40k Masters of War III - In nomine...?

Da ich nicht die ganze Masters of War Geschichte kenne, was hat diese offensichtliche Sezessionsbestrebung und allgemeinen Gesinnungswandel zur Abkehr vom Imperium ausgelöst?

Keine Sorge, du hast nichts verpasst. Wie dir die anderen Leser bestätigen können, ist dies ein neuer Aspekt des dritten Bandes.
Ich habe versucht eine Geschichte zu entwerfen, für die man keine Kenntnis der früheren Bände braucht. Im Nachhinein gefallen sie mir auch nicht so sehr.
 
So, meine letzte Meldung ist schon zwei Wochen her (die letzte Neuheit drei Wochen), sodass ich nur bescheid sagen wollte, dass ich zwar schreibe, aber grad abgelenkt war, da wir letztens Notenschluss in der Schule hatten und ich einige Zensuren noch leicht nach oben korrigiert habe. In den Ferien sollte ich wieder mehr Kraft und Lust haben (Zeit ist wie immer eigentlich kein Problem).
 
Hallo Leute, es geht endlich weiter.

Kapitel 6: Ein vermeintliches Bollwerk
Meister Zxeo warf einen Blick auf den neben ihm stehenden Generalfeldmarschall. Bednjagins tiefgrüne Augen konzentrierten sich starr auf einen Punkt auf dem Bildschirm vor ihnen. Er hatte soeben ein weiteres Ausputschmittel geschluckt und die Müdigkeit, die der Space Marine in den letzten Stunden im Gesicht des Generals zunehmen sah, war wie weggeblasen. Doch Zxeo konnte aus eigener Erfahrung sagen, dass nur die physische Müdigkeit von diesen Mitteln weggewischt werden konnte, gegen mentale Übermüdung konnte einem nichts wirklich helfen. Der relativ junge Meister der zweiten Kompanie der Masters of War entdeckte zudem ein leichtes Zittern in den Fingern des Generals, der seine Hände hinterm Rücken hielt, um seine Erschöpfung nicht durch seine Haltung zu verraten. Zxeo konnte nur vermuten, wie sich Bednjagin fühlen musste, denn im Gegensatz zu vielen wichtigen Persönlichkeiten seines Ordens war er kein Psioniker, von einem allgegenwärtigen Nullfeld konnte er nichts wahrnehmen.
Ein weiters rotes Warnzeichen blinkte auf, und gesellte sich zu den vier bereits vorhandenen. Es war ein Zeichen, das angab, wenn ein Kommunikationskanal blockiert war, aber gerade eine Nachricht durch ihn Samara zu erreichen versuchte. Blockiert waren sie alle, Nachrichten würden noch viele kommen. Man hatte ihm nichts genaues gesagt, doch Zxeo konnte sich vorstellen, dass Tzeez schon irgendwas erfinden würde, um ihre Funkstille und das gewaltige Nullfeld zu rechtfertigen. Eine Delegation der Inquisition würde mit Sicherheit in den nächsten Monaten erscheinen, auch nur um den Abschlussbericht des Großinquisitors zu bestätigen. Und das bedeutete noch mehr Arbeit für Bednjagin und andere Eingeweihte, denn während der Abwesenheit des Ordens bliebe all die Vertuschungsarbeit bei ihnen.
Zxeo kratze sich an der Nase und genehmigte sich ein kräftiges Gähnen, auch wenn er dadurch einen missfallenden Blick vom General erntete. Der einhundertundeins Jahre alte Space Marine Meister fühlte sich ziemlich nutzlos, da wo er war, im Kommandozentrum des Hauptquartiers der planetaren Polizei, mitten im Regierungsbezirk von Meridian. Oder anders, weit weg von jeglicher praktischen Arbeit. Zwar hatte er keine Wutausbrüche und keine Tobsuchtsanfälle mehr, wenn man ihn davon abhielt seine Feinde direkt anzugreifen, das hatte er in den letzten zehn Jahren gut unter Kontrolle bringen können, doch am liebsten wäre er jetzt an einem der zahlreichen Kontrollpunkte in der Stadt, um zusammen mit Polizisten, Soldaten, Arbitratoren und Space Marines die knapp sechsunddreißig Millionen Einwohner der Hauptstadt zu kontrollieren.
Auf Befehl des Ordensmeisters, des Großinquisitors und des Generalfeldmarschalls, die eindeutig zu verstehen gegeben hatten, dass sie momentan ein Triumvirat bildeten, war die Hauptstadt Samaras vollkommen abgeriegelt, die Gas- und Stromversorgung in der gesamten Stadt deaktiviert, eine allgemeine Flugverbotszone mit einem Radius von fünfzig Kilometern um die Stadt eingerichtet worden und alle Bezirke der Stadt von einander gekappt, indem die öffentlichen Verkehrsmittel gestoppt und alle Autobahnen, die in Meridian unterirdisch verliefen, blockiert worden waren. Die Bürger hatten Anweisung sich nach Hause zu begeben und, sobald ihr Subbezirk an der Reihe war, sich beim nächsten Kontrollpunkt bei den Sicherheitskräften zu melden. Da auf Samara absolute Meldepflicht bestand, war man sicher, dass niemand sich den Kontrollen entziehen würde. Die Männer an den Kontrollposten hatten Weisung, alle Männer, auf die die steckbriefliche Beschreibung zutraf, in Gewahrsam zu nehmen. Den Steckbrief hatte man Anhand der Angaben von Meister Octavius und dessen ehemaliger Schülerin erstellt, nichtsdestotrotz war die Beschreibung eher vage. Jeder kahle Mann, sowie alle mit kurz geschorenen Haaren, wurden separiert und auf psionische Aktivität untersucht, wovon auch die Armee- und Polizeiangehörigen nicht befreit waren. Einige Scriptoren des Ordens hatten Bedenken geäußert, ob die Scanner, die man mithilfe von Eldartechnologie entwickelt hatte, unter Einfluss des Nullfelds einwandfrei funktionieren würden, doch die Führung war bereit das Risiko einzugehen. Was sollte man auch besseres tun?
Zxeo blickte wieder zum Generalfeldmarschall, der sich keinen Zentimeter vom Fleck bewegt hatte. Er persönlich hasste solche Situationen, denn als nicht Psioniker fühlte er sich schrecklich nutzlos. Er konnte kämpfen und für Sicherheit sorgen und die Truppen anführen, aber im Kampf gegen einen Gegner, wie den, dem sie aktuell entgegenstanden, war er hilflos und so viel wert wie jeder Armeerekrut. Nämlich gar nichts.
„General, es juckt mir unter den Fingernägeln. Geben Sie mir etwas zu tun.“
„Ihr werdet früh genug Arbeit bekommen, Meister Zxeo. Reicht es Euch nicht, dass ihr in etwas zwei Wochen eine Übermacht von Feinden begegnen werdet. Während des Kreuzzugs wird genug Blut zu vergießen sein.“
Zxeo ballte eine Faust. Nur nicht aufregen, dachte er sich.
„Aber ich muss jetzt hier raus.“, presste Zxeo hervor. Das zivile Leben der letzten Jahre, nur sporadisch von kleineren Kriegen auf fernen Planeten oder von Bergungsmissionen für irgendwelche uralte Technologie unterbrochen, war seiner Selbstbeherrschung zuträglich gewesen. Der Generalfeldmarschall wandte sich ihm endlich zu, sodass Zxeo ihn nicht nur im Profil sah. Die Schirmmütze hatte der Offizier tief im Gesicht, bei Bednjagin ein eindeutiges Zeichen für geistige Arbeit.
„Selbst ohne meine psionischen Kräfte kann ich es in Euch kochen sehen. Woher kommt diese innere Unruhe in Euch?“
Das war die Höhe. Zxeo fletschte die Zähne. Der General hatte sich einen denkbar schlechten Zeitpunkt ausgesucht, um Seelenklempner zu spielen.
„Jetzt hören Sie mal, ich…“
„Geht zum Kontrollpunkt des Subbezirks dreiundsechzig im vierzehnten Bezirk. Von dort angefangen geht ihr die Bezirke vierzehn und fünfzehn durch. Das Kommando in diesem Bereich liegt bei Brigadegeneral Rybak. Habt ihr die Zahlen, oder soll ich es aufschreiben.“
Leck mich du Affe, dachte Zxeo, und war sehr froh über das Nullfeld, dass seine Beleidigung vor Bednjagin verbarg. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich auf der Stelle um und rannte aus dem Raum, wobei er mehrere Polizeioffiziere umwarf. Bednjagin schüttelte nur den Kopf und nahm seine ursprüngliche Haltung wieder ein.

Oberst Koji Iwasaki hatte seinen Blick auf seinem Armchronometer geheftet und zählte die Sekunden bis zu vollen Stunde im Kopf mit. Um Punkt dreizehn Uhr mittags sprang er von seinem Platz in der Kantine der Umarov- Kaserne auf, setzte sich den weißen Helm mit dem goldenen I auf und rannte, gefolgt von mehreren Leutnanten und Hauptmännern der Inquisitionsgarde, aus dem großen Saal. Nach dem Passieren zweier Korridore erreichte die Gruppe den Innenhof des rechteckigen Militärgebäudes und bestieg einen wartenden Transporter lokaler Bauweise, ein Schwebefahrzeug, welches Iwasaki im ganzen Imperium noch nie gesehen hatte.
Der Pilot, ein Oberleutnant der samarianischen Raumflotte, nickte dem Oberst zu, als sich alle auf einen Platz gesetzt hatten und startete die bereits warmgelaufenen Triebwerke. Neben der Antigravplatte, die unter dem Gefährt angebracht war und dessen Levitation ermöglichte, besaß der Gleiter drei bewegliche Düsen an seinem Heck, womit er beeindruckende Geschwindigkeiten erreichen konnte. Der Gardist war zuvor am Tage zum ersten Mal mit einem dieser Geräte befördert worden und hatte sie sofort schätzen gelernt.
Der Gleiter schnitt durch die Luft, dank der Flugverbotszone hatte er völlig freie Bahn und musste nur gelegentlich einem hohen Gebäude ausweichen, und brachte die Offiziere der Inquisitionstruppen ihrem Ziel näher, der Sammelstelle für verdächtige Individuen. Iwasaki war die Aufgabe zugeteilt worden, die drei Sammelstellen im Süden der Stadt zu inspizieren und nach ihrem wilden Psioniker Ausschau zu halten. Von seinen Männern war er der einzige, der wusste, was wirklich vor sich ging, und er entschied, dass es auch so gut war. Der Gedanke daran, dass das Nullfeld womöglich doch aus irgendeinem Grund keinen Effekt auf den Wilden haben könnte, behagte ihm nicht. Schlimmstenfalls würde dieses Monster ihn und seine Ordonnanz einfach mit einem Blick töten, in Fetzen reißen oder explodieren lassen.
Kein erbauender Gedanken, und doch war ihm klar, dass sie in ihrer momentanen Lage und zum aktuellen Informationsstand nichts anderes tun konnten, als auf gut Glück die Stadt nach verdächtigen Psionikern zu untersuchen. Insgeheim hatte ein Scriptor der Masters of War Iwasaki erzählt, dass die Chancen den Wilden unter Einfluss eines Nullfeldes und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es dem Geheimdienst in den letzten Wochen ebenfalls nicht gelungen war, ihren Feind aufzuspüren, einzufangen, denkbar schlecht standen.
Der Flug dauerte nur wenige Minuten. Nach erreichen des ersten Kontrollpunktes landete das Fahrzeug, ließ jedoch die Motoren laufen. Der Oberst und seine Männer sprangen förmlich aus dem Gleiter und näherten sich schnell dem zuständigen Offizier für diesen Kontrollpunkt, einen Polizeihauptkommissar Semjonewitsch.
„Ihr Statusbericht, Hauptkommissar.“, sagte Iwasaki.
Sein Gegenüber musterte ihn. Ein Fremdweltler, der noch dazu in einem merkwürdig akzentuiertem Hochgotisch sprach, war nicht die übliche Sorte Vorgesetzter, die der Mann gewöhnt war. Er salutierte etwas zu spät.
„Keinerlei psionische Aktivität, Herr Oberst. Nichts auf den Scannern. Weiterhin wurden alle bewaffneten Personen separiert und entwaffnet. Möchten Sie diese Personen inspizieren?“
Das war Teil der Tarnung, erinnerte sich Iwasaki. Sie konnten den einfachen Sicherheitskräften ja schlecht die Wahrheit sagen.
„Beinhaltete die Bewaffnung Sprengstoff oder unter das Kriegswaffenrecht fallende Geräte?“
„Nein, Herr Oberst.“
Iwasaki ließ seinen Blick über den Platz schweifen und bemerkte erst jetzt all die Details. Die Bewohner dieses Subsektors hatten sich in mehreren Schlangen vor dem Kontrollpunkt angestellt und wurden nacheinander von Sicherheitskräften gescannt. Einige sahen besorgt aus, Mütter achteten besonders auf ihre Kinder, doch keiner war panisch oder verängstigt und niemand leistete Widerstand. Die Disziplin und der Gehorsam, die auf Samara herrschten, beeindruckten Iwasaki. Wenngleich er solch vorbildliche Welten schon kannte, seine Heimat war keine Ausnahme, so hatte er doch im Dienste der Inquisition schon zahlreiche Orte besuchen müssen, wo samarianische, oder mordianische, oder cadianische, oder rozzarianische Disziplin nötig wäre.
„Fahren Sie fort. Die nächste Inspektion findet in drei Stunden statt.“
Iwasaki salutierte, der Polizeioffizier tat es ihm gleich. Dann drehte sich der Inquisitionsgardist auf dem Absatz um und rannte zurück zum Transporter, gefolgt von seinen Männern, die während seiner Unterredung die Informationen notierten, auch wenn es keine gab, und mit ihren kurzen Maschinenpistolen auf Basis konventioneller Projektilwaffen den Oberst sicherten – nur für den Fall.

Dieselbe Prozedur wiederholte sich weitere Male, stets ohne neue Informationen für den Oberst. Auf dem Weg zum mittlerweile siebzehnten Kontrollpunkt überprüfte Iwasaki mittels eines Cogitators, ob nicht eine andere Inspektionsgruppe Neuigkeiten hatte. Doch der Datenkanal, mit dem er ständig verbunden war, war nur überflutet von Meldungen, dass es nichts zu melden gab. Er selbst fügte eine weitere, gleichlautende hinzu.
Sein Gleiter hatte unterdessen wieder auf dem Boden aufgesetzt und die ihn begleitenden Offiziere waren schon halb ausgestiegen. Iwasaki erhob sich ebenfalls und verließ etwas langsamer den Transporter. Flankiert von seinen Männern näherte er sich dem Munitorumskommissar, der diesen Kontrollpunkt überwachte, das Tempo hatten sie jedoch schon längst reduziert.
Iwasaki salutierte dem Kommissar, der ihm in Begleitung eines Feldwebels eines Gardezuges entgegen kam. Der Kommissar war ein Mann mit spitz zulaufendem Gesicht und sehr dunklen Augen, die nur knapp unter der Schirmmütze auszumachen waren. Sein Salut war Lehrbuchmäßig. Der Feldwebel an seiner Linken war ein Hüne mit kurz geschorenen dunklen Haaren.
„Keine positiven Informationen, Herr Oberst.“, sagte die Hakennase.
Was in diesem Fall negative Informationen sind.“, antwortete Iwasaki. Der Kommissar und sein Begleiter verzogen trotz des schlechten Wortspiels keine Miene.
„Nun, gut.“, sagte der Inquisitionsdiener, nachdem sein Gesprächspartner anscheinend nichts weiter zu sagen hatte.
„Wir gehen. Die nächste Inspektion ist in drei Stunden. Seien Sie…“
Etwas ließ ihn Stocken. Kam es ihm nur so vor, oder war es plötzlich heißer und windstill geworden. Den übrigen Offizieren entging sein Zögern nicht, und wahrscheinlich fiel mehreren Anderen Augenblicke später auch auf, was dem Oberst verdächtig erschien. Aus einem Gefühl heraus, ließ er sich zu Boden fallen und presste sich an den Untergrund. Sofort taten seine Gardeoffiziere es ihm gleich, gefolgt vom Kommissar und dem Feldwebel, der sofort mit einer Hand an seine Funkgerät griff.
„Volle Deckung, wiederhole, volle Deckung!“
Aus dem Augenwinkel sah Iwasaki, wie alle Sicherheitskräfte in Bruchteilen von Sekunden in Deckung gingen, sich zu Boden warfen und regungslos verweilten. Was Iwasaki mehr beeindruckte war, dass auch sämtliche Zivilisten dem Aufruf folgten und niemand in Panik ausbrach oder davonlief. Alle gingen zu Boden, Alten wurde geholfen, Kinder von ihren Eltern schützend bedeckt. Nach wenigen Sekunden stand niemand mehr, außer einem Mann in langem Mantel und mit dunkler Mütze.
Iwasaki blickte zu jenem Mann, der ungefähr hundert Meter von ihm entfernt stand und war kurz davor ihm zuzurufen, als plötzlich ein grelles Licht ihn blendete. Gleich darauf erfasste ihn eine Schockwelle, riss an ihm und versuchte ihn fort zu schleudern. Iwasaki machte sich so klein wie er nur konnte und presste sich stärker gegen den Boden. Etwas landete auf ihm, wodurch er fast eine unbedachte Bewegung gemacht hätte. Doch dank seiner Disziplin bewegte er sich nicht. Er bemerkte, dass sich jemand an ihm festhielt. Dann hatte er wohl einen kurzzeitigen Aussetzer.

Denn als er die Augen wieder öffnete, waren sicherlich mehrere Sekunden vergangen. Die ersten Personen erhoben sich bereits wieder und sahen nach den Leuten um sich herum. Vor sich erkannte er den Kommissar, der nun ohne Mütze auf dem Boden kniete und sich den Nacken rieb, der Hüne von Feldwebel war bereits aufgesprungen und reorganisierte seine Männer.
Oberst Iwasaki zog sich unter dem Körper hervor, der auf ihm gelandet war und blickte auf einen jungen Mann, der zwar bei Bewusstsein, jedoch nicht in allzu gutes Verfassung war. Er klopfte dem Mann auf die Schulter.
„Verstehen Sie mich?“
Der Angesprochene, ein junger Kerl mit blonden Haaren und grünen Augen, der wegen der Druckwelle ziemlich blass im Gesicht war, nickte und sich das Revers seiner Jacke richtete. Die Schirmmütze, die Iwasaki abhanden gekommen war, hatte der andere retten können und reichte sie dem Offizier.
Dieser hob den Blick und zählte schnell seine Männer durch. Alle schienen da zu sein und keiner war verletzt. Zumindest soweit Iwasaki es auf die Entfernung beurteilen konnte. Also setzte er sich die Schirmmütze wieder auf und erhob sich, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen.

Zaitsew kratzt sich unschlüssig am Kopf, als er nach einer halben Stunde, die er sich als Pause gegönnt hatte, zurückkam und Bednjagin in unveränderter Haltung vorfand. Der Offizier stand immer noch mit hinter dem Rücken verschränkten Händen da, den Blick starr auf den Holobildschirm vor sich gerichtet. Allerdings musste er sich zwischenzeitlich bewegt haben, denn den Mantel hatte Bednjagin, nach siebzehn Stunden Arbeit, unterbrochen von nur wenigen kurzen Pausen, abgelegt und stand jetzt in Uniformrock da.
„Bednjagin!“, sagte Zaitsew. Der andere Mann reagierte nicht.
„Sergej!“, versuchte er es mit dem Vornamen.
„Was?“, antwortete der General, ohne den Blick vom Schirm zu nehmen.
„Ich habe hier den Bericht der Kriminaltechnischen Untersuchung. Wollen Sie ihn sehen?“
Bednjagin bewegte den Kopf nur minimal.
„Vom wem haben Sie ihn?“
„Irgendein Oberst von der Militärpolizei.“
„Ein junger Glatzkopf?“, fragte er nach.
Zaitsew zuckte mit den Achseln, auch wenn man das unter dem Ledermantel kaum erkennen konnte.
„Ja, wieso?“
Endlich drehte Bednjagin ihm seine Front zu und blickte ihm aus müden Augen an. Das linke Auge zuckte leicht, woraus Zaitsew schloss, dass sein Kamerad wohl irgendein Aufputschmittel eingenommen hatte.
„Denis Karamasow. War mal mein Adjutant.“
„Haben Sie was genommen?“
Ja, wollen Sie auch eine Tablette?“
Der Kommissar winkte ab. Er trat den den Holotisch heran und reichte die Datentafel einem Oberleutnant, der sie in einen Computer einführte und die Daten auf den Hauptschirm legte. Die eingehenden Berichte wichen und verschwanden wieder auf die kleineren Schirme der Kommunikationsoffiziere. Der junge Mann blickte den Oberbefehlshaber der Samarianer an.
„Vergessen Sie die Details, das ist Sache der Kommissare und Arbitratoren. Sofort zu den Ergebnissen.“, befahl er.
Der Oberleutnant blätterte durch die einzelnen Seiten, durch seitenlange Berichte und mehrere Tatortfotos, bis zu einer tabellarischen Zusammenfassung der Ergebnisse. Dann las der Mann vor, auch wenn es eigentlich nicht nötig war.
„Bei der Explosion am Kontrollpunkt vierundvierzig des Subsektors siebenundzwanzig gab es einhundertsieben Verletzte, von denen dreiundzwanzig in medizinische Behandlung überführt werden mussten. Die Zahl der Verletzten mit bleibenden Schäden beträgt null. Die Explosion hatte lediglich die Stärke einer kleinen Mörsergranate, jedoch ohne Splitterwirkung. Den Scannern zufolge handelte es sich bei der Druckwelle lediglich um stark erhitzte Luft. Durch den Umstand, dass zum Zeitpunkt der Explosion sämtliche anwesenden Zivilisten und Sicherheitskräfte sich zu Boden geworfen hatten, sind ernstere Verletzungen oder gar Todesopfer vermieden worden.
An der Stelle, an der das Zentrum der Explosion vermutet wird, wurden Fußabdrücke entdeckte, die sich in den Beton eingebrannt haben. Dem Profil zufolge waren es gewöhnliche, handelsübliche Halbschuhe einer verbreiteten Marke, die auch von Verwaltungsbeamten oft getragen wird. Allerdings lässt sich durch das Schuhprofil nicht auf einen Beamten schließen.
Oberst Iwasaki von der Inquisitionsgarde, der ebenfalls leichte Verletzungen durch die Explosion erlitten hat, berichtete von einem verdächtigen Mann in dunklem Mantel, der in der Nähe des Explosionszentrums gestanden hatte. Der Mann konnte nach dem Vorfall nicht mehr erfasst werden. Glücklicherweise hat jedoch ein weiterer Zeuge neben dem Oberst, ein im Süden der Hauptstadt wohnhafter Einzelhändler, den Mann gesehen und konnte sich an ihn erinnern. Er konnte ebenfalls die Angabe machen, dass er den Verdächtigen nach dem Vorfall fliehen sah, wobei wir uns nicht erklären können, wie er an den Sicherheitskräften vorbeikommen konnte. Interne Untersuchungen wurden eingeleitet. An einer Wand, die der Verdächtige passierte, entdeckten die KTU Fingerabdrücke, die keiner der anwesenden dreihundertsiebzig Personen zugeordnet werden konnten.“
„Die können von jedem stammen.“, unterbrach ein Hauptmann der Kommunikation den Vortrag des Soldaten.
Der Unterbrochene räusperte sich und fuhr fort.
„Die Fingerabdrücke konnten nicht in unserem System gefunden werden. Die Suche wurde auf den ganzen Planeten ausgeweitet, lieferte jedoch keine Ergebnisse. Wir haben es hier also mit den Fingerabdrücken eines Fremdweltlers zu tun.“
„Dann muss diese Spur nicht weiter verfolgt werden.“, sagte Bednjagin. Mit einer Intervention des Generals hatte niemand gerechnet, normalerweise hörte er sich immer alles erst an, bevor er den übrigen Offizieren seine Gedanken mitteilte. Zaitsew schloss, dass sein Kollege so schnell wie möglich zu einer Lösung gelangen wollte.
„Es ist ausgeschlossen, dass es sich bei den Terroristen um Fremdweltler handelt, das widerspräche unseren Informationen.“
„Ist es möglich, dass sich die Sachlage geändert hat?“, fragte ein Kommissar.
„Nein.“, antwortete Bednjagin.
Keiner Widersprach, denn an der Glaubwürdigkeit eines Generalfeldmarschalls gab es nichts zu zweifeln. Der Oberleutnant fuhr fort.
„Anhand der Angaben des Obersten und des weiteren Zeugen, konnte ein Phantombild erstellt werden.“
Es folgte eine digitale Darstellung eines kargen, schlanken Männergesichts ohne Gesichtsbehaarung und mit für das Gesicht zu großen Augen. Über Kopfbehaarung konnte nichts ermittelt werden, denn der Mann hatte eine schwarze Wollmütze getragen. Keinem kam das Gesicht bekannt vor, jedoch herrschte allgemeiner Konsens, dass es sich nicht um einen Soldaten handeln konnte, ein so magerer Geselle könnte nicht die körperlichen Voraussetzungen erfüllen.
„Uns ist nicht bekannt, um welche Art von Sprengsatz er sich gehandelt haben könnte. Ein ernsthaft gemeinter Anschlag sähe sicherlich anders aus. Die Produktion oder der Erwerb wirksameren Sprengstoffs wäre eigentlich kein Problem.“
Der Mann bezog sich auf das relativ lockere Waffenrecht auf Samara.
Plötzlich trat der Generalfeldmarschall vor und machte eine wegwischende Handbewegung.
„Ich weiß, was ich wissen musste. Machen Sie weiter wie gehabt, der Bericht wird an Meister Tiberius geschickt.“
Bednjagin wandte sich um, um zu gehen. Kommissar Zaitsew blickte seinem fast halb so alten Kameraden nach, der sich anschickte, die dunkle, dämmrige Kommandozentrale zu verlassen. Er hatte bereits den Mantel aufgenommen und zog ihn sich an. Der alte Mann ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, über die dunklen Wände, die grell leuchtenden Bildschirme, die blassen Gesichter der Offiziere im schummrigen Licht.
„Sergej!“, rief der Kommissar. Bednjagin machte an der Tür halt und wandte sich zu ihm um.
„Warten Sie, ich komme mit Ihnen.“
Der General nickte.
„Lordkommissar Antolev, Sie haben das Kommando.“, sagte er. Der Angesprochene, ein Mann mittleren Alters mit stechenden blauen Augen salutierte.
Beim Verlassen des Raumes schloss Zaitsew zum General auf.
„Was auch immer Sie eingenommen haben, geben Sie mir auch eine davon.“
 
schön das es weitergeht, ich hasse lange wartezeiten^^

du bist wie versprochen auf mixerria´s einwand eingegangen, auch wenn die erklärung "das richtet der großinquisitor" ziemlich knapp und einfach war ;-)

liest sich sehr flüssig und gut, es wird spannung erzeugt, aber letztlich geht es storytechnisch nicht groß weiter

sie suchen den wilden und er ist wieder einmal entkommen

ich warte auf den nächsten teil,ich will wissen wie die ihn kriegen bzw. was er bis dahin anstellt und was seine motive sind
 
Da ich lange Wartezeiten ebenfalls nicht mag, geht es gleich weiter.
Wieder ein Intermezzo, also ein Teil, der in meinem Konzept nicht vorgesehen war. Als ich das sechste Kapitel vor einigen Tagen fertig hatte, kam mir die Idee zu diesem Teil, der in einem späteren Kapitel zudem die Möglichkeit eines weiteren Handlungsstranges offen lässt.


Intermezzo: Nachtschicht
Nachdem sich die elektronische Tür hinter den beiden hochrangigen Offizieren geschlossen hatte, drehte sich Alexei Mamev, Hauptmann der Kommunikationsabteilung, in seinem Drehstuhl um und fixierte seinen Blick wieder auf den bläulichen Bildschirm vor ihm. Als Hauptmann musste er zwar nicht mehr einzelne Nachrichten annehmen und weiterleiten, doch seine Aufgabe war nicht weniger anspruchsvoll. Vor sich hatte er eine Darstellung der Komkanäle. Mit flink über die Tasten schnellenden Fingern schaltete er verschiedene Kanäle übereinander und sorgte dafür, dass stets Frequenzen für Notfälle offen blieben. Sein Armchronometer zeigte vier Minuten nach null Uhr.
„He, Mamev.“
Der blonde Hauptmann undefinierbaren Alters hielt in seiner Tätigkeit inne und ließ seinen Blick zur Seite wandern. Eine behandschuhte Hand hielt ihm eine Tasse mit Kaffein hin, auf der eine furchtbare Fratze hämisch grinste und unter der in Hochgotisch stand Polizei, dein Freund und Helfer.
„Danke.“
Alexei nahm den Kaffein entgegen, nippte einmal daran und setzte seine Aufgabe fort, das Geräusch der monoton auf die Tasten hämmernden Finger setzte umgehend wieder ein.
„Komm schon, Kollege. Du weist doch, was ich fragen will.“, sagte der andere, der sich nicht von der Stelle bewegt hatte.
„Ich arbeite.“, antwortete Mamev.
Der andere Mann entfernte sich, kam jedoch kurz darauf wieder, mit einer weiteren Person, soweit der Hauptmann es anhand der Schritte beurteilen konnte.
„Sie können jetzt ihre Pause machen, Herr Hauptmann.“, sagte eine junge Stimme. Alexei Mamev blickte auf und richtete seine grünen Augen auf den Neuankömmling, einen jungen Fähnrich, der erst kürzlich seiner Abteilung beigetreten war. Er konnte sich nicht an den Namen erinnern, er hoffte, dass es nur der späten Stunde geschuldet war. Der Hauptmann zögerte einen Moment, dann erhob er sich, nahm seine Tasse mit sich und gab den Platz dem Fähnrich frei, der sich umgehend daran machte, die Aufgabe seines Offiziers fortzuführen.
Alexei Mamev wandte sich nun seinem Freund zu, der ihm mit sich winkte und ihn in eine ruhige Ecke des Raumes brachte, wo bereits eine weitere Tasse Kaffein wartete. Sein Kamerad, ein hochgewachsener, braungebrannter Hauptmann der Militärpolizei namens Viktor Kulikov, lehnte sich mit seiner Tasse in der Hand an die Wand und blickte ihn vielsagend an.
„Was gibt’s?“, fragte Alexei, der sich ebenfalls einen bequemen Platz an der Wand suchte.
„Findest du es nicht verdächtig, wie sich der Generalfeldmarschall verhält? Was kann so geheim sein, dass er nicht einmal andeutet, worum es sich handelt.“
„Eigentlich nicht.“, antwortete Alexei. „Hast du nicht die allgemeine Mitteilung des Oberkommandos per DataNachricht erhalten?“
Viktor grunzte.
„Ich habe in meiner Zeit bei den Kommandotruppen nicht umsonst so einiges mitbekommen, um nicht an die Geschichte mit den Separatisten zu glauben.“
Der Kommunikationsoffizier erinnerte sich. Viktor Kulikov, geboren in einer kleinen Stadt in der Provinz, war schon wenige Monate nach seinem Eintritt zu den Kommandotruppen beordert worden. Mamev hatte ihn damals zwar noch nicht geknnt, doch hatte er Geschichten gehört, dass sein Freund ein unverschämtes Glück besaß, dass ihn durch alle seine Missionen durchbrachte. Damals hatte Viktor noch in der zweiten Division unter General Bednjagin gedient, lange bevor Bednjagin zum Generalfeldmarschall wurde. Warum hatte er ihn eigentlich nie danach gefragt.
„Kennst du den Generalfeldmarschall persönlich?“, fragte Alexei. Viktor nippte an seiner Tasse.
„Ja, auch wenn ich ihn in letzter Zeit kaum gesehen habe.“ In letzter Zeit meinte in den letzten Jahren.
„Er war noch nie jemand, der Unbeteiligten allzu viele Details preisgegeben hätte. Auch als Kommandosoldat habe ich nicht immer durchgeblickt, welchen Sinn meine Aktionen hatten.“
Dass er schon damals dem General bei der Bergung illegaler Technologie oder verbotener Informationen behilflich gewesen war, verschwieg er. Alexei Mamev war zwar schon seit mehreren Jahren sein Freund, doch er wusste nicht, wie weit er gehen konnte.
„Und dennoch. Normalerweise würde er zumindest genügend Andeutungen machen, sodass intelligente, aufgeschlossene Geister erahnen können, worum es im Großen geht.“
Alexei warf Viktor einen sauren Blick zu, so als hätte er in eine Zitrone gebissen.
„Womit ich natürlich nicht meine, dass du ein fantasieloser Langweiler ohne Weitblick bist“, fügte der ehemalige Kommandosoldat mit einem Grinsen hinzu.
Der Kommunikationsoffizier fand das nicht ganz so lustig. Schlimm genug, dass seine Schicht schon Stunden dauerte, er hatte noch die ganze Nacht vor sich. Und sein Kollege machte dumme Witze.
„Vielleicht...“, begann Alexei, der die Behauptung über den Stand seiner Fantasie nicht auf sich sitzen lassen wollte. Er würde sicher eine Vermutung äußern können.
„Vielleicht sind es gar keine separatistischen Terroristen, sondern ein verbotener Kult. Psioniker oder Chaosanbeter. Oder es gibt eine Verschwörung auf höchster Ebene, die der Generalfeldmarschall bekämpfen möchte, wofür er ein gewisses Chaos braucht.“
„Bitte, wo hast denn du das her?“, fragte Viktor. „Und wenn es hier Chaosanhänger gäbe, dann wäre ein Inquisitor hier und davon wüsste ich. Solche Informationen lassen sich nur schwer innerhalb des Militärs geheim halten.“
Alexei stellte seinen nunmehr leeren Becher auf einen unbenutzten Tisch ab.
„Ich habe gehört, dass einer hier ist. Ein Kollege von der Raumhafenkommunikation sagte, dass eine ganze Kompanie oder sogar ein größerer Verband an Inquisitionssoldaten gelandet ist.“
„Das ist Großinquisitor Halim Tzeez. Der war schon öfter hier. Soweit ich weiß, fordert er regelmäßig Männer von den Masters of War an.“
Und wieder beschloss Viktor Kulikov, seinem Freund seine eigene Beteiligung an diversen Operationen der Inquisition zu verheimlichen. Manches hängte man besser nicht an die große Glocke.
Alexei blieb eine Weile still. Er wollte Kulikov beweisen, dass er bei weitem nicht so langweilig war, wie ihm attestiert worden war. Was sein Kamerad ihm voraus hatte war schlichtweg die Teilnahme an vielen gefährlichen Aufgaben auf gefährlichen Planeten. Schlichtweg? Alexei Mamev verspürte das Bedürfnis jemanden zu schlagen.
„Und was, wenn es eine weitreichende, separatistische Verschwörung innerhalb unserer planetaren Führung gibt, die bereits jahrelang verschiedenste verbotene Umstände vor dem Imperium verbirgt und sie ihre Nachlässigkeit jetzt in ein Dilemma gebracht hat.“
Viktor verschluckte sich fast an seinem Kaffein.
„Genau. Ein missglücktes Experiment. Ein freilaufendes Alien. Ein durchgedrehter Psioniker.!“ Alexeis Stimme gewann mit jeder neuen Idee an Lautstärke.
„Halt doch die Klappe.“, zischte Viktor, der hoffte, dass sie niemand gehört hatte. Manche Leute reagierten unbedacht, wenn es um ihren Glauben ging. Hauptmann Kulikov blickte sich um und entdeckte zu seinem Leidwesen einen hageren Kommissar, der auf sie zukam.
„Das hast du nun davon. Schwachkopf.“
Viktor stellte seine Tasse ebenfalls auf den unbenutzten Tisch und blickte dem Kommissar ohne einen besonderen Ausdruck entgegen.
„Her Kommissar.“
Der Mann im schwarzen Ledermantel blickte den beiden Offizieren entgegen. Kurz musterte er die ungleichen Hauptmänner, bevor er in Richtung der Tür nickte. Viktor und Alexei folgten dem politischen Offizier, hinaus aus dem Raum, den kargen Korridor entlang, um eine Ecke und schließlich durch eine weitere Tür. Die drei Männer fanden sich in einem ungenutzten Kommunikationszentrum wieder, ähnlich dem, welches sie soeben verlassen hatten. Der Kommissar setzte sich an den großen Haupttisch und bedeutete den anderen, sich ebenfalls zu setzen. Nachdem die Soldaten Platz genommen hatten, blickte der Kommissar sie eine Zeit lang an, bevor er nach einer kleinen Ewigkeit das Wort ergriff.
„Ihre Unterhaltung war ja nicht zu überhören.“, sagte der Mann mit einer überraschend freundlich klingenden Stimme. „Zumindest in der Endphase.“
Die beiden Hauptmänner schluckten. Das könnte nun Ärger geben. Wenn es hart kommt, dachte sich Viktor, könnte er immer noch versuchen, den Generalfeldmarschall um Hilfe zu bitten. Doch es sollte anders kommen.
Der schwarzgewandete Mann nahm die Mütze ab, lehnte sich vor und reichte den verdutzten Offizieren die Hand. Viktor reagierte zuerst und ergriff die Hand des Politoffiziers, der wider erwarten sie ganz normal schüttelte. Nach einem Moment reagierte auch Alexei.
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein, aber ich bitte Sie beide, unsere Unterhaltung für sich zu behalten. Ich weiß, als Kommissar, als fanatischer Gläubiger des imperialen Kults, hätten Sie beide es wohl nicht erwartet, aber ich denke ähnlich wie sie. Was hat Sie stutzig gemacht?“
Viktor konnte seinen Ohren kaum trauen. War der Mann dort tatsächlich ein Kommissar? Es antwortete allerdings Alexei.
„Wir wunderten uns über die Zurückhaltung des Generalfeldmarschalls. Normalerweise gehört es zu den Eigenheiten des Oberkommandierenden, dass er gerne seinen Untergebenen Hinweise gibt, ganz zum Graus seiner fremdweltlerischen Amtskollegen.“
Viktor war beeindruckt von Alexei, der Wissen, dass er erst vor einer Minute erlangt hatte, so gekonnt rüberbringen konnte. Da konnte er ansetzen.
„Allerdings war unsere Vermutung eher ein Gedankenexperiment, denn konkrete Hinweise haben wir nicht. Häresie oder Terroristen können wir uns nicht recht vorstellen, nicht in unserem schönen Polizeistaat.“
Der Kommissar nickte.
„Terroristen sind Unsinn, ich selbst bin in der Überwachungsabteilung tätig. Wenn es Terroristen hier gäbe, hätten wir sie ausgehebelt, ehe es Zeit für den Nachmittagstee ist. Und Häresie...
Allzu gläubig sind wir Samarianer sowieso nicht.“
Die beiden Hauptmänner blickten sich an, wobei sie langsam nickten. Wirklich gläubig war keiner von ihnen, auch keiner ihrer Bekannten. Nur Viktors ehemaliger Feldwebel war wirklich gläubig gewesen, ein anderer Mensch in seinem Umfeld kam ihm nicht in den Sinn. Und da die Samarianer schon normalerweise nicht sehr gläubig waren, eine Information, die in offiziellen Akten niemals auftauchte, war es hoch unwahrscheinlich, dass sich eine Große Personengruppe irgendwelchen dubiosen Kulten hingäben.
Der Kommissar lehnt sich vor, als wolle er untermauern, dass seine folgende Äußerung vertraulicher war, als ihr Gespräch sowieso schon war.
„Ich weiß nicht, was genau geschieht. Aber ich weiß von einem Bekannten aus der Palastgarde, dass es mehrere Angriffe auf ranghohe Personen gegeben habe. Zwar seien keine Todesopfer zu beklagen, aber die oberste Führungsebene stehe Kopf.“
Diese Informationen waren neu für die beiden Hauptmännern.
„Die Zeit drängt.“, fuhr der Kommissar fort. „Ich denke, dass wir nur noch wenige Tage bis zur Aufklärung der Geschichte haben.“
Weder der Kommissar, noch die beiden Offiziere wussten, dass es nur noch zwei Tage waren.

Alexei war zu seinem Posten in der Kommunikationszentrale zurückgekehrt, Viktor und Semjon Schreiber, so hieß der Kommissar, befanden sich auf dem Weg zu einem Kontrollpunkt. Kommissar Schreiber trat seine Schicht als Verantwortlicher eines Kontrollpostens an, Hauptmann Kulikov, der keine eindeutigen Befehle hatte, begleitete ihn.
Der Schwebetransporter zischte durch die Nacht, über ein endloses Lichtermeer seinem Zeil im Süden der Hauptstadt entgegen. Kommissar und Hauptmann waren längst verstummt. Beide schienen erleichtert, endlich einen Menschen gefunden zu haben, der ähnlich dachte, doch mit der Entfernung zur vermeintlichen Sicherheit des Polizeihauptquartiers wich die Selbstsicherheit der Offiziere. Viktor dachte über die Worte seines Kollegen vom Munitorum nach. Wenn es eine große Gefahr gab und wenn die Zeit drängte, warum unternahm die Führung nichts dagegen. Schließlich gab es auf Samara viele sehr mächtige Psioniker, ein Umstand, der in einer psionikerfreundlichen Gesellschaft öffentlich bekannt war. Dass anscheinend selbst der Generalfeldmarschall sich sorgen machte, gab ihm ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Ihm kam auch wieder Großinquisitor Tzeez in den Sinn, der im samarianischen Militär zu einiger Bekanntheit gelangt war. Seine Anwesenheit, untrer normalen Umständen kein Grund für Verdächtigungen, konnte kein Zufall sein. Am Landeplatz der Schwebetransporter hatten Kulikov und Schreiber zwei Männer in silbergrauer Uniform passiert. Waren das Männer der Inquisition?
„Viktor, sehen Sie!“, sagte der Kommissar plötzlich. Kulikov war zunächst verwirrt, doch dann entdeckte er den Grund für die Störung seiner Gedanken. Etwa einen halben Kilometer vor ihnen war ein großer Bereich der Stadt in relative Dunkelheit gehüllt, nur unterbrochen von wenigen Flecken schwachen Scheins.
„Merkwürdig. Gab es einen Stromausfall? Oder etwa eine neuerliche Explosion?“
Der Kommissar reagierte, wo der Hauptmann noch laut nachdachte. Der Mann in schwarz hatte seinen Cogitator gezückt und rief den allgemeinen Kanal der Sicherheitskräfte ab.
„Nichts. Merkwürdig. Keine Meldungen, überhaupt keine.“
Unvermittelt ertönte ein Signal, ein nervtötendes Piepen, das aus Richtung der Pilotenkanzel kam.
„Leutnant!“, rief der Kommissar. „Was ist bei Ihnen los?“ Der Mann antwortete Umgehend.
„Ich weiß nicht, Herr Kommissar. Jemand zielt mit einem Zielerfassungslaser auf uns.“
„Ausweichen!“, schrie der Kommissar. „Bringen Sie uns sofort runter.“
Der Gleiter setzte zum Sinkflug an, doch es war bereits zu spät. Die Offizier entdeckten ein Objekt mit Raketenantrieb, dass sich ihnen schnell näherte.
„Schnell, hinter ein Gebäude.“, befahl Schreiber.
Der Pilot folgte der Anweisung, doch die Boden- Luft Rakete, vermutlich ein tragbarer Raketenwerfertyp, wechselte ihren Kurs und passte sich der Ausweichbewegung an.
„Haben wir Täuschkörper?“, fragte Kulikov.
„In einem zivilen Transporter?“, stellte Schreiber die passende Gegenfrage.
Die beiden Männer hielt sich an ihren Sitzen fest, der Pilot tat sein Möglichstes, das Gefährt auf den Boden zu bringen.
Dann schlug die Rakete ein und der Transporter setzte seine Abwärtsbewegung taumelnd fort.


...
Ich hätta da mal eine Frage an meine Leser. Findet ihr, dass die Handlung sich zu sehr zieht? Soll ich schneller zum Punkt kommen? Ich hätte durchaus die Möglichkeit weniger wichtige Handlungsstränge zu verwerfen.
Oder macht das relativ langsame Tempo der Handlung nichts. So habe ich eben den ersten Akt konzipiert.
 
Ich hätta da mal eine Frage an meine Leser. Findet ihr, dass die Handlung sich zu sehr zieht? Soll ich schneller zum Punkt kommen? Ich hätte durchaus die Möglichkeit weniger wichtige Handlungsstränge zu verwerfen.

Die Handlung zieht sich weniger, es ist eher das unregelmäßige Updaten, was stört. Ein komplexes Thema mit vielen Handlungssträngen verträgt es nicht, wenn zu lange Zwischenräume zwischen den Updates sind. Ich spreche da aus sehr persönlicher Erfahrung. :lol: Man verliert sehr schnell den Überblick, wer jetzt wieder wer ist und was macht er da gerade wieder und um was zum Teufel geht es überhaupt?

Oder macht das relativ langsame Tempo der Handlung nichts. So habe ich eben den ersten Akt konzipiert.

Den langsamen, detailreichen Aufbau find ich gut. Würde ich an deiner Stelle beibehalten.
 
Wenn du den ersten Akt so konzipiert hast dann bleib dabei, es ist deine Geschichte.

Aber die unregelmäßigen Wartezeiten sind schon störend, aber auch das ist dein Bier, immerhin schreibst du nur als Hobby.

Hmmm, jetzt baust du auch noch eine mögliche Verschwörung oder was auch immer ein, interessant. Trotzdem wäre ich über eine Weiterführung des Hauptstranges glücklicher.
 
Kapitel 7: Spurenlesen
Bednjagin, Segmentumskommissar Zaitsew und Meister Tiberius standen vor einem relativ großen Holoprojektor in einem abgedunkelten, kargen Kommunikationsraum, aus dem sie kurzerhand sämtliches Personal verwiesen hatten. Vor ihnen schwebte das große Phantombild ihres einzigen brauchbaren Zeugen. Ein Verdächtiger konnte der Mann nicht sein, da die gefundenen Fingerabdrücke eines Fremdweltlers definitiv seine waren.
Tiberius wandte sich um und blickte seinem ehemaligen Mentor entgegen, der auf einem Stuhl an einer Wand platz genommen hatte und seine Schirmmütze in den Händen hielt. Die Scriptorroben hatte Octavius gegen eine Dienstuniform getauscht, um in den Räumen der Polizei nicht aufzufallen. Er sah nun auf und schüttelte langsam den Kopf, wobei seine hellen Augen von Tiberius zum Phantombild wanderten.
„Er sieht dem Angreifer ähnlich, aber er ist es nicht. Der Wilde war magerer und auch etwas kleiner.“
Tiberius nickte. Damit hatten sie zumindest die Bestätigung, dass dieser Mann wirklich ein Zeuge war. Er hatte sich unmittelbar am Zentrum der Explosion befunden und konnte womöglich sogar den Wilden besser beschreiben, denn die Silhouette, die Octavius im Warp gesehen hatte, war nicht genug für ein Phantombild. Der Mann war sicherlich schwer verletzt worden, selbst wenn er sich rechtzeitig zu Boden geworfen hatte. Andererseits, warum war er vom Ort des Geschehens geflohen? Er hätte dableiben können und wäre umgehend in ein Krankenhaus gebracht worden. Hatte er befürchtet, dass der Wilde ihn sich holen würde?
Die Tür öffnete sich und die vier Männer blickten erwartungsvoll zur Tür, doch es war nicht der Großinquisitor, den sie erwartet hatten, sondern Bruder Helos, der ihnen in den Roben der Masters of War entgegen kam, mit einem irgendwie erleichterten Gesichtsausdruck.
„Ordensmeister.“, begann er. Tiberius nickte.
„Ich komme aus dem Hospitalflügel des Palastes.“
Tiberius nickte erneut. Da er im Moment nichts tun konnte, beschloss er, den Zeugen für einen Moment zu vergessen und wandte sich seinem Bruder zu. Der junge Space Marine schloss bereits die Tür hinter sich, man hatte die automatische Öffnungsfunktion deaktiviert, um nicht von Unbefugten überrascht zu werden, und trat näher an seinen Vorgesetzten heran.
„Nadja geht es immer besser, sie läuft bereits durch den Hospitalflügel und hält die Ärzte auf Trab, damit sie Captain K'ari rund um die Uhr im Auge behalten. Deiner Frau geht es ebenfalls besser, Bruder Ordensmeister. Jedoch ist sie immer noch nicht aufgewacht.“
„Hat Doktor Sokolov etwas darüber gesagt, dass sie immer noch nicht aufgewacht ist. Gründe? Hypothesen?“
„Nichts.“, antwortete Helos mit einem Seufzen. „Sieht fast danach aus, als hätte sie noch nicht vor, aufzuwachen.“
Der Ordensmeister dachte einen Moment darüber nach. Hatte sich K'ari womöglich selbst in diesen Zustand versetzt, um den Angriffen des Wilden zu entkommen? Wenn ja, dann würde sie vermutlich erst aufwachen, wenn sie diesen Bastard erwischt hätten.
Tiberius wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Phantombild zu, welcher immer noch vollkommen unverändert an der gleichen Position projiziert wurde. Was auch nicht verwunderlich war.
„Gutmöglich, dass das Erwachen meiner Frau mit dem Erfolg unserer Suche zusammenhängt. Also lasst uns wieder an die Arbeit gehen.“
Just in diesem Moment öffnete sich die Tür erneut und nun betrat der erwartete Großinquisitor den Raum, gefolgt von einem Grey Knight, der an der Tür Stellung bezog und sich nicht weiter rührte. Tzeez blieb augenblicklich stehen, als er das Phantombild erblickte und murmelte etwas Unverständliches.
„Kommissar, gehen Sie sofort zu einem Kommunikationsoffizier und lassen sie beim Palasthospital anfragen, ob in den letzten Stunden ein Mann mit Inquisitionspapieren eingeliefert wurde.“
Zaitsew nickte und verschwand augenblicklich.
„Immer wieder faszinierend, wie du den wichtigsten Kommissar des ganzen Segmentums einfach so herum scheuchst.“, kommentierte Tiberius.
„Ich hätte ihn so oder so herausgeschickt. Dieser Mann ist nicht der richtige, um uneingeschränkt Informationen zu erhalten. Sag, woher ist dieses Bild.“
„Es ist das Phantombild eines Zeugen.“, antwortete der Ordensmeister.
Der Inquisitor nickte langsam, näherte sich dann dem Projektor und deaktivierte das Bild. Dann entnahm er die Datentafel aus ihrer Vorrichtung, öffnete ein Menü und löschte kurzerhand das Bild. Keiner der übrigen Anwesenden protestierte, der einzige, der etwas ungläubig drein blickte, war Helos. Die anderen drei hatten bereits verstanden.
„Ist das einer deiner Offiziere?“, fragte Bednjagin.
„Das ist mein Akoluth.“, antwortete Tzeez. „Und er hat sich heute noch nicht gemeldet. Also schätze ich, dass er zum Palasthospital ging, da dort niemand Fragen stellen würde, wenn ein Mann eine Inquisitionssäule vorzeigen würde.“
„Dan gehen wir jetzt dahin.“, sagte Bednjagin und zückte ein Kommunikationsgerät aus seinem Uniformrock. Da öffnete sich wieder die Tür.
Der Kommissar kam herein und steuerte sofort auf Tzeez zu.
„Es ist tatsächlich so eine Person im Hospital.“
Der Inquisitor gab dem Grey Knight ein Zeichen, der daraufhin den Raum verließ, er wurde allerdings von Bednjagin aufgehalten.
„Nicht nötig, ich habe bereits Transport angefordert.“
Die Offiziere machten sich auf den Weg, verließen den Raum und rannten durch die Gänge des Polizeihauptquartiers. Soldaten und Polizisten machten schnell Platz und blickten der ranghohen Gesellschaft verwundert hinterher.
Zurück blieb nur Zaitsew, der den Kopf schüttelte und mit den Händen in den Manteltaschen zurück zur Kommunikationszentrale ging, in der die Überwachung der Stadt koordiniert wurde. Man würde ihm ja sowieso nichts erzählen, also beschloss er, zumindest hier das Kommando zu übernehmen.

Fünfundzwanzig Minuten später traten die Männer durch den Eingang zum Hospitalflügel des Gouverneurspalastes. Doktor Sokolov, ein freundlich wirkender, untersetzte Herr in weißem Kittel kam ihnen entgegen.
„Meine Herrschaften, ich habe von ihrer Anfrage gehört. Der Herr von der Inquisition ist in Block sieben in einem Einzelzimmer.“
Mit diesen Worten hatte sich der Arzt bereits an die Spitze der Kolonne gesetzt und führte sie durch ein Gewirr von gleich aussehenden Korridoren und vorbei an Zimmern und Operationssälen zu ihrem Ziel. Der sterile Geruch eines Krankenhauses lag in der Luft. Das allgegenwärtige Weiß Samaras, das stets kalt, aber erhaben wirkte, war etwas anderes als das deprimierende Weiß eines Krankenhauses.
Patienten und Personal drehten sich nach der vorbeiziehenden Gruppe um, auch wenn sie hier nicht rannten, denn in einem Krankenhaus rannte man schlicht nicht. Tzeez fühlte sich, wie auf dem Präsentierteller. Normalerweise wusste nicht jeder, dass er von der Inquisition war. Und wenn er sich doch irgendwo bewegte, wo dies der Fall war, dann gab es überall Sicherheitskräfte. Doch im Hospitalflügel des Gouverneurspalastes waren keine Sicherheitskräfte, außer natürlich Soldaten der Palastgarde, die selbst in Behandlung waren. Tzeez fixierte seinen Blick auf den ergrauten Hinterkopf von Doktor Sokolov, der genau vor ihm an der Spitze der Gruppe ging und weder nach links noch nach rechts blickte.
Tiberius!
Der Nullfeldschild war noch aktiv, daher hatte Tzeez größte Mühe, seine Nachricht psionisch zu übermitteln. Doch der Space Marine hatte ihn verstanden und nickte bloß. Die beiden Männer verlangsamten ihre Schritte und ließ0en sich ans Ende der Gruppe zurückfallen, Bednjagin, Octavius und Helos verstanden und schlossen die Lücke zum Doktor auf.
„Warum scheint hier jeder zu wissen, dass ich ein Inquisitor bin?“, fragte er flüsternd.
„Dass du regelmäßiger hier vorbeikommst ist innerhalb des Militärs ein offenes Geheimnis, Schließlich kann ich nicht dafür sorgen, dass alle Soldaten und Leibwächter stets den Mund halten. Und auf diesem Planeten ist jeder dritte bei Militär, Polizei oder der Regierung tätig, also weis es wohl der ganze Planet.“
Tiberius grinste.
„Freu dich doch. In jeder Bar auf Samara bekommst du garantiert einen freien Drink.“
Sie hatten einen Bereich erreicht, an dem die Türen, die in die Wände rechts und links eingelassen worden waren, sporadischer wurden. Die Einzelzimmer. Irgendwann blieb die Gruppe vor einer Tür stehen. Der Arzt bedeutete den Herrschaften, zu warten und betrat zunächst allein das Zimmer. Nach einiger Zeit kam er wieder heraus und winkte die Männer hinein.
Der Raum war funktionell ausgestattet, mit einem Tisch, einem Stuhl und einem Krankenbett, etwas Platz für medizinische Geräte, einer Tür, die zu einer Hygienezelle führte und einer Kommode für die persönlichen Habe des Patienten. Beleuchtet wurde der fensterlose Raum von einer starken, weißen Lampe, die hinter einer Milchglashülle verborgen war. Auf dem Bett lag eine Person mit einem Verband um den Kopf und einem Schlauch, der von seinem Arm zu einer merkwürdigen Maschine führte. Der Mann war unter Decke und Verbänden kaum zu erkennen, doch der Inquisitor kannte die Gesichtszüge seines Akoluthen gut, sodass er ihn an der Augenpartie erkannte.
„Wach auf!“, befahl Tzeez. Der Mann öffnete die Augen. Unter den fahlen Augenliedern kamen dunkle Augen zum Vorschein, die ihren Meister anblickten.
„Ja, Meister.“, krächze er.
„Konntest du etwas herausfinden?“
Der Mann öffnete den Mund, doch es kamen keine Worte über seine Lippen. Seine Stimmbänder waren wohl durch die Verletzungen strapaziert worden. Schwach, aber deutlich machte er eine Kopfbewegung in Richtung der Kommode. Tzeez begab sich sofort zu dem Möbelstück und riss die oberste Schublade auf. In ihr befand sich eine kleine, dunkelbraune Ledertasche. Als Tzeez die Tasche herausnahm und öffnete, stellten sich Tiberius und Bednjagin zu seinen Seiten auf und blickten auf das, was aus der Tasche zutage gefördert wurde. Tzeez hob die Datentafel heraus und hielt sie ins Licht. Ein kleiner Sprung zog sich durch den Bildschirm, sodass er die Informationen auf ihr nicht abrufen konnte, ohne sie in einen stationären Cogitator einzusetzen.
Es klopfte an der Tür.
Bruder Helos öffnete die Tür einen Spalt breit und blickte hinaus. Er blickte über die Schulter zu seinem Ordensmeister, Tiberius nickte. Die Tür wurde geöffnet und ein Oberstabsgefreiter betrat den Raum, salutierte und zögerte einen Moment, sichtlich eingeschüchtert durch die Anwesenheit vieler höchstrangiger Personen.
„Machen Sie Meldung!“, befahl Bednjagin. Der harte Befehlston zeigte Wirkung.
„Meine Herren, wir haben Berichte darüber, dass die Separatisten sich in einem Bezirk der Hauptstadt verbarrikadiert haben und Angriffe auf die benachbarten Bezirke starten. Mehrere Transporter wurden von ihnen abgeschossen. Wir erwarten ihre Befehle.“
Die Offiziere blickten sich an, ihn Ohren kaum trauen könnend.
„Gefreiter, verlassen Sie den Raum und warten Sie vor der Tür.“
Der Mann salutierte erneut und ging.
„Doktor, Sie auch. Ihre Anwesenheit ist nicht weiter vonnöten.“
Der Doktor bekundete sein Einverständnis und ging, nicht ohne noch einen Blick auf die Werte seines Patienten zu werfen, ebenfalls das Zimmer. Helos schloss die Tür und achtete darauf, dass sie geschlossen blieb.
„Das kann nicht unser Wilder sein.“, sagte Tiberius.
Tzeez kratzte sich am Kinn.
„Offenkundig haben echte Separatisten die Situation genutzt, um aktiv zu werden. Oder sie haben die offiziellen Meldungen ernst genommen, was ich doch hoffe, und glauben, dass wir ihnen auf der Spur sind. So oder so, wir müssen uns um dieses Problem kümmern, bevor sie in solches Chaos anrichten, in dem sich unser Wilder Psioniker besser verbergen könnte.“
„Aber wie?“, protestierte der Generalfeldmarschall.
„Gäbe es Separatisten, so wüssten wir doch von ihnen und hätten sie längst ausgemerzt.“
Der Großinquisitor wischte seinen Protest mit der Hand weg.
„Unsinn. Man kann nicht alle Separatisten und Ketzer und wasweißich überwachen. Irgendwo gibt es immer einen Makel. Sei doch froh, dass ihr auf diesem Weg davon erfahrt.“
„Aus dir spricht dir Inquisitor, hm.“, kommentierte Tiberius. Als Antwort erhielt er lediglich ein Achselzucken.
„Was tun wir jetzt?“, fragte Bednjagin.
„Tzeez und ich, wir kümmern uns um die Informationen auf dieser Datentafel. Du ziehst deine Armee zusammen und kümmerst dich um dieses Ärgernis. Octavius, schick die Sturmkompanie und die Veteranenkompanie zur Verstärkung.“
Octavius reagierte, indem er seinen Kommunikator zur Hand nahm.
„Sergej,“, wandte sich der Inquisitor an seinen Freund, schon auf dem Weg zur Tür.
„nimm meine Garde als Sturmspitze eines Angriffs. Ich habe kompetente und erfahrene Männer bei mir, die euch unterstützen werden.“
Der Generalfeldmarschall zog sich die Schirmmütze tiefer ins Gesicht.
„Dann mal los. Man bleibt auch von nichts verschont.“
„Kein Übel steht allein dar.“, antwortete Tzeez. „Das solltest du als ehemaliger Kommandant der Militärpolizei doch wissen.“
„Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Die beiden Männer rissen die Köpfe herum, zum Ursprung der letzten Bemerkung. Helos hatte es wohl ernst gemeint. Tzeez verließ den Raum ophne weitere Worte, Bednjagin näherte sich dem jungen Space Marine und sagte im Flüsterton:
„Erwähne das Wort mit H nicht in der Gegenwart eines Inquisitors. Jeder dieser Männer ist schließlich ein enttäuschter Idealist.“
Dann packte er den Space Marine bei der Schulter und stieß ihn aus dem Raum.
 
Die beiden Männer rissen die Köpfe herum, zum Ursprung der letzten Bemerkung. Helos hatte es wohl ernst gemeint. Tzeez verließ den Raum ophne weitere Worte, Bednjagin näherte sich dem jungen Space Marine und sagte im Flüsterton:
„Erwähne das Wort mit H nicht in der Gegenwart eines Inquisitors. Jeder dieser Männer ist schließlich ein enttäuschter Idealist.“
Dann packte er den Space Marine bei der Schulter und stieß ihn aus dem Raum.

Hätte ich dem guten Mann gar nicht zugetraut, einen Space Marine herum zu schubsen. :lol: Flottes Update, sind aber noch ein paar Tippfehler drin.
 
Da es jetzt etwa 10 Tage her ist, seit das letzte Update kam, hier eine kleine Information:

Mich hat ein Nebenprojekt einige Tage lang beschäftigt (aber keine 40K Geschichte, daher kann ich sie nicht in dieses Forum stellen) und dann bin ich noch etwas Lektorarbeit nachgegangen. Das nächste Kapitel ist zu etwa 2/3 fertig, es kommt wenns gut geht heute Nacht (aber da lesen nur die wenigsten^^) oder aber morgen.

Also mich gibt's noch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kapitel 8: Nicht übertriebene Härte
Iwasaki fuhr mit seiner Zunge über seine trockenen Lippen, bevor er noch einmal den Ladestatus seiner Laserpistole überprüfte und den Riemen seines Gefechtshelmes richtete. Er war immer noch etwas benebelt von den Schmerzmitteln, die man ihm in der vorigen Nacht verabreicht hatte und beim Laufen spürte er ein Stechen in den Rippen. Dennoch fühlte er sich besser, als nach manch anderem Erlebnis in seiner Vergangenheit und er war bereit die ihm zugeteilte Aufgabe zu erfüllen.
Die Chimäre, in welcher er sich befand, bewegte sich schnell und ohne großes Ruckeln über die vielspurigen Hauptverkehrsstraßen Meridians. Sein Schützenpanzer bildete die Spitze einer Kolonne mehrerer Transportpanzer. Ihn begleitete seine Leibkompanie der Inquisitionsgarde, einhundertzehn Veteranen vieler Kriege, sowie drei Kompanien der samarianischen Garde, von denen zwei Sturmkompanien mit Häuserkampfbewaffnung waren. Die Dritte war eine Unterstützungskompanie mit schweren Waffen, die sich am Rande des Einsatzgebietes eingraben und einen Brückenkopf einrichten sollte. Iwasaki hätte als Oberst diesen Einsatz eigentlich einem seiner Hauptmänner anvertrauen sollen, aber die letzten Tage waren nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Er war der Ungewissheit leid, sodass es ihn erfreute, als er von der Erstürmung des rebellischen Stadtteils hörte. Dies war bei weitem nicht der gefährlichste Einsatz, den der erst neununddreißig jährige Oberst absolvierte und so ging Iwasaki ohne große Anspannung in den Kampf. In seiner Chimäre befand sich neben ihm sein Kommandotrupp, bestehend aus seinem Stabschef Major McWarren, seinem Funker Oberfeldwebel Krämer, und seinen beiden Leibwächtern Cais und Orlov, die beide Unteroffiziere waren. Seine Leibwächter, bewaffnet mit HE- Lasergewehren und verkürzten Sturmschrotgewehren, blickten stumm an die Wand des Transporters, in dem die fünf Männer noch genug Platz für weitere Soldaten gehabt hätten. Major McWarren spielte mit seiner Boltpistole und Krämer ging ein letztes Mal die Funktionen seines kompakten Funkgeräts durch. Sein Stellvertreter wandte sich an ihn.
„Oberst, der Fahrer hat mir soeben mitgeteilt, dass wir in neunzig Sekunden ankommen werden.“
„Verstanden. Martin?“, fragte Iwasaki seinen Funker, der von seinem Handcogitator aufblickte.
„Melde an Stabshauptmann Alarich und die samarianischen Kommandanten, dass wir in etwa einer Minute da sind.“ Krämer, der stets schweigsam und distanziert war, nickte bloß und begann auf seinem Gerät herumzutippen.
Iwasaki kontrollierte erneut seine Laserpistole, ehe er sie zurück in sein Gürtelholster gleiten ließ und an sein Energieschwert griff. Es war ausgeschaltet und ruhte in der Scheide. Im Funk erschien derweil ein Gewirr bestätigender Meldungen und Weitergabe der Befehle an die nächst untere Kommandostelle. Dann machte die Chimäre einen Ruck und die Insassen spürten, wie der Panzer eine scharfe kurve fuhr. Die Männer wurden ein wenig durchgeschüttelt, aber keiner war davon in irgend einer Weise beeindruckt.
„Was war?“, brüllte Major McWarren ins interne Kom.
„Wir schlagen vor, Sie steigen hier aus. Weiter vorne ist eine feindliche Straßenblockade, von der uns soeben Raketen entgegengeflogen sind.“, antwortete der Fahrer.
„Was glauben Sie denn, wozu wir in Transportern sitzen?“
„Um transportiert zu werden.“, meldete der Fahrer. Durchs Rauschen war nicht festzustellen, wie er die Bemerkung gemeint hatte. Iwasaki fasste seinen Stabschef bei der Schulter und nickte bloß. Der Major, dessen dunkle Haut selbst im dämmrigen Inneren des Schützenpanzers einen krassen Kontrast zur silberweißen Uniform der Gardisten bildete, blickte seinen Vorgesetzten halb verstehend, halb protestierend an. Doch nach einem Zögern, welches nur Sekundenbruchteile währte, nahm der zweite Mann dem apathisch dreinblickenden Funker das Sendegerät aus der Hand und meldete die neue Situation an die Kompanien.
Die Heckklappe der Chimäre öffnete sich und entließ die Männer ins Zwielicht der morgendlichen Stadt. Die Sonne stand noch tief und die Straßenzüge lagen im Schatten. Der Himmel, der zwischen den weit über ihnen aufragenden Gebäuden zu sehen war, war nur eine einzige hellgraue Wolkendecke. Normalerweise wurden die marmorfarbenen Straßen Meridians bis in die Mittagsstunden von Laternen erhellt, die ihre Lichtintensität der momentanen Helligkeit anpassten, doch das Kommando hatte die Energie für den gesamten Sektor der Stadt abgestellt, um den Rebellen weder Licht, noch Strom für Verteidigungsanlagen zu liefern. Natürlich bedeutete dies, dass auch die Sicherheitskräfte sich mit wenig vorteilhaften Lichtverhältnissen begnügen mussten. Iwasaki setzte mit seinen armaplastbeschlagenen Stiefeln auf der weißen Straße auf und beobachtete, wie seine Männer aus den Transportern stiegen und sofort defensive Positionen bezogen. Im Hintergrund, etwa vierhundert Meter entfernt, kamen die letzten Chimären und auch einige Lastwagen zum Stehen, in denen sich ihre Unterstützungskompanie befand. Seine Chimäre stand in einem merkwürdigen Winkel, wie er feststellen musste. Wahrscheinlich waren sie bis zum Ende der Straße gefahren, in etwa fünfzehn Metern sichtbar, hatten einige Raketen auf sich zu kommen sehen, waren in einer scharfen Kurve herumgeschwenkt und hier zum halten gekommen. Kompliment an die Fahrer, dachte Iwasaki. Allerdings wusste der Feind nun, dass sie auf dem Weg waren. Sein Hauptmann, sowie die beiden Kommandanten der samarianischen Kompanie waren schon bei ihm, ohne dass er groß gemerkt hätte, dass sich jemand auf ihn zubewegte.
„Gibt es einen Weg durch diese Gebäude?“, fragte der Oberst. Er hatte kein Großes Verlangen nach einem Sturmangriff.
„Nicht bis hinter die Straßensperre.“, erwiderte ein samarianischer Oberleutnant, der eine seiner Sturmkompanien führte. „Wenn wir es hier mit Standartwohnkomplexen zu tun haben, haben sich die Rebellen an der richtigen Position eingegraben.“
War auch klar, dachte Iwasaki. Dies war schließlich auch deren Heimat. Wahrscheinlich war jeder Feldwebel der Samarianer besser dazu geeignet eine Stürmung zu führen als er, der er keine Ahnung von der planetaren Architektur hatte.
„Wenn wir allerdings für etwas Deckung sorgen könnten,“, fuhr der Hauptmann der planetaren Garde fort. „können Sie eines der Gebäude an der Straßenflanke betreten und durch dieses bis kurz vor die Barrikade.“
„Können wir uns nicht einfach durch die Wand schneiden?“, fragte McWarren, der soeben zu den Offizieren stieß. Er hatte einen Zug Inquisitionsgardisten als Wache an die Straßenecke kommandiert.
„Wenn Sie das Gerät haben, sich durch meterdicke Wände aus Verbundmaterial zu schneiden?“, antwortete ein Samarianer.
Oberst Iwasaki girff sich an den Gürtel.
„Tut' s auch ein Energieschwert?“
„Sofern sie etwas so wertvolles dafür einsetzen möchten.“
Er nickte Stabshauptmann Alarich zu. Der großgewachsene, bärtige Offizier, der sich vom Feldwebel bis zu seinem aktuellen Rang hochgedient hatte, antwortete mit einem Salut
„Können wir ein Gebäude von dieser Straßenseite aus betreten?“, fragte er.
Der samarianische Hauptmann betrachtete die Gebäude zu ihrer rechten.
„Da vorne ist ein Eingang, durch den sie den Komplex an der Ecke betreten.“
„Alarich. Betreten Sie mit den ersten beiden Zügen unser Leute und den samarianischen Kompanien den Komplex. Lassen Sie sich die besten Stellen für einen Durchbruch zeigen, dort sollen unsere Pioniertrupps sich mit den Energiebeilen durch die Mauern arbeiten. Der dritte Zug bleibt mit mir und der Unterstützungskompanie hier. Sobald Sie einen Durchbruch erzielt haben, machen Sie Meldung. Die nächste, wenn Sie hinter dem Feind sind.“
Der Stabshauptmann salutierte und gab den anderen ein Zeichen, ihm zum Gebäude zu folgen. Der Inquisiionsoberst lehnte sich an seine Chimäre und war wieder in seiner Rolle als Beobachter. Die Kompanien zogen an ihm vorbei und verschwanden Trupp für Trupp in dem hoch aufragenden Wohnhauskomplex. Die Architektur dieser Welt war viel ihn ein Rätsel. Die hohen Gebäude mit dutzenden Stockwerken schlossen zentimetergenau aneinander an, hatten aber keine Verbindungen untereinander. Um aus dem einen Gebäude ins nächste zu gelangen, musste man es also erst verlassen, um dann durch die Tür am Straßenrand hinein zu gelangen. Dabei war jedes Gebäude exakt dreihundertfünfzig Meter breit und dreißig Stockwerke hoch und nach diesem Muster waren die rasterförmig angeordneten Straßen aufgebaut. In jeder Straße reihten sich zwölf dieser Wohnhauskomplexe, der Bürgersteig war überall genau zwei Meter breit und die vierspurigen Verkehrsstraßen acht Meter und zwanzig Zentimeter. So waren sämtliche Wohngegenden der Hauptstadt errichtet worden und sie waren nunmal in so einer Wohngegend. Glücklicherweise waren alle Zivilisten am Abend schon bei den ersten Meldungen von Rebellen und Terroristen in Sicherheit gebracht worden. Alle diese Informationen entnahm er einem kleinen Cogitator, den er beim Warten aus der Kampfweste gezogen hatte. Nun ließ er das Gerät wieder in einer Tasche dieser Westen verschwinden. Nebenbei hasste er die Kampfuniform, obwohl er vor seiner Zeit bei der Inquisition stets in praktischen Gefechtsmonturen gekämpft hatte. Sein Posten als Oberst, bei dessen Ausübung er meistens Uniformröcke und Mäntel trug, hatte ihn vollends von den Kampfuniformen entwöhnt.
„Herr Oberst, alle Kampftruppen sind jetzt im Komplex. Die Unterstützungskompanie wartet auf Anweisungen.“
Iwasaki blickte den Major zuerst verwirrt an, der ihn aus seinen Tagträumen gerissen hatte. Diese Aufgabe hätte er doch auch selbst erledigen können, aber dann fiel ihm auf, dass ein samarianischer Hauptmann zu ihnen getreten war.
„Lassen Sie ihre schweren Waffen soweit wie möglich zusammenbauen, Hauptmann. Sobald die Blockade geräumt ist, besetzten Sie mit ihren Soldaten diese Position und richten einen Kontrollpunkt ein, von dem aus Verstärkungen das Gebiet betreten können. Da ich nicht weiß, wie weit die nächsten Feindtruppen entfernt sind, lassen Sie die schweren Bolter und Mörser bereits zusammenbauen. Wir werden sie dann den Weg tragen.“
Der Hauptmann salutierte und entfernte sich wieder in Richtung seiner Männer.
„Hier Alarich. Melde ersten Durchbruch, wir stehen jetzt parallel zur Straße.“
„Verstanden, weiter.“, kommandierte Iwasaki.
Er löste sich von der Chimäre, gab aber vorher dem Fahrer und Kommandanten der Kolonne ein Zeichen, dass sie nun zurückfahren konnten, und bewegte sich auf den dritten Zug seiner Kompanie zu, der an der Straßenecke Stellung bezogen hatte. Zwei Mann spähten um die Ecke, ohne von den Verteidigern an der Straßensperre entdeckt zu werden. Seine beiden Leibwächter waren sofort an seiner Seite, ebenso McWarren. Kramer trottete hinterher. Iwasaki nickte dem Leutnant des Zuges zu und ging zusammen mit seinem Stab hinter einem Abfallcontainer in Deckung. Er konnte jetzt nur noch auf Alarichs Meldung warten. Sie kam schneller, als erwartet.
„Durchbruch. Sind im Rücken des Feindes.“
„Feindliche Verstärkungen oder Reserven?“
„Keine auszumachen, Herr Oberst. Soll ich Späher losschicken, ehe wir zuschlagen?“
„Positiv.“ Iwasaki war bewusst, dass seine Männer, sollte der Feind weitere Truppen in der Nähe haben, eingeschlossen wären. Die nächste Meldung ließ ganze fünf Minuten auf sich warten.
„Keine Feindkräfte in näherer Umgebung. Aber die Verteidiger selbst scheinen nervös zu werden:“
„Inwiefern?“ Iwasaki roch eine Chance.
„Sieht aus, als wollten sie einen Trupp als Späher in ihre Richtung schicken.“
„Sie fragen sich, wo wir so lange bleiben.“, kommentierte der Major, der neben Iwasaki kauerte.
„Gut. Greifen Sie an, sobald die Späher in unserer Nähe sind.“
„Verstanden. Ende.“
Der Oberst deutete auf seinen Stabschef, der sich sofort zum Leutnant des Zuges aufmachte. Schnell wurden einige Männer mit HE- Lasergewehren und Maschinenkarabinern in Position gebracht, um um die Ecke zu stürmen und die Kundschafter zusammen zu schießen. Eine Explosion ertönte.
Die Inquisitionsgardisten sprinteten los, bildeten blitzschnell eine Feuerlinie, ließen sich auf ein Knie absinken und feuerten. Iwasaki bekam nur soviel mit, dass sie nach wenigen Augenblicken die Feuerstöße einstellten und zurück in Deckung liefen.
„Feindliche Kundschafter ausgeschaltet:“, meldete der Leutnant. Aus der Ferne ertönten weitere Explosionen, Handwaffenfeuer und Rufe. Ein Feldwebel spähte mit seinem Feldstecher um die Straßenecke.
„Ich sehe Detonationen von Handgranaten und anscheinend ist einer unserer Jungs mit seinem Kombiflammenwerfer durch einen Bereich durchgegangen.“
„Sehen Sie unsere Leute?“, fragte Iwasaki.
„Nein,. Herr Oberst. Die Kämpfe werden hinter den Barrikaden ausgetragen.“ Der Feldwebel blickte für seine Meldung nicht von seinem optischen Hilfsmittel auf. Wenig später, die letzte Explosion war wohl eine halbe Minuten her gewesen, meldete sich endlich der Stabshauptmann.
„Alle Feindkräfte wurden ausgeschaltet. Verstärkungen können herangeführt werden.“
„Verstanden. Wir nähern uns jetzt mit der Unterstützungskompanie. Behalten Sie den Bereich jenseits der Barrikaden im Auge.“
„Jawohl Herr Oberst.“
Iwasaki winkte dem samarianischen Hauptmann zu, der seine schwerbeladenen Soldaten sofort in Bewegung setzte. Die Inquisitionssoldaten unterstützten ihre Kameraden teilweise beim Tragen, doch es mussten auch Trupps zur Sicherung nach hinten bleiben, auch wenn man aus der Richtung keine Feindkräfte erwartete. Der tatsächliche Weg von der Straßenecke bis zu den Barrikaden erwies sich dann doch als weiter, als veranschlagt. Ganze siebenhundert Meter. Der Oberst war der erste, der das Hindernis aus Fahrzeugwracks, beschädigten Möbeln und allerlei stabilem Unrat, erreichte und etwas umständlich hinüber kletterte. Einige Meter neben ihm waren mehrere samarianische Soldaten dabei, eine Lücke in der Straßensperre zu schaffen, sodass die Unterstützung ihre schweren Waffen besser in Stellung bringen konnte. Auf der Spitze der etwa einen Meter fünfzig hohen Barrikade schlug Iwasaki ein Schwall heißer Luft und Gestank entgegen. Der Flammenwerfer hatte tatsächlich seinen Effekt nicht verfehlt – die ganze rechte Seite war ein einziger schwarzer Streifen, von dem immer noch dunkler Qualm aufstieg. Die linke Seite dagegen war bestimmt von Einzelteilen, die, bedingt durch die Detonationen zahlreicher Handgranaten, wild durcheinander verteilt waren. Die Stellung in diesem Zustand zu übernehmen konnten sie sicher vergessen. Seine Offiziere waren schnell bei ihm.
„Musste es unbedingt so eine Schweinerei werden?“, fragte er, als die Kompanieführer vollzählig um ihn versammelt waren.
„Ich dachte sie wollten es schnell und effektiv haben.“, antwortete Hauptmann Alarich, dessen Granatentaschen immer noch geöffnet und offenkundig leer waren.
„Wie gedenken Sie denn diese Stellung nun mit unseren Leuten zu besetzen?“, fragte Iwasaki, der sich seine Schirmmütze tiefer ins Gesicht zog, eine Geste, die er beim Generalfeldmarschall abgekupfert hatte. Sie schien ihre Wirkung nicht zu verfehlen, denn Alarich trat von einem Fuß auf den anderen.
„Wir können weniger beschädigte Teile der Barrikade abmontieren und eine provisorische Befestigung ein dutzend Meter weiter vorne installieren. Bei unserer Feuerkraft ist die Deckung ruhig zu vernachlässigen.“, meldete ihm der Hauptmann der Unterstützungskompanie, der Alarich aus seiner, wie es schien, prekären Situation, heraushelfen wollte. Oberst Iwasaki war allerdings nicht der Typ Offizier, der Erfolg bestrafte, weswegen er einfach nickte und die drei Offiziere, Alarich und die Kommandanten der Sturmkompanien, folgten ihm, als er sich in Bewegung setzte. Der zurückbleibende Hauptmann salutierte und machte sich sofort an die Koordinierung seiner Soldaten, die immer noch schwer beladen die lückenhafte Barrikade überwanden.
Iwasaki betrachtete die menschenleere, saubere Straße, die sich vor ihnen hinzog und derjenigen, auf der sie diesen Punkt erreicht hatten, identisch sah. Mittlerweile war die Sonne ein Stück weiter gewandert und der Himmel etwas klarer. Die dunkelgraue Wolkendecke war jetzt einer hellgrauen gewichen. Er zog die Mütze noch tiefer ins Gesicht, einen Helm zu tragen wäre schließlich eines Offiziers nicht würdig, und machte sich auf seine Kompanien neu zu formieren. Sie mussten noch ein ganzes Stück vorrücken, bis sie den gesetzten Vereinigungspunkt mit weiteren verbündeten Verbänden erreicht haben würden. Der Oberst fuhr sich mit der Zunge über die immer noch spröden Lippen.

Der müde wirkende Mann richtete seine schmerzenden Augen auf den grellen Bildschirm, dessen heller Schein weit in den abgedunkelten Raum strahlte, der den Separatisten als Kommandozentrale diente. Über seinen kahlgeschorenen Kopf zogen sich deutliche Adern, die von Stress und Müdigkeit herrührten. Seine hellen Augen wirkten sehr müde.
Sein Name tat nichts zur Sache, wichtig war nur, dass er seinen Auftrag hatte. Am Morgen des letzten Tages war ihm ein Mann erschienen, nur schemenhaft. Mit einer entfernt klingenden Stimme hatte er ihm von den Verfehlungen seiner Regierung erzählt, hatte ihm Beweise, Akten und Befehle, präsentiert, die seine Führer der Häresie überführten. Es hatte ihn schockiert, ließ ihn ungläubig an Täuschung und ketzerische Demagogie denken, doch dann hatte er erkannt, worin die wahre Ketzerei bestand. Er musste feststellen, dass die Gesellschaft, in der er sein ganzes Leben gelebt hatte, zu einer Farce verkommen war, getäuscht von denen, in deren Obhut sie eigentlich hätte sein sollen. Nicht einmal ihre spirituellen Führer waren vom Makel verschont worden. So schrecklich aber die Offenbarung, so erleuchtend schien ihm die Hoffnung. Der Mann aus seiner Vision, der sich ihm als Prophet des Imperators vorgestellt hatte, hatte ihm gezeigt, dass die Krankheit nur den Kopf ihres gesellschaftlichen Körpers verseuchte. Die Verschwörung bestand nur auf höchster Ebene, die Ketzerei nur das Werk weniger, machthungriger Verbrecher, die mit den Leben und dem seelischen Heil ihrer Untertanen spielten, indem sie den Imperator hintergingen.
Der Prophet hatte ihn erwählt, den ehemaligen Hauptmann der samarianischen Garde, der schon seit vielen Jahren nicht mehr in einem Krieg gewesen war. Ihm oblag die Aufgabe, die Gläubigen dieser Welt zu versammelt und im Namen des Imperators, mit der Hilfe ihres Propheten, die korrumpierte Regierung zu stürzen.
Im Moment lief es allerdings nicht so, wie er es erwartet hatte.
Der Funker, der vor ihm auf einem Klappstuhl saß und konzentriert auf den grellen Bildschirm blickte, aktualisierte gerade die taktische Karte, mit einem weiteren Durchbruch für die Polizei und Armee der Häretiker.
Tat er nicht genug? Er hatte seine Botschaft über den Planeten verbreiten wollen, doch die Kommunikationsmedien Samaras waren strikt in der Hand der Polizei und der Zensurbehörden. Er hatte in seinem Stadtsektor gepredigt, hatte versucht seinen Mitbürgern die Augen zu öffnen, ihnen von den Beweisen um die Häresie erzählt. Doch zu wenige Gläubige waren dem Aufruf des Imperators gefolgt. Wahrscheinlich, so fürchtete er, waren die Männer auf der anderen Seite belogen worden. Seine Bewegung war ihnen als Rebellion verkauft worden, vielleicht gar als Ketzerei, wo sie doch die wahren Imperatortreuen waren. Wenn er darüber nachdachte, wollte er gar nicht auf die Soldaten schießen lassen. Eigentlich verdienten nur einige Dutzend den Tod, doch sie waren sicher weit weg in irgendwelchen Kommandozentren.
Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ schnellen Schrittes den Raum, vorher noch seinem Stellvertreter zunickend. Für eine kurze Zeit musste dieser gute Mann die Gläubigen in ihrer heiligen Pflicht leiten.
Er durchquerte mehrere verlassene Korridore dieser alten, mittlerweile ungenutzten Speicheranlage, die der Widerstand zu ihrem Kommandobunker auserkoren hatte. Es war tatsächlich ein Glücksfall für sie gewesen, dass dieser Komplex leer gestanden hatte, denn auf Samara gab es nur wenige solcher Orte, insbesondere in ihrer wohlgeordneten Hauptstadt. Nach nicht einmal dreißig Sekunden des Weges gelangte er zu einem verlassenen kleinen Vorratsraum, für den nur er den Schlüssel besaß. In diesem Raum schloss er sich ein, ehe er auf die Knie viel und seinen Herrn anrief.
„Heiliger Prophet des Imperators, erscheint mir. Ich rufe Euch an. Sein ergebener Diener ruft Euch an.“
Alles blieb ruhig, die schwache Lampe verrichtete weiter ihre Arbeit, die kargen, nackten Wände glotzten ihn an, als wollten sie ihn verhöhnen. Er aber blieb wo er war, denn der Prophet würde kommen, er musste nur seinen Glauben an den unsterblichen Gottimperator bezeugen.
Alles blieb still.
Er formte einen Aquilla, und rezitierte immer und immer wieder ein altes Gebet. Und endlich geschah es.
Er fühlte, dass er nicht mehr auf Samara war. Alles um ihn herum war schwarz und kalt und leblos. Er fühlte auch keine Schwerkraft mehr, nur noch eine unnatürliche Kälte.
Sein Prophet stand vor ihm, eine leuchtende Silhouette in der alles verschlingenden Dunkelheit.
„Was willst du?“, fragte der Prophet mit seiner seltsam entfernt klingenden Stimme.
„Die Truppen der Ketzer haben die äußere Peripherie durchbrochen und rücken zu unserem zweiten Verteidigungsring vor. Wie können wir sie aufhalten, mein Herr?“
Der Prophet kam einen Schritt näher.
„Beschäftige sie solange du kannst. Ich werde persönlich wie ein Todesengel das korrupte Fleisch aus dem Führungsorgan dieser Gesellschaft schneiden. Sie dürfen mich aber nicht entdecken. Also sorgt dafür, dass sie sich auf euch konzentrieren.“
Der Rebellenkommandant war nicht ganz überzeugt, doch dann rief er sich ins Gedächtnis, dass er hier einen Diener des Imperators vor sich hatte. Mit seiner Macht konnten sie nicht verlieren, er musste nur an sie glauben.
„Ich habe verstanden. Der Imperator beschützt!“
„Der Imperator beschützt.“, erwiderte die undeutliche Gestalt, ehe sie von einem Moment auf den nächsten verschwunden war. Der Rebellenhauptmann blieb allein zurück und war wieder in der einsamen Kammer. Er würde noch bleiben, um ein Gebet zu rezitieren, bevor er sich wieder seinen Brüdern in der Kommandozentrale anschließen würde.
 
Drecks Software, ich hab nur einmal auf Antworten gedrückt.

Aber so kann ich darüber informieren, dass die Fertigstellung dieses Kapitels einen Tag länger dauerte, da ich (wieder einmal) einen Arzttermin hatte.

Naja.
Der erste Akt ist nun übrigens vollständig verplant. Die Auflösung der Handlung gibt's im 11. Kapitel, eine abschließende Rederunde im zwölften und mit dem 13. Kapitel endet der erste Akt. Wenn es nach Plan verläuft, sind wir Anfang August soweit.
 
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