So Leute, es ist Sonntag und ihr wisst was das heißt
Kapitel 3
„Leutnant Rüter! Der Feind greift schon wieder an!“ „Dann Kämpft!“ „Aber er überrennt uns!“
„Dann kämpft härter!“
-Funkspruch zwischen Feldwebel Thorn und Leutnant rüter, der während der Kämpfe um die Heilandsbrücke aufgezeichnet wurde-
Kraft dankte dem Goldenen Thron, dass der Weg vom HQ in der Kathedrale bis jetzt ereignislos verlaufen war. Zwar hörten sie etwa zehn Minuten nach Abmarsch wieder das einsetzende wummern der Artillerie, aber dies war nur wieder das Einläuten für einen neuen Angriff und sie ließen fähige Offiziere zurück, die dieser Aufgabe gewachsen waren, daher machte Kraft sich keine sorgen.
Ihre kleine siebzig Mann starke Gruppe war in den letzten zwei Stunden gut voran gekommen und standen nun nur noch einen knappen Kilometer vor der Heilandsbrücke. Kraft hatte seinen Zug aus fächern lassen um unbeliebte Überraschungen in den angrenzenden Ruinen schnell zu erkennen. Er selbst ging mit dem Oberst, den drei Kommissaren und Leutnant Rüter, dem Kommandant des Zuges in der Mitte des Fächers vor. Die Zehn Späher gingen mit Jäger zusammen etwa dreihundert Meter vor der Hauptgruppe vor. De Vall hielt plötzlich rechts von Kraft an und langte nach seinem Funkgerät um es Rossmann zu reichen. Das war bestimmt Jäger.
Tatsächlich gab der Alt den Befehl zum Halt und gab dann durch, dass der Weg bis zur Brücke frei sei. Die Einheit rückte nun zügig bis zum Vorplatz vor der Brücke auf und nahm dort provisorische Stellungen ein. Die Brücke war gewaltig, wobei die Betonung auf war lag, musste Kraft mit bedauern feststellen. Zweihundert fünfzig Meter breit, einen Kilometer lang und einen Fluss von vierzig Meter tiefe überspannend war die Heilandsbrücke ein Monster aus Stahlbeton. Sie war früher einmal von vier gewaltigen Wachtürmen flankiert, aber was die Imperialen Bomber von ihnen übrig gelassen haben, hat der Erzfeind aus Angst, es könnte den Imperialen von Nutzen sein, endgültig gesprengt. Die Fahrbahn der Brücke war mit unzähligen Fahrzeugwracks gefüllt. Überreste eines Zivilen Exodusses lagen neben ausgebrannten Truppentransportern und zerstörten Panzern. Kraft wusste noch genau, wie hart es war diese verdammte Brücke vor vier Monaten zu nehmen. Es hatte sie fast zwei Tage gedauert und viele gute Männer gekostet, da der Feind seinen gesamten Widerstand hier konzentriert hatte. Erst nach dem Einsatz einer ganzen Marauder Staffel konnten sie den Feind vom anderen Ufer vertreiben. Ab da war die Einnahme des südlichen Stadtteils ein Kinderspiel.
„Kraft!“, die Stimme des Alten rief Kraft wie üblich unsanft aus seinen Überlegungen, „Ich will, dass sie mit Jäger und seinem Haufen zusammen die Brücke aufklären, sie gehen knapp hundert Meter voraus. Ich trau dem Frieden nicht so ganz. Die ganzen Wracks machen das Gelände extrem uneinsichtig. Die Gelegenheit eines gegnerischen Hinterhalts scheint einfach zu verlockend. Ach und noch etwas, ab sofort ist Funkstille. Antworten werden mit einem Komklick, Warnungen mit zweien Beantwortet.“ Kraft salutierte und lief sofort zu der kleinen Gruppe der Aufklärer. Die Scouts des ersten, insgesamt war eine gesonderte Kompanie, die 40., von dreihundert man vorhanden, waren ein robuster Haufen. Viele Soldaten denken immer, dass wenn man Scout oder Aufklärer sagt, dass es sich dann um verstohlene und dunkle Individuen handle, die immer mit den Schatten gehen. Das traf schon allein vom Aufgabenbereich der rheinländischen Späher nicht zu. Zwar konnten sie auch vergleichsweise heimlich vorgehen, wenn es darauf ankam, aber ihre vorrangige Aufgabe war es, „Aggressive Aufklärung“ zu betreiben, was in der Regel meinte, einen so genannten Trench Raid durch zu führen, also den gegnerischen Graben zu infiltrieren, Daten und Gefangene zu sammeln und dann so viel zu töten und zu zerstören wie nur irgend möglich.
Die Kleidung der Aufklärer unterschied sich nicht stark von der normalen Uniform. Ihre Ledermäntel waren nur knie lang und, was das besondere war, mit Chameolin durchwirkt. Außerdem waren ihre Masken schwarz und totenkopfförmig, was erheblich die Angst des Gegners steigerte, wenn wieder ein Raid anstand.
Jäger löste sich sofort aus der Gruppe als er den Oberleutnant sah. „Was gibt es, Herr Oberleutnant?“, knisterte seine Stimme verzehrt hinter seiner Maske hervor. „Machen sie ihre Jungs bereit Jäger, wier sollen umgehend auf Spähmission gehen.“ „Waffen durch laden?“ Kraft guckte einige Sekunden verdutzt hinter seiner Gasmaske, dann fing er sich wieder: „Natürlich Waffen durch laden oder wollen sie den Erzfeind umknüppeln?“ „Nein, Herr Oberleutnant, ich wollte nur noch einmal sicher gehen, da der Major beim letzten mal eine, wie er sagte, subtile Vorgehensweise gewünschte hätte.“ Kraft erinnerte sich mit einem kalten Schauer an den Frankenis Zwischenfall.
Es dauerte nicht lange und Kraft, seine Adjutanten und Jäger mit seinen Jungs schlichen zwischen den Wracks hindurch, Richtung anderes Ufer. Nach etwa fünf Minuten hörte Kraft, dass sich hundert fünfzig Meter hinter ihnen der Rest der Einheit in Bewegung setzte. Sie schlichen weiter.
Sie hatten etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Kraft konnte den Stress seiner Männer förmlich durch die schweren ABC Mäntel riechen. Jeder wusste, dass etwas nicht stimmte. Es war nur ein Gefühl, aber es war das Gefühl von Soldaten, die lang genug auf dem Schlachtfeld überlebt haben, um davon berichten zu können. Kraft schaute sich um. Sie hatten sich auf Länge der halben Brücke aufgefächert und schlichen gerade um einen zerschossenen Imperialen Konvoi. Die schweren Halbkettenfahrzeuge gehörten zu der Munitorums Einheit, die sie am Anfang transportiert hatte. Die Fahrzeuge waren total zerfetzt, Maschinenkanonen mutmaßte Kraft und überall lagen Leichen – Rheinländische Leichen, welche im eifer des Gefechts nicht geborgen werden konnten. Es war eine Schande, Kameraden nach viermonatiger Verwesung
noch einmal wieder sehen zu müssen. Kraft kannte viele Gesichter und manches war aus seiner Kompanie. Müller, Köster, Feldwebel Ribert – ein Verdammt guter Soldat-, Hinzer, Klausen... „Was machen sie da Klausen?“, Kraft hatte es eben noch so aus dem Augenwinkel gesehen. Klausen war einer von Krafts Adjutanten und war ihm erst kurz vor der Offensive zugeteilt worden – ein verdammt junger Bursche. „Sir mit Verlaub, das hier ist Hemmler,...“, Klausen stand den Tränen nahe, dass hörte Kraft sogar durch den Luftfilter. Hemmler war Klausens bester Kamerad und bis jetzt wusste Klausen noch nicht einmal, was genau mit ihm passiert ist. Den halben Unterleib hatte es ihm weggesprent.
Und dann beging Klausen einen genauso Fatalen Fehler, wie sein Kamerad, als er damals zu weit aus der Deckung ragte. „Verdammt Klausen nicht!!“. Krafts Warnung kam zu spät. Klausen hatte seinen Kameraden noch ein letztes mal gedrht, um ihm seinen Abschied ins Gesicht zu sagen, als die Sprengladung hoch ging, die mit einem Faden an Hemmlers Schulter befestigt war. Kraft schaffte noch einen Hechtsprung hinter das Wrack einer Chimäre und entging so dem tödlichen Schrapnellsturm. Klausen hatte nicht so viel Glück und wurde von fünfzig Kilo Hochexplosivsprengstoff in seine Atome zerlegt. Das einzige, was vom Gefreiten Klausen später wiedergefunden wurde, war sein Schatten, der sich durch die Hitze der Explosion in den fast unbeschädigten Ceramitbelag der Straße eingebrannt hatte.
Trommeln schlugen.
„Das ist überhaupt nicht gut“, keuchte Kraft in seine Maske, der durch den Schock der Explosion immer noch benommen war, „Das ist ganz und gar nicht gut.“
„Spähtrupp zu mir, in der Mitte der Brücke formieren. Waffen bereithalten! Jeder der noch scheißen muss sollte es besser jetzt erledigen, gleich hat er keine zeit mehr dazu!“, Jägers Ansprache wurde mit Kernigem Gelächter beantwortet. Jäger hatte fast natürlich das Kommando übernommen, während Kraft sich langsam auf seine Position zu bewegte und seine Laserpistole durchlud, ein hervorragender Beweis für die gute Kommandostruktur der Rheinländer. „Schön sie noch lebend zu sehen Kraft, war ja ein mords Feuerwerk, das sie da vom Zaun gebrochen haben.“ „Hätte ich mir den Luxus erlaubt zu sterben, dann hätte ich ja die nun folgende Gelegenheit für eine zünftige Keilerei verpasst,“ Kraft wurde schnell ernst: „Wie viele sind es?“ Jäger gab ihm nur sein Fernglas und zeigte in Richtung Norden. Kraft schaute hindurch und schluckte. Wie ein lebender Eiterteppich bewegte sich eine Flut von Kultisten direkt auf sie zu. „Ihre Befehle Herr Oberleutnant?“, Jäger war plötzlich auch sehr ernst.
„Leuchtsignal rot abfeuern, Zielen, schießen und Bajonette aufplanzen,“ während er diese Worte sprach, ging Kraft mit surrendem Kettenschwert auf den Gegner zu und begann ihm Obszönität entgegen zu spucken, die die allgemeine Stimmung wieder etwas anhoben. Irgend wer begann ein einsames Rheinländisches Schlachtlied zu singen.
Die Kultisten hatten sich nun auf knapp neunzig Meter durch die Wracks heran genähert und die ersten Rheinländer begannen disziplinierte Feuerstöße ab zugeben. Wie Kraft sehen konnte, hatten sie noch Glück im Unglück. Der Feind hatte scheinbar nur wenige bis gar keine Gewehre und musste daher auf Nahkampfreichweite heran rücken. Hier konnte Kraft den Trumpf der Aufklärer ausspielen: Drei Mann mit Mark V Flammenwerfern. Jeder Trupp Aufklärer war damit ausgerüstet, um bei den Missionen größt möglichen schaden anzurichten. Nichts desto trotz wusste Kraft, dass sie aufgeschmissen waren, sollte Rossmann mit den Rheinländern und den zwanzig Kommissariatsgardisten nicht innerhalb der nächsten fünf Minuten zu ihnen vorgerückt sein. Die gegnerische Überzahl war einfach zu erdrückend, als dass Kraft sie alleine zurück schlagen könnte.
Die Kultisten rückten immer weiter vor und obwohl viele auf ihrem Weg tot zusammenbrachen, da das Gegenfeuer stärker wurde, war es nicht genug um die Welle auf zu halten.
Die ersten sabbernden Missgeburten hatten sich schließlich bis auf zwanzig Meter voran gekämpft und Kraft richtete seine Laserpistole auf sie. Der leichte Rückschlag der Waffe, der sich ausbreitende Geruch von Ozon und die dünnen roten Strahlen, die wieder und wieder die Feinde des Imperators vor seinen Augen brennend zu Boden fallen ließen verschafften Oberleutnant Kraft ein gewisses Maß an Zufriedenheit.
Als Kraft anfing, zu begreifen, dass er den feind nicht mehr schnell genug erschießen konnte, als dass er auf ihn zustürzte, hob er seinen Schwertarm und ließ sein geliebtes Kettenschwert kräftig aufheulen.
Das Signal wurde sofort verstanden und die Flamer brachen aus ihrer Deckung hervor und deckten den Feind mit weißen Zungen glühenden Todes ein. Zuerst schien es zu funktionieren. Dutzende mit Pusteln und Schorf überzogene Kultisten wurden in kürzester Zeit vor den Augen ihrer Kameraden zu Asche reduziert. Doch die Kultistenführer waren nicht dumm. Nachdem sie genügend ihrer Männer in den Tot liefen lassen, änderten sie ihre Taktik. Die Welle der Kultisten teilte sich und die wenigen Männer, die die Brücke in der Mitte hielten, sahen sich schnell von einem Flankenangriff bedroht.
Kraft sah, dass die Zeit für eine neu Positionierung der Flamer nicht mehr reichen würde und gab seinem Funker Brinkmann daher das Signal für den Angriff. Brinkmann zückte ein Silbernes Jagdhorn, was an seinem Gürtel befestigt war und gab einen langen tiefen Ton, gefolgt von einem kurzen höheren ab, welche die Geräusche der Schlacht übertönten. Es war ein Überbleibsel aus der alten Vergangenheit Rheinlands und in Zeiten von Helmkoms und Voxlautsprechern eigentlich völlig überflüssig, aber es erfüllte seine Aufgabe. Die Maskierten Gestalten gingen augenblicklich von der Defensive in die Offensive und stürmten mit auf gepflanztem Bajonett dem Feind entgegen. Dieser war von der Plötzlichen Angriffslust seines tot geglaubten Feindes vollkommen überrascht, was zur Folge hatte, dass die ersten Reihen der Kultisten schlichtweg abgeschlachtet wurden.
Kraft war von der Inbrunst seiner Männer begeistert und warf sich mit dem Kettenschwert vor ran ebenfalls in gerechtem Zorn ergeben in die Feindlichen Wellen. Kraft war bei weitem kein so guter Schwertkämpfer wie von Steinberg oder gar der Alte und er war auch kein blutrünstiger Berserker wie Koch. Kraft ging in den Nahkampf, wie ein Vorschlaghammer in eine Holztür. Man konnte die Wucht seines Aufschlags förmlich spüren, wenn sein im weitem Bogen geschwungenes Kettenschwert die Hälse seiner Feinde fand um sie in Sekundenbruchteilen zu durchtrennen und die Köpfe in hohen Bögen davon fliegen zu lassen. Wenn es nötig war, duckte Kraft sich vor feindlichen Hieben oder Parierte sie mit der Stumpfen Seite seines Schwertes, nur um kurz danach mit vernichtender Kraft den Angriff zu sühnen.
Direkt an Krafts Rücken kämpfte sich Jäger durch die Massen. Jäger hatte ein schlichtes Stahlschwert, von einem Meter Länge. Man könnte vielleicht denken, dass eine solche Waffe in Zeiten von E-Fäusten und Kettenwaffen antiquiert sei, doch Jäger bewies das Gegenteil. Mit einer hinterhältigen Art, die aus reihenweise Paraden, Finten und Täuschungen bestand und einer enormen Agilität, schlitzte Jäger sich durch eine wahre Blutwolke.
Doch es reichte nicht. Obwohl die Rheinländer jeden Zentimeter bis aufs Messer hielten und sich unter ihnen die Feinde schon zu einem glitschigen Hügel anhäuften, machte sich die Feindliche Übermacht nun doch bemerkbar. Kraft sah Maskierte Scouts fallen, weil sie von dutzenden Bajonetten durchbohrt wurden, während sie trotzig weiter Schossen. Auch einer von Krafts Adjutanten, Wenner sein Flamer, bekam einen Kopfschuss ab, der seine Hirnmasse auf Krafts Uniform verteilte. Auch Kraft hatte schon diverse leichte Verletzungen erhalten und sein Schwertarm wurde langsam müde.
Ein Funkspruch und sehr schnelle Reaktion rettete ihnen das Leben. Es war nur ein einzelnes Wort , was durch Statik verzerrt durch ihre Helmkoms drang: „Ducken!“, doch jeder verstand sofort, was zu tun war. Wie ein Mann warfen sich die Rheinländer auf den Boden, egal mit wie vielen Feinden sie gerade rangen. Einen Sekundenbruchteil explodierte ihre Welt in Hitze und Tot