40k Stargazer (Abgeschlossen 17.04.2015)

Und weil das sonst ein Doppelpost wäre, gleich das fünfte ;-D

5

Hustend und keuchend und mit klingelnden Ohren kam Rebis wieder auf die Beine. Er schien eine Ewigkeit betäubt gewesen zu sein durch … ja, durch was eigentlich?
Als er seinen Kopf über die Grabenwand hob, konnte er erkennen, dass nur drei Meter vor ihnen ein Tremorgeschoss niedergegangen zu sein schien.
Ein tiefer Granattrichter war dort entstanden, wo vor kurzem noch Melbin mit seiner Last und Rahael gewesen war.
»Melbin!«, schrie er in den tosenden Lärm, der sich in seinen Ohren wie das sanfte Rauschen des Meeres anhörte. »Melbin!«
Vor einem Moment noch hatte der riesige Soldat seinen Kameraden vor den Orks gerettet, im nächsten waren er und der jüngere Soldat vom Antlitz Agos Virgils getilgt worden.
Als nächstes würden er und der Rest der Männer den angreifenden Grünhäuten zum Opfer fallen. Einen Augenblick lang hielt der Corporal inne und lenkte seine Gedanken zurück auf sein Leben auf Bastet, an dem er als einziger Mensch nicht mehr teil hatte.
Er dachte an seine Frau, die in ihrem gemeinsamen Haus nun womöglich bis ans Ende ihrer Tage allein leben müsste, an seine früheren Freunde, die er nun nie wiedersehen würde – selbst, wenn er das hier überlebte – und erinnerte sich an die Jahreszeiten Bastets, die Überschwemmungsperioden und Dürrezeiten. All das würde er nie mehr erleben.
Dann entschied er sich, seine Konzentration wieder auf den Feind zu dirigieren. Wenn er schon untergehen musste, dann würde er es in Ehre und mit einem Feuerwerk tun.
Außerdem nahte die Befreiungsstreitmacht. Mit etwas Glück würden er und die Männer vielleicht doch überleben.
Rechts von ihm kamen Gorak und Hougner ebenfalls keuchend auf die Beine und legten sofort wieder an, um die angreifenden Orks zu beschießen. Grouphan kniete noch immer am Boden und schlug sich gegen die blutenden Ohren. Rebis vermutete, dass ihm gerade die Trommelfelle geplatzt waren.
Die Geschosse eines Ork-Bolters ließen die Erde vor ihm aufspritzen. Er kniete sich hinter die Grabenwand und lehnte sich zu Grouphan hinüber.
»Komm hoch!«, rief er und zog den jungen Soldaten mit sich hoch. »Zeigen wir es denen!«
Sein Lasergewehr spie kohärentes Licht aus der Deckung. »Die sollen uns kennen lernen! Für den Imperator!«
Er hatte sich gerade wieder umgewandt und einen Ork zersiebt, als in seinen Augenwinkeln die Mündung eines Schweren Bolters auftauchte und seine Konzentration abermals vom Feind ablenkte.
Neben ihm stand Melbin und hielt die große Waffe in seine Hüfte gepresst. Erstaunt stellte der Basteter fest, dass es eine der schweren Waffen war, die sie aus der Walküre geborgen hatten.
»Melbin.« Erleichterung ließ sich von Rebis Stimme in Richtung des Cadianers tragen. Der nickte ihm zu. »Corporal.«
»Ich dachte schon, Sie wären tot.«
»Ich auch.« Gewaltige Flammenstöße leckten aus der Mündung des Bolters zu den Orks hinüber und mähten mehrere Boyz nieder.
Rebis wandte sich um und entdeckte Rahael, der auf dem Boden vor dem kniete, was Melbin auf seinem Rücken getragen hatte.
»Rahael!«, fuhr er ihn an. »Wenn Sie uns mit Ihren Kampffertigkeiten unterstützen wollen, dann sagen Sie Bescheid!«
Der junge Cadianer sah auf und blickte den Corporal an. Tränen liefen über sein Gesicht. Er sah verzweifelt aus.
Von einer neuerlichen Geschosssalve, die von Melbin tödlich beantwortet wurde, in Deckung gezwungen, nahm sich Rebis die Zeit, genauer zu betrachten, was der Grund für seine letzten cholerischen Ausbrüche gewesen war.
Überrascht stellte er fest, dass es eine Schwester des Adeptus Sororitas war. Heißkalte Schauer liefen über seinen Körper.
Eine Sororita. Wie jeder Basteter fürchtete sich Rebis vor den fanatischen grausamen Schwestern des Adeptus Sororitas, die im Namen der Ekklesiarchie Säuberungen durchführten und mitunter ganze Planeten von Leben reinigten.
Auf Bastet hatten die Ordensschwestern bereits oft gewütet und tausende von Menschen als Häretiker, als Ketzer an der Göttlichkeit des Imperators, hingerichtet.
Aus seiner Familie war noch keiner mit den Schwestern gegangen und nie zurückgekehrt, aber es gab genügend Basteter, die er kannte und denen es so ergangen war.
Rebis starrte das liebliche Gesicht der Sororita an.
Sie schlief in friedlichem, tiefem Schlummer, der nicht einmal durch das wütende Feuer der Waffen um sie herum gestört wurde.
Hinter ihm heulte Melbin einen Kriegsschrei und ließ den Schweren Bolter in seinem Händen Tod und Verderben speien.
Ja, das passte. Die Lieblichkeit der Schwestern im Kontext zur Gnadenlosigkeit und Grausamkeit, mit der sie lebten. Oh ja, das passte wirklich.
Wieso nur hatte Rahael die Sororitas gerettet? Verdammter Cadianer!
»Ist sie tot?«, rief er, um den Gefechtslärm zu übertönen.
Der junge Soldat schüttelte verstört den Kopf.
Sie lebte also – lebte und würde wieder im Namen des Imperators Unschuldige ermorden. Und wegen diesem Miststück vergoss Rahael Tränen?
»Was ist los mit dir?«, brüllte er. »Warum heulst du?«
»Wie kann man einen Engel einfach sterben lassen?«, fragte Rahael weinend.
Rebis schlug ihm ins Gesicht. »Sie ist kein Engel! Und sie ist nicht tot!«
Aber vielleicht konnte man die Gefühle des Cadianers gegen ihn verwenden. Der Corporal lehnte sich vor und zog den blinzelnden und taumelnden Soldaten auf die Beine. »Hoch mit dir!«, fuhr er ihn an. »Wenn Sie leben soll, musst du kämpfen!«
Rahael starrte ihn apathisch an, dann hob er sein Lasergewehr und gab die ersten Schüsse auf die angreifenden Orks ab.
»Sehr gut!«, brüllte Rebis. »Machen wir sie fertig!«
Jetzt müssten nur noch unsere Leute eintreffen
, dachte er. Dann haben wir sogar eine Überlebenschance.
Mit triumphierendem Knacken erwachte das Funkgerät zum Leben: »1208 Ignifier, 1208 Ignifier, hier 0072 Azrael – hören Sie mich? Kommen!«
Für einen Moment blieb Rebis wie angewurzelt stehen, dann stürzte er an das Funkgerät.
Seine vor Aufregung zitternden Hände umfassten das Mikrofon und pressten sich auf die Sprechtaste. »0072 Azrael, 0072 Azrael, hier 1208 Ignifier – wir hören Sie! Bitte kommen!«
Wieder schallten aus den Lautsprechern des Funkgeräts für einige Zeit nur uninteressante Gefechtsmeldungen und Befehle, während sich das Feuergefecht um ihn herum intensivierte.
Grouphan war gerade dabei, das Magazin seines Gewehrs zu wechseln und wurde dabei von Hougner und Rahael gedeckt. Gorak vor ihnen feuerte mit tödlicher Präzision auf die vorstürmenden Orks, von denen einer nach dem anderen inmitten der funkelnden Laserkaskaden fiel.
Auf der anderen Seite stand Melbin allein und mähte gerade einen Trupp Grots mit dem Schweren Bolter nieder.
Das Funkgerät rauschte wieder. »Guten Tag, Rebis. Wie ich höre leben Sie noch. Wie sieht es denn aus?«
Der Corporal hätte vor Freude beinahe aufgelacht. »Colonel!«, rief er. »Es ist schön, Sie zu hören.«
»Ja, ich freue mich auch jedes Mal. Also – wie sieht es bei Ihnen aus?«
Rebis ließ seinen Blick noch einmal über die Kämpfenden schweifen und entdeckte, dass sich die Orks bereits auf wenige Meter an ihre improvisierte Stellung herangearbeitet hatten.
»Es sind verdammt viele Grünhäute hier«, meldete er. »Ich weiß nicht, was sie von uns wollen, aber sie kommen sehr zahlreich.«
Ekko auf der anderen Seite schwieg. Als er wieder zu sprechen begann, konnte man im Hintergrund das charakteristische, kreischende Jaulen der Turbojet-Triebwerke einer Walküre vernehmen. »In Ordnung. Wir machen uns jetzt auf den Weg. Halten Sie noch ein paar Minuten aus?«
»Wir werden e...«
Er hätte ihn beinahe nicht bemerkt.
Der Ork hatte sich über die ungedeckte Frontseite der Walküre und das Dach heran gearbeitet und stand plötzlich über der Heckluke.
Sein Schatten fiel auf die Erde und veranlasste Rebis, sich umzuwenden. »Im Namen …!«
Eine Sekunde später befand sich der fast zwei Meter hohe Ork bereits wild brüllend in der Luft und schwang eine Furcht erregende, mit verkrustetem Blut bedeckte Axt in seine Richtung.
Der Corporal ließ sich nach hinten fallen uns rollte sich zur Seite weg. Der Ork landete bebend auf dem Boden.
Seine breite Axt ging auf das Funkgerät nieder und hieb es funkensprühend in zwei. Urplötzlich verstummten das atmosphärische Rauschen und die gehetzten Funksprüche und wichen durchdringender Stille, die nur durch den Lärm der tobenden Schlacht um sie herum gefüllt wurde.
Rebis versuchte, sich auf die Beine zu erheben, da hatte ihn der Ork bereits erreicht und packte ihn mit seiner riesigen, dreckigen Hand.
Der Corporal spürte, wie er in die Luft gehoben wurde. Im nächsten Herzschlag sah er den Boden rasch näher kommen.
Der Aufschlag traf ihn hart. Explosionsartig entwich sämtliche Luft aus seinen Lungen und er glaubte, alle seine Lungenbläschen müssten geplatzt sein. Der Ork beugte sich über ihn und brüllte ihn an.
Rebis sah die verfaulten Zähne, roch den stinkenden Atem und spürte die fast erdrückende Luft, die den schmutzigen Körper des riesigen Xenos umwaberte.
War das sein Ende? Würde er so in seinem Dienst für den Imperator sterben?
Der Ork erhob die Axt und grunzte.
Plötzlich war Melbins Arm hinter ihm. Der Ork brüllte auf, als er zurückgerissen wurde und erzitterte ob der Kraft, die ihn von den Füßen hob.
Ein riesiger Arm schloss sich um seinen Hals. Ein hässliches Knacken ertönte, dann segelte der tote Leib in eine Grabenecke.
»Danke«, keuchte Rebis. Melbin nickte und ließ den Bolter wieder sprechen.
Er hatte viel zu sagen.

***

Inzwischen hatte die Schlacht ihr blutiges Gesicht entfaltet. Wie von Ekko vermutet, gerieten die imperialen Truppen bei ihrem Ansturm ins Stocken, je weiter sie sich den orkischen Linien näherten.
Plötzlich standen Panzer und Läufer ohne Deckung dar, als die Infanterie zurückfiel. Es war Irrsinn gewesen, die Männer über die gesamte Strecke laufen zu lassen – eine Sache, die Ekko beim Geben seiner Befehle nicht bedacht hatte, bis es zu spät gewesen war.
Jetzt mussten die Männer ihre Kräfte erst wieder sammeln, um für den Ansturm gegen die Ork-Stellungen genügend Kraft und Energie zu haben.
Inzwischen jedoch waren sie in Reichweite der Orkwaffen gelangt. Die ihnen entgegenstürmenden Grünhäute hatten bereits begonnen, auf sie zu schießen. Leuchtspuren und Laserstrahlen wechselten die Fronten, erste Soldaten sanken verletzt oder sterbend auf die zerstampfte Erde.
Captain Retexer brüllte Befehle und trieb seinen Infanteriezug mit grimmiger Entschlossenheit vorwärts.
»Tötet Sie!«, schrie er. »Macht sie nieder und tötet sie! Für Bastet! Für unsere Lieben! Für den Imperator!«
Seine Laserpistole spie kohärentes Licht in die Luft.
Die Männer um ihn herum brüllten Siegeshymnen oder Gebete und zeigten die Überschwänglichkeit von zum Sieg marschierenden Soldaten.
Sentinel-Läufer und Höllenhund-Flammpanzer passierten sie links und rechts, füllten die Lücken zu den anderen vorrückenden Infanterietrupps.
Laserkanonen zischten heulend in Richtung der voraus liegenden Orkstellungen, die von hunderten Granaten aus den mächtigen Geschützen der Basilisk-Artilleriepanzer zermalmt wurden.
Walküre-Sturmtransporter kreischten über die Truppen hinweg und eröffneten das Feuer aus Multi-Lasern und Salvenraketenwerfern.
Eine Mauer aus Staub, Rauch und Flammen hüllte die feindlichen Stellungen ein.
Sergeant Kleit beobachtete seinen Vorgesetzten, der mit seiner Laserpistole in die Luft schoss, um die Männer anzutreiben und schüttelte ob der Energieverschwendung, unwillkürlich den Kopf. Was für ein Idiot, dachte er. Schießt sein Magazin noch vor dem ersten Feind leer.
Er hatte den Gedanken gerade zu Ende gedacht, als eine einsame Walküre im Tiefflug über die Bodentruppen hinweg kreischte und Kurs auf das rauchende Etwas nahm, das einmal der Sturmtransporter Ignifier gewesen war.

***

Ekko betrachtete grimmig die behelmten cadianischen Grenadiere, die mit ihm und Gireth im Truppenraum der Walküre saßen und sich in ihren Sicherungsgurten auf den baldigen Kampf vorbereiteten. Die Gesichter, die unter den gepanzerten
Dreischichthelmen mit dem charakteristischen Typ XI Atemgerät verborgen waren, sprachen kein Wort und der Colonel konnte sich vorstellen, dass sie sich nicht einmal regten.
Das stetige Schaudern des Raumtransporters, das sich ab und an in heftiges Rütteln oder Sätzen ausmaß, Ekkos Magen in wilden Kapriolen umher tanzen ließ und grüne Farbe in das Gesicht von Gireth malte, schienen sie gar nicht mehr bewusst wahrzunehmen.
Er kannte die Disziplin der Kasrkin, ihren unerschöpflichen Glauben an das Imperium und die Ehre Cadias. Er wusste, dass sie nicht oft sprachen und besonders bei den regulären Truppen gefürchtet waren. Nein, das stimmte nicht ganz. Kasrkin waren im gesamten Imperium gefürchtet, denn sie unterschieden sich nur unwesentlich von Gardisten.
Und von Gardisten wusste man, dass sie die Elitetruppen der Elitetruppen der Imperialen Armee waren.
Er hatte sie sich immer als miniaturisierte Space Marines vorgestellte, die in verdeckten Einsätzen ihre Plattenrüstungen durch die Abwasserrohre irgendeiner Makropole zwängten.
Jetzt jedoch wusste er es besser. Die Kasrkin waren keinesfalls kleine, niedliche Space Marines. Man sollte sich wirklich vor ihnen in Acht nehmen.
Ekko wollte nicht behaupten, dass er in ihrer Gegenwart Angst spürte. Es war vielmehr Respekt – großer Respekt.
»Wir befinden uns jetzt im Anflug«, meldete der Pilot über Funk. Die Walküre neigte sich spürbar zur Seite.
Endlich kam Bewegung in die Kasrkin. Die Männer lehnten sich vor und begannen, ihre Ausrüstung ein letztes Mal zu kontrollieren.
Leises Pfeifen ertönte, als sie die Rückenergietornister ihrer
Kantrael-Amp-7- Hochenergielasergewehre einschalteten.
Vor ihnen krachten die Schweren Bolter, als die Bordschützen der Walküre ihre Munitionsgurte in die Waffen einführten.
Auch Ekko machte sich bereit. Er zog die Laserpistole aus seinem Tiefziehholster und prüfte ihren Ladezustand, dann steckte er sie zurück und sah aus dem schmalen Sichtschlitz an der Seitentür.
Unter ihnen zogen die Linien der vorrückenden imperialen Armee entlang wie die Linien eines vielfarbigen Flusses, erste Laserstrahlen zuckten als schmale, glitzernde Linien durch die Luft. Dichte Rauchwolken und Explosionsfontänen stiegen auf, bildeten die grausame Kulisse eines tödlichen Gemetzels.
Vor wenigen Sekunden war der Funkkontakt zu Rebis plötzlich abgebrochen und der lähmenden Frage gewichen, was wohl passiert sein mochte. Ekko hoffte, dass er nicht Ohrenzeuge des Todes der Überlebenden von Ignifier geworden war.
Die Walküre machte einen heftigen Satz, heulte auf und stürzte dann in die Tiefe.
Durch den schmalen Sichtschlitz in der Tür konnte Ekko verfolgen, wie der Boden rasend schnell näher kam. In seinem Körper kämpften unterschiedliche Gefühle um die Vorherrschaft – Angst und Panik, Freude und Erwartung.
Er schluckte. Wenn er ehrlich sein sollte, war auch das nicht gerade eine Art zu sterben, wie er sie sich wünschte … auch wenn sie passend gewesen wäre.
Die Walküre fiel bis wenige Meter über dem Boden, dann schoss sie mit unglaublicher Geschwindigkeit über die Ebene.
Verschwommene Imperiale zogen unter ihnen durch, während sie weiter auf den Feind zu marschierten. Explosionen von Geschossen flammten auf und verschwanden nach Achtern, während aufgewirbelte Erde gleich einem schweren Regen auf die Außenpanzerung des Sturmtransporters prasselte.
Glitzernde Strahlen von Leuchtspurgeschossen fegten an ihnen vorbei. Ab und zu hörte man ein metallenes ›Pling‹, wenn sich eines der Geschosse verirrte oder sein Ziel traf.
Jetzt kam auch das nur als schwarzes Etwas sichtbare, leicht rauchende Wrack der abgestürzten Walküre in Sicht.
Ekko schluckte abermals, als er sah, was noch in Sicht gekommen war. Eine grüne Flut schwappte den Imperialen entgegen. Tausende und abertausende von Orks stürmten aus ihren zerbombten Stellungen.
Die mächtigen Explosionen von Tremorgeschossen in ihren Reihen schienen wie Steine, die man ins Wasser warf – vollkommen unbedeutend.
Bald schon würden sie die Männer an am Wrack überrollt haben. Wenn es jetzt noch Komplikationen gab, waren die Männer nicht mehr zu retten.
In diesem Moment krachte es laut. Die Walküre kippte zur Seite und schwenkte von ihrem Ziel ab.
»Schweres Feuer von allen Seiten!«, tönte es im Funk. »Wir müssen einen anderen Weg versuchen!« Ein neuerliches Krachen und das metallene Scheppern von Schrapnellen auf Ceramit unterstrichen die Worte des Piloten.
Gireth ließ einen Schrei ertönten und klammerte sich an eine der Statuen neben sich.
Ekko aktivierte den Hörclip in seinem Ohr, indem er sich dagegen tippte.
»Verstanden«, antwortete er. »Beeilen Sie sich.«
Uns bleibt nicht mehr lange Zeit
.
 
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Salve, Nakago,

Ja, dasn Schreibfehler, der ist in der neuen Fassung bereits korrigiert. (Ich habe aber die von TTW kopiert, weil ich den Text nicht bei mir auf dem Rechner hatte ;-D.) Ich korrigiere es gleich.

Kohärentes Licht bezeichnet den Laserstrahl, der aus dem Lasergewehr kommt ;-D.
Da der Strahl aus dem Gewehr (je nachdem, was es nun für ein Laser ist), entweder nur eine Wellenlänge, oder mehrere in schnell wechselnder Reihenfolge besitzt, kann man dabei von zeitlicher Kohärenz sprechen.
Zeitliche Kohärenz bezeichnet eine über einen Zeitraum gleichbleibende Schwingung der Phase. Das bedeutet also, dass der Laser in seiner Frequenz gleichbleibt, und sich nicht durch unterschiedliche Frequenzanteile in der Phase verschiebt.

Das funktioniert aber auch nur, weil der Laser eben nur diese eine Lichtwelle hat.
Bei etwa Gaslampen oder LEDs funktioniert das nicht. Hier könnte man höchstens von räumlicher Kohärenz sprechen.

So - und nun die große Frage: Habe ich das so richtig erklärt? Ich wusste das mal besser, aber inzwischen ist mein Kopf etwas entleert, was das Thema angeht 🙄😀
 
Man merkt, dass du nie einen BattletechRoman gelesen hast, da wird das Wort sehr gerne benutzt.

Laser= kohärentes Licht (parallele Wellenbewegung, gleiche Welle, gleiche Phase)

Stimmt, hab nie einen gelesen.

Salve, Nakago,

Ja, dasn Schreibfehler, der ist in der neuen Fassung bereits korrigiert. (Ich habe aber die von TTW kopiert, weil ich den Text nicht bei mir auf dem Rechner hatte ;-D.) Ich korrigiere es gleich.

OK, dann macht das gleich viel mehr Sinn! 😛eace:

Kohärentes Licht bezeichnet den Laserstrahl, der aus dem Lasergewehr kommt ;-D.

:lol: Das reicht schon als Erklärung. Ich dachte schon, die hätten irgend welche coolen Diskoeffekte wie wechselnde Farben oder so was in der Art. :starwars:
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist aber insgesamt eine sehr interessante Frage:

Wie ist der Laserstrahl eines imperialen Lasergewehrs. Laut DoW ist er ja typisch "rotorange", während er beispielsweise in den GG-Büchern bläulich weiß ist. Dabei wird jedoch nicht erklärt, ob er ein zeitlich kontinuierlicher Strahl ist (Wie etwa die Star Trek-Phaser) oder ein eine gepulste Ladung, wie man sie bei Star Wars findet, wobei die Waffen ja eher Plasmawaffen sind, welche durch den Abschuss hochionisierten Gases funktionieren (Tibanna-Gas).

Ich tendiere da tatsächlich zu den bläulich weißen, halb-kontinuierlichen Strahler, also so ne Mischung zwischen Star Trek und Star Wars, um sich ein bildliches Beispiel vor Auge führen zu können.

PS: Ich habe auch nie einen BatteTech-Roman gelesen. Ich habe das aus Honor Harrington. Da sind die aber etwas größer ;-D
 
Zuletzt bearbeitet:
Und da kommt auch schon das nächste Kapitel, das sechste. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.


6

Ein weiterer Ork starb.
Für den Engel des Imperators!
Rahael kniete sich ab und wechselte gerade sein Magazin, als Grouphans Kopf neben ihm unerwartet explodierte. Ein verirrtes Boltgeschoss hatte ihn getroffen und seinen Schädel in eine breiige, rosafarbene Masse verwandelt, die sich explosionsartig zu allen Richtungen ausbreitete.
Rahael starrte den Körper seines Kameraden an, der einige Sekunden lang schwankte, als er die kinetische Energie des Einschlags absorbierte, und dann auf den Boden stürzte.
Für einen Augenblick konnte sich der junge Cadianer nicht bewegen, wusste nicht vor und zurück und blieb einfach vor dem Leichnam knien, das neue Magazin noch in der Hand.
Er wollte etwas sagen, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Statt dem hilflosen Ruf, der ihm auf den Lippen gelegen hatte, entfuhr seiner Kehle nur ein Röcheln.
Seinen Kameraden auf derart schreckliche Weise sterben zu sehen, war ein schwerer Schlag für ihn.
Viel Schlimmer jedoch war zu wissen, dass er der Einzige zu sein schien, dem der Verlust ihres Kameraden aufgefallen war.
Melbin und Hougner feuerten weiter, ohne auf das zu achten, was in den eigenen Linien geschah.
Gorak lud ebenfalls gerade nach, warf ihm einen mitleidigen Blick zu und erhob sich dann wieder, um den Orks neue Wellen von Laserfeuer entgegenzuschleudern.
Rahael spürte eine starke Hand an seinem Arm, fuhr erschrocken herum und erkannte Corporal Rebis, dessen zerfurchtes Gesicht ihn ernst musterte.
»Du kannst nichts mehr für ihn tun. Kämpfe weiter«, sagte er, als würde er ihn beruhigen wollen. Erstaunlicherweise schrie er nicht.
In dem Moment fuhren die drei Schützen weiter vorne auf und sprangen auseinander.
»Vorsicht!«, schrie Gorak. Rahael und Rebis wandten sich um.
Hougner kreischte auf und feuerte hilflos mit seinem Lasergewehr in die Luft, als mehre Grots über die Grabenwand sprangen und sich auf ihn warfen. Einen tötete er mit seinem Lasergewehr, ein anderer sprang direkt vor die Mündung und wurde ebenfalls durchlöchert.
Der nächste Grot sprang Hougner an. Die Reaktion des Menschen war, für seine Lage, noch verblüffend. Der Gewehrkolben traf den kleinen, orkähnlichen Krieger wie eine Ramme und zerschmetterte sein hässliches Gesicht. Mit einem Aufschrei ging das Geschöpf zu Boden und blieb wimmernd liegen.
Noch ein weiteres Mal schoss der Gewehrkolben in die Menge der Angreifer, erwischte einen von ihnen und ließ ihn zu Boden gehen.
Dann allerdings hatten sie Hougner umzingelt.
Die Grots waren klein, nicht größer als Kinder, aber sie waren zahlreich. Er hatte keine Chance.
Als er, von mehreren kleinen Stichwaffen getroffen, laut schrie und um sich schlug, lief es Rahael kalt den Rücken herunter.
Er wollte gerade ein Gewehr auf die Feinde richten und in die Menge schießen, als Rebis vorpreschte.
Der Corporal hatte Lenhims Kettenschwert an sich genommen und ließ es umher schwingen, während Hougner von den Grots übermannt wurde.
Die jaulende, reißende Klinge schnitt sich durch die Angreifer und tötete drei, nein, vier, dann brachen neue Grots über die Grabenwand und sprangen ihn an.
Das Kettenschwert jaulte seine Todesmelodie, doch es brachte nichts. Die Feinde waren zu viele. Der Corporal musste seinen Versuch, den Soldaten zu retten, aufgeben. Er tötete drei weitere Grots mit dem Schwert und noch zwei mit der Laserpistole, dann zwangen ihn die Gegner, sich zurückzuziehen.
Sein Glück.
Einen Augenblick später krachte es laut. Eine Druckwelle warf Rebis und Rahael zu Boden und bespritzte sie mit einem Regen aus Fleischfetzen.
Da, wo vor einem Moment noch Hougner mit den Grots gekämpft hatte, lagen nun verstreute Leichenteile um die Krümmung eines kleinen Kraters. Sämtliche Grots waren tot, der junge Cadianer war verschwunden.
Doch kaum war der Weg frei geworden, stürmten bereits die nächsten Grünhäute über die Grabenwand.
Gorak erschoss zwei, die sich auf die beiden Körper von Lenhim und der Sororita stürzen wollten, dann erwischte ihn ein Laserstrahl. Der Brustpanzer und die Armaplast-Weste wehrten den Großteil der Energie ab, doch es drang immer noch genug durch, dass Gorak nach hinten taumelte und zwischen die beiden Körper fiel, wo er leblos liegen blieb.
Der Ork, der ihn getroffen hatte, überlebte nicht viel länger. Eine Laserkaskade aus Rebis Gewehr beendete sein Leben.
Doch wo ein Ork fiel, kamen zwei neue nach. Sie waren einfach zu zahlreich.
Melbin befand sich im Nahkampf. Mit zwei Äxten, die er toten Xenos abgenommen hatte, wehrte er sich gegen mehrere Angreifer.
Die Grünhäute wurden von der schieren Kraft und der Agilität des Mannes überrascht, der mit fast zweieinhalb Metern so groß wie einer ihrer mittleren Artgenossen war.
Einige von ihnen wichen zurück, als die beiden schweren Äxte federleicht durch die Luft sausten und sich in Körperteile schnitten.
Zwei weitere Orks starben heulend.
Rahael schoss wieder. Er traf einen Grot, verletzte einen Boy und traf noch einen, der dann wieder in der Menge verschwand.
Plötzlich war Melbin in seinem Schussfeld, griff an und tötete mit der Effizienz eines geübten Schlachters.
Rahael wandte sich zum Corporal um und entdeckte ihm im Kampf mit zwei eingebrochenen Boyz. Die beiden Xenos attackierten ihn von zwei Seiten. Rebis wehrte sich mit dem Kettenschwert und dem Lasergewehr. Man konnte ihm jedoch ansehen, dass er wegen der Konzentration, die der Kampf benötigte, bereits ermüdete.
Der Cadianer legte an und zielte. Wenn er daneben schoss, würde er nicht den Ork, sondern den Corporal töten – aber wenn er einen Angreifer traf, dann nahm er seinem Vorgesetzten eine Last. Und bei dem, was der Corporal für ihn getan hatte, fühlte er sich dazu verpflichtet.
Eine weitere Sekunde verstrich, dann krümmte sich sein Finger um den Abzug.
Zischend schoss ein Laserstrahl aus der Waffe … und trennte einen Arm ab. Rahael keuchte auf, als er erkannte, dass es der Arm eines Ork gewesen war.
Der Xeno taumelte zurück, brüllte auf und verstummte, als ihm einen Moment später das Kettenschwert den Kopf von den Schultern trennte.
Ein kurzer, dankbarer Blick des Corporals folgte, dann flog das Kettenschwert zur Seite. Das Lasergewehr hieb vorwärts und krachte mit der Axt des anderen Ork zusammen.
Rahael wandte sich um, stellte den Regler seines Gewehrs auf höchste Energiestufe und feuerte seine Waffe in die Reihen der Angreifer. Schließlich waren ja genug da.
Ein weiterer Ork sprang über das Heck der Walküre und wollte sich von hinten auf Rebis stürzen, der sich noch immer mit dem anderen Angreifer duellierte, doch Melbin war schneller.
Mit erstarrten Augen kippte der Xeno um, das Bajonett des Riesen war tief in seinen Kopf eingedrungen. Der Cadianer nahm sich keine Zeit, seinen Wurf zu kontrollieren. Die nächsten Orks stürmten bereits heran. Mit einem wütenden Schrei schwang er um seine Achse und nutzte die Bewegung, um seinem Gegner die Axt in den Nacken zu schlagen. Der Ork stolperte und fiel hin, da war Melbin bereits unter dem zweiten durch getaucht und rammte ihm im Vorbeilaufen die zweite Axt in den Bauch. Der Ork grunzte und stürzte.
Gleichzeitig hatte Rebis seinen Gegner aufgespießt und die Boltpistole des gefallenen Xeno gegriffen. Jetzt leerte er das Magazin im Bogen in die Angreifer.
Unirdische Geräusche klangen an, als die Grünhäute fielen und starben.
»Rahael!«, schrie Rebis. »Zurück mit Ihnen! Schützen Sie den Sarge und Gorak!«
Rahael taumelte aus der Nahkampfzone zurück zu dem Engel, Gorak und Lenhim, die wie tot auf dem Boden lagen.
In einiger Entfernung sah er imperiale Infanterie, die sie passierte und weiter vorstürmte. Explosionen und Erdfontänen stiegen rund um sie herum auf und beleuchteten oder verdeckten sie.
Ein neuer Ork stürmte über die Walküre und sprang in den Graben, der bereits mit Körperteilen übersät war.
Er hatte kaum den Erdboden berührt, als auch schon eine Laserkaskade aus Rahaels Gewehr durch die Luft schnitt und ihn durchlöcherte.
Als hätten sich seine Beine verknotet, strauchelte der Xeno vorwärts und fiel der Länge nach hin.
Der Cadianer atmete auf und seufzte. Er hatte verhindert, dass die Grünhäute sich in ihrem Rücken ausbreiten konnten.
Die Imperiale Armee näherte sich in einer breiten Front. Bald schon würden die Orks keine andere Möglichkeit haben, als sich gegen die vorrückenden Truppen zur Wehr zu setzen und von ihrem Angriffsziel abzulassen. So lange mussten sie noch …
Irgendetwas traf ihn im Nacken und schleuderte ihn fort. Er krachte auf den Boden und verlor seine Waffe. Die Luft entfloh seinen Lungen und ließ ihn japsend zurück.
Der junge Soldat wandte den Oberkörper, sah auf und entdeckte zwei Orks, die es über die Walküre geschafft hatten. Nachdem sie ihn hatten fallen sehen, waren sie von ihm abgewichen und untersuchten nun die drei auf dem Boden liegenden Körper.
Mit einem wütenden, verzweifelten Heulen kam Rahael wieder auf die Beine und warf sich gegen die beiden angreifenden Orks, um sie von seinem Sergeant und den beiden anderen abzulenken. Er hatte kein Gewehr mehr, nur noch sein Bajonett. Aber damit konnte er trotzdem noch immensen Schaden anrichten.
Brachial sprang er einen der beiden riesigen Xenos an und trieb ihm das lange Bajonett in den Rücken. Der Ork jaulte auf und schüttelte sich. Sein Artgenosse sah auf und begann, ihn anzubrüllen. Dann hob er einen riesigen Hammer und schwang ihn. Als Rahael, der sich noch immer fest an die glitschige, ekelig-grüne Haut des Xenos klammerte, begriff, was das bedeutete, war es beinahe zu spät.
Er ließ sich fallen und wurde durch die Luft geschleudert, als der Hammer ihn streifte und einen Herzschlag später auf die Stelle traf, an der er gerade noch geklammert hatte. Ein hässliches Geräusch, gleich dem brechender Baumstämme, ertönte, als sämtliche Knochen im Körper des Orks zerschmettert wurden. Der riesige Xenos fiel tot auf die von Artillerieeinschlägen bebende Erde. Sein Artgenosse brüllte.
Rahael fiel wieder hart. Er japste auf und versuchte, sich aufzurichten, als sich ein riesiger Fuß auf seinen Brustpanzer setzte und ihn eindrückte.
»Melbin«, keuchte er. »Hilfe!«
Der Riese hörte und sah ihn nicht. Er war von Orks eingeschlossen. Ab und zu konnte man noch einmal eine der beiden Äxte sehen, die durch die Luft schwangen und einen Ork fällten, dann verschwand er wieder.
Rebis erging es ähnlich. Nachdem er nun sämtliche in seiner Nähe befindlichen Waffen verschossen hatte, klammerte er sich an ein Seitenruder der Walküre und warf die letzten Handgranaten, die er noch bei sich trug.
Eine Reihe von Explosionen sprengte eine Gruppe von Grots auseinander, die gerade über die Grabenwand stürmen wollten. Dünne Raumspuren zeugten davon, dass sie von etwas unter Beschuss genommen worden waren, das aus der Luft kam.
Dann sah Rahael auch schon den Hammer, den der Ork erhob, um ihm das Gesicht zu zerschmettern. Er schien merkwürdig weit weg zu sein und sah unerwartet freundlich aus in dem in ihm aufsteigenden Nebel, der ihn mit einem Wohlgefühl erfasste und betäubte.
Die Schreie eines Todesengels – vielleicht eine Schwester des Engels, den er gefunden hatte – erfüllten die Umwelt. Der Ork sah auf.
Neben ihnen ging mit ohrenbetäubendem Kreischen eine Walküre nieder.
Noch während der Sturmtransporter sich Staub aufwirbelnd zu Boden senkte, glitten die Seitentüren auf und Schwere Bolter eröffneten das Feuer. Der Ork, der sich gerade auf den jungen Cadianer stürzen wollte, um ihm den Gnadenstoß zu verpassen, zerfetzte regelrecht – ebenso wie ein Dutzend andere, die mit Rebis und Melbin kämpften.
An den Flügelkanten befindliche Vertikalschubdüsen flammten auf und sandten heiße Triebwerksstrahlen Richtung Erde. Die auf dem Boden verteilten Orkkörper lösten sich in Flammen auf.
Der Sturmtransporter war noch nicht vollständig gelandet, da sprangen bereits die ersten Insassen hinaus, große, schwer gepanzerte Infanteristen mit Hochenergielasergewehren. Ihr Vorgehen war sehr viel organisierter und bedachter als das normaler Soldaten, dennoch eröffneten sie sofort das Feuer. Kaskaden bläulich-weiß glühender Strahlen schnitten sich in die Angreifer und fällten sie wie frisch gemähtes Gras.
Innerhalb weniger Sekunden hatte sich ein schützender Kokon aus gepanzerten Körpern um sie gebildet, die den feindlichen Angriff mit aller Macht zurückschlugen.
Fragmentgranaten krachten, Querschläger surrten durch die Luft.
Wie Geister glitten die unbekannten Soldaten vorwärts, scheinbar unbesiegbar und unverwundbar. Zwei der Männer stiegen über ihn hinweg, als sei er gar nicht existent und feuerten ihre hell blitzenden Waffen scheinbar wahllos in die Reihen des Gegners.
Rahael entdeckte in seinem verschwimmenden Sichtfeld die Umrisse eines Mannes mit Tornister auf dem Rücken. Er erkannte, dass es ein Funkgerät war und hätte beinahe gelacht.
Jetzt.
Jetzt, wo alle tot waren, trafen Verstärkungstruppen mit einem Funker ein.
Er hörte, wie der Mann etwas zu ihm sagte, verstand es jedoch nicht.
Dann sah er noch eine Person. Es war kein regulärer Soldat, sondern ein Offizier – oder ein Kommissar mit dunklem Mantel.
Er kannte diesen Mantel. Er gehörte …
Das Letzte, was Rahael sah, war das Gesicht von Colonel Ekko, der sich über ihn beugte. Ihm gehörte der Mantel!
Der Colonel. Sein benebeltes Gehirn riet ihm, noch eine Meldung zu erstatten, bevor sein Körper den Dienst versagte.
»Sir, wir haben sie gerettet«, flüsterte er schwach mit vollem Stolz. Dann fiel er in die Dunkelheit.

***

Um Sie herum hatte sich die Hölle geöffnet. Heftiges [FONT=&quot]Feuer aus Sturmwaffen [/FONT] zwang Dutzende von imperialen Soldaten in Deckung.
Captain Retexer lag im Dreck und sah sich um. Sein Zug hatte in einem halben Dutzend Granattrichter Deckung gesucht und wartete auf das Ende des feindlichen Feuers. Um Sie herum wurden Soldaten gefällt. Ein Höllenhund explodierte und setzte die Umgebung in Brand. Mehrere Soldaten starben schreiend.
Die Orks kamen näher.
»Gefechtslinie bilden!«, brüllte der Captain und wedelte mit den Armen, als wolle er gleich wegfliegen. »Gefechtslinie bilden!«
Die Köpfe von Soldaten tauchten aus den Granattrichtern auf und legten an.
»Schwere Waffen gesichtet. Scheinen so etwas wie Granatwerfer zu sein«, drang die Stimme des Beobachters durch den Kommunikator an sein Ohr.
Fast im gleichen Moment heulte irgendeine Art von Rakete heran und sprengte ein großes Loch in die Erde. Dahinter stürmten die riesigen Körper der Grünhäute auf sie zu.
»Sir[FONT=&quot]«, wandte sich ein Sergeant, der neben ihm lag, an ihn. »Wir sollten eventuell Feuerunterstützung anfordern.«[/FONT]
»Das Gebiet bombardieren lassen?«, fragte der Captain unwillig. »Sergeant, Sie wollen der Artillerie das Feld überlassen?«
In diesem Moment eröffneten weiter vorne einige Basteter das Feuer. Sie wollten ihre Linie gegen die vorstürmenden Orks verteidigen.
Heftiges Maschinengewehrfeuer antwortete. Die Männer wurden einfach überrannt. Schreie und wütendes Brüllen hallten über das Feld, während Retexers Männer hilflos verfolgten, wie die Grünhäute ihre Kameraden abschlachteten.
Jetzt lagen nur noch einige wenige Soldaten in ihren Explosionskratern zwischen seinem Zug und den Orks. Das Laserfeuer um sie herum intensivierte sich. Granaten explodierten.
Es stand außer Frage, ob sie ein Bombardement haben wollten. Tatsache war, dass sie es benötigten.
Retexer wandte sich um und winkte den Funker des Ersten Trupps zu sich. Der Mann kroch zu ihm. »Captain?«
»Fordern Sie sofort ein Artilleriebombardement an. Sie sollen das gesamte Gebiet beschießen!«
Der Funker sah ihn scharf an. Für einen Augenblick lang wirkte er unschlüssig, dann nickte er. »Verstanden – Artillerie, Artillerie, hier 5120401. Kommen.«
»Hier Artillerie. Wir hören«, antwortete die Stimme eines Artillerieoffiziers.
»5120401 erbittet Flächenbombardement gegen feindliche Einheiten, die in Richtung der imperialen Stellungen vorrücken.«
»Verstanden. Geben Sie die Koordinaten durch.«
Sofort ging ein halbes Dutzend Elektrofeldstecher nach oben und begann, die Gegend abzurastern, um die Entfernung zu den sich nähernden Schatten zu verifizieren.
Der Captain las die Anzeige ab und dachte kurz nach, dann wandte er sich um. »Koordinaten … Unsere Position plus drei-sechs-zwei Meter in nordöstlicher Richtung.«
Der Funker nickte, kontrollierte die Position und gab die neuen Informationen weiter.
Es dauerte einen Moment, dann bestätigte der Artillerieoffizier. »Verstanden. Sie erhalten eine Salve, dann werden wir unser Feuer wieder auf die feindlichen Stellungen konzentrieren.«
Das Funkgerät begann zu rauschen. »An alle Einheiten: Artillerieschlag! Artillerieschlag! Achtung: Artillerieschlag! Koordinaten Fünf-sechs-sechs-null zu drei-vier-acht. Feuer frei für alle Geschütze! Ende!«
Hinter den eigenen Linien blitzte es. Dünne Rauchfahnen stiegen in den Himmel.
»Volle Deckung!«, schrie Retexer und wedelte wild mit der Hand. Die Sergeants gaben die Befehle weiter. Einen Moment später war keiner seiner Männer mehr zu sehen.
Um sie herum brach plötzlich Hektik aus. Männer suchten Deckung, Panzer und Läufer stoppten oder legten den Rückwärtsgang ein, um den ankommenden Tremorgeschossen auszuweichen. Eine improvisierte Verteidigungslinie begann zu sich formieren.
Der ferne Geschützdonner wäre beinahe im Lärm der sie umgebenden Schlacht untergegangen. Die ersten Orks erreichten gerade die einzelnen Soldaten in den Granattrichtern vor ihnen, da versank die Welt in blutrotem Feuer.
Wellen aus konzentrierter Hitze dehnten sich aus und fegten über die improvisierte Stellung hinweg. Jeder suchte, so gut es ging, Schutz.
Retexer presste sein Gesicht in die nasse Erde und zählte endlose dreißig Sekunden, in denen die Basilisken das gesamte Areal vor den Trupps in eine Gluthölle verwandelten. Donner ungeahnter Intensität ließ die Erde erbeben. Wenn jetzt einer der Richtschützen nicht richtig aufgepasst hatte, dann würden die nächsten Sekunden hier recht aufregend.
Das Heulen und Brüllen der Xenos versiegte zwischen dem ohrenbetäubenden Lärm des Beschusses. Sie mussten zu Dutzenden, zu Hunderten zerrissen und zerfetzt worden sein.
Urplötzlich verstummte der Lärm. Der Beschuss war vorbei.
Stille breitete sich aus, legte sich einem Leichentuch gleich auf die vom Trommelfeuer zerstampfte Ebene.
Der Captain hob leicht den Kopf und lauschte in die Staubwolke hinein. Schreie und Stöhnen erfüllten die plötzliche Ruhe.
»In Deckung bleiben«, befahl er. Sein Befehl ging im Flüsterton durch die Reihen der Soldaten. Irgendwo heulten die Motoren eines Sentinels auf und kurz darauf konnte er das charakteristische Stampfen der Läuferfüße vernehmen.
War der Feind vernichtet? Oder würde er trotz allem dennoch zuschlagen?
Sekunden der Ungewissheiten kamen … und gingen vorüber. Wie ein Seufzen kehrte die Resignation in den Geist des Captains zurück, als er das nervenaufreibende Brüllen und das Heulen der meterhohen Xenos vernahm. Kurz darauf sah er sie aus den Staubwolken heranstürmen.
Er riss seinen Arm in die Höhe.
»Feuer!« schrie er, während er den erhobenen Arm in einer Sammelbewegung kreisen ließ, um allen zu zeigen, dass die gesamte Einheit gemeint war. »Feuer!«
Sofort warfen sich die Soldaten auf die Böschung ihrer improvisierten Schützenlöcher. Magazine knallten in ihre Fassungen, Repetierhebel knirschten, Energielevels wurden pfeifend aufgebaut.
Irgendwo neben ihm begann ein Bolter auf die angreifenden Orks zu feuern.
Der Imperiale Angriff geriet vollends ins Stocken.

***

2081 Virago unterschied nur eine Tatsache von allen anderen Sturmtransportern, die sich im Einsatz gegen die Orks befanden: Sie flog in die Gegenrichtung.
An Bord des kreischenden Luftfahrzeugs lehnte sich Ekko gegen die Panzerung und sah durch den engen Sichtschlitz an der Seitentür auf eine Schwadron Vendettas, die in Formation mit blitzenden Maschinenkanonen auf die mächtigen Rauchwolken zuhielten, die von den orkischen Stellungen aufstiegen.
Verdammt und verwünscht – was er mit seinem Befehl in Gang gesetzt hatte, war verheerender als alles, was er jemals zuvor gesehen hatte.
Wenn die Offensive beendet war, dann würde man ihn zur Rechenschaft für sein eigenmächtiges Verhalten ziehen. Es würde schon eines Wunders bedürfen, damit er diesen Tag überlebte. Nicht, dass er darauf hoffte.
Dieses Mal hatte er sich zu weit aus seinem Befugnisbereich gelehnt.
Leider bedeutete dass, dass er durch die Hand eines Offiziers aus den eigenen Reihen oder seine eigene Hand sterben würde.
Nicht gerade das, was er sich unter einem Tod vorstellte, wie er ihn sich wünschte.
Offensichtlich hasste ihn der Gott-Imperator mehr als er ahnte.
Ekko ließ seinen Blick durch den Truppenraum der Walküre schweifen. Jetzt, ohne schwer gepanzerte und kampfbereite Soldaten in seinem Innern, wirkte der Sturmtransporter auf traurige Weise leer und verwaist.
Das bekümmerte Jaulen der Triebwerke leistete seinen Betrag zur traurigen Stimmung der Maschine.
Ekko seufzte leise.
Es tat ihm leid, die Kasrkin zurückgelassen zu haben, aber für sie alle wäre kein Platz mehr gewesen. Krood hatte es verstanden. Mit grimmiger Entschlossenheit hatten er und seine Männer die angreifenden Grünhäute bekämpft und getötet, während ihr Funker immer neue Koordinaten für das massive Artilleriefeuer durchgegeben hatte.
Tapfere Männer. Verdammt gute Männer. Er wäre stolz darauf gewesen, sie in seinem Regiment zu haben.
Sein Blick wanderte zu den Verletzten und Toten, die auf dem Boden des Transporters lagen und saßen. Lenhim und sein Trupp, noch fünf Mann von einstmals zehn. Getötet innerhalb weniger Minuten auf den Ebenen von Agos Virgil, nachdem sie seit Gründung des Regiments in seinen Reihen gekämpft hatten.
Er hatte eigentlich nie die Gelegenheit erhalten, die Männer besser kennenzulernen, die er zu seinem ›persönlichen‹ Trupp gemacht hatte.
Was sie im Angesicht derart vieler Feinde geleistet hatten und was ihnen gelungen war, ließ sich nur ermessen.
Er hätte viel lieber gesehen und miterlebt, wie sie sich trotz des nahen Todes so tapfer verteidigten.
Dafür sah er jetzt drei bewusstlos auf dem Boden liegende Soldaten und zwei, die wortlos und mit apathischem Blick ihre verwundeten Kameraden versorgten.
Melbin und Rebis würdigten ihren Kommandeur keines einzigen Blickes, was er ihnen auch nicht verübeln konnte.
Die Männer waren durch die Hölle gegangen und daraus zurückgekehrt.
Nun würden die Kasrkin von Sergeant Krood ihren Platz übernehmen. Das tat ihm eigentlich noch mehr leid. Er hatte eine ihm vollkommen fremde Einheit in seinen Dienst gestellt und sie zurückgelassen, um seine eigenen Einheiten retten zu können. Das war nicht gerade das, was man von einem guten Offizier der Garde erwartete.
Beim Barte des Propheten der Heiligen Bastet, er wäre am liebsten vorn geblieben, um sich von den Orks abschlachten zu lassen, aber da gab es noch eine Sache, die ihn veranlasst hatte, zurückzukehren.
Diese Ordensschwester des Adeptus Sororitas hatte sein Interesse geweckt und ihn veranlasst, mit seinen Männern den Rückflug anzutreten.
Wieder glitt sein Blick in den Innenraum des Sturmtransporters, dieses Mal aber auf die blutrote Rüstung und das engelhafte Gesicht der jungen Frau, die auf dem Boden lag und deren Kopf sich beim unruhigen Flug der Walküre hin und her bewegte.
Wo kam sie her und was hatte sie hier gewollt?
Der Colonel lehnte sich zurück und seufzte leise. Wieder einmal hatte das Universum ihn um einen sinnlosen Tod betrogen.
Ekko wischte sein Hände in seinem dunklen Offiziersmantel ab und bemerkte, dass sie schweißnass waren.
Die Walküre legte sich in eine Kurve und flog die eigenen Linien an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich tendiere da tatsächlich zu den bläulich weißen, halb-kontinuierlichen Strahler, also so ne Mischung zwischen Star Trek und Star Wars, um sich ein bildliches Beispiel vor Auge führen zu können.

Hm, ich hab es mir immer als kurze Impulse in der Warnfarbe Rot vorgestellt. Ist auch durchaus möglich, dass jedes Muster seine eigene Farbe hat.

PS: Ich habe auch nie einen BatteTech-Roman gelesen. Ich habe das aus Honor Harrington. Da sind die aber etwas größer ;-D

Ich hab nur den ersten Band davon gelesen. Die gute Frau ist mir ein bisschen zu sehr perfekt vorgekommen.

Zum neusten Teil: Erinnert mich irgendwie an die Actionfilme der frühen und mittleren 80er, als Männer noch Muskelbepackte Helden waren und die Frauen noch schmachtend zusehen durften. Und als Kugeln noch große Bögen um die Helden machten, während sie immer präziese auch um die Ecke trafen. Ja, dass waren noch Zeiten. Fünfzig Baddies, ein Held, Massaker an Baddies, Held tupft sich den Schweiß von der Stirn. :lol: Oder wie es auch heute noch ist, je mehr Gegner, desto proportional sinkt die Kampfkraft. 1 Ninja, unüberwindlich, 10 Ninjas auf einem Haufen, Held bekommt einen blauen Fleck. :lol:

Sind deine Orks noch 2. Edition Fluff oder warum haben die noch soviele Bolterwaffen? Normalerweise verwenden die ja seit der dritten ihre orkigen Wummen und Knarren mit Schallverstärker, Extracoolen Kühllöchern und orkigen Runen. :whaa:
 
Salve,

sagen wir mal so: Bevor ich das schrieb, haben ein Kumpel und ich die Schlacht von Ignifier nachgestellt. Mit einem unterbesetzten Veteranentrupp, ein paar Grots und MASSIG Artillerie. (Der Melbin wurde dabei von einem Ogryn dargestellt). Nun gut, es ist Dramatik dazugekommen, damit es nett klingt, aber - lustigerweise war genau das der Outcome. Ich habs dann nur noch irgendwie verpacken müssen.
(Zum Vergleich: das was ähnlich wie mein Kasrkin-Sergeant, der beim letzten Spiel in einer Runde 36 Schuss aus Tau Plasma-Waffen abbekam und 36 Mal seinen Rüstungswurf bestand). Stell dir jetzt mal DIE Szene vor.

(Und bei mir sehen die Frauen nicht schmachtend zu. Die verprügeln die Helden danach auch noch, da hab mal keine Sorge).

Zu Honor Harrington: Ich habe die Reihe bis zur Schlacht von Manticore geliebt. Danach erging es mir ähnlich wie dir.

Nein, ich bin davon ausgegangen, dass die Imperialen als ehestes den Begriff Boltwaffe für die orkischen Waffen verwenden, auch wenn es Knarren sind. Damit sind die Waffen dann auch in schweren Gefechten bei unübersichtlicher Gefechtsführung schnell zu identifizieren und einzuteilen. Knarre istn typisch orkischer Begriff, der für die exakte Einteilung von Gefechtswaffen, wie sie im Imperium geführt wird, irgendwie unpassend erschien, bzw. für den Jargon der einfachen Soldaten. Ich habe überlegt, dass die Männer, denen die Orks unbekannt sind, am ehesten an schlecht zusammengeschweißte Bolter denken.
Und da ich aus Sicht des Imperiums schreibe, erschien es mir ganz angemessen, dann auch wie die Soldaten des Imperiums zu denken.

Alles Vale

SMN
 
7

Nahkampf!
Maschinenkanonen donnerten rechts von ihnen Leuchtspurmunition in die feindlichen Linien. Links fauchte der heiße Flammstrahl eines Höllenhund-Flammpanzers über die Granattrichter hinweg und senkte sich wie eine feuerrote Decke auf die anstürmenden Orks.
Ein Gewitter aus Laserstrahlen, Boltergeschossen und Flammstrahlen bildete eine fast undurchdringliche Mauer für die angreifenden Feinde, die in Scharen fielen.
Mächtige Explosionen warfen riesige Erdfontänen in die Luft, die als staubiger Regen auf die Erde zurückrieselten.
Feuerlanzen malten unheimliche Muster in die brennende, von Staub und Rauch erfüllte Luft.
Die Orks blieben hartnäckig. Sie hatten sich durch den Todeshagel bereits bis auf zwanzig Meter an die Imperialen herangearbeitet.
Bald waren sie zu nah, um sie mit schweren Waffen zu bekämpfen.
Neben Retexers Zug war bereits eine Maschinenkanone verstummt und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die zweite … dann verstarb auch sie wimmernd, während sich ihre beiden Schützen mit ihren Lasergewehren ins Feuergefecht stürzten.
Aber das war nicht das einzige Problem. Allmählich gingen den Soldaten die Energiezellen aus und woher der Feind kam oder wie zahlreich er noch anrücken würde, wusste niemand. Die Lage war aber nicht ganz hoffnungslos.
Das Befehlschaos hatte sich gelegt und die Truppen begannen langsam, sich zu organisieren.
Mit heißen Abgasstrahlen und dünnen Rauchfahnen pfiffen Raketengeschosse über die die Verteidigungslinie zu den Orks hinüber.
Schwere Explosionen wirbelten kiloweise Erde und Extremitäten in die Luft.
Sergeant Kleit ließ seinen Kopf unter den Rand des Granatkraters tauchen, als Boltschüsse die Erde vor ihm aufwühlten.
Er nutzte die Zeit, um das Bajonett von seinem Gürtel zu lösen und an die dafür vorgesehene Halterung an seinem Gewehr zu pflanzen. Er hielt nichts von Pistolen.
Die fünf Männer, die mit ihm in der tiefen Mulde Deckung gesucht hatten, taten es ihm schweigend gleich.
Er sah die Entschlossenheit in ihren Augen und glaubte die Furcht zu riechen, die sich trotz aller Ausbildung und Erlebnisse den Weg durch die Poren ihrer Haut suchte.
Der Sergeant war sich sicher, dass sie im Angesicht des Feindes dennoch alle ihr bestes geben würden.
Er hob das Gewehr über den Rand des Trichters und gab einige ungezielte Schüsse in Richtung der Orks ab.
Ob er jemanden getroffen hatte, wusste, er nicht, aber nur einen Augenblick später war das auch egal.
Urplötzlich war ein drei Meter großer Xeno zwischen ihnen, schlug mit seiner bloßen Hand einem Soldaten den Kopf von den Schultern und brüllte Furcht erregend.
Kleit warf sich zur Seite, als das Ungetüm seine Faust niedergehen ließ, um den imperialen Sergeant mit einem Hieb zu töten, dann fuhr er herum und zog den Abzug seines Lasergewehrs durch. Kohärentes Licht flammte auf und stanzte Löcher in den Kopf des Angreifers.
Das Ungetüm brummte etwas Unverständliches und fiel vorn über, direkt auf Kleit.
Der Sergeant japste auf und versuchte, das schwere Gewicht von seinem Körper zu drücken, schaffte es aber nicht.
»Helft mir mal«, röchelte er, doch niemand war in der Lage, ihm zu helfen.
Zwei weitere Orks sprangen in den Graben und stürzten sich heulend auf die Männer.
Ein kurzer Nahkampf entbrannte.
Soldat Perus wurde von einem Bolter erwischt und fiel als toter Leib auf den Boden, noch bevor jemand reagieren konnte.
Der Schaft einer weitere Waffe traf Soldat Terin und schleuderte ihn zurück, doch im Gegensatz zu Perus rappelte er sich wieder auf und ließ sein Gewehr sprechen. Der Ork ging durchlöchert zu Boden.
Neben ihm hatte sich Corporal Aledan von seinem Schreck erholt und den zweiten Ork angegriffen. Sein Bajonet steckte tief im Hals der Grünhaut, aus dem eine eklige Pampe pulsierte. Der Corporal drehte und riss an seiner Nahkampfwaffe, um die Wunde zu vergrößern und seine Waffe wieder frei zu bekommen.
Der dritte Soldat, ein Mann, den er nicht kannte, hieb immer wieder mit seinem Gewehrkolben auf den erstochenen Feind ein, so als fürchtete er, die Grünhaut könnte wieder aufstehen.
Die Erde bebte.
Der tote Ork auf Kleit geriet ins Rutschen und der Sergeant konnte sich befreien. Er glaubte, die Artillerie habe ihr Feuer wieder auf das Vorfeld der imperialen Truppen konzentriert, doch ein kurzer Blick belehrte ihn eines Besseren.
»Nein!«, rief er aus und starrte entsetzt auf das stampfende Ungetüm, dass sich ihnen näherte.
Ein Killabot!
Killabots, die Kampfläufer der grünhäutigen Xenos, bullige Kampfmaschinen mit demselben ekelerregenden Gestank wie seine Erbauer und Furcht erregenden Waffen.
Sie waren die minderwertigen Gegenstücke zu den großen Cybots des Adeptus Astartes und besaßen entsetzliche Nahkampffähigkeiten.
Jetzt stand er hier und konnte nichts tun als zu warten, bis das Ungetüm ihn und seine Männer erreicht hatte und sie grausam tötete.
Er sah sich kurz um. Einen Krater links von ihnen stand eine verlassene Maschinenkanone, die Schützen lagen neben der Waffe im Dreck und schossen mit ihren Lasergewehren.
Rechts von ihnen wurden gerade Granaten geworfen, um anstürmende Xenos zu zerreißen. Nichts, was einen Kampfläufer gestoppt hätte.
Kleit sah zwei Orks auf sich zurennen und schoss. Er traf beide mehrmals und verfolgte, wie sie zu Boden gingen.
Der Killabot direkt vor ihm trampelte in einen tiefen Granattrichter und geriet ins Schwanken.
Für einen Augenblick glaubte Sergeant Kleit, dass das Ungetüm stürzen und damit unschädlich werden würde, aber seine Hoffnung wurde enttäuscht.
Der Ork-Läufer stabilisierte sich wieder und machte einige Schritte vorwärts, während Orks hinter ihm in den Trichter sprangen.
»Achtung!«, schrie er und duckte sich weg, in Erwartung des baldigen Todes.
Ein ultraheller Strahl traf die Vorderseite der Kampfmaschine, dann ein zweiter. Kleit sah auf.
Schlecht zusammengeschweißter Stahl barst und spritzte als Metallregen in alle Richtungen davon. Der Killabot taumelte rückwärts, wandte sich um seine eigene Achse.
Ein weiterer Laserstrahl traf.
Kleit fuhr herum und entdeckte einen hoch aufragenden Sentinel-Läufer, der langsam vorwärts schritt, begleitet von zwei anderen in cadianischem Tarn gemusterten Kampfmaschinen.
Ihre Lasergeschütze feuerten abermals. Das gleißende Licht ließ Kleit zurückzucken.
Der Killabot wurde durchlöchert und stürzte zurück in den Krater, den er gerade überwunden hatte.
Er begrub sämtliche Orks, die darin gewartet hatten.

***

Soldat Itias lag einige Meter weiter im Dreck. Als er von Bastet aus in das 512. Regiment versetzt worden war, direkt nach seiner Neugründung, war er voller Tatendrang und Illusionen über den Dienst für den Gott-Imperator gewesen.
Aber dann kamen sie auf Agos Virgil an und er erkannte, dass nichts so war, was es zu sein schien.
Seinem Kameraden war von einem Boltgeschoss der Kopf weggefetzt worden und nun teilte sich der junge Soldat den Granattrichter mit einer Leiche, aus der pausenlos Blut pulsierte.
Das Heulen von Artillerie, Rasseln von Panzer, Schreie, Schüsse und Befehle bildeten eine beständige Hintergrundkulisse, vor der Flammenwerfer fauchten, Walküren tödliche Ladungen von Bomben abwarfen und Männer starben.
Und dann war da der Gestank. Es stank nach Blut, gekochtem und gebratenem Fleisch und … nach Tod.
Er zitterte.
Die Waffe lag neben ihm im Dreck. Er hatte nicht einen Schuss abgegeben.
Stattdessen kauerte er sich zusammen und schrie – schrie so laut, als wolle er den Gefechtslärm übertönen. Er hoffte, den Gefechtslärm zu übertönen.
Nein, so hatte er sich gewiss nicht vorgestellt, in den Kampf zu gehen.
Eine Explosion ließ ihn zusammenzucken.
Er merkte, wie Erde und Steine auf ihn herab regneten. Große Brocken mussten es sein. Er presste die Augen fest zusammen und versuchte, sich nicht auf die Feuchtigkeit zu konzentrieren, die sein Gesicht, seine Uniform und seine nackte Haut benetzte.
Ein großer Brocken Erde rollte über seinen Körper. Er hob die Hand, um ihn wegzustoßen – bloß nichts, was ihn jetzt berühren konnte – und erstarrte. Das war gewiss keine Erde!
Furchtsam öffnete er die Augen, um im vielfarbigen Blitzgewitter des Grauens einen Blick auf das zu erhaschen, was ihm so einen Schreck eingejagt hatte.
Doch statt sich zu beruhigen, blieb sein Herz fast stehen. Eine Hand! Da krabbelte eine Hand auf ihm herum!
Gepackt von Panik stieß er die zuckende Extremität von sich weg, machte sich nicht einmal die Mühe, sein Gewehr zu greifen und sprang auf, um zu rennen.
Bloß weg von hier!

***

Captain Retexer sah den einzelnen Soldaten aufspringen und vorstürmen. Das war seine Chance!
Er sprang selbst auf, seine Laserpistole spie kohärentes Licht in die Luft.
»Vorwärts!«, schrie er und scheuchte die Männer aus seinem Krater auf. »Vorwärts! Für Bastet! Für unsere Lieben! Für den Imperator!«
Um ihn herum stürmten Soldaten los und stürzten sich wild schreien auf den Feind.
Heute würde der Tag sein, Ruhm und Ehre für sich und seine Familie zu erringen!

***

»Langsam geht er mir wirklich auf die Nerven«, brummte Kleit, als er sich ein paar Granattrichter weiter ebenfalls erhob und die Männer in den Deckungen um sich herum anspornte, sich in den Todeshagel über ihren Köpfen zu begeben. »Vorwärts! Zeigen wir es diesen Xenos!«
Promethium-Bomben fielen vor ihnen zwischen die Grünhäute und malten flimmernde Hitzebilder in die Luft. Laserkaskaden erhellten die Luft.
Wieder stürmte das Basteter Regiment allen anderen voran in Richtung der Orks.

***

Doktor Marith Calgrow verfolgte, wie Sanitäter weitere Verletzte ins Lazarett trugen.
Ihre Wunden waren vielfältig. Maschinen- und Sturmwaffen der Orks hatten Körperteile zerfetzt und schrecklich blutende Löcher in das Fleisch der Soldaten gerissen.
Von Flammenwerfern und Plasmawaffen verbrannte Körper zuckten, obwohl ihre Träger von den zurückgebliebenen Schmerzen gelähmt auf den Tragen lagen.
Schreie und schmerzerfülltes Stöhnen unterdrückten das Donnern der sich entfernenden Schlacht. Nur ab und zu brach eine Explosion oder das Salvenschießen der Basilisk-Schwadrone irgendwo vor dem Lazarett durch den Lärm, der um sie herum herrschte.
Immer wieder wurden schreiende Männer mit grausamen Wunden hereingetragen, während draußen Sanitätschimären rasselten und Lastkraftwagen röhrten. Ab und an heulte eine Walküre heran und lud Verletzte aus, bevor sie sich wieder in die Luft erhob und neues Personal an die Front beförderte.
Diese Szenerie, so schrecklich sie auch sein mochte, war ihr durchaus vertraut.
Calgrow war seit vielen Jahren Ärztin in den Reihen der Imperialen Armee, hatte zuerst in verschiedenen Regimentern ihrer Heimatwelt Cadia gedient, war später dann als Unterstützung zum 512. Regiment Sera gewechselt – und hier geblieben.
Was genau sie verschlagen hatte, an der Seite des Verrückten Galard Ekko und seines Zehntregiments zu bleiben, konnte sie sich selbst nicht genau erklären, doch vielleicht war es der Stil, mit dem der Colonel seine Truppen führte.
Hier hatte sie genau das wiedergefunden, was sie in den Regimentern von Cadia immer vermisst hatte.
Calgrow hatte die Schola Progenium abgeschlossen und war als Kommissarin in die Imperiale Armee eingetreten, da sie durch ihr inspirierendes Vorbild die Männer und Frauen hatten anleiten wollen.
Ihr war daran gelegen gewesen, in den Fußstapfen von Helden wie Ibram Gaunt, Ciaphias Cain und Yarrick den Truppen voranzustürmen und ihnen Kampfgeist einzuhauchen.
Doch mit der Zeit hatte sie erkennen müssen, dass man mit inspirierendem Verhalten nicht verhindern konnte, dass die Männer wie wertloses Getier fortgewischt wurden, dass man neue Soldaten rekrutieren musste und die Regimenter nach jeder Schlacht um etliche Trupps oder gar Züge aufgefüllt werden mussten. Vor allem aber, als ein guter Freund und ehemaliger Mit-Absolvent der Schola vor ihren Augen den Tod fand, weil der zuständige Kommissar den Mann lieber erschoss, als die dringend benötigte medizinische Unterstützung zukommen zu lassen, war ihr Vertrauen in die Rechtmäßigkeit ihres Tuns tief erschüttert worden.
Geschockt und geprägt von diesem Ereignis hatte sie sich entschieden, den Weg einer Militärärztin einzuschlagen.
Bereits kurz darauf war sie, dank ihrer Macht als Kommissarin, in die Reihen des Officio Medicae gelangt, dem Department für medizinische Versorgung der Imperialen Armee. Dort hatte sie sich weiterbilden lassen und war schließlich neu in den Dienst eingetreten – dieses Mal als professionelle Stabsärztin, angegliedert an die Hauptquartiere diverser Regimenter, bevor sie mit dem 512. Sera das erste Mal in Kontakt gekommen war.
Die eigenartige Art der Soldaten, ihre Sprache und ihr Wesen hatten sie zuerst erschreckt, besonders ihr Colonel. Galard Ekko war ihr von Anfang wie ein lebensmüder Irrer vorgekommen, der in ihr stets den Wunsch geweckt hatte, ihn mit allen möglichen Ressourcen zu disziplinieren.
Sie hatte ihn erst als Menschen erkannt, als sie seine Geschichte erfuhr und sah, wie sehr er sich um seine Männer kümmerte. Trotzdem, ihre Voreingenommenheit blieb, ebenso, wie er gegenüber ihr voreingenommen war.
»Macht Platz!«, rief eine tiefe Stimme noch durch den Lärm im Lazarett und ließ Calgrow aufhorchen.
In diesem Moment trat der Colonel höchstpersönlich durch die Tür des Lazaretts. In seinen Armen trug er einen leblosen, noch vom Steppentarn und der dunklen Oberkörperpanzerung des 512. geschützten Körper. »Zur Seite! Ich bringe einen Verletzten.«
»Was ist passiert?«, fragte sie kurz angebunden und dirigierte ihn zu einer leeren Liege, die man zu einem improvisierten Untersuchungstisch umfunktioniert hatte.
Sanitäter und Melbin trugen die anderen leblosen Körper zu weiteren Untersuchungstischen.
Ekko legte den blutenden Körper auf den Tisch und brummte unwillig. »Er war zu mutig.«
Calgrow beugte sich über den Verletzten und hob erschrocken die Augenbrauen. Es war der junge Cadianer Rahael. Sie hatte ihn bereits wenige Tage nach seiner Versetzung ins 512. kennen gelernt – und fast sofort ins Herz geschlossen.
Dass er ihr geholfen hatte, als sie ein gutes Dutzend Instrumente nach einem Wutanfall über den Boden verteilt und tränenverschmiert versucht hatte, sie wieder zusammenzusammeln, schmälerte diesen Eindruck kaum.
Ihn jetzt so hilflos, mit erstarrtem Gesicht und vollkommen ohne Leben zu sehen, erfüllte sie mit Mitleid.
Doch noch bevor sie überhaupt Gelegenheit bekam, näher darüber nachzudenken, übernahmen automatische Abläufe in ihrem Kopf die Kontrolle über ihr Handeln.
Sie durfte sich von ihren Gefühlen nicht überwältigen lassen.
Während sie den Verletzten untersuchte, murmelte sie in Ekkos Richtung. »Klingt irgendwie nach ihm. Haben Sie ihn gerettet?«
Das Kopfschütteln, mit dem er antwortete, sprach beinahe Bände.
»Das wiederum klingt nicht nach Ihnen.« Fast allen im Regiment war Galard Ekkos Ruf bekannt, ein Draufgänger zu sein, aber nur ganz wenige wusste, weshalb er sich so selbstlos in jede Schlacht warf. Calgrow konnte nicht umhin sich zu fragen, ob sie wirklich darauf stolz sein sollte, Mitglied in diesem ›elitären‹ Kreis zu sein.
Sie streifte die blutgetränkten Handschuhe von ihren Fingern und griff sich ein neues Paar. Währenddessen wies sie zwei Sanitäter an, den jungen Cadianer auf ein Bett in der Ecke zu legen.
»Er hat einen mächtigen Schlag aufgesetzt bekommen. Hat ihn ziemlich durchgerüttelt«, stellte sie sachlich fest, als sie ihn berührte und ihre weiteren Anweisungen an die beiden Männer gab. »Befreien Sie ihn erst einmal von seiner Koppel und …«
Angewidert zuckte sie zurück und verzog das Gesicht. »Er riecht, als wenn er mit einem Ork gebadet hätte.«
»Höchstens in einem«, brummte Melbin, der auf einer nahen Liege von einem Sanitäter verbunden wurde. Calgrow sah ihn fragend an.
Der Riese zuckte die Schultern. »Davon waren so viele übers Feld verteilt, dass es unmöglich gewesen wäre, allen auszuweichen.«
Calgrow nickte vorsichtig, schüttelte sich kurz und nahm den Faden wieder auf. »Und sorgen Sie dafür, dass er gut fixiert wird. Am besten ist, Sie spritzen ihm ein Beruhigungsmittel, damit sein Kopf nicht explodiert, wenn er wieder aufwacht.«
Die Männer nickten und nahmen Rahael vom Untersuchungstisch.
»Danke, Doktor«, sagte Ekko. Man konnte ihm ansehen, dass er die Worte nicht gern aussprach.
»Doktor, würden Sie bitte einmal kommen?«
Calgrow wandte sich um und folgte der Stimme bis an einen improvisierten Untersuchungstisch, wo man eine äußerst hübsche und junge Frau in einer blutroten Rüstung platziert hatte.
»Was ist das?«, verlangte sie zu wissen. »Wer ist das?«
»Offensichtlich ist sie eine Schwester des Adeptus Sororitas«, erhielt sie zur Antwort.
Calgrow stockte kurz, bevor sie langsam wiederholte, was der Sanitäter ihr gesagt hatte. »Eine Schwester des ...? Wo haben Sie die denn aufgegabelt, Colonel?«, fragte sie in Ekkos Richtung und zeichnete die Linien der Servorüstung mit ihren Fingern nach. »Seien Sie vorsichtig beim Öffnen der Rüstung«, wies sie ihre Sanitäter an.
»Da müssen Sie Lenhims Stoßtrupp fragen«, antwortete Ekko und warf einen Blick zu den verwundeten und bewusstlosen Soldaten, die wie die anderen von Sanitätern umschwärmten Verletzten auf Krankenliegen versorgt wurden.
Wieder stiegen Schuldgefühle in ihm auf. Lenhim und seine Männer hatten trotz ihrer eigenen misslichen Lage ihre Stellung gehalten, nicht nur, um gerettet zu werden, sondern auch, um diese Sororita zu retten.
Sollte ihr Einsatz etwa vergeben gewesen sein? Das wäre vermutlich die schrecklichste Ironie des heutigen Tages gewesen – noch schrecklicher als seine kurzentschlossenen Befehle, welche die gesamte eingesetzte Streitmacht des Imperiums fast vollkommen unvorbereitet in einen brutalen Angriff gegen die Orks geworfen hatten.
Das durfte nicht vollkommen umsonst geschehen sein!
»Sie muss um jeden Preis überleben!«, verlangte Ekko.
Calgrow runzelte die Stirn, nickte aber. Egal, was für eine Idee der Colonel wieder ausbrütete, er hatte sie längst dafür eingespannt. Es war also besser, sich nicht dagegen zu wehren und die Ausführung zu behindern.
»Wie sieht es aus?«, rief Calgrow dem Chefsanitäter zu und wies mit einem knappen Kopfnicken auf die Überreste von Lenhims Stoßtrupp.
Der Mann antwortete, ohne aufzusehen: »Haben beide viel Blut verloren und sind schwer verwundet. Ich weiß nicht, ob wir sie retten können, Doktor.«
»Ich bin sofort bei Ihnen.«
Major Carrick trat durch den Eingang des Lazaretts und verzog das Gesicht. Kein Soldat fühlte sich in den gereinigten, nach Desinfektionsmitteln und Weihrauch riechenden Räumen eines Feldlazaretts wirklich wohl. In von schreienden Verwundeten und Sterbenden überfüllten Räumen, in denen der Boden glitschig von Blut und die Luft vom Pesthauch des Todes verseucht waren, war es sogar noch schlimmer.
Ekko entdeckte den hochgewachsenen, blonden Basteter sofort und winkte ihn zu sich und Calgrow heran.
Voller Unbehagen folgte Carrick der Aufforderung seines Kommandeurs und passierte mit sichtbarem Unwohlsein die Reihen der Verletzten und Sterbenden, die von Sanitätern und Predigern betreut wurden.
»Was für ein Blutbad«, sagte Carrick leise und bedachte Ekko mit nachdenklichen Blicken. »Lenhim, Rebis, Gorak, Melbin und Rahael haben überlebt – der Rest ist tot?«
Der Colonel nickte und wies auf die Liegen, an denen Sanitäter um die Leben von Lenhim und Gorak kämpften. »Und niemand weiß, ob Lenhim und Gorak überleben werden.« Er schwieg einen Augenblick und trommelte auf den nahen Untersuchungstisch, an dem Calgrow und die Sanitäter bemüht waren, die Sororita aus ihrer Rüstung zu schälen und ihre Behandlung zu beginnen.
Carrick verzog das Gesicht und eine unausgesprochene Frage drängte ein Runzeln auf seine Stirn.
»Geben Sie mir eine kurze Einweisung in die Lage«, verlangte der Colonel, um ihn abzulenken.
Der Major zwang sich, den Blick von der bewusstlosen Frau zu wenden und sah den Colonel an. »Ja, Sir. Die Orks wurden auf der gesamten Front zurückgeschlagen und befinden sich auf der Flucht. Panzer und Infanterie stoßen nach, um sie vollkommen zu vernichten. Etwa fünfzig Kilometer tief in Rückzugsrichtung des Feindes hat General Iglianus einen Aufmarschpunkt festgelegt, an dem wir uns neu sammeln werden und dann erneut nachstoßen.«
»Sehr vernünftig von ihm«, kommentierte Ekko die Ausführung. »Ich hätte es genauso gemacht, wenn es meine Armee gewesen wäre.«
Die absichtlich sarkastisch angehauchte Bemerkung zwang Carrick zu einem grimmigen Lächeln. Ekko hatte abermals klar darauf hingewiesen, dass er es gewesen war, der den Angriff mit seinem eigenmächtigen Verhalten ausgelöst hatte.
Vermutlich erwartete er jetzt eine Reaktion seines Majors. Doch wie so oft war Carrick auch dieses Mal nicht bereit, seinen Colonel in seinen selbstzerstörerischen Tätigkeiten zu unterstützen.
»Ich sicherlich auch, Sir«, antwortete er.
Ekko sah ihn an und verstand. Ein gehässiges Grinsen teilte seine Lippen. »Gibt es sonst noch etwas?«
»Ja, Sir«, bestätigte Carrick. »Sergeant Krood hat sich kurz vor Ihrer Ankunft gemeldet und Verstärkung angefordert.«
Das Grinsen in Ekkos Gesicht entgleiste. »Mist – den habe ich vollkommen vergessen!«
Er sah sich fast verstohlen um, als hätte er Angst, irgendjemand könnte ihn hören und verpfeifen, und zog Carrick dann zur Seite. »Besorgen Sie sich Leute, die sie zur Unterstützung schicken können. Egal, wen! Sorgen Sie dafür, dass sein Trupp abgeholt wird. Lassen Sie niemanden da draußen. Also: rein, unterstützen, evakuieren, räumen! Klar soweit?«
»Ich denke, dafür ist es jetzt zu spät, Sir.«
Ekko hielt in seinen Ausführungen inne und schluckte hart. »Sind Sie sicher?«
»Ja, Sir«, antwortete Carrick. »Unsere Truppen haben die Walküre bereits erreicht und die Überlebenden gerettet.«
»Wie viele?«
»Drei, Sir.«
Ekko schloss die Augen und versuchte, sich den Schock nicht anmerken zu lassen. War das wirklich nur seine Ignoranz gewesen? Sein beharrlicher Wunsch, alle seine Männer zu retten und dafür das Leben der Kasrkin zu geben?
»Verdammt«, murmelte er.
Er hatte gehofft, dass mehr der Männer überlebt hätten, aber wie so oft im Krieg war diese Hoffnung vergebens gewesen.
Vorhin hatte ihn Ligrev gefragt, ob er die vielen Verluste verschmerzen konnte. Er hatte sich sicherlich nicht auf die Kasrkin bezogen, aber wenn ihm Ekko jetzt hätte antworten müssen, hätte er sicherlich gesagt: ›Bei der Masse ist es mir leichter gefallen‹. Nicht, dass das jetzt noch einen Unterschied gespielt hätte.
»Also gut. Machen wir weiter wie bisher. Ich werde mich gleich erst einmal zurück zu Azrael begeben und mir die neuesten Gefechtsmeldungen ansehen. Mal gucken, was unser Kommissar in meiner Abwesenheit ausgebrütet hat.«
Dann adressierte er Carrick direkt: »Ich möchte eine konkrete Liste aller Verluste dieses Regiments haben. Sorgen Sie dafür, dass ich sie so schnell wie möglich erhalte.«
»Verstanden, Sir«, brummte der Major und salutierte, als Ekko das Lazarett verließ. Er bemerkte nicht, dass Doktor Calgrow sie beobachtet hatte und sich ihre eigenen Gedanken machte.
 
sagen wir mal so: Bevor ich das schrieb, haben ein Kumpel und ich die Schlacht von Ignifier nachgestellt. Mit einem unterbesetzten Veteranentrupp, ein paar Grots und MASSIG Artillerie. (Der Melbin wurde dabei von einem Ogryn dargestellt). Nun gut, es ist Dramatik dazugekommen, damit es nett klingt, aber - lustigerweise war genau das der Outcome. Ich habs dann nur noch irgendwie verpacken müssen.
(Zum Vergleich: das was ähnlich wie mein Kasrkin-Sergeant, der beim letzten Spiel in einer Runde 36 Schuss aus Tau Plasma-Waffen abbekam und 36 Mal seinen Rüstungswurf bestand). Stell dir jetzt mal DIE Szene vor.

😱 Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass 40K rein gar nichts mit einer auch annähernd realistischen Schlachtfeldsimulation zu tun hat. Es ist absolut nichts verkehrtes daran, einen Chineastischen Stil zu haben.

(Und bei mir sehen die Frauen nicht schmachtend zu. Die verprügeln die Helden danach auch noch, da hab mal keine Sorge).

Das war ja auch auf die 80er Jahre Actionfilme bezogen. 😉

Nein, ich bin davon ausgegangen, dass die Imperialen als ehestes den Begriff Boltwaffe für die orkischen Waffen verwenden, auch wenn es Knarren sind. Damit sind die Waffen dann auch in schweren Gefechten bei unübersichtlicher Gefechtsführung schnell zu identifizieren und einzuteilen. Knarre istn typisch orkischer Begriff, der für die exakte Einteilung von Gefechtswaffen, wie sie im Imperium geführt wird, irgendwie unpassend erschien, bzw. für den Jargon der einfachen Soldaten. Ich habe überlegt, dass die Männer, denen die Orks unbekannt sind, am ehesten an schlecht zusammengeschweißte Bolter denken.
Und da ich aus Sicht des Imperiums schreibe, erschien es mir ganz angemessen, dann auch wie die Soldaten des Imperiums zu denken.

Hm, auf der einen Seite bezeichnen deine Protagonisten ihren Gegner ja auch mit der richtigen orkischen Bezeichnung. Das imperiale Äquialent zu Knarre und (schwere) Wumme sind eher Autopistole, Sturmgewehr und Maschinengewehr in übergroßen Kalibern. Die Orkwaffen verschießen konventionelle Massivgeschosse, keine Massereaktiven Raketengeschosse wie ein Bolter.
 
😱 Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass 40K rein gar nichts mit einer auch annähernd realistischen Schlachtfeldsimulation zu tun hat. Es ist absolut nichts verkehrtes daran, einen Chineastischen Stil zu haben.

... Du zerstörst gerade mein Weltbild, ich hatte jetzt wirklich gedacht, Warhammer ... Ich ... ich ... geht gleich wieder *schnief* 40k ... unreal tournament? Wirklich?!😱😎

Das war ja auch auf die 80er Jahre Actionfilme bezogen. 😉

Ja, deswegen habe ich mich ja auch davon distanziert.

Hm, auf der einen Seite bezeichnen deine Protagonisten ihren Gegner ja auch mit der richtigen orkischen Bezeichnung. Das imperiale Äquialent zu Knarre und (schwere) Wumme sind eher Autopistole, Sturmgewehr und Maschinengewehr in übergroßen Kalibern. Die Orkwaffen verschießen konventionelle Massivgeschosse, keine Massereaktiven Raketengeschosse wie ein Bolter.

Hm. Du weist mich da gerade auf ein Konzept hin, das mir gar nicht aufgefallen war. Ich muss jetzt echt mal gestehen. Uff: Ich hatte das gar nicht mehr auf der Pfanne, dass meine Jungs die mit den richtigen Titeln bezeichnet hatten. In den darauffolgenden Szene waren es nämlich nur noch Orks, Grünhäute und Xenos.
Danke für den Hinweis. Ich werde es in Sturmwaffen ändern. (Automatikwaffen klingt so sehr nach Mafia).

Ja, das mit den Boltern ... Minipanzerschreck für den persönlichen Verteidigungsperimeter.
 
Und hier kommt das nächste Kapitel.

8

Die Orks flohen. Ihr Angriff war von der imperialen Streitmacht gestoppt und zurückgeschlagen worden.
Der urplötzliche Sturm der Basteter hatte die Grünhäute vollkommen aus dem Konzept gebracht. Jetzt wandten sie den Imperialen in ihrer Gesamtheit den Rücken und liefen um ihr Leben.
An Bord seines Jagdpanzers vom Typ »Destroyer«, einem äußerst flachen Panzerfahrzeug, das man auch als Scharfschütze unter den Panzern bezeichnete, verfolgte Captain Jaorah Nurin, wie cadianische Infanterie vor ihm auf die feindlichen Schützengräben zustürmte. Schützengräber, dachte er bei sich. Die Offensive hatte vollkommen unvermittelt und ohne einen erkennbaren Plan begonnen und damit nicht nur die eingesetzten Truppen, sondern auch ihre Kommandeure und vor allem ihre Fähigkeiten sehr strapaziert.
Inzwischen war schon zu ihm durchgesickert, dass irgendeiner der Offiziere eines der anderen Regimenter offenbar ausgerastet war und eigenmächtig den kompletten Angriff in Gang gesetzt hatte. Wenn er den Mann erwischte, der das gewesen war, dann würde dieser umgehend die Gnade des Imperators zu spüren bekommen. Später – irgendwann später, wenn diese Schlacht geschlagen war.
Jetzt galt erst einmal, diese Feinde des Imperiums zu eliminieren.
Nurin sah durch das Zielgerät und ließ das Sichtperiskop dreihundertsechzig Grad um den vorwärts rollenden Jagdpanzer rotieren.
Da!
»Richtschütze: neues Ziel! Auf zehn Uhr, zweihundertfünfzig, feindlicher Gargbot – Feuer frei!«
Nurin verfolgte durch den schmalen Sichtschlitz, wie sein Richtschütze das Rohr in der Vertikalen ausrichtete, während der Fahrer das Kettenfahrzeug herumschwingen ließ. Knappe Befehle und Bestätigungen im Kom begleiteten das eingespielte Ausrichten des Kampfgefährts.
Abrupt hielt der Panzer, verharrte auf der Stelle und wartete, bis seine menschlichen Insassen den Feind im Visier hatten.
Das Jaulen des Geschützrohrs drang gedämpft in den Innenraum des Jagdpanzers.
»Zwo – eins – Feuer!«, rief der Richtschütze.
»Feuer!«, wiederholten sämtlichen Besatzungsmitglieder des Destroyers, um den beim Schuss entstehenden Druck in ihren Ohren auszugleichen.
Ein saugendes Geräusch ertönte, dann blies der Panzerjäger einen gleißenden, kohärenten Lichtstrahl auf den feindlichen Bot.
Das aus schlechtem Material zusammengeschweißte Kampfgefährt wurde direkt getroffen und zerbarst, von dem Laser säuberlich durchschlagen.
Der zweite Jagdpanzer der Panzerschwadron preschte mit wippender Aufhängung an seinem eigenen Fahrzeug vorbei, um seinerseits einen feindlichen Läufer ins Visier zu nehmen.
»Panzer, marsch!«, befahl Nurin und sein Kampffahrzeug setzte sich wieder in Bewegung.
Rechts von ihnen ging ein Leman Russ-Kampfpanzer in den Schießhalt. Die Schweren Bolter in den Seitenkuppen schwangen großzügig umher und verteilten Boltpatronen in die Reihen der Orks.
Die Hauptkanone feuerte und jagte eine Fontäne aus Erde und Leibern in die Luft. Tief reichender Explosionsdonner ließ den Stahl des Jagdpanzers erzittern.
Nurin drehte das Sichtperiskop ein Stück weiter und sah eine andere Gruppe Panzer, die inmitten wogender Infanterie auf rasselnden Kettengliedern vorwärts rollten. Blitzende Maschinenwaffen brachten die Luft vor ihnen zum Flimmern.
Er sah einen Kommandanten hoch aufgerichtet im Turmluk stehen und brüllen. Nein, das war kein Panzerkommandant. Das war ein Kommissar.
Er sah heroisch aus mit seinem wehenden Mantel und dem Energieschwert, das er in Angriffsrichtung gerichtet hatte und der Kommissariats-Schirmmütze, die fest auf seinem Kopf saß, während um ihn herum die Panzer und Infanteristen Wut heulend Tod und Verderben brachten.
Verdammt, es konnte doch nicht sein, dass das … Kijo Nitsch war, sein Regimentskommissar?
Auch, wenn Nurin ihn in der von Explosionen, Flammenwerfern, Lasern und Abgasen aufgeheizten, flimmernden Luft selbst mit der maximalen Vergrößerung des Periskops nicht richtig erkennen konnte, war er sich sicher, dass es Nitsch sein musste. Der Kommissar war immer der Erste in der vorstürmenden Linie und peitschte die Männer um sich herum mit gellenden Schlachtrufen und feurigem, ansteckendem Eifer gegen den Feind vorwärts.
Es musste Nitsch sein. Man konnte seinen Feuereifer bis hier in die enge, stickige Kabine des Destroyers spüren.
»Kommandant!«, schrie der Richtschütze durchs Interkom.
Nurin schwenkte das Sehrohr wieder nach vorne und entdeckte im letzten Moment den orkischen Beutepanzer, ein ehemaliges Modell der imperialen Armee.
Der Captain riss die Augen auf und vergaß über den Schreck seine Nachlässigkeit.
»Panzer haaaalt!«, schrie er. Der Fahrer stoppte so unvermittelt, dass sich Nurin den Kopf am Sichtgerät schlug.
Der feindliche Panzer feuerte.
Eine Explosion fegte vor dem Jagdpanzer in die Luft, ließ das Gefährt schwer schaukeln und Erde sowie Steine als harten Regen gegen die Panzerung prasseln.
Der Staub hatte sich noch nicht verzogen, da bellte Nurin bereits wieder: »Vorwärts!«
Der Jagdpanzer heulte auf und machte einen Satz nach vorn.
Das Hauptgeschütz des feindlichen Kampffahrzeugs krachte abermals. Dieses Mal flog die Granate zu weit und schlug in eine Gruppe laufender Gardisten ein. Zerfetzte Leiber wurden in die Luft gewirbelt.
»Halt!«, schrie der Captain. »Richtschütze!« Er gab keine genaue Ansage für das Ziel, denn sie alle wussten, wo und wie weit entfernt es war. Er hatte keine Zeit für eine protokollarische Zielangabe.
Der Destroyer ruckte heftig und wippte auf seinem Fahrgestell, als er brutal abgestoppt wurde. Nurin schlug sich wieder den Kopf an.
»Zehn Grad links!«, rief der Richtschütze im Kom.
Protestierend heulte der Motor auf, als das tonnenschwere Gefährt herumschwenkte.
»Gut so! Zwo – eins – Feuer!«
»Feuer!«, wiederholte die Besatzung.
Wieder saugte das Geschütz an seinem Generator und blies dann einen energetischen Strahl auf das anvisierte Ziel.
Der Laser schnitt chirurgisch präzise in den Turm des feindlichen Panzers und zerschmolz ihn.
Hochgehende Munition ließ das Fahrzeug zerplatzen. Eine heftige Explosionswelle und weitere Detonationen rissen eine tiefe Lücke in die Orks, die in Massen aus ihren Schützengräben flüchteten.
»Guter Schuss!«, rief Nurin und verfolgte, wie das rauchende Wrack noch einige Meter weiterrollte und dann stehen blieb. Ein abgeschossenes Stück Stahl, das nur ein weiteres Opfer der grausamen Schlacht darstellte.
Nurin korrigierte sein Zielvisier und musterte die Umgebung mit einem weiteren Rundblick.
Vor ihnen sanken tiefe Furchen in den Boden: die Schützengräben der Orks.
Erste Infanteristen stürmten über die Wände und verschwanden in der Tiefe, während heftiges Flackern die dunklen Einschnitte in der Oberfläche erhellte und ab und an Flammen emporschnellten oder Erdfontänen aufstiegen.
Der Captain schwenkte das Periskop weiter und entdeckte etwas, das ihm den Atem stocken ließ.
Der Leman Russ, auf dem der Kommissar gestanden und seine Leute vorwärts gepeitscht hatte, brannte in hellen Flammen und beleuchtete die Uniformen der laufenden und schießenden Soldaten.
Wann hatte er denn einen derart verheerenden Treffer erhalten?
Verdammt und verwünscht! Blieb nur zu hoffen, dass Nitsch überlebt hatte. So einen guten und hingebungsvollen Kommissar würde das Regiment sicherlich nirgendwo sonst finden.
»Enforcer eins, Enforcer eins, hier Enforcer zwo, melden!« Statische Interferenzen überlagerten die aus dem wilden Kom-Kauderwelsch hervor dringende Stimme des zweiten Panzerjägers seiner Einheit.
»Hier Enforcer eins für Enforcer zwo, melden.«
»Boss, wie sieht es denn aus, melden?«
»Wir haben bereits zwei Abschüsse und liegen gut davor, die Infanterie sollte aber vielleicht noch die Schützengräber säubern, melden?«
»Die was?«, erkundigte sich der Kommandant von Enforcer zwo.
Nurin stockte. Hatte er gerade wirklich Schützengräber gesagt? Innerlich verfluchte er sich. Er musste dringend aufhören, sich zu viele Gedanken um die Schlacht zu machen.
»Schützengräben, Mann«, schnauzte er, um seine Wut über seinen Patzer zu verschleiern und den anderen Offizier abzulenken. »Was haben Sie denn verstanden, melden?«
»Schützengräber, Sir. Muss wohl eine Störung gewesen sein, melden.«
Nurin atmete tief ein. »Scheint so, melden.«
»Verstanden. Weitere Befehle? Melden.«
»Zurück in Formation, melden.«
»Verstanden, eins. Ende.«
Nurin nickte, als das Klicken im Kom ihm bestätigte, dass der zweite Jagdpanzer die Verbindung beendet hatte und sich wieder in Richtung des Kommandopanzers in Bewegung setzte.
»Enforcer drei, hier Enforcer eins, melden.«
»Enforcer eins, hier Enforcer drei, melden.«
Enforcer drei war ein älterer Leman Russ, ein hoch aufragendes Ungetüm mit Plasmakanonen als Hauptbewaffnung und in den Seitenkuppeln.
Man hatte ihm Enforcer drei als Ersatz für den ursprünglichen Jagdpanzer in seiner Schwadron zugeteilt, nachdem jemandem aufgefallen war, dass Nurin nicht, wie vom Munitorium eigentlich vorgegeben, einen, sondern drei Jagdpanzer befehligte.
Aus diesem Grund war sein dritter Jagdpanzer abgezogen worden. Enforcer zwo hatte man ihm auch noch nehmen wollen, doch das hatte er verhindern können.
Nichtsdestotrotz war ihm eine neue Einheit unterstellt worden, damit auch die Bücher des Munitoriums wieder stimmten. Die Wahl war auf einen Leman Russ Executioner gefallen, dessen letzte Schwadron bis auf dieses eine Fahrzeug vernichtet worden war.
Man konnte zwar nicht umhin, die Erhabenheit und Feuerkraft des betagten Riesen zu bewundern, Nurin hasste ihn trotzdem.
Zwei Jagdpanzer mit einem Leman Russ Executioner in der Formation – das war, als würde man Ballett mit einem Klotz am Bein tanzen.
Doch so sehr Nurin das wuchtige Panzerfahrzeug wegen seiner Unförmigkeit auch verachten mochte, es besaß unbestreitbare Vorteile in Situationen wie dieser.
In erster Linie war der Plasma-Panzer ein tödlicher Vernichter, der alles, Leiber als auch Panzerung, mühelos durchschlug und verdampfte.
Im Gegensatz zu den beiden Jagdpanzern besaß er damit ein weniger zielgerichtetes Zerstörungspotenzial, das sich nun voll entfalten ließ.
»Enforcer drei, Ihr Auftritt. Enforcer zwo und ich geben Rückendeckung, melden.«
»Verstanden, eins. Drei übernimmt die Führung, melden.«
»Enforcer eins an Enforcer zwo. Haben Sie mitgehört, melden?«
»Hier Enforcer zwo. Haben mitgehört. Warten auf weitere Anweisungen, melden.«
»Eins an zwo und drei. Ausführung. Ende!«
Nurin verfolgte, wie der große Kampfpanzer seinen Destroyer überholte und sich Schlamm aufwirbelnd an die Spitze der Formation setzte, während er mit flammenden Plasmakanonen über die breiten Schützengräben hinwegsetzte, die von Massen imperialer Infanterie geflutet wurden.
Zwei gute Panzerlängen vor Enforcer drei setzten Höllenhunde mit langen Flammenlanzen aus ihrer Hauptbewaffnung die Umgebung in Brand und versengten grüne Orkkörper zu Dutzenden.
Grimmig lächelte der Captain. Auch wenn ein überhasteter Befehl und schlechte Kommandostrukturen den Angriff eingeleitet haben mochten, der Erfolg sprach für sich.
Eines musste man dem irren Architekten dieses Sturms lassen: Er schien sich den richtigen Zeitpunkt für sein Handeln ausgesucht zu haben.
Mit ratternden Maschinengewehren heulte ein Pikk-Up auf die imperialen Stoßtruppen zu.
Ein neues Ziel für Jaorah Nurin und seinen Destroyer. Der Captain war sich sicher: Er würde der letzte sein, an dem die Operation scheiterte!
»Richtschütze! Auf zwei Uhr, circa dreihundert, feindlicher Transporter – Feuer frei!«

***

Die Holosphäre flackerte gerade, als Ekko das Kommandozelt betrat.
Ligrev sah auf, sichtlich erfreut, einen der Kommandooffiziere zu sehen und sich der ihm kurzzeitig übertragenen Verantwortung für das vorrückende Regiment entziehen zu können.
Als er erkannte, wer ihm die Verantwortung abnehmen würde, verzog der das Gesicht. »Colonel Ekko«, murmelte er.
»In der Tat«, antwortete Ekko und trat sofort an die holografische Anzeige, die ihm einen Überblick über das Schlachtfeld bot. Er dachte nicht einmal daran, Ligrev um eine kurze Einweisung zu bitten.
An einigen Stellen der Karte flackerten kurze Abschnitte in bedrohlichem Rot auf. Dort schienen heftige Nahkämpfe im Gange zu sein.
Allerdings hatten die Imperialen viel an Boden gut gemacht. Sogar verdammt viel, musste er zugeben.
Wie hatten die Truppen es geschafft, soweit vorzurücken? Das war … fantastisch!
Tatsächlich hatten die ersten Infanterietrupps die Schützengräben der Orks gestürmt und räucherten sie nun aus, um alle Reste des grünen Abschaums zu vernichten, während eine Beule aus Kampffahrzeugen des 35sten Desposia den fliehenden Xenos nachsetzte und sie in Scharen ausrottete. Was ursprünglich von ihm in einer unbedachten Reaktion ausgelöst worden war, um seine Männer zu retten, hatte eine Eigendynamik entwickelt, die jede im ursprünglichen Plan errechnete Erfolgschance bei weitem übertraf.
»Großartig«, murmelte er zu sich selbst. »Der Angriff läuft fast wie von selbst.«
Ligrev, der sich sofort angesprochen fühlte, schnaubte verächtlich. »Nur dank des Wirkens von General Iglianus. Der General befindet sich im Kommandozentrum und versucht, Ihre kolossale Unfähigkeit auszubügeln. Er hat verlautbaren lassen, dass er sich noch mit Ihnen befassen wird.«
»Das ist gut«, stimmte Ekko zu. »Endlich interessiert sich mal jemand für mich.« Dann beachtete er Ligrev nicht weiter.
»Fünfhundertzwölftes stürmt jetzt die feindlichen Linien«, meldete ein Gefechtsbeobachter im Kom.
Ekko nickte seinen Funkern zu. »Sehr gut. Sorgen wir dafür, dass die Offensive in Schwung bleibt. Stellen Sie mir eine Verbindung zu Captain Balgor her.«
»Verstanden, Sir.«
Der Colonel warf einen kurzen Blick zu Gireth, der bereits wieder seinen Platz eingenommen hatte und pflichtbewusst die einkommenden Gefechtsmeldungen bestätigte.
Man konnte seiner Körperhaltung jedoch ansehen, dass er noch immer unter dem Eindruck der Ereignisse stand und Ekko konnte sich sehr gut vorstellen, dass der junge Basteter erst noch die volle Wucht des Erlebnisses zu spüren bekommen würde. Später, wenn der Kampf abgeflaut war.
Es war dringend notwendig, dass er mit jemandem sprach – am besten Carrick oder einem anderen, auf keinem Fall Ligrev oder ihm selbst.
Bei ersterem würde er sich vermutlich selbst sofort erschießen, bei letzterem …
Ekko unterbrach seine Gedanken, als er eine schnoddrige, raue Stimme vernahm, die durchs Funkgerät dröhnte.
»Nachricht vom Chef? Was ist denn los?«
»Colonel, ich habe Captain Balgor!«, meldete einer der Funker. Ekko trat an das Funkgerät, ignorierte den stechenden Blick, den der Kommissar auf ihn richtete und griff sich einen bereitliegenden Hörclip mit Mikrofon.
»5120201, hier Azrael. Wie hören Sie mich?«
»Laut und deutlich, Chef.«
»Wo sind Sie gerade, Balgor?«
»Sie meinen, bevor Sie mich in Deckung zwangen?«
Balgor diente seit vielen Jahren mit Ekko. Tatsächlich hatte Ekko den Captain aus seiner Zeit bei der PVS mitgebracht und ihre Freundschaft hatte nicht nur einige Dinge erlebt, sondern auch viele von Ekkos Eigenschaften auf Balgor übertragen – unter anderem eine recht eigenwillige Art, mit anderen umzugehen.
Ekko selbst hatte oft Schwierigkeiten, mit der Art seines Untergebenen klar zu kommen, vor allem, weil er wusste, dass er selbst so war. Und wie wohl Abermilliarden andere Menschen vor ihm hatte er sich nie einen Plan zurechtgelegt für den Fall, es einmal mit sich selbst als Gegner zu tun zu bekommen.
»Bestätigt«, sagte er nur.
»Fünfzig Meter hinter dem Vierten Zug, Boss.«
Retexer, dachte Ekko. Retexer war bekannt dafür, immer der Erste an der Front zu sein, um seiner Familie Ruhm und Ehre zu bringen.
Wäre Ekko nicht Ekko gewesen, dann hätte er den Captain für wahnsinnig gehalten. Aber leider – oder glücklicherweise – stand ihm ein solches Urteil nicht zu.
An die Gründe dafür brauchte er sich jetzt nicht zu erinnern.
»Dann will ich Sie auch nicht länger als nötig aufhalten, Balgor!«
Als der Captain antwortete, klang er überrascht. »Dann … war schön, dass Sie mal reingehört haben.«
»Ich habe nicht gesagt, dass Sie keinen Auftrag haben, Captain!«, stellte Ekko klar.
Balgor lachte auf. Ein Kettenfahrzeug passierte seine Position mit rasselnden Ketten. Es klang unheimlich. »Habe ich nie angenommen, Colonel. Also, was soll ich tun?«
Ekko unterdrückte ein Seufzen. Er war verdammt schwer, seine Leute am Leben zu halten. Balgor stellte jedoch unter ihnen allerdings noch eine Besonderheit dar.
Er besaß eine derart treffende Art, unbedachte Äußerungen zu parieren, dass Ekko selbst ihn oft genug schon hatte erschießen wollen.
Ligrev wusste das und wartete nur auf die Gelegenheit. Grund genug, sie ihm nicht zu geben.
»Wir wissen zwar, dass die PVS diese Schützengräben ursprünglich als Schutz vor den im Ödland lebenden Orks errichtet hatte, aber nachdem die Grünhäute die PVS als … Besitzer ablösten, haben sie sicherlich einige unangenehme Überraschungen für uns zurückgelassen.«
Stille herrschte am anderen Ende der Leitung vor, bis die Verbindung wieder zu knistern begann. Heftiges Laserfeuer und Schreie waren im Hintergrund zu vernehmen. »Worauf wollen Sie hinaus, Ekko?«
»Verbrennen Sie die Gräben, Balgor. Bis nichts mehr übrig bleibt.«
»Was ist mit den Überresten der PVS?«
»Ich denke nicht, dass da noch irgendetwas von PVS lebt, Balgor.«
»Außer vielleicht den zurückgelassenen Rationen«, sinnierte der andere. Eine heftige Explosion ließ die Funkverbindung kurz knistern und verstümmelte eine häretische Verwünschung des Captains.
»Nicht verstanden?«, fragte Ekko.
»Ich sagte: Ein Hoch auf unsere Artillerie.«
»Gut, gut«, murmelte Ekko und versuchte, Ligrevs Blick in seinem Rücken weiterhin zu ignorieren. Es fiel ihm nicht gerade leicht. »Also – falls Ihnen Rationen der PVS über denen Weg laufen, nehmen Sie sie fest. Wir katalogisieren die neuen Lebensformen später.
Alles andere verbrennen Sie, verstanden?«
Wieder schwieg Balgor.
Das Besondere an den Wortgefechten zwischen dem Captain und dem Colonel war, dass sie ausgeglichen abliefen. Mal gewann der eine, das andere Mal der andere. So war es schon seit langem und so würde es vermutlich bis ans Ende ihrer Tage sein. Beide hatten sich damit abgefunden. Es war ihre Art, einander den Respekt entgegenzubringen, der ihre Freundschaft ausmachte.
Als dem Captain aufging, dass er dieses Mal den kürzeren gezogen hatte, meldete er sich. »Habe verstanden, Azrael. Wir werden die Schützengräben ausbrennen.
5120201, Ende!«

***

Retexers Zug stürmte die Schützengräben.
Direkt vor dem Captain sprangen die Soldaten Lenner und Halto in den tiefen Graben, aus dem die Orks ihren Angriff gestartet hatten. Beide wurden von der Tiefe überrascht, in die sie fielen und legten sich unelegant hin, wie vermutlich ein großer Teil der eingesetzten Infanteristen.
Maschinengewehrfeuer krachte.
Ein anderer Soldat, der neben dem Captain in den Graben fiel, wurde förmlich zerrissen und bespritzte die nachfolgenden Männer und die Grabenwand mit seinen Innereien.
Doch wo dieser eine Soldat fiel, sprangen zehn Mann nach. Lasergewehre zischten. Die feindlichen Schüsse verstummte.
Eine nahe Serie Granateinschläge imperiale Artillerie ließ den Boden unter seinen Füßen erzittern.
»Wie sieht es aus?«, rief Retexer über den Lärm der schreienden und schießenden Soldaten hinweg.
Wejoun, sein Adjutant, sagte etwas in das Mikrofon, das vom großen Funktornister auf seinem Rücken über seine Schulter baumelte, wartete die Antwort ab und lief dann zum Captain.
»Sir, wir sind die ersten, die die Gräben gestürmt haben«, meldete der erschöpfte Funker atemlos.
Retexer nickte und konnte sein Lächeln nicht verbergen. Wieder einmal war es ihm gelungen, Ruhm und Ehre zu erlangen!
Um sie herum fielen weitere Soldaten in die Schützengräben, die die Orks offensichtlich für ihre Körpergröße modifiziert hatten.
Die schleimigen Grabenwände waren brutal verbreitert worden und recht instabil, was Retexer beim Fallen zu spüren bekommen hatte.
Wahrscheinlich hatten die Orks ohne große Anstrengungen improvisierte Arbeiten begonnen, ohne die Auswirkungen auf die Stabilität der menschlichen Konstruktion zu bedenken.
Typisch für die Xenos.
Ein Teil der Grabenwand fiel in sich zusammen, als zwei Soldaten über den Rand rutschten.
Er begrub einen der Männer bis zur Hüfte und ließ den zweiten stürzen.
Ein irrsinnig kichernder Grot mit einer schweren Anti-Panzer-Sprengladung auf dem Kopf rannte auf sie zu. Der Stift aus der Handgranate in seiner Hand war bereits gezogen. Wo beim Thron war der denn hergekommen?
»Vorsicht!«, rief ein Soldat.
Männer wandten sich um und begannen zu schießen.
Sie durchlöcherten den anstürmenden Feind und töten ihn.
Die Granate fiel auf den Boden. Der Grot fiel drauf.
»Volle Deckung!«, schrie Retexer.
Die Explosion fegte als kanalisierter Strom aus Hitze und Staub durch den Schützengraben. Männer, die nicht mehr rechtzeitig reagieren konnten, wurden von der Detonationswelle erfasst und umgerissen.
Dort, wo vorher die beiden Soldaten versucht hatten, aus dem Schutt der Grabenwand freizukommen, ragten nun zwei grausam verdrehte Körper wie abartig aussehende Baumstümpfe in die Höhe.
Retexer würgte und wandte sich dann um. »Alle Sergeants zu mir!«
Er konnte sehen, wie die Sergeants Lovin, Helt und Kelba sich von ihren Trupps lösten und im Laufschritt zu ihm trabten.
Kleit sprang gerade hinter ihm in den Graben.
»Hören Sie zu!«, rief er laut, damit ihn die Männer auch über den sie umtosenden Gefechtslärm hören konnten. »Das war eine böse Überraschung. Eine zweite will ich nicht erleben. Säubern Sie die Gräben, verstanden?«
»Ja, Sir!«, lautete die einhellige Antwort der Unteroffiziere. Dann machten sie sich wieder auf zu ihren Trupps, wobei Kleit seinem Kommandanten noch einen Blick zuwarf, den Retexer bewusst ignorierte.
»Retexer!«
Er wandte sich um.
Captain Balgor vom zweiten Zug kam durch den seichten Matsch angetrabt, den der Schleim mit der aufgewirbelten Erde gebildet hatte.
Balgor war ein recht gut aussehender Mann, zwar schon etwas älter, aber gepflegt und mit einem nachdenklichen Blick, der sich immer nach der Ferne richtete, so als wenn der Captain auf etwas warten würde, das er hinter dem Horizont vermutete.
»Ja?«, fragte er.
»Die Männer sollen die Schützengräben verlassen und sie von den Flammenwerfern ausbrennen lassen.«
»Das können wir nicht!«, widersprach der Captain des vierten Zugs. »Wir müssen die Schützengräben einnehmen und die Verteidigung wiederherstellen.«
»Die Verteidigung von was?«, fuhr Balgor ihn an. »Auf dieser Welt lebt nichts mehr, Mann!«
Retexer wollte antworten, doch ihm ging auf, dass Balgor recht hatte. Als die Imperiale Armee eingetroffen war, hatten die Orks nicht nur die Verteidigung, sondern auch sämtliche Siedlungen Agos Virgils bereits vernichtet gehabt. Es gab auf dieser Welt im Grunde nichts mehr, für das es sich zu kämpfen lohnte.
Aber sein Ehrgefühl, sein unbeirrbarer Geist wollte nicht wahrhaben, dass es zu Ende war. Es musste hier doch irgendwo noch Ruhm geben.
»Hören Sie, Retexer: Ich bin an Ihrer Ruhmessache nicht interessiert. Ich brauche sie nicht und will sie nicht. Für mich zählt der Auftrag, klar?«
Weiter vorne schrien Männer wütend auf, als ein imperialer Leman Russ-Kampfpanzer über den Graben hinweg walzte und ihn auf einer Strecke von fast fünfundzwanzig Metern zum Einsturz brachte.
Unbeirrt fuhr Balgor fort. »Der Colonel hat mir befohlen, die Gräben auszubrennen, also schaffen Sie Ihre Leute hier raus! Ich werde sie sonst ohne Gewissensbisse mit abfackeln!«
Er wartete nicht auf die Antwort, sondern schob sich an dem verblüfften Retexer vorbei und dirigierte seine Flammenwerfer in Position. »Also dann, Leute! Feuer frei!«
»Verdammt!«, fluchte der Captain, als die fauchenden Flammenwerfer ihr Vernichtungswerk begannen. »Wejoun!«
Der Funker kam angetrabt. »Sir?«
»Sagen Sie allen, sie sollen die Gräben räumen und Platz machen für die Flammenwerfer!«
»Ja, Sir!« Wejoun entfernte sich und begann, in sein Funkgerät zu sprechen.
Hinter ihm ballte Retexer die Hände zu Fäusten. »Verdammt! Verdammt! Verdammt!«

***

»Holen Sie mir eine neue Klemme!«, befahl Calgrow schroff und strich sich mit dem blutigen Handschuh Stränen ihres ergrauten Haares zurück.
Der angesprochene Sanitäter verschwand kurz im Chaos des überfüllten Feldlazaretts, während sein Kamerad den wild um sich schlagenden und schreienden Soldaten auf die Liege drückte.
Die Ärztin hielt ihre behandschuhten Finger auf die offene Oberschenkelwunde gepresst, aus der fröhlich Blut spritzte.
»Los!«, drängte sie ungerichtet in den Saal. »Beeilung!«
Der Sanitäter tauchte wieder auf und reichte ihr ein unförmiges Instrument, mit dem sie begann, das verletzte Bein zu bearbeiten.
Momente wie dieser waren es, die sie an ihrem Ärztedasein so sehr hasste.
Momente, in denen sie sich so hilflos fühlte.
Momente, in denen die rote Suppe überall auf die Liege, den Boden und ihre Kleidung spritzte und sie wusste, dass keine Dusche im Universum die Erinnerung fortwaschen konnte.
Momente, in denen sie sich wünschte, nicht mit dem Leben eines ihr anvertrauten Menschen balancieren zu müssen unter der ständigen Gefahr, mit ihm in ihren Armen zu stürzen und ihn damit umzubringen.
Momente, in denen sie sich wünschte, noch immer Kommissarin zu sein.
Mit einem kleinen Kopfschuss wäre die Sache erledigt gewesen.
Doch das, so hatte sie entschieden, war nicht mehr ihre Welt. Sie wollte den Mann retten. Sie würde den Mann retten.
»Es tut weh, Doc«, murmelte der Soldat betäubt.
Sie nickte beruhigend. »Ich weiß. Ich kriege Sie wieder hin.«
Verdammt, wo war die Arterie?
Innerlich verfluchte sie sich.
Es gelang ihr einfach nicht, diese Arterie zu fassen zu bekommen. Immer wieder glitt sie ihr aus den Fingern, wobei Schwälle aus rotem Blut auf ihre Maske und ihr Gesicht spritzten.
Momente wie diese waren es, in denen sie alles hinschmeißen und gehen wollte. Tschüss, ich bin weg! Sagt dem Colonel, dass ich Urlaub genommen habe.
Der Soldat vor ihr wand sich, als hätte er über ihre grimmigen Gedanken gelacht, dann erschlaffte er.
Jetzt bekam sie die Arterie zu fassen.
Es war zu spät.
Momente wie dieser waren es, in denen sie einfach nur verzweifeln wollte.
»Doktor, wir haben ihn verloren«, bemerkte der Sanitäter
»Das weiß ich selbst!«, fauchte sie.
Dann ließ sie von dem Toten ab, sodass die Sanitäter ihn wegtragen konnten.
Calgrow ließ sich an die Lehne sinken und nahm sich einen Augenblick, um durchzuatmen.
Sie betrachtete das Chaos, das vor wenigen Stunden noch ein sauberes Lazarett gewesen war.
Jetzt lagen benutzte Verbände auf dem Boden, durchtränkt vom Blut schreiender und sterbender Soldaten, um die sich Ärzte und Sanitäter scharrten, um ihre Leben zu retten.
Klemmen und OP-Besteck lagen auf rot gesprenkelten Beistelltischen, die wie fahrbare Gerüste im Raum standen, teilweise verwendet, teilweise verlassen.
Soldaten streuten Massen von Sand auf den Boden und versuchten, dem rutschenden medizinischen Personal etwas Halt zu bieten, damit sie nicht mitten in einer OP stürzten und sich oder jemand anderen verletzten.
Calgrow entschied, dass sie nun genügend Zeit zum Erholen gehabt hatte. Etwas, das sie noch aus ihrer Zeit beim Kommissariat mitgebracht hatte: Eiserne Disziplin.
»Also gut«, sagte sie. »Geben Sie mir den nächsten.«
»Es sind keine neuen Verwundeten hereingekommen, Frau Doktor«, antwortete der Sanitäter.
Keine Verwundeten? Was bedeutete das?
»Wie bitte?«
»Es sind keine neuen Verwundeten hereingekommen.«
War die Schlacht etwa beendet? Die Artillerie feuerte doch noch immer.
Wie konnte das sein?
»Also gut«, entschloss sie. »Dann sehen Sie zu, dass Sie woanders helfen können. Wenn ich Sie brauche, rufe ich sie.«
Mit einem Wink scheuchte sie die Männer weg und lehnte sich abermals erschöpft gegen die Lehne.
Sie hatte es satt. Sie hatte es so satt, diesen verzweifelten Kampf gegen den Tod zu kämpfen und von ihm ein ums andere Mal besiegt zu werden. Selbst, wenn es ihr gelang, die Männer zu retten, wusste sie, dass es nur ein Aufschub gewesen war. Der Tod würde sie unweigerlich alle einholen.
Calgrow sah auf, als sie etwas in ihrem Nacken spürte, das instinktive Gefühl, beobachtet zu werden, das jeder Kommissar mit der Zeit entwickelte.
Sie fuhr herum und sah sich dem Gesicht der Prioris gegenüber, die sie aus stahlblauen Augen musterte – kalt, fanatisch.
Marith Calgrow hatte sich stets für eine entschlossene Frau gehalten, der nicht so schnell der Rock hochging, wenn sie sich einem ebenbürtigen Offizier oder Kommissar gegenüber sah, doch bei diesem Blick war sie zum ersten Mal in ihrem Leben aus anderen Gründen als medizinischen froh, keine Kommissarin mehr zu sein.
Ansonsten hätte sie jetzt nämlich tätig werden und jemanden wegen Feigheit exekutieren müssen. Aber wer erschießt sich schon gerne selbst?
Dann ging ihr auf, dass die Sororita nicht mehr in ihrem Bett lag. Sie stand ihr in der Enge des Lazaretts gegenüber. Es war ihr zuvor gar nicht aufgefallen. Wann war sie aufgewacht?
Calgrow brauchte einige Sekunden, bis sie sich durchringen konnte, die Schwester anzusprechen. »Sie sollten im Bett liegen.«
»Ich weiß«, erhielt sie zur Antwort.
Verblüfft zögerte die Ärztin. »Und was tun Sie dann hier?«
Die Sororita funkelte sie aus ihren stahlblauen Augen an. »Ich muss den kommandierenden Offizier sprechen«, sagte sie entschlossen. »Sofort!«
Marith Calgrow wagte es nicht zu widersprechen.
Es waren Momente wie dieser, in denen sie froh war, keine Kommissarin mehr zu sein.
»Folgen Sie mir«, forderte sie die Prioris auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe soeben Teil 4 bis acht am Stück gelesen. Weiter, bitte. Das ist wirklich gut und ich hab echt nichts zu tun diese Woche...

Die Entwicklung der Handlung ist nicht allzu überraschend, aber auch nicht Standart. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, die Balance zwischen Ernst und Humor (oder Sarkasmus) ist passend.
Wirklich schön, dass du deine Geschichte auch in diesem Forum postest.
 
Salve,

In Ordnung. Freut mich, dass sich das doch etwas bemängelte Beginning etwas wandeln konnte. (Und nur so ganz am Rande: Gibt es bei Warhammer irgendetwas, das unvorhersehbar wäre?)


9

Als sie kamen, hatte er gekämpft.
Die Panzer, mehrere Leman Russ, und Soldaten standen vor der Makropole.
Ihre Feinde waren Rebellen, Hunderte von ehemaligen Bauarbeitern.
Aber die Imperiale Armee würde siegen – immerhin waren sie im Namen des Imperators ausgerückt, um den Feind zu besiegen. Gerade erklommen ihre Truppen die Mauern der Makropole. Mehrere Männer stürzten nach Direkttreffern der Rebellen ab und starben einen grausamen Tod.
Dann jedoch führte er, Galardin Ekko, die Männer an und erklomm die Mauer. Mehrere Feinde attackierten ihn direkt, doch sein Kettenschwert zerschnitt sie. Hinter ihm stürmten andere Soldaten das Haupttor und öffneten es. Die Panzer, die vor dem Tor gewartet hatten, sprangen dröhnend an und fuhren mit alles zermalmenden Ketten durch das Tor. Die Rebellen hatten keine Chance.
Die Makropole war genommen.
Die Menschen würden ihn bejubeln und ihn als Kriegshelden feiern – als Nachfolger des großen Ibram Gaunt. Als heldenhafter wie Kommissar Yarrick. Als tapferer wie Ciaphas Cain.
Dann jedoch geschah etwas, das er nicht erwartet hatte.
Angst kroch seine Glieder hinauf. Sie ließ sich nicht genau an etwas festmachen, sie war einfach … da.
War es die Luft? Nein.
Waren es die Geräusche der Natur, die so urplötzlich verstummt waren? Auch nicht.
Er stand auf und sah sich suchend um. Was war das?
Tränen traten in seine Augen. Er fürchtete sich schrecklich – so schrecklich, wie sich ein Ibram Gaunt, ein Ciaphas Cain, ein Yarrick nie gefürchtet hatte.
Er war auch kein Kommissar, kein siegreicher Offizier. Er war bloß ein kleiner Junge, der Krieg spielte und vom Heldentum träumte.
Jetzt aber ergriff Panik ihn und er überlegte, ob er nach seinem Bruder rufen sollte.
Die Imperialen hatten sich längst in Makropole verschanzt.
Geräusche erklangen von vorne, von der Haustür.
Galardin verließ seinen Spielplatz und kroch unter knorrige Bäume zu einem Busch, den er schon vor langer Zeit gegen den Widerstand seines Bruders beschnitten und zu seinem Versteck gemacht hatte, weil er von dort aus die Vordertür des Hauses sehen konnte und trotzdem hinter dem hohen Gartenzaun vor den Blicken anderer geschützt war.
Als er seinen Beobachtungsplatz bezogen hatte und alles gut sehen konnte, stockte ihm der Atem. Vor dem Haus hatte sich eine Gruppe von Frauen versammelt, junge Kriegerinnen mit großen Waffen, die entfernt an die Gewehre der Planetaren Verteidigungsstreitkräfte von Bastet erinnerten, aber sehr viel schöner aussahen und auch tödlicher.
Alle Frauen waren von einem Körperpanzer geschützt, in einem dunklen Blau, vielleicht schwarz gehalten und mit roten Gewändern geschmückt.
Es stank widerlich süßlich nach Weihrauch, der als beinahe beißender Qualm aus den schweren Weihrauchfässern drang, die an langen Ketten an den Rüstungen der gepanzerten, weißhaarigen Erinnyen baumelten.
Er verfolgte, wie die Kriegerinnen sich um die Haustür versammelten. Eine von ihnen mit einer Art von Schrein mit brennenden Kerzen auf dem Rücken und langen papyrusähnlichen Reinheitssiegeln an ihrer Rüstung, schritt aus seinem Sichtfeld und bollerte gegen die Tür.
Dann sah Galardin noch eine Frau auftauchen. Sie trug eine goldene Rüstung, wirkte jedoch nicht so kampferfahren wie die anderen, mit dunklen Rüstungen gepanzerten Frauen und schien sich auch sonst von den anderen abzuheben.
Wer war sie? Kam sie von den Tempeln des Imperators oder der Heiligen Bastet?
Er hörte seinen Bruder die Tür öffnen. Ein Schrei ertönte. Die Tür schlug zu, dann flog sie krachend aus den Angeln.
In Panik kreischte Galardin.
Die andere, in goldene Rüstung gehüllte Frau wirbelte herum und starrte auf den Zaun. »Da ist noch einer!«, brüllte sie.
Sofort stürmten mehrere der Frauen in ihren dunklen Rüstungen auf sein Versteck zu.
Er konnte sich nicht rühren.
Er hörte, wie sein Bruder mit der großen Frau kämpfte, die wohl die Anführerin gewesen war, und seinen Namen rief.
»Lauf, Alb!«, schrie er. »Lauf und versteck dich!«
Ein dumpfer Schlag ertönte.
»Egal, wer es ist – holt ihn!«, ertönte nun auch die Stimme der Anführerin, die noch immer mit seinem Bruder rang. Wer immer diese Furien waren, sie wollten sein Leben und das seines Bruders – so wie das Chaos die Menschen vernichten wollte.
Das spürte er.
Von dieser Erkenntnis wachgerüttelt, robbte er rückwärts aus dem Unterholz, so wie er es bei den Männern der Planetenverteidigungsstreitkräfte gesehen hatte.
Vor ihm krachten schwere Rüstungen in den Gartenzaun und ließen ihn zersplittern. Er hörte fluchende Stimmen, als sich die Frauen im dichten Gestrüpp verfingen.
Panisch sprang er auf und rannte los. Er traute sich nicht zu schreien oder um Hilfe zu rufen, sondern rannte einfach nur.
Es ging um sein Leben.
Das Fenster der Terrassentür zerbarst in Splitter und die Anführerin trat heraus. Wo war sein Bruder?
Sie sah ihn einen Augenblick lang an und richtete dann ihre Pistole auf ihn. Feuer leckte daraus hervor.
Der Baum hinter ihm zerfetzte.
Jetzt schrie Galardin.
Er schrie sogar noch, als er den nahen Wald erreichte und ins Unterholz brach. Hinter ihm krachten und knackten Äste, zertreten von schweren Kampfstiefeln.
»Los!«, schrie eine metallisch verzerrte, weibliche Stimme. »Er ist in das Unterholz geflüchtet. Schwärmt aus und findet ihn!«
Andere Stimmen antworteten.
Er rannte weiter, stolperte und fiel hin, rappelte sich wieder auf und ignorierte sein brennendes Bein. Ein Ast schlug ihm ins Gesicht und hinterließ eine hässliche Schramme.
Wo war er? Wohin sollte er laufen?
Tränen liefen über seine Wangen.
Sie kamen näher. Er hörte sie hinter sich.
Plötzlich tauchte ein gewaltiger, uralter Baum vor ihm auf. Erst jetzt wusste er, wo er war.
Seine Beine und sein Unterbewusstsein hatten ihn hierher geleitet, wo er sich sicher, sich geborgen fühlte.
Er sprang auf ein mächtiges auf dem Boden liegendes Holz, das den Umfang von vier Männern hatte.
Andere Leute hätten das dicke Holz für einen verknorpelten, verbrannten Stamm gehalten, der durch einen gewaltigen Sturm umgeknickt war, doch Galardin wusste es besser.
Dieser ›Stamm‹ war in Wahrheit eine Wurzel und gehörte zu dem uralten Baum, der sich bereits vor Jahrtausenden tief ins Erdreich gegraben und so kleine Höhlen geschaffen hatte, unter die kein Erwachsener passte – ein Kind jedoch hatte einigermaßen Platz.
Voller Angst schwer atmend kletterte er über das Holz und ließ sich in den kleinen Hohlraum darunter gleiten. Es roch moderig und nach Mutterboden.
Er zwang sich, ruhiger zu atmen und auf sein Umfeld zu achten, sich darauf zu konzentrieren, jedes Geräusch wahrzunehmen, so wie sein Bruder es ihm gezeigt hatte.
Die Stille, die sich um ihn herum ausbreitete, war noch stiller als lautlos. Es war, als hätte die Natur aufgehört zu atmen und sich vor den wütenden Frauen versteckt, die ihn so in Panik versetzt hatten.
Ein Paar Stiefel kam näher. Es knackte hässlich, als sie einen Ast zertraten.
Galardin zuckte zusammen und kauerte sich noch tiefer unter die Wurzel. Er betete zum Gott-Imperator, wie es ihm sein Bruder immer beigebracht hatte.

»Oh, großer Imperator der Menschheit,
Richte Deinen gütigen Blick auf mich,
Wache über mich, Deinen Diener und Soldaten,
und behüte mich vor der Gefahr.
Oh, großer Imperator der Menschheit,
Richte Deinen gütigen Blick auf ...«

Er wusste nicht, wie oft er das Gebet vor sich hin murmelte und wie sehr er sich trotz seiner Furcht anstrengte, es wirklich zu glauben, doch die Stimme, die es immerzu vor seinem geistigen Gehör flüsterte – die Stimme seines Bruders – gab ihm genug Kraft, um irgendwann aufzuhören und zu horchen, ob sie ihn noch immer suchten.
Vollkommene Stille.
Das Gebet hatte ihn gerettet. Er dankte dem Gott-Imperator und öffnete die Augen.
Urplötzlich stand sie vor ihm. Er hätte vor Schreck beinahe geschrien.
Die Frau sah ihn an. Sie hatte ein zartes, fast noch kindliches Gesicht, aus dem zwei grüne Smaragde voller Energie leuchteten und ihn mit erbarmungsloser Strenge musterten. Für eine Ewigkeit schlug ihm das Herz bis zum Hals, verkrampfte sich sein Körper in unsäglicher Panik, wie sie regungslos vor ihm stand, den großen Bolter in den schwarz gepanzerten Händen, gleich einem Todesengel, von denen sein Großvater ihm in viel jüngeren Jahren erzählt hatte.
Tränen liefen über sein Gesicht. Wollte sie kommen, um ihn zu holen? Und hatte sie seinen Bruder bereits geholt?
Jetzt erst erkannte er, dass es nicht die Anführerin war, die vor ihm stand. Es war eine der anderen Frauen.
Mit leiser, fast sanfter Stimme begann sie zu sprechen. »Wer bist du?«
Der Bolter ruhte nach wie vor in ihren Händen, kalt, leblos und bewegte sich nicht, obwohl Galardin das Gefühl hatte, die Waffe würde ihn verdeckt anstarren und nur darauf warten, sich auf ihn zu stürzen wie ein grausames Raubtier, das von seiner Herrin entfesselt wurde.
»Wer bist du?«, wiederholte sie.
Die Panik kehrte zurück – der Imperator und sein Bruder waren gegangen und hatten ihn allein gelassen.
»Rede.«
Der Bolter knurrte ihn an und zuckte vor. Entsetzt wicht Galardin ein Stück zurück und stieß an die Wurzel.
Die Frau machte einen Schritt auf ihn zu.
»Ich bin kein schlechter Mensch«, flüsterte er erstickt. »Bitte nimm mich nicht mit. Der Imperator beschützt! Der Imperator beschützt!«
Dann brach er wieder in Tränen aus, rollte sich zusammen und zitterte unkontrolliert. »Der Imperator beschützt! Der Imperator beschützt!«
Mit einem Mal schloss sich ihre gepanzerte Hand um seinen Kopf und hinderte ihn an Schreien, als sie ihn zu sich drehte und ihn aus der Nähe betrachtete.
»Wage es nicht zu schreien, wenn du leben willst«, befahl sie. »Hast du das verstanden?«
Er nickte verzweifelt, fühlte, wie die Todesangst seine Glieder herauf kroch.
»Gut«, wisperte sie und löste ihre gepanzerte Hand wieder von seinem Kopf.
»Also«, wiederholte sie. »Wer bist du?« Ihre Smaragdaugen glitzerten erwartungsvoll.
»Ich bin Ga... Ga... Galardin«, zitterte er.
»Galardin«, wiederholte sie. »Ein schöner Name. Hat er eine besondere Bedeutung?«
»I-ich wei... weiß nicht.«
»Schade. Es hätte mich sehr interessiert.« Ihre Stimme war kalt, leidenschaftslos und durchsetzt von einer kaum wahrnehmbaren Grausamkeit, bei der sich ihm der Magen umdrehte.
»Was soll ich jetzt mit dir machen, kleiner Galardin?«, fragte sie fast traurig. »Wärest du doch nur an einem anderen Ort gewesen.«
Der Bolter knurrte und erschauderte wohlig, als sie an ihm zog. Er hustete metallisch.
»Es tut mir leid.« Sie schien es ehrlich zu meinen. Der Bolter starrte ihn mit seinem leeren Auge an.
»Kortessa!«, rief eine andere weibliche Stimme. »Schwester, melde dich! Wo bist du denn?«
Schwester Kortessa sah alarmiert auf und blieb einige Sekunden lang reglos stehen.
Schließlich schweiften ihre Augen zurück zu Galardin.
»Bitte nimm mich nicht mit«, flüsterte er erstickt. »Der Imperator beschützt! Der …!«
»Schweig!«, forderte sie ihn auf und bedachte ihn abermals mit eindringlichen Blicken, bevor sie sich abwandte. Der Bolter knurrte noch einmal und ignorierte ihn dann auch, als seine Herrin ihm das Blickfeld auf sein Opfer versperrte.
Dann ging sie einfach fort, so als hätte er nie existiert.
Der Junge blieb zitternd liegen und wartete, was nun passieren würde.
Einige Momente lang herrschte Schweigen, während die Schwester sich entfernte. Dann hörte er wieder Stimmen.
»Wo warst du denn?«, fragte die andere Frau, offensichtlich sehr aufgeregt. Sie klang genauso jung wie Kortessa. »Und warum hast du dein Funkgerät abgeschaltet? Die Inquisitorin und die Prokura sind bereits sehr ungehalten.«
»Schwester Kortessa!«, erschallte eine neue Stimme. Sie klang wütend und erinnerte Galardin an die der Frau in der goldenen Rüstung. »Ich hoffe, Ihr habt eine gute Erklärung für die lange Abwesenheit.«
»Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen und wollte ihn nicht auf mich aufmerksam machen. Daher habe ich das Funkgerät auf lautlos gestellt. Aber ich hatte mich geirrt. Es ist niemand mehr hier, Inquisitorin«, berichtete sie der neuen körperlosen Stimme.
Die goldene Frau hieß also ›Inquisitorin‹. Galardin schwor sich, diesen Namen nie zu vergessen. Ebenso wenig wie den Namen Kortessa.
Einen Augenblick herrschte Schweigen, ein Moment, der Galardin wie ein Jahr vorkam.
Endlich erhielt sie ihre Antwort. »Sehr gut, Kortessa. Unsere Mission ist damit erfüllt.«
Der Junge hörte, wie Befehle gegeben und bestätigt wurden, dann rückten die Kriegerinnen ab. Galardin blieb liegen und rührte sich nicht, seine Gedanken jedoch rasten.
Die Frau wusste sicherlich nicht, welchen Eindruck sie auf ihn machte, wie tief sie sich in sein Gedächtnis gebrannt hatte, doch in all den Jahren, die noch kommen würden, würde sie ihm in all seinen Wunschgedanken zur Seite stehen als grausame Rächerin – und in all seinen Träumen würde sie ihm nehmen, was ihm lieb und teuer war.
Sie war zum greifbaren Mittelpunkt dessen geworden, was er sich immer unter dem Begriff »Ekklesiarchie« vorzustellen in der Lage gewesen war.
Endlich wusste er genau, wovor er sich fürchten und was er hassen musste. Zitternd blieb er sitzen.
Eine Stunde.
Dann zwei.
Es wurde bereits dunkel, als er sich wieder in die Nähe des Hauses traute. Die Frauen mit ihren stinkenden Weihrauchfässchen waren fort.
Eine Macht, stärker als die des Gott-Imperators, hatte die Sand-Makropole vernichtet und gut drei Viertel seiner Truppen unter riesigen Haufen von Sand begraben. Die Verluste erinnerten an die Schlacht um die Vervun-Makropole, an der das berühmte 1. Tanith teilgenommen hatte.
Sieben der acht Leman Russ waren zertreten.
Warum?
Seine zitternde Hand fasste den überlebenden Leman Russ und hob ihn auf. Er drückte sich den Panzer fest an den Körper und stolperte vorwärts.
Er betrat das Haus und rief den Namen seines Bruders.
Es kam keine Antwort.
Galardin setzte seine Suche fort.
Je länger er suchte, umso panischer wurde er. Sollte er nun allein sein? Wo war sein Bruder hingegangen? Wieso hatte er ihn verlassen?
Er wusste nicht, wie lange er durch das Gebäude geirrt war, gerufen und geweint hatte, aber als er schließlich wieder im Zimmer seines Bruders ankam und das Bett noch immer leer vor fand, ging ihm auf, dass das kein Spaß war.
Sein Bruder war irgendwo hingegangen und hatte ihn zurückgelassen.
Erschöpft sank er gegen den Bettpfosten, der in der Dunkelheit nur wie ein Schatten aufragte und begann zu schluchzen.
Tränen wollten nicht mehr fließen.
Durch die Stille knarrte die Haustür so laut, als würde das gesamte Haus knirschend einstürzen.
Für einen Moment hoffte Galardin, sein Bruder wäre wieder da, doch nichts regte sich. Da waren nur die schweren Schritte von Kampfstiefeln, die über den Boden schabten und langsam die Stufen der Treppe erklommen.
Galardin erstarrte vor Angst, als er an die gepanzerten Furien erinnert wurde, die ihn durch das Unterholz gejagt hatten. Er konnte sich nicht rühren.
Der Leman Russ hatte bereits irgendwo Deckung gefunden und wartete das Kommende ab.
Ein Gewehr tauchte um die Ecke und sah sich suchend im Raum um, dann senkte es sich und zog einen Soldaten hinter dem Rahmen hervor, der sich ebenfalls umsah, bis er den auf dem Boden sitzenden Jungen entdeckte.
Es war Ilor Lohah, ein älterer Mann, der einige Häuser weiter weg wohnte und ehemaliger Soldat der PVS war.
Galardin wusste das, weil der Alte seine Rüstung stets zur Schau stellte und gerne Geschichten aus seinem Leben erzählte.
Ilor ging auf ihn zu und ließ sich vor ihm auf die Knie sinken. »Galardin. Als die Schwestern kamen, fürchteten wir, dass wir Euch beide verlieren würden.«
»Wo ist er?«, fragte der Junge. Trauer und Schmerz füllten Ilors Augen. »Wo ist mein Bruder?«
»Dein Bruder wird nicht zurückkommen, Galardin«, sagte der alte Mann langsam. »Er ist fort und wird nie wiederkommen, verstehst du das?«
Galardin nickte.
Er verstand, was ihm gesagt wurde – aber er verstand nicht, wieso. Er hatte sich stets bemüht, ihm nie Kummer zu bereiten oder sich mit ihm zu streiten.
Er wusste auch nicht, welche Rolle die Frauen gespielt hatten – er sollte es erst sehr viel später begreifen.
Wichtig war nur: Sein Bruder war fort. Er hatte ihn allein gelassen.
Doch Galardin Alberic Ekko weinte nicht. Er begann zu hassen.

***

»Und jetzt lassen Sie uns durch, oder ich garantiere Ihnen, dass die nächste …!«
»Das hier ist ein gesicherter Bereich.«
»Sie fangen sich gleich eine gesicherte Ohrfeige, Soldat!«
Die feste Stimme von Doktor Calgrow und das erregte Geschnatter eines Wachsoldaten zogen ihn zurück in die Realität. Einen Augenblick lang war er vollkommen verwirrt und musste sich erst noch von der schmerzlichen Erinnerung lösen, dann jedoch kam er von der hololithischen Anzeige hoch und zwang sich, seinen Blick nicht mehr so verloren auf die flammenden Punkte zu richten, die auf dem Tisch vor ihm in wilder Wut tanzten.
Verdammte Tagträumerei.
Er rieb sich über das Gesicht und seufzte tief, dann sah er sich verstohlen um.
Niemand hatte etwas bemerkt. Ligrev war bereits vor zwei Stunden gegangen und die Funker waren so beschäftigt, dass ihn nicht einmal aufgefallen wäre, wenn das Zelt über ihren Köpfen abgebrannt wäre.
Vor gut dreißig Minuten hatten beherzte Elemente der orkischen Streitmacht einen Gegenangriff begonnen, der mit tödlicher Brutalität durch die Reihen der imperialen Armee zu brechen versuchte.
»Jetzt lassen Sie uns durch! Colonel Ekko!«
»Was gibt es?«, brummte er, indem er aus dem Zelt trat, und rieb sich die Augen.
Nach dem grellen, alles erleuchtenden Licht des Kommandozelts an die frische Luft zu treten und direkt in die aufziehende Dämmerung, schmerzte nicht nur den Augen, sondern ermattete darüber hinaus ungemein.
Der Wachposten und Calgrow sahen ihn beide an, aber noch bevor der Mann den Mund aufmachen konnte, hatte Calgrow mit ihrem unheimlich hochnäsigen Akzent des Hochgotischen begonnen, ihren Colonel zu adressieren.
»Colonel Ekko, dieser Wachposten hat sich standhaft geweigert, mich zu Ihnen zu lassen.«
Ekko lächelte müde. »Auf meinen Befehl hin. Ich wollte verhindern, dass sich irgendwer ungebeten Zugang zu meinen intimsten Gedanken verschafft.«
Calgrow starrte ihn an. Man konnte fast sehen, wie sie überlegte.
Einen Augenblick später verstand die Ärztin und öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus.
Ekko lächelte abermals tragisch, dann winkte er ab. »Also, Doktor, was kann ich für Sie tun?«
In ihren Augen funkelte etwas, das er nicht genau einordnen konnte, aber es ließ eine innere Anspannung in ihrem aufwallen.
»Die Prioris ist aufgewacht und möchte sie sprechen.«
Calgrow wies hinter sich. Dort stand die Sororita in der hereinbrechenden Dunkelheit und musterte den Offizier, mit dem Calgrow einige Worte wechselte.
Dass sie hinter der Ärztin gestanden hatte, war ihm vorher gar nicht aufgefallen.
Sie jetzt, in ihrer ganzen Schönheit unter der sinkenden Sonne Agos Virgils zu sehen, verwirrte und überraschte ihn.
Er hatte ihre Anmut auf den Dornröschenschlaf geschoben, in dem sie die junge Frau auf den Ebenen gefunden hatte, doch er schien sich geirrt zu haben.
In Wahrheit entfaltete sich ihre Anziehungskraft erst jetzt, da sie voller Leben vor ihm stand.
Sie war wirklich eine Sororita.
Im Namen des Throns, wie er die Schwestern hasste.
Ekko riss seinen Blick von ihr los und wandte sich wieder Calgrow zu. »Vielen Dank, Doktor. Ich denke, ich sollte Sie nicht weiter von Ihren Pflichten abhalten.«
Sie machte ein Geräusch, das wie Ausspeien klang, dann wandte sie sich um und marschierte zum Lazarett zurück.
Sile trat vor. Ihr blondes Haar funkelte golden wie die Reinheit einer Lebenden Heiligen.
Ekko schluckte. »Co-Colonel Galardin Ekko, 512. Sera«, stellte er sich vor und zwang sich, nicht weiter in den Bann der mysteriösen Schwester zu geraten. Es gelang ihm nur teilweise.
»Prioris Leitis Sile vom Orden des Gläubigen Geistes«, antwortete sie. Weitere Worte waren vorerst nicht notwendig.
Ihre Stimme war hell, aber weich, wie eine erfrischende Brise – oder schleichendes Gift.
Die in Tonfall und Stimme versteckte Warnung war nicht an ihm vorbeigegangen. Sie warnte ihn, sich vor ihr in acht zu nehmen.
»Holen Sie Kommissar Ligrev und Major Carrick und bitten Sie sie, zum Kommandozelt zu kommen«, wies er einen der Soldaten an, der vor dem Eingang Wache hielt.
Dann forderte er die Prioris mit einer einladenden Handbewegung auf, in das Kommandozelt zu treten.
Die Funker sahen alarmiert auf, als Ekko die fremde Person hereinführte. Ganz versunken waren Sie also doch nicht gewesen.
Funksprüche knisterten aus den Lautsprechern.
»Remembrance Zwei-Sechs an Halo drei-neun, passieren jetzt Delta-Romeo.«
»Halo drei-neun: verstanden, Remembrance zwei-sechs! Ende!
Remembrance, dachte Ekko. Ein Andenken. Aber für wen?

***

Als Kolwa Ligrev das Kommandozelt erreichte und durch den Eingang trat, sahen Ekko, Carrick und die Sororita auf.
Der Major war nur einen Augenblick vor ihm eingetreten und wahrte noch Distanz zu der jungen Frau, die im Halbdunkel in einer Ecke stand und der Dinge harrte, die jetzt kommen würden.
Der Kommissar schoss Ekko einen verachtenden Blick zu und musterte kurz den trotz der spätnächtlichen Stunde tadellos gekleideten Carrick.
Dann wandte er sich der Sororita zu.
Für einige Sekunden stockte ihm der Atem unter der Maske aus Abscheu, die sich auf sein Gesicht gelegt hatte.
Die liebliche, sanfte Form ihres Gesichts und das hellblonde Haar, das an die Spiegelung funkelnden Goldes erinnerte, bildeten einen vollkommen Kontrast zu der strengen Aura, die sie umgab.
Stahlblaue Augen musterten ihn mit einer Kälte, die ihn frösteln ließ und dennoch erregte, auf eine unerklärliche und undefinierbare Weise.
Sie wirkte gut proportioniert, selbst unter der schlichten Krankenrobe, die sie angelegt hatte und die ihre Körperform sehr geschickt verbarg.
Ligrev fragte sich, ob sie auf einem Liebhaber eine ebenso gute Figur machen würde wie hier vor den drei Offizieren.
Er wusste, dass die Sororitas zwar keusch waren, aber keinem Zölibat unterlagen, was sich vielleicht sogar zu seinem Vorteil auswirken konnte. Er musste sie nur unter seine Kontrolle bringen.
Macht war der Schlüssel zu ihrem Herzen – wie bei allen ergebenen Dienerinnen des Imperiums.
Als der Kommissar das Zelt vollends betreten hatte, nickte Ekko der Schwester zu.
»Mein Name ist Leitis Sile. Ich bin Prioris des Ordens des Gläubigen Geistes«, stellte sie sich vor und sah sowohl Kommissar als auch Colonel und seinen Stellvertreter herausfordernd an.
Ekko schoss einen Blick zu Ligrev, bevor er sich wieder der Sororita zuwandte.
Darauf hatte der Kommissar nur gewartet. Noch bevor der Colonel in der Lage war, den Mund aufzumachen, hatte er die Vorstellung kurz und knapp mit der Hilfe von Gesten begonnen. Macht war der Schlüssel.
»Kolwa Ligrev: Kommissar, Haestian Carrick: Major, Galard Ekko: Colonel. Also – was wollen Sie hier?«
Ekko und Carrick sahen sich überrascht an.
Die stahlblauen Augen der Prioris richteten sich auf den Redner, bevor sie ihre eisfarbenen Lippen bewegte. »Mir gefällt Ihr Ton nicht, Kommissar.«
»Mir gefällt es nicht, dass Sie hier sind. Sie sollten besser verschwinden, Schwester.«
Sile schwieg einen Augenblick, bevor sie mit einem Tonfall antwortete, der sich mit der Kälte der Eiswelt Valhalla hätte messen können. »Sie scheinen ein sehr dummer Mann zu sein, Kommissar Kolwa Ligrev. Sie wissen nämlich nicht, mit wem Sie sich anlegen.«
Sie war schwerer zu knacken als er gedacht hatte.
»Doch«, antwortete er mit abwertendem Ton in seiner Stimme. »Ich kenne Euch Schwestern genau.«
Die hellblonde Frau starrte ihn an, als sei er ein niederes Insekt, das zu zertreten sie nur gerade keine Lust hatte.
Ekko hatte die Zeit über geschwiegen, nun aber schaltete er sich in das Gespräch ein. Sein plötzlicher Themenwechsel erschien wie ein plumper Versuch der Deeskalation. War er auch.
»Was haben Sie hier gemacht?«, fragte der Colonel ganz unverblühmt. »Meine Späher haben Sie inmitten einer gewaltigen Orkstreitmacht gefunden. Mindestens tausend Kopf stark. Haben Sie die alle allein weggeräumt?«
Sie lächelte zwar, aber ein Schatten zog über ihr Gesicht. »Nein, auch wenn es mir eine Ehre gewesen wäre, dem Imperator so zu dienen.«
Ihr Blick richtete sich abermals auf Ligrev. Es war keine Warnung. Es war eine Drohung.
Der Kommissar verstand. Er war zu weit gegangen und hatte sich einen bösartigen Feind geschaffen. Diese Schwester war Fanatikerin, Kriegerin für den Imperator bis in den Tod.
Für sie gab es nur eine Macht – und an der zu rütteln wäre einer Häresie gleichgekommen.
Sile beachtete ihn nicht weiter. »Ich habe an der Seite meiner Schwestern gekämpft. Leider hat der Feind uns besiegt.«
Unstillbarer Hass wallte in ihm auf.
»Schwestern?«, erkundigte sich Carrick ehrlich überrascht ob der Vorstellung, dass hier noch mehr blonde Schönheiten in Rüstungen umherliefen, doch Ekko hatte die unausgesprochene Frage bereits verstanden. »Oh, ich denke: Wenn sie nicht geflohen sind ...«
»Die Sororitas fliehen niemals!«, herrschte sie ihn an.
Er ließ sich von ihrem Ausbruch nur insofern beeindrucken, dass er nachdenklich und schweigend nickte, als würde er ihr dabei zustimmen, bevor er zum Eingang des Zeltes ging und sich wieder umwandte.
»Wie gesagt: wenn das so ist, tja …« Ekko schob die Plane beiseite, sodass sie einen überwältigenden Blick auf das ferne, in Nachtschatten getauchte Schlachtfeld hatten, auf dem mächtige Explosionen und schillernde Farben feuernder Waffen die kaum sichtbare Masse aus wogenden Leibern und Maschinen erhellten und die von den Flammenwerfern angezündeten Schützengräben, die wie Mahnfackeln vor dieser Kulisse des Grauens brannten.
»... dann liegen sie wohl noch da irgendwo«, beendet der Colonel seinen Satz.
Sile trat näher und starrte wie erfroren auf die vielfarbige Auseinandersetzung der imperialen Truppen mit den angreifenden Orks.
»Thron von Terra«, brachte sie hervor.
»Der Thron kann Ihnen auch nicht mehr helfen«, bemerkte Ligrev.
»Sind Sie ein Ketzer?«, fragte sie.
Ekko zuckte die Schultern. »Darüber kann man streiten. Wir prüfen das noch.«
»Ekko!«, schrie Ligrev so laut, dass die Funker unter ihren Geräten zusammenzuckten und herumfuhren. Ekko würde ihn nicht lächerlich machen und unterminieren – nein, Ekko nicht!
»Ligrev!«, bellte Ekko zurück. Dieser arrogante Mistkerl! Was maßte er sich an, Kolwa Ligrev ausstechen zu wollen?
»Das heißt Kommissar Ligrev!«, erinnerte Ligrev Ekko.
»Und ich bin Colonel Ekko!«, antwortete dieser.
Alles eine Frage der Macht.
Die beiden Männer standen sich gegenüber und schossen unsichtbare Laserstrahlen aus ihren Augen aufeinander. Der, der zuerst zucken würde, wäre Verlierer dieses Duells.
»Ich verachte Männer, denen die Geltung nach Ruhm wichtiger ist als ihr Dienst für den Imperator«, bemerkte Sile. »Sie sind den Platz im Universum nicht wert, den der Imperator für Sie reserviert hat.«
Die beiden Streithähne wandten sich ihr überrascht zu.
»Ihr Schwestern macht einem nur Ärger«, zischte Ligrev. Ein Fehler.
Urplötzlich starrte er in den Lauf einer Laserpistole.
Die Funker sprangen auf. Ligrev wich zurück. Ekko staunte.
Erst jetzt ging ihnen auf, dass sie die Pistole aus dem Gürtelhalfter von Major Carrick gezogen hatte, der gut einen Meter entfernt stand und überrascht an das leere Halfter fasste.
Im Namen des Throns, sie war schnell.
Die Funker zogen ihre Pistolen und richteten sie gegen Sile, die vollkommen konzentriert auf Ligrev blickte, mit der kalten Präzision einer geübten Killerin.
Die beiden Wachposten, die vor dem Zelt gestanden hatten, kamen mit ihren Gewehren im Anschlag in das Kommandozelt und nahmen links und rechts der Tür Stellung ein, um ein freies Schussfeld auf Sile zu erhalten.
»Nicht feuern«, befahl Ekko.
Alle Anwesenden entschieden in diesem Augenblick, niemals ein Spielchen mit Leitis Sile zu treiben – außer Kolwa Ligrev, der damit beschäftigt war, seine sich leise entleerende Blase unter Kontrolle zu bringen.
»Ich denke, wir sollten uns beruhigen«, schlug Carrick vorsichtig vor.
Ekko lachte.
Es war eine irreale Situation.
Alle sahen ihn an.
Er hustete. »Entschuldigen Sie. Es kam gerade über mich. Habe ich Ihnen den Text versaut? Das tut mir leid. Wo waren wir?«
Die Imperialen – ausgenommen Ligrev – mussten schmunzeln, trotz der bedrohlichen Situation.
Sile zuckte mit keiner Wimper. Sie öffnete ihren Mund. Schleichendes Gift strömte daraus hervor. »Haben Sie Angst, Kolwa Ligrev?«
Ligrev atmete schwer ein und aus, so als würde er mit Herzproblemen kämpfen.
»Das sollten Sie. Ein aufrechter Mann hat stets Angst.«
Ihr Finger krümmte sich um den Abzug. »Angst, dass sein Dienst an den Imperator durch seine eigene Einfältigkeit zunichte gemacht und verraten wird. Haben Sie davor Angst, Kolwa Ligrev?«
Jetzt schaffte sie es, auch Ekko in Sorge zu versetzen. »Major Carrick hat recht. Wir sollten uns wirklich beruhigen.«
Er machte einen Schritt auf Sile zu. Die Pistole zuckte vor. Alle wichen zurück.
»Haben Sie Angst, den Imperator zu verraten, Kolwa Ligrev?«, schrie Sile. Ihre Stimme stürmte durch die Kommandozentrale.
»Ja«, japste Ligrev. »Ja, um des Throns Willen!«
Sile senkte die Waffe und ließ sie in ihrer Hand herumschwingen, bevor sie sie zurück an Carrick reichte.
Der Major griff danach, wobei er versuchte, so viel Abstand wie möglich zu der Sororita zu halten, als fürchtete er, sie könnte ihn mit einem plötzlichen Handkantenschlag ausschalten.
»Das reicht vorerst«, bemerkte sie. »Nutzen Sie die Chance, Kommissar. Es wird Ihre letzte sein.«
Dann ging sie einfach, als hätte es den Tumult nie gegeben.
Ekko schnippte nach den beiden Wachposten und deutete auf den Zelteingang.
Passt auf sie auf, aber kommt ihr nicht zu nahe.
Die Männer nickten knapp und folgten der Sororita aus der Kommandozentrale.
Ein weiterer Moment der Stille verging. Ligrev stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
»Kommissar Ligrev – Erlaubnis, offen zu sprechen?«
Der Kommissar musterte den Colonel, als wäre er Abschaum, warf einen kurzen Blick zum Eingang des Zeltes, durch den die Sororita nach draußen verschwunden war und nickte dann.
Als er das Zeichen sah, fuhr der Colonel herum und funkelte den Kommissar an.
»Was – im Namen des Gott-Imperators – sollte das?«, herrschte er. »Sind Sie wahnsinnig, Mann? Das ist eine Sororita. Die mampft Sie zum Frühstück weg und hängt sich Ihren Kopf als Trophäe zwischen die Beine ... und meinen an den Gürtel.«
»Sie ist nur eine Braut des Imperators. Und ist allein – wir sind ein Regiment!«, stellte der Kommissar fest. »Sie wird es nicht wagen, einen von uns anzurühren.«
Ekko legte den Kopf schief und riss die Augen auf. »Sie wird es nicht … was beim Thron war das denn gerade eben? Und wenn wir eine ganze Armeegruppe wären. Was auch immer die Schwester hierher verschlagen hat, wird sie zu Ende bringen. Dabei wird sie niemand von uns behindern. Und als ›Braut‹ des Imperators würde ich sie an Ihrer Stelle nicht bezeichnen.«
»Lassen Sie diese Hexe nicht zu nahe an sich heran!«, warnte der Kommissar den Offizier mit bedrohlich zitternder Stimme. Ekko konnte keinen Zweifel daran haben, wer sich hier gerade zu seinem potenziellen Feind erklärte. »Niemand, nicht einmal eine Vollstreckerin der Inquisition, darf diesem Regiment übergeordnet werden. Das Gesetz hier bin ich. Sie sind es nicht – und Sie -« Er neigte seinen Kopf zum Zelteingang, »- ist es erst Recht nicht.«
»Sie ist keine Hexe. Sie ist eine Hexenjägerin«, antwortete Ekko, von den Worten des Kommissars vollkommen unberührt. »Außerdem wird sie das sicherlich nicht ganz so gerne hören wie Sie es gerade gesagt haben. Im Übrigen bin ich recht überrascht, dass Sie das Maul jetzt noch soweit aufreißen, Ligrev.«
In diesem Augenblick begann der Daten-Globus an einigen Punkten wild zu blinken und dirigierte die Aufmerksamkeit des Colonels auf sich. Die breite Front aus blauen, stilisierten Trupps, Läufern und Panzern bewegte sich auf eine fast ebenso breite Front von stilisierten Orks zu, die zum erneuten Gegenangriff ansetzten.
Nur einige Momente später flammte die gesamte Front auf, als die beiden Seiten aufeinander trafen.
Das bereitstehende Funkgerät, bedient durch zwei Soldaten, die in der Ecke mit großen Kopfhörern auf eintreffende Nachrichten warteten, wurde knisternd aktiv.
»Colonel, Captain Balgor hat den Auftrag ausgeführt. Die Gräben brennen. Er erkundigt sich, was er jetzt mit den Flammenwerfern machen soll.«
»Sie sollen zurückkommen und neu tanken. Und bitten Sie sie, auf dem Rückweg nach einer gefällten Streitmacht des Adeptus Sororitas Ausschau zu halten.«
Der Funker gab Ekkos Auftrag weiter und wartete auf die Bestätigung. Einige Sekunden später drehte er sich um. »Sollen Sie sie mitnehmen?«
»Nein. Liegen lassen.«
Wieder sprach der Funker in sein Mikrofon und wartete. »Befehl bestätigt«, sagte er schließlich.
»Sehr schön«, kommentierte der Colonel die Bestätigung, die bereits quittiert wurde.
»Auf wessen Seite stehen Sie eigentlich, Ekko?«, erkundigte sich der Kommissar zitternd. »Sind Sie auf der Seite der Guten oder der Bösen?«
Ekko sah von seinem Daten-Globus auf und warf ihm einen spöttischen Blick zu. »Nur dieses Universum teilt sich in Gut und Böse. Ich stehe irgendwo dazwischen – eben da, wo es Spaß macht.
Dabei fällt mir ein – sollten Sie nicht an vorderster Stelle todesmutig vorstürmen, Herr Kommissar?«
Ligrev schoss noch einen vernichtenden Blick zu Ekko, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und die improvisierte Kommandozentrale verließ.
»Was für eine Katastrophe«, bemerkte Carrick.
Ekko nickte. »Das können Sie laut sagen«, brummte er. »Ausgerechnet eine Schwester des Adeptus Sororitas.«
Er schwieg einen Augenblick und grinste dann wieder. »Lustig war es irgendwie trotzdem, oder?«

***

Die Prioris stand vor dem Zelt und verfolgte, wie die imperialen Truppen den Gegenangriff der Orks blutig zurückschlugen.
Ihre schlanke Figur wurde von den stroboskopartig flackernden Energieentladung tausender Waffen ein ums andere Mal erhellt.
Sie schien von der tobenden Wut der Schlacht fasziniert, so gebannt und reglos verfolgte die den Kampf.
Nein, das war es nicht.
Im grellen Scheinwerferlicht einer sie überquerenden Walküre sah er die Wahrheit.
Sile hatte ihn gesehen – oder gehört – was unmöglich sein konnte, weil sie in die andere Richtung blickte.
Sie wischte sich verdeckt über die Augen, dann wandte sie sich um und sah ihn direkt an. Der Colonel trat näher.
Es gab in diesem Regiment wohl niemanden, der die Schwestern des Adeptus Sororitas mehr hasste als er – und dennoch: Diese Sororita, so allein und verloren sie auch wirken mochte, interessierte ihn.
Was hatte sie hier mit den anderen Schwestern gewollt, die auf dem Schlachtfeld, auf dem Lenhims Soldaten sie gefunden hatten, gefallen waren?
Ohne Frage hatte es nicht mit ihm oder seinem Regiment zu tun, noch mit seiner Heimatwelt. Trotzdem waren die Parallelen zu einigen Abschnitten der Geschichte von Bastet unverkennbar.
Er wollte es verstehen – musste es verstehen – wie ein Forscher ein gefährliches Raubtier oder Kampfsportler einen unberechenbaren Feind zu verstehen versuchte.
»Sie stammen von Bastet, nicht wahr?«, fragte sie, als er neben ihr stand. Ihr Blick blieb auf das sich entfernende Flackern der riesigen Schlacht gerichtet.
»Ja«, offenbarte er. »Das stimmt. Ich stamme von Bastet III, der Hauptwelt des Systems.«
»Dachte ich mir«, erwiderte sie nachdenklich. Dann schwieg sie eine Weile und ließ das dumpfe Donnern von Explosionen und das Wirrwarr aus geisterhaft leuchtenden Kaskaden auf sich wirken.
Ekko konnte aus dem Kommandozelt die wilden Rufe, Befehle und Funksprüche hören, die das organisierte Chaos der Schlacht begleiteten.
Zwei Walküren starteten hinter ihnen, wo das Lazarett lag und kreischten über sie hinweg. Der Lärm war ohrenbetäubend.
Für einen Augenblick dachte Ekko an die Verletzten aus Lenhims Trupp und den restlichen Einheiten seines Regiments. Und er dachte an die Toten.
Krieg bedeutete Tote, das ließ sich nicht vermeiden. Aber Galard Ekko hatte es als nie wirklich akzeptabel befunden, jemand anderen als sich in den Tod zu senden – und mochte ihm derjenige auch noch so zu unbekannt sein.
So unbekannt wie Gren Krood und seine Kasrkin.
Eine Reihe flammender Blitze ging auf das Schlachtfeld nieder, ein heftiger Luftangriff imperialer Sturmtransporter.
Der Colonel schluckte leise, als eine anklagende Stimme, die seines Mentors in der Schola Progenium, in seinem Kopf aufbegehrte und ihn mit Tadel überhäufte. ›Wie kann dein Gewissen rein sein, wenn du weißt, dass das, was du tust, falsch ist? Wie kannst du die Lehren des Imperators leben, wenn du stets danach trachtest, ihn zu verraten?‹
Aber ich verrate ihn doch ni...
Er brach den Gedanken ab und wischte ihn wütend fort. Nur ein weiterer Grund, sein Leben unter die vom Imperator angedachte Zeitspanne zu verkürzen.
›Siehst du? Du willst ihn schon wieder verraten‹, flüsterte die Stimme hämisch.
Leitis Sile neben ihm entschied sich just im selben Moment, ihr Schweigen zu brechen. »Ich habe noch nie einen Menschen aus dem Bastet-System gesehen, der meinen Schwestern in irgendeiner Weise wohlgesonnen gegenübergetreten wäre.«
»Das bin ich auch nicht«, gab er zu und zuckte die Achseln. »Aber ich bin jemand, der Kosten und Nutzen gegeneinander abwägt. Und ich sehe keinen Nutzen darin, Ihnen Probleme zu bereiten. Dann sind Sie schneller weg und kann meinen Auftrag wieder in Ruhe ausführen.«
»Eine Mentalität, die man wirklich nur bei der Imperialen Armee zu finden scheint«, murmelte sie.
Er lachte auf. »Ich denke, man muss dafür geboren sein, diese Mentalität zu besitzen. Ich habe schon vollkommen andere Charaktere in der Imperialen Armee erlebt.«
»Das glaube ich Ihnen gerne, Colonel.«
»Das klingt, als wenn Sie das verurteilen.«
»Nein, sicherlich nicht. So lange man seinen Dienst für den Imperator gewissenhaft erfüllt, habe ich nichts dagegen einzuwenden.«
Eine flammende Perlenkette reichte in den Himmel und leckte nach den Wolken. Kurze, abgehackte Schläge wie bei einer Ohrfeige folgten.
Die Antwort bestand aus einer Serie Donnerschläge.
Ekko seufzte. »Ich hoffe, Sie denken von mir nicht genauso schlecht wie von Kommissar Ligrev?«
»Würde das für Sie einen Unterschied machen?
»Nein, sicherlich nicht.«
»Dann wäre es verschwendete Mühe, Ihr Gewissen zu beruhigen.«
Dann schwiegen sie eine Weile. Nur der Krieg sprach.
»Ich bin von Ihnen beeindruckt«, gab Ekko schließlich zu. »Ich habe noch nie jemanden eine Pistole so schnell aus einem Halfter ziehen sehen, das ihm nicht gehörte.«
»Jahrelanges Training, Colonel.«
»Sie dienen dem Imperator sicherlich gut, Prioris.« Ekko ballte die Fäuste. Er konnte nicht glauben, dass er das gerade wirklich gesagt hatte.
»Kommissar Ligrev scheint das nicht so zu sehen.«
»Ligrev ist ein Idiot. Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der sich selbst mehr wert gewesen wäre als ihn.«
Sile warf ihm einen überraschten Blick zu. Ihre stahlblauen Augen funkelten. »Sie lehnen sich sehr weit vor, Colonel. Passen Sie auf, dass Sie nicht stürzen.«
»Keine Sorge. Ich hoffe jeden Tag darauf und habe es nie geschafft.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Sile stirnrunzelnd. Ekko winkte ab. »Nicht so wichtig.«
Eine heftige Explosion beleuchtete die Wolken. Schwerer Donner rollte über sie hinweg.
Die Schlacht klang aus der Ferne wie eigenartige Musik grausam verstimmter Instrumente – oder ein erregter Wortwechsel in einer Sprache, die er nicht verstand, auch wenn er sie sprach.
Zeit, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.
»Was genau haben Sie hier eigentlich gemacht, Schwester?«
»Es gibt Dinge, die von großer Bedeutung sind, Colonel. Um solche Dinge kümmern meine Schwestern und ich uns.«
»Dann sind Sie eine Celestia?«
Sile wandte den Kopf und funkelte ihn an. »Jetzt bin ich beeindruckt. Sie scheinen gut informiert zu sein.«
»Ich bin nicht Ligrev. Ich ziehe es vor, meinen Feind zu kennen.«
»Eine löbliche Einstellung, Colonel. Kommissar Ligrev ahnt nicht, in welcher Gefahr er sich befindet«, stellte sie fest.
»Das hat er noch nie gewusst«, pflichtete Ekko ihr bei. »Und wenn er es merkt, wird es zu spät sein. Aber das sollte uns nicht kümmern. Wie Sie bereits sagten, Prioris: Es gibt Dinge, die wichtiger sind.«
Zwei Walküren heulten an ihnen vorbei und schossen nach hinten aus dem Sichtfeld, vermutlich um Verletzte zum Lazarett zu bringen.
Ekko sah ihnen nach. »Und nun stehen Sie hier draußen?«
Siles Stimme war zu einem Flüstern geworden, zum einen Windhauch. Zerbrechlich und kaum zu vernehmen. »Ich versuche, es zu verstehen.«
»Was zu verstehen?«
»Dass ich versagt habe.«
»Sie haben versagt?«, fragte er überrascht.
»Ich habe noch nie eine meiner Schwestern verloren«, tat sie kund. Ihre Stimme klang verzweifelt.
Verluste. Ekko sah weg und schloss die Augen. Verdammte Verluste. Er sah Kroods Gesicht vor sich, sein energisches Nicken, als er erfuhr, dass es nicht genügend Platz für all seine Männer gab.
Er sah das Gesicht seines Bruders vor sich, wie er entschlossen gegen die Prokura kämpfte, die die Sororitas bei seiner Verhaftung anführte, um seinem kleinen Bruder die Chance zu geben, ihnen zu entkommen.
Er sah hunderte von Männern, die er kannte oder auch nicht, die aber für ihn gekämpft hatten und gestorben waren.
Noch ein Grund, sein Leben zu verkürzen. Wie würde er jemals damit leben können?
»Wie soll ich damit leben?« Sile sah ihn an.
»Heißt Leitis nicht so etwas wie: ›Die, die immer glücklich ist‹ oder so?«, erwiderte er und starrte zurück.
Sie sah ihn hasserfüllt an. »Dafür könnte ich Sie töten.«
»Irgendwie hatte ich gehofft, dass Sie das jetzt sagen würden«, überlegte er nachdenklich. »Aber dann wäre die Geschichte ja zu Ende.«
»Sie sind nicht der Mittelpunkt der Geschichte.«
»Natürlich. Meiner eigenen kleinen Geschichte, Prioris«, erwiderte er und lächelte freundlich. »Schlafen Sie erst einmal eine Nacht und sehen Sie dann weiter, wie es morgen vorangeht.«
Bin ich irgendwie verrückt oder so etwas in der Art?, dachte er. Seit wann rede ich mit einer verdammten Mörderin, als wäre sie meine beste Freundin?
»Colonel! Colonel Ekko!«
Die beiden drehten sich um.
Ein Soldat im Steppentarn der Basteter stürmte über die dunkle Ebene, als wären sämtliche Chaosdämonen auf seinen Fersen.
Die Atemlosigkeit des Mann alarmierte Ekko bereits soweit, dass er ihm kurz angebunden entgegen bellte: »Was gibt es?«
Der Soldat kam schlitternd zum Stehen. »Colonel, es ist Rahael. Er rastet total aus.«
 
Zuletzt bearbeitet:
Er wusste, dass die Sororitas zwar keusch waren, aber keinem Zölibat unterlagen,

Aus reiner Neugierde, ist das offizieller Fluff (den ich bis jetzt überlesen haben muss) oder deine eigene Interpretation der Quellen?

Mal wieder ein netter Teil. Ekko ist schon eine arme Sau, zuerst wird seine Familie von Sororitas im heiligen Feuer geleutert (interpretiere so mal die Verhaftung seines Bruders) und jetzt hat er noch so ne Braut an der Backe kleben. :sweatingbullets:
 
Mal wieder ein netter Teil. Ekko ist schon eine arme Sau, zuerst wird seine Familie von Sororitas im heiligen Feuer geleutert (interpretiere so mal die Verhaftung seines Bruders) und jetzt hat er noch so ne Braut an der Backe kleben. :sweatingbullets:

Selbst ohne persönliche Verstrickungen mit den Sororitas, sind diese frauen keineswegs symphatisch.

Allerdings ist mir der Auftritt der Prioris doch etwas zu dick aufgetragen. Würde sie einfach so, mitten in einem Kommandozentrum, einem Offizier eine Pistole vorhalten? Nicht mal ein Religiöser Fanatiker wäre so dumm. Oder bin ich nicht in der Lage, mir solchen Fanatismus vorzustellen?

Aber die Beziehung Ekko - Ligrev ist schön zu lesen. Es kann eben keine Militärgeschichte ohne eine deftige Offiziersfehde geben.:lol:
 
Salve,

wow, das ist ja mal ein bissl was zu diskutieren. So lasset mich antworten, auf dass all eure Fragen zu einer (hoffentlich zufriedenstellenden) Konklusion finden.

Aus reiner Neugierde, ist das offizieller Fluff (den ich bis jetzt überlesen haben muss) oder deine eigene Interpretation der Quellen?
Mal wieder ein netter Teil. Ekko ist schon eine arme Sau, zuerst wird seine Familie von Sororitas im heiligen Feuer geleutert (interpretiere so mal die Verhaftung seines Bruders) und jetzt hat er noch so ne Braut an der Backe kleben.

Lass mich mal andersherum fragen: Hast du es jemals gelesen? Tatsächlich bin ich im stolzen Besitz so sämtlicher Sororitas- und Hexenjäger-Codizis as well as den Ergänzungsbüchern zu Dark Heresy und habe darin NIEMALS etwas über dieses Thema gelesen. Im Gegensatz: Irgendwo in einem dieser Dinger stand, meine ich, dass Sororitas keusch sind. Keusch bedeutet jedoch nicht Zölibat.
Tatsächlich ist es aber so, dass, liest man einmal die richtige Definition von Keuschheit durch, sich diese nicht auf sexuelle Enthaltsamkeit bezieht, sondern auf die Fähigkeit, ein massiv differenzierendes Schamgefühl zu entwickeln und sich nicht der Lüsternheit hinzugeben.
Es gibt dazu einige Aussprüche des Kirchenvaters Ambrosius:
http://www.zitate-portal.com/zitatdetail_popup.php?g_zitatid=17398&PHPSESSID=26ec4987ee40362f3f46ac582b83ad2c
http://www.spruch-archiv.com/list/?autor=Aurelianus+Ambrosius&id=19807
Beide finde ich zu diesem Thema sehr passend.
Sehr interessant zu diesem Thema ist auch die Definition der Katholischen Kirchen (nachzulesen in der Kathpedia): http://www.kathpedia.com/index.php/Keuschheit
Zusätzlich sind Sororitas, betrachtet man es einmal ganz ernüchtert, keine „Weltraumnonnen“, sondern imperiale Ordensschwestern.
Der Unterschied lässt sich daran festmachen, dass sie den Konvent verlassen und betreten dürfen und keiner klösterlicher Klausur unterliegen (was ja die Abkehr von der Freiheit bedeutet, das „Gefängnis“ des Klosters zu verlassen), wenn man es so ausdrücken will.
Ordensschwestern sind nicht an das Zölibat gebunden, sondern an die Keuschheit. Wer mir jetzt entgegenhält, dass die Evangelischen Räte auch die Ehelosigkeit proklamieren, der sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um RÄTE, also Ratschläge handelt, wie man ein Leben in der Nachfolge CHRISTI lebt.
Das Konzept von Keuschheit spricht also nicht gegen die sexuelle Orientierung von Sororitas, obwohl die meisten von ihnen vermutlich keine Zeit haben dürften, sich aus der Rüstung zu schälen, um sich mit armen imperialen Würstchen zu beschäftigen.
Technisch gesehen spricht jedoch nicht dagegen.
Ich verweise auf Ciaphas Cain, (Ich weiß, non-Fluff), wo eine Sororita sich einen Liebhaber geangelt hat. Ich fand die Idee tatsächlich so cool, dass ich die auch einbauen musste.
Im Grunde also: Ja, ich habe den Fluff gelesen (Ich informiere mich meist über das, was ich schreibe), aber ich habe ihn mir auch soweit gedehnt, wie ich ihn belegen kann, weil ich die Idee einfach klasse finde.
Such dir das aus, was dir am Besten deucht ;-D
Jedoch ist die Tatsache, dass die Sororitas nicht dem Zölibat unterliegen, Grund genug für Ligrev, sich dem Traum hinzugeben, eine der Schwestern (besonders die wirklich schöne Leitis Sile) zu beglücken, bevor (oder nachdem) er Boltersprechstunden für Orks gegeben hat und ihren Dank zu empfange für die Großartigkeit seiner Person unter dem strahlenden Licht des Imperators. ;-D

Ja, Ekko ist auch eine Sau, vor allem eine arme. Aber sein Leiden hat noch nicht zum Ende gefunden. Remembrance I (so der Titel des Kapitel bei Fanfiktion), ist nur der erste von drei „Kurzgeschichten“, die einige schicksalshafte Begegnungen von Ekko mit Adeptas der Sororitas innerhalb von Stargazer behandeln, die ihm auch zu einem gewissen Teil zu dem gemacht haben, was er heute ist. Ekko hat nichts mehr, für das es sich zu leben lohnt. Und obwohl er an einigen Stellen wirklich krampfhaft versucht, sich umzubringen, ist es doch sein Unterbewusstsein, das sich an irgendetwas klammert, um ihn jeden Tag überleben zu lassen.
Und dass Sile ihm jetzt voll auf den Senkel geht, ist noch eine größere Belastung für ihn.

Kommen wir nun zum zweiten Review:

Selbst ohne persönliche Verstrickungen mit den Sororitas, sind diese frauen keineswegs symphatisch.
Allerdings ist mir der Auftritt der Prioris doch etwas zu dick aufgetragen. Würde sie einfach so, mitten in einem Kommandozentrum, einem Offizier eine Pistole vorhalten? Nicht mal ein Religiöser Fanatiker wäre so dumm. Oder bin ich nicht in der Lage, mir solchen Fanatismus vorzustellen?

Aber die Beziehung Ekko - Ligrev ist schön zu lesen. Es kann eben keine Militärgeschichte ohne eine deftige Offiziersfehde geben.

Nein, das sind sie definitiv nicht. Aber gerade das macht sie für mich sympathisch. Weil sie einfach cool sind ;-D Ich meine – scharfe Weiber, die in der Gegend rumrennen und Dinge tun, von denen der einfache imperiale Soldat nur träumen kann … Welchem IAler würde da nicht das Schwärmen kommen?

Findest du, dass die Sache mit dem Kommandozentrum zu dick aufgetragen ist? Du musst dabei folgende Dinge bedenken: Sile ist eine Prioris eines weiblichen Militärordens. Sie ist vermutlich stärker indoktriniert und kampferfahrener als jeder imperiale Soldat des Regiments (ausgenommen Ekko und Balgor und vielleicht Rebis).
In ihren Augen kann es keinen größeren Dienst geben als den für den Imperator. Ligrev jedoch zeigt sich ihr, die ihn in Reinheit und Hingabe um ein Vielfaches übertrifft, keinen Respekt. Stattdessen beleidigt er sie und zeigt sich vermessen.
Zudem versucht er, sie zu einem Objekt seiner Begierde zu reduzieren und missachtet ihre Stellung. Das macht sie wütend. Sehr wütend.
Zudem ist die Lage für sie recht verworren. Ich meine: Sie ist erst vor kurzem aufgewacht und landet mitten in einer gewaltigen Schlacht zwischen Imperium und Orks, und bekommt erst jetzt die ganze Situation und die Umstände ihres Aufwachens mit.
Da ist natürlich ganz klar, dass Sile etwas sehr heftig reagiert, wenn sich diese Lage, die sie erst noch begreifen muss und die sie just in dem Moment, da sie sämtliche Fakten ihres Dortseins rekapituliert, langsam auffasst, wiederum zum Schlechten ändert.
So ist Sile auf das Allerheiligste verletzt worden, das sie besitzt. Und das will sie mit allen Mitteln verteidigen. Sie ist bereit, Ligrev zu töten, denn er hat nicht nur an ihrer Ehre und ihrer Hingabe gezweifelt, sondern auch ihre toten Schwestern beleidigt, die kämpfend untergingen (während er in einem warmen Kommandozentrum sitzt und Sprüche klopft).
Wie ich bereits sagte: Ligrev ist ein Idiot, Inkompetent und dumm und ich glaube, Sile ist in der Lage, so etwas gleich zu erkennen. Da ihr die Situation nicht vollkommen bewusst ist, bedroht sie Ligrev, um ihn in seine Schranken zu weisen und den Offizieren klar zu machen, wer die wahre Dienerin des Imperators ist.
Sie macht das auch ganz deutlich:
»Ich verachte Männer, denen die Geltung nach Ruhm wichtiger ist als ihr Dienst für den Imperator«, bemerkte Sile. »Sie sind den Platz im Universum nicht wert, den der Imperator für Sie reserviert hat.«
Damit warnt sie die beiden Streithähne. Ligrev jedoch wehrt sie ab mit den Worten:
»Ihr Schwestern macht einem nur Ärger«, zischte Ligrev. Ein Fehler.
Das prädestiniert ihn in ihren Augen zu einem Ketzer. Er ignoriert ihren Dienst für den Imperator.
Heutzutage würde man die Feldjäger rufen, im 41. Jahrtausend hingegen zieht Sile die Pistole und beendet dieses kleine Machtspielchen einfach (und vorerst, denn ihr ist klar, dass sie das Regiment nicht des Kommissars entledigen darf)
Dabei bin ich von folgender Lage ausgegangen: Für mich rangieren die Schwestern des AS irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn. Sie befinden sich in einem recht labilen Zustand, denn ihre Hingabe für den Imperator macht sie empfänglich für Einflüsse von außen, besonders, wenn man ihre Hingabe in Frage stellt.
Ich habe versucht, mich in Siles Lage zu versetzen:
Nenn dir das Wichtigste in deinem Leben und frage dich, wie sehr du es verteidigen würdest, wenn jemand versucht, dir dieses Wichtigste zu nehmen (ob du Worte oder Taten, ist egal).
Das Wichtigste in meinem Leben ist der Imperator. Ihm schenke ich meinen Körper und meinen Geist, in seinem Namen diene und sterbe ich. Jeder, der mir das nehmen will, wird nicht lange genug leben, um seinen Fehler zu bereuen!
Aber wie ist es, wenn jemand deine Hingabe zu der Heiligkeit in Frage stellt?
DANN SOLL ER MEINEN ZORN ERFAHREN!
*Räusper* So ungefähr.
(Zudem: Ekko und Carrick könnten, selbst wenn sie es wollten, nichts gegen Sile unternehmen, denn wenn herauskommt, wen sie getötet haben, dann würde sich die Frage stellen: Warum? Eine Schwester des AS wahnsinnig? Sie hat einen Kommissar bedroht? Offensichtlich handelt es sich hier um eine Verschwörung imperialer Offiziere! – Verbrennt die Ketzer!) *Floash!*
Allerdings – und da hast du ganz recht: Solchen Fanatismus können wir uns so gar nicht vorstellen. (Und deswegen finde ich das ja auch so toll).
Ekko zum Beispiel ist ein räsonierender, vom Schicksal geläuterter Mensch, dessen Erscheinung mehr der eines normalen „21st Century“-Mannes entspricht. Sile hingegen ist eine vollkommen „Normal-Verrückte“-Kriegerschwester des 41. Jahrtausends.

Und natürlich darf die Offiziersfehde nicht fehlen! Wo gibt es keine? Sogar in der Realität findet man mehr als genug Beispiele dafür! Von daher (außerdem ist das immer ein toller Aufhänger für ein paar Sprüche neben der Spur!

Alle Fragen damit beantwortet? Ansonsten kann ich noch weiter ausführen^^
Ich frage nur, weil ich jetzt so viele Gedanken und Ideen ausgeführt habe, dass das vielleicht alles etwas SEHR viel auf einmal und etwas SEHR wirr erscheinen kann. Wenn also weitere Fragen bestehen, einfach nachfragen.
Nächstes Kapitel kommt heute Abend.

Alles Vale

SMN
 
Zuletzt bearbeitet:
Lass mich mal andersherum fragen: Hast du es jemals gelesen?

Das Wort "Zölibat" niemals, aber der Satz aus dem Codex Adpetus Sororitas auf S35 kommt dem eigentlich recht nahe: "Zum puritansichen Lebensstil der Schwesternschaft gehört auch ihre Isolation". Für mich ist die Sachlage eigentlich damit recht eindeutig geklärt. Natürlich kann man da auch nach Lücken suchen, aber nach meiner Interpretation des vorhandenen Textes ist die Tendenz eher, dass die Mädels Jungfrauen sind und das auch bleiben wollen, weil fleischliche Genüsse nur ihrer seelischen Reinheit schaden und sie nicht mehr mit reinem Geist und reinem Körper Ketzer jeden Alters und Geschlechts verbrennen könnten.
 
Salve,

Moment. Wir reden hier von Isolation und puritanischem Lebensstil. Nicht von Zölibat und Keuschheit.
Ich habe den Codex jetzt gerade nicht vor mir liegen, aber ich weiß was du meinst:
Das Konzept hinter dem Satz, so wie ich verstanden habe, ist Folgendes: Der Puritanismus, wie er auf der Erde (und im Grundsatz der Sororitas offensichtlich verstanden wird, bezieht sich auf die Sicht zur Rolle des Imperators im Rahmen der irdischen Religion.
Puritanismus fußt auf der Grundlage des Calvinismus, der aussagt, dass Gott die einzige unbedingte Heiligkeit ist, die auf Erden existiert.
In ihm finden wir unseren Erlöser, er ist unser Schicksal (Prädestinationslehre: Gott hat allen Menschen Schicksal vorherbestimmt) und unsere Offenbarung. Sie glaubten an die vier Soli der Reformation und die speziellen Lehren, die der Calvinismus ausprägte.
In jedem Fall waren die Puritaner, welche die Lehren Calvins und Zwinglis als bindend ansahen, davon überzeugt, dass sie jede Religionsausübung, die über das von der Bibel gelehrte hinaus gingen, ablehnten.
Damit standen sie natürlich irgendwo im Konflikt mit dem, was Luther und andere evangelischen Reformatoren im Evangelismus sahen (aus dem sie ja im Grunde auch standen), dennoch waren ihre Ansichten von der Welt nicht derart verblendet, wie es heute dargestellt wird.
Zwar gelobte man die Einfachheit des Seins und den moralisch einwandfreie Lebensstil, dennoch gab es einige Konzepte innerhalb des Puritanismus, die als grundsätzlich wichtig für die Puritaner gehalten wurden.
Ein frommes Familienleben war ihnen wichtig. Eine kinderreiche Ehe wurde als Zeichen von Liebe, nicht als sexuelle Aktivität. (Andererseits wurden Ehepartner, die den Geschlechtsakt verweigerten, auch bestraft – so wichtig war das Rumgeturne dann doch).
Weiterhin war die Enthaltsamkeit bis zur Ehe eine strenge Regelung.

Beziehe ich das jetzt auf das Imperium, ergibt sich mir folgende Sinneinstellung:
Für die Schwestern des AS ist und bleibt der Erlöser der Menschheit. In ihm finden sie ihr Schicksal, er ist ihre Erlösung. Er ist ihre Offenbarung. In seinem Namen dienen und leben sie und in seinem Namen gehen sie auch in den Tod.
Sie schenken ihm ihren Leib und ihre Seele und entsagen allem, was den Lehren und dem Willen des göttlichen Imperators zuwider ist.
Ihr Leben gestalten sie in puritanischer Einfachheit, bedeutet also, sie lehnen ab, was der Imperator nicht erlaubt hat (wo drunter sicherlich nicht das „Seid fruchtbar und mehret euch“ fällt, denn das gefiel dem Herren ja auch und das hat er ja auch deutlich gesagt (zu Mose, war das glaube ich)
Die Isolation in diesem Fall ist also eine, wie ich es verstanden habe, freiwillige Selbstaufgabe, deren Hintergedanke es ist, sich nicht den weltlichen Ablenkungen hinzugeben. Sie ist weder zwingend, noch wird sie von allen Orden praktiziert.
Außerdem ist zum Beispiel die körperliche Vereinigung mit reinen Dienern des Imperiums (Inquisitoren, Kommissaren, etc), die Möglichkeit, dem Imperator weitere willige Diener zu schenken.
Beschwören könnte ich das nicht, denn als wir die Lehren des Imperators durchnahmen, habe ich der Schola gefehlt.
Wobei ich mir allerdings auch nicht wirklich eine verheiratete Sororita vorstellen kann. (Da muss sogar ich gerade lachen). Das gäb ne Familie.
Aber es ging ja auch nicht darum, den Damen eine Familie anzudichten, sondern nur die Möglichkeit zu diskutieren, ob die Statuten der Sororitas das zulassen würden.

Danke. Ich genieße diese Diskussion gerade sehr ;_D

Bis später
 
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