@ELute:
Es wäre fatal wenn es nicht so wäre. Warum? Weil die mit so viel geld um sich werfen um rechte zu erwerben, das Fehlkalkulationen durch den Steuerzahler aufgefangen werden müssen.😉
Woran messe ich denn in diesem Zusammenhang "Fehlkalkulation"? Es sind in diesem Thema schon die Übertragungsrechte der Champions League aufgekommen, die eigentlich Sat.1 erwerben wollte, wo allerdings das ZDF sprichwörtlich in letzter Minute das Gewicht von 54 Milliionen Euro hat spielen lassen. Hier hätte ich gerne (mal eine Sekunde angenommen, man behielte die ÖR in der jetzigen Form bei, auch wenn das meinem Kernanliegen zuwidergeht) ein kritisches Kontrollorgan, das energisch dazwischenfunkt. Es ist für mich ein unauflösbarer Widerspruch, dass ein "Gesellschaftsfernsehen" eigentlich und vornehmlich einen Bildungsauftrag erfüllen soll, dafür auch nicht zu knapp finanziert wird, aber sich mit einem Gummiparagraphen zur Unterhaltung rauswindet und das Geld mit vollen Händen zum Fenster herauswirft. Wir reden in anderen Zusammenhängen zwar nur noch von Milliarden, aber wenn 54 Millionen an Gebührenzahlergelder investiert werden, um Formate zu übertragen, die sowieso ins Fernsehen gekommen wären... Das ist für mich eine astreine "Fehlkalkulation" im Sinne der eigentlichen Bestimmung der ÖR, sicher ein Reingewinn für das Unternehmen ÖR. Auf beiden Hochzeiten lässt's sich aber schwer tanzen.
Na da bastelst du dir was zurecht. Um deiner Logik zu folgen, zahlen wir Rentenbeiträge nicht für unsere Rente oder die der heutigen Rentner, sondern in erster Linie dem Apparat DRV mit all seinen Angestellten, Abteilungsleitern und Vorständen (schlag mich Tod).
Ich kritisiere auch Verschwendungen, Doppelbelegungen, überschießende Bürokratie und andere Ineffizienzien in anderen Solidarkassen. Beim Rentensystem sehe ich aber an den nachlesbaren Zahlen, dass der eigentliche Auftrag erfüllt wird (eigentlich sogar
zu gut, wenn man sich mal ansieht, wie gigantisch der Etat ausfällt), bei den ÖR kann ich so einen Maßstab nur begrenzt anlegen, weil wir hier von immateriellen Werten sprechen. Nach meinem ganz persönlichen Empfinden kommen die Rentenkassen allen Wucherungen zum Trotz zu einem akzeptablen Ergebnis, die ÖR bringen vor allen Dingen eigennützige Strukturen zutage.
Irgendwie kommt es mir so vor, als dass du dich zu sehr auf die lebenserhaltenden und existenzverbindlichen Aufgaben versteifst. Aber wie gesagt, ich erwarte auch von einem guten Staat, dass er die Lebensqualität der Bürger in sein Tun miteinbezieht. Und in diesem Bereich sind Emotionen, Geschmäcker wichtig.
Das ist immerhin auch das höchste Gut eines Staates: er muss jederzeit gewährleisten, dass seine Bürger geschützt sind. Nicht nur vor ausländischen Invasoren und Verbrechern, sondern auch vor (beispielsweise) Armut und Krankheit, soweit es eben ermöglicht werden kann. Darauf hast Du einen verbrieften Anspruch und ich auch. Aber keiner von uns kann das Recht auf Unterhaltung vor dem Staat einklagen. "Lebensqualität" auf die Güte des Fernsehprogramms (und dessen Werbeunterbrechungen) zu beziehen, ist schon ziemlich dekadent, wenn Du mich fragst.
Sonst könnte man auch alle Staatbediensteten in Container ihre Arbeit verichten lassen, anstatt in architektonische Bauwerke. Das würde auch Geld sparen.
Wenn die Container sicher sind und zweckmäßig und außerdem keine schädigenden Wirkungen entfalten (z.B. durch deprivierenden Bau ohne Fenster), dann hast Du sehr recht. Die Leute sollen nicht in postmodernen Bauten sitzen und sich kulturell erlaucht fühlen, sondern ihre Arbeit verrichten, da braucht es nicht gewaltiger Repräsentativgebäude.
Aber das macht doch nur Sinn, wenn irgendwas ordentlich schief läuft oder die Sache (in dem Fall ÖR) nicht mehr von der Bevölkerung genutzt wird.
Wie gesagt, ich halte das ganze System für schief. Von Geburt an. Ich sage, dass der Patient von einer unheilbaren Krankheit befallen ist. Da ist mit Zureden und Palliativmedizin nichts mehr zu machen.
Aber wie gesagt, nur eine Abschaffung der Gebühr bzw. nur der der nutzt macht nach heutigem Stand keinen Sinn.
Was wäre, ganz praktisch gefragt, wenn der ÖR nun private Wege einschlüge? Er ist doch ohnehin schon auf Quote fixiert, müsste also kaum etwas ändern. Das gewaltige Zuschauerreservoir wird nicht aufs Fernsehen verzichten und auch nicht seine Wünsche schlagartig ändern. Solange es die Einschaltquoten hergeben, wird es auch weiter "Wetten, dass...?", "Tatort" und "Anne Will" geben. Da gibt's mein Ehrenwort. Im Allgemeinen wird die Qualität etwas sinken und Werbeunterbrechungen wird's geben. Das halte ich für ertragbar.
Wenn man mal den Kopf einschaltet, dürfte es schnell klar werden, das 6€ (in meinem Fall) andere zahlen 18€ im Monat für die erbrachte Leistung nicht zuviel ist.
Schon ein halber Cent ist für eine Leistung, die ich nie angefordert habe, zu viel. Bei einer anderen "Leistung" würden diese Ausrede nie geltend gelassen. Wenn Du Deine Brille zum Optiker schickst und hättest gerne die Schrauben nachgezogen und der wechselt die Gläser aus und pocht auf die "erbrachte Leistung", die er bezahlt sehen möchte, steigst Du dem völlig zurecht aufs Dach. Wenn Dich auf der Straße einer anfällt und anfängt, Dir die Schuhe zu putzen und fordert dafür seinen Lohn, bist Du auch sauer, obwohl das für die "Lebensqualität" mancher Bürger förderlich sein könnte.
😉 Lass' Dich doch nicht in Geiselhaft von den ÖR nehmen!
Was meinst du mit Filz. Vielleicht dass der Staat seine Sichtweise der Welt an uns ranträgt und die Kirche ein "Wort zum Sonntag" zeigen darf und ab und zu nen Gottesdienst. Wenn ja, stört mich das nicht, weil ich jederzeit umschalten kann. Wahrscheinlich wird Kirchenzeug ausgestrahlt, weil hier viele Menschen Christen sind, ist aber nur ne Vermutung.😉
Ich meine damit Ministerpräsidenten, die Einfluss auf die Wahl des Chefintendanten nehmen, wenn es ihnen in den Kram passt, ich meine kirchliche Funktionäre, die kritische Sendungen über ihre Institution regelmäßig obstruieren, ich meine Netzwerke von Journalisten zur Politik, die dazu führen, dass in einem zu günstigen Licht berichtet wird. Gefälligkeiten, Korruption, Amtsmissbrauch (auch wenn es legal sein mag, das Letztere). Ist nicht eben selten.
Einen Nachtrag an den NightGoblinFanatic:
Es ist doch für das eigentliche Argument unerheblich, ob alle ÖR gucken oder nur eine Minderheit. Es ist und bleibt Zwangsbeglückung, ob nun für viele oder für wenige. Aber nur weil eine Mehrheit für das Beibehalten des ÖR in der jetzigen Form ist, wird das nicht richtig. Argumente entstehen über innere Richtigkeit, nicht durch äußeren Zuspruch oder Ablehnung.