"Ossis als Kanonenfutter?"

yinx

Erwählter
08. Oktober 2006
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Die aktuelle Titelschlagzeile des Berliner Kurier.
Ist doch unglaublich, kaum hat die Boulevardpresse keine Promiskandale mehr, sucht sie sich ein anderes Thema, um es zu verreissen - wie immer!
Wo keine Probleme sind werden welche geschaffen.:mellow:
Als ich vorhin unterwegs war hab ich aus dem Fenster des Busses diese Schlagzeile gesehen und dann im WWW kurz geguckt, was es damit auf sich hat.
Lest selbst: Ossis als Kanonenfutter
Der Kommentar von diesem Historiker ist sogar noch drastischer auf OTZ
Im Internet gibt es schon einige Artikel dazu und manchmal muss man echt verzweifeln.
In "der linken Zeitung" wird behauptet, dass die Deutschen aus den neuen Bundesländern freiwillig nach Afghanistan gehen würden, weil sie einen überdurchschnittlich hohen Anteil an ausländerfeindlichen Leuten hätten.
Dann gibt es noch die Theorie, dass sich "die Reichen" vorm Krieg drücken, oder das Ossis tatsächlich als "Kanonenfutter" dienen.

Ich würde behaupten, es ist eine Kombination aus Zufall und der erhöhten Arbeitslosenquote in den neuen Bundesländern. Perspektivlosigkeit treiben viele Leute in die Arme der Bundeswehr. Ich denke, es gibt dort auch einige, die sich nicht viel anderes vorstellen kann. Es wird ja auch außerordentlich gut bezahlt. Ich habe einen Freund, der freiwillig nach Afghanistan will. Zusätzlich zum Grundsold gibt es pro Tag in Afghanistan 110,- Euro.

Ich hoffe ich entfessel hiermit nicht zwingend wieder eine Debatte über die Sinnhaftigkeit des Krieges in Afghanistan. ^_^

Um eure Meinungen wird gebeten.
 
Bis auf die etwas störende reißerische Schlagzeile (irgendwie muss man die Leute ja aufmerksam machen), ist da doch viel Wahres dran. Die Statistiken stimmen und du sagst ja selbst, dass die Perspektivlosigkeit in den neuen Bundesländer dafür sorgt, dass sie einen hohen Anteil an Rekruten stellen. Dass sich die "Reichen" eher vor dem Grundwehrdienst drücken, denke ich, stimmt auch. Aus meinem Abijahrgang sind nur 4 oder 5 zur Bundeswehr, die anderen haben Zivi gemacht (oder mussten weder das eine noch das andere - wie ich auch 😛). Und ja, bevor eine Anmerkung kommt, wir haben ein Bildungsystem dass reiche bevorzugt, deshalb war der Großteil meines Jahrgangs aus "besserem Hause" was die Finanzen der Eltern angeht, deshalb kann ich das durchaus als Beispiel nutzen. Das macht die Bundeswehr dann durchaus zu einer "Unterschichten Armee" und widerspricht dem Grundgedanken des "Bürger in Uniform" und der Idee dass die Armee ein Spiegelbild der Gesellschaft sein sollte.
 
Ich hoffe ich entfessel hiermit nicht zwingend wieder eine Debatte über die Sinnhaftigkeit des Krieges in Afghanistan. ^_^
Da der Großteil des Forums ohnehin in Opposition zum Afghanistaneinsatz steht, vermutlich nicht.

Rein gefühlsmäßig ist es allerdings so, dass von den Leuten, die ich kenne und die aus eher wohlhabenden (wobei das relativ ist) Familien stammen, ca. 75% eher Zivildienst machen. Allerdings kenne ich auch viele Leute, auf meiner Schule und in meiner Klasse, die auf jeden Fall ihren Wehrdienst leisten wollen und eine Hand voll (mich eingeschlossen), die eine Karriere bei der Bundeswehr zumindest nicht komplett ausschließen würden. Und wenn man bei einer Kampfkompanie landet, dann ist die Frage ja nicht, ob, sondern wie oft man in den Einsatz muss.

Ich denke auch, man muss da gesondert betrachten, wer in der Bundeswehr wo hin will. Die, die Offizierslaufbahn einschlagen, werden da sicherlich nicht aus Perspektivlosigkeit hin wollen, denn es gibt entspanntere Dinge, als ein Studium an einer BW-Uni.

Dass in den Mannschaftsdienstgraden ein Überschuss an "Ossis" vorhanden ist, finde ich nicht verwunderlich. Das liegt aber mit Sicherheit nicht an der höheren Ausländerfeindlichkeit, die da ja ach so verbreitet ist (Deppen, insbesondere die braune Sorte, gibt's überall), sondern viel mehr an der immer noch geringeren beruflichen Perspektive und den anders verteilten Verhältnissen, was die Abschlüsse angeht. Das hat nichts mit "Kanonefutter" zu tun, es ist einfach nur so, dass die Mannschaftsdienstgrade naturgemäß zahlreicher vertreten sind, als Unteroffiziere und Offiziere. Und wenn einfach die Qualifikation für eine bestimmte Laufbahn bei vielen potenziellen Kandidaten im Osten fehlt, wobei dann natürlich auch die geringere Aussicht auf Arbeit eine Rolle spielt, ist die Verlockung, sich für X Jahre zu verpflichten, mit Aufstiegschancen und einem festen und sicheren (ihr wisst, wie ich das meine...) Arbeitsplatz, groß. Insofern ist der Artikel der Sprung auf den fahrenden Zug, nämlich der Kritik an der Bundeswehr, gerechtfertigt oder nicht. Das Verhältnis von Bildung zu Dienstgrad ist in so gut wie allen Armeen das Gleiche, da ist die BW keine Ausnahme. Wenn überhaupt eher ein positives Beispiel, wenn man sich ansieht, was in den USA alles auf Menschen schießen darf...die Fakten aus dem artikel sind zwar korrekt, die Schlussfolgerung geht aber IMO größtenteils in die falsche Richtung.

Mir ist egal, ob ein Ossi oder Wessi dort kaempft, sofern die sich nicht nur fuer die Kohle interessieren, sondern auch sich mit den Problemen (oder zu neudeutsch Meta-Gaming) auseinandersetzen (koennen).

Hätt's nicht besser ausdrücken können...
 
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Da kann ich mal bei NGF unterschreiben. Bei mir waren nur 5/43 Leuten beim Bund, der Rest ausgemustert (als Leistungssportler nicht mehr zu gebrauchen) oder Zivi.
Die Schlagzeile "Ossis als Kanonenfutter" finde ich ziemlich daneben und die Behauptung "Killer mit HaSS-Attitueden" dort hinzuschicken ist noch schlimmer. Mir ist egal, ob ein Ossi oder Wessi dort kaempft, sofern die sich nicht nur fuer die Kohle interessieren, sondern auch sich mit den Problemen (oder zu neudeutsch Meta-Gaming) auseinandersetzen (koennen).

Da der Großteil des Forums ohnehin in Opposition zum Afghanistaneinsatz steht, vermutlich nicht.
Dann bitte ich doch gleich mal ein paar Umfragen dranzuhaengen bez.
Wehrdienst im Allgemeinen
Einstellung der Forumsteilnehmer zum Krieg in Afghanistan

ca. 75% eher Zivildienst machen. Allerdings kenne ich auch viele Leute, auf meiner Schule und in meiner Klasse, die auf jeden Fall ihren Wehrdienst leisten wollen und eine Hand voll (mich eingeschlossen), die eine Karriere bei der Bundeswehr zumindest nicht komplett ausschließen würden.
Wobei ich DAS wieder so unfair finde, da es schliesslich eine WehrPFLICHT gibt! Und diese sollte auch die Damen einschliessen, womit wir wieder bei gleichen Rechten ohne gleiche Pflichten sind.... Evtl. versucht man es mal mit Heinleins Ansatz...
 
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Mich widert es nur an wie gewisse Personen (Politiker und Interessenvertreter) , versuchen 4 Tote (zum Vergleich in einer Woche sterben in Deutschland ca 7 Menschen bei Autounfällen) für ihre Zwecke auszuschlachten und dann noch davon reden das sie Respekt vor den Soldaten hätten.

Und die Armee war schon immer Unterschicht und von Kanonenfutter... würde voraussetzten das es kämpfe gibt bei denen man entbehrliche Truppen losschickt.

Ich frage mich was passiert wenn eine zufällig rein Türkischstämmige Patrollie in Fetzen gesprengt wird, Ich kann die Wutreden des türkischen Premies schon hören. 🙄

Hach ja unsere Medien...... sind auch irgendwie Unterschicht :lol:
 
Wie gesagt, es kommt auch auf den Artikel an... ich habe ein paar gelesen und nicht alle verlinkt, man findet sie recht leicht über Google.
Ich denke die Perspektivlosigkeit ist ein Mitgrund dafür. Das die Statistik bestimmt will ich nicht bezweifeln, doch nicht jede Statistik ist frei von Zufall.
Viel mehr könnte es auch daran liegen, dass es im westlichen Teil Deutschlands den Zivildienst schon viel länger gibt und wohl manche Väter dafür sorgen, dass ihren Traditionen gefolgt wird, sowohl im Westen als auch im Osten.
Ich würde nicht behaupten, dass sich die Reichen drücken. Viele Leute haben schlichtweg keinen Bock auf Bund. ZB auch ich, auch wenn mein Vater gerne wollte, dass ich Bund mache.
Ich habe nicht alle "Werdegänge" von den Leuten aus meinem Jahrgang verfolgt, doch die jenigen die Bund machen, sind eher die, die mit der Geburt das richtig dicke Geld gezogen haben. Das nur 4-5 aus deinem Jahrgang Bund gemacht haben, liegt wohl auch daran, dass es insgesamt nur noch 30.000 Wehrdienstleistende im Jahr gibt, aber bis 150.000 Zivildienstleistende. (Durchschnittswerte)
Wo genau unser Bildungssystem Reiche bevorzugt (bis nach dem Abi), ist mir nicht wirklich ersichtlich. Ich war auf einem Gymnasium, keiner Gesamtschule oder so was.
Jeder konnte hier hin, war keine Privatschule und auch keine katholische oder etwas ähnliches. Schulbücher für Sozialhilfeempfänger wurden gestellt. Ansonsten gab es noch die Möglichkeit, ein drittel des Preises der Bücher zu bezahlen, sie aber nach Gebrauch der Schule zu überlassen. Kinder konnten bei uns Musikinstrumente lernen und geliehene von der Schule nach Hause zum Üben mitnehmen. (macht mein Bruder so, der lernt Klarinette) Und es gab einen Proberaum für Bands.
Ich möchte nicht behaupten, dass ärmere Kinder genau die gleichen Chancen haben wie Reiche, aber in unserem Schulsystem ist mir das so nicht offensichtlich. Ich lasse mich gerne von dir belehren. 🙂
 
Wo genau unser Bildungssystem Reiche bevorzugt (bis nach dem Abi), ist mir nicht wirklich ersichtlich. Ich war auf einem Gymnasium, keiner Gesamtschule oder so was.
Das ist hier eher Nebenthema, aber man sieht es daran, dass der soziale Status der Eltern und die Empfehlung welche Schulform das Kind besuchen soll, oft entsprechend sind. Ärmere Eltern können sich auch oft die Nachhilfe nicht leisten, die nötig wäre. Aber egal, das nur so am Rande.
 
Wobei ich DAS wieder so unfair finde, da es schliesslich eine WehrPFLICHT gibt!
Joa. Ich denke, man ist die Sache falsch angegangen, als man den Zivi im Endeffekt zur Wahl freigegeben hat und jede proforma-Verweigerung durchgehen gelassen hat.

Aus meinem näheren Bekanntenkreis sind eigentlich nur 2 meiner Freunde und ich bei der Bundeswehr gewesen, der Rest hat Zivi gemacht, weil man sich da den Platz aussuchen kann (noch ein Fehler. Ich würde Zivis genauso an den Arsch der Welt schicken wie es manchen Bundis passiert) und auch noch mehr Geld bekommt.
Manche wurden auch ausgemustert, aber das war vor 11 Jahren noch ziemlich selten, weil es da noch den T7-Tauglichkeitsgrad gab (im Prinzip tauglich für leichte Büroarbeit...wir hatten einen, der nicht länger als ne Viertelstunde stehen oder sitzen durfte wegen seiner Knie) und vor allem auch mit T7 noch gezogen wurde.



Zum Thema an sich: das ist mal wieder so ne Statistikverzerrung (wie diese unsägliche "Frauen verdienen weniger als Männer im gleichen Beruf"-Leier. Ja, tun sie. Sie arbeiten auch im Schnitt fast 25% weniger und in der häufig zitierten Statistik wird kein Unterschied zwischen Halbtagsjobs und Ganztagsjobs gemacht, was interessanterweise die durchschnittlichen 23% Minderverdienst erklärt).

Ja, im Osten ist nichts los und deshalb ist die Bundeswehr voll "Ossis". Nicht ungewöhnlich, dass die dann auch viel in den Einsatz gehen und dann auch häufiger sterben. Es ist ja nicht so, dass sich die "Wessis" denken, jetzt schicken wir mal die Ossis zum Draufgehen los...

Dass sich die Reichen drücken, hängt allerhöchstens damit zusammen, dass der Beruf Offizier nicht mehr so wahnsinnig attraktiv ist. In der Wirtschaft verdient man mehr und an ner normalen Uni ist das Studium leichter und man wird nicht gefeuert, wenn man mal ein Semester schleifen lässt (wir hatten ein paar Oberfähnriche, die gehen durften, weil die hinten dran waren).

Außerdem hat der Beruf "Soldat" im heutigen Deutschland Null Prestige (im Kaiserreich hat man den Job als Offizier wegen des Prestiges gemacht und im Endeffekt noch draufgezahlt...von dem Sold konnte man jedenfalls nicht leben).


Ärmere Eltern können sich auch oft die Nachhilfe nicht leisten, die nötig wäre.
Der Fehler im System sind für mich da eher die hohen Gymnasialquoten. Denn mal ehrlich: wer länger oder in mehreren Fächern Nachhilfe braucht, ist auf der falschen Schulform.

Aber man legt es hier ja darauf an, die unteren und mittleren Abschlüsse kaputtzumachen, damit auch noch das Abi runterzuziehen, um mehr "Studenten" zu haben, um sich an irgendwelchen internationalen Zahlen zu messen. Dass die meisten Länder kein duales Ausbildungssystem haben und jeder Scheiß da als Studium zählt (Beispiel: Krankenschwesternausbildung in Schweden), wird dabei übersehen.
 
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Dass sich die Reichen drücken, hängt allerhöchstens damit zusammen, dass der Beruf Offizier nicht mehr so wahnsinnig attraktiv ist. In der Wirtschaft verdient man mehr und an ner normalen Uni ist das Studium leichter. Außerdem hat der Beruf "Soldat" im heutigen Deutschland Null Prestige (im Kaiserreich hat man den Job als Offizier wegen des Prestiges gemacht und im Endeffekt noch draufgezahlt...von dem Sold konnte man jedenfalls nicht leben).

Wer den Job "nur" wegen des Geldes (schlecht verdient man da auch nicht...) und des (nicht mehr vorhandenen) Presitges macht, der ist da auch falsch IMO. Da sollte man schon von dem, was man da tut und lernt, überzeugt sein.

Der Fehler im System sind für mich da eher die hohen Gymnasialquoten. Denn mal ehrlich: wer länger oder in mehreren Fächern Nachhilfe braucht, ist auf der falschen Schulform. Aber man legt es hier ja darauf an, die mittleren Abschlüsse kaputtzumachen, damit auch noch das Abi runterzuziehen, um mehr "Studenten" zu haben, um sich an irgendwelchen internationalen Zahlen zu messen. Dass die meisten Länder kein duales Ausbildungssystem haben und jeder Scheiß da als Studium zählt (Beispiel: Krankenschwesternausbildung in Schweden), wird dabei übersehen.

So sieht's aus, Masse statt Klasse. Jeder wird durchgeprügelt durch's Abi, und wenn dafür die Standards noch ein bißchen gesenkt werden, dann macht man das halt. Fataler Fehler, denn so kriegen wir nur noch Pseudofachkräfte, die im internationalen Vergleich nur zahlenmäßig mithalten können.

Das ist hier eher Nebenthema, aber man sieht es daran, dass der soziale Status der Eltern und die Empfehlung welche Schulform das Kind besuchen soll, oft entsprechend sind. Ärmere Eltern können sich auch oft die Nachhilfe nicht leisten, die nötig wäre. Aber egal, das nur so am Rande.

Das liegt aber nicht am System, sondern am Elternhaus. Nur mal so am Rande. Denn Kinder sind ein Produkt (im wörtlichen wie im übertragenen Sinne) ihrer Eltern, die Chancen, dass Kinder aus sozialschwachen Familien einen Aufstieg schaffen, ist eher gering. Umgekehrt sind die, die in Familien mit einem höheren sozialen Status geboren werden, selten anfällig für einen sozialen Abstieg. Ausnahmen gibt's in beide Richtungen, mein Vater und meine Mutter z.B., aber in der Regel ist es doch so, dass die meisten sich nach Verlassen des Elternhauses der sozial schwächeren Schichten nur selten verbessern. Das dem System in die Schuhe zu schieben, wäre zu kurz gedacht.
 
Aktuell? Das gabs doch ziemlich genau so schon vor nem knappen Jahr...

Zum eigentlichen Thema: Ist doch nur dasselbe Phänomen, das man auch z.B. in den amerikanischen Streitkräften beobachten kann: Leute aus sozial schwächeren Schichten "flüchten" sich in vermeintlich krisensichere Jobs, ohne die Folgen dessen in aller Konsequenz durchzudenken. Und natürlich trifft "das System" hier dran keine Schuld... 🙄

Überhaupt, Rawke: Wer oder was ist denn bitteschön ist denn sonst schuld an sozialer Undurchlässigkeit? Naturgesetze? Weil der "sozial Schwache an sich" halt naturgegeben auch einfach dumm und unfähig ist?

Und zum Thema "Wehrpflicht" nur so viel: Schon seit 20 Jahren wäre es wesentlich sinniger und "staatsdienlicher", wenn man den ganzen Schmonzes entweder abgeschafft oder in einen verpflichtenden ZIVILdienst mit Option auf Wehrdienst umgewandelt hätte. Der Russe kommt nicht mehr, und der Chinese nicht im Panzer... außer, der ist miniaturisiert, ferngesteuert, und wird bei Kik im Spielzeugregal verkauft... Aber die Überalterung der Gesellschaft wird uns bald große Probleme im sozialen Bereich bereiten - wobei, eventuell kommt der Russe DA dann doch wieder... in Form von (noch mehr) unterbezahlten Pflegekräften...
 
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Mich widert es nur an wie gewisse Personen (Politiker und Interessenvertreter) , versuchen 4 Tote (...) für ihre Zwecke auszuschlachten und dann noch davon reden das sie Respekt vor den Soldaten hätten.
Mich auch! Aber sowas von. Könnte echt kotzen, wenn sich die Merkel mit Kriesengesicht ins Fernsehen stellt und Soldatensolidarität heuchelt. :angry:
 
Und natürlich trifft "das System" hier dran keine Schuld...
Ich glaube nicht, dass das jemand denkt. Ich vermute bloss, dass ich das von ner anderen Seite aus sehe als du: für sozial Bessergestellte ist das Militär nicht attraktiv genug. Ich wollte mich damals verpflichten, aber die Karrierechancen waren durch Beförderungsstau etc. einfach zu schlecht. Die haben zu der Zeit nur Verpflichtungen in 4-Jahresschritten gemacht, bei denen man selber keinen Einfluss hatte, ob die einen nicht nach 4 Jahren ohne was in der Hand heimschicken statt nach 12 Jahren mit Anspruch auf nen Job im öffentlichen Dienst 😉. Und selbst zu der Zeit war der Job "Hauptmann", der durchaus ja vergleichbar ist mit nem Abteilungsleiter, einfach finanziell nicht konkurrenzfähig zu nem BWL-Studium und nem normalen Abteilungsleiterjob.

eil der "sozial Schwache an sich" halt naturgegeben auch einfach dumm und unfähig ist?
Nein, weil zu wenig gefördert wird.

Gleichzeitig wird aber auch zu wenig gefordert.
Sicher wird aus den Kindern nichts, wenn die Eltern keinen Wert auf Bildung und Ausbildung ihrer Kinder legen (es soll ja allen Ernstes noch Leute geben, die meinen, für ihre Kinder wäre ein Hauptschulabschluss genug, damit sie schneller arbeiten gehen können). Man müsste mehr Fördermaßnahmen für Kinder aus bildungsfernen Schichten anbieten, aber gleichzeitig auch dafür sorgen, dass die auch genutzt werden. Ist ja auch ökonomisch sinnvoll, weil damit kein Potenzial verschwendet wird. Nur solange man keine brauchbare Handhabe gegen Schule schwänzen hat, auch wenn das den Eltern egal ist, bringen gut gemeinte Angebote nichts, wenn keiner hingeht.

Wenn sich einer auf den Hintern setzt, kann der nämlich durchaus auch ohne viel Geld was erreichen. Ansonsten gäb's überhaupt keine Arme-Leute-Kinder an den Unis.
 
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Aber man legt es hier ja darauf an, die unteren und mittleren Abschlüsse kaputtzumachen, damit auch noch das Abi runterzuziehen, um mehr "Studenten" zu haben, um sich an irgendwelchen internationalen Zahlen zu messen. Dass die meisten Länder kein duales Ausbildungssystem haben und jeder Scheiß da als Studium zählt (Beispiel: Krankenschwesternausbildung in Schweden), wird dabei übersehen.
Richtig. Hier in England geht man mit 17/18 aus der Schule, hatte seine A-Levels, keine Ahnung vom Rest der Materie und wird dann Fachidiot mit Bachelor-Master-PhD,. Die schulische Latte ist hier so niedrig gelegt worden, um 50%(!) der Abgänger das Studium zu ermöglichen, Trimester und strammer Plan, damit man schnell durch ist. Nebenbei noch horrende Studiengebühren von 3000-14000 GBP/Jahr.

Nein. No Citizenship without Service. Starship Troopers lässt grüssen.^_^

zu nem BWL-Studium und nem normalen Abteilungsleiterjob.
Grrrr. Schon wieder das Falsche studiert.<_<
Wenn sich einer auf den Hintern setzt, kann der nämlich durchaus auch ohne viel Geld was erreichen.
Promotion auf Hartz IV und 100 Nebenjobs.:lol:
 
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Überhaupt, Rawke: Wer oder was ist denn bitteschön ist denn sonst schuld an sozialer Undurchlässigkeit? Naturgesetze? Weil der "sozial Schwache an sich" halt naturgegeben auch einfach dumm und unfähig ist?
Der sozial schwache an sich ist nicht dumm (Dumme gibt's überall), es ist aber nun mal so, dass es in unserem Land soziale Schichten gibt und auch immer geben wird, die nur sehr geringe Aufstiegschancen haben, weil sich das durch die Eltern von Generation zu Generation fortsetzt. Wenn die Eltern dem Kind nicht alle Untersützung zukommen lassen (egal, ob sie nicht können oder nicht wollen), dann wird das Kind das mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann auch so machen. Sowas prägt. Sozialisation (bzw. das Fehlen derselbigen), anyone? Dem System allein die Schuld zuzuschieben, ist einfach falsch. Es gab und gibt immer die sog. "bildungsfernen" Schichten, da kann auch ein noch so tolles Schulsystem nichts dran ändern, wenn's von den Eltern vorgelebt wird.

Womit ich nicht sagen will, dass unser jetziges Schulsystem toll ist, da wurde und wird viel verbockt.

Zum eigentlichen Thema: Ist doch nur dasselbe Phänomen, das man auch z.B. in den amerikanischen Streitkräften beobachten kann: Leute aus sozial schwächeren Schichten "flüchten" sich in vermeintlich krisensichere Jobs, ohne die Folgen dessen in aller Konsequenz durchzudenken. Und natürlich trifft "das System" hier dran keine Schuld... 🙄
Die USA und die BRD in dieser Hinsicht zu vergleichen, ist IMO nicht möglich. Zunächst einmal wirbt die US Army sehr viel aktiver und aufdringlicher, als die Bundeswehr, die einen nur zur Musterung einmal anleiert und dann nie wieder. Natürlich ist der Soldatenberuf krisensicher, schließlich lebt er von Krisen. Und um da rauszufliegen, muss man extrem viel Mist bauen. Bedenklich wird's erst dann, wenn jemand den Job nur wegen des Geldes macht und sich nicht bewusst ist, was er da tut und was für Verantwortung er u.U. trägt. Vor allem muss man sich aber bewusst sein, dass man gefährlich lebt - wenn man bereit ist, dieses Risiko zu tragen, dann frage ich mich, warum man ein Riesenfass aufmacht, wenn tatsächlich jemand Soldat werden will. Oder dürfen Deutsche das nicht? Ist es moralisch für einen Bürger der Bundesrepublik nicht tragbar, an der Waffe zu dienen?

Ich frage mich, ehrlich gesagt, warum man sich an den Wehrdienst klammert. Denn immer mehr Wehrdienstleistende finden WEhrdienst nicht unbedingt toll, sondern nur weniger beschissen als den Zivildienst und wollen eigentlich weder das eine, noch das andere machen. Warum dann nicht eine Berufsarmee, die nicht nur effektiver, sondern auch kleiner als die jetzige Bundeswehr sein könnte, und dementsprechend auf lange Sicht weniger Kosten verursacht?

Ich glaube nicht, dass das jemand denkt. Ich vermute bloss, dass ich das von ner anderen Seite aus sehe als du: für sozial Bessergestellte ist das Militär nicht attraktiv genug. Ich wollte mich damals verpflichten, aber die Karrierechancen waren durch Beförderungsstau etc. einfach zu schlecht. Die haben zu der Zeit nur Verpflichtungen in 4-Jahresschritten gemacht, bei denen man selber keinen Einfluss hatte, ob die einen nicht nach 4 Jahren ohne was in der Hand heimschicken statt nach 12 Jahren mit Anspruch auf nen Job im öffentlichen Dienst
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. Und selbst zu der Zeit war der Job "Hauptmann", der durchaus ja vergleichbar ist mit nem Abteilungsleiter, einfach finanziell nicht konkurrenzfähig zu nem BWL-Studium und nem normalen Abteilungsleiterjob.

Och, ich find den Beruf an sich attraktiv, dass man das Studium finanziert kriegt und nicht allzu schlecht verdient, ist für mich im Moment eher sekundärt, solange ich etwas mache, mit dem ich mich identifizieren kann. Die Regularien haben sich allerdings auch geändert, wenn ich (mal ganz pragmatisch gedacht) bedenke, dass ich min. 12 Jahre einen ganz gut bezahlten Job habe, bei dem ich den Grad der Gefahr, in die ich mich begebe, zu einem gewissen Maß selbst beeinflussen kann, außerdem mein Studium nicht nur finanziert kriege, sondern auch noch dafür bezahlt werde, dann finde ich das schon ansprechend...zwischen Brutto- und Netto so gut wie kein Unterschied, über den Staat versichert, und am Ende der Dienstzeit gibt's immer noch die Möglichkeit, Berufsförderung in Anspruch zu nehmen. Das ist aus meiner Sicht ganz verlockend. Weniger ansprechend ist halt die Aussicht, in noch weniger Zeit als sonst zum Master geprügelt zu werden, und außerdem die eingeschränkte Auswahl bei den Studienfächern. Mein Hauptwunsch, Journalismus ist da halt nicht dabei, und mit Politik- und Geschichtswissenschaften kann man hinterher nicht so wirklich viel anfangen...
 
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Und zum Thema "Wehrpflicht" nur so viel: Schon seit 20 Jahren wäre es wesentlich sinniger und "staatsdienlicher", wenn man den ganzen Schmonzes entweder abgeschafft oder in einen verpflichtenden ZIVILdienst mit Option auf Wehrdienst umgewandelt hätte.

Kann ich so uneingeschränkt unterschreiben. Wir brauchen in Deutschland vor allem Zivis denn da herrscht massiver Mangel, Wehrdienstleistende brauchen wir nicht, sonst würde der Wehrdienst nicht immer weiter verkürzt werden.

MfG
DvM
 
Wenn die Eltern dem Kind nicht alle Untersützung zukommen lassen (egal, ob sie nicht können oder nicht wollen), dann wird das Kind das mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann auch so machen.
Und wenn sie das Alles tun und trotzdem nichts bei rum kommt? Wieviele "sozial Schwache" reissen sich denn allein derzeit den Arsch auf, arbeiten in Jobs, bei denen der Staat noch drauflegen muss, oder in Jobs, die ganz knapp über diesen Sätzen liegen, und das trotz guter Ausbildung?
Daß da die Resignation sich mehr und mehr ihren Weg bahnt, ist da wohl mehr als nur ein wenig verständlich. Wozu die ganze Woche arbeiten, wenn man am Ende trotzdem von der Gnade der Ämter abhängig ist?

Vor allem muss man sich aber bewusst sein, dass man gefährlich lebt - wenn man bereit ist, dieses Risiko zu tragen, dann frage ich mich, warum man ein Riesenfass aufmacht, wenn tatsächlich jemand Soldat werden will.
Genau das ist der Knackpunkt: Sind sich denn alle Soldaten dieses Risikos vollständig bewusst? Die Zustände sind übrigens inzwischen weitaus besser vergleichbar als noch vor 10 oder gar 20 Jahren... warten wir einfach noch mal ein paar....

@ Hirnbrand und Neopope: Mal kurz überlegen... wären diese 4 Soldaten überhaupt tot, wenn es nicht sowieso immer um die Vertretung der Interessen "höherer Interess(ent)en" ginge? Von daher ist derartige Heuchelei doch nur konsequente Fortführung der Mär von der "Verteidigung der deutschen Sicherheit am Hindukusch"...
 
Der sozial schwache an sich ist nicht dumm (Dumme gibt's überall)
Aber ungebildet und/oder faul? Ich meine, irgendwas muss er ja sein, wenn er selber schuld an seiner Lage ist.
es ist aber nun mal so, dass es in unserem Land soziale Schichten gibt und auch immer geben wird
Klassen, nicht Schichten. Das mit den Schichten halte ich für überholt.
die nur sehr geringe Aufstiegschancen haben, weil sich das durch die Eltern von Generation zu Generation fortsetzt.
Hä, Geringe Aufstiegschancen werden vererbt, oder was? Geringe Aufstiegschancen generell und "Schichten" beißen sich übrigens.
Wenn die Eltern dem Kind nicht alle Untersützung zukommen lassen (egal, ob sie nicht können oder nicht wollen), dann wird das Kind das mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann auch so machen.
Also seinem Kind keine Unterstützung zukommen lassen? Oder Faul sein?
Sowas prägt. Sozialisation (bzw. das Fehlen derselbigen), anyone?
Öh, das fehlen von Sozialisation? Reden wir jetzt über Kaspar Hauser?
Dem System allein die Schuld zuzuschieben, ist einfach falsch. Es gab und gibt immer die sog. "bildungsfernen" Schichten,
Es liegt also an den Leuten und war schon immer so. Dann müssten Adelige ja extrem ungebildet sein. Weil im Mittelalter konnte von denen kaum einer überhaupt lesen und schreiben und wenn das System nicht dran schuld war und sich sowas von Generation zu Generation weiterträgt, müsste die heute auch noch damit zu kämpfen haben. Nun, ich kenne keinen aus dem Hochadel. Kann da also nix zu sagen. ^_^

@ HdÄ: Ich wollte nur Hirnbrand ärgern, der bestimmt nicht Merkel, sondern irgendwelche Linke gemeint hat. 😛
 
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Richtig. Hier in England geht man mit 17/18 aus der Schule
Außer die richtig Schlechten, die mit 14 schon gehen, was dem Vereinigten Königreich immerhin dabei geholfen hat, bei der PISA-Studie zu schummeln, weil die 15-Jährige testen 😉

Deshalb halte ich auch von der PISA nichts, weil die Ergebnisse nicht vergleichbar sind. Da wurde bei der Schülerauswahl in vielen Ländern schön getrickst. Reingefallen sind hauptsächlich die, die so wenig Bevölkerung haben, dass sie alle testen mussten, wie Luxemburg.

Promotion auf Hartz IV und 100 Nebenjobs.
Naja, der durchschnittliche Doktorand hat ne halbe Stelle an der Uni; oder man ist Mediziner und schreibt die Diss in 3 Monaten 🙄. Gut, bei Geisteswissenschaftlern mag das anders sein, aber bei denen lohnt sich die Promotion eh nicht, wenn man nicht in der akademischen Laufbahn bleiben will. Die macht man dann eher aus Spass an der Freude.


Kann ich so uneingeschränkt unterschreiben. Wir brauchen in Deutschland vor allem Zivis denn da herrscht massiver Mangel, Wehrdienstleistende brauchen wir nicht, sonst würde der Wehrdienst nicht immer weiter verkürzt werden.
Kann man auch andersrum sehen: die Arbeit fällt trotzdem an. Mit Zivis drängt man nur niedrig qualifizierte Ausbildungsberufe wie den Krankenpflegehelfer ins Abseits. Genau die Jobs, die eben sonst "die Unterschicht" machen würde, die jetzt Hartz IV kriegt, weil es keine Jobs gibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann ich so uneingeschränkt unterschreiben. Wir brauchen in Deutschland vor allem Zivis denn da herrscht massiver Mangel, Wehrdienstleistende brauchen wir nicht, sonst würde der Wehrdienst nicht immer weiter verkürzt werden.

MfG
DvM
Wobei ich das auch immer etwas zwiespältig finde. Zivis sind auch nur billige Arbeitskräfte. Wir müssten das mit voll bezahlten Arbeitskräften machen und wer jetzt mit Kritik kommt, dass "wir" uns das nicht leisten können - wir müssen uns das leisten, da geht es um die Pflege von hilfsbedürftigen (Mit-)Menschen! Dann sollte man lieber woanders kürzer treten und nicht jedes zweite Jahr einen neuen Fernseher kaufen usw. Ich finde es da durchaus etwas unfair wie die Arbeitskraft der jungen Menschen ausgenutzt wird und wenn man den Gedanken hat, jeder solle der Gesellschaft in seinem Leben eine Zeit opfern, dann aber wirklich alle, auch Frauen also eine faktisch existente "Wehr"gerechtigkeit, das wäre etwas womit ich mich auch anfreunden könnte.