Salve Nakago,
Vielen Dank für dein Review. Lass mich dem in angemessener und erklärender Weise antworten. Ich habe deine Kritik vernommen und mir Gedanken dazu gemacht.
hm. Du sprichst da einen interessanten Punkt an, der mich auch schon beschäftigt hat. Wer ist im Rahmen des 40k Universums glaubwürdig?
Ich spiele bereits seit einiger Zeit Dark Heresy und habe mir in Vorbereitung für Stargazer eine lange Zeit genommen, sämtliche Regelwerke und vor allem auch die Dan Abnett-Bücher (nicht nur Gaunt’s sondern auch Doppeladler und andere heraus genommen, genauso wie die Ciaphas Caine-Reihe.)
Mir ist dabei folgendes aufgefallen: Die Helden sind stets ehrbare, genau richtig handelnde, während alle anderen um sie herum inkompetente Mistkerle sind. Ich erinnere dabei nur an das Volpone-Blaublüter-Regiment, in dem offensichtlich nicht nur der Kommandant, sondern auch der Kommissar inkompetent waren, da sie beide in laufender Serie offensichtlich Fehlentscheidungen trafen, die zur Vernichtung etlicher hundert Soldaten führten und damit bis zur Vervunhive-Schlacht ungeschoren davon kamen, wo Noches Sturm dann erst Gaunt umbringen wollte und dann desertierte.
Daraufhin hätte er, sieht man es einmal nach dem Konzept, wie es vom The Imperial Infantryman's Uplifting Primer gestellt wird, erschossen werden müssen. Nein, stattdessen wird er weit weggebracht, damit ein Kriegsgerichtsverfahren gegen ihn eingeleitet wird. Dabei lässt man es zu, dass sein Schiff vom Chaos gekapert, erobert und er in die Reihen des Chaos integriert wird. (An anderer Stelle erschoss Gaunt mehrere Soldaten, weil sie sich Ana Curth in den Weg stellten)
Ciaphas Caine hingegen ist (in meinen Augen) ein Feigling, der sich als Antiheld viel zu schade ist, um für irgendetwas in den Tod zu gehen, das er für nicht akzeptabel hält. Er gerät stets in die schlimmsten Situation und befreit sich durch List und Tücke und gerät dann durch Zufall zurück zu den eigenen Linien, obwohl er das eigentlich gar nicht will.
Seine langjährige beste Freundin ist Sororita, ist versierte Kartenspielerin und hat an und ab ein paar Liebhaber.
Außerdem gibt es eine ganze Menge Kommissar und kommissarische Gouverneure, die korrupt, unfähig und dumm sind.
Im Rahmen des 40k Universums frage ich mich jetzt: Wo ist das glaubwürdiger?
Das sind dort Story-Elemente, die die Geschichte irgendwo formen.
Bei Stargazer habe ich zwei Hauptpunkte eingebracht:
1. Ich hasse Kommissare. Ich hasse Kommissare, seitdem ich vom Kampf zwischen Ramius und Putin in Roter Oktober las. Der Putin, wie er im Buch dargestellt wird, ist ein macht- und ehrbesessener Mann, dessen naiver Glaube in die Richtigkeit des Kommunismus ihn blind macht gegenüber der Gefahr durch Captain Ramius, obwohl er in dem amerikanischen Buch liest, das Ramius Frau ihm schenkte. (Kann sein, dass ich da jetzt Film und Buch durcheinander bringe). Er ist inkompetent und inkonsequent, was ich als Charakterzug bereits sehr schön finde: Ein Feigling in einer wichtigen Position, der hinter anderen Leuten versteckt, aber in seiner eigenen Arroganz so tut, als sei er derjenige, welcher.
2. Ich mag Helden, die keine sind. Ekko ist eigentlich eine Mischung aus Held und Antiheld. Er ist durch Erlebnisse in seiner Kindheit, durch Verlust und Schmerz davon überzeugt, die Welt retten zu müssen und jedem, den er begegnet, zu retten.
Gleichsam ist er aber auch ein tief verbitterter Mensch, der unbedingt sterben will, aber zu feige ist, sich selbst umzubringen. Das ist für mich ebenfalls ein interessanter Charakterzug.
Ekko versucht also, seine Umwelt zu provozieren, sich selbst umzubringen. Inkompetenz trifft auf Impertinenz, was für mich irgendwo der Kern einer wirklich interessanten Feindschaft ausmacht.
Zusätzlich beeindruckt der Colonel durch seine Art, Dinge zu lösen, taktische und strategische Pläne auszuarbeiten und durch sein Glück. Das gibt ihm eine zusätzliche Narrenfreiheit, die er bis über die Grenzen hinaus ausdehnt.
Den Rest schreibe ich irgendwie seinem außergewöhnlichen Glück zu, immer in den falschen Situationen das Richtige zu tun.
Und ich mag mich irren, aber auch ein Kommissar Gaunt und ein Ciaphas Cain machen auf mich nicht den Eindruck einer fanatischen Elite der Imperialen Armee. Und ich stand unter diesem Eindruck, als ich die Geschichte schrieb.
Ich meine –Steiner aus dem Film „Cross of Iron“ ist ebenso davon überzeugt, dass die Nazis einfach nur Mist sind und die Ideologie sowieso nicht überlebt. Das wird auch geduldet.
Damit will ich natürlich nicht sagen, dass ich all das irgendwo kopiere, aber es macht dennoch einen gewissen Eindruck bei dem, was ich schreibe und bei meiner Sicht auf das Imperium, bzw. das gesamte Universum.
Es mag nun sein, dass das einen wahren 40k-Fan mit dem Hintergrundwissen von 41 Jahrtausenden irgendwo unglaubwürdigen vorkommen mag, aber aus meiner Sicht auf eben diese Welt halte ich diese Art der menschlichen Interaktion nicht für unmöglich. Und wenn auch das nicht dem Wunsch der Leser entspricht, bleibt eben nur noch, das Ganze als zynischen Blick auf Unzulänglichkeiten der Diener seiner Heiligkeit, dem Imperator zu sehen.
Mir ist klar, dass ich deine Meinung damit nicht geändert habe, aber ich hoffe, ich konnte dir meine Gedanken dahinter in ihrer groben Konzeption skizzieren.
Mit besten Grüßen:
SMN