40k Sprung ins Nichts

Rabenfeder

Hintergrundstalker
17. April 2007
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Kapitel 1
Daemmerung


Makropole Damasia, 310.994, M41





Und ist es nicht so, dass wir alle wie Schafe sind, die langsam zur Schlachtbank trotten? Blind sind wir, weil wir blind sein wollen, das sage ich euch!“


- ein unbekannter Prediger


Teil 1.1
Teil 1.2
Teil 1.3
Teil 1.4
Teil 1.5
Teil 1.6




Kapitel 2
Erwachen


Makropole Damasia, 311.994, M41





"Defätistische Reden untergraben die Moral der Bevölkerung und ihren Glauben an den Imperator selbst.
Jegliche Verbreitung muss verhindert, Redner unverzüglich liquidiert werden"


- interne Mitteilung der Sicherheitsbehörde


Teil 2.1
Teil 2.2
Teil 2.3
Teil 2.4
Teil 2.5









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Einen wunderschönen guten Tag,

kein Projekt von mir ohne Vorwort, und so kommt auch dieser Versuch nicht ohne eines aus.
Als erstes zum Titel. Zum einen kann man ihn natürlich direkt auf die folgende Geschichte beziehen, zum anderen kann man ihn aber auch auf mich als Autor übertragen. Wie die, die schon länger hier sind, wissen, hab ich mich hier noch die wirklich betätigt, von einer Kurzgeschichte abgesehen. Also ist das hier Neuland. Ein Experiment. Ein Sprung ins Nichts.

Zum anderen sei gesagt, dass eben die, die die Geschichten im Forum in letzter Zeit aufmerksam verfolgt haben (ich sollte mir eine Abkürzung dafür überlegen), Teile des Inhalts wiedererkennen werden. Warum? Viet_cong ist schuld (und dass ich Lust hatte, ein Bild zu zeichnen und zu colorieren, siehe oben).

Viet_Cong schrieb:
Was mich jedoch ärgert, ist die Tatsache, dass diese Geschichte eigentlich keine Kurzgeschichte sein will, aber auch keine längere Geschichte sein darf. Es geht mir furchtbar auf den Keks, dass ich die Charaktere so sehr kennen lerne, wie ein durchschnittliches Papiertaschentuch.
Damit entlasse ich auch schon in die Geschichte, auf dass die Motivation lange genug hält. Da ich nun in der 13. Klasse bin, wird es allerdings schulbedingte Pausen geben. Und Zeiten, in denen ich einfach auf andere Sachen mehr Lust habe.

Soweit so gut, viel Spaß beim Lesen. Gerade für diese ersten Posts von mir würde ich übrigens gerne viel Kritik haben. Es ist nicht sehr schön, seitenlang zu schreiben, um dann vorgehalten zu bekommen, dass man irgendwie so uninspiriert ist ;-)


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Zuletzt bearbeitet:
Moin Moin!

Sehr schöne Geschichte. Obwohl ich am Anfang etwas verwirrt war (das liegt aber eher an der Uhrzeit, glaub ich^_^), habe ich mich doch schnell in die Geschichte hineinversetzen können. Dein Hauptcharakter ist schön vorgestellt worden. Trotzdem habe ich erst spät gerafft, dass es eine Frau ist. (Ist sie doch, oder?:huh🙂 Vielleicht könnte man das etwas hervorheben.
Ich habe zwar noch ein paar Fragezeichen über dem Kopf, aber die werden sich bestimmt in den nächsten paar Kapiteln verziehen. 😉

Ich werde auf jeden Fall nochmal Fehler suchen, aber heute nicht mehr...😛inch:

Viel Erfolg
MFG Robert
 
ch werde auf jeden Fall nochmal Fehler suchen, aber heute nicht mehr...😛inch:
viel Spaß, aber da ist nicht allzu viel zu finden. Alles, was ich anmerken könnten, sind Sachen, wo ich mir selbst nicht sicher bin oder einfach unelegante / zu verschachtelte Sätze. Aber das kommt mit der Übung, deshalb lasse ich es.

Wer beim Geschichtenwettbewerb dabei war, findet natürlich etwas leichter in die Geschichte hinein, aber ich hatte das Gefühl, dass es auch für alle anderen recht einfach zu verstehen sein sollte.

Nur eine Frage: Spielt das vor oder nach dem Vorfall mit dem Chaoskult?

Was mir sonst noch so aufgefallen ist: Durch die Formulierung "Abstellkammer" habe ich sofort an einen kleinen Raum (vllt 3X3 qm) gedacht. Der ist aber etwas größer, oder? Vielleicht fällt dir noch ne bessere Beschreibung ein.
Auch wäre es manchmal besser, die Charakter erst (also bei der Nennung ihrer Anwesenheit und ihres Namens) zu beschreiben und dann später nochmal daran zu erinnern. So fällt es leichter, sichdie Personen vorzustelleun und auch einzuprägen. Ich persönlich hab jetzt schon wieder den Überblick verloren, wer wer ist (abgesehen von Ich und Killian)

ok, da das deine erste Geschichte ist und du Anmerkungen wolltest, mache ich mal noch nicht Schluss, sondern sag noch ein wenig: Der Stil ist ... gut. Einige stellen wirken noch bemüht locker, als wolltest du da ein bisschen Ungezwungenheit reinbringen, was dann schiefgeht. Ich weiß jetzt nicht, ob das so dein Stil ist oder ob du da wirklich experimentiert hast. Aber ich rate immer zu Folgendem: versuche nicht, Formulierungen oder Stile von anderne zu kopieren und in deinen eigenen Text einzubauen. Schreib so, wie du es magst und hör auf, wenn du merkst, das wird nichts mehr. Es ist keine Schande, länger zu brauchen, wenn es dafür besser wird. Nach zwei bis drei Seiten fehlt meist die Idee oder die Motivation.

Oh, das klingt schon wieder so nach Kritik. Sollte jetzt aber eher ein ganz allgemeiner Ratschlag sein. Also nicht auf die bisherige Geschichte beziehen. Die ist zwar noch etwas ruckelig aber schon ganz ordentlich. Nur irgendwie fehlt noch die Atmosphäre, die dir im Wettbewerb so viele Punkte eingebracht hat. Kommt vielleicht von den ganzen Erläuterungen und Erklärungen. Guck doch mal, ob du das nicht kürzen oder Teile davon in spätere Kapitel auslagern kannst.
(Bspw. wenn sie später zur Basilika geht, könntest du immern och sagen, dass die das Zentrum ist und nicht weit von der Behörde entfernt. )

auch Phelan könnte später noch vorgestellt werden, das muss nicht vor dem Beginn der eigentlichen Handlung geschehen. Du musst den Text immer mit dem Gedanken der Person in Verbindung bringen. Stell dir jetzt mal vor, wie deine Charakterin diesem Phelan an diesem schönen morgen begegnet. Geht sie da wirklich alles durch, was es über ihn zu wissen gibt? "als Weise aufegewachsen - in Drillanstalt aufgezogen - kometenhafter Aufstieg - charmantes Wesen - ich selbst verfallen? - nein, nüchterner Blickwinkel bewahrt ....... ich denke, du verstehst, was ich meine, oder?

und auf keinen Fall die Behörde bewerten, bevor der Leser nicht wenigstens einen kleinen Einblick bekommen hat und selbst weiß, wie es da etwa so läuft. Sonst bekommt man auch einen falschen Eindruck und dann ist es sehr schwer, da später noch etwas zu ändern oder mögliche, dunkle Seiten der Behörde aufzudecken.....

So das reicht jetzt erstmal, ich hoffe, ich konnte dir ein paar Anregungen und Hinweise geben. Ich denke, das könnte eine ganz interessante Story werden.
 
Kapitel 1: Dämmerung / Teil 1.1

Kapitel 1
Daemmerung


Makropole Damasia, 310.994, M41





Und ist es nicht so, dass wir alle wie Schafe sind, die langsam zur Schlachtbank trotten? Blind sind wir, weil wir blind sein wollen, das sage ich euch!“


- ein unbekannter Prediger



Es würde ein guter Tag werden. Danach sah es schon am frühen Morgen aus, als sich nach vielen Wochen das erste Mal wieder die Sonne durch die dichten Smogwolken über der Makropole schob. Ihr Abbild war nur kränklich bleich zu erkennen, und doch hatte das diffuse Licht, das in meine Wohnung drang, etwas Angenehmes.
Die Kapitäne riesiger Frachtschiffe, Soldaten auf Urlaub oder Reisende von anderen Planeten – gerade von Agrarwelten wie Talithe I und II – beklagten oft, dass man sich unter dem bedeckten Himmel wie eingesperrt fühlen würde.
Menschen wie ich jedoch, die ihr ganzes Leben tagein, tagaus in Damasia oder einer der beiden anderen Hauptmakropolen verbringen – und auch nie etwas anderes gesehen haben – sind sich dieses Umstandes nicht einmal wirklich mehr bewusst.
Nur manchmal, an Morgen wie diesen, konnte ich erahnen, was die Fremdweltler meinen, wenn sie pathetisch von wahrer Freiheit reden.
Wenn ich heute in den Spiegel blicke, sehe ich ein bleiches, ausgemergeltes Gesicht, das mir aus tief eingesunkenen Augen entgegenblickt. Die Haare sind verfilzt, der Lidschatten verwischt, und ich habe schon seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen.
Es ist so anders als früher, als ich das war, was man gemeinhin eine „kühle Schönheit“ nannte. Ich war mir dessen durchaus bewusst, und Phelan, der erst relativ spät zur Behörde gestoßen war, machte sich oft einen Spaß daraus, mich damit aufzuziehen, indem er meine „strahlend grünen Augen“ pries, mein etwa schulterlanges, schwarzes Haar mit dem einzelnen Zopf, mein scharf geschnittenes Gesicht. Was ist davon geblieben?

An diesem Morgen jedoch war ich guter Dinge, als ich die Bürotürme der Sicherheitsbehörde, die zentral im Herzen der Makropole liegen, betrat..
Der Erste, den ich traf, war eben jener Phelan. Er ist etwas jünger als ich, schlaksig und nicht besonders groß. Die schmutzig blonden Haare ließen ihn stets verschmitzt erscheinen, und man konnte ihm eine gewisse Ausstrahlung nicht absprechen. Er war einer, der schnell überall beliebt wurde. Auch hier, in der Sicherheitsbehörde, flogen ihm die Sympathien förmlich zu, und er war rasch befördert worden. Seit kurzem ging das Gerücht herum, Janus Galt, der Gouverneur höchstpersönlich, sei schon auf ihn aufmerksam geworden.

Es gibt nicht Wenige, die ihn als eine große Ausnahme sehen. Viele glauben, dass wir kaum mehr sind als ein Haufen von Verlorenen und Verlierern, eine Ansammlung derjenigen, die es zu nichts anderem gebracht haben. Man sieht uns im Allgemeinen bestenfalls als einen Geheimdienst, vor dem man besser den Mund hält. Noch verbreiteter ist allerdings die Ansicht, dass wir vielmehr nur eine Schlägertruppe im Dienste der Obrigkeit sind.
Auch für mich war die Behörde zu einem Ort der Resignation geworden, zu einer Arbeit, die ich bis zum Ende meines Lebens beibehalten würde. Und vielleicht wäre das auch das Beste gewesen, was ich hätte kriegen können.

Phelan kam mir schon im Erdgeschoss entgegen, in einem der Korridore, die auf die Hauptaufzüge zuführten. Offensichtlich war er in Eile, denn er rannte fast in einen der Wartungsservitoren, die frühmorgentlich ihren Dienst verrichteten.
„Oh, Felkyo, gut das ich dich treffe. Kettler möchte uns beide gleich sehen, oben in der Versammlungshalle“
„Kettler?“, erwiderte ich überrascht. Ich hatte den Inspektor nur einige Male flüchtig gesehen, ein Mann, der in der Behörde hauptsächlich auf Grund seiner gewaltigen Nase bekannt war.
„Richtig, der. Beeil dich lieber, als er mich geschickt hat, dich zu suchen, kam er mir mächtig ungeduldig vor, und das war vor einer halben Stunde“
Ich seufzte auf, folgte Phelan aber widerstrebend. Mit Sicherheit würden sich Akten auf meinem Schreibtisch ansammeln, doch ich war vor allem neugierig, was der Inspektor zu sagen haben würde.

Die Versammlungshalle ist ein von uns so titulierter Abstellraum im achten Stock, der für inoffizielle Gespräche unter den Inspektoren diente. Schon lange ausgediente Cogitoren und Panele ließen kaum Platz, und alles war von einer zentimeterdicken Staubschicht bedeckt. Ich achtete sorgsam darauf, möglichst wenig davon auf meine Kleidung kommen zu lassen.
Unter den Jalousien vor den breiten Fenstern, die nahezu eine gesamte Seite des Raums einnahmen, drang nur ein matter Schein in das Zimmer.
Als wir dort ankamen, waren schon drei andere anwesend: Harkon Kettler, ein breitgesichtiger Mann mit einer Nase, die sein gesamtes Gesicht auszufüllen schien. Die getuschelten Beschreibungen der Kollegen schienen nicht übertrieben.
Die anderen beiden waren Gerret Arkian, einer der Veteranen der Behörde und schon lange im Rang eines Majors, und Montis Killian. Der Inspektor glich einen Raubvogel. Mit einer schmalen Hakennase und tief eingegrabenen Gesichtszügen schien es immer, als würde er auf etwas lauern.
„Nun, ihr seid endlich gekommen. Dann können wir ja anfangen“, begann Killian, kaum dass wir eingetreten waren.
Sorgsam zog ich die Tür hinter mir zu, um mich anschließend an den Rahmen zu lehnen.
„Harkon?“, übergab Killian, und der Angesprochene nickte eifrig, was die riesige Nase auf und ab wippen ließ.
„Ich – beziehungsweise wir – glauben, nach langwierigen Ermittlungen den Hauptumschlagplatz der Fänge, ihren Stützpunkt und Zufluchtsort, gefunden zu haben“
Ich zog überrascht die Augenbrauen hoch, schwieg aber. „Fänge“ war ein allgemeiner Slang unter uns für die Schmugglergruppe, die derzeit fast ganz Damasia mit Juvenor versorgte, jener Droge vor allem für die wohlhabenderen imperialen Bürger, die den Alterungsprozess drastisch verlangsamte.
Insgeheim vermuteten wir, dass die Ermittlungen überhaupt erst zugelassen worden waren, weil die Gruppe in Ungnade gefallen war. Diesen Gedanken sprach jedoch niemand laut aus; keiner ist gerne bloß ein Werkzeug, und allein die Tatsache, dass wir den Umschlagplatz überhaupt erst gefunden hatten, war schon ein riesiger Erfolg.
Arkians säuerlicher Miene nach schien er den selben Gedanken zu verfolgen wie ich, Phelan jedoch pfiff überrascht durch die Zähne.
Killian zeigte ein selbstsicheres Lächeln – er war es also gewesen, den Kettler mit „wir“ gemeint hatte. Der Mann mit der markanten Nase fuhr fort.
„Die Frage, die wir uns gestellt haben, war einfach: wo könnten sie sich am ehesten versteckt halten, wenn sie zum einen einen schnellen und direkten Zugang zum Raumhafen brauchen, zum anderen aber nicht auffallen wollen? Vermutlich geben sie ihren Umtrieben den Anstrich legaler Aktivitäten, deshalb haben wir uns auf das Industriegebiet um den Raumhafen konzentriert. Unsere gesamte Arbeit zu beschreiben würde zu weit ausufern, doch haben wir heute Morgen die Nachricht bekommen, dass auf einem der Schlachthöfe ein Adliger die Fänge getroffen haben will“
„Wie sicher ist diese Information?“, warf ich sofort ein. Das Ganze kam mir zu simpel vor. Zumindest sagte ich mir das, vermutlich wollte ich nur einen Fehler in Killians Ermittlungen offenlegen. Kettler schien wenig mehr als ein Strohmann zu sein.
„So sicher wie es nur möglich ist“, erwiderte er in einem Tonfall, der verdeutlichte, wie wenig er von diesem Einwand hielt.
Ich knirschte ob dieser Geringschätzung mit den Zähnen. Kettler war wohl einer derjenigen, die immer noch nicht mit Frauen in der Behörde klar kamen. Ein Idiot.
„Was soll denn bitte 'so sicher wie nur möglich' heißen? Wie vertrauenswürdig ist die Quelle nun? Und weiß sie überhaupt, wovon sie redet?“
Das erste Mal während des Gesprächs schaltete sich Killian ein. Er lächelte immer noch.
„Unsere Quelle zählt zum engsten Kreis um Janus Galt und genießt das Vertrauen des Gouverneurs“
Überrascht stieß ich meinen Atem zwischen den Zähnen aus und schwieg.
„Je eher wir dieses räuberische Nest ausräuchern, desto besser“, fuhr Kettler ungerührt fort. Ich fühlte mich in der Vermutung bestätigt, dass er vor allem ein Mann der großen Worte war. Er schien zudem Killians Sprachrohr zu sein.
„Ich habe mich jedoch dazu entschieden, bei diesem Unternehmen erfahrenere Kräfte um Hilfe zu bieten – hier kommt ihr ins Spiel“, merkte er mit einem Blick in die Richtung von Arkian, Phelan und mir an. Ich war beeindruckt, offensichtlich hatte es der Mann mit der markanten Nase geschafft, gegen Killians Willen auch mich miteinzubeziehen. Ich war misstrauisch. Warum ich mir sicher bin, dass es gegen Killians Willen war?
Wenn Kollegen in der Behörde miteinander tuschelten, hatten sie nicht nur Kettlers Nase zum Thema. Mindestens ebenso beliebt war die Rivalität zwischen Killian und mir, die nicht selten an offene Feindschaft grenzte. Montis war ungefähr so lange wie ich dabei, wir hatten beide unter dem gleichen Mentor gedient und gelernt. Schon nach kurzer Zeit versuchten wir, uns gegenseitig zu übertrumpfen, wir belauerten uns, bereit, jeden Fehler des anderen sofort auszunutzen.
Die aufkommende Verachtung hing vermutlich mit einer gewissen Ähnlichkeit zwischen uns zusammen. Wie ich neigte er dazu, einen Sachverhalt eher nüchtern und kühl anzugehen und den Lauf der Dinge abzuwarten. Bei unserem Abschluss an der behördeeigenen imperialen Schule hatten wir ähnliche Noten aufweisen können, sodass wir auf bestimmten Gebieten in direkter Konkurrenz zueinander standen. Allerdings schien es mir, als ob Killian stetig höher in der Gunst unserer Vorgesetzten stand.
Ich war ungern mit dem früh ergrauten Mann mit den kurzen Haaren zusammen, und er ebenso ungern mit mir.
Arkian räusperte sich geräuschvoll, ehe er mit einer für einen Mann von seiner Statur – der Veteran glich in fast jeder Hinsicht einem ergrauten Stier – unpassend sanft klingenden Stimme zu sprechen anfing.
„Ich stimme Harkon in dieser Angelegenheit zu. Wir sollten zusammenarbeiten und diese Sache so schnell wie möglich aus der Welt schaffen. Jeder von euch sollte sich eine Gruppe zusammenstellen, damit wir schon heute schnell und hart zuschlagen können“
Niemand widersprach, als Arkian die Führung übernahm und begann, befehlsgewohnt Vorgehen, Ausrüstung und ähnliches vorzugeben. Er war innerhalb der Behörde schon fast eine Legende, einer derjenigen, die zum engsten Kreis um Brennain gehörten, dem Leiter der Institution. Mit ihm zu dienen war eine Ehre.
„Dann ist also alles klar?“, fragte der Major und sah in die Runde. Wir nickten. Schon während
seiner Ausführungen waren nur wenige Zwischenfragen gestellt worden. An seinem Sachverstand zweifelte keiner.
„Es ist Zeit zu beweisen, dass der Arm des imperialen Gesetzes hier noch stark ist!“, bekundete Kettler mit feierlicher Miene, und alle außer mir nickten erneut. Ich hielt nichts auf derlei Geschwätz, wir waren oft wenig mehr als der Spielball anderer Mächte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kapitel 1: Dämmerung / Teil 1.2

Nach einigen letzten ausgetauschten Höflichkeiten löste sich die Versammlung rasch auf.
Arkian nahm Phelan beiseite und redete gedämpft auf ihn ein, während sie gemeinsam den Raum verließen. Kettler folgte beschwingten Schrittes kurze Zeit später.
Killian, der auf einem der Panele platzgenommen hatte, machte sich einige flüchtige Notizen auf einer Datentafel, die das Zwielicht des Raumes in ein kaltes, blaues Licht tauchte. Er schien sich darauf zu beschränken, mich zu ignorieren.
Aufseufzend trat ich an die Jalousien, die mir einen Blick auf die Stadt unter mir verwehrten.
Nach all den sonstigen Aufgaben, die bei mir – bei uns allen – anfielen, war dies eine Möglichkeit, dem ewig gleich bleibenden Alltag für einen Moment zu entfliehen. Ich war meiner Arbeit überdrüssig, der alltäglichen Routine, Killians bissiger Kommentare, der Menschen, die mich ständig umgaben. Ich sehnte mich nach Abwechslung.
Ich habe bereits erwähnt, das viele in der Sicherheitsbehörde wenig mehr als eine Schlägertruppe sehen. Die Wahrheit ist, dass wir oft auch nichts anderes waren. Größtenteils rückten wir bloß aus, um unangemeldete Demonstrationen aufzulösen, bei Arbeiterunruhen einzuschreiten, oder auch Entführungen oder Morde aufzuklären.
Stellte sich der Fall als schwerwiegender heraus, gab es einen Hinweis auf den verderblichen Einfluss des Chaos, übernahmen die Arbites. Das Adeptus Arbites stellt eine uns übergeordnete Instanz dar, die Richter und Vollstrecker des imperialen Rechts, dem Heiligen Senat zu Terra selbst unterstellt. Fremdweltler.
„Du solltest dich lieber etwas beeilen und mit den Vorbereitungen anfangen, anstatt deinen Tagträumereien nachzuhängen“, brummte Killian und riss mich aus meinen Gedanken.
„Ich glaube, dass ich gut genug einzuschätzen weiß, wieviel Zeit ich dafür brauchen werde, Killian“, erwiderte ich eisig. Ich wusste, dass er mich mit seiner Bemerkung nur provozieren wollte, doch konnte ich sie nicht einfach schweigend hinnehmen.
„Träumereien am Tage sind gefährlich“, fuhr der Mann mit dem Raubvogelgesicht fort, in seinen Augen nun eine Spur von Arglist. „Aus ihnen entspringt stets der Wunsch nach Veränderung, dem Wandel. Du weißt, was ich damit meine, Felkyo“
Ja, ich konnte erahnen, worauf er hinauswollte. Einige der Fälle, die die Arbites schließlich übernommen hatten, waren die von Träumern gewesen, von unscheinbaren Menschen, die doch den Umsturz des Bestehenden planten. Oft waren es nur fehlgeleitete Bürger, die rasch den läuternden Flammen übergeben wurden, doch einige hatten ihren Verstand etwas anderem geöffnet. Sie waren Anhänger des Herrschers des Wandels, einer jener Entinitäten des Warp, die als Götter des Chaos bekannt waren. Es gab vier von ihnen, jeder Patron einer ganz eigenen Perversion der menschlichen Natur.
Das Killian mich mit einem dieser Wesen, einer Macht, so verdorben, dass das bloße Wissen um ihren Namen mit dem Tode bestraft wurde, in Verbindung setze, war ungeheuerlich. Heute kenne ich den Namen jenes Gottes: Tzeentch. Diese Buchstaben auf dem Papier, die bloßen Laute haben etwas Schreckliches an sich, etwas unglaublich Falsches, mehr als nur die bloße Aneinanderreihung von Silben.
„Du bist ein Narr. Ein gefährlicher Narr, Killian. Solche Gedanken sind Ketzerei“
Killian lachte laut auf. „Gleich so erzürnt? Du hast wirklich ein dünnes Fell, wenn du dich schon davon aus der Fassung bringen lässt... viel Erfolg bei deinen Vorbereitungen“
Mit diesen Worten erhob sich von dem Panel, um den Versammlungsraum zu verlassen. Sein Lachen verfolgte mich noch lange auf dem Weg hinaus und in den Gängen, ehe es endlich verklang.


An der Front der Chimäre angebrachte Sirenen trieben die Menge vor uns mit lautem Heulen auseinander. Trotzdem waren in den Abendstunden dieses Tages so viele Menschen auf den Straßen – Pilger, Arbeiter, die von ihrer Schicht zurückkehrten oder sich auf dem Weg dorthin begaben, Patrouillen – dass wir nur schleichend langsam vorankamen.
Ich hielt Arkians Entscheidung, auf diese Weise Präsenz und Stärke zu demonstrieren, für falsch, ein heimliches Vorgehen wäre mir lieber gewesen. Ich wagte es jedoch nicht, sie in Frage zu stellen und diese Zweifel laut auszusprechen. Vermutlich hätte sowieso keiner der Männer in der Chimäre mich gehört, geschweige denn verstanden. Selbst das Kreischen der Sirene, das gedämpft in den von Neonlicht erhellten Transportraum drang, wurde beinahe von den Fahrgeräuschen und dem Dröhnen des Motors übertönt.
Mir gegenüber saßen mit ausdrucksloser Miene Baruch und Rand, zwei verschlossene, aber effizient arbeitende Männer, neben Phelan, der der lachenden Cynwe Elian etwas ins Ohr rief. Cynwe war eine der wenigen Frauen in der Behörde, fast noch ein Mädchen, mit einem stets geröteten, herzförmigen Gesicht. Sie war unbekümmert, jederzeit fröhlich und gut gelaunt, und ging mir damit schon seit Anfang der Fahrt auf die Nerven. Mir war schleierhaft, warum Phelan ausgerechnet sie für die Gruppe ausgewählt hatte. Wenigstens konnte ich sie nicht hören.
Neben ihnen und auch bei mir auf der Metallbank saßen die Übrigen, Elms, Knöchel, Garond, Merrot, Harp, die zwei Redwyns, Anger, Vogel. Ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen, doch hing wohl jeder seinen ganz eigenen Gedanken nach.
Ich konnte sie weder sehen noch hören, doch wusste ich, dass sich vor und hinter uns sechs weitere Chimären mit den Gruppen von Killian, Arkian und Kettler sowie weiteren Männern ihren Weg durch die Straßenschluchten bahnten. Dreh- und Angelpunkt würde das Fahrzeug des Veteranen sein, das voranfuhr und während des Einsatzes als mobile Zentrale diente.
„Der Weg ist frei. Ankunft in 20 Minuten“, drang es blechern aus unserem Kom, als der Fahrer unserer Chimäre sich meldete.

Das Gebäude, vor dem wir schließlich anhielten, war gewöhnlich und wirkte doch beeindruckend. Es war einer der alten Schlachthöfe, einer von dutzenden, hunderten Komplexen nahe des Raumhafens. Tag für Tag wurden abertausende Stück Vieh, hauptsächlich von Talithe I und II, hierher geliefert. Das Gebäude war riesig, eine Ansammlung von Vorsprüngen und Nischen, Schornsteinen, aufblinkenden Lichtern und Rohren, von Spitzbögen und Erkern, und erinnerte dabei an eine von einem Wahnsinnigen geschaffene Kathedrale.
An unserem Ziel wimmelte es von Leben; Lasterkolonnen mit Tieren auf den Ladeflächen erreichten den Schlachthof und verließen ihn ohne ihre Ladung wieder, sich brüllend Gehör verschaffende Ordner wiesen die Fahrer ein. Eine irrsinnige Kakaphonie verschiedener Geräusche umhüllte alles, das Rattern von Maschinen mischte sich mit dem Tuckern der im Leerlauf wartenden Laster und, kaum zu hören, den Todesschreien der Tiere. Dazu kam der durchdringende, metallische Geruch von Blut.
Die meisten Ordner blickten nervös zu uns herüber, als wir aus den Chimären stiegen, insgesamt knapp 90 Mann.
Ich selbst hatte meine Dienstpistole noch gehalftert, und lehnte mich relativ entspannt an unser Fahrzeug an, doch viele der anderen hatten ihre Waffen schon entsichert, behandschuhte Hände umfassten Lasergewehre oder Karabiner. Für gewöhnlich überlasse ich das Kämpfen den Leuten mit mehr Muskeln und weniger Verstand. Phelan sprang neben mir aus der Chimäre, dicht gefolgt von Cynwe, die etwas bleich geworden war und schwieg, wie ich mit Genugtuung feststellte. Von der Chimäre neben uns löste sich eine Gestalt aus dem Gedränge und trat zu uns heran. Killian.
„Gute Jagd“, wünschte ich ihm spöttisch, was er mit einem ironischen Salut quittierte.
„Dir auch. Denk nicht zuviel nach, sonst qualmt dein schönes Köpfchen noch“
Ich ignorierte ihn und blickte auf die Truppe vor mir, die sich langsam ordnete und zu Gruppen zusammenfand. Wir alle waren offiziell im Dienst und dementsprechend gekleidet; dunkle Armaplastwesten über malvenfarbenen Uniformen. Baruch und Rand, deren Vorsicht und Misstrauen berüchtigt waren, hatten sich ihre Helme schon aufgesetzt, nur ein Ausschnitt ihres Gesichts war unter dem hochgeklappten Visier zu erkennen. Wir anderen hatten unsere an dem Gürtel festgeschnallt. Wir waren auf Widerstand vorbereitet.
Einer der Ordner, ein stoppelbärtiger Bursche in verstaubter, dunkelbrauner Arbeitskluft, kam auf uns zugeeilt.
„Was hat dieser Aufmarsch zu bedeuten?“, rief er in unsere Richtung, ein verloren wirkender Mann vor einer schieren Überzahl Bewaffneter. Seine Stimme strafte seine vermeintliche Selbstsicherheit Lügen.
„Immer mit der Ruhe, junger Mann“, erwiderte Arkian gelassen und schob sich nach vorne durch.
„Imperiale Sicherheitsbehörde, wir würden uns hier gerne einmal umsehen“
Der Veteran, über zwei Meter groß, war in seinem mattschwarzen Panzer mit den goldenen Verzierungen eine beeindruckende Gestalt, die den schwitzenden Mann um fast zwei Haupteslängen überragte. Flankiert wurde er von Jescon, seiner rechten Hand, einem stets streng dreinblickenden Mann mit schlohweißen Haaren, und Daron, unserem Funker, der stets Kontakt mit dem Hauptquartier hielt.
„Sie können nicht – das... da muss ich erst nachfragen...“, begann der Ordner, doch Arkian schnitt ihm mit einer ungeduldigen Handbewegung das Wort ab.
„Nicht nötig“
Ein Kopfnicken, und zwei unserer Männer traten vor und fassten den Ordner an den Oberarmen. Gleichzeitig setzten wir uns in Bewegung, hielten auf den Eingang des Betriebes zu, die wütenden Proteste der übrigen Angestellten ignorierend. Zehn weitere von uns blieben zurück, um sie ebenfalls festzusetzen. Auch die Chimären fuhren auf ein Komsignal los, um das Gelände abzuriegeln.
Die riesigen Torflügel des Gebäudes, Ungetüme aus angelaufener Bronze, von der letzte purpurne Farbreste abblätterten, standen weit offen. Wir passierten sie schnellen Schrittes und folgten dem Verlauf der Lasterkolonne, stets misstrauisch beäugt von Fahrern und Vieh.
Nachdem Arkian Phelan und Kettler angewiesen hatte, die Produktionsanlagen mit 60 Mann Raum für Raum zu durchkämmen, führte uns unserer Weg zum Verwaltungsgebäude des Schlachthofes. Die gläserne Front war verdreckt, sodass nichts von dem innen zu erkennen war, die Farbe der Tür kaum zu erahnen, und auch die Tafel, die über dem Eingang angebracht war, hatte schon bessere Tage erlebt. Ehemals hatte sie wohl geleuchtet, doch nun zeugten nur noch matte Buchstaben von dem Betrieb: „Damasischer Schlachthof Nummer 131, Haus Matthys“ Ein Betrieb wie viele andere im Besitz einer unbedeutenden Adelsfamilie. Etwas, das wir schon vorher in Erfahrung gebracht hatten.
„Halten Sie sich bereit“, sagte Arkian schlicht.
„Aye“, bestätigten nach und nach Killian, ich und die übrigen Männer, mehr als ein Dutzend Stimmen.
Arkian stieß die Tür auf.





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Der Abschluss des ersten Sinnesabschnitts von Teil 1 / Kapitel 1, dazu der Anfang des nächsten.
Worüber ich gerade nachdenke sind vor allem die Dialoge. Die sind bei mir nämlich (noch?) recht spärlich gesäht, weil ich Aussagen über Charaktere auch recht einfach in Gedanken verpacken kann.
Das sagt sehr viel über Felkyo als Charakter aus, nur die anderen werden weniger einsichtlich, weil man sie nicht eben über die Dialoge besser kennenlernt. Ich krieg es aber irgendwie nicht hin, diese Abschnitte vernünftig in Gespräche auszulagern.
Unter Einfluss von dem Warlord's Battlecry 2- und Ergo ProxySoundtrack (yeahaw!) und "All about what?", einem gemixten Lied aus Rammstein und t.A.T.u (dabei mag ich keine der beiden Bands...) enstanden, folgt nun mehr Text =)
 
Zuletzt bearbeitet:
ich hatte den Teil ja schon gelesen und ich glaube, du hast nicht mehr viel daran geändert, oder?

Hier gibts auch nicht viel zu sagen. Einzig diese Sache mit den Chaosgöttern erinnert mich noch so an "Oh meine lieben Leser, ich will euch mal erklären, was das ist." Denk daran, dass du hier im Warhammer-Forum schreibst. Jeder hier weiß, was es mit den Chaosgöttern auf sich hat und es würde vielleicht reichen, wenn du schreibst, "mit den Chaosgöttern, jenen dämonischen Herren des Warps, in Verbindung brachte...." Die Wirkung ihrer Namen ist sehr schön beschrieben, aber es fragt sich, ob das hier wirklich rein muss, immerhin hat die Story bisher nichts mit dem Chaos zu tun und wenn sich das noch ändern sollte, hättest du dir die Überraschung verdorben, weil du hier so viel Wert darauf gelegt hast, den Lesern zu erklären, was es mit den vier Göttern auf sich hat.

Ansonsten zu den Dialogen: Du must deine charaktere ja nicht in wörtlichen Dialogen vorstellen, du kannst es auch in gedanklichen Monologen tun. A la: "Ein verdammter Heuchler bist du, dachte ich zornig." Das sagt auch schon viel aus und klingt besser, als würdest du das wieder in erläuterndem Erzählerkommentar schreiben.

So genug an Kritik, ich will jetzt wissen, was hinter der Tür wartet.
 
Schreckliche Monster, unvorstellbare Schrecken, die Schwiegermutter. Was dahinter lauert, erfahren Interessierte aber frühestens nach dem Wochende. Bin auf einem Rollenspielertreffen.

es wäre überzeugender, wenn du nicht in deiner eigenen Werbung Wiederholungsfehler einbauen würdest😛😛

schade, na dann müssen wir halt noch ein wenig warten. Oh Gott, bis dahin geht die Schule ja auch wieder los.
 
Äh, nachlesen? Zu faul!
Ist es auch die selbe Hauptperson? Den Rest habe ich eigentlich wiedererkannt.

das dachte ich mir schon. 😀

ich denke mal, dass es dieselbe ist. Hat ja wenig Sinn, den gleichen Hintergrund zu nehmen und eine andere Hauptperson zu erschaffen, die dann auch noch aus der Ich-Perspektive schreibt.
 
Kapitel 1: Dämmerung / Teil 1.3

Auch wenn viele uns verachten, verfügen die Beamten der Behörde doch über einen umfangreichen Erfahrungsschatz aus Dutzenden von Einsätzen und Übungen. Wie oft exerziert drangen die Männer vor mir überfallartig in den Raum ein, wobei sie sich gegenseitig Deckung gaben und jede Ecke sicherten.
Arkian grunzte auf, und von einem der anderen hörte ich einen überraschten Ausruf. Mit der Hand an dem Griff der Waffe schob ich mich an meinen Vorderleuten vorbei und spähte durch die Türöffnung. Der Raum, der sich vor mir erstreckte, war geräumig und fast schon eine kleine Halle zu nennen. Alte, verstaubte Teppiche, die einmal in einem dunklen Rot geleuchtet haben mochten, bedeckten den Boden. Der Putz an den Wänden in der gleichen Farbe begann sich bereits abzulösen, und auch das Empfangspult in der Mitte des Raumes war heruntergekommen. Niemand erwartete uns, der ganze Raum wirkte wie ausgestorben.
Killian stand neben dem Veteranen vor dem Pult. Um sie herum standen die anderen, die wachsam in die angrenzenden Gänge blickten.
„Niemand hier“, sprach Vogel das Offensichtliche aus, offenbar um die unangenehme Stille zu durchbrechen. Keiner antworte auf ihn. Ich eilte auf Arkian zu, der einige Worte mit Daron, unserem Funker, wechselte.
„Ähnliche Meldungen von Phelan und Kettler“, instruierte er umgehend Killian und mich, kaum dass ich die kleine Gruppe erreicht hatte. Mit einigen schnellen Handzeichen wies Arkian, die Beamten, die sich langsam unschlüssig im Raum ansammelten, an, das Gebäude zu durchsuchen, ehe er fortfuhr.
„Die Schweine scheinen sich davongemacht zu haben. Der gesamte Betrieb scheint nur aus Ordnern, dem Vieh sowie Maschinen und Servitoren zu bestehen.“
„Wahrscheinlich hat sie etwas aufgescheucht und sie haben bemerkt, dass sich zwei Handvoll Chimären mit jaulenden Sirenen einen Weg zu ihnen bahnen“, bemerkte ich trocken. Ich verlieh meiner Stimme wohl mehr Schärfe als beabsichtigt, denn Killian nutzte die Gunst der Stunde, um mich vor Augen des Veteranen zurechtzuweisen. Er war wie ich im Dienst und ging automatisch dazu über, mich vor den anderen zu siezen.
„Züglen Sie Ihre Stimme, Felkyo, bevor Sie etwas sagen, das Sie nicht mehr zurücknehmen können werden.“
Arkian überging vorerst beide Bemerkungen und warf einen Blick auf die Datentafel, die er aus seiner Manteltasche hervorgezogen hatte. Ungeduldig winkte er uns näher an sich heran.
„Keine unserer Gruppen hier hatte bislang Kontakt, und ich bezweifle, dass sich das ändern wird. Die Gründe sind mir gleich, wichtig ist, was wir daraus machen. Also halten Sie Frieden, alle beide, und konzentrieren Sie sich. Am Erfolgreichsten dürfte die Suche nach etwas Handfestem hier sein.“ Er tippte auf eine Stelle des Bildschirms, auf dem sich nach und nach der Grundriss des Gebäudes aufbaute.
„Dort ist das Büro des Schlachthofleiters und das angrenzende Archiv. Wir brauchen irgendetwas. Suchen Sie mit einigen eurer Leute nach belastenden Dokumenten oder Unterlagen. Ich werde mit den anderen das restliche Gebäude durchkämmen. Ohne etwas in der Hand wird das hier ein gigantischer Schlag ins Wasser werden“
„Auch wenn wir nichts finden, können wir dem Laden hier immer noch irgendetwas anhängen“, warf Killian ein.
„Wir sind hier gerade mit fast 100 Mann eingerückt, Montis. Wir können ihnen kaum nur die Hinterziehung imperialer Steuern vorwerfen, Brennain wird einen Erfolg erwarten“
„Aye“, bestätigten wir beide und gingen zu unseren Gruppen, um die Beamten einzuweisen.
Trotz des Fehlschlags frohlockte ich. Man würde sich daran erinnern, wer offensichtlich zu schlampig ermittelt hatte.
„Was jetzt?“, fragte mich Vogel, als ich die anderen erreicht hatte. Sie standen in einer losen Gruppe zusammen, zu der langsam diejenigen zurückfanden, die das Gebäude durchkämmt hatten. Sie spürten die Anspannung ihrer Vorgesetzten und umklammerten nervös ihre Waffen.
„Wir werden der Feier hier noch etwas länger beiwohnen. Arkian möchte einen Beweis, also finden wir ihm einen“
Mit einer knappen Handbewegung unterband ich jegliches Murren. Sollte es etwas geben, würde ich es vor Killian finden.

Auch der Anblick des Büros unterschied sich nicht sonderlich von dem der Empfangshalle.
Unsere Stiefel wirbelten Staub von den Teppichen auf, der uns husten ließ. Ein gewaltiger Schreibtisch füllte den Großteil des Raumes aus, auf und über ihm waren dutzende Monitore installiert. Ich drehte einige von ihnen zu mir hin, doch zeigten alle nur die gleiche Schwärze.
Hinter dem Schreibtisch stand ein Sessel, der wunderbarerweise keine Spur von Staub oder Beschädigungen aufwies, und hinter ihm führte ein schmaler Durchgang ins Archiv.
Die Beamten schulterten die Waffen und begannen, den Raum systematisch auseinanderzunehmen und zu durchsuchen. Jemand hatte Servitoren und Servoschädel hergeholt, und die Menschmaschinen rissen mit langsamen Bewegungen Vertäfelungen von den Wänden. Der Schreibtisch wurde ebenfalls Stück für Stück zerstört.
Ein besonderes Augenmerk der Beamten galt den Metallschränken des Archivs, aber auch in dem Büro standen Regale aus gebeiztem Holz, deren Bretter sich unter der Last hunderter und aberhunderter Ordner durchbogen. Mit Handkarren wurden die Mappen herausgebracht.
Ich lehnte mich nach einem abschätzenden Blick an den Sessel, die Beine überschlagen, und betrachtete das emsige Treiben. Knöchel und Vogel schwatzen während ihrer Arbeit, Harp, einer der Redwyns und Anger stürzten gemeinsam ein Regal um. Ich wusste, dass im Nebenraum Mirken und Devlon, zwei von Killians Männern, die Arbeit der Servitoren beaufsichtigten, auch aus dem restlichen Gebäude drang der Lärm der arbeitenden Beamten. Cynwe blätterte lustlos in einem der Ordner herum. Ich rief sie zu mir.
Killian, der in der Nähe stand, blickte kurz herüber, schwieg aber.
„Wir wären hier bedeutend schneller fertig, wenn Sie nicht einfach nur Löcher in die Luft starren würden“
„Mit Verlaub, ich sehe die Ordner durch“
„Mit Verlaub, das sehe ich selber auch“, äffte ich ihren Tonfall nach. „Ich sehe, dass Sie etwas gänzlich Unsinniges tun. Was glauben Sie denn, warum die anderen wohl alles herausschaffen? Alle Unterlagen werden später überprüft“
„Wenn aber ein wichtiges Detail...“
„Ruhe, verdammt nochmal.“
Cynwe schwieg, das Kinn trotzig nach vorne gestreckt. Ihre Augen funkelten, und ich war mir sicher, dass Phelan mir Vorwürfe machen würde. Das, was sie tat, hatte tatsächlich wenig Sinn, doch vielleicht hätte ich ruhiger bleiben müssen, gerade vor den anderen. Es ist einfach, sich erst jetzt dafür zu erklären, aber damals war ich gereizt, von ihrem kindlichen Trotz, von Killians Seitenhieben, von allem um mich herum.
„Machen Sie sich nützlich und helfen Sie Mirken und Devlon im Archiv. Wenn Sie nicht wissen, was Sie zu tun haben, dann haben Sie hier nichts verloren. Aber vielleicht zeigen die beiden ja Gnade und instruieren Sie. Wegtreten“
Neben mir seufzte Killian, kaum dass die junge Frau gegangen war.
„Musst du sie so anfahren, Felkyo?“ Ich hasste es, wenn er sich als verständnisvoller Gönner aufspielte.
„Musstest du so schlampig ermitteln, Killian?“, fauchte ich ihn im Gegenzug an, den gesamten Raum mit einer Geste einschließend. Ich war laut geworden und hatte jegliche Etikette fahren lassen, sodass Arkian, der gerade erst eingetreten war, sich mit gefurchter Stirn zu uns umwandte. Einige der anderen hielten in ihrer Arbeit inne.
Killian zuckte zusammen, was mich voll Genugtuung lächeln ließ.
„Wo sind denn die Fänge, verehrter Inspektor? Wo das Juvenor? Wo werden wir einen Hinweis auf ihre Schmuggelrouten, ihre Kontakte, ihre Fluchtwege finden? Wo, Killian?“
Arkian sah mit hochrotem Kopf aus, als würde er zwischen uns gehen wollen, und so hielt ich mit zusammengepressten Lippen inne. Auch der Angesprochene schwieg, die Augen zu Schlitzen verengt.
Nahezu greifbare Kälte erfüllte den Raum zwischen uns, und die Beamten traten unruhig von einem Fuß auf den anderen. Arkian schritt langsam auf uns zu, und sein schwerer Atem schien das einzige Geräusch in dem Büro zu sein. Gerade, als er mit finsterem Gesicht zu sprechen anfangen wollte, drang ein erstickter Aufschrei durch das Gebäude.
Dazu kam das charakteristische Zischen von Laserwaffen.






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Naa, wer kennt das Gefühl, dass man eigentlich viel mehr Lust auf Kapitel Drölfzig als auf das derzeitige hätte? =P

Die obligatorischen nächsten 1200-1300 Wörter, schön serviert. Hoffentlich diesmal ohne allzuviele Flüchtigkeitsfehler, die ich gleich noch oben rauseditieren werde.
 
Zuletzt bearbeitet:
ja, jetzt gehts los. Jetzt kommt Spannung auf, das ist schön. Das Ganze ist schon ein ziemlicher Unterschied zum Anfang.

Inzwischen wirken die Charaktere auch schon richtig gut vorstellbar. Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll. Fazit: einfach gut.

Nur eines:

„Zügle deine Stimme, Felkyo, du überschreitest hier eindeutig eine Grenze.“
das klingt noch ein wenig schwach und irgendwie nicht ernst. Verzeih mir, wenn ich das nicht wirklich begründen kann, ist halt so ein Gefühl. Ich würde eher zu "du solltest wissen, wo die Grenzen liegen." raten. Aber das musst du entscheiden.