Welten in Flammen
+++ Cadia +++
+++ PSZ 06:30 +++
+++ Khor Velok sw Sektor +++
+++ Schutzraum +++
Kyra schreckte aus dem leichten Dösen der letzten Stunden hoch.
Ein schneller Blick in die Runde zeigte ihr, daß sich nichts verändert hatte.Die Monitore und Anzeigen waren immer noch dunkel.Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung nahe des Tores wahr.Eine hagere,leicht gebeugte Gestalt machte sich an den Kontrollen des Tores zu schaffen.Interessiert beobachtete sie weiter,aber nichts geschah,das Tor rührte sich nicht. Der Mann am Eingang drehte sich um und hob Aufmerksamkeit heischend die Hand.Kyra erkannte ihn,ein Techniker, ein Veteran wie sie, ein Soldat Cadias der jetzt immer noch im Dienst seiner Heimat stand.Seine vernarbte linke Gesichtshälfte mit der leeren Augenhöhle sah im schwachen Licht der Notbeleuchtung fast beängstigend aus. Seine rauhe kratzende Stimme paßte perfekt dazu."Mal herhören Leute!",rief er "Ich bin Mastertech Rice. Ich bin für die Wartung dieses Sektors und dieses Schutzraumes zuständig.Hier stimmt etwas nicht.Das hier kann kein technischer Notfall oder eine Fehlfunktion sein. Hier geht etwas anderes vor. Die Türkontrollen wurden manipuliert und reagieren nicht.Nicht einmal das Notprotokoll reagiert. Ich werde..". Ein bebender Schlag gegen das Tor ließ ihn verstummen,Staub rieselte aus den Fugen der Wand und des Tores, ein leises Surren und Fauchen war zu hören.Das Surren wurde lauter und schriller, die Menge wich langsam vom Tor zurück. Kyra reagiete als erste,"Das ist kein Rettungsteam,wir werden angegriffen.Bewaffnen und bereithalten." Gleichzeitig mit ihren Worten griff sie schon in die Notfallkiste nach Splitterweste und Automatikgewehr. Sie schnallte die Magazintasche um und rammte mit einem lauten Klicken ein Magazin in die Waffe und lud diese durch. Wie ein Echo erklang aus dem gesamten Raum das gleiche Geräusch.Stolz wallte in ihr auf.Das war Cadia, auf ihrer Welt war jeder ein Soldat,jeder bereit zu kämpfen.Die Sekunden tröpfelten dahin,im Raum breitete sich ein Geruch wie in den Produktionshallen aus. Der Geruch nach heißem Metall,der immer stärker wurde. Das schrille Surren wurde immer lauter, beinahe unerträglich laut peitschte es auf die angespannte Menge ein. Im Tor wurden glühende Stellen sichtbar, ein doppelt mannshohes Rechteck zeichnete sich ab. Etwas schnitt sich mit Urgewalt einen Zugang durch das nahezu unzerstörbare Tor. Aus dunklem Rot wurde Orange,dann gelb und dann spritzten auch schon heiße Späne und Tropfen flüssigen Ceramitstahls in den Raum.Das rechteckige Stück des Tores kippte nach einem erneuten titanischem Stoß in den Raum.Im flackernden Licht von rotierenden Warnlampen und der Notbeleuchtung sah man drei massive Gestalten in uralten Rüstungen, die aussahen als wären sie mit dem Blut unzähliger Schlachten bedeckt und die das pure Böse ausstrahlten.Mit gepreßter Stimme rief jemand "Cadianer,Angriff !"und wie im Drill eröffnete Kyra das Feuer auf die mittlere Gestalt. Ein halbes Magazin aus der Automatikwaffe prasselte harmlos wie Regen auf die uralte Rüstung, genau wie die Geschosse der anderen Waffen.Mit infernalischem Heulen aus den Voxgeräten der Rüstung und kreischenden Kettenäxten rückten die beiden äußeren Kolosse vor, während der mittlere den linken Arm hob und die Zündflamme eines Flammennwerfers aktivierte.Kettenwaffen trafen auf Körper,Blut und Knochensplitter spritzten durch den Raum,trafen Wände,Lebende,Tote und Sterbende.Eingeweide bedeckten den Boden.Der kupfrige Geruch von Blut mischte sich mit dem Qualm der Treibgase ,Waffenöl,dem dumpfen Geruch toter Körper,scharfem Angstschweiß und heißem Metall. Kyra warf das nächste leere Magazin aus,rammte ein neues in die heiße Waffe,schoß weiter auf die Monstrositäten, die sich durch die Verteiger metzelten. Ein paar Schützen warfen ihre Waffen weg, drängten nach hinten, vergeblich,wohin auch? Wurden von hinten abgeschlachtet, von noch kämpfenden erschossen,wieder nach vorne gedrückt und rutschten zu Boden wie alle anderen Toten. Das Feuer ließ nach als immer mehr Schützen die Munition ausging, die mutigsten oder verzweifeltsten hämmerten mit den Kolben ihrer Waffen auf die Ketzer ein,nur um mit dem nächsten Hieb einer Axt zu den anderen Toten geschickt zu werden. Kyra sprang vor,rammte den Lauf ihres Gewehres in den Spalt,der in einer Rüstung klaffte und schoß die letzten Kugeln hinein. Eine Faust packte Arme und Waffe,quetschte beides schier zu einer Masse zusammen und hob die vor Schmerzen schreinde Frau vor die Linsen des Helms. Durch ihre eigenen Schreie hörte Kyra eine Art Bellen und es brauchte Sekunden,bis sie begriff, das der Herätiker lachte.Er lachte noch als er sie fallen ließ und ihr mit einer beiläufigen Bewegung den Kopf vom Rumpf trennte.
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+++ Cadia +++
+++ PSZ 03:35 +++
+++ Ruinen von Port Ilol +++
Zweifel nagten an ihm,ob er das Richtige getan hatte. Immer wieder glitt seine Hand in den Proviantbeutel,strich über die glatte kühle Oberfläche,vergewisserte sich daß es real war,was er getan hatte. War er zum Ketzer geworden?Hatte er den Schrein eines Heiligen des Imperiums entweiht?War es Frevel,oder Bestimmung? Hatte er die Reliquie gerettet? Sie vor Beschädigung oder Entweihung geschützt oder selbst durch seine Tat den Schrein entweiht?Hatte er sich selbst verdammt?
Sein Verstand war von den Ereignissen der letzten Tage überfordert,seine Gedanken drehten sich im Kreis, sein Geist war aufgewühlt,so wie sein Körper ausgelaugt. Mechanisch stolperte er weiter,sich dunkel an ein Ziel erinnernd. Eines seiner vorher festgelegten Schützennester. Dumpf hämmerte sein Verstand,trieb ihn zur Eile an,rief ihm aber gleichzeitig die in Fleisch und Blut übergegangenen Prinzipien ins Gedächtnis. Instinktiv blieb er von Zeit zu Zeit stehen,blickte sich sichernd um,prüfte die Umgebung und hastete dann weiter. Endlich hatte er es geschafft, nur noch die Treppen und Leitern zur Kuppel des ehemaligen Archives und er konnte etwas verschnaufen.
Nach einem schier endlos erscheinenden Aufstieg hatte er es geschafft und brach in der schattigen, geschützten Ecke der Stellung regelrecht zusammen.
Dumpfes Grollen weckte ihn in der Morgendämmerung, irgendwo östlich von seiner Position fand ein Gefecht statt.Achselzuckend wandte er sich ab und begann die nähere Umgebung zu beobachten,er wollte weiterkämpfen.Während er mechanisch die Ruinen musterte,mögliche Feindstellungen, Bewegungsrouten und Beobachtzungspunkte checkte,griff seine freie Hand immer wieder nach dem glatten, kühlen Kristall der Reliquie.Ein Gefühl von Zuversicht und Stärke durchströmte ihn.Selbst wenn er hier starb war sein Tod nicht umsonst,er hatte einen hohen Preis von den Ketzern gefordert. Hauk lächelte wehmütig, wie hoch der Preis auch war,es hatte anscheinend nicht gereicht,seine Heimat brannte. Aber Trümmer können wieder aufgebaut, Fabriken neu errichtet, Planeten neu besiedelt werden. Das ist Cadia, sie würden standhalten.
+
Charr beschleunigte seine Schritte.Wütend stampfte er vorwärts,jeder Schritt ein Tritt für diese Welt. Nutzlose Prediger, lächerliche Priester. Am liebsten hätte er den Boden dieser Welt mit ihrem Blut getränkt.Ihm wäre es recht gewesen,es hätte seinem Zorn ein Ventil gegeben. Ihre Rituale gaben keinen Hinweis,kein Zeichen,nutzloses Pack. Seine gepanzerte Faust umklammerte fest den mit Haut umwickelten Griff seiner uralten Waffe, seine Sinne bebten in Vorfreude auf das Blutvergießen.
Über den Kommkanal war die Meldung eingegangen,daß eine Patrouille unter Beschuß eines Scharfschützen geraten war. Charr knirschte mit den Zähnen,der Schädel dieser Made würde seine Trophäe sein. Das zerstörte Archiv kam in Sicht. Er wäre gerne direkt darauf zugestürmt,daß Schicksal seiner Brüder riet ihm aber etwas taktischer vorzugehen. Seine Helmsensoren zeigten ihm den möglichen Standort des Schützen, also näherte er sich so,daß er außer Sicht blieb. Das letzte Stück würde im Sturmlauf möglich sein und dann…
Ein Schlag gegen den Helm riß seinen Kopf zur Seite, Sensoren meldeten moderate Beschädigungen der Rüstung,Signale blinkten auf dem HUD des Helmes. Das alles ignorierend aktivierte Charr die Axt und stürmte brüllend vorwärts. Wut umhüllte seinen Geist wie ein roter Nebel,Khornes Namen preisend stürmte er vorwärts,nur noch die Vernichtung dieses Sterblichen vor Augen.Während er die Treppe hinauf stampfte registrierten die Helmsensoren eine Bewegung an der Außenwand,sein Feind versuchte zu fliehen. Wie ein Feigling ließ er sich an einem Seil herab, zornig hieb Charr auf die Wand neben der Treppe ein.
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Hauk erstarrte für eine Sekunde,als sein letzter Schuß den Ketzer Marine nur streifte und sich dieser nun rennend und brüllend auf ihn zu bewegte. Instinktiv sammelte er seine Ausrüstung ein,als er schon die stampfenden Tritte auf der Treppe hörte. Die ganze Ruine schien unter dem Ansturm zu beben. Hektisch warf er das Seil über den Rand,prüfte kurz den Sitz des Knotens und begann den Abstieg.Die Hälfte der Strecke war geschafft,als die Wand über ihm förmlich explodierte und ihn mit Steinen,Splittern und Staub überschüttete. Hart an Schulter und Armen getroffen,rutschte Hauk unkontrolliert nach unten.Hastig löste er sich vom Seil und rannte los,als in einer weiteren Wolke aus Steinen und Staub über ihm die gepanzerte Gestalt des Verräters durch die Wand brach und hinter ihm zu Boden krachte. Die Schockwelle riß Hauk von den Beinen und ließ ihn schmerzhaft in die Trümmer krachen. Panisch tastete er nach seiner Waffe,versuchte sich auf den Rücken zu rollen um kämpfend unter zu gehen.
Der Ketzer stampfte jetzt langsam näher,spielte mit den Kontrollen der Kettenaxt,so daß die rotierenden Zähne förmlich ein schrilles Lied sangen, während er mit der Waffe auf sein Opfer deutete. Verzweifelt stieß Hauk mit dem Fuß nach der Gestalt,als könnte er sie dadurch aufhalten."Der Zorn des Imperators soll dich treffen", stieß er trotzig wie ein Mantra aus, während er rückwärts kroch.Ein Hitzestrahl ließ die Luft über ihm kurzzeitig kochen und seine Haarspitzen verdampfen.Seine Haut brannte wie unter starken Sonnenstrahlen. Das alles registrierte er im Bruchteil einer Sekunde, genau wie das Kopfgroße,qualmende Loch in der Brust des Verräters, dessen gerüsteter Körper jetzt unter dem Einschlag großkalibriger Boltgeschosse nach hinten kippte.Die kreischende Axt entglitt den kraftlosen Fingern und verstummte. Schluchzend atmete Hauk tief ein und sah sich um. Hinter ihm stand in den rauchenden Trümmern ein Trupp gerüsteter, offensichtlich weiblicher Gestalten,mit qualmenden Boltern und einem sich abkühlenden Melter in den Händen.Langsam kamen sie näher und er erkannte dunkle purpurne Roben über schwarzen Rüstungen, die mit imperialen Symbolen und dem Zeichen der ehernen Lilie verziert waren.Der Trupp schwärmte sichernd aus, während die Anführerin ein vor Energie knisterndes Schwert zog und dem gefallenen Ketzer mit einem harten Hieb den Kopf abschlug und ihm anschließend das Schwert tief in die Brust rammte. Hauk rutschte langsam in eine sitzende Position,als sich die Anführerin zu ihm umdrehte und ihm ihre Hand entgegen streckte.Voller Dankbarkeit wollte er danach greifen,aber sie wurde ruckartig zurück gezogen und in einer fordernd winkenden Geste erneut ausgesteckt.Erkenntniss dämmerte in Hauk auf und er reichte der Schwester den Beutel mit der Reliquie.Kurz hineinsehend nickte sie und der Trupp sammelte sich und begann sich zum Abmarsch zu formieren.Mit offenem Mund sah er ihnen hinterher,als sich die Anführerin zu ihm umdrehte und erneut herrisch mit der Hand winkte ihnen zu folgen. Mit wiederkehrendem Stolz und etwas Hoffnung begann er seine Waffe und die restliche Ausrüstung aufzusammeln. Kurz nahm er noch ein Bild seiner zerstörten Heimatstadt in sich auf."Wir kehren zurück und kämpfen!",preßte er hervor. Der Trupp Sororitas drehte sich wie ein Mann zu ihm hin und nickte kurz bestätigend.
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+++ Cadia +++
+++Abenddämmerung +++
+++ Kasr Shylo +++
+++ vor den Mauern +++
Mit trüben Augen sah Master Sergeant Bowden sich um. Er spürte wie er langsam starb,es war ihm egal.Ächzend und Schleim aushustend drehte er sich um. Überall um ihn herum war nur Tod.Seine Kameraden,bekannte und unbekannte,seine Rekruten,Offiziere,Astartes und sogar Abhumane lagen hier in Tod und Sterben vereint.Eine Welle Angreifer nach der anderen war an die lange Mauer gebrandet,schwere Artillerie, Raketen,Geschoße aller Kaliber, Laserstrahlen, Säure und Krankheit hatte der Feind gegen sie aufgeboten und sie hatten standgehalten. Die Mauern brachen,hunderte in den Tod reißend und sie hielten stand.Eine Welle abgerissener Gestalten,von Krankheiten gezeichnet, angetrieben von Giganten in aufgequollenen und korrumpierten Rüstungen, die ein Miasma von Tod und Verfall umwehte war über sie gekommen und sie hatten standgehalten.
Das Kasr war gefallen,aber wenn er den Blick hob sah er noch Hoffnung. Er sah die leuchtenden Punkte der Triebwerke von Leichtern,Truppentransportern und Barken, die sich von dem gequälem Planeten entfernten. Dort war Leben,dort war die Hoffnung wieder zu kehren und zu kämpfen.Das hier ist Cadia,Cadia hält stand.
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