40k Masters of War III - In nomine...?

Eigentlich sollte dies der letzte Abschnitt des achten Kapitels werden, aber ich wollte nicht zu lange bis zum nächsten Posten warten und so kommt dies mit etwas größerer Länge als geplant separiert.

Intermezzo: Zwei Mann und ein Verwundeter
Nachdem ihr Gleiter mitten im besetzen Stadtsektor runtergegangen war, wunderten sich Schreiber und Viktor Kulikov, dass sie den Aufprall und die folgende Schlitterpartie beinahe unbeschadet überstanden hatten. Dem Leutnant, der sie geflogen hatte, war es nicht ganz so gut ergangen. Die Wand, welche den über den Asphalt donnernden Gleiter zum Stillstand brachte, klemmte ein Bein des Mannes zwischen seinem Sitz und der aus ihren Verankerungen gelösten Steuerkonsole ein. Nach dem Absturz waren die beiden Offiziere mit einiger Mühe aus dem Wrack gekrochen, ehe sie mit dem Energieschwert des Kommissars den Piloten aus seiner misslichen Lage befreiten. Das Bein des Mannes wies mehrere Knochenbrüche und -splitterungen auf, sodass ein schnelles Vorankommen ausgeschlossen war. Und wenig später waren sie schon da.
Viktor kümmerte sich gerade hinter dem Gleiterwrack um den Piloten, der sich vor Schmerzen kaum rühren konnte, als Kommissar Schreiber mit einem beeindruckenden Sprung über ihre Deckung hinweg setzte und etwas unsanft neben den anderen beiden Soldaten wieder den Boden erreichte. Lautlos fluchend kam er wieder auf die Beine, in einer hockenden Position, und zog seinen Laserkarabiner von der Schulter. Eigentlich hatte er den Laserkarabiner aus der demolierten Pilotenkanzel gezogen und kurzerhand requiriert, da der Mann, für den es vorgesehen war, es sowieso nicht würde benutzen können. Er brachte sich hinter dem Gleiter in Stellung und legte auf einen Feind außerhalb Viktors Sichtfeld an. Der Hauptmann blickte den Kommissar nur kurz an, bevor er mit der provisorischen Behandlung des mittlerweile fast bewusstlosen Leutnants fortfuhr.
„He, bleiben Sie wach. Hören Sie!“, schrie Viktor den Mann an.
„Seien Sie leiser, Hauptmann.“, zischte der Kommissar. Er hatte noch nicht abgedrückt, doch an der Bewegung seines Karabiners konnte man erkennen, dass er bereits ein Ziel genommen hatte.
„Ich muss den Piloten irgendwie stabil bekommen. Durch den Schock befürchte ich, dass er einen Herzkrampf bekommen wird.“
Der Kommissar blickte weiter stur durch den Diopter der Waffe.
„Haben Sie etwas in dem Erste- Hilfe Kasten?“
„Nein.“, antwortete Viktor mit einem Kopfschütteln, auch wenn Schreiber diese Geste gar nicht sehen konnte. Zumindest hatte der Pilot dadurch seinen Blick wieder auf ihn gerichtet. „Dieser Kasten ist ein kleines, ziviles Exemplar. Es ist nicht für solche Fälle ausgelegt.“
„Warten Sie hier.“, sagte der Kommissar, völlig unvermittelt für Viktor. Sein Finger krümmte sich um den Abzug. Mehrere Strahlen kohärenten Lichtes verließen den Karabiner, Schreie und Rufe ertönten. Eine Stimme brüllte Befehle. Die Männer konnten höchsten zwei Dutzend Meter entfernt sein. Der Kommissar war wohl ein kalter Hund, dachte sich der Hauptmann. Er wäre längst nervös geworden und hätte geschossen. Der Feind, so mutmaßte Viktor, war viel zu nah an das Wrack herangekommen und hatte keinerlei Deckung. Der Kommissar konnte sich seine Ziele also eines nach dem anderen vornehmen, während er selbst in ausreichender Deckung war und zudem den Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte.Nach einigen Schüssen stellte Schreiber sein Feuer ein und setzte erneut über seine Deckung hinweg. Viktor Kulikov zog vorsichtshalber seine Laserpistole und entsicherte sie. Lange Sekunden vergingen, dann eine Minute und mehr. Laute drangen keine zu den zwei Zurückgebliebenen, ausgenommen der allgegenwärtigen Kampfkulisse aus weiter Distanz.
Schreiber setzte zum dritten Mal über die unfreiwillige Barrikade und jagte Viktor erneut einen Schrecken ein, wenngleich diesmal nur einen kleinen.
„Das sollte helfen.“, sagte der Mann in schwarzem Ledermantel und warf seinem Kollegen ein winziges Ledertäschchen zu. Der Empfänger reagierte sofort, wie sollte es auch anders sein. Das Täschchen stammte aus der Minimalstausrüstungspalette der samarianischen Garde und enthielt ein Schmerzmittel und ein Schlafmittel. Viktor öffnete mit geübten Handgriffen das Behältnis und setzte dem stöhnenden Piloten sofort eine Spritze, die mit dem Schmerzmittel, an die Halsschlagader. Es dauerte nur Augenblicke, ehe das tiefe Stöhnen des Verwundeten sich in ein Keuchen gewandelt hatte. Der Mann hielt die Augen fest geschlossen und seine Brust senkte und hob sich in einem gleichmäßigen, immer ruhiger werdenden Rhythmus. Der Hauptmann beschloss, am besten auch das Schlafmittel zu verabreichen, um den Verletzen die Wartezeit zu erleichtern. Aber die Wartezeit worauf, fragte er sich.
„Denken Sie, dass man unseren Absturz registriert hat? Wird ein Bergungskommando kommen?“, fragte er, nachdem der Pilot endlich in einer wohligen Betäubung ruhte. Der Kommissar antwortete mit einem Schulterzucken.
„Selbst wenn man unseren Absturz mitbekommen hat, was ich anzweifle, wissen sie nicht, wer überhaupt in dem Gleiter gewesen war, man kennt wahrscheinlich nicht unsere genaue Position und, soviel ist gewiss, man hat genug andere Probleme.“
Viktor bemerkte, wie der Kommissar den Energielevel seines Laserkarabiners erhöhte.
„Dagegen bin ich mir sicher,“, fuhr er nach einer kleinen Pause fort, „dass man das Verschwinden dieses Trupps garantiert mitbekommen hat. Es werden bald weitere Feindkräfte hier eintreffen. Wie geht es dem Piloten?“
„Ich bin mir nicht sicher, bin schließlich kein Arzt, aber er scheint stabil zu sein. Keine offenen Blutungen, die Schmerz- und Schlafmittel haben gut gewirkt.“
Schreiber gab ein undefinierbares Grunzen von sich. Wohl ein Laut der Kenntnisnahme. Es folgte Schweigen.
„Ob diese merkwürdigen Feinde etwas mit dem gegenwärtigen Problem zu tun haben?“, fragte Viktor, da ihm nichts besseres einfiel, um das Schweigen zu brechen. Es erfüllte seinen Zweck.
„Ich bin mir sicher, dass sich diese Rebellen erst vor höchstens einem Tag formiert haben können. Das bedeutet, dass ihr Anführer ziemlich überzeugende Argumente zu haben scheint. Wäre er vorher in Erscheinung getreten, hätte ich in meiner Behörde Hinweise bekommen müssen. Und außerdem, können Sie sich vorstellen, dass einige dürftig ausgerüstete, schlecht ausgebildete Rebellen unsere Führung dermaßen in Aufruhr versetzen würden? Normalerweise hätte man die Rädelsführer von Arbitratoren einfangen lassen und exekutiert, sämtliche Rebellen auf offener Straße erschossen und zuletzt ihren Besitz konfisziert.“
„Aber momentan scheinen unsere Truppen nicht ganz so schnell vorzurücken. Oder wie erklären Sie, dass immer noch keiner hier ist, nach fast vierzig Minuten?“, warf Viktor ein. Er meinte nicht wirklich, was er sagte, aber er musste dem Kommissar eine Frage stellen, um auch eine Erklärung zu erhalten.
„Sie nutzten die bereits herrschende Verwirrung. Die Verantwortlichen waren mit der Durchsuchung der Stadt beschäftigt, sodass ihnen die Konzentration dieser kleinen Revolte entging. Die wahre Bedrohung ist sicherlich eine andere.“
„Und meinen Sie, dass die beiden Vorfälle miteinander in Verbindung stehen?“
„Selbstverständlich stehen sie in Verbindung. Ohne das Chaos hätten die Rebellen keine Chance gehabt, auch nur eine halbe Stunde zu bestehen.“
Viktor hatte den Verletzten sicher im Schatten des beschädigten Gleiters untergebracht und stellte sich nun neben den Kommissar, der immer noch auf die Straße vor ihnen blickte. Zu ihrem Glück waren sie in der Ecke eines Platzes niedergegangen. Viktor kannte sich nicht in allen Sektoren Meridians aus, aber dieser Platz war wohl nicht unweit der nächsten Verwaltungs- und Versorgungsstation.
„Ich bezog mich eher auf die Ursachen, wissen Sie.“, fuhr Viktor fort.
„Meinen Sie, weil unsere Führung sich, wie es aussieht, vom Imperium abgewendet hat, sie all diese Probleme erst geschaffen hat?“
Der Hauptmann blickte den schwarzgewandeten Mann neben sich verwirrt an. Es dauerte einen Moment, bis der Samarianer verstand. Sein Leben lang war er seinen Führern treu gewesen und so dauerte es seine Zeit, bis Schreibers Worte zu ihm vordrangen. Er innerte sich zudem, dass Schreiber kein Samarianer sein konnte, zumindest nicht von Geburt, mit solch einem Nachnamen.
„Nein. Ich kritisiere nicht die Regierung, den Gouverneur oder den Militärrat. Außerdem habe ich nicht viel mit dem Imperium zu schaffen. Alles, was ich über das Imperium weiß, habe ich während meiner Zeit bei den extraplanetaren Truppen gelernt.“
Der Kommissar nickte, offensichtlich verstehend, welche Fehlannahme er gemacht hatte. Als Kommissar war ihm die Thematik um das Imperium und Treue zu diesem präsenter, er hatte seinen Standpunkt nicht mit dem der meisten Samarianer verglichen.
„Vielmehr frage ich mich, ob Explosionen und Rebellen nicht die selben Drahtzieher haben?“, schloss Viktor Kulikov.
„Spekulativ wäre dies möglich, aber wir haben weder Beweise noch Anhaltspunkte für eine solche Annahme. Und Spekulationen halten uns vom Handeln ab.“
Sein Gesprächspartner zog eine Grimasse.
„Handeln? Was können wir schon tun, außer hierbleiben und warten?“
„Nun.“, sagte Schreiber, der Viktor flüchtig den Blick zuwandte. „Ich habe Ihnen nicht alles gezeigt, was ich bei unseren Feinden dort vorne entdeckt habe.“ Dabei deutete er in Richtung der Leichen, die etwa in zehn Metern Entfernung vom Gleiterwrack am Boden lagen, ausnahmslos alle mit Laserwunden im Kopf. Der Kommissar war ein guter Schütze.
„Auch wenn die Rebellensoldaten schlecht ausgebildet waren, so war ihr Anführer doch kein Anfänger. Als ich mir mein erstes Zeil nahm, konnte ich nicht sagen, wer tatsächlich diesen Trupp anführte, ich erkannte keine mir etwas sagenden Zeichen auf den Uniformen. Also schoss ich auf den, der mir am nächsten war. Die Übrigen reagierten viel zu langsam, zwei blieben sogar einfach auf der Stelle stehen. Ein Mann allerdings, der graute Riese dort hinten,“ Es folgte ein Nicken in die entsprechende Richtung. „warf sich sofort zu Boden. Er hatte mich entdeckt und angelegt. Mein Vorteil war die Deckung und das bereits angelegte Gewehr. Ich fragte mich, was einen samarianischen Soldaten, selbst wenn er bereits außer Dienst steht, dazu bringt zu rebellieren. Ich untersuchte also seine Überreste.“
„Und?“, fragte der Hauptmann, dessen Mimik andeutete, dass er auf neue Erkenntnisse wartete.
„Nichts. Zumindest nichts hilfreiches.“
Viktor verzog das Gesicht.
„Das ist ein Scherz.“
„Ich fand dieses Heft.“, fuhr Schreiber den Einwand ignorierend fort. „Es enthält grob eine Beschreibung unseres Gleiters. Also war dieser Trupp speziell auf die Untersuchung der Absturzstelle angesetzt. Und hier kommt der Punkt, der uns womöglich hilft. Sollte der Feind seinen Trupp vermissen, werden sie weitere Männer schicken, um die Sache zu überprüfen. Wir stellen auf diesen eine Falle und sehen, welche Informationen wir bekommen. Ist Ihnen diese Aufgabe sinnvoll genug?“
Viktor deutete auf die toten Körper.
„Dann lassen Sie uns diese schnell außer Sicht schaffen. Dass Sie den Trupp erledigten, ist fast sechs Minuten her.“
„Leider zu spät.“, sagte der Kommissar mit einem Blick in eine andere Richtung. Als Viktor sich umwandte, erkannte er vier Männer, die sich ihnen näherten. Er entsicherte die Pistole.
„Hoffentlich sind sie so dumm, sich die Leichen aus der Nähe anzusehen.“
 
Keine Kommentare? Kommt schon, Leute. Ich gebe mir wirklich Mühe mit der Geschichte und würde mich über etwas Rückmeldung freuen, selbst wenn es nur mehrere Einzeiler werden^^.

Kapitel 9: Die Fährte
Der Widerstand wurde zusehends lächerlicher.
Iwasaki und seine Einheit waren innerhalb nur einer Stunde weit in den besetzten Stadtsektor vorgedrungen. Anfangs waren sie noch auf relativ ernstzunehmende Gegenwehr gestoßen, Stellungen, die Kompanieweise besetzt waren, Schwadronen ziviler, aber bewaffneter Fahrzeuge und vereinzelter Chimäre, Straßenkreuzungen mit Raketenwerfer- und Scharfschützentrupps. Bei einem Hindernis wie letzterem befanden sie sich gerade. Ein Trupp der Inquisitionsgarde rückte in Deckung von Rauchgranaten und Unterstützungsfeuer vor. Samarianer schickten ein unablässiges Stakkato von Granaten zu den Rebellenstellungen, darauf bedacht die Pausen zwischen den einzelnen Granaten möglichst kurz zu halten. Ein tragbares MG deckte die Position des am günstigsten stehenden Heckenschützen unter Feuer. Trotzdem wurde ein weiterer Mann am MG von einem Kopfschuss niedergestreckt.
„Stoßtrupp. Ihre Position?“, bellte der Leutnant neben Iwasaki in sein Funkgerät. Die Antwort war stark verrauscht, was Iwasaki auf den immer noch aktiven Nullfeldschild schob.
„Unterhalb des besetzen Gebäudes. Kein Zugang.“
Der Leutnant blickte Iwasaki an. Der Samarianer wusste sicherlich selbst, was man tun könnte, aber die Anwesenheit eines höherrangigen Offiziers verleitete dazu, Verantwortung abzugeben.
„Granaten in den ersten Stock, einen versperrten Zugang sprengen.“, befahl Iwasaki ruhig. Dass nur ein Dutzend Meter neben ihm eine Rakete einschlug und sie alle mit Dreck und Asphaltresten eindeckte, schien der Oberst zu ignorieren. Sein untergebener Kompanieführer gab die Befehle weiter.
Iwasaki nahm die Schirmmütze vom Kopf und befreite sie vom Dreck, der auf ihr gelandet war.
„Wollen Sie nicht einen Helm aufsetzen?“, fragte Major McWarren, der bereits seine Schirmmütze eingetauscht hatte.
„Gehen Sie mir nicht mit solchen Kleinigkeiten auf die Nerven.“ Die Mütze landete wieder auf dem Kopf ihres Besitzers.
„Herr Oberst.“, meldete sich wieder der Leutnant.
„Welchen Eingang? Und wir haben keine Sprengladungen dabei.“
Meinte er das gerade ernst, fragte sich der Inquisitionsoffizier.
„Mir doch gleich welchen. Und sagen Sie den Männern, dass sie einfach ein paar Granaten zusammenbinden sollen. Das sollten Sie alle doch wissen.“
Hatten die letzten Tage alle verwirrt, oder waren seine Männer weniger kompetent, als er es in Erinnerung hatte.
„Herr Oberst.“
Wehe, dachte Iwasaki und fuhr herum. Zu seiner Beruhigen war es jedoch ein Unteroffizier, der jetzt etwas von ihm wollte.
„Ja?“
„Ein Funkspruch. Anscheinend ein Hilfegesuch von jemanden, der hier festsitzt.“
In der Hand des Unteroffiziers blickte die kleine Maschine dem Vorgesetzten entgegen. Ein grünes Licht zeigte an, dass ein Kanal bereits eingestellt war. Er nahm das Gerät entgegen und setzte den mit einem Kabel verbundenen Ohrstöpsel ein.
„Hier ist Oberst Koji Iwasaki, Inquisitionsgarde, Stoßverbund 001. Sprechen Sie.“
„Endlich jemand mit Befehlsgewalt.“, antwortete die Stimme auf der anderen Seite, sichtlich erleichtert. „Hier ist Hauptmann Viktor Kulikov, Militärpolizei. Wir sind in unserem zivilen Transporter vor einigen Stunden abgeschossen worden und harren hier aus. Könnten Sie uns eine Hand oder auch beide leihen?“
„Ihre Position?“, fragte der Oberst. Nebenbei nahm er wahr, wie sein Stabschef mit einem Trupp Soldaten auf die Kreuzung rannte. Der Beschuss hatte aufgehört.
„Ein Platz, vermutlich vor dem Verwaltungsgebäude des Subsektors. Subsektor dreizehn, glaube ich.“
Iwasaki ließ sich einen Cogitator reichen und überprüfte ihre Position. Sie waren mindesten siebenundzwanzig Straßenzüge voneinander entfernt.
„Ich kann keine Unterstützung schicken, aber ich kann Ihr Ersuchen weiterleiten.“
„Ich bitte darum, wie haben einen Verwundeten.“, sagte der Hauprmann.
„Und warum sagen Sie dass nicht sofort?“, fragte Iwasaki, der bereits in einem Heft die passende Frequenz nachschlug. „Das gehört in die erste Meldung.“
„Verzeihen Sie, Herr Oberst. Mein letzter Einsatz ist ein wenig her.“
Ohne ein weiteres Kommentar blätterte er weiter, bis er endlich die Einstellung für das Angriffskommando entdeckte.
„Bleiben Sie dran.“
Er wechselte die Frequenz. Die Verbindung war ebenso verrauscht wie die, in der anderen Leutung.
„Angriffskommando.“, meldete eine Frauenstimme.
„Stoßverbund 001, Oberst Iwasaki. Ich habe ein Bergungsersuchen weiterzuleiten.“
Nach einer kurzen Pause meldete sich, zu Iwasakis Verwunderung, eine bekannte Stimme.
„Was ist, Oberst?“
Bednjagin.
„Herr Generalfeldmarschall? Ich habe hier ein Bergungsersuchen.“
„Welche Position?“
„Der Platz vor dem Verwaltungsgebäude in Subsektor dreizehn.“
„Ja, da kommen wir vorbei. Falls Sie noch Verbindung haben, melden Sie unser Kommen.“
Der Oberst, der sich umblickte und feststellte, dass der Kampf vorbei war, fuhr fort.
„Sind Sie im Kampfgebiet?“
„Natürlich. Ich will mir deren Kommandeur persönlich vornehmen. Der Verräter wird sich freuen.“
Iwasaki nickte, auch wenn der andere Mann diese Geste nicht sah.
„Wer ist eigentlich in Bedrängnis?“
„Ein Hauptmann Kulikov, von der Militärpolizei, ist mit anderen abgeschossen worden.“
„Kulikov?“, fragte Bednjagin. „Danke Oberst. Ende.“
Die Verbindung wurde getrennt und Iwasaki tat das Ende des Gesprächs mit einem Schulterzucken ab. Bednjagin war ihm schon immer ein Rätsel gewesen. Er warf das Funkgerät dem wartenden Unteroffizier zu.
„Sagen Sie dem Hauptmann, dass Hilfe unterwegs ist.“

Bednjagin schob sich durch die Seitenluke der Chimäre. Die Lichtverhältnisse außerhalb des Schützenpanzers waren kaum besser als innerhalb und die Augen des Generals waren für diesen Umstand dankbar. Noch bevor er mit seinen Schaftstiefeln den dunkeln Asphalt berührte, hatte er sich schon einen Überblick verschaffte und er konnte sich ein anerkennendes Pfeifen nicht verkneifen.
Unweit der Position, an der sein Transporter zum Stehen gekommen war, lag schon der erste gefällte Rebell, scheinbar mit nur einem Schuss aus einer Laserwaffe ausgeschaltet. Weitere fünfzehn bis zwanzig Meter bot der Boden ein ähnliches Bild, außer dass der Schütze nicht alle seine Ziele so präzise hatte erledigen können. Die Rebellen waren die gleichen, denen er schon vor einer Stunde begegnet war, in graue und dunkelgrüne Jacken gehüllt, mit veralteten Splitterschutzwesten und zivilen Laser- und Projektilwaffen, zu erkennen an den gelben Markierungen an Griff und Laufende. Da die Männer anscheinend auf die schnelle keine Gefechtshelme hatten auftreiben können, trugen die meisten von ihnen Motorradhelme oder schlicht Mützen in den Farben ihrer Jacken. Doch blickte man in ihre Gesichter, jedenfalls die ohne Laserwunden, so unterschieden sie sich in nichts von denen, die in schwarz- goldene Plattenrüstungen gehüllt mit ihren Chimären in marmorfarbenen Anstrich der Meridiangarnison durch die verlassenen Straßen eines unwichtigen Sektors der Hauptstadt fuhren. Bednjagin wusste immer noch nicht, was diese Männer, einige sicherlich Soldaten außer Dienst oder Reservisten, der Großteil jedoch schlicht aus Zivilisten bestehend, dazu gebracht hatte, einen Rebellion vom Zaum zu brechen. Er zählte sechsundzwanzig Gefallene.
„Kulikov, kommen Sie endlich raus!“, brüllte der General. Seine Stimme wurde von den Wanden der unspektakulären Gebäude, die sie im Quadrat umgaben, zurückgeworfen. Hinter dem Wrack des Schwebetransporters konnte er endlich eine Regung erkennen. Und dabei war er bereits seit vier Sekunden der Chimäre entstiegen.
„Herr General! Ich freue mich, Sie zu sehen. Wir brauchen Ihre Hilfe.“
Kulikov, der um das Wrack herum auf ihn zukam, trug eine reichlich verschmutzte Dienstuniform in schwarz und grau, mit dem weißen Schulterband der Militärpolizei. Und er winkte ihn eilig zu sich.
Bednjagin sprintete los, gefolgt von einem Trupp Leibwächter, einem Stabsarzt und drei Sanitätern. Der General achtete darauf, nicht auf einen der Toten zu treten, denn trotz allem waren dies immer noch seine Volksgenossen, immer noch Samarianer. Ein Blick über die Schulter zeigte ihm, dass seine Begleiter ebenso dachten, auch sie achteten alle auf ihre Füße. Hauptmann Kulikov salutierte dem General, sobald dieser die Überreste des Fluggeräts passierte.
„Der Pilot ist verwundet. Wir haben ihn kaum aus dem Cockpit bekommen. Ich habe so gut es möglich war, seine äußerlichen Verletzungen versorgt und dann Schmerz- und Schlafmittel verabreicht. Er atmet noch, aber weiteres kann ich nicht sagen.“
Bednjagin nickte und entdeckte im selben Moment einen Kommissar, der ihm salutierte. Der General erwiderte den Gruß, ehe er seinen Blick auf den Laserkarabiner in dessen Händen richtete.
„Wo ist denn Ihre Boltpistole, Kommissar...“
„Schreiber. Semjon Schreiber. Und meine Dienstpistole liegt in einem Fach unter meinem Schreibtisch. Ich hätte allerdings diese Laserpistole.“ Er deutete auf seinen Oberschenkelholster.
„Lassen Sie stecken.“, antwortete Bednjagin mit einem Grinsen. Er hatte also einen Kommissar der seltenen, entspannteren Sorte vor sich. Das mochte er. Unterdessen hatte sich der ergraute Stabsarzt bereits neben den betäubten Verwundeten gekniet und untersuchte diesen. Der Mann überprüfte schnell und mit erfahrenen Handgriffen die provisorischen Verbände und entnahm dem Leutnant mit einem kleinen Gerät einen Tropfen Blut, welches sofort von einem Analysator überprüft wurde. Während die Maschine summte und der medizinische Offizier seinen Blick auf den Bildschirm gerichtet hatte, wagte keine der Umstehenden ein Geräusch zu machen.
„Eine Ampulle N33.“, sagte der Arzt ruhig. Ein Sanitäter reichte ihm eine Ampulle mit einer klaren Flüssigkeit darin, wovon der Stabsarzt etwa die Hälfte ihrem Piloten injizierte.
„Gut, auf die Trage mit ihm und in die Sanitätschimäre.“
Zwei Sanitäter, die eine Feldtrage mit sich führten, hievten den Leutnant mit Hilfe zweier Soldaten aus Bednjagins Leibwache auf die Trage und schnallten ihn fest. Dann setzten sie sich in Bewegung, zurück zur Kolonne der wartenden Panzer. Bednjagin schickten den Arzt und zwei Soldaten mit ihnen, den dritten Sanitäter hielt er allerdings auf und bedeutete ihn, nach Viktor und Schreiber zu sehen.
„Das wird nicht nötig sein.“, protestierte der Kommissar. „Und Kulikov ist sicherlich unverletzt, er hat nichtmal gekämpft.“ Der Hauptmann grinste.
„Ich hatte kein Gewehr und ich wollte ihrer professionellen Arbeit nicht im Wege stehen.“
„Ein Gewehr bekommen Sie in meinem Panzer. Kommen Sie mit mir. Sofern Sie beide unverletzt sind, könne Sie sich auch am Sturm auf das Kommandozentrum der Rebellen beteiligen.“
„Die Position wurde bereits ermittelt?“, fragte Kulikov. General Bednjagin marschierte los zurück zu seiner Chimäre. Im selben Moment fuhr ein Höllenhund auf den Platz ein, mit deutlichen Kampfspuren. Sekunden später kam ihnen ein Oberst entgegen.
„Was gibt' s, Karamasov?“, fragte Bednjagin.
„Unsere Vorauskohorte ist zwei Straßen weiter auf Widerstand gestoßen.“, erwiderte der Oberst. „Wir kommen also näher.“
„Sie wissen also doch nicht, wo das feindliche Kommando ist!“, entfuhr es Kulikov, der sowohl einen maßregelnden Blick von Schreiber, als auch von Karamasov kassierte. Bednjagin antwortete allerdings mit einem nachsichtigen Lächeln.
„Lassen Sie es gut sein, meine Herren. Kulikov und ich sind alte Bekannte.“
Die Männer setzten ihren Lauf fort und sprachen erst weiter, als sie die Chimäre bestiegen hatten. Zwei von Bednjagins Leibwächtern mussten allerdings den Panzer wechseln, um den beiden neuen Passagieren Platz zu machen.
„Ehrlich gesagt,“, fuhr Bednjagin fort, nachdem er seine Schirmmütze abgenommen hatte. „wäre das alles noch einfacher, hätten wir einen der Space Marine Psioniker bei uns.“ Die Tatsache, dass er ohne den Nullfeldschild keinen von ihnen brauchte, ließ er selbstverständlich aus. „Meister Octavius rückt zwar mit einer Panzerkompanie und Sturmtrupps der Masters of War über die Nordseite vor, allerdings haben sie sich naturgemäß die Front mit dem größten Widerstand ausgesucht und werden etwa eine halbe Stunde länger brauchen, als wir.
Der Ordensmeister hat mit mitgeteilt, dass die Einnahme des feindlichen Kommandozentrums uns direkt zum Übel des Problems führen würde.“
„Also ist die Demagoge dort zu finden?“, fragte Schreiber.
„Ich weiß es nicht. Ehe ich mehr erfahren konnte, waren Ordensmeister und Großinquisitor bereits verschwunden. Sie haben wohl eine heiße Spur und wissen Sie, ich wüsste zu gerne, was sie gefunden haben. Mir reicht es nämlich langsam.“
„Sie machen keinen Hehl aus der Anwesenheit eines Großinquisitors?“ Es war erneut Schreiber.
„Warum sollte ich?“ , erwiderte Bednjagin. „Anhand Ihrer Reaktion zeigen Sie mir doch, dass Sie es bereits wussten.“
„Und Sie wissen, dass ich es weiß?“
„Ich weiß, dass es alle wissen.“
„Sagen Sie.“, meldete sich Kulikov zu Wort. Der Schützenpanzer war wieder angefahren und die Männer wurden leicht durchgeschüttelt, als der Fahrer eine Kurze zu eng nahm. „Ist diese liberale Informationspolitik nicht womöglich hierfür verantwortlich?“
Der General blickte seinen Kameraden längst vergangener Kriege eingehend in die Augen.
„Lassen Sie solche Gedanken nicht die Oberhand gewinnen.“
Dann fuhr er, mit einem Blick in die Runde, fort.
„Auf vielen Planeten des Imperiums ist selbst das Denken eine Straftat. Wollen Sie wirklich, dass Samara sich dem anschließt? Stellen Sie sich vor, ob Sie dies überhaupt noch könnten, Ihre Gedanken nicht einmal zu denken.
Mag sein, dass vielleicht eine Information unser Problem ausgelöst hat. Eine Information, die dem falschen Empfänger den falschen Eindruck vermitteln könnte. Aber diese Gefahr müssen wir für die Freiheit unseres Geistes doch in Kauf nehmen.“
„Und dies aus dem Munde des de facto Herrschers eines autokratischen Polizeistaates?“, warf Kulikov ein. Oberst Karamasov blickte ihn verwirrt an, doch der Hauptmann wusste, was er sich bei Bednjagin herausnehmen durfte.
„Erstens bin nicht ich hier der Herrscher.“ Diesem Satz folgte ein vielsagendes Lächeln.
„Und zweitens ist niemandem hier verboten etwas zu denken. Solange Sie es beim Denken belassen.“ Es folgte erneut ein noch vieldeutigeres Lächeln.

Tiberius stürmte durch die reich ausgestatteten Korridore des Palastflügels, der den Masters of War als Ordensfestung zur Verfügung stand. Er trug bereits seine schwarzer Servorüstung, mit den zahlreichen goldenen Zierden und der Löwenheraldik seines Ordens. Ihm folgte der Großinquisitor in seiner silberweißen Servorüstung und der alte Mann hatte keine Mühe, mit dem Space Marine Schritt zu halten. In einer Hand trug Tzeez eine Nemesis- Psiwaffe in Form einer Hellebarde bei sich, ebenso wie Tiberius, nur dass der Inquisitor die Vorzüge dieser Waffe erst seit kurzem zu schätzen gelernt hatte. In der Vergangenheit hatten ihm Sturmbolter und Energieschwert mehr zugesagt.
„Wo befindet sich denn diese Sternenkammer?“, fragte Tzeez, dessen Stimme man doch ein wenig die Anstrengung anmerken konnte.
„Im Untergrund. Wir nehmen den Hochgeschwindigkeitslift im Scriptorium.“ Er war keineswegs angestrengt.
Tzeez wunderte sich, dass ihm Tiberius früher nichts von dieser Kammer erzählt hatte, in der er psionische Artefakte mit großer Kraft aufbewahrte und von wo aus er seinen Geist weit ins Immaterium blicken lassen konnte. Dort war auch die Träne des Phönixes, ein Stein mit großer psionischer Ladung, der Tiberius in früheren Krisen oft den Erfolg sicherte, war der Stein doch in der Lage, die Leistungsfähigkeit und Kraft eines Psionikers zu multiplizieren. In den Händen eines Alpha- plus Psionikers, wie beispielsweise Tiberius, eine ungeahnt effektive Waffe. Tzeez wusste zwar, dass sich solch ein Stein im Besitz des Ordens befand, er hatte allerdings nie in Erfahrung bringen können, wo genau er gelagert wurde. Die Psioniker der Masters of War waren in diesem Punkt sehr verschwiegen. Und in ihre Gedanken blicken war ausgeschlossen, schließlich waren sie Verbündete.
Nach einigen Abzweigungen und vielen teuren Kunstgegenständen und Gemälden, die sie passierten, durchschritten sie eine Doppeltür aus massivem dunklen Holz. Das Erste, was Tzeez auffiel, war die grundlegende Veränderung der Inneneinrichtung, die er trotz seiner Eile leicht amüsiert wahrnahm. Wohingegen der übrige Palastflügel in Rot und Gold gehalten war, eine willkommene Abwechslung zum Marmor des übrigen Samara, war das Scriptorium überwiegend mit blauen Teppichen, Wandteppichen und Bannern ausgestattet. Das Löwensymbol war ebenso präsent, wie in den Korridoren, die hinter ihnen lagen, doch in diesem Symbol hatte der Löwe nicht die Klauen zum Kampf erhoben und das Maul auch nicht zum mächtigen Gebrüll aufgerissen. Der Löwe auf den blauen Bannern stand auf allen Vieren, aufrecht und mit dem Gesicht nach der rechten Seite. Anstatt vom Kunstgegenständen oder Waffen waren im Scriptorium antike Schriften, Datenspeichergeräte und sonderbare Kristalle an den Wänden oder in gläsernen Schaukästen ausgestellt. Jedoch trafen die beiden Männer auch hier auf niemanden, denn alle Space Marines waren in der Stadt und beteiligten sich am Kampf gegen die Rebellen oder an der Suche nach dem Wilden.
Tiberius blieb so abrupt stehen, dass der alte Inquisitor mit ihm zusammenstieß. Mit seiner Servorüstung brachte er eine Menge Gewicht mit, welches gegen den Space Marine prallte, doch dieser wich ihm nur aus und hielt ihn gleichzeitig mit einer Hand fest, um ihn anzuhalten.
„Das ist der Lift.“
„Hättest du mich nicht vorwarnen können?“, fragte Tzeez, der fast seine Hellebarde hatte fallen lassen.
„Dann wäre mir doch diese lustige Situation entgangen.“
„Du findest es lustig, wenn ich fast hinfalle?“
Tiberius betätigte einen Schalter an der Seite des Lifts, der zwischen zwei Säulen mit Fackeln darauf, die in blauem Feuer brannten, beim Rennen von Tzeez sicherlich übersehen worden wäre.
„Nein. Ich hätte es lustig gefunden, wenn du kampferfahrener Inquisitor gefallen wärst, aber andererseits brauche ich deine Hilfe.“, sagte er mit einem schiefen Grinsen.
„Sieh an.“, antwortete Tzeez mit einem nachfolgenden Schnauben.
„Hat der Herr Ordensmeister etwa nicht mehr den Mumm, sich einem Wilden Alpha- Psioniker allein zu stellen?“
Die Tür öffnete sich lautlos und die beiden Männer traten hinein. Da der Lift, sowie der gesamte Palastflügel, für Space Marines ausgelegt worden war, hatten sie in dem großen Aufzug noch genügend Platz, sich sich gegenüber aufzustellen. Tiberius war wieder ernst, ohne aber besorgt auszusehen. Es war das selbe Gesicht, dass er vor dem Abspringen aus einem Thunderhawk- Transporter trug, während er seinen Männern letzte Worte vor dem Kampf mitteilte.
„Ich nehme an, dass dieser Psioniker sehr stark ist, Womöglich stärker als wir beide zusammen. Mit einem gewaltigen Potential, denn sonst könnte ich mir nicht erklären, dass er K’ari einfach so überwältigen konnte. Wie du sicher weist, ist meine Frau nominell stärker als ich.“
„Ja.“, antwortete der Großinquisitor. „Aber du hast mehr Erfahrung als sie. Und darauf können wir auch beim Kampf gegen den Wilden spekulieren. Er ist sicher noch nicht lange ein Psioniker, es mangelt ihm an Anwendungsmöglichkeiten für seine Kräfte und, sofern er kein Soldat ist, auch an der kalten Professionalität während einer Schlacht.“
„Ich stimme dir zwar zu, dass seine fehlende Erfahrung uns entgegen kommt, aber wir sollten unsere Taktik nicht darauf aufbauen. Seine letzten Aktionen haben eindrucksvoll bewiesen, dass er schnell gelernt hat, was er mit seinen neuen Kräften zu leisten imstande ist.“
Der Space Marine blickte plötzlich an die stahlgraue Decke des Fahrstuhls, mit einem Blick, der in die Unendlichkeit zu gehen schien.
„Du fragst dich, was wohl wäre, wenn der Psioniker auf unserer Seite wäre. Wenn du ihn nur früher entdeckt hättest.“, bemerkte Tzeez.
„Nicht ganz.“ Die Antwort verblüffte den Inquisitor.
„Wie?“
„Nun. Das habe ich vor einigen Tagen gedacht. Zusammen mit der Hoffnung, ihn schnell genug zu finden. Doch heute ist es anders.“
Der Aufzug hatte sein Zeil erreicht, die Türen glitten auf und gaben den Blick auf einen indirekt erleuchteten Gang frei, dessen Decke in mehreren Metern Höhe in Bögen verlief. Unweit des Aufzugs befand sich ein rangniederer Scriptor, der den Ankömmlingen entgegen blickte. Doch Tiberius machte nicht den Anschein, als wolle er den Lift verlassen.
„Dieser Psioniker hat unsere Hauptstadt verwüstet. Durch ihn sind viele Samarianer umgekommen, denn auch die Rebellen sind unsere Leute und jedem Einzelnen wird als Verlust gedacht werden. Er hat Nadja angegriffen, Oberst Iwasaki, deinen Akoluth und mit K'ari...
Wir sind zu weit in dieser Geschichte, zu viel ist Geschehen, zu viel Blut ist an den Händen dieses Psionikers. Und außerdem, wie sollten wir ihm trauen? Nach unseren Hinweisen, nach dem, was dein Schüler entdeckt hat, würde dieser Mann uns niemals unterstützen.“
Endlich senkte Tiberius seinen Blick wieder und blickte seinen alten Freund an.
„Ehe der Tag endet, wird der wilde Psioniker sterben. Ich sehe kein anderes Ergebnis.“
Tzeez nickte bloß. Er hatte gedacht, er würde Tiberius und dessen Mitgefühl kennen. Eine Eigenschaft, die man unter Space Marines normalerweise vergeblich suchte. Doch er hatte etwas außer Acht gelassen. Tiberius Liebe zu seiner Frau, seinen Brüdern und seiner Welt, die seit mehr als zwei Jahrzehnten seine Heimat war.
Die beiden Männer verließen den Lift, der eine mit einem Lächeln auf den Lippen, da er seine Entscheidung endlich jemandem mitteilen konnte, der andere mit Feuer in seinen Augen, in seinem Tatendrang bestärkt durch die klare Haltung seines Freundes. Der Scriptor kam ihnen derweil entgegen. Im Gegensatz zu den beiden ranghohen Anführern wirkte er müde.
„Kann ich Euch helfen, Ordensmeister? Großinquisitor?“
„Danke, Bruder. Wir wollen lediglich zur Sternenkammer.“, antwortete der Ordensmeister. Der Scriptor verbeugte sich leicht und war sichtlich dankbar, dass man ihn in Ruhe ließ.
Tiberius führte seinen Kameraden durch einige, gleich aussehende Gewölbe, bis sie vor eine übermannshohen Doppeltür aus dunklem Metall ankamen. Auf der Oberfläche der Türflügel waren die Heraldik der Masters of War und das Wappen des Herrscherhauses von Samara eingraviert. In der Mitte des rechten Türflügels war zudem das Zeichen der samarianischen Garde, drei aufrecht stehende Lasergewehre, die von einem Band Pergament zusammengehalten wurden. Auf den ersten Blick konnte man meinen, es sei ein Band mit Gebeten oder ein Reinheitssiegel, wie im Imperium üblich, doch bei genauer Betrachtung erkannte Tzeez, dass auf dem Schriftzeichen waren, die er nicht lesen konnte. Warum war ihm dies noch nie auf diesem Zeichen aufgefallen, fragte er sich.
„Es ist dir noch nie aufgefallen...“, sagte Tiberius, der wohl seinen Blick verfolgt hatte. „..., weil du bisher immer angenommen hast, dass es ein Gebetsband sei. Warum du gerade jetzt erkennst, dass es eigentlich Schriftzeichen der alten Sprache Samaras sind, kann ich dir nicht sagen.“
Der Space Marine legte eine Hand auf eine Stahlplatte von der Größe eines normalen Buches, die an der Wand rechts der Tür angebracht war. Der zugrunde liegende Mechanismus musste sicherlich psionisch aktiviert werden.
„Aber den meisten Fremdweltlern fällt dies nie oder erst nach vielen Besuchen unsrer Welt auf. Sofern es dich interessiert, auf dem Band steht Für die Heimat. Also nicht, worin man einen tieferen Sinn suchen müsste.“
Die Türflügel bewegten sich plötzlich. Es schien, als würden sie von einem Mechanismus geöffnet, doch Tzeez spürte die psionische Energie, die auf einmal von ihnen ausging. Hinter der großen Tür befand sich die eigentliche Sternenkammer.
Der Raum war hoch, achteckig und scheinbar aus dem natürlichen Fels geschlagen worden. Die Wände waren übersät mit Schriftzeichen, hochgotischen und samarianischen. Die hochgotischen Buchstaben bildeten verschiedene Sätze, die wohl die Grundsätze des Scriptoriums der Masters of War beschrieben, die anderen konnte er nicht entziffern. Etwa zwei Meter von jeder Ecke des Raumes entfernt befand sich jeweils eine von acht Säulen, die ebenfalls mit Schriftzeichen versehen waren. Von jeder Säule lief eine Art Steinader in die Mitte der Halle, wo sie sich in einem rechteckigen Grundstein trafen, auf dem ein pyramidenförmiger Alter stand. Die Pyramide ihrerseits hatte keine Spitze, sondern lief in der Form einer menschlichen Hand zu, deren Handfläche nach oben hin geöffnet war. Von den acht Säulen zur Mitte der Halle waren es nochmal gut vier Meter. An jeder der acht Säulen war ein anderes Symbol angebracht, alle vollkommen verschieden.
Doch was wirklich interessant war, war der kleine, unförmige Stein, der in der Skulptur der Hand auf dem Alter ruhte. Er leuchtete regenbogenfarben und verströmte psionische Wellen, die Tzeez wie ein Schwall heißer Luft entgegen schlugen, auch wenn ein psionisch nicht begabter wohl nichts gespürt hätte. Der Stein strahlte zudem eine gewisse Wärme aus und Tzeez fühlte seine erschöpften Kraftreserven wieder wachsen.
Um den Stein herum standen vierzehn Psioniker, die mit geschlossenen Augen und mit vor der Brust verschränkten Armen sich auf den Stein konzentrierten und ihre Energie zu einem fünfzehnten Psioniker, einem Mädchen von nicht einmal vierzehn Jahren, leiteten. Trotz der mächtigen Präsenz der Träne des Phönixes spürte der Großinquisitor sehr deutlich, dass sie ein Omega. Psioniker war und das Medium, mit dem sie ihren Nullfeldschild speisten.
„Ich hoffe, du hast dir bereits eine gute Erklärung für die Inquisition überlegt.“, flüsterte ihm Tiberius zu, ehe er sich an die versammelten Psioniker, Samarianer und Scriptoren der Masters of War, wandte.
„Ich danke euch allen für die hervorragende Arbeit. Wir sind soweit, dass wir den Schild nun senken können. Geht nun, und ruht euch aus. Der Großinquisitor und ich werden uns um den Rest kümmern. Nicht mehr lange und dieser Vorfall ist vorbei.“
Die Anwesenden entspannten sich augenblicklich und lösten langsam ihren Energiefluss zum Stein. Einige sanken sofort zu Boden und setzten sich sichtlich erschöpft.
Das Mädchen, das Medium des Nullfeldschildes, fiel förmlich zu Boden und wurde von den beiden nächsten Psionikern sofort gehalten.
Tiberius führte seinen Kollegen zum Altar in der Mitte der Halle und Tzeez spürte, wie er die Energie des Kleinods anzapfte. Außerdem spürte er seine Kräfte immer deutlicher zurückkehren. Er konnte bereits wieder die Psioniker in seiner Nähe spüren, sowie den Fleck der Leere, der das Mädchen umgab. Etwas jenseits der Kammer konnte er nicht spüren, wahrscheinlich war das aber normal. Die Masters of War hatten verständlicherweise kein Interesse daran, dass jemand diese Kammer fand. Tzeez wollte gerade aufatmen, als er sah, wie sich sein Freund anspannte.
„Was hast du?“
Tiberius kniff die Augen zusammen und schien für einen Moment weit fort, ehe er mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck zum Inquisitor blickte.
„Ich kann ihn spüren! Ich spüre diesen Bastard durch die Barriere der Sternenkammer. Und seine Kraft ist riesig.“
Tzeez konzentrierte sich, doch er konnte nichts finden. Seine Wahrnehmung endete an den natürlichen Steinwänden der ihn umgebenden Halle.
„Halt dich an mir fest.“, sagte Tiberius.
Tzeez hatte ihn kaum am Oberarm gepackt, da spürte er schon, wie sie ihre Dimension verließen und eine andere betraten. Er kam nichtmal dazu, zu protestieren.
Zurück blieben fünfzehn erschöpfte Menschen, die die Stelle anstarrten, an der eben noch ihr Meister zusammen mit einem Inquisitor gestanden hatte.

Der Rebellenoberst stürmte in den einsamen Raum, den er für die Kommunikation mit seinem Meister, den Heiligen, der ihnen vom Imperator gesandt worden war, ausgewählt hatte. Als die Tür verschlossen war, fiel er auf die Knie und rief seinen Herrn an.
„Heiliger. Bitte erscheint mir. Heiliger.“
Er wurde immer lauter.
„Heiliger!“
„Was willst du?“, fragte eine Stimme aus dem nirgendwo.
„Die Truppen der Ungläubigen sind gefährlich nahe. Sie werden uns in den nächsten Minuten erreichen. Meister, wie können wir sie aufhalten?“
Es dauerte einen Moment, ehe der Mann eine Antwort erhielt.
„Wir müssen diese Welt im Namen des Imperators von jenen befreien, die sie in ihrer Gewalt halten. Ich werde mich persönlich um die Häretiker in der Führungsebene kümmern.“
Es folgte eine erneute Pause. Dann fuhr die Stimme fort.
„Sie nähern sich mir. Haltet aus, für den Imperator. Ein Teil von ihnen wird weiter gehen dich und deine Männer vorgehen. Beschäftigt sie, solange ich mich um den anderen Teil von ihnen kümmere.“
„Werdet ihr dann erscheinen und den Rest vernichten, Heiliger?“, fragte der Kommandeur.
„Ich werde sie alle für den Imperator töten. Geh jetzt.“
Der Oberst wartete noch einen Moment, doch sein Meister blieb still. Daher erhob er sich und rannte zur Tür. Er würde den Ungläubigen widerstehen, sodass der Heilige ihre Führer würde ausschalten können. Für den Imperator.
 
Danke Nakago, aber da ich von den fast nicht vorhandenen Kommentaren momentan etwas genervt bin, werde ich mir wieder bis zu einer Woche Zeit nehmen, um an einem Nebenprojekt zu arbeiten, an dem bereits Interesse bekundet wurde. Da hier alle nur im Hintergrund lesen, ohne explizit an einer Fortsetzung interessiert zu sein, wird wohl eine kleine Pause auch keinen Unterschied machen.
 
Danke Nakago, aber da ich von den fast nicht vorhandenen Kommentaren momentan etwas genervt bin, werde ich mir wieder bis zu einer Woche Zeit nehmen, um an einem Nebenprojekt zu arbeiten, an dem bereits Interesse bekundet wurde. Da hier alle nur im Hintergrund lesen, ohne explizit an einer Fortsetzung interessiert zu sein, wird wohl eine kleine Pause auch keinen Unterschied machen.

Hm, Kommentare kommen durch regelmäßige Leser, regelmäßige Leser kommen durch regelmäßiges fortsetzen der Geschichte. Solche "Bestrafungsmaßnahmen" sind imho eher kontraproduktiv zu deinem erklärten Ziel, viele Kommentare zu bekommen. Ich würde dir eher raten, einen fixen Wochentag für Updates zu erklären und dann jede Woche ein Kapitel zu posten. Damit schafft man die Vertauensbasis, dass die Geschichte auch abgeschlossen wird. Gefühlte 95% aller Kettenromane versanden irgendwann und der Leser wird nie erfahren, wie es ausgehen wird. Deswegen bringt kontinität einfach Leser und Leser bringen, wie gesagt, Kommentare. 😉
 
Kapitel 10: Zugriff
Bednjagin spürte sie, die Rückkehr seiner Kraft. Wie ein Elektroschock traf es ihn. War er in den letzten Stunden wie eine Moorleiche durch die Gegend gewankt, seiner Orientierung fast beraubt und beim Gehen unmerklich schwankend, hatte ihn seine Kraft nun wieder hoch gebracht. Bis heute war ihm gar nicht bewusst gewesen, wie abhängig er mittlerweile von seiner Gabe war, wie sehr er sich selbst im Alltag auf sie verließ. Er richtete sich im Sitzen auf und streckte sich, so gut es die beengten Platzverhältnisse zuließen. Endlich spürte er wieder den Warp, die Leben der ihn umgebenden Menschen, andere Psioniker und das Universum, jedenfalls dessen allgegenwärtige psionische Hintergrundstrahlung. Und endlich konnte er wieder in die Gedanken seiner psionisch nicht begabten Männer sehen.
Etwas irritierte ihn, während er innerhalb weniger Sekunden die gesamte Hauptstadt abtastete. Wo waren Tiberius und dieser Inquisitor? Er konnte sie in Meridian nicht spüren. Er schloss die Augen und tastete mit der psionischen Verlängerung seines Geistes die Stadt erneut ab, bevor er dann auch die nähere Umgebung mit einschloss, was eigentlich sinnlos war, da die Stadt vollkommen abgeriegelt worden war. Er spürte eindeutig Meister Octavius, der nicht weit von seiner Position vorrückte. Er spürte Nadja Edano im Palast und, wenn auch nur schwach, K'ari. Andere Psioniker konnte er ausblenden, da sie nicht so stark waren, wie die ihm gut bekannten. Waren die beiden Gesuchten in der Sternenkammer? Oder hatten sie Probleme sich ihrer Kräfte wieder zu bemächtigen? Er entdeckte zwei etwas schwächere Psioniker, immer noch auf der Alpha Stufe, doch die beiden stellten sich als Bruder Helos und Oberst Andrej Samarov heraus.
Die Ruck schleuderte ihn zurück in die Welt der einfachen Sinne.
„Was ist?“, fragte Bednjagin in die Runde. Hauptmann Kulikov antwortete als schnellster.
„Nun, wir sind da. Sagte der Fahrer doch vor einer halben Minute.“
„Werden Sie nicht vorlaut, Viktor.“
Der General pflanzte sich die Schirmmütze auf den Kopf und folgte den anderen Männern nach draußen. Außerhalb der Chimäre vernahm er augenblicklich Waffenfeuer und Rufe, eine Kompanie Pioniere passierte ihn im Laufschritt, zehn Meter entfernt feuerte ein Demolisher seine gewaltige Kanone ab, das Geräusch des Aufpralls ließ nicht lange auf sich warten, auch wenn Bednjagin ihn von seiner Position nicht sehen konnte. Sofort versammelten sich etliche Oberste und Major, Hauptmänner und Kommissare bei seiner Position. Ein Artillerieschuss, dachte er sich, und die hohen Kommandoränge der ersten Division konnten ganz neu besetzt werden, vorsichtshalber errichtete Bednjagin einen unsichtbaren Schild um die Versammlung.
„Ich nehme an, dass wir Fortschritte machen?“, rief er aus, ohne sich an einen bestimmten Offizier zu wenden.
Oberst Karamasov, sein langjähriger Stabschef antwortete ihm.
„Oberst Iwasaki von der Inquisitionsgarde hat das Tor bereits erstürmt, doch unsere Waffen zeigen kaum Wirkung, was an sich ausgeschlossen sein sollte, da das Tor lediglich aus Ferroplast besteht. Iwasaki versucht es als nächstes mit einer Vielzahl gekoppelte Melterbomben und danach...“
Ein orangener Blitz warf sein Licht auf die Häuserfassaden und tauchte die ganze, breite Straße für einen Moment in einen surrealen Schein. Karamasov horchte auf die Funksprüche, die er über seinen Ohrhörer empfing.
„Na ja, soviel zu den Melterbomben.“
„Wo finde ich Oberst Samarov?“, fragte Bednjagin. Karamasov deutete auf einen Major der Fernmeldetruppe, der sofort seinen Cogitator konsultierte.
„Oberst Samarov führt eine Brigade als Unterstützung für die zweite Kompanie der Space Marines, welche im Augenblick von Norden auf unsere Position einrücken.“
Bednjagin nickte dem Mann zu.
„Karamasov, versuchen Sie weiter das Tor aufzubrechen, meine Leibwache bleibt bei ihnen. Und finden sie jeweils einen Zug, der von Hauptmann Kulikov und Kommissar Schreiber kommandiert werden kann.“ Der General setzt sich in Bewegung, Karamasovs Salut mit einem Nicken quittierend.
„Ach ja, falls Sie durchkommen, erwarte ich, dass sie vorne dabei sind, Karamasov.“
„Verstanden, Herr Generalfeldmarschall.“
Bednjagin ließ die Offiziere stehen und beendete seinen Energieschild. Er konnte genau in den Männern lesen, dass sie sich fragten, was er vorhabe. Ein Vorteil seiner Position war es allerdings, dass er kaum jemandem Rechenschaft schuldig war, auf ganz Samara eigentlich nur einem. Im Laufen knöpfte er seinen Mantel auf, um besser rennen zu können und er griff mit seinen psionischen Kräften auf die Gedanken aller ihn umgebenden Männer zu. Im Gegensatz zu anderen Psionikern tat er so etwas so gut wie nie, doch im Moment war es nötig. Er sorgte dafür, dass zufällig niemand in seine Richtung blickte und teleportierte sich im nächsten Moment sofort ein ganzes Stück nach Norden, direkt in den Land Raider von Magister Octavius.
„Sie sind es. Ich hatte bereits erwartet, dass sie kommen würden.“, antwortete Octavius erschreckend nüchtern auf Bednjagins plötzliches erscheinen. Die Offiziere der Space Marines, eine bessere Bezeichnung fiel ihm nicht für eine Gruppe hochrangiger Ordensbrüder ein, verzogen keine Miene, auch wenn keiner der Anwesenden ein Psioniker war, ausgenommen Bruder Helos, der direkt an der Sturmrampe saß.
„Ich brauche Ihre Hilfe, sowie die von Bruder Helos. Das Tor der feindlichen Kommandostruktur wird von einer großen Kraft versiegelt. Sie übersteigt meine Kräfte und...“
„Ich weiß.“, unterbrach ihn der alte Space Marine. „Das spürte ich bereits.Das Tor wird von dem wilden Psioniker geschützt, doch er konzentriert sich nicht wirklich darauf. Es sollte uns keine großen Schwierigkeiten bereiten, seinen Schild zu brechen.“
„Wenn Sie das wissen, warum haben sie dann nicht längst dorthin teleportiert?“
„Weil dazu keine Notwendigkeit besteht.“
Bednjagin spürte, dass Octavius große Energiemengen aussandte.
„Kommen Sie endlich, Helos hat sich bereits eingeordnet.“
Mürrisch schloss Bednjagin die Augen, um sich besser konzentrieren zu können, und begann seine eigene Energie dem Scriptor zuzuführen. Ihm war bewusst, dass es ihm noch stark an Erfahrung mangelte, doch es wäre ihm lieber, würde Octavius es ihn auf eine weniger autoritätsuntergrabende Weise klarmachen. Andererseits waren nur Space Marines anwesend und die würden niemals einen Befehl verweigern, oder gar schlecht von ihm denken. Manchmal wünschte sich der Generalfeldmarschall, dass ihn vor vielen Jahrzehnten ein Space Marine Orden entdeckt hätte.
„Konzentrieren Sie sich besser.“, sagte Octavius, die Stimme weiterhin ruhig. Nicht ausdruckslos, aber ruhig.
Der General verscheuchte die unliebsamen Gedanken.
„Na bitte.“, erklangt es vom Magister. Warum musste er jetzt gehässig werden, fragte sich Bednjagin und stellte dann selbst fest, dass er erneut seine Konzentration schleifen ließ. Octavius war eben ein Lehrer durch und durch.

„Das Tor ist durchbrochen!“, erschall es durch die tristen Korridore ihrer behelfsmäßigen Kommandozentrale. Das dumpfe Dröhnen ferner Detonationen verklang allmählich, nur um einem weitaus furchteinflößenderem Laut zu weichen. Das Hämmern hochkalibriger Projektile auf Ferrobeton und, kurz darauf, das charakteristische tiefe Zischen von Hochenergie- Lasergewehren.
„Erster Ring gefallen, Feind steht an Kontrollpunkt drei.“, meldete ein blasser junger Mann, der versuchte die einkommende Flut am Funksprüchen nach verwertbaren Informationen zu entwirren.
„Kommandant?“, fragte sein Adjutant den Oberst der Rebellen. Er wusste nicht weiter. Waren sie nicht die Diener des Imperators, wie konnte es sein, dass sie den Häretikern unterlagen. Der Kommandant hatte die Augen geschlossen und reagierte nicht. Sein Adjutant konnte es nicht sehen, doch im Geistes des Obersten tobte eine Schlacht. Eine Schlacht zwischen Glaube und militärischen Sachverstand. Es würde keinen Unterschied machen, doch andererseits würden sie alle sowieso sterben. Oder machte es einen Unterschied, ob wie aushielten, oder sich verabschiedeten? Was würde dem Propheten besser unterstützen, was würde er von ihm verlangen?
„Kommandant?“, versuchte es der zweite Mann erneut.
„Lassen Sie uns das Gebäude sprengen und viele hochrangige Verräter ins Nichts schicken. Das wird dem Propheten die Möglichkeit geben, sich um die übrigen Ungläubigen zu kümmern. Wir werden unseren Teil zur Rettung Samaras erfüllen. Der Imperator beschützt.“
Der Adjutant nickte und erhob sich von seinem Platz, die übrigen Anwesenden senkten ihre Häupter zum Gebet. Der Rebellenoberst setzte zum Gebet an.
„Etwas langsam, ihr fanatischen Idioten.“
Langsam drehte sich der Kommandant der Imperatorgläubigen um.
„Ich wette Sie glauben auch noch, Sie seien im Recht.“
Generalfeldmarschall Sergej Bednjagin stand genau hinter ihm, flankiert von einem Kommissar, einem Hauptmann der Militärpolizei, einem Scriptor und dutzenden an Gardisten. An der Tür erkannte er weißuniformierte Soldaten der Inquisition. Reichte diese Häresie denn so weit?
„Können Sie sich überhaupt vorstellen, was Sie da angerichtet haben? Für wen halten Sie den Wilden überhaupt?“ Bednjagin war ehrlich verärgert. Er sprach mit dem Rebellenoberst und tatsächlichen Frontoffizier a. D. wie mit einem Rekruten, der gerade wegen irgendwelchen Unsinns gerügt wurde.
„Ich bin bereit.“, erwiderte der Aufständische.
„Wofür?“
„Mein Ende.“ Die Stimme des Mannes war klar und fest.
Bednjagin kam mit seinem Gesicht dem seines Gegenüber sehr nahe.
„Sie verdammtes, fanatisches Arschloch. Niemand wird Sie erschießen. Sie werden entsprechend den Gesetzen unserer Welt behandelt, und das bedeutet, dass ich Sie hiermit wegen Aufwiegelung und Beihilfe zum Putsch in Arrest nehme. Sie werden sich vor dem hohen Strafgerichtshof verantworten und die Richter werden über ihre Strafe entscheiden. Kein Priester, kein Inquisitor. Auch kein Kommissar oder übereifriger Offizier. Sehen Sie denn nicht, welche Errungenschaft das ist. Unsere Gesellschaft mag autoritär sein, doch Sie können sich stets sicher sein, dass Sie gemäß den Ihnen gut bekannten Gesetzten behandelt werden. Und Sie wollen zur Ordnung des Imperiums zurückkehren?“
„Doch der Imperator. Er wird Sie hierfür bestrafen!“
„Wo ist Ihr Imperator! Wo ist meine Strafe? Wenn der Imperator so mächtig ist, dann soll er mich doch bestrafen! Er soll...“
In diesem Moment erhöhte sich die Temperatur im Raum merklich. Alle Lichter schienen wie gedämpft, die Monitore wie Milchglasscheiben. Es knisterte elektrisch.
„Imperator!“, schrie der Oberst.
„Ein Alpha- Psioniker ist das. Niemand sonst.“, antwortete Bednjagin, der Schutzmaßnahmen ergriff. Das Knistern gewann an Intensität.
„Er ist sein Prophet!“, fuhr der Mann fort.
„Was er kann, das kann auch ich. Und ich maße mir nicht an, mich einen Propheten zu schimpfen!“, zischte Bednjagin, während er seinen Schild auch auf den Verräter ausweitete. Das Knistern schlug nun gegen seine Barriere und machte sie für alle sichtbar. Verwirrt blickten Gardisten und Offiziere ihren Oberbefehlshaber an, dessen Augen zu leuchten begonnen hatten. Octavius hatte ebenfalls reagiert und unterstützte Bednjagin bei dessen Bemühungen. Doch beide spürten, dass der Wilde näher kam.
„Sterbt“, brüllte der machtlose Rebellenoberst, die Hände zum Gebet gefaltet.
„Sie Narr. Mit unserem Schild schützen wir auch Sie.“, antwortete Octavius in gewohnt ruhigem Tonfall. Bednjagin war nicht einmal in der Lage zu sprechen, da er fürchten musste, seine Konzentration zu verlieren. Das Knistern der Luftteilchen hatte sich längst zu Blitz und Donner intensiviert, welche unablässig gegen die psionische Wand der beiden Verteidiger donnerten.
„Er kommt. Alle in Deckung.“, befahl Meister Octavius.
Exakt eine Sekunde später explodierten die Räume um sie herum, eine weitere Sekunde darauf brach der Schild zusammen und die Männer waren direkt den Energien des Warp ausgeliefert. Vor ihren Augen explodierte die Welt in einem Chaos unbeschreiblicher Farben, fernab jeglicher menschlicher Vorstellungskraft.
Bednjagin richtete sich als erster auf. Er blickte nach rechts und links. Octavius kniete neben ihm, doch es ging ihm offenkundig gut. Sein Blick schweifte weiter, über die unversehrten Leichen von Gardisten, unter ihnen leider auch die Überreste Kommissar Schreibers. Bednjagin bedauerte die recht kurze Bekanntschaft. Ein wankender Iwasaki lehnte in der Tür, gestützt von seinem Stellvertreter. Zu seinen Füßen lagen allerdings Kramer und Orlov aus seinem Stab, beide tot. Bednjagin blickte nun in die andere Richtung. Der Rebellenoberst hing leblos in seinem Stuhl, die Hände gefaltet im Schoße, ein Stellvertreter befand sich am Boden, die Funker an ihre Apparate gelehnt. Hauptmann Kulikov, der den Verräter in Gewahrsam nehmen wollte, war durch den Oberst abgeschirmt gewesen und lehnte am Kartentisch, jedoch am Leben und scheinbar unverletzt.
„Einige von Ihnen sind zäher als ich dachte. Das müssen die Einflüsse des Chaos sein.“
Verwirrt wanderte der Blick des Generals in eine vorher leere Ecke des Raumes, in der nun wie aus heiterem Himmel ein Mann erschienen war. Sein schwächlicher, magerer Glatzkopf, mit einem ausdruckslosen, unbedeutenden Gesicht und einer leicht abgewetzten Bürokratenrobe. Er blickte Bednjagin aus seinen eingefallenen Augen an, der Blick teils vorwurfsvoll, teils desinteressiert wirkend.
„Der Wilde.“, antwortete Bednjagin.
„Ein Name, der mir nicht unbedingt gerecht wird.“
„Stimmt.“, keuchte der General, sich erhebend. Er machte einige Schritte auf den Wilden zu, um notfalls zwischen ihm und den anderen zu sein. „Mir würden andere, blumigere Namen ebenfalls mehr zusagen.“
Der kahle Mann, der etwas an ein Skelett mit Haut erinnerte, schüttelte leicht den Kopf.
„Wer von uns ist wild? Wer verdient es, beschimpft zu werden.“
Bednjagin kam etwa drei Schritte vor dem anderen zum Stehen und zog die schief sitzende Schirmmütze tief ins Gesicht.
„Ich habe mich nicht vom Imperator abgewendet.“
„Imperator?“, schoss es aus Bednjagin. „Sie wahnsinniger Dummkopf. Der Imperator ist tot. Er ist nichts weiter, als eine psionisch aktive Leiche. Sein Seelenfeuer wird Jahr um Jahr schwächer, in weniger als zwanzig Jahren wird es erloschen sein. Die Menschheit wird sich einer neuen Ordnung zuwenden, und wir müssen verhindern, dass die Kirche ein noch grausameres Diktat installiert, als jenes, unter dem unser Volk bereits ächzt.“
„Was für einen gotteslästerlichen Unsinn muss ich mir von Ihnen anhören. Der Imperator hat zu mir gesprochen. Er ist mir erschienen.“
„Selbsttäuschung!“, unterbrach ihn Bednjagin. „Der Mensch sieht, was er sehen möchte. Ihre Kräfte sind kein Geschenk des Imperators.“
Bednjagin atmete tief ein.
„Das ist Natur. Es ist Evolution. Wir Menschen entwickeln uns weiter. Und es ist an der Zeit, dass wir damit aufhören jene zu ermorden, zu jagen oder zu benutzen, die diese Entwicklungsstufe hinter sich haben. Leute wie mich und wie Sie.“
„Schweigen Sie!“ Die Augen des Wilden begannen zu leuchten, in einem schaurigen hellrosa. Der Boden erzitterte, die Luft knisterte.
„Doch wichtiger ist, dass Ihnen bewusst wird, welche Gefahr unsere Evolution birgt. Wir hätten Sie lehren können, dem Einfluss der dunklen Götter zu widerstehen. Hätten wir Sie früher entdeckt.“ Der General unterbrach sich für einen Moment.
„Auch wir tragen eine Schuld an dieser Tragödie. Doch Sie, warum mussten Sie das tun. Warum unsere Landsleute töten, warum Unschuldige in Gefahr bringen. Wissen Sie, welche Mühe es uns bereitet, die Dämonen von diesem Planeten fernzuhalten?“
„Dämonen? Dunkle Götter? Welchen Unsinn erzählen Sie da, Generalfeldmarschall? Ich bin doch kein Kind, dem man Angst mit unsinnigen Geschichten machen könnte. Es gibt nur einen Gott, und das ist der Imperator.“
Bednjagin senkte den Blick. Leise ertönte ein Geräusch, von ihm ausgehend. Im ersten Moment nahm der wilde Psioniker an, es sein ein Wimmern oder ein Summen, doch mit steigender Intensität wurde ihm klar, dass Bednjagin lachte. Beinahe kicherte er.
„Sie waren so oft im Immaterium und haben weder die Dämonen, noch die Dunklen Götter gespürt? Sind Sie denn völlig Gefühlstot? Oder haben wir Sie zu stark eingeschätzt?“
Erneut setzte eine kurze Pause ein.
„Oder zu schwach?“, fragte Bednjagin, dem bei diesen Worten fast die Stimme zu versagen drohte.
Der Wilde verzog das Gesicht zu einer Grimasse, einer Fratze, die in einem normalen Gesicht wohl ein Lächeln gewesen wäre, doch bei ihm war es ein knochiges Zähnefletschen. Er öffnete den Mund, einen Mund voller kranker Zähne, um Bednjagin seine Offenbarung zu machen, als er verdutzt innehielt. Er wollte herumfahren, doch da hatte sich der Riss im Realraum bereits hinter ihm aufgetan und eine Hand in schwarzer Servorüstung packte ihn im Nacken und zog ihn in die andere Dimension. Einen Augenblick später spürte Bednjagin einen zweiten Riss, diesmal hinter ihm. Und diesmal war es eine Hand in weißer Rüstung, die ihn am Oberarm packte und in den Warp zog. Er leistete keinen Widerstand.

Und fernab vom Geschehen, im Krankenflügel des Gouverneurspalastes, entdeckte eine ältere Krankenschwester, dass das Bett der hohen Frau, der Gemahlin des Ordensmeisters, verlassen war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein interessanter neuer Teil, :wub: war aber nicht leicht nach langer Pause wieder ins geschehen zu finden. 😎

Allerdings musste ich den unteren Teil zweimal lesen, um dem Gespräch folgen zu können. :huh: Wäre hilfereich, wenn neben dem gesprochenen stehen würde, wer das gerade gesagt hat. Irgendwie erinnern mich einige der Argumente an meine eigne Fanfiction. :lol:
 
Treffer! Auch wenn ich schon bei Masters of War 2 mir Gedanken in diese Richtung gemacht habe (eine unterschwellige Abspaltung des Planeten), bin ich definitiv von deinen hervorragenden Werken beeinflusst worden, lieber Nakago.
Und dafür möchte ich auch nochmals danken.

Bitte schön! Dann bin ich ja mal gespannt, wie sich das noch bei dir entwickelt.
 
hm, es war jüngst sehr unbefriedigend, an dieser Geschichte zu schreiben. Ich wollte ehrlich schon längst ein Update machen, aber ich kriege kein Kapitel hin, das mir gefallen würde.
Also ich stecke fest. Aber da ihr Interesse bekundet, werde ich mal versuchen, ein Kapitel fertigzustellen, auch wenn es mir nicht sehr gefällt. Ich muss eigentlich nur irgendwie an diesen Punkt der Handlung vorbei (hoffe ich).
 
Hm, ich werde jetzt mal gucken, wies mit den Masters of War im Moment steht. Da ich hier nicht weiterkam, hatte ich mich an eine andere Geschichte gesetzt, die ich jetzt vor eine Viertelstunde beendet habe^^.

Ja, das mit dem Erzwingen ist so eine Sache. Ich finde, manchmal muss man sich in den Allerwertesten treten, aber Schund produzieren will ich dann doch nicht.