Dann mal auf zur Rezension des berüchtigten
Silver Surfer (NES)
Zunächst zu den Modalitäten: "Silver Surfer" ist einzig und allein für das US-SNES erschienen, es hat nicht einmal eine Famicom-Version gegeben. Das bedeutet zum einen, dass das Spiel hierzulande kaum zu bekommen ist, auch wenn es kein begehrtes Sammlerstück darstellt. Außerdem wird man nolens volens sein NES entweder umbauen müssen, damit es in der Lage ist, US-Spiele zu händeln, oder gleich eine entsprechende Konsole anschaffen müssen (es gibt neben dem NTSC-Apparat auch einen sog. "Toploader", der alle Spiele dekodieren kann, das gute Stück ist heute allerdings ziemlich teuer und selten).
Das Spiel selbst ist denkbar einfach strukturiert: der gleichnamige Held ist auf Geheiß Galactus' unterwegs, um eine Art Weltuntergangsmaschine (natürlich im galaxisumspannenden Rahmen) bzw. deren Teile zu sammeln, damit diese nicht in falsche Hände fällt/fallen.
Die Levelauswahl ist freigestellt, zu Anfang gibt es derer fünf, es ist auch ein sechster programmiert, der spielbar wird, wenn alle anderen geschafft sein sollten (also nie). Und da sind wir schon mittendrin: das Spiel hat seine Berühmtheit dem unglaublichen Schwierigkeitsgrad zu verdanken. Es schien überhaupt Usance zu sein, dass die Weltraumspiele zu dieser Epoche ziemlich anfordernd waren ("Gradius" oder "Life Force" sind Paradebeispiele in der Disziplin), "Silver Surfer" allerdings bricht sämtliche Rekorde. Zunächst einmal verhält es sich selbstverständlich so, dass ein einziger Treffer bzw. eine Berührung mit dem allerkleinsten Hindernis den sofortigen Tod zur Folge hat - bei gleichzeitigem Rückfall in ein früheres Areal des Levels, so wie es in "Gradius" auch der Fall ist. Ebenfalls gehen - wie in vergleichbaren Titeln übrigens auch - alle bis dahin gesammelten Aufstufungen der Waffe verloren, was bedeutet, dass der Lebensverlust an einer späteren Stelle im Spiel gleichbedeutend ist mit dem Scheitern in toto.
Während die reguläre 2D-Ansicht aufgrund unzähliger, zäher Gegner mit völlig erratischen Bewegungsmustern, plötzlich auftauchenden waffenbemannten Hindernissen und einer gnadenlosen Architektur sich ohnehin schon übermäßig schwer gestaltet, bewegen sich die Levelabschnitte (jeder Level besteht insgesamt aus drei Abschnitten) aus der Vogelperspektive jenseits von Gut und Böse - der Spieler erfährt nie, welche der Texturen bei Berührung schädlich ist, bis er dagegen prallt, aus Wänden, Lava und Befestigungen kommen ektoplasmatische Kugeln, grausige Hände und ganze Waffenbataillone, die den Bildschirm in eine einzige Todeszone verwandeln. Das übermäßig lange Surfbrett macht das Manövrieren so gut wie unmöglich, es kann vorkommen, dass Gegner so viele Schüsse aushalten, dass der Protagonist zeitgleich oder zuvor an dem Gegenfeuer verstirbt und häufig ist es von den Programmierern vorgesehen, dass nur einer von mehreren Wegen effektiv begehbar ist, was für weiteren Frust sorgt.
Die Musik ist tatsächlich ansprechend (
selbige für den ersten Level), jedenfalls die wenigen Sekunden, die man vor dem langgezogenem, threnodisch anmutenden "Pfuuuuuh" hört, das ertönt, wenn der werte Silver Surfer wieder einmal niedergestreckt worden ist. Auch die Graphik lässt sich sehen, die Steuerung ist ebenfalls passabel: prinzipiell hätte das Spiel beste Chancen gehabt, ein Klassiker zu werden, einzig der Schwierigkeitsgrad setzt dem einen Strich durch die Rechnung.
An dieser Stelle empfehle ich auch die
Folge des Angry Video Game Nerds zum "Silver Surfer", die nicht so übertrieben pennälerhaft daherkommt wie manch andere von ihm, auch wenn es wie gewohnt starke Kraftwörter gibt.
😉
Alles in allem leider ein mehr oder weniger kaum genießbarer Titel, aus dem in potentia einiges hätte werden können.
@Sohn des Khaines:
"Ogre Battle" wollte ich auch unbedingt mal spielen, leider gibt es nur eine lächerlich geringe Auflage von 25.000 Exemplaren für die US-Version. Fürs Super Famicom ist das Spiel eigentlich ubiquitär, aber einzig auf japanisch... Das Spiel wirft heute mühelos dreistellige Summen ab und ist damit leider für die allermeisten unerschwinglich - zu schade.
🙁
Aber mal eine Frage: meinst Du mit "Adapterstecker" so einen "Super Game Key"? In die man ein PAL- und das entsprechende US-Modul reinsteckt und dieses dann zum Laufen bekommt? Ich hätte nie gedacht, dass ein so komplexes Spiel wie "Final Fantasy III" damit zum Laufen zu bekommen ist, bei "Super Mario RPG" beispielsweise geht das ja auch überhaupt nicht.
Und toll, dass Du "Actraiser" erwähnst, zumindest der erste Teil ist ein viel zu oft übersehener Klassiker für die Konsole. Den zweiten finde ich ob seiner düsteren Atmosphäre und Geschichte auch toll, aber auch dieses Spiel ist ungemein schwer, meines Erachtens vergleichbar mit "Super Ghouls 'n Ghosts". Die werden aber auch noch in extensio besprochen.
🙂
@Iceeagle85:
Yay, Plok - in der Tat ein eher unbekannter, aber toller "Plattformer". Die mangelnde Speichermöglichkeit und die teilweise eher happigen Bosse haben leider einiges ruiniert, das Ende ist auch nicht der Rede wert. Aber ansonsten ein großes Vergnügen.
"Earthworm Jim 2" finde ich sogar noch besser als den ersten Teil, kann aber auch damit zusammenhängen, dass ich den zuerst hatte.
Ich nehme mir mal die Freiheit, im ersten Beitrag so eine Art Verzeichnis anzulegen, in das ich die Beiträge verlinke, die eine ausführlichere Rezension enthalten, damit auch später noch eine Übersicht gewährleistet ist, wenn das Thema weiter anschwillt. Ich ordne das dann chronologisch nach den Konsolen.