Eigentlich sollte dies der letzte Abschnitt des achten Kapitels werden, aber ich wollte nicht zu lange bis zum nächsten Posten warten und so kommt dies mit etwas größerer Länge als geplant separiert.
Intermezzo: Zwei Mann und ein Verwundeter
Nachdem ihr Gleiter mitten im besetzen Stadtsektor runtergegangen war, wunderten sich Schreiber und Viktor Kulikov, dass sie den Aufprall und die folgende Schlitterpartie beinahe unbeschadet überstanden hatten. Dem Leutnant, der sie geflogen hatte, war es nicht ganz so gut ergangen. Die Wand, welche den über den Asphalt donnernden Gleiter zum Stillstand brachte, klemmte ein Bein des Mannes zwischen seinem Sitz und der aus ihren Verankerungen gelösten Steuerkonsole ein. Nach dem Absturz waren die beiden Offiziere mit einiger Mühe aus dem Wrack gekrochen, ehe sie mit dem Energieschwert des Kommissars den Piloten aus seiner misslichen Lage befreiten. Das Bein des Mannes wies mehrere Knochenbrüche und -splitterungen auf, sodass ein schnelles Vorankommen ausgeschlossen war. Und wenig später waren sie schon da.
Viktor kümmerte sich gerade hinter dem Gleiterwrack um den Piloten, der sich vor Schmerzen kaum rühren konnte, als Kommissar Schreiber mit einem beeindruckenden Sprung über ihre Deckung hinweg setzte und etwas unsanft neben den anderen beiden Soldaten wieder den Boden erreichte. Lautlos fluchend kam er wieder auf die Beine, in einer hockenden Position, und zog seinen Laserkarabiner von der Schulter. Eigentlich hatte er den Laserkarabiner aus der demolierten Pilotenkanzel gezogen und kurzerhand requiriert, da der Mann, für den es vorgesehen war, es sowieso nicht würde benutzen können. Er brachte sich hinter dem Gleiter in Stellung und legte auf einen Feind außerhalb Viktors Sichtfeld an. Der Hauptmann blickte den Kommissar nur kurz an, bevor er mit der provisorischen Behandlung des mittlerweile fast bewusstlosen Leutnants fortfuhr.
„He, bleiben Sie wach. Hören Sie!“, schrie Viktor den Mann an.
„Seien Sie leiser, Hauptmann.“, zischte der Kommissar. Er hatte noch nicht abgedrückt, doch an der Bewegung seines Karabiners konnte man erkennen, dass er bereits ein Ziel genommen hatte.
„Ich muss den Piloten irgendwie stabil bekommen. Durch den Schock befürchte ich, dass er einen Herzkrampf bekommen wird.“
Der Kommissar blickte weiter stur durch den Diopter der Waffe.
„Haben Sie etwas in dem Erste- Hilfe Kasten?“
„Nein.“, antwortete Viktor mit einem Kopfschütteln, auch wenn Schreiber diese Geste gar nicht sehen konnte. Zumindest hatte der Pilot dadurch seinen Blick wieder auf ihn gerichtet. „Dieser Kasten ist ein kleines, ziviles Exemplar. Es ist nicht für solche Fälle ausgelegt.“
„Warten Sie hier.“, sagte der Kommissar, völlig unvermittelt für Viktor. Sein Finger krümmte sich um den Abzug. Mehrere Strahlen kohärenten Lichtes verließen den Karabiner, Schreie und Rufe ertönten. Eine Stimme brüllte Befehle. Die Männer konnten höchsten zwei Dutzend Meter entfernt sein. Der Kommissar war wohl ein kalter Hund, dachte sich der Hauptmann. Er wäre längst nervös geworden und hätte geschossen. Der Feind, so mutmaßte Viktor, war viel zu nah an das Wrack herangekommen und hatte keinerlei Deckung. Der Kommissar konnte sich seine Ziele also eines nach dem anderen vornehmen, während er selbst in ausreichender Deckung war und zudem den Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte.Nach einigen Schüssen stellte Schreiber sein Feuer ein und setzte erneut über seine Deckung hinweg. Viktor Kulikov zog vorsichtshalber seine Laserpistole und entsicherte sie. Lange Sekunden vergingen, dann eine Minute und mehr. Laute drangen keine zu den zwei Zurückgebliebenen, ausgenommen der allgegenwärtigen Kampfkulisse aus weiter Distanz.
Schreiber setzte zum dritten Mal über die unfreiwillige Barrikade und jagte Viktor erneut einen Schrecken ein, wenngleich diesmal nur einen kleinen.
„Das sollte helfen.“, sagte der Mann in schwarzem Ledermantel und warf seinem Kollegen ein winziges Ledertäschchen zu. Der Empfänger reagierte sofort, wie sollte es auch anders sein. Das Täschchen stammte aus der Minimalstausrüstungspalette der samarianischen Garde und enthielt ein Schmerzmittel und ein Schlafmittel. Viktor öffnete mit geübten Handgriffen das Behältnis und setzte dem stöhnenden Piloten sofort eine Spritze, die mit dem Schmerzmittel, an die Halsschlagader. Es dauerte nur Augenblicke, ehe das tiefe Stöhnen des Verwundeten sich in ein Keuchen gewandelt hatte. Der Mann hielt die Augen fest geschlossen und seine Brust senkte und hob sich in einem gleichmäßigen, immer ruhiger werdenden Rhythmus. Der Hauptmann beschloss, am besten auch das Schlafmittel zu verabreichen, um den Verletzen die Wartezeit zu erleichtern. Aber die Wartezeit worauf, fragte er sich.
„Denken Sie, dass man unseren Absturz registriert hat? Wird ein Bergungskommando kommen?“, fragte er, nachdem der Pilot endlich in einer wohligen Betäubung ruhte. Der Kommissar antwortete mit einem Schulterzucken.
„Selbst wenn man unseren Absturz mitbekommen hat, was ich anzweifle, wissen sie nicht, wer überhaupt in dem Gleiter gewesen war, man kennt wahrscheinlich nicht unsere genaue Position und, soviel ist gewiss, man hat genug andere Probleme.“
Viktor bemerkte, wie der Kommissar den Energielevel seines Laserkarabiners erhöhte.
„Dagegen bin ich mir sicher,“, fuhr er nach einer kleinen Pause fort, „dass man das Verschwinden dieses Trupps garantiert mitbekommen hat. Es werden bald weitere Feindkräfte hier eintreffen. Wie geht es dem Piloten?“
„Ich bin mir nicht sicher, bin schließlich kein Arzt, aber er scheint stabil zu sein. Keine offenen Blutungen, die Schmerz- und Schlafmittel haben gut gewirkt.“
Schreiber gab ein undefinierbares Grunzen von sich. Wohl ein Laut der Kenntnisnahme. Es folgte Schweigen.
„Ob diese merkwürdigen Feinde etwas mit dem gegenwärtigen Problem zu tun haben?“, fragte Viktor, da ihm nichts besseres einfiel, um das Schweigen zu brechen. Es erfüllte seinen Zweck.
„Ich bin mir sicher, dass sich diese Rebellen erst vor höchstens einem Tag formiert haben können. Das bedeutet, dass ihr Anführer ziemlich überzeugende Argumente zu haben scheint. Wäre er vorher in Erscheinung getreten, hätte ich in meiner Behörde Hinweise bekommen müssen. Und außerdem, können Sie sich vorstellen, dass einige dürftig ausgerüstete, schlecht ausgebildete Rebellen unsere Führung dermaßen in Aufruhr versetzen würden? Normalerweise hätte man die Rädelsführer von Arbitratoren einfangen lassen und exekutiert, sämtliche Rebellen auf offener Straße erschossen und zuletzt ihren Besitz konfisziert.“
„Aber momentan scheinen unsere Truppen nicht ganz so schnell vorzurücken. Oder wie erklären Sie, dass immer noch keiner hier ist, nach fast vierzig Minuten?“, warf Viktor ein. Er meinte nicht wirklich, was er sagte, aber er musste dem Kommissar eine Frage stellen, um auch eine Erklärung zu erhalten.
„Sie nutzten die bereits herrschende Verwirrung. Die Verantwortlichen waren mit der Durchsuchung der Stadt beschäftigt, sodass ihnen die Konzentration dieser kleinen Revolte entging. Die wahre Bedrohung ist sicherlich eine andere.“
„Und meinen Sie, dass die beiden Vorfälle miteinander in Verbindung stehen?“
„Selbstverständlich stehen sie in Verbindung. Ohne das Chaos hätten die Rebellen keine Chance gehabt, auch nur eine halbe Stunde zu bestehen.“
Viktor hatte den Verletzten sicher im Schatten des beschädigten Gleiters untergebracht und stellte sich nun neben den Kommissar, der immer noch auf die Straße vor ihnen blickte. Zu ihrem Glück waren sie in der Ecke eines Platzes niedergegangen. Viktor kannte sich nicht in allen Sektoren Meridians aus, aber dieser Platz war wohl nicht unweit der nächsten Verwaltungs- und Versorgungsstation.
„Ich bezog mich eher auf die Ursachen, wissen Sie.“, fuhr Viktor fort.
„Meinen Sie, weil unsere Führung sich, wie es aussieht, vom Imperium abgewendet hat, sie all diese Probleme erst geschaffen hat?“
Der Hauptmann blickte den schwarzgewandeten Mann neben sich verwirrt an. Es dauerte einen Moment, bis der Samarianer verstand. Sein Leben lang war er seinen Führern treu gewesen und so dauerte es seine Zeit, bis Schreibers Worte zu ihm vordrangen. Er innerte sich zudem, dass Schreiber kein Samarianer sein konnte, zumindest nicht von Geburt, mit solch einem Nachnamen.
„Nein. Ich kritisiere nicht die Regierung, den Gouverneur oder den Militärrat. Außerdem habe ich nicht viel mit dem Imperium zu schaffen. Alles, was ich über das Imperium weiß, habe ich während meiner Zeit bei den extraplanetaren Truppen gelernt.“
Der Kommissar nickte, offensichtlich verstehend, welche Fehlannahme er gemacht hatte. Als Kommissar war ihm die Thematik um das Imperium und Treue zu diesem präsenter, er hatte seinen Standpunkt nicht mit dem der meisten Samarianer verglichen.
„Vielmehr frage ich mich, ob Explosionen und Rebellen nicht die selben Drahtzieher haben?“, schloss Viktor Kulikov.
„Spekulativ wäre dies möglich, aber wir haben weder Beweise noch Anhaltspunkte für eine solche Annahme. Und Spekulationen halten uns vom Handeln ab.“
Sein Gesprächspartner zog eine Grimasse.
„Handeln? Was können wir schon tun, außer hierbleiben und warten?“
„Nun.“, sagte Schreiber, der Viktor flüchtig den Blick zuwandte. „Ich habe Ihnen nicht alles gezeigt, was ich bei unseren Feinden dort vorne entdeckt habe.“ Dabei deutete er in Richtung der Leichen, die etwa in zehn Metern Entfernung vom Gleiterwrack am Boden lagen, ausnahmslos alle mit Laserwunden im Kopf. Der Kommissar war ein guter Schütze.
„Auch wenn die Rebellensoldaten schlecht ausgebildet waren, so war ihr Anführer doch kein Anfänger. Als ich mir mein erstes Zeil nahm, konnte ich nicht sagen, wer tatsächlich diesen Trupp anführte, ich erkannte keine mir etwas sagenden Zeichen auf den Uniformen. Also schoss ich auf den, der mir am nächsten war. Die Übrigen reagierten viel zu langsam, zwei blieben sogar einfach auf der Stelle stehen. Ein Mann allerdings, der graute Riese dort hinten,“ Es folgte ein Nicken in die entsprechende Richtung. „warf sich sofort zu Boden. Er hatte mich entdeckt und angelegt. Mein Vorteil war die Deckung und das bereits angelegte Gewehr. Ich fragte mich, was einen samarianischen Soldaten, selbst wenn er bereits außer Dienst steht, dazu bringt zu rebellieren. Ich untersuchte also seine Überreste.“
„Und?“, fragte der Hauptmann, dessen Mimik andeutete, dass er auf neue Erkenntnisse wartete.
„Nichts. Zumindest nichts hilfreiches.“
Viktor verzog das Gesicht.
„Das ist ein Scherz.“
„Ich fand dieses Heft.“, fuhr Schreiber den Einwand ignorierend fort. „Es enthält grob eine Beschreibung unseres Gleiters. Also war dieser Trupp speziell auf die Untersuchung der Absturzstelle angesetzt. Und hier kommt der Punkt, der uns womöglich hilft. Sollte der Feind seinen Trupp vermissen, werden sie weitere Männer schicken, um die Sache zu überprüfen. Wir stellen auf diesen eine Falle und sehen, welche Informationen wir bekommen. Ist Ihnen diese Aufgabe sinnvoll genug?“
Viktor deutete auf die toten Körper.
„Dann lassen Sie uns diese schnell außer Sicht schaffen. Dass Sie den Trupp erledigten, ist fast sechs Minuten her.“
„Leider zu spät.“, sagte der Kommissar mit einem Blick in eine andere Richtung. Als Viktor sich umwandte, erkannte er vier Männer, die sich ihnen näherten. Er entsicherte die Pistole.
„Hoffentlich sind sie so dumm, sich die Leichen aus der Nähe anzusehen.“
Intermezzo: Zwei Mann und ein Verwundeter
Nachdem ihr Gleiter mitten im besetzen Stadtsektor runtergegangen war, wunderten sich Schreiber und Viktor Kulikov, dass sie den Aufprall und die folgende Schlitterpartie beinahe unbeschadet überstanden hatten. Dem Leutnant, der sie geflogen hatte, war es nicht ganz so gut ergangen. Die Wand, welche den über den Asphalt donnernden Gleiter zum Stillstand brachte, klemmte ein Bein des Mannes zwischen seinem Sitz und der aus ihren Verankerungen gelösten Steuerkonsole ein. Nach dem Absturz waren die beiden Offiziere mit einiger Mühe aus dem Wrack gekrochen, ehe sie mit dem Energieschwert des Kommissars den Piloten aus seiner misslichen Lage befreiten. Das Bein des Mannes wies mehrere Knochenbrüche und -splitterungen auf, sodass ein schnelles Vorankommen ausgeschlossen war. Und wenig später waren sie schon da.
Viktor kümmerte sich gerade hinter dem Gleiterwrack um den Piloten, der sich vor Schmerzen kaum rühren konnte, als Kommissar Schreiber mit einem beeindruckenden Sprung über ihre Deckung hinweg setzte und etwas unsanft neben den anderen beiden Soldaten wieder den Boden erreichte. Lautlos fluchend kam er wieder auf die Beine, in einer hockenden Position, und zog seinen Laserkarabiner von der Schulter. Eigentlich hatte er den Laserkarabiner aus der demolierten Pilotenkanzel gezogen und kurzerhand requiriert, da der Mann, für den es vorgesehen war, es sowieso nicht würde benutzen können. Er brachte sich hinter dem Gleiter in Stellung und legte auf einen Feind außerhalb Viktors Sichtfeld an. Der Hauptmann blickte den Kommissar nur kurz an, bevor er mit der provisorischen Behandlung des mittlerweile fast bewusstlosen Leutnants fortfuhr.
„He, bleiben Sie wach. Hören Sie!“, schrie Viktor den Mann an.
„Seien Sie leiser, Hauptmann.“, zischte der Kommissar. Er hatte noch nicht abgedrückt, doch an der Bewegung seines Karabiners konnte man erkennen, dass er bereits ein Ziel genommen hatte.
„Ich muss den Piloten irgendwie stabil bekommen. Durch den Schock befürchte ich, dass er einen Herzkrampf bekommen wird.“
Der Kommissar blickte weiter stur durch den Diopter der Waffe.
„Haben Sie etwas in dem Erste- Hilfe Kasten?“
„Nein.“, antwortete Viktor mit einem Kopfschütteln, auch wenn Schreiber diese Geste gar nicht sehen konnte. Zumindest hatte der Pilot dadurch seinen Blick wieder auf ihn gerichtet. „Dieser Kasten ist ein kleines, ziviles Exemplar. Es ist nicht für solche Fälle ausgelegt.“
„Warten Sie hier.“, sagte der Kommissar, völlig unvermittelt für Viktor. Sein Finger krümmte sich um den Abzug. Mehrere Strahlen kohärenten Lichtes verließen den Karabiner, Schreie und Rufe ertönten. Eine Stimme brüllte Befehle. Die Männer konnten höchsten zwei Dutzend Meter entfernt sein. Der Kommissar war wohl ein kalter Hund, dachte sich der Hauptmann. Er wäre längst nervös geworden und hätte geschossen. Der Feind, so mutmaßte Viktor, war viel zu nah an das Wrack herangekommen und hatte keinerlei Deckung. Der Kommissar konnte sich seine Ziele also eines nach dem anderen vornehmen, während er selbst in ausreichender Deckung war und zudem den Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte.Nach einigen Schüssen stellte Schreiber sein Feuer ein und setzte erneut über seine Deckung hinweg. Viktor Kulikov zog vorsichtshalber seine Laserpistole und entsicherte sie. Lange Sekunden vergingen, dann eine Minute und mehr. Laute drangen keine zu den zwei Zurückgebliebenen, ausgenommen der allgegenwärtigen Kampfkulisse aus weiter Distanz.
Schreiber setzte zum dritten Mal über die unfreiwillige Barrikade und jagte Viktor erneut einen Schrecken ein, wenngleich diesmal nur einen kleinen.
„Das sollte helfen.“, sagte der Mann in schwarzem Ledermantel und warf seinem Kollegen ein winziges Ledertäschchen zu. Der Empfänger reagierte sofort, wie sollte es auch anders sein. Das Täschchen stammte aus der Minimalstausrüstungspalette der samarianischen Garde und enthielt ein Schmerzmittel und ein Schlafmittel. Viktor öffnete mit geübten Handgriffen das Behältnis und setzte dem stöhnenden Piloten sofort eine Spritze, die mit dem Schmerzmittel, an die Halsschlagader. Es dauerte nur Augenblicke, ehe das tiefe Stöhnen des Verwundeten sich in ein Keuchen gewandelt hatte. Der Mann hielt die Augen fest geschlossen und seine Brust senkte und hob sich in einem gleichmäßigen, immer ruhiger werdenden Rhythmus. Der Hauptmann beschloss, am besten auch das Schlafmittel zu verabreichen, um den Verletzen die Wartezeit zu erleichtern. Aber die Wartezeit worauf, fragte er sich.
„Denken Sie, dass man unseren Absturz registriert hat? Wird ein Bergungskommando kommen?“, fragte er, nachdem der Pilot endlich in einer wohligen Betäubung ruhte. Der Kommissar antwortete mit einem Schulterzucken.
„Selbst wenn man unseren Absturz mitbekommen hat, was ich anzweifle, wissen sie nicht, wer überhaupt in dem Gleiter gewesen war, man kennt wahrscheinlich nicht unsere genaue Position und, soviel ist gewiss, man hat genug andere Probleme.“
Viktor bemerkte, wie der Kommissar den Energielevel seines Laserkarabiners erhöhte.
„Dagegen bin ich mir sicher,“, fuhr er nach einer kleinen Pause fort, „dass man das Verschwinden dieses Trupps garantiert mitbekommen hat. Es werden bald weitere Feindkräfte hier eintreffen. Wie geht es dem Piloten?“
„Ich bin mir nicht sicher, bin schließlich kein Arzt, aber er scheint stabil zu sein. Keine offenen Blutungen, die Schmerz- und Schlafmittel haben gut gewirkt.“
Schreiber gab ein undefinierbares Grunzen von sich. Wohl ein Laut der Kenntnisnahme. Es folgte Schweigen.
„Ob diese merkwürdigen Feinde etwas mit dem gegenwärtigen Problem zu tun haben?“, fragte Viktor, da ihm nichts besseres einfiel, um das Schweigen zu brechen. Es erfüllte seinen Zweck.
„Ich bin mir sicher, dass sich diese Rebellen erst vor höchstens einem Tag formiert haben können. Das bedeutet, dass ihr Anführer ziemlich überzeugende Argumente zu haben scheint. Wäre er vorher in Erscheinung getreten, hätte ich in meiner Behörde Hinweise bekommen müssen. Und außerdem, können Sie sich vorstellen, dass einige dürftig ausgerüstete, schlecht ausgebildete Rebellen unsere Führung dermaßen in Aufruhr versetzen würden? Normalerweise hätte man die Rädelsführer von Arbitratoren einfangen lassen und exekutiert, sämtliche Rebellen auf offener Straße erschossen und zuletzt ihren Besitz konfisziert.“
„Aber momentan scheinen unsere Truppen nicht ganz so schnell vorzurücken. Oder wie erklären Sie, dass immer noch keiner hier ist, nach fast vierzig Minuten?“, warf Viktor ein. Er meinte nicht wirklich, was er sagte, aber er musste dem Kommissar eine Frage stellen, um auch eine Erklärung zu erhalten.
„Sie nutzten die bereits herrschende Verwirrung. Die Verantwortlichen waren mit der Durchsuchung der Stadt beschäftigt, sodass ihnen die Konzentration dieser kleinen Revolte entging. Die wahre Bedrohung ist sicherlich eine andere.“
„Und meinen Sie, dass die beiden Vorfälle miteinander in Verbindung stehen?“
„Selbstverständlich stehen sie in Verbindung. Ohne das Chaos hätten die Rebellen keine Chance gehabt, auch nur eine halbe Stunde zu bestehen.“
Viktor hatte den Verletzten sicher im Schatten des beschädigten Gleiters untergebracht und stellte sich nun neben den Kommissar, der immer noch auf die Straße vor ihnen blickte. Zu ihrem Glück waren sie in der Ecke eines Platzes niedergegangen. Viktor kannte sich nicht in allen Sektoren Meridians aus, aber dieser Platz war wohl nicht unweit der nächsten Verwaltungs- und Versorgungsstation.
„Ich bezog mich eher auf die Ursachen, wissen Sie.“, fuhr Viktor fort.
„Meinen Sie, weil unsere Führung sich, wie es aussieht, vom Imperium abgewendet hat, sie all diese Probleme erst geschaffen hat?“
Der Hauptmann blickte den schwarzgewandeten Mann neben sich verwirrt an. Es dauerte einen Moment, bis der Samarianer verstand. Sein Leben lang war er seinen Führern treu gewesen und so dauerte es seine Zeit, bis Schreibers Worte zu ihm vordrangen. Er innerte sich zudem, dass Schreiber kein Samarianer sein konnte, zumindest nicht von Geburt, mit solch einem Nachnamen.
„Nein. Ich kritisiere nicht die Regierung, den Gouverneur oder den Militärrat. Außerdem habe ich nicht viel mit dem Imperium zu schaffen. Alles, was ich über das Imperium weiß, habe ich während meiner Zeit bei den extraplanetaren Truppen gelernt.“
Der Kommissar nickte, offensichtlich verstehend, welche Fehlannahme er gemacht hatte. Als Kommissar war ihm die Thematik um das Imperium und Treue zu diesem präsenter, er hatte seinen Standpunkt nicht mit dem der meisten Samarianer verglichen.
„Vielmehr frage ich mich, ob Explosionen und Rebellen nicht die selben Drahtzieher haben?“, schloss Viktor Kulikov.
„Spekulativ wäre dies möglich, aber wir haben weder Beweise noch Anhaltspunkte für eine solche Annahme. Und Spekulationen halten uns vom Handeln ab.“
Sein Gesprächspartner zog eine Grimasse.
„Handeln? Was können wir schon tun, außer hierbleiben und warten?“
„Nun.“, sagte Schreiber, der Viktor flüchtig den Blick zuwandte. „Ich habe Ihnen nicht alles gezeigt, was ich bei unseren Feinden dort vorne entdeckt habe.“ Dabei deutete er in Richtung der Leichen, die etwa in zehn Metern Entfernung vom Gleiterwrack am Boden lagen, ausnahmslos alle mit Laserwunden im Kopf. Der Kommissar war ein guter Schütze.
„Auch wenn die Rebellensoldaten schlecht ausgebildet waren, so war ihr Anführer doch kein Anfänger. Als ich mir mein erstes Zeil nahm, konnte ich nicht sagen, wer tatsächlich diesen Trupp anführte, ich erkannte keine mir etwas sagenden Zeichen auf den Uniformen. Also schoss ich auf den, der mir am nächsten war. Die Übrigen reagierten viel zu langsam, zwei blieben sogar einfach auf der Stelle stehen. Ein Mann allerdings, der graute Riese dort hinten,“ Es folgte ein Nicken in die entsprechende Richtung. „warf sich sofort zu Boden. Er hatte mich entdeckt und angelegt. Mein Vorteil war die Deckung und das bereits angelegte Gewehr. Ich fragte mich, was einen samarianischen Soldaten, selbst wenn er bereits außer Dienst steht, dazu bringt zu rebellieren. Ich untersuchte also seine Überreste.“
„Und?“, fragte der Hauptmann, dessen Mimik andeutete, dass er auf neue Erkenntnisse wartete.
„Nichts. Zumindest nichts hilfreiches.“
Viktor verzog das Gesicht.
„Das ist ein Scherz.“
„Ich fand dieses Heft.“, fuhr Schreiber den Einwand ignorierend fort. „Es enthält grob eine Beschreibung unseres Gleiters. Also war dieser Trupp speziell auf die Untersuchung der Absturzstelle angesetzt. Und hier kommt der Punkt, der uns womöglich hilft. Sollte der Feind seinen Trupp vermissen, werden sie weitere Männer schicken, um die Sache zu überprüfen. Wir stellen auf diesen eine Falle und sehen, welche Informationen wir bekommen. Ist Ihnen diese Aufgabe sinnvoll genug?“
Viktor deutete auf die toten Körper.
„Dann lassen Sie uns diese schnell außer Sicht schaffen. Dass Sie den Trupp erledigten, ist fast sechs Minuten her.“
„Leider zu spät.“, sagte der Kommissar mit einem Blick in eine andere Richtung. Als Viktor sich umwandte, erkannte er vier Männer, die sich ihnen näherten. Er entsicherte die Pistole.
„Hoffentlich sind sie so dumm, sich die Leichen aus der Nähe anzusehen.“