40k Sprung ins Nichts

Was haltet ihr denn von so einer Version - einfacher zu lesen? Am besten auf Doppelseitenansicht stellen...

ja, jetzt gehts los. Jetzt kommt Spannung auf, das ist schön. Das Ganze ist schon ein ziemlicher Unterschied zum Anfang.

Inzwischen wirken die Charaktere auch schon richtig gut vorstellbar. Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll. Fazit: einfach gut.

Nur eines:

Zitat:
„Zügle deine Stimme, Felkyo, du überschreitest hier eindeutig eine Grenze.“
das klingt noch ein wenig schwach und irgendwie nicht ernst. Verzeih mir, wenn ich das nicht wirklich begründen kann, ist halt so ein Gefühl. Ich würde eher zu "du solltest wissen, wo die Grenzen liegen." raten. Aber das musst du entscheiden.
Ist verändert worden zu "Zügle deine Stimme, Felkyo, bevor du etwas sagst, was du nicht mehr zurücknehmen können wirst". Auch ein paar andere Formulierungen wurden ausgebessert, einige fehlende Wörter ersetzt =)

Weiterschreiben. Das ist ja wie beim Fernsehen. Kaum kommt irgendwas in Richtung spannung oder Kampf, kommt die Werbung.^^
Gut Ding will Weile haben 😉
Bin aber schon fleißig am Ideensammeln. Kennt wer "Verblendung" von Stieg Larsson? =)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist verändert worden zu "Zügle deine Stimme, Felkyo, bevor du etwas sagst, was du nicht mehr zurücknehmen können wirst". Auch ein paar andere Formulierungen wurden ausgebessert, einige fehlende Wörter ersetzt =)

das klingt schon besser.

Bin aber schon fleißig am Ideensammeln. Kennt wer "Verblendung" von Stieg Larsson? =)
freut mich. Nein, das kenne ich nicht.
 
Um mich auch mal wieder zu Wort zu melden:

Die Entwicklung gefällt mir gut. Nein, ich korrigiere mich, sehr gut.
Das ganze liest sich wie der Beginn eines Kriminalromans, durchwirkt mit dem Flair alter Schwarz-Weiss Krimifilme. Die Gedanken des Hauptchars, die Dialoge und die Handlungsorte verstärken das ganze.

Um nochmal auf meine "Kopfschmerzen" zurückzukommen.
Ich hatte am anfang ein wenig das Gefühl, dass es sich in die Richtung der momentan so beliebten "Polizeiserien" entwickelt. Das ist aber zum Glück nicht der Fall.

Der einzige Kritikpunkt den ich habe ist folgendes:

Der Hauptchar hat momentan keine Rolle ausser der des Erzählers. Das sorgt in meinen Augen dafür, dass die Hauptperson ein wenig in den Hintergrund rückt.

Aber da ja jetzt bald die "richtige" Show losgeht, hängt dieser Kritikpunkt noch in der Luft.

MFG

Robert
 
@Rabenfeder:
POHLlitikers Bemerkung finde ich sehr treffend: Die Geschichte hat tatsächlich Flair und Tempo eines Krimis, die Erzählung in der ersten Person trägt dazu bei.
Offensichtlich legst Du einigen Wert auf die Einführung der Charaktere, hierzu möchte ich mir jedoch noch kein abschließendes Urteil erlauben. Die bisherigen Dialogsequenzen waren noch zu kurz, um tatsächlich eine Charakterisierung der Figuren vorzunehmen, zumindest der Konflikt Felkyo-Killian deutet sich aber schon an. Ich nehme an, dass dies einer der hauptsächlichen Handlungsfäden sein wird?
Zum Setting bleibt mir zu sagen, dass ich es interessant finde und durch die noch sehr mysteriösen Andeutungen zur "Behörde" mein interesse durchaus geweckt ist. Scheinbar handelt es sich ja um eine Polizeieinheit, die in ihren Befugnissen und ihrer Bedeutung klar hinter dem Adeptus Arbites liegt. Gleichzeitig verfügen sie aber über enorme Ressourcen (Chimären für eine Razzia?!) und enormes Wissen auch auf vergleichsweise niedriger Ebene (die Namen der Chaosgötter, selbst das Wissen über deren Beschaffenheit, dürfte im Imperium ein seltenes 'Gut' sein). Ich denke aber mal, dass das keine Ungereimtheiten sind, sondern Du Dir etwas dabei gedacht hast. Entsprechend warte ich einfach mal gespannt ab.
 
So, da bin ich auch mal wieder. Im Gepäck befinden sich einige bearbeitete Kleinigkeiten, eine Erweiterung des Dialogs zwischen den Inspektoren, ein neuer Kapiteltitel und die nächste Fortsetzung.

Der Titel resultiert daraus, dass ich an manchen Stellen mehr schreibe als zuerst erwartet. "Erwachen" kommt also später, fürs Erste müsst ihr mit "Dämmerung" vorlieb nehmen ;P

Für Interessierte zuerst der erweiterte Dialog. Rot ist neu, aber lasst euch davon nicht den Lesefluss unterbrechen.
Die Änderungen hier trage ich später nach.

Die Versammlungshalle ist ein von uns so titulierter Abstellraum im achten Stock, der für inoffizielle Gespräche unter den Inspektoren diente. Schon lange ausgediente Cogitoren und Panele ließen kaum Platz, und alles war von einer zentimeterdicken Staubschicht bedeckt. Ich achtete sorgsam darauf, möglichst wenig davon auf meine Kleidung kommen zu lassen.
Unter den Jalousien vor den breiten Fenstern, die nahezu eine gesamte Seite des Raums einnahmen, drang nur ein matter Schein in das Zimmer.
Als wir dort ankamen, waren schon drei andere anwesend: Harkon Kettler, ein breitgesichtiger Mann mit einer Nase, die sein gesamtes Gesicht auszufüllen schien. Die getuschelten Beschreibungen der Kollegen schienen nicht übertrieben.
Die anderen beiden waren Gerret Arkian, einer der Veteranen der Behörde und schon lange im Rang eines Majors, und Montis Killian. Der Inspektor glich einen Raubvogel. Mit einer schmalen Hakennase und tief eingegrabenen Gesichtszügen schien es immer, als würde er auf etwas lauern.
„Nun, ihr seid endlich gekommen. Dann können wir ja anfangen“, begann Killian, kaum dass wir eingetreten waren.
Sorgsam zog ich die Tür hinter mir zu, um mich anschließend an den Rahmen zu lehnen.
„Harkon?“, übergab Killian, und der Angesprochene nickte eifrig, was die riesige Nase auf und ab wippen ließ.
„Ich – beziehungsweise wir – glauben, nach langwierigen Ermittlungen den Hauptumschlagplatz der Fänge, ihren Stützpunkt und Zufluchtsort, gefunden zu haben“
Ich zog überrascht die Augenbrauen hoch, schwieg aber. „Fänge“ war ein allgemeiner Slang unter uns für die Schmugglergruppe, der derzeit fast ganz Damasia mit Juvenor versorgte, jener Droge vor allem für die wohlhabenderen imperialen Bürger, die den Alterungsprozess drastisch verlangsamte.
Insgeheim vermuteten wir, dass die Ermittlungen überhaupt erst zugelassen worden waren, weil die Gruppe in Ungnade gefallen war. Diesen Gedanken sprach jedoch niemand laut aus; keiner ist gerne bloß ein Werkzeug, und allein die Tatsache, dass wir den Umschlagplatz überhaupt erst gefunden hatten, war schon ein riesiger Erfolg.
Arkians säuerlicher Miene nach schien er den selben Gedanken zu verfolgen wie ich, Phelan jedoch pfiff überrascht durch die Zähne.
Killian zeigte ein selbstsicheres Lächeln – er war es also gewesen, den Kettler mit „wir“ gemeint hatte. Der Mann mit der markanten Nase fuhr fort.
„Die Frage, die wir uns gestellt haben, war einfach: wo könnten sie sich am ehesten versteckt halten, wenn sie zu, einen einen schnellen und direkten Zugang zum Raumhafen brauchen, zum anderen aber nicht auffallen wollen? Vermutlich geben sie ihren Umtrieben den Anstrich legaler Aktivitäten, deshalb haben wir uns auf das Industriegebiet um den Raumhafen konzentriert.
Unsere gesamte Arbeit zu beschreiben würde zu weit ausufern, doch haben wir heute Morgen die Nachricht bekommen, dass auf einem der Schlachthöfe ein Adliger die Fänge getroffen haben will“
„Wie sicher ist diese Information?“, warf ich sofort ein. Das Ganze kam mir zu simpel vor. Zumindest sagte ich mir das, vermutlich wollte ich nur einen Fehler in Killians Ermittlungen offenlegen. Kettler schien wenig mehr als ein Strohmann zu sein.
„So sicher wie es nur möglich ist“, erwiderte er in einem Tonfall, der verdeutlichte, wie wenig er von diesem Einwand hielt.
Ich knirschte ob dieser Geringschätzung mit den Zähnen. Kettler war wohl einer derjenigen, die immer noch nicht mit Frauen in der Behörde klar kamen. Ein Idiot.
„Was soll denn bitte 'so sicher wie nur möglich' heißen? Wie vertrauenswürdig ist die Quelle nun? Und weiß sie überhaupt, wovon sie redet?“
Das erste Mal während des Gesprächs schaltete sich Killian ein. Er lächelte immer noch.
„Unsere Quelle zählt zum engsten Kreis um Janus Galt und genießt das Vertrauen des Gouverneurs“
Überrascht stieß ich meinen Atem zwischen den Zähnen aus und schwieg.

„Je eher wir dieses räuberische Nest ausräuchern, desto besser“, fuhr Kettler ungerührt fort. Ich fühlte mich in der Vermutung bestätigt, dass er vor allem ein Mann der großen Worte war. Er schien zudem Killians Sprachrohr zu sein.
„Ich habe mich jedoch dazu entschieden, bei diesem Unternehmen erfahrenere Kräfte um Hilfe zu bieten – hier kommt ihr ins Spiel“, merkte er mit einem Blick in die Richtung von Arkian, Phelan und mir an. Ich war beeindruckt, offensichtlich hatte es der Mann mit der markanten Nase geschafft, gegen Killians Willen auch mich miteinzubeziehen. Ich war misstrauisch. Warum ich mir sicher bin, dass es gegen Killians Willen war?
Wenn Kollegen in der Behörde miteinander tuschelten, hatten sie nicht nur Kettlers Nase zum Thema. Mindestens ebenso beliebt war die Rivalität zwischen Killian und mir, die nicht selten an offene Feindschaft grenzte. Montis war ungefähr so lange wie ich dabei, und von Beginn an hatte Verachtung zwischen uns geherrscht. Vermutlich hing das auch gerade mit einer gewissen Ähnlichkeit zwischen uns zusammen. Wir neigten beide dazu, einen Sachverhalt eher nüchtern und kühl anzugehen und den Lauf der Dinge abzuwarten.
Ich war ungern mit dem früh ergrauten Mann mit den kurzen Haaren zusammen, und er ebenso ungern mit mir.
Arkian räusperte sich geräuschvoll, ehe er mit einer für einen Mann von seiner Statur – der Veteran glich in fast jeder Hinsicht einem ergrauten Stier – unpassend sanft klingenden Stimme zu sprechen anfing.
„Ich stimme Harkon in dieser Angelegenheit zu. Wir sollten zusammenarbeiten und diese Sache so schnell wie möglich aus der Welt schaffen. Jeder von euch sollte sich eine Gruppe zusammenstellen, damit wir schon heute schnell und hart zuschlagen können“
Niemand widersprach, als Arkian die Führung übernahm und begann, befehlsgewohnt Vorgehen, Ausrüstung und ähnliches vorzugeben. Er war innerhalb der Behörde schon fast eine Legende, einer derjenigen, die zum engsten Kreis um Brennain gehörten, dem Leiter der Institution. Mit ihm zu dienen war eine Ehre.
„Dann ist also alles klar?“, fragte der Major und sah in die Runde. Wir nickten. Schon während
seiner Ausführungen waren nur wenige Zwischenfragen gestellt worden. An seinem Sachverstand zweifelte keiner.
„Es ist Zeit zu beweisen, dass der Arm des imperialen Gesetzes hier noch stark ist!“, bekundete Kettler mit feierlicher Miene, und alle außer mir nickten erneut. Ich hielt nichts auf derlei Geschwätz, wir waren oft wenig mehr als der Spielball anderer Mächte.
Den Teil gibt es, der Übersichtlichkeit wegen, in einem neuen Post.

Dankeschön übrigens für die Kommentare, die werden, soweit möglich, auch verwertet =)
Zur Behörde sein noch gesagt, dass das mit den Chimären durchaus Sinn macht, dazu später in der Geschichte mehr. Das Wissen um den Namen des Chaosgottes erhält Felkyo ja erst später, Sicht aus der Gegenwart und so.
 
Kapitel 1: Dämmerung / Teil 1.4

Einen Moment lang herrschte Schweigen im Büro, ein Augenblick erschreckter Starre, der die Geräusche aus dem Archiv noch lauter erscheinen ließ.
Ein weiterer Schrei ertönte, und mit ihm brach der Bann. Mit einem Mal brach Chaos aus; ein jeder griff nach seinen Waffen, einige blieben unschlüssig stehen, andere hasteten in Richtung des Durchgangs. Anfragen, Ausrufe und sich überschlagene Meldungen erfüllten das Kom, sodass keiner mehr zu verstehen war.
Ich riss mir die Komeinheit aus dem Ohr und zog die Pistole aus dem Holster, um sie anschließend zu entsichern. Ich sah, wie Baruch und Rand, die sich am schnellsten gefangen hatten, am Durchgang in Deckung gingen, und ich beeilte mich, zu ihnen aufzuschließen. Bei Baruch angekommen, signalisierte ich ihm mit einem Tippen auf die Schulter, für mich beiseite zu treten. Vorsichtig schob ich den Kopf um die Ecke, bereit, jederzeit zurückzuzucken. Das mag geradezu selbstmörderisch erscheinen, doch ich war damals noch voll Selbstsicherheit, jenes Gefühls, das den Kontakt mit der Wirklichkeit selten übersteht. Zudem war der Schreck dem Adrenalin gewichen, das mich der Gefahr gegenüber unempfindlicher machte.
Von meiner Position aus konnte ich nur einen kleinen Teil des Archivs einsehen, einen schmalen Gang, der durch die Aktenschränke zu beiden Seiten begrenzt war. Nur einige Schritte entfernt lag einer der Servitoren am Boden, der offenbar dort gestorben war, wo er gearbeitet hatte. Ordner waren um ihn verstreut und sogen sich langsam mit den zähen, halbtransparenten Flüssigkeiten voll, die sich unter seinem verdrehten Leichnam ausbreiteten. Auch einer von Killians Männern – ich glaube, es war Devlon – war getötet worden, ein sauberer Schuss hatte ihm den oberen Teil seines Schädels abrasiert.
Cynwe und Mirken erwehrten sich eines für mich hinter den Metallschränken unsichtbaren Feindes. Sie waren hinter einem umgestürzten Tisch in Deckung gegangen, der unter der Wucht der Einschläge von Laserstrahlen und Projektilen erbebte.
Nach einem letzten Blick auf den Raum hinter mir – Schreie drangen nun auch aus dem angrenzenden Flur, und Daron brüllte hektisch in sein Komgerät, während Arkian die Ordnung wiederherstellen zu versuche – huschte ich geduckt durch den Durchgang vorwärts, die Pistolenmündung auf den Boden gerichtet. Baruch und Rand folgten mir ebenso wie Killian.
Ich hielt mich dicht an der künstlichen Wand aus Archivschränken zu meiner Linken. Sie bestanden aus einem silbrig glänzenden Metall und schienen noch regelmäßig benutzt zu werden. Es hatte sich kaum Staub angesetzt, und jedes Regal hatte eine in verschnörkelter Schrift aufgetragene Markierung.
Von Nahem sah der Servitor grausig aus. Ich hatte bereits einige Leichen gesehen, die groteske Mischung aus einer menschlichen Leiche und mechanischen Teilen, die immer noch leise surrten und arbeiteten, ließ mich den Blick abwenden.
Vorsichtig, im Gänsemarsch, stiegen wir über den Toten hinweg und tasteten uns bis an das Ende der Schrankreihe vor. Nur einige Schritte vor uns lagen Cynwe und Mirken in Deckung. Mir fiel keine Möglichkeit ein, ihnen zu helfen, ohne blindlings in das feindliche Feuer zu laufen. Durch den anhaltenden Beschuss waren sowohl wir als auch sie festgenagelt.
Killian schob sich neben mich, um sich ebenfalls ein Bild von der Lage zu machen. Er schien beunruhigt.
„Die kriegen wir da nie raus Wenn wir nur den Kopf nach vorne strecken sind wir Geschichte“, winkte er schließlich ab. „Vielleicht können wir aber ihre Angreifer irgendwie umgehen. Baruch...?“
„Schwierig, aber sicher nicht unmöglich“, antwortete der Angesprochene. „Wir wissen noch nicht, mit wie vielen wir es zu tun haben, aber einen Versuch wäre es wert.“
Ich zögerte einen Moment, ehe ich widerwillig nickte. Die beide auf diese Weise zurückzulassen schien falsch, doch konnten wir von unserer Position aus nichts ausrichten.
Ich wandte mich ab und bedeutete den anderen mit einer ungeduldigen Geste, wieder umzukehren.
Auf dem gleich Weg, auf dem wir auch gekommen waren, liefen wir zurück. Ich hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, deshalb trieb ich die Kollegen zu größerer Eile an.
Als wir an dem Leichnam des Servitors kamen, drehte ich mich noch einmal um. Wenigstens diese kleine Geste schien ich ihnen schuldig.
Ich verspürte eine absurde Erleichterung, dass sie uns im Eifer des Gefechts nicht bemerkt hatten. Mirken war auf ein Knie niedergesunken und wechselte mit ruhigen, präzisen Bewegungen das Magazin. Er war einer von den Veteranen um Killian und hatte schon mehr als einmal eine solche Situation erlebt.
Im Gegensatz dazu stand Cynwe, die ihren ersten wirklichen Einsatz erlebte. Ich konnte mir vorstellen wie sie sich fühlte – ich hatte selbst Todesängste unter feindlichem Feuer durchstehen müssen, als bei der Auflösung einer Demonstration sich einige der aufgebrachten Bürger als bewaffnet herausstellten. Meine Feuertaufe, scheinbar unendlich lange her. Und doch glaubte ich, dass ich nicht so unglaublich grün gewesen war. Sie schoss nahezu blind, jegliche Feuerdisziplin war verloren gegangen. So wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sie keine Munition mehr hätte. Fast zeitgleich mit Mirken musste auch sie nachladen.
Sie verlagerte ihr Gewicht ein wenig, als sie das Magazin auswarf. Mit schrecklicher Klarheit, aus jahrelanger Erfahrung geboren, war ich mir plötzlich sicher, dass sie sich damit ein Stück weit aus der Deckung aufgerichtet hatte.
Ich starrte wie gebannt herüber, unfähig, ein Wort über die Lippen zu bringen. Hinter mir blieben Baruch, Rand und Killian stehen und drehten sich ebenfalls um.
Bei einer neuerlichen Salve des Gegners duckte sich Mirken instinktiv, Cynwe hingegen reagierte einen Moment zu spät. Ich sah, wie sie plötzlich den Kopf ruckartig zur Seite drehte, als habe sie etwas geschlagen, sah, wie ein Laserstrahl sie seitlich an der Stirn traf, sah roten Blutnebel, der den Tisch und Mirken benetzte.
Mit halb geöffnetem Mund kippte Cynwe seitlich aus der Deckung. Ein weiterer Schuss traf sie in den Bauch und erschuf kleine Blütenblätter aus Blutspritzern rund um sie herum.
Einen Moment war nichts als gedämpfte Stille. Um mich herum muss ein unglaublicher Lärm geherrscht haben, doch er kam mir unglaublich fern vor. Es war vergleichbar mit dem Gefühl, das man hat, wenn man mit dem Kopf unter Wasser taucht.
Mit einem Mal fluteten die Geräusche zurück, der Bann war gebrochen. Cynwe war von mir hierher geschickt worden, ein grünes Mädchen ohne jegliche Erfahrung. Ich hatte sie nicht warnen können, hatte es nicht einmal versucht, und nun lag sie dort. Es war, als hätte ich sie selbst getötet.
„Scheiße“, hörte ich Killian hinter mir murmeln.

Wir zogen uns durch den Gang zurück, kaum dass auch Mirken aus mehreren Wunden blutend zu Boden ging, als der Tisch vor ihm unter der Gewalt der Einschläge nachgegeben hatte.
Die plötzliche Stille, nun, da der Beschuss aufgehört hatte, schien unwirklich. Nur einige gedämpfte Geräusche drangen aus dem Raum hinter uns. Nach einer kurzen Beratung warfen wir die Aktenschränke um und rissen die Wandverkleidungen am Rand des Ganges herunter, um eine provisorische Barrikade zu errichten. Sie würde uns Deckung bieten und unsere Gegner zumindest einen Moment aufhalten.
Während die anderen dieses Hindernis weiter verstärkten, lehnte ich mich an einen Aktenschrank zu meiner Linken und atmete tief durch. Ich hatte mir das Rauchen von LHO-Stäbchen schon vor Jahren abgewöhnt, doch in Situationen wie dieser hätte ich einiges für einen Zug getan.
Ich presste angespannt die Lippen zusammen. Tiefer im Raum, wo sich vor kurzem Cynwe und Mirken noch einen erbitterten Kampf mit dem mir unbekannten Feind geliefert hatten, sah ich nur den von Einschusslöchern pockennarbigen Tisch. Auf eine makabere Art und Weise schaute eine Hand hinter dem Holz hervor, die Körper der Kollegen waren jedoch jenseits meines Blickfeldes.
„Möchte Madame vielleicht helfen, anstatt besonders grimmig auszuschauen?“, rief Killian spottend herüber, die Hände in die Hüften gestemmt. Ich ignorierte ihn.
„Wir müssen doch irgendwie an sie herankommen“, griff ich das Thema der letzten Minuten wieder auf. Dass die beiden vielleicht nur wenige Meter von uns verbluteten war ein schreckliches Gefühl. „Was, wenn sie noch leben?“
Baruch zuckte zur Antwort nur mit den Achseln, während Rand nicht einmal zeigen ließ, ob er mich überhaupt gehört hatte. Unter ihren Helmen wirkten beide unnahbar.
„Hör mal zu, Schätzchen“, schnaufte Killian, der sich meinen Bemühungen, ihn auszublenden, hartnäckig widersetzte. „Das geheuchelte Mitgefühl kannst du dir sparen. Was auch immer sie“ - er wies mit dem Kopf in Richtung des Tisches - „aufgeschreckt haben, ist immer noch hier. Und ich vermute, dass wir auch bald dran sind, wenn wir nicht schleunigst verschwinden“
„Ohne zu wissen, ob Cynwe und Myrken überhaupt tot sind?“, fragte ich entgeistert. Ich verspürte eine seltsame Verantwortung für die junge Frau, die ich kaum gekannt hatte.
„Die werden nicht die einzigen sein“, erwiderte Killian ungerührt.
„Im ganzen Gebäude scheint die Hölle los zu sein“, fügte Baruch hinzu, ehe er wieder in sein altgewohntes Schweigen verfiel. Um seine Worte zu unterstreichen, klopfte er sich an die Seite seines Helms. Dort war, wie ich wusste, die Komeinheit untergebracht.
Das erste Mal, seitdem ich das Archiv betreten hatte, stöpselte ich meine eigene Einheit wieder ein. Noch immer überlagerten sich die einzelnen Meldungen, doch schienen Arkians Bemühungen, Ordnung zu schaffen, erste Früchte zu tragen. Ein Korporal namens Laques – er klang gehetzt – forderte Verstärkung für einen Raum im Südteil des Gebäudes an, eine andere Stimme trug leiernd Verlustmeldungen vor, Daron, der Funker, versuchte Kontakt zu einer Gruppe herzustellen, die sich nicht mehr meldete.
Einige der Beamten, die in Kampfhandlungen verwickelt waren, bezeichneten die Angreifer schlicht als „bewaffnete Gruppen“, andere, die in Panik verfallen waren, sprachen von Chaoskultisten, Mutanten oder Dämonen. In den Archiven der Behörde würde später ein Bericht zu finden sein, in dem man von „aufrührerischen Individuen“ lesen konnte. Ich habe ihn mehrmals durchgeschaut, und finde die Formulierung lachhaft. Die nüchternen Aufzählungen spiegeln kaum das damalige Chaos wieder.
Ich war noch immer mitgenommen von den vorigen Ereignissen und versuchte, mich wieder zu sammeln, als sich Rand das erste Mal zu Wort meldete.
„Runter!“, rief er plötzlich, und aufgeschreckt warfen wir uns alle zu Boden.
Kaum, dass wir in Deckung lagen, schlugen die ersten Geschosse ein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gut, lass die ersten Namen abkratzen. Ich verliere noch die Orientierung bei den ganzen Beamten, die sich nicht sonderlich in ihrer Stellung unterscheiden.

dann weiß du ja, wie es mir bei MOW geht😀

Ja, das wird immer besser. Die Änderungen am ersten Teil finde ich auch sehr gut, das klingt noch besser so. Und ich kann mir das Chaos, das da ausgebrochen ist, ziemlich gut vorstellen. Zudem wird auch deine Hauptperson immer ausgeprägter.

Ich hab sonst nicht mehr viel zu melden, ist einfach gut.
 
Etwas Zeit im Gepäck, was macht man da? Nein, nicht weiterschreiben, das wäre zu simpel. Antworten ;D
Kritik ist immer gern gesehen, her damit =)

POHLlitiker schrieb:
Der Hauptchar hat momentan keine Rolle ausser der des Erzählers. Das sorgt in meinen Augen dafür, dass die Hauptperson ein wenig in den Hintergrund rückt.
Das Problem ist eben, dass die Protagonistin gleichzeitig Erzählerin ist. Wenn ich über mich selbst rede, werte ich meine Handlungen kaum, ich erzähle in Geschichten über mein Leben auch wenig über meine eigene Persönlichkeit - bis auf das, was durch meine Handlungen ausgedrückt wird.
Dem versuche ich durch die Gegenwartskommentare vorzubeugen, mal sehen, wie sich das noch entwickelt. Da überrasche ich mich ja ab und zu selber.


Avenger schrieb:
Offensichtlich legst Du einigen Wert auf die Einführung der Charaktere, hierzu möchte ich mir jedoch noch kein abschließendes Urteil erlauben.
Der Witz ist, dass die Charaktere zuerst sogar noch viel detaillierter eingeführt wurden, ich das ganze auf SHOKers Anraten aber abgeschwächt habe. Alle wichtigen Charaktere (bis auf Felkyo, die wird ja sowieso nach und nach eingeführt) kriegen noch einen kleinen Abschnitt, in dem mehr zu ihnen geschrieben wird.

Die bisherigen Dialogsequenzen waren noch zu kurz, um tatsächlich eine Charakterisierung der Figuren vorzunehmen, zumindest der Konflikt Felkyo-Killian deutet sich aber schon an.
Dialoge werden ausgebaut (siehe letzen Post), daran muss ich aber noch üben =)

Ich nehme an, dass dies einer der hauptsächlichen Handlungsfäden sein wird?
Ich hoffe, dass in der Geschichte nicht allzuviel vorhersehbar werden wird ;D


Sarash schrieb:
Gut, lass die ersten Namen abkratzen. Ich verliere noch die Orientierung bei den ganzen Beamten, die sich nicht sonderlich in ihrer Stellung unterscheiden.
Kein Problem, ich gebe mein Bestes xP


SHOKer schrieb:
Ja, das wird immer besser. Die Änderungen am ersten Teil finde ich auch sehr gut, das klingt noch besser so. Und ich kann mir das Chaos, das da ausgebrochen ist, ziemlich gut vorstellen. Zudem wird auch deine Hauptperson immer ausgeprägter.
Ich hab sonst nicht mehr viel zu melden, ist einfach gut.
Das nehme ich einfach mal als Teil all der postiven Kritik und bedanke mich recht herzlich, ebenso für all die Verbesserungsvorschläge =)
 
Das nehme ich einfach mal als Teil all der postiven Kritik und bedanke mich recht herzlich, ebenso für all die Verbesserungsvorschläge =)

positive Kritik?!?!

man Rabenfeder, du kannst es aber auch kompliziert ausdrücken😀

Sag doch einfach, dass du es als Kompliment nimmst, so war es schließlich auch gemeint. Aber dein Dank ist angenommen.
 
Nachdem ich ein bisschen weitergeschrieben habe, ist dieser Teil schon wieder verworfen worden. Bin nicht ganz auf der Höhe, da es morgen auch ans 5. Prüfungsfach fürs Abi geht.
Stattdessen habe ich - entspannt - das Cover noch etwas verändert, nichts Großartiges. Melde mich zwischen Freitag und Sonntag hoffentlich mit mehr wieder.

Rabenfeder
 
Hi Rabenfeder,

ich habe mir deinen ganzen Threat durchgelesen mit allen Kommentaren.

Kritik:

Aufmachung: erstklassig, super Bild, einwandfreie Menüführung mit der Verlinkung zu den Texten.

Rechtschreibung: ist mir nicht so wichtig, ich habe aber auch nichts gravierendes gefunden.

Grammatik: da bin ich erst recht kein Experte, aber mir ist da ebenfalls nichts aufgefallen.

Wortwahl: warhammerliterarischer Hochgenuß, das bin ich von sämtlichen deutschen WH40K-Bücher auch so gewöhnt, ich lehne mich sogar noch ein wenig aus dem Fenster und behaupte das du noch einen Ticken besser bist.

Inhalt: es ist alles sehr stimmig und plausibel, keine Mängel vorhanden.

Athmosphäre: durch deine gute Wortschatz und eben WH40K typische Begrifflichkeiten, bin ich von anfang an in die Story eingetaucht und bist zum aktuellsten Stand wunderbar mitgeschwommen. Deine detailierte Beschreibung von Personen, Orten und sonstigen Gegebenheiten läßt keine Fragen offen.

Spannung: du hast einen guten Stil, denn ich als Leser will bei jeden deiner Sätze mehr wissen und bleibe somit an der Geschichte dran. Man kann nicht aufhören zu lesen. Und dabei schaffst du den Spagat zwischen Fragen offen lassen und dabei die Spannung weiter zu steigern. Einfach klasse. Ich glaube du könntest auch ein Buch schreiben ohne eine Kampfhandlung und die Geschichte wäre irre spannend.

Das war jetzt ausschließlich positive Kritik. Es tut mir leid ich habe keine negative Kritik oder Verbesserungsvorschläge. Hier und da hätte ich es etwas anderst formuliert aber das wäre jetzt krümelkackerei. Es ist ausgesprochen gut so wie es ist. Und die eine oder andere Variante die ich hätte muss auch nicht besser sein als deine, es ist eben Geschmackssache. Ein schmanckerl hab aber noch:

„Mach dich nützlich und hilf Mirken und Devlon im Archiv. Wenn du nicht weißt, was du zu tun hast, dann hast du hier nichts verloren. Aber vielleicht zeigen die beiden ja Gnade und instruieren dich. Abtreten

"Wegtreten" klingt besser.

Du siehst allein daran, dass es bei dir nichts zu verbessern gibt.

*die-stimme-eines-propheten-sprechend*
ICH SEHE EINE GROSSEN AUTOR IN DIR HERANWACHSEN. MACH UNS WEITER FREUNDE UND SCHREIBE, JA SCHREIBE. ES IST DEINE BERUFUNG. ES IST DER WUNSCH DES IMPERATORS.

Noch eins zum Schluß. Der Shoker hat echt Ahnung von der Schreibmaterie, da habe ich nichts hinzuzufügen. Er hat dich echt mal gut konstruktive kritisiert. Und du hast diese Kritik sehr gut aufgenommen und umgesetzt.
Ich bleibe weiter dran. Meine nächsten Kommentare werden wahrscheinlich eher karg ausfallen, nach dem Motto "oh geil, schreib weiter, du Sack". Bitte nimm mir das dann nicht Übel, weil schließlich bist du ja daran schuld😉.

Gruß ELute

P.S.: ich drück dir die Daumen bei deinen Prüfungen. Deutsch dürfte ja kein Problem sein, oder?
 
Jetzt habe ich doch noch was gefunden, das ich an deiner Stelle verbessern würde. Die Gespräche unter den Personen find ich nach nochmaligem durchlesen ein wenig "mau".

Das nur mal als Beispiel:

„Das geheuchelte Mitgefühl kannst du dir sparen. Was auch immer sie“ - er wies mit dem Kopf in Richtung des Tisches - „aufgeschreckt haben, ist immer noch hier. Und vermutlich werden sie sich uns bald auch vornehmen, die schleichen irgendwo dort vorne herum“

Vorschlag:

"Und vermutlich werden sie uns bald den Arsch aufreisen" mit zusammengekniffenen Augen spähte er die Positionen aus, aus der die Feiglinge Cynwe erschossen und murmelte "Die Groxtreiber schleichen irgendwo da vorne rum"

Da schreibst du ein wenig zu verkrampft, vielleicht wird dir dein guter Wortschatz an solchen Stellen zum Verhängnis. Ich finde in Kampfsituationen oder allgemein bei Gesprächen zwischen Personen kann man die Persönlichkeit nochmal hervorheben. Je nach dem was es für ein Charakter ist, kannst du auch mal Straßenchaugon (ich weiß nicht wie man das richtig schreibt) des 41. Jahrtausends verwenden. Oder für einen Aristokraten ein hochgestochenes Sprachverhalten. Gerade du kannst Charatere sehr gut beschreiben, nimm diese Stärke und münze das in das Sprachverhalten von Personen um. Und vergess nie:
Eine Hure muss wie eine Hure sprechen. 😎

Ich glaube du weißt schon was ich meine.

Ansonsten gilt alles noch wie in meinem vorherigen Kommentar erwähnt.

Gruß Elute
 
Einige kleinere Änderungen der bestehenden Teile. Der neue Teil wird einen Tick länger, um mal einen schönen Sinnesabschnitt zusammenzubekommen. Das Ende von Kapitel 1 ist aber noch nicht in Sicht 😉

Die Änderungen, die über einen kleinen Nebensatz und dem Korrigieren von Satzbau oder Wortwiederholungen hinausgehen (werde die alle erst später übertragen) - wer also jetzt noch welche findet, kann sich relativ sicher sein, dass ich sie auch schon habe:

„Halten Sie sich bereit“, sagte Arkian schlicht.
„Aye“, bestätigten nach und nach Killian, ich und die übrigen Männer, mehr als ein Dutzend Stimmen.
„Wahrscheinlich hat sie etwas aufgescheucht und sie haben bemerkt, dass sich zwei Handvoll Chimären mit jaulenden Sirenen einen Weg zu ihnen bahnen“, bemerkte ich trocken. Ich verlieh meiner Stimme wohl mehr Schärfe als beabsichtigt, denn Killian nutzte die Gunst der Stunde, um mich vor Augen des Veteranen zurechtzuweisen. Er war wie wir im Dienst und ging automatisch dazu über, uns vor den anderen zu siezen.
Züglen Sie Ihre Stimme, Felkyo, bevor Sie etwas sagen, das Sie nicht mehr zurücknehmen können werden.“
Arkian überging vorerst beide Bemerkungen und warf einen Blick auf die Datentafel, die er aus seiner Manteltasche hervorgezogen hatte. Ungeduldig winkte er uns näher an sich heran.
„Keine unserer Gruppen hier hatte bislang Kontakt, und ich bezweifle, dass sich das ändern wird. Die Gründe sind mir gleich, wichtig ist, was wir daraus machen. Also halten Sie Frieden, alle beide, und konzentrieren Sie sich. Am Erfolgreichsten dürfte die Suche nach etwas Handfestem hier sein.“ Er tippte auf eine Stelle des Bildschirms, auf dem sich nach und nach der Grundriss des Gebäudes aufbaute.
„Dort ist das Büro des Schlachthofleiters und das angrenzende Archiv. Wir brauchen irgendetwas. Suchen Sie mit einigen eurer Leute nach belastenden Dokumenten oder Unterlagen. Ich werde mit den anderen das restliche Gebäude durchkämmen. Ohne etwas in der Hand wird das hier ein gigantischer Schlag ins Wasser werden“
Cynwe blätterte lustlos in einem der Ordner herum. Ich rief sie zu mir.
Killian, der in der Nähe stand, blickte kurz herüber, schwieg aber.
„Wir wären hier bedeutend schneller fertig, wenn Sie nicht einfach nur Löcher in die Luft starren würden
„Mit Verlaub, ich sehe die Ordner durch“
„Mit Verlaub, das sehe ich selber auch“, äffte ich ihren Tonfall nach. „Ich sehe, dass Sie etwas gänzlich Unsinniges tun. Was glauben Sie denn, warum die anderen wohl alles herausschaffen? Alle Unterlagen werden später überprüft“
„Wenn aber ein wichtiges Detail...“
„Ruhe, verdammt nochmal.“
Cynwe schwieg, das Kinn trotzig nach vorne gestreckt. Ihre Augen funkelten, und ich war mir sicher, dass Phelan mir Vorwürfe machen würde. Das, was sie tat, hatte tatsächlich wenig Sinn, doch vielleicht hätte ich ruhiger bleiben müssen, gerade vor den anderen. Es ist einfach, sich erst jetzt dafür zu erklären, aber damals war ich gereizt, von ihrem kindlichen Trotz, von Killians Seitenhieben, von allem um mich herum.
Machen Sie sich nützlich und helfen Sie Mirken und Devlon im Archiv. Wenn Sie nicht wissen, was Sie zu tun haben, dann haben Sie hier nichts verloren. Aber vielleicht zeigen die beiden ja Gnade und instruieren Sie. Wegtreten“
Neben mir seufzte Killian, kaum dass die junge Frau gegangen war.
„Musst du sie so anfahren, Felkyo?“ Ich hasste es, wenn er sich als verständnisvoller Gönner aufspielte.
„Musstest du so schlampig ermitteln, Killian?“, fauchte ich ihn im Gegenzug an, den gesamten Raum mit einer Geste einschließend. Ich war laut geworden und hatte jegliche Etikette fahren lassen, sodass Arkian, der gerade erst eingetreten war, sich mit gefurchter Stirn zu uns umwandte. Einige der anderen hielten in ihrer Arbeit inne.
Killian zuckte zusammen, was mich voll Genugtuung lächeln ließ.
Übergang zu etwas formellerer Sprache im Dienst. In Stresssituationen wie unter Feindfeuer lässt man's trotzdem sein, und auch, wenn man sich leidenschaftlich angiftet. Beim Siezen bei Zitat Nummer 2 bin ich mir aber nicht sicher, ähnelt ja wieder einer inoffiziellen Besprechung. Doch lieber duzen?



„Hör mal zu, Schätzchen“, schnaufte Killian, der sich meinen Bemühungen, ihn auszublenden, hartnäckig widersetzte. „Das geheuchelte Mitgefühl kannst du dir sparen. Was auch immer sie“ - er wies mit dem Kopf in Richtung des Tisches - „aufgeschreckt haben, ist immer noch hier. Und ich vermute, dass wir auch bald dran sind, wenn wir nicht schleunigst verschwinden“
„Ohne zu wissen, ob Cynwe und Myrken überhaupt tot sind?“, fragte ich entgeistert. Ich verspürte eine seltsame Verantwortung für die junge Frau, die ich kaum gekannt hatte.
„Die werden nicht die einzigen sein“, erwiderte Killian ungerührt.
„Im ganzen Gebäude scheint die Hölle los zu sein“, fügte Baruch hinzu, ehe er wieder in sein altgewohntes Schweigen verfiel. Um seine Worte zu unterstreichen, klopfte er sich an die Seite seines Helms. Dort war, wie ich wusste, die Komeinheit untergebracht.
€:
ELute schrieb:
P.S.: ich drück dir die Daumen bei deinen Prüfungen. Deutsch dürfte ja kein Problem sein, oder?
Ich habe über Computersucht referiert, Schulleiter war anwesend. 15 Punkte ;D
 
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das mit dem siezen haben ich mir auch schon gedacht. Finde ich auf jedenfall mal besser. Das mögen zwar alles Kollegen sein die sich mehr oder weniger kennen, aber dennoch existiert ein Vorgestzten- und Untergegebenverhältnis. Außerdem macht es unterbewusst deutlich Wer der Chef. Der Chef kann ruhig mal duzen, aber die meisten Untergeben sollten den Chef siezen.

@Computersucht:

Was für eine Ironie😀
 
Dämmerung: Teil 1.5

Einen Augenblick fürchtete ich, dass die dürftige Barrikade einfach weggefegt werden würde. Splitter prasselten auf uns ein, einige Dokumente schwebten langsam dem Boden entgegen. Unter der Wucht der Einschläge verbeulte sich das Metall der Schränke, Querschläger schossen unkontrolliert über uns hinweg. Einer von ihnen streifte mich an der Braue. Blut lief mir ins Auge und nahm mir die Sicht, egal wie oft ich mir mit den Ärmel über das Gesicht fuhr. Ich verfluchte den Umstand, den Helm nicht aufgesetzt zu haben, und tastete halb blind nach ihm, doch die Schlaufe an meiner Koppel war leer.
Etwas berührte mich leicht an der Schulter, und ich wandte den Kopf halb nach rechts. Die anderen schienen den Beschuss bisher schadlos überstanden zu haben, Baruch und Rand nahmen von ihm kaum Notiz. Sie kauerten mit dem Rücken zur Barrikade, die Waffen auf den Knien, und erwiderten in unregelmäßigen Abständen das Feuer. Ob sie etwas trafen konnte ich nur erahnen, doch würde unser Gegner wenigstens nicht auf uns zu spazieren.
Killian war zu mir hinübergekrochen, er war es auch gewesen, der mich angetippt hatte.
„Ewig können wir hier nicht rumliegen, das könnte sonst ziemlich ungemütlich werden. Davon können Cynwe und Mirken bestimmt ein Lied singen“, bemerkte er mit schon fast fröhlicher Stimme. Er musste fast schreien, um sich über den Lärm hinweg verständlich zu machen.
„Ich halte dich bestimmt nicht auf, wenn du jetzt losläufst. Wir stecken ziemlich tief im Dreck, aber wenigstens sind wir hier etwas sicher“
Killian schnaubte als Antwort, etwas, dass ich eher erahnte, als dass ich es wirklich gehört hätte.
„So sicher, wie du hinter einer Barrikade aus Aktenschränken nur sein kannst. Thron, wir wissen nicht einmal, gegen wen wir hier überhaupt kämpfen!“
Seine letzten Worte hallten unnatürlich laut zwischen den Schrankreihen wieder. Mit einem Mal war der scheinbar unablässige Lärm verklungen, der Beschuss hatte aufgehört. Leise raschelnd sanken die letzten Blätter neben uns zu Boden.
Die plötzliche Stille zehrte mehr an unseren Nerven als das vorhergehende Feuer. Selbst Baruch und Rand, die sonst durch nichts zu erschüttern waren, regten sich unruhig.
Ich hielt den Griff der Pistole mit beiden Händen umklammert, so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Meine Ohren gaukelten mir Geräusche vor – das Tappen eines Fußes, Rascheln von Kleidung – doch mein unregelmäßiger Atem schien alles zu übertönen. Aus den Augenwinkeln sah ich Bewegungen, doch kaum dass ich den Kopf gedreht hatte, waren sie schon wieder verschwunden. Ich habe später mit Kollegen, die im Krieg gedient hatten, darüber reden hören. Sie haben gemeint, dass das die typische Anspannung in Krisensituationen wäre, in der die Psyche fragil wie sonst kaum wäre und man allerlei zu sehen und zu hören schien – eine Überreaktion des Körpers. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich ernst genommen oder doch einen Scherz erlaubt haben. Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, dass mir all diese Sinneseindrücke unglaublich real erschienen. Vielleicht waren sie es? Wieder etwas, das ich nicht zu sagen fähig bin.
Schweiß vermischte sich mit Blut, und ich machte mir nicht mehr die Mühe, mir über die Augen zu wischen.
Plötzlich richtete sich Killian hinter der Deckung stocksteif auf, und auch die beiden anderen vermittelten mit ihrer Körperhaltung erhöhte Wachsamkeit.
Mehr Bestätigung brauchte ich nicht um zu wissen, dass ich mir das letzte Geräusch nicht eingebildet hatte. Ein dumpfes Schaben, wie als wenn jemand versuchte, seine Schritte ohne einen Laut zu setzen. Jetzt gingen sie also aufs Ganze.
Wir nickten einander zu. Stumm zählte ich von drei rückwärts, und aus den Augenwinkeln sah ich, dass auch die Lippen meiner Kollegen tonlos Zahlen formten.
Drei. Meine Finger schmerzten, und ich lockerte den Griff um die Pistole ein wenig. Die Anspannung blieb.
Zwei. Ich schickte ein Stoßgebet zum Imperator und vertraute ihm unsere Seelen an. Dazu küsste ich flüchtig den Anhänger, den ich an einem Lederband um den Hals trug.
Eins. Ein Atemzug.
Null. Wie die anderen hob ich die Waffe und feuerte blind über die Barrikade. Ich war mir darüber im Klaren, dass wir kaum einen Gegner treffen würden, doch würden sie wenigstens ihre Köpfe einziehen.
Die Sichelmagazine meiner Pistole fassen nur wenig mehr als ein halbes Dutzend Schuss. Ebenso wie Baruch, der sein Lasergewehr auf Automatik gestellt über die Barrikade geschwenkt hatte, musste ich schon bald nachladen. Killian und Rand hatten sich halb aufgerichtet und gaben nun immer hektischer einzelne, gezielte Schüsse ab.
Im selben Moment, in dem ich fertig nachgeladen hatte und mich erheben wollte, setzen mehrere Gestalten über unsere Deckung. Es waren vielleicht ein halbes Dutzend, in unauffällige Stoffe in Grau- und Brauntönen gekleidet – vermutlich wären sie mir inmitten der Makropole gar nicht aufgefallen. In ihren Händen hielten sie verschiedene kleinkalibriege Waffen, Schockstäbe, Dolche und Messer, und es schien durchaus so, als wüssten sie sie auch einzusetzen. Einige von ihnen trug der Schwung über die Barrikade hinweg und direkt in die Beamten hinein, die sich ihnen verbissen erwehrten. Das alles erschloss sich mir in Sekundenbruchteilen mehr oder weniger, als einer der Angreifer die umgestürzten Schränke direkt vor mir übersprang. Ich kauerte noch immer dort, und für einen kurzen Augenblick ragte der Mann bedrohlich vor mir auf.
Im letzten Augenblick schaffte ich es noch, die Pistole hochzureißen, ehe er sich von der Barrikade abstieß und auf mich losstürmte, ein Vibromesser in der Hand. Ich kannte diese Waffe, war sie doch beliebt bei den zahlreichen Straßengangs der Makropole, und ich kannte auch die Verletzungen, die sie zufügen konnte. Er hielt sie über den Kopf erhoben, sodass die Klinge nach unten zeigte.
Sein Hieb glitt an der Pistole ab und fuhr schmerzhaft über meine Finger. Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte ich den Impuls, meine Waffe loszulassen. Stattdessen drückte ich ab. Mehrere Kugeln trafen den Angreifer im Bauch, und die Wucht der Geschosse ließ ihn einige Schritte zurücktaumeln. Mit einem Stöhnen sank er an der Barrikade zu Boden, die Hände auf die Wunde gepresst.
Hektisch versuchte ich, die Pistole neu zu laden. Doch noch während ich ein Ersatzmagazin aus einer Tasche am Oberschenkel zog, sprang ein weiterer Mann förmlich in mich hinein.
Das Magazin entglitt meinen Händen. Ich spürte einen stechenden Schmerz in der Schulter, als mich dort etwas traf, und gemeinsam mit dem Angreifer ging ich zu Boden.
Er landete schwer auf mir, der Aufprall trieb mir jegliche Luft aus den Lungen. Sein Gesicht schwebte nur ein Stück von meinem entfernt, das Gesicht eines Arbeiters, mit kleinen Falten um den Augen und von Jahren der Anstrengung zerfurchter Haut.
Mein Ellbogen krachte gegen seine Schläfe, ich trat aus und wandte mich unter ihm hervor. Auf allen Vieren kroch ich davon, doch war er schon wieder auf den Beinen, packte mich an den Fußgelenken und riss mich zurück. Der Mann warf mich herum – er war überraschend stark – und presste mich mit seinem gesamten Körpergewicht zu Boden. Er grinste anzüglich, und ich roch seinen fauligen Atem.
Während seiner Attacke hatte er anscheinend seine Waffe verloren, doch griff er nun nach einer Pistole an seinem Gürtel. Ohne den Blick von mir abzuwenden oder sein Gewicht zu verringern, zog er sie hervor und drückte sie mir an die Stirn.
Mir stiegen Tränen in die Augen. Von meiner Schulter aus pulsierte Schmerz durch den ganzen Körper, Blut lief mir von der Braue in den Mundwinkel und hinterließ einen bitteren, metallischen Geschmack. Ich bekam kaum noch Luft, meine Brust schien unter ihrer Last zerspringen zu wollen.
Eine Träne lief mir die Wange herunter, vermischte sich dort mit Schmutz und Blut. Wirre Bilder streiften durch meinen Kopf, lange verloren geglaubte Erinnerungen, tief eingeschlossene Momentaufnahmen meines Lebens.
Die Träne blieb einen Moment am Kinn hängen. Über mir die Pistolenmündung, die schwieligen Finger, die täuschend langsam den Abzug durchdrückten. Mein Körper verkrampfte sich.
Ich wollte nicht sterben.
Die Träne löste sich vom Kinn, lief zu Boden.
Auch über das Handgemenge hinweg war der Schuss zu hören.



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Ich melde mich doch schon etwas früher als erwartet. Aber der nächste Teil kommt bestimmt 😉
Stilistisch bin ich mit diesem Stück recht zufrieden, inhaltlich könnt ihr ja auch mal was dazu sagen.


So nebenbei: ich hab mich mit dem Schulleiter ausnahmsweise gut verstanden, wir haben das Thema Computersucht zusammen mit Gesellschaftskritik, Philosophie und ähnlichen Themen verknüpft =)
Im Endeffekt wurde 20 Minuten überzogen xD
 
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