Gude
Durch Sarge und Nakago daran erinnert, dass man eine Geschichte nicht nur schreiben, sondern auch veröffentlichen kann, habe ich mich entschlossen, den dritten Band meiner anfangs grauenhaften, aber jetzt doch ganz passablen Romanserie online zu stellen. Ich erhoffe mir hierdurch etwas mehr Druck auf meine Person, da ich ein verdammt fauler Hund bin und endlich wieder etwas Antrieb brauche, um mein Schreibtempo anzukurbeln.
Wie oft gesagt, muss man bei meinen MoW Geschichten halbwegs auf Fluff pfeiffen oder ihn dehnen. Begründet dadurch, dass ich bei meiner ersten Geschichte sehr unerfahren und nicht fluffbewandert war. Um die Kontinuität aufrecht zu erhalten, bleibt es eben bei einigen Sonderfällen, obwohl ich es mittlerweile besser weiß.
Verbesserungsvorschläge werden von mir gerne entgegen genommen, da die Geschichte noch lange nicht abgeschlossen ist. Also immer raus mit Kommentaren, wenn ihr welche habt.
Charakterindex
Masters of War
Tiberius Augustus – Ordensmeister
Pollux – Hauptmann, zweite Veteranenkompanie
K’ari – weiblicher Captain, vierte Sturmkompanie
Andrelin – Meister, Techmarine, erste Terminatorenkompanie
Octavius – Scriptor Magister, zweite Veteranenkompanie
Zxeo – Meister, zweite Veteranenkompanie
Aurelius – Captain, Cybot, erste Terminatorenkompanie
Julius – Meister, dritte Unterstützungskompanie
Vargas – Techmarine
Brutus – Epistolarius, zweite Veteranenkompanie
Azelas – Leutnant, vierte Sturmkompanie
Helos – junger Scriptor (ehemals Hiro)
Samarianer
Generalfeldmarschall Sergej Bednjagin
Gouverneur Oleg Ulianitsch von Kausus
Lordkommissar Vassily Zaitsew
Nadja – Alpha- plus Psionikerin
Andrej – Alpha- plus Psioniker
Viktor Kulikov - Hauptmann/ MP
Semjon Schreiber - Kommissar
Sonstige
Großinquisitor Halim Tzeez
Oberst Koji Iwasaki – Inquisitionsgarde
Akt 1 – Der Alpha- plus Terror
Prolog
Der Gefreite Anton Wasskreysnez kauerte hinter einem gewaltigen Betonblock, der sich wohl aus einem der Habitatsgebäude gelöst haben musste. Der asphaltierte Untergrund war hart, verdreckt und unerträglich heiß, doch weitaus angenehmer als ein Shurikengeschoss, dessen war sich Anton sicher. Rußiger Regen tröpfelte vom Dach des nächsten Gebäudes und bedeckte die Plattenrüstung des Soldaten mit unschönen Flecken, die auf dem polierten, schwarzen Armaplast hässliche Schlieren hinterließen während sie an ihm hinunterflossen. Sein Sturmkarabiner hatte eine Ladehemmung, Ergebnis eines Handgemenges, indem er sein Gewehr zur Keule deklassiert hatte, und so blieb ihm nur seine Zweitwaffe, eine filigrane, kleine Laserpistole, Geschenk eines ehemaligen Vorgesetzten. Die Energiezelle war voll geladen, doch das würde ihm nicht helfen. Laserwaffen waren Abfall, das wusste jeder Samarianer. Natürlich hatten sie ihre Vorzüge, wie Brandwirkung und das regelrechte Kochen organischen Materials, doch kaum ein Feind der Imperialen Armee trat ihnen ohne Rüstung entgegen. Deshalb hatten auch beinahe alle Einheiten Samaras Projektilwaffen mit deckungspenetrierender Wirkung und großem Kaliber. In seinem linken Stiefel steckte ein Steinchen, welches ihm schon seit Stunden auf die Nerven ging.
Sein Leutnant nannte so was einen gewöhnlichen Tag im Büro.
„Anton, hast du ein freies Schussfeld?“
Sein Feldwebel, Vassily Gorik. Er war hinter dem ausgebrannten Wrack einer Chimäre der hiesigen PVS, lackiert in ekelhaftem Himmelblau, welches allerdings dank des Flammenwerfers einer Eldarkreatur kaum noch zu entdecken war, in Deckung gegangen. Und mit ihm zwei weitere Mitglieder ihres Trupps. Zwar konnte er sich selbst nicht richtig begutachten, doch er ging jede Wette ein, dass die Rüstungen seiner Kameraden noch verdreckter waren als die Seine.
„Negativ. Der gesamte Trupp wurde festgesetzt. Wir können keinen Blick über die Deckung riskieren, zu starkes Feindfeuer“, antwortete der Soldat. Im Kom knisterte es verdächtig. In der Nähe explodierte eine Granate der Xenos.
„Die Aliens scheinen unsere Kommunikation zu stören!“, brüllte sein Kommandeur. „Wir müssen uns sammeln.“
Doch wie, überlegte Anton. Sein Feldwebel brüllte unterdessen ins Funkgerät. Schwarzgerüstete Eldar hielten die Soldaten mit durchschlagskräftigen Schnellfeuerwaffen nieder und kamen immer näher, indem sie schnell und präzise von Deckung zu Deckung sprinteten. Weitere vier Männer, die von ihrem Trupp noch übrig waren, kauerten noch einmal gute zwanzig Meter hinter ihnen in der Deckung verfallener Barrikaden. In seiner Nase stand ein ekelhafter Brandgestank.
Dreckige, braune Wolken bedeckten den Himmel der widerwärtigen Makropolwelt, auf der sie seit drei Wochen gegen die Eldar kämpften. Wie Schatten wurden sie immer weiter zurück in die Stadt getrieben, ins Zentrum der Makropole, in immer besser aussehende Viertel. Der Turm der gewaltigen Kathedrale im Herzen der Stadt war schon zu sehen, und bis zu ihm waren es noch hundertvierzig Kilometer. Verwunderlich war es aber nicht, der Turm war dutzende Kilometer hoch.
Anton wusste nicht, was plötzlich in ihn gefahren war, vielleicht der allgegenwärtige Gestank, vielleicht der Stress der letzten Stunden, doch plötzlich wechselte er die Laserpistole in die linke Hand, zog sein schwarzes Kampfmesser und formte mit den Waffen in den Händen einen Aquilla. Auf die Rufe von Feldwebel Gorik reagierte er nicht. Außerdem hatte er eine Kopfschmerztablette nötig. Er sprang aus seiner Deckung, machte einen Schritt und warf sich der Länge nach hinter die Überreste eines zivilen Fahrzeugs. Zu seiner Verwunderung lebte er noch, sein Torso schmerzte von der ungeschickten Landung. Schnell kam er zur Besinnung. Er kroch weiter, über ihm schwirrte Feindfeuer. Neben dem Fahrzeugwrack war eine Furche im Asphalt, die er als Deckung nutzte, um weiter vorzurücken. Währenddessen vernahmen sein arg mitgenommenes Trommelfell das vertraute Donnern samarianischer Sturmgewehre, die dem Zischen der Alienwaffe die Stirn zu bieten versuchten. Nach wenigen Metern jedoch tauchte vor ihm ein schwarzes Beinpaar auf. Anton nahm das Messer zwischen die Zähne und griff mit der nun freien Linken an seines Gegners Schienbein. Mit einem Ruck brachte er den Feind zu Fall, stürzte sich auf den am Boden liegenden Eldar, der gänzlich in den Riss gefallen war und verpasste ihm eine Kopfnuss. Der verwunderte Xenos brauchte zu lange, um sein Messer zu ziehen, sodass der Samarianer seinen Arm mit der linken Hand greifen konnte. Mit ungeahnten Kraftreserven brachte er seinen rechten Arm mit der Pistolen an dem Abwehrgriff seines Feindes vorbei und rammte ihm die kleine Waffe in den Mund. Der nachfolgende Schuss war nicht zu hören, aus der Nase des Aliens stieg jedoch Dampf auf, es wehrte sich nicht mehr. Warum hatte der Eldar auch seinen Helm abgenommen, wunderte sich der Soldat.
Mit noch größerer Verwunderung, geschuldet der Tatsache dass er immer noch lebte, kroch der Soldat Anton Wasskreysnez weiter, das Kampfmesser immer noch zwischen den Zähnen. Zehn Meter vor ihm, ungefähr, endete der Riss. Kurz davor entdeckte er jedoch ein weiteres Fahrzeugwrack. Er kroch weiter, hinter ihm landete etwas im Dreck. Er sprang auf, warf sich aus dem Riss im Boden und hinter das Fahrzeug. Keine Sekunde zu spät, denn gleich darauf detonierte hinter ihm eine Plasmagranate. Ihre Wirkung verpuffte am Beton, aber aufgewirbelter Dreck und Erde rieselten auf den in Deckung liegenden Menschen herab. Anton zog sich weiter. Ein Eldar in schwarzer Rüstung tauchte auf einmal vor ihm auf, er schwenkte die lange Waffe. Der Samarianer rollte sich zur Seite, mögliches Feuer von anderen Feinden in Kauf nehmend, und riss die Laserpistole hoch. Schnell feuerte er drei Schüsse ab. Der Xenos hielt sich die Seite, doch er lebte noch. Er zog schon sein Messer.
Ohne einen besseren Plan rollte sich Anton wieder in den Graben. Die Granate, die ihm gleich hinterher flog, packte er noch im Flug und schleuderte sie wieder fort. Die Hand zog er zu spät zurück in Deckung. Heißer Schmerz durchzuckte seinen Arm, die rechte Hand war völlig verbrannt, mindestens dritter Grad dachte der Soldat mit zusammengebissenen Zähnen, als die Granate nur einige Dutzend Zentimeter neben seiner Hand explodierte. Der Panzerhandschuh war ohne jeden Nutzen. Jetzt spürte er auch, dass er sein Bein nicht spürte, das linke. Als sein Blick an seinem Körper herabwanderte, entdeckte er einen Shurikenstern, der sich tief in seinen Oberschenkel gefressen hatte. Ächzend hob er den Kopf an, war jedoch nicht in der Lage etwas zu entdecken. Doch das Bein war noch da, wenigstens etwas.
Plötzlich fiel der Eldar, den er angeschossen hatte, über den Riss, landete aber nicht in ihm. Im Kopf des Aliens rauchte ein Einschussloch.
Er konnte kaum etwas hören, doch er vernahm Stimmen, menschliche Stimmen. Die Geräusche schienen aus weiter Ferne zu kommen, doch der erfahrene Soldat wusste, dass dies nur wegen des Klingelns in seinen Ohren so war. Mühsam setzte er sich auf, sein Kopf ragte aus der Deckung, doch es wurde nicht mehr geschossen. In seiner Brusttasche entdeckte er noch die Kanüle Morphium, jeder Samarianer bekam vor der Schlacht eine ausgeteilt. Den Verschluss zog er mit den Zähnen ab, die Spritze rammte er sich in den Oberschenkel. Er wartete auf die Wirkung. Währenddessen kauerten sich zwei Gestalten neben ihm nieder.
„Gute Arbeit, Soldat.“, hörte er eine raue Stimme durch den Schleier des Schmerzes hindurch sagen. Die Stimme klang weit entfernt, doch der Sprecher war nahe, er konnte ihn sehen. Ein riesiger Mann mit kurz geschorenen Haaren, den Helm hatte er abgenommen, in der verbesserten Plattenrüstung der samarianischen Veteranenkompanien.
„Anton, lebst du noch?“ Die Stimme gehörte seinem Feldwebel. Langsam zeigte das Morphium seine Wirkung.
„Ja.“, krächzte er.
Der Veteran klopfte ihm auf die Schulter, was höllisch weh tat.
„Gute Arbeit. Durch Ihre tollkühne Aktion ist es uns gelungen, uns unbemerkt an diesen Alienabschaum heranzuarbeiten und ihn von hinten aufzureiben. Ich schlage Sie zur Beförderung vor.“
„Danke, Herr Hauptmann.“, brachte Anton mit Mühe hervor. Er hatte endlich, nach einer schmerzhaften Verrenkung, das Rangabzeichen auf der Schulter des Mannes ausgemacht.
Plötzlich ertönte ein gellender Schrei, ein Schmerzensschrei, dessen Echo in den schluchtartigen Straßenzügen widerhallte. Alle um Anton herum liefen mit den Waffen im Anschlag in Deckung. Sturmkarabiner und modifizierte Sturmgewehre eröffneten das Feuer. Regen prasselte. Dann merkte Anton, dass er keinen Regen hörte, schließlich spürte er keinen, sondern dass das Geräusch von hinter ihm kam. Hunderte Projektile prallten an Metall ab und prasselten zu Boden. Er drehte sich, griff die am Boden liegende Laserpistole. Sein Atem stockte. Ein sicherlich zehn Meter hoher Kampfläufer mit schlanken Gliedmaßen und einem großen Kopf bewegte sich anmutig durch die Trümmerlandschaft, griff sich einen Mann nach dem anderen, zerfetzte sie oder schleuderte sie davon. Eine ähnliche Kreatur hatte vor einer halben Stunde die Verteidigungslinie der PVS aufgerieben. Die Schüsse der anderen Männer zeigten keine Wirkung, unbeeindruckt marschierte das Monster weiter. Die Plasmapistole des Hauptmanns hinterließ deutliche Brandflecken und Löcher im metallenen Körper des Ungetüms, aufhalten ließ sich das Wesen dadurch allerdings nicht. Anton eröffnete gar nicht das Feuer, es hätte auch keinen Sinn gehabt.
Die schwarzlackierte, Maschine der Aliens kam immer näher, in einiger Entfernung tauchten neue Eldar auf, die sich mit rasanter Geschwindigkeit näherten. Der Hauptmann warf sich neben ihm zu Boden und feuerte eine weitere Salve Plasma ab, wieder völlig ohne Wirkung. Sie waren verloren, schoss es Anton durch den Kopf. Er würde Samara, sowie seine Heimatstadt Tschaika wohl nie wieder sehen. Jetzt hob auch er die Pistole und schoss.
In seinem Gesichtsfeld erschien etwas Neues: Ein gepanzerter, schwarzer, glänzender Stiefel, breit und mit einem grinsenden Totenschädelmotiv verziert. Er blickte weiter an dem Stiefel hinauf, entdeckte einen schwarzen Umhang, goldene Besetze, eine verzierte Rüstung, einen arkanen Melter am Gürtel des Neuankömmlings, einen Schulterpanzer mit einem goldenen Löwenemblem, ein aristokratisches Männergesicht, eingerahmt von langen, braunen Haaren, welche im Wind flatterten. Neben den Mann hing in der Luft eine bläulich glimmende Hellebade. Von irgendwoher erklang Musik, harte, schnelle, menschliche Musik. Ihm bekannte.
Heavy Metal? Der Soldat verstand die Welt nicht mehr.
Tiberius, Bruder Tiberius Augustus, Ordensmeister der Masters of War, blickte den armen Soldaten an, der mit letzter Kraft seinen Kopf oben hielt, um den Space Marine anzusehen. Tiberius, ein Psioniker, auch wenn er niemals ein Scriptor des Ordens gewesen ist, kniete sich hin, berührte den Soldaten leicht an der Schulter, jagte psionische Energie in den Körper des jungen Mannes und verschloss seine Verletzungen. So entstehen Legenden, dachte er mit einem inneren Lächeln. Dann erhob er sich wieder und marschierte ohne weitere Umschweife auf den Phantomlord der Ulthwé- Eldar zu, welcher ihn in diesem Moment ausgemacht hatte. Um ihn herum schnitt gerade das Gitarrensolo von „The Trooper“ die Luft entzwei.
„Trupp am Ziel, MZ in Sicht.“, kam es über Kom. Hauptmann Pollux klang ruhig wie immer.
„Verstanden. Weiter nach Plan. Ich wische nur schnell mit den Eldar den Boden auf.“, antwortete der Ordensmeister.
Der Phantomlord hatte sich jetzt bis auf etwa zehn Meter genähert und aktivierte seinen Flammenwerfer. Wie in Zeitlupe nahm Tiberius den Flammenstrahl wahr, der sich von der Spitze der Waffe aus nach vorne arbeitete. Schnell reagierte der Psioniker und schmetterte dem Eldarkampfläufer eine Energienetladung gegen den Flammenwerfer. Der Entzündungsmechanismus gab den Geist auf, der Flammenstrahl verendete als Stichflamme, sich harmlos nach nur zwei Metern auflösend. Es war eine Viertelsekunde verstrichen. Dampf stieg vom Lauf des Werfers auf.
„Typisch Eldar!“, schrie der Space Marine. „Großer Auftritt und doch nur heiße Luft.“
Der Phantomlord beschleunigte seinen Schritt, stürmte jetzt auf den Menschen zu. Die Rechte schnellte vor, um den unverschämten Feind zu ergreifen. Tiberius wartete den richtigen Moment ab, hechtete zwischen den Beinen der Eldarmaschine durch und gab im Flug einen Energieblitz auf seinen Feind ab. Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Veteranentrupps der Samarianer die Schwarzen Khaindar einkreisten. Um die Warpspinnen hatte er sich schon gekümmert. Der Phantomlord stolperte, der Energieblitz hatte ihn ganz schön durchgeschüttelt.
„The Trooper“ war in den letzten Sekunden angelangt, gleich würde das Lied enden, doch Tiberius schickte über die KI seiner Interface- Brille schon den nächsten Musikwunsch an die Thunderhawks im Himmel: „Painkiller“.
Der Phantomlord hatte sich währenddessen gedreht und sich dem Ordensmeister wieder genähert. Vorsichtig versuchte der Eldarkrieger dem Marine zu fassen, darauf bedacht auf schnelle Bewegungen reagieren zu können. Tiberius hatte jedoch genug davon, dieses Wesen zu provozieren und drehte sich einfach um, scheinbar im Gehen begriffen. Der Phantomlord setzte nach und übersah so den Leman Russ, der mittlerweile das Geschehen erreicht hatte. Die Plasmakanone machte kurzen Prozess. Der Space Marine drehte sich gar nicht erst um, um die rauchenden Überreste seines Feindes zu begutachten. Aber vorsichtshalber errichtete er einen Schild um sich, den er wollte nicht von einem Phantomlordwrack getroffen werden.
„Trupp an Ordensmeister.“
„Ich höre.“, antwortete der Marine, der zusah, wie die letzten Eldar in seiner Nähe aufgerieben wurden.
„Missionsziel gesichert. Die Eldar sind nicht sehr weit gekommen. Anscheinend hatte ihr Runenprophet nicht mit uns gerechnet.“
Tiberius lächelte. Er hatte die Ankunft der Space Marines mit einem psionischen Schild maskiert.
„Ich stoße zu euch. Dranbleiben.“
Er nickte dem Hauptmann der Samarianer, der sich in respektvollem Abstand neben ihm postiert hatte, zu und deutete auf den Soldaten, den er vorhin geheilt hatte.
„Wie heißt der Gefreite dort.“
„Anton Wasskreysnez, mein Lord.“, antwortete der Mann mit einer rauen Veteranenstimme. Tiberius konnte nicht sagen, was wirklich rau und was nur gespielt war. Jedenfalls passte die Stimme zum Äußeren.
„Er wird ausgezeichnet.“
„Jawohl, mein Lord.“
Dann schloss er die Augen, konzentrierte sich, spürte die Strömungen des Warp, die allgegenwärtig gegen seinen Verstand brandeten und seine Abwehr auf die Probe stellten. Er fand die Seelen seines Trupps und zapfte etwas Energie aus dem Immaterium ab. Er teleportierte. Der Samarianische Hauptmann blieb zurück, unschlüssig ob er sich nun rühren dürfe oder nicht.
Der Sternenhimmel war klar in diesem Teil der Galaxie, kein Nebel weit und breit. Die aschegraue Kugel der Makropolwelt, auf der sie heute gekämpft hatten, stach unschön aus dem Gesamtbild hervor. Zusammen mit einem riesigen nahen Raumdock verschandelte der Planet die malerische Kulisse, aber Tiberius war sowieso nicht nach sinnfreier Sternenbetrachtung zumute. Die Planetenkugel war schon reichlich geschrumpft, bald würden sie die Warpkoordinaten erreichen. In der Ferne schimmerte der Rote Riese, der dieses System bildete.
Tiberius stand am Fenster seines Quartiers, welches trotz der geringen Größe der Fregatte, mit der sie flogen, von verschwenderischer Größe war. Achtzig Quadratmeter Platz, obwohl er nicht alle seine Waffen mit sich führte. Die Wände waren mit Wandteppichen ausgehangen, der Boden mit teurem Parkett versehen. Die Möbel waren allesamt uralt und kostbar. Es war keine Space Marine Fregatte.
Vor ihm auf einem kleinen Metalltisch stand eine Kiste aus Plaststahl. Ein perfekter Würfel mit den Seitenmaßen zehn mal zehn mal zehn Zentimeter. Die Hülle schimmerte mattgrau im abgeschwächten Licht. Über dem Verschluss stand in sachlicher Schrift „Gefahrengut“.
Er hatte vor wenigen Minuten Pollux entlassen. Die Mission war erfolgreich gewesen. Zwei der zehn Männer, die er bei sich hatte, waren verletzt worden, doch keiner ernsthaft. Die Eldar waren völlig überrumpelt worden. Jetzt musste er nur noch diese Kiste zurück nach Hause bringen, und sie würde sich brav in die Sammlung seiner Trophäen einordnen, zwischen den Kopf des Waaaghbosses Garga und die Rüstung des Dark Eldar Lords Harashi, zwischen dem Runenspeer seiner Schwester, der Runenprophetin Macha und der Khorneaxt eines geschlagenen Berserkers. Zwischen all den Errungenschaften seines Ordens, von denen sie viele nicht besitzen durften und den Besitz einiger er dennoch Freunden bei der Inquisition zu verdanken hatte.
Schließlich löste er seinen Blick wieder von der Kiste, streckte sich in seinem Sessel und nahm das Buch zur Hand, welches er vor seiner Unterredung mit Hauptmann Pollux gelesen hatte.
Durch Sarge und Nakago daran erinnert, dass man eine Geschichte nicht nur schreiben, sondern auch veröffentlichen kann, habe ich mich entschlossen, den dritten Band meiner anfangs grauenhaften, aber jetzt doch ganz passablen Romanserie online zu stellen. Ich erhoffe mir hierdurch etwas mehr Druck auf meine Person, da ich ein verdammt fauler Hund bin und endlich wieder etwas Antrieb brauche, um mein Schreibtempo anzukurbeln.
Wie oft gesagt, muss man bei meinen MoW Geschichten halbwegs auf Fluff pfeiffen oder ihn dehnen. Begründet dadurch, dass ich bei meiner ersten Geschichte sehr unerfahren und nicht fluffbewandert war. Um die Kontinuität aufrecht zu erhalten, bleibt es eben bei einigen Sonderfällen, obwohl ich es mittlerweile besser weiß.
Verbesserungsvorschläge werden von mir gerne entgegen genommen, da die Geschichte noch lange nicht abgeschlossen ist. Also immer raus mit Kommentaren, wenn ihr welche habt.
Charakterindex
Masters of War
Tiberius Augustus – Ordensmeister
Pollux – Hauptmann, zweite Veteranenkompanie
K’ari – weiblicher Captain, vierte Sturmkompanie
Andrelin – Meister, Techmarine, erste Terminatorenkompanie
Octavius – Scriptor Magister, zweite Veteranenkompanie
Zxeo – Meister, zweite Veteranenkompanie
Aurelius – Captain, Cybot, erste Terminatorenkompanie
Julius – Meister, dritte Unterstützungskompanie
Vargas – Techmarine
Brutus – Epistolarius, zweite Veteranenkompanie
Azelas – Leutnant, vierte Sturmkompanie
Helos – junger Scriptor (ehemals Hiro)
Samarianer
Generalfeldmarschall Sergej Bednjagin
Gouverneur Oleg Ulianitsch von Kausus
Lordkommissar Vassily Zaitsew
Nadja – Alpha- plus Psionikerin
Andrej – Alpha- plus Psioniker
Viktor Kulikov - Hauptmann/ MP
Semjon Schreiber - Kommissar
Sonstige
Großinquisitor Halim Tzeez
Oberst Koji Iwasaki – Inquisitionsgarde
Akt 1 – Der Alpha- plus Terror
Prolog
Der Gefreite Anton Wasskreysnez kauerte hinter einem gewaltigen Betonblock, der sich wohl aus einem der Habitatsgebäude gelöst haben musste. Der asphaltierte Untergrund war hart, verdreckt und unerträglich heiß, doch weitaus angenehmer als ein Shurikengeschoss, dessen war sich Anton sicher. Rußiger Regen tröpfelte vom Dach des nächsten Gebäudes und bedeckte die Plattenrüstung des Soldaten mit unschönen Flecken, die auf dem polierten, schwarzen Armaplast hässliche Schlieren hinterließen während sie an ihm hinunterflossen. Sein Sturmkarabiner hatte eine Ladehemmung, Ergebnis eines Handgemenges, indem er sein Gewehr zur Keule deklassiert hatte, und so blieb ihm nur seine Zweitwaffe, eine filigrane, kleine Laserpistole, Geschenk eines ehemaligen Vorgesetzten. Die Energiezelle war voll geladen, doch das würde ihm nicht helfen. Laserwaffen waren Abfall, das wusste jeder Samarianer. Natürlich hatten sie ihre Vorzüge, wie Brandwirkung und das regelrechte Kochen organischen Materials, doch kaum ein Feind der Imperialen Armee trat ihnen ohne Rüstung entgegen. Deshalb hatten auch beinahe alle Einheiten Samaras Projektilwaffen mit deckungspenetrierender Wirkung und großem Kaliber. In seinem linken Stiefel steckte ein Steinchen, welches ihm schon seit Stunden auf die Nerven ging.
Sein Leutnant nannte so was einen gewöhnlichen Tag im Büro.
„Anton, hast du ein freies Schussfeld?“
Sein Feldwebel, Vassily Gorik. Er war hinter dem ausgebrannten Wrack einer Chimäre der hiesigen PVS, lackiert in ekelhaftem Himmelblau, welches allerdings dank des Flammenwerfers einer Eldarkreatur kaum noch zu entdecken war, in Deckung gegangen. Und mit ihm zwei weitere Mitglieder ihres Trupps. Zwar konnte er sich selbst nicht richtig begutachten, doch er ging jede Wette ein, dass die Rüstungen seiner Kameraden noch verdreckter waren als die Seine.
„Negativ. Der gesamte Trupp wurde festgesetzt. Wir können keinen Blick über die Deckung riskieren, zu starkes Feindfeuer“, antwortete der Soldat. Im Kom knisterte es verdächtig. In der Nähe explodierte eine Granate der Xenos.
„Die Aliens scheinen unsere Kommunikation zu stören!“, brüllte sein Kommandeur. „Wir müssen uns sammeln.“
Doch wie, überlegte Anton. Sein Feldwebel brüllte unterdessen ins Funkgerät. Schwarzgerüstete Eldar hielten die Soldaten mit durchschlagskräftigen Schnellfeuerwaffen nieder und kamen immer näher, indem sie schnell und präzise von Deckung zu Deckung sprinteten. Weitere vier Männer, die von ihrem Trupp noch übrig waren, kauerten noch einmal gute zwanzig Meter hinter ihnen in der Deckung verfallener Barrikaden. In seiner Nase stand ein ekelhafter Brandgestank.
Dreckige, braune Wolken bedeckten den Himmel der widerwärtigen Makropolwelt, auf der sie seit drei Wochen gegen die Eldar kämpften. Wie Schatten wurden sie immer weiter zurück in die Stadt getrieben, ins Zentrum der Makropole, in immer besser aussehende Viertel. Der Turm der gewaltigen Kathedrale im Herzen der Stadt war schon zu sehen, und bis zu ihm waren es noch hundertvierzig Kilometer. Verwunderlich war es aber nicht, der Turm war dutzende Kilometer hoch.
Anton wusste nicht, was plötzlich in ihn gefahren war, vielleicht der allgegenwärtige Gestank, vielleicht der Stress der letzten Stunden, doch plötzlich wechselte er die Laserpistole in die linke Hand, zog sein schwarzes Kampfmesser und formte mit den Waffen in den Händen einen Aquilla. Auf die Rufe von Feldwebel Gorik reagierte er nicht. Außerdem hatte er eine Kopfschmerztablette nötig. Er sprang aus seiner Deckung, machte einen Schritt und warf sich der Länge nach hinter die Überreste eines zivilen Fahrzeugs. Zu seiner Verwunderung lebte er noch, sein Torso schmerzte von der ungeschickten Landung. Schnell kam er zur Besinnung. Er kroch weiter, über ihm schwirrte Feindfeuer. Neben dem Fahrzeugwrack war eine Furche im Asphalt, die er als Deckung nutzte, um weiter vorzurücken. Währenddessen vernahmen sein arg mitgenommenes Trommelfell das vertraute Donnern samarianischer Sturmgewehre, die dem Zischen der Alienwaffe die Stirn zu bieten versuchten. Nach wenigen Metern jedoch tauchte vor ihm ein schwarzes Beinpaar auf. Anton nahm das Messer zwischen die Zähne und griff mit der nun freien Linken an seines Gegners Schienbein. Mit einem Ruck brachte er den Feind zu Fall, stürzte sich auf den am Boden liegenden Eldar, der gänzlich in den Riss gefallen war und verpasste ihm eine Kopfnuss. Der verwunderte Xenos brauchte zu lange, um sein Messer zu ziehen, sodass der Samarianer seinen Arm mit der linken Hand greifen konnte. Mit ungeahnten Kraftreserven brachte er seinen rechten Arm mit der Pistolen an dem Abwehrgriff seines Feindes vorbei und rammte ihm die kleine Waffe in den Mund. Der nachfolgende Schuss war nicht zu hören, aus der Nase des Aliens stieg jedoch Dampf auf, es wehrte sich nicht mehr. Warum hatte der Eldar auch seinen Helm abgenommen, wunderte sich der Soldat.
Mit noch größerer Verwunderung, geschuldet der Tatsache dass er immer noch lebte, kroch der Soldat Anton Wasskreysnez weiter, das Kampfmesser immer noch zwischen den Zähnen. Zehn Meter vor ihm, ungefähr, endete der Riss. Kurz davor entdeckte er jedoch ein weiteres Fahrzeugwrack. Er kroch weiter, hinter ihm landete etwas im Dreck. Er sprang auf, warf sich aus dem Riss im Boden und hinter das Fahrzeug. Keine Sekunde zu spät, denn gleich darauf detonierte hinter ihm eine Plasmagranate. Ihre Wirkung verpuffte am Beton, aber aufgewirbelter Dreck und Erde rieselten auf den in Deckung liegenden Menschen herab. Anton zog sich weiter. Ein Eldar in schwarzer Rüstung tauchte auf einmal vor ihm auf, er schwenkte die lange Waffe. Der Samarianer rollte sich zur Seite, mögliches Feuer von anderen Feinden in Kauf nehmend, und riss die Laserpistole hoch. Schnell feuerte er drei Schüsse ab. Der Xenos hielt sich die Seite, doch er lebte noch. Er zog schon sein Messer.
Ohne einen besseren Plan rollte sich Anton wieder in den Graben. Die Granate, die ihm gleich hinterher flog, packte er noch im Flug und schleuderte sie wieder fort. Die Hand zog er zu spät zurück in Deckung. Heißer Schmerz durchzuckte seinen Arm, die rechte Hand war völlig verbrannt, mindestens dritter Grad dachte der Soldat mit zusammengebissenen Zähnen, als die Granate nur einige Dutzend Zentimeter neben seiner Hand explodierte. Der Panzerhandschuh war ohne jeden Nutzen. Jetzt spürte er auch, dass er sein Bein nicht spürte, das linke. Als sein Blick an seinem Körper herabwanderte, entdeckte er einen Shurikenstern, der sich tief in seinen Oberschenkel gefressen hatte. Ächzend hob er den Kopf an, war jedoch nicht in der Lage etwas zu entdecken. Doch das Bein war noch da, wenigstens etwas.
Plötzlich fiel der Eldar, den er angeschossen hatte, über den Riss, landete aber nicht in ihm. Im Kopf des Aliens rauchte ein Einschussloch.
Er konnte kaum etwas hören, doch er vernahm Stimmen, menschliche Stimmen. Die Geräusche schienen aus weiter Ferne zu kommen, doch der erfahrene Soldat wusste, dass dies nur wegen des Klingelns in seinen Ohren so war. Mühsam setzte er sich auf, sein Kopf ragte aus der Deckung, doch es wurde nicht mehr geschossen. In seiner Brusttasche entdeckte er noch die Kanüle Morphium, jeder Samarianer bekam vor der Schlacht eine ausgeteilt. Den Verschluss zog er mit den Zähnen ab, die Spritze rammte er sich in den Oberschenkel. Er wartete auf die Wirkung. Währenddessen kauerten sich zwei Gestalten neben ihm nieder.
„Gute Arbeit, Soldat.“, hörte er eine raue Stimme durch den Schleier des Schmerzes hindurch sagen. Die Stimme klang weit entfernt, doch der Sprecher war nahe, er konnte ihn sehen. Ein riesiger Mann mit kurz geschorenen Haaren, den Helm hatte er abgenommen, in der verbesserten Plattenrüstung der samarianischen Veteranenkompanien.
„Anton, lebst du noch?“ Die Stimme gehörte seinem Feldwebel. Langsam zeigte das Morphium seine Wirkung.
„Ja.“, krächzte er.
Der Veteran klopfte ihm auf die Schulter, was höllisch weh tat.
„Gute Arbeit. Durch Ihre tollkühne Aktion ist es uns gelungen, uns unbemerkt an diesen Alienabschaum heranzuarbeiten und ihn von hinten aufzureiben. Ich schlage Sie zur Beförderung vor.“
„Danke, Herr Hauptmann.“, brachte Anton mit Mühe hervor. Er hatte endlich, nach einer schmerzhaften Verrenkung, das Rangabzeichen auf der Schulter des Mannes ausgemacht.
Plötzlich ertönte ein gellender Schrei, ein Schmerzensschrei, dessen Echo in den schluchtartigen Straßenzügen widerhallte. Alle um Anton herum liefen mit den Waffen im Anschlag in Deckung. Sturmkarabiner und modifizierte Sturmgewehre eröffneten das Feuer. Regen prasselte. Dann merkte Anton, dass er keinen Regen hörte, schließlich spürte er keinen, sondern dass das Geräusch von hinter ihm kam. Hunderte Projektile prallten an Metall ab und prasselten zu Boden. Er drehte sich, griff die am Boden liegende Laserpistole. Sein Atem stockte. Ein sicherlich zehn Meter hoher Kampfläufer mit schlanken Gliedmaßen und einem großen Kopf bewegte sich anmutig durch die Trümmerlandschaft, griff sich einen Mann nach dem anderen, zerfetzte sie oder schleuderte sie davon. Eine ähnliche Kreatur hatte vor einer halben Stunde die Verteidigungslinie der PVS aufgerieben. Die Schüsse der anderen Männer zeigten keine Wirkung, unbeeindruckt marschierte das Monster weiter. Die Plasmapistole des Hauptmanns hinterließ deutliche Brandflecken und Löcher im metallenen Körper des Ungetüms, aufhalten ließ sich das Wesen dadurch allerdings nicht. Anton eröffnete gar nicht das Feuer, es hätte auch keinen Sinn gehabt.
Die schwarzlackierte, Maschine der Aliens kam immer näher, in einiger Entfernung tauchten neue Eldar auf, die sich mit rasanter Geschwindigkeit näherten. Der Hauptmann warf sich neben ihm zu Boden und feuerte eine weitere Salve Plasma ab, wieder völlig ohne Wirkung. Sie waren verloren, schoss es Anton durch den Kopf. Er würde Samara, sowie seine Heimatstadt Tschaika wohl nie wieder sehen. Jetzt hob auch er die Pistole und schoss.
In seinem Gesichtsfeld erschien etwas Neues: Ein gepanzerter, schwarzer, glänzender Stiefel, breit und mit einem grinsenden Totenschädelmotiv verziert. Er blickte weiter an dem Stiefel hinauf, entdeckte einen schwarzen Umhang, goldene Besetze, eine verzierte Rüstung, einen arkanen Melter am Gürtel des Neuankömmlings, einen Schulterpanzer mit einem goldenen Löwenemblem, ein aristokratisches Männergesicht, eingerahmt von langen, braunen Haaren, welche im Wind flatterten. Neben den Mann hing in der Luft eine bläulich glimmende Hellebade. Von irgendwoher erklang Musik, harte, schnelle, menschliche Musik. Ihm bekannte.
Heavy Metal? Der Soldat verstand die Welt nicht mehr.
Tiberius, Bruder Tiberius Augustus, Ordensmeister der Masters of War, blickte den armen Soldaten an, der mit letzter Kraft seinen Kopf oben hielt, um den Space Marine anzusehen. Tiberius, ein Psioniker, auch wenn er niemals ein Scriptor des Ordens gewesen ist, kniete sich hin, berührte den Soldaten leicht an der Schulter, jagte psionische Energie in den Körper des jungen Mannes und verschloss seine Verletzungen. So entstehen Legenden, dachte er mit einem inneren Lächeln. Dann erhob er sich wieder und marschierte ohne weitere Umschweife auf den Phantomlord der Ulthwé- Eldar zu, welcher ihn in diesem Moment ausgemacht hatte. Um ihn herum schnitt gerade das Gitarrensolo von „The Trooper“ die Luft entzwei.
„Trupp am Ziel, MZ in Sicht.“, kam es über Kom. Hauptmann Pollux klang ruhig wie immer.
„Verstanden. Weiter nach Plan. Ich wische nur schnell mit den Eldar den Boden auf.“, antwortete der Ordensmeister.
Der Phantomlord hatte sich jetzt bis auf etwa zehn Meter genähert und aktivierte seinen Flammenwerfer. Wie in Zeitlupe nahm Tiberius den Flammenstrahl wahr, der sich von der Spitze der Waffe aus nach vorne arbeitete. Schnell reagierte der Psioniker und schmetterte dem Eldarkampfläufer eine Energienetladung gegen den Flammenwerfer. Der Entzündungsmechanismus gab den Geist auf, der Flammenstrahl verendete als Stichflamme, sich harmlos nach nur zwei Metern auflösend. Es war eine Viertelsekunde verstrichen. Dampf stieg vom Lauf des Werfers auf.
„Typisch Eldar!“, schrie der Space Marine. „Großer Auftritt und doch nur heiße Luft.“
Der Phantomlord beschleunigte seinen Schritt, stürmte jetzt auf den Menschen zu. Die Rechte schnellte vor, um den unverschämten Feind zu ergreifen. Tiberius wartete den richtigen Moment ab, hechtete zwischen den Beinen der Eldarmaschine durch und gab im Flug einen Energieblitz auf seinen Feind ab. Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Veteranentrupps der Samarianer die Schwarzen Khaindar einkreisten. Um die Warpspinnen hatte er sich schon gekümmert. Der Phantomlord stolperte, der Energieblitz hatte ihn ganz schön durchgeschüttelt.
„The Trooper“ war in den letzten Sekunden angelangt, gleich würde das Lied enden, doch Tiberius schickte über die KI seiner Interface- Brille schon den nächsten Musikwunsch an die Thunderhawks im Himmel: „Painkiller“.
Der Phantomlord hatte sich währenddessen gedreht und sich dem Ordensmeister wieder genähert. Vorsichtig versuchte der Eldarkrieger dem Marine zu fassen, darauf bedacht auf schnelle Bewegungen reagieren zu können. Tiberius hatte jedoch genug davon, dieses Wesen zu provozieren und drehte sich einfach um, scheinbar im Gehen begriffen. Der Phantomlord setzte nach und übersah so den Leman Russ, der mittlerweile das Geschehen erreicht hatte. Die Plasmakanone machte kurzen Prozess. Der Space Marine drehte sich gar nicht erst um, um die rauchenden Überreste seines Feindes zu begutachten. Aber vorsichtshalber errichtete er einen Schild um sich, den er wollte nicht von einem Phantomlordwrack getroffen werden.
„Trupp an Ordensmeister.“
„Ich höre.“, antwortete der Marine, der zusah, wie die letzten Eldar in seiner Nähe aufgerieben wurden.
„Missionsziel gesichert. Die Eldar sind nicht sehr weit gekommen. Anscheinend hatte ihr Runenprophet nicht mit uns gerechnet.“
Tiberius lächelte. Er hatte die Ankunft der Space Marines mit einem psionischen Schild maskiert.
„Ich stoße zu euch. Dranbleiben.“
Er nickte dem Hauptmann der Samarianer, der sich in respektvollem Abstand neben ihm postiert hatte, zu und deutete auf den Soldaten, den er vorhin geheilt hatte.
„Wie heißt der Gefreite dort.“
„Anton Wasskreysnez, mein Lord.“, antwortete der Mann mit einer rauen Veteranenstimme. Tiberius konnte nicht sagen, was wirklich rau und was nur gespielt war. Jedenfalls passte die Stimme zum Äußeren.
„Er wird ausgezeichnet.“
„Jawohl, mein Lord.“
Dann schloss er die Augen, konzentrierte sich, spürte die Strömungen des Warp, die allgegenwärtig gegen seinen Verstand brandeten und seine Abwehr auf die Probe stellten. Er fand die Seelen seines Trupps und zapfte etwas Energie aus dem Immaterium ab. Er teleportierte. Der Samarianische Hauptmann blieb zurück, unschlüssig ob er sich nun rühren dürfe oder nicht.
Der Sternenhimmel war klar in diesem Teil der Galaxie, kein Nebel weit und breit. Die aschegraue Kugel der Makropolwelt, auf der sie heute gekämpft hatten, stach unschön aus dem Gesamtbild hervor. Zusammen mit einem riesigen nahen Raumdock verschandelte der Planet die malerische Kulisse, aber Tiberius war sowieso nicht nach sinnfreier Sternenbetrachtung zumute. Die Planetenkugel war schon reichlich geschrumpft, bald würden sie die Warpkoordinaten erreichen. In der Ferne schimmerte der Rote Riese, der dieses System bildete.
Tiberius stand am Fenster seines Quartiers, welches trotz der geringen Größe der Fregatte, mit der sie flogen, von verschwenderischer Größe war. Achtzig Quadratmeter Platz, obwohl er nicht alle seine Waffen mit sich führte. Die Wände waren mit Wandteppichen ausgehangen, der Boden mit teurem Parkett versehen. Die Möbel waren allesamt uralt und kostbar. Es war keine Space Marine Fregatte.
Vor ihm auf einem kleinen Metalltisch stand eine Kiste aus Plaststahl. Ein perfekter Würfel mit den Seitenmaßen zehn mal zehn mal zehn Zentimeter. Die Hülle schimmerte mattgrau im abgeschwächten Licht. Über dem Verschluss stand in sachlicher Schrift „Gefahrengut“.
Er hatte vor wenigen Minuten Pollux entlassen. Die Mission war erfolgreich gewesen. Zwei der zehn Männer, die er bei sich hatte, waren verletzt worden, doch keiner ernsthaft. Die Eldar waren völlig überrumpelt worden. Jetzt musste er nur noch diese Kiste zurück nach Hause bringen, und sie würde sich brav in die Sammlung seiner Trophäen einordnen, zwischen den Kopf des Waaaghbosses Garga und die Rüstung des Dark Eldar Lords Harashi, zwischen dem Runenspeer seiner Schwester, der Runenprophetin Macha und der Khorneaxt eines geschlagenen Berserkers. Zwischen all den Errungenschaften seines Ordens, von denen sie viele nicht besitzen durften und den Besitz einiger er dennoch Freunden bei der Inquisition zu verdanken hatte.
Schließlich löste er seinen Blick wieder von der Kiste, streckte sich in seinem Sessel und nahm das Buch zur Hand, welches er vor seiner Unterredung mit Hauptmann Pollux gelesen hatte.
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