@Powergaming
Boah diese Endlos-Diskussion...
OK hier gibt es mehrere Verwechslungsprobleme, da es verschiedene Sorten von Spielern gibt, die oft unberechtigterweise über einen Kamm geschert werden:
1. Jemand der sich den Codex durchliest, und daraufhin mit mehr oder weniger langer Testphase je nach Offensichtlichkeit der Armee, eine Möglichkeit aufstellt, wie man daraus eine sehr schlagkräftige Truppe machen kann. Die Strategie und Funktionsweise der Truppe verinnerlicht, und daher auch optimal spielen kann.
wird gerne verwechselt mit:
2. Jemand, der einfach prollen und gut dastehen will, und sich deshalb ohne konzeptionelle Hintergedanken bei den Spielern der Sorte 1. entsprechende Infos holt, und das dann mehr oder weniger clever, da mehr oder weniger intelligent, runterspielt und sich einen Ast abfreut, wenn er den Gegner (der vielleicht zur Sorte 4. gehört) in Runde 3 massakriert hat.
so jetzt der Counterpart:
3. Jemand, der sich den Codex durchliest, sich dann ein Thema überlegt, wie er seine Armee aufbauen will, darum herum baut er dann eine Armee mit einer schönen guten Story, und malt sie gut an, und ergötzt sich an ihrem Anblick auf dem Schlachtfeld.
4. Jemand, der sich von 2. dahingehend unterscheidet, dass er sich eben nicht bei 1. informiert, und er somit relativ ziellos irgendwelche Einheiten zusammenschmeißt, damit er möglichst schnell spielen kann, behauptet dann, er habe ganz viel Spaß, obwohl er sich 2/3 des Spiels über seine Würfel beschwert, die aber vermutlich am wenigsten Schuld am Desaster haben, wo er immer wieder reinrennt.
Das Problem ist, dass er sich dann in der Öffentlichkeit als 3. präsentiert, und daher gerne mit selbigem verwechselt wird.
So jetzt zum Kampf Powergaming vs Fluff:
Natürlich haben beide Seiten ihre Argumente, aber für meinen Geschmack haben die Anti-Powergaming-Fluffspieler ein Paradoxon in ihrer Ansicht.
Fahren wir jetzt mal konsequent zu Ende gedacht Fluff:
Imperiale Armee.
Man sichtet einen Orkwaaagh, der ein Planetensystem angreift, wo ein hochtechnisiertes aber zahlenmäßig schwaches Regiment zur Verteidigung stationiert ist. Was tut der Kommandant? Noch mehr Technik auf wenig Leute verteilt rankutschieren? Nein, er versucht so schnell wie möglich alles ranzukarren, was eine Flakweste und ein Lasergewehr tragen kann. Dazu wird so schnell wie möglich die einfachste Bewaffnung produziert, die am schnellsten geht. Dann stellt sich ärgerlicherweise heraus, dass die Orks aber ziemlich großä Karrenz da haben. Was wird gemacht? "Die haben Panzer, holt das 48.!!" Richtig, man produziert Anti-Panzer-Nachschub.
Fluff bedeutet auch, aus den gegebenen Möglichkeiten das beste herauszuholen. Und es bedeutet nicht, zähneknirschend mit dem, was man jetzt gerade hat, Spiel um Spiel zu verschenken. Es bedeutet aber auch nicht, immer zu Kommissar Yarrick zu rennen und sich von ihm die beste Truppenaufstellung vorbeten zu lassen. Kein cleverer Kommandant würde sich selbst beschneiden. Das ist nicht fluffig...
Ergo ist jemand, der seine Armee thematisch gut aber strategisch undurchdacht aufstellt keinen Deut fluffiger, als jemand, der seine Armee strategisch gut, aber thematisch undurchdacht aufstellt. Erst der, der beide Aspekte kombiniert, ist dann lustigerweise sowohl Fluff als auch Powergamer.
Also was ich damit ein Stück weit sagen will (Bitte nehmt es mir nicht übel, ich sage es jetzt einfach mal geradeheraus):
Powergaming ist Fluff...
So, bevor ihr euch zum kollektiven Ansturm vorbereitet, hier nochmal eine Definition von Powergaming, in dem Sinne, wie ich es meine, und wie ich es schätze:
Präzises und durchdachtes Spielkonzept mit planvollem Einsatz der Elemente der Armee, damit sie als ganzes besser als die Summe der Teile funktioniert. Und da denke ich jetzt ganz orkig 😉, das habe ich auch gerne beim Gegner. Ich spiele lieber gegen einen starken Gegner, der mich und meine Armee dadurch ernst nimmt, und mit Konzentration und Engagement bei der Sache ist. Da kann man wechselseitig von profitieren, und man kann viel auch über den Gegner erfahren durch die Art, wie er spielt.
Was aber mE nicht geht, ist folgendes:
Regelunklarheiten notorisch zu eigenen Gunsten auslegen, und als Selbstverständlichkeit im Spiel einzusetzen.
Bescheißen in jeder Hinsicht, beim Messen, beim Würfeln etc. pp.
Halt alles, wo man sich unfair einen Vorteil verschafft, der eigentlich nicht gegeben ist.
Und das wird guten Spielern halt gerne unterstellt und man wird damit ihrer taktischen Kreativität nicht gerecht. Das ist auch eine schmale Gratwanderung, da ein Kampf nunmal das Ausreizen der Gegebenheiten bedeutet, aber dennoch ein großer Unterschied.
EDIT:
@Grantic
Deine Schiller-Signatur spricht mir hier aus der Seele... 😉