicht zuständig, sondern das Zwischenhirn bzw. der Temporallappen. Eine Schädigung des Frontallappens kann auch unbewusstes Verhalten auslösen, teils krimineller Art, ist aber nicht mit der Verarbeitung von Emotionen assoziiert, die den sexuellen Impetus steuern.