10th Keldonia

oder
XXXIV Esseles

„Eine Frage der Ehre…“
Es war Krieg. Wie immer. Kein Feldzug, nein, Dekaden andauernder, zermürbender Kleinkrieg. Kultistenbanden, kleinere Truppen von verdorbenen Mutanten und Besessenen, immer das gleiche. Tag für Tag, Jahr für Jahr. In diesem Jahr hatte sich der Frontverlauf wieder um ein paar Meter nach hinten verschoben. Das kostete die Verräter zwar viele Männer, doch die planetaren Verteidigungsstreitkräfte (Klerotoi) wurden langsam aber sicher zurückgedrängt. Noch hatte der Feind keinen wichtigen Boden gewonnen.
Doch meldeten die Observatoren von Nexos und Oxos die Ankunft einer kleinen Randgruppe von Chaos Space Marines dessen Schiffe Kurs auf die Haplodentoi genommen hatten.
Deshalb hatte der planetare Gouverneur von Nexos, Christos Papadopoulos, um Hilfe für den bedrohten Zwillingsplaneten bei den Esseli aus einem dichteren Nachbarsystem ersucht. Das waren disziplinierte Soldaten, die auf eine schier unerschöpfliche Zahl regulärer Infanterie und Miliztruppen zurückgreifen konnten. Sie waren gut bewaffnet, geradlinig geführt, und bekannt für gefährliche Sturmeinsätze, die schon oft verloren geglaubte Stellungen noch gesichert oder gar entscheidend verbessert hatten. Ihre Siege waren reich an Zahl und Ruhm, ihre Niederlagen selten, doch immer ehrenhaft. Der Offizierskader bestand aus Aristokraten, deren Familien oft über ein riesiges stehendes Heer verfügten. Christos Papadopoulos erhoffte sich von ihnen eine Wende im Kampf, falls die Chaos Space Marines die Stellungen der Klerotoi von Oxos ernsthaft gefährden, oder gar zerschlagen sollten. Man entsandte das XXXIV Esseles, unter dem Kommando von Oberst Sejanus und seinem glorreichen Stab. Papadopoulos gab ihnen auf Nexos Quartier und ließ sie dort auf weitere Anweisungen warten.
Währenddessen hatte auch der planetare Gouverneur von Oxos, Estathios Polychodoros den Ernst der Lage erkannt. Denn seine Klerotoi würden dem Druck auf Dauer nicht standhalten. Das war nur zu offensichtlich. Er erinnerte sich jedoch an die Schlacht um die Makropole Hades zur Zeit des zweiten Krieges von Armageddon, wo er als Stabsgefreiter seines Heimatregimentes mitgewirkt hatte, an eine Söldnertruppe, die dort viele gefährliche Flankeneinsätze gegen die hochmobilen Orkverbände unternahmen. Sie kamen aus dem äußerst unwirtlichen Keldonia, taten ihren Dienst gegen Bares, der Anführer Oberstleutnant Corbenic war ein skrupelloser Frontkämpfer, und sein „10.“ war eine äußerst erfahrene Truppe. Reich, daher gut ausgestattet, in vielen Kämpfen zusammengewachsen und loyal zu Geldgebern. Das „10.“ erschien mit der Geschwindigkeit, für die sie berühmt und berüchtigt war, und brachten ihr privates Panzerarsenal mit. Polydochoros beschloss, sie auf dem Nachbarplaneten Nexos einzuquartieren, wo sie sich für den Notfall bereithalten sollten.
Irgendeine Kaserne, Quartier der Esseles, Hauptstadt Akryphelon, Planet Nexos:
Der Vorplatz:
Geschrei von Feldwebeln, Karrees von weiß, rot und blau uniformierten üben den Marsch im Gleichschritt. Bajonetttechniken, Formationswechsel. Das volle Programm. Man sieht nicht einen Fehler.
Die Soldatenbarracken:
Leer
Die Offiziersunterkünfte:
Reich ausgestattet. Die Esseles hatten ihre ganze glorreiche Vergangenheit mitgebracht. Ahnenbilder, prunkvolle Möbel, Teppiche. Oberst Sejanus feierte Jubiläum. Sie waren jetzt fünf Tage hier, und hatten noch keine Nachricht von Papadopoulos bekommen. Es gab Musik und ein reiches Buffet. Oberst Sejanus hatte wirklich an alles wichtige gedacht.
Die Zugangsstraße:
Panzer. Rauhe Stimmen. Langsam schiebt sich eine Panzerkolonne die Straße zum Kasernentor entlang. Sie sind abgenutzt und zeigen viele Kampfspuren. Auf dem ersten sitzt ein großer muskulöser Mann, neben ihm ein weiterer. Er hat keinen Arm mehr. Der erste trägt eine Waffe, die unschwer als ehemaliger Orkspalta zu erkennen ist. Er hört auf, sich mit seinem Nebenmann zu unterhalten, als er die Esseles beim Exerzieren erblickt. Er sagt nur noch etwas. Man kann in etwa „Zinnsoldaten“ heraushören. Jedenfalls spiegelt sich in seinem Gesicht die pure Verachtung.
Tor zur Kaserne:
Leutnant Gouvion Saint Cyr von den XXXIV Esseles sieht die Panzerkolonne vorfahren, und erkennt sofort: „Das sind keine Gentlemen, die könnten uns unsere Feier verderben!“
Er tritt höchstpersönlich aus dem Tor und dem Anführer der Kolonne entgegen. „Diese Blechkisten haben in unserer Kaserne nichts verloren, und erst recht nicht der Söldnerabschaum, der darin sitzt“. Er hatte nämlich schon viel gelernt während seiner Offizierslaufbahn.
Danach geht es relativ schnell. Ein Wortwechsel, der sich schnell hoch steigert. Man kann nicht recht verstehen, was gesprochen wird. Es fliegt ein weißer Handschuh Richtung Panzerkommandant, zurück fliegt eine Faust, man hört ein vielstimmiges raues Lachen aus den Bäuchen der Metalltransporter. Leutnant Saint Cyr ist um seine aufrechte Haltung bemüht. Es gereicht ihm zur Ehre, dass er sie behalten kann. Er zieht sich geschützt von den Torwachen langsam und aufrecht zurück, während er sich mit einem Spitzentaschentuch die Nase putzt. Das Tor schließt sich ebenso langsam. Bald darauf leert sich der Vorplatz der Kaserne und die Panzer ziehen ab. Man beginnt mit Gefechtsvorbereitungen.
Auf Oxos wurde gekämpft. Nun kämpfte man auch auf Nexos…
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