Das ist fürwahr eine der besten Folgen des "AVGN", wie ich finde. Die Videos, in denen er ganze Konsolen vorstellt (z.B. Intellivision, Colecovision oder den Atari 5200), sind verhältnismäßig sachlich und treiben die Skatophilie nicht in die schwindelerregenden Höhen, wie es bei einigen anderen Episoden der Fall ist. Die aktuelleren Erzeugnisse sind meines Erachtens auch ziemlich schwach und konzentrieren sich zu sehr auf Nebensächlichkeiten, die vom eigentlichen furibunden Rezensionswesen ablenken (z.B. dieser "Beat-a-game-button" in der Star-Wars-Folge; tut nichts zur Sache und dreht die Hysterie unnötig in die Höhe), aber es gibt einige sehr sehenswerte ältere Folgen.
Ich möchte die Gelegenheit auch nutzen, dem SNES (beim Super Famicom ist's schon zu lange her) nachträglich zum 20. Geburtstag zu gratulieren, in den USA ist diese magnifizielle Konsole am 13.08.2011 veröffentlicht worden, hierzulande am 11.04.1992. Wie doch die Zeit vergeht... ^_^
Nun noch ein paar Worte zu
City Connection (NES)
Der Spieler kontrolliert hier ein rotes Auto und muss über alle Felder des Levels fahren, damit sich diese weiß färben (wie auf dem Bild oben ersichtlich wird). Die Hindernisse in dem Spiel sind Polizeiautos, deren Fahrer so pflichtergeben sind, dass sie sich nicht scheuen, den Fahrer frontal zu rammen, dornenartige Metallzylinder, die das Gefährt zerstören, sowie rosafarbene Katzen mit Fahnen, die in die Luft geschleudert werden, wenn der Spieler mit ihnen kollidiert. Aus Gram oder sonstigen gewissensbasierten Gründen verliert man dabei jedenfalls auch ein Leben. Das eigentliche Konzept des Spiels ist sehr einfach und wirklich spaßig, es gibt jedoch fünf große Probleme, die die Gesamtidee stark herunterziehen:
1. Das Spiel schreitet endlos voran, es ist erst dann vorbei, wenn der Spieler alle Leben verliert (was, wie wir später sehen werden, schnell genug passiert) - das ist für sich kein Kritikpunkt, wenn die Level nicht immer in derselben Reihenfolge aufträten. Wenn man dauernd im fünften oder siebten Level sein letztes Leben verliert, wird es sehr schnell öde, die immerselben Schauplätze zu besuchen. Eine Abhilfe sind rote Ballons; wenn man derer drei einsammelt, wird man einige Level "nach vorne" teleportiert, entkommt mithin der Tristesse. Das kann aber eine Weile dauern und kaschiert das eigentliche Problem eher, als dass es gelöst wird.
2. Die Steuerung ist ein Krampf sondergleichen. Das Auto kann entweder hoch in die Luft springen (hört, hört!) oder Ölkanister verschießen. Während die Ölkanister befriedigend zuverlässig auf Knopfdruck losgelassen werden, enthält die Sprungfähigkeit einen Widerhaken: es ist ein geraumer Anlauf nötig, damit das Auto auch tatsächlich springt. Wenn man gerade eingekreist wird oder auf schmalen Plattformen unterwegs ist, kann das zu frustrierenden Situationen führen.
3. Die Graphik ist ein echtes Problem. Das Spiel stammt aus dem Jahre 1985, ist also eines der ersten NES-Spiele (nebenbei bemerkt auch eine inferiore Arcademaschinenportierung), aber die wesentlichen Probleme hätte man trotzdem in den Griff kriegen können. Zum einen haben die Plattformen, auf die man springen muss, immer denselben Farbton wie die Landschaft dahinter und wird von weißen Linien umrahmt. Beim dunkelblauen Hintergrund ist's noch gut sichtbar, beim babyblauen wird es anstrengend, beim lilafarbenen muss man die Nase förmlich an den Bildschirm pressen, um zu erkennen, ob man nun über das Stück Weg bereits gefahren ist oder nicht. Außerdem werden manche Gegner nahezu unsichtbar, insbesondere dann, wenn zu viel auf dem Bildschirm los ist. Das tritt leider ziemlich häufig auf und bedeutet, dass man mehr als einmal erst in letzter Sekunde bemerkt, dass der merkwürdige Farbton eigentlich ein Gegner ist - und nicht mehr wenden kann.
4. Wie in einigen Nintendospielen üblich, erscheinen die Hindernisse und Gegner rein zufällig. Meistens ist das gut händelbar, es sei denn, man befindet sich im Sprung (und wenn man nicht in der ersten halben Sekunde des Sprungs nach links oder rechts wendet, hat man keine Kontrolle mehr über diesen) und rammt typischerweise eine Katze, die erst dann sichtbar wird, wenn es schon zu spät ist. Diese Tode sind - ohne jede Aufregung oder Übertreibung - nicht abzuwenden. Das gilt auch für Polizeiautos, die sich mitten in der Luft materialisieren und herunterfallen.
5. Die Musik erwähnte ich schon... Grau-en-haft.
Erstaunlicherweise ist das Konzept so ansprechend, dass ich das Spiel seiner gravierenden Mängel zum Trotz einige Stunden spielte. Einen gewissen Schrottkoeffizienten der Anziehbarkeit kann ich ihm nicht absprechen. Es ist aber schade, dass man die Mängel nicht etwas in den Griff bekommen hat, eigentlich hat das Spiel Kultpotential und hätte ein Klassiker werden können. Wer's spielen will, sollte sich einige Stunden Zeit nehmen, um sich einzuarbeiten, dann wird es erheblich genießbarer.