Here we go.
Damit SHOKer auch noch was zu lesen :>
Immer noch Kapitel 1, ich hab diesmal nichts vergessen, zum Glück ^^
Und auch heir wieder - das aktuelle Word-Doc -> *Link*
#####
Wissenschaftler-Viertel, Ilos-Prime
Illos, Homeworld-Cluster
Es roch schon hier penetrant nach Desinfektionsmitteln.
Ihre Hände waren kalt und schwitzig. Ihr Herz raste und sie versuchte, ihre Anspannung so gut es eben ging zu verstecken. Verdammt – wann war sie das letzte Mal so aufgeregt gewesen? Dabei ging es hier doch nicht mal um einen Kampfeinsatz. Die Schmerzen in der Brust, dem linken Arm und in der Magengegend waren auch nicht gerade zuträglich für die Situation.
Chaiya Sernos fuhr sich mit der Hand durch die dunkelroten Haare und atmete schwer. Mit einem schnellen Blick überprüfte sie nochmal den korrekten Sitzt ihrer mit Orden und Auszeichnungen geschmückten schwarzen Paradeuniform, rückte ihren Pulsar-Halsorden noch einmal zurecht und vergewisserte sich, das ihre Mähne entsprechend gebändigt war.
Solche Anlässe waren eigentlich überhaupt nichts für den StarColonel, aber es musste nun mal sein – es sollte sein; das war sie ihr schuldig und sie verdiente es so. Immerhin hatte sie dieser Kriegerin zu verdanken, dass sie überhaupt heute hier stehen konnte. Als die verspiegelte Aufzugtür sich schließlich öffnete hob sie den Kopf und nickte entschlossen, bevor sie mit dem schwarzen Koffer an der Hand die große Halle betrat. So residierte also die Wissenschaftlerkaste. Interessant. Sie ließ den Blick ein wenig schweifen und schüttelte den Kopf. Die Halle war wirklich riesig. Soviel Dekadenz, soviel Überheblichkeit. Unfassbar das jemand dieses Bauwerk überhaupt genehmigt hatte.
Andererseits konnte sie es ihnen nicht ganz verdenken. Hier entstand neues Leben. Sauber und rein, soweit es eben ging. Die Wissenschaftler hielten die Zukunft ihrer Rasse in den Händen. Dürfte man da nicht ein wenig Pomp nach außen tragen?
Der schwarze Marmor auf dem Fußboden, die großen, gräulichen Säulen die sich gen Decke erhoben und die Unmengen von verbautem Glas, die einen wunderbaren Blick auf den Wasserfall keinen Klick entfernt zuließen – fast kam sich der StarColonel eher in einem Urlaubsparadies vor, als in einer wissenschaftlichen Einrichtung.
Einer der drei Wissenschaftler, die offenbar auf ihre Ankunft gewartet hatten löste sich von der kleinen Gruppe und kam ihr entgegen, streckte der Frau zum Gruße die Hand entgegen und setze eine ernste Miene auf.
„StarColonel Sernos. Ich freue mich sie zu sehen, auch wenn der Grund für ihre Anwesenheit nicht sonderlich erfreulich ist.“
„Nicht sonderlich erfreulich?“ Chaiya hob eine Augenbraue, so dass sich das Bild der rothaarigen Frau mit dem kritischen Gesichtsausdruck und der steil angehobenen Braue ergab, der so typisch für den StarColonel war. Die angebotene Hand ignorierte sie geflissentlich.
„Wahrscheinlich sind ihnen unsere Gebräuche nicht zu 100 Prozent geläufig, aber selbst sie sollten schon mitbekommen haben, dass es für eine Kriegerin keine größere Ehre geben kann.“ Die eisblauen Augen funkelten ihren Gegenüber an und wenn Blicke töten könnten, dann gäbe es nun einen toten Wissenschaftler mehr. Sie mochte diese selbsternannten Halbgötter in Weiß einfach nicht und dieser Kerl führte ihr wieder deutlich vor Augen warum das so war ..
„Natürlich.“ Der Wissenschaftler – ein hagerer, langer Typ mit einem ungepflegten Drei-Tage-Bart, einer ziemlich dämlich aussehenden Brille und dem typischen Lycraoverall seiner Kaste – grinste ein wenig schief, konnte sich aber beherrschen und stellte seine Missbilligung der Riten der Kriegerkaste nicht weiter zur Schau. Besser so für ihn.
„Wenn sie mir folgen würden, StarColonel Sernos.“
Er überspielte geschickt die Situation, machte einen Schritt zur Seite, deutete der Rothaarigen den Weg und übernahm dann die Führung.
Wortlos nickte Chaiya und folgte ihm.
Die beiden erreichten den zweiten Aufzug, der sie weiter in das eigentliche Herzstück der Anlage bringen würde. Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen wartete der Mann, Donovan war sein Name, neben ihr und wippte auf den Füßen leicht hin und her. War er nervös? Verwunderlich wäre es nicht gewesen. Es gab kaum jemanden, der den StarColonel nicht kannte. Ihre Taten auf Quara III waren legendär. Nicht ohne Grund war sie eine der wenigen, der die Ehre zuteil wurde, einen Pulsar tragen zu durften.
Nach einer kleinen Ewigkeit, in der keiner der Beiden auch nur ein Wort verlor, kam der Aufzug endlich und öffnete mit einem leisen Summen seine Türen.
Donovan ließ Sernos den Vortritt wie es sich gehörte und zog eine Chipkarte aus einer der Brusttaschen seines Overalls. Routiniert drückte er einen Knopf auf dem Panel, zog die Chipkarte durch den entsprechenden Leser und tippte danach noch eine Zahlenkombination auf dem Nummernfeld ein.
Als die Türen sich dann wieder schlossen und er einen Schritt zurück machte um sich neben die Kriegerin zu stellen, grinste er ein wenig schief.
„Sicherheitsmaßnahmen, StarColonel. Wir wollen natürlich nicht, dass irgendjemand in die Bruthöhle kommt ohne entsprechende Autorisierung.
Wir sind hier immerhin die Wiege unserer Zivilisation.“
Da war er wieder – dieser überhebliche, großkotzige Unterton in der Stimme eines jeden Wissenschaftlers, wenn er davon sprach, dass sie ja diejenigen waren, die das Volk der Turianer am Leben erhielten. Sie, die Wissenschaftler, die Retter der Menschheit. Eine Lösung für den eigentlich Grund ihrer Beinaheausrottung und den Gendefekt hatten sie immer noch nicht gefunden, obwohl sie nun schon mehrere Jahrhunderte danach forschten. Aber vielleicht wollten sie ihn auch gar nicht finden. So wie es jetzt war, konnte es ihnen doch kaum besser gehen. Sie war ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Ohne sie gab es kein neues Leben. Der Status Quo konnte also ruhig unverändert bleiben, wenn es nach ihnen gehen würde.
Sanft lächelnd blickte die Rothaarige zu dem etwas größeren Mann auf, doch ihre Worte straften die freundliche Miene Lügen.
„Es ist schön zu sehen, dass sie ihre Pflicht so ernst nehmen. Ich hoffe nur, dass ihre Sicherheitsvorkehrungen wirklich so gut sind, wie sie es propagieren.
Aber ich bin nicht hier um ein Plauderstündchen zu halten. Ich erweise einer gefallen Kriegerin die letzte Ehre.“
Donovan, ein wenig überrumpelt von der harschen Art seines Gegenüber, räusperte sich kurz, verzichtete aber darauf, irgendetwas zu erwidern oder ihr gar zu widersprechen und so herrschte wieder eisiges Schweigen, bis sie ihr Ziel erreicht hatten – Ebene S4 – oder umgangssprachlich auch die ‚Bruthöhle‘ genannt.
Er übernahm wieder die Führung und geleitete die Kriegerin durch einen langen, weißen Gang, an dessen Ende eine weitere abgesicherte Tür den weiteren Weg versperrte. Wieder folgte das übliche Sicherheitsprozedere, bis das Schott schließlich zur Seite glitt und es weitergehen konnte.
Auch dieser Abschnitt war weiß und schmucklos, mit dem einzigen Unterschied, dass sich auf der linken Seite über die komplette Länge ein riesiges Panoramafenster erstreckte.
Und das, was die sie hier sah, ließ ihren Atem stocken.
Von hier aus, gute zwanzig Meter über dem Boden, konnte sie die riesige Halle sehen. Spärlich beleuchtet wurden die immensen Ausmaße nur schwer deutlich, aber es war dennoch atemberaubend. Chaiya zählte alleine über fünfzig Reihen, von denen jede einzelnen mindestens zweihundert Tanks lang war und mehrere ‚Stockwerke‘ besaß. Hier war sie also damals geboren worden. Beeindruckend, wirklich beeindruckend. Wie kleine Ameisen wuselten Dutzende, wenn nicht gar Hunderte von Wissenschaftler zwischen den Tanks umher und gingen ihrer Arbeit nach. Wie viele neue Turianer alleine hier herangezüchtet wurden, unvorstellbar. Und dabei wusste sie nicht mal, was sich alles noch in dem Schatten des hinteren Hallenteils verbarg.
„StarColonel, können wir weiter?“
„Wie? Hm .. ja, natürlich …“
Nur schwerlich konnte sie sich von dem Anblick losreißen, aber sie hatte noch etwas zu erledigen. Mit einem mulmigen Gefühl in den Knochen schloss sie zu dem Wissenschaftler auf, der die Frechheit besessen hatte, nicht auf sie zu warten, und warf ihm einen giftigen Blick zu.
Es ging durch einen weiteren Gang, dann waren sie am Ziel.
Hinter der Tür verbarg sich ein kleiner Raum, vielleicht zwei Mal zwei Meter groß. Er war, im Gegensatz zu den restlichen Räumen hier, komplett schwarz und beinhaltete eigentlich nur zwei Dinge – ein Podest auf der rechten Seite, groß genug für den Koffer, den sie dabei hatte, und eine kleinen Vorrichtung auf der gegenüber liegenden Seite der Tür. Die Apparatur stand auf einer schwarzen Steinsäule und bestand eigentlich nur aus einem Trichter, in dem man wohl ein passendes Gefäß stecken konnte, einen Schalter zum Aktivieren des Ganzen und zwei Rohre, die sich vom Trichter aus an der Säule entlang den Weg nach unten bahnten.
Sie stellte den Koffer auf dem dafür vorgesehenen kleinen Podium ab und drehte sich zu ihrem unliebsamen Begleiter um. Ihr Blick sprach ein weiteres Mal Bände.
„Ich brauch sie hierfür nicht.“
„Aber StarCol…“
„Ich hab gesagt ich brauch sie nicht Donovan! Und jetzt machen sie sich aus dem Staub und warten draußen. Sie sind kein Mitglied der Kriegerkaste und haben kein Recht, dabei zu sein.
Ich werde ihre Ehre nicht dadurch beschmutzen, jemand Unwürdigen dabei gehabt zu haben.“
„StarColonel Sernos, ich muss doch bitten. Sehen sie das Ganze nicht ein wenig zu eng.“ Erwiderte Donovan empört.
„Raus hier!“ Die Hand mit dem ausgestreckten Finger Chaiyas zeigt gen Tür.
„Verlassen sie den Raum, bevor ich mich vergesse“
Sichtlich angewidert und in seinem Ego verletzt nickte der Wissenschaftler nur und knirschte leise mit den Zähne, sagte aber zum Glück nichts mehr.
Als er dir Tür hinter sich geschlossen hatte, seufzte Sernos schwer und versuchte sich zu beruhigen. Noch einmal überprüfte sie den korrekten Sitz ihrer Uniform, atmete einmal tief durch und trat an den Koffer heran.
Angespannt legte sie beide Hände auf dessen Oberfläche, öffnete die beiden Clips mit ihren Daumen und lies den Deckel aufspringen. In einer weichen und schützenden Neoporform lag ein einzelner Edelstahlbehälter -Zylinderförmig, nicht länger als zwanzig Zentimeter, mit einem Durchmesser von guten fünf Zentimeter und gefüllt mit einer seltsamen, grauen Flüssigkeit.
Voller Ehrfurcht hob sie den Zylinder aus der Form und wand sich nach links, macht einen Schritt vorwärts und steckte ihn behutsam auf die dafür vorgesehene Vorrichtung. Das Indikatorlicht am Fuße des Zylinders leuchtete schwach rot auf.
„Wir kehren dahin zurück, von wo wir kamen. Aus dem Tank geboren kehrst du dorthin wieder zurück. “ intonierte die mit kräftiger Stimme und betätigte in einer respektvollen Geste den Knopf der Vorrichtung, bevor sie stillstand und die Hand zum militärischen Gruß an die Stirn hob.
„Wir nehmen Leben. Jetzt hast du die Chance, neues Leben zu geben. Nutze sie gut.“
Zwei Sekunden nachdem sie den Mechanismus in Gang gesetzt hatte erklang ein leises, kaum wahrnehmbares Summen, das rote Licht wechselte auf ein sanftes Blau und die Flüssigkeit wurde langsam in den Trichter gesaugt.
„Mach es gut Cara Richards.
Danke ..“
325th Galaxy-Headquarter, Ilos-Prime
Ilos, Homeworld Cluster
Die Ereignisse von Virmire lagen nun schon fast eine Woche zurück, die Schmerzen waren immer noch da. Die Medikamente halfen da auch nur rudimentär. Vor allem die Zwerchfellhernie bereitete ihr immer noch Probleme.
Vor zwei Tagen hatte sie Cara Richards die letzte, die größte Ehre erwiesen. Nur sehr wenige Kriegerinnen durften sich glücklich schätzen, dass ihre sterblichen Überreste der Nährlösung für die neuen Züchtungen hinzugefügt wurde. Die Erinnerungen an sie waren ebenfalls noch da. Zwar hatte sie nicht übermäßig viel Kontakt mit ihr gehabt,aber die wenigen intimen Momente waren dafür um so intensiver gewesen. Chaiya Sernos verzog das Gesicht ein wenig und zog die dunkelgraue Jacke ihrer Felduniform über den immer noch bandagierten Arm.
Eine Schande, dass sie nicht mehr da war. Sie war ein gut NovaCommander gewesen und nicht nur der StarColonel hatte ihre eine große Karriere vorausgesagt. Aber so war nun mal ihr Leben - der Tod wartete an jeder Ecke. Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt und hatte Großes geleistet. Nur leider war ihr Ableben nicht einer Kriegerin würdig gewesen. Eigentlich war schon alles vorbei gewesen und dann - so was. So was Unnötiges, so was Verschwenderisches. Es machte sie noch fast verrückt. Warum? Warum so? Wutentbrannt griff sie nach dem erst besten Gegenstand in ihrer Reichweite - eine Vasenreplik - und schleuderte sie quer durch den Raum gen Küche, wo sie an der Kühlschranktür zerschellte.
„VERDAMMTE SCHEISSE!!“ brüllte Chaiya ihren Zorn und die Trauer über den Verlust in die Welt hinaus und sank auf die Knie. Mit geballten Fäusten stützt sie sich auf dem kalten Boden ab und schloss die Augen. Schweigend hockte sie da und hatte große Mühe, sich zu beherrschen.
Es vergingen einige Minuten, bis sie sich schließlich wieder beruhigt hatte. Langsam wurde sie wieder Herrin über sich selbst, blickte auf ihr Bett zurück und gönnte sich ein leichtes, wehleidiges Schmunzeln; dann erhob sich die rothaarige Frau wieder und machte sich auf den Weg zu ihrem Vorgesetzten. Immerhin war sie eine Kriegerin. Der Tod war ihr Geschäft, Verlust ihr ständiger Begleiter.
Im Vorbeigehen schnappte sie sich aus der Schale neben der Tür noch schnell ihr Medikamentendöschen und schluckte zwei der gelben Pillen. Ob die Dinger auch irgendwann mal Wirkung zeigen würden?
In Gedanken darüber, was GalaxyCommander Ryn nun von ihr wollte, trat sie auf den Gang hinaus, wandte sich nach rechts und schlenderte zum Besprechungsraum A1.
Auf dem Weg über den Zwinger, wie der große Übungsplatz auch genannt wurde, traf sie auf Samuel, der die ehrenvolle Aufgabe hatte, das Denkmal der Krieger in der Mitte des Platzes zu bewachen. Seine Unlust konnte man förmlich spüren.
Mit einem hämischen Grinsen näherte sie sich in einem toten Winkel dem Mann in seinem HardSuit.
„Soldat! Stillgestanden! Das hier ist keine Schulveranstaltung. Sie sind im Dienst und nehmen sie Haltung an, ansonsten melde ich sie dem nächsten Void den ich sehe!!“
Sichtlich überrascht zuckte der Mann zusammen um kurz danach, wie befohlen, still zu stehen.
„ Entschuldigen sie M’am. Es wird nicht wieder vorkommen. Werden sie mich wirklich melden?“
„Neg, Samuel.“ brachte die Frau lachend hervor und trat in sein Sichtfeld.
„StarColonel, ich hätte es wissen müssen ..“ erwiderte er ihr mit einem leicht genervten Unterton. Nachdem er nun wusste, wer ihn da angeschnauzt hatte, entspannte sich der Krieger wieder und nahm eine lockere Haltung ein.
„Wir sind nicht alle perfekt, nicht wahr StreakCommander?“ Mit vor der Brust verschränkten Armen musterte die Frau den Mann mit ihrer typischen, hoch erhobenen kritischen Augenbraue.
„Pos. Da haben sie wohl Recht.“ Brachte er freundlich hervor. Seine Miene konnte man aufgrund des geschlossenen Vollhelms nicht erkennen. Er schien aber gelassen zu sein.
„Wie geht es ihnen?“
„Mir ging es schon mal besser, aber machen sie sich keine Sorgen. Beim nächsten Einsatz werde ich sie und ihre Leute wieder durch die Gegend scheuchen können!“ der StarColonel grinste kurz, klopfte Samuel dann fast kameradschaftlich auf die Schulter.
„Machen sie weiter StreakCommander, ich hab noch eine Besprechung vor mir.“
Zackig salutierte der Krieger und nickt im Anschluss flüchtig.
„Pos, aber sicher M’am, passen sie auf sich auf.“
„Immer doch Samuel, immer doch.“
Dann hob auch sie die Hand zum militärischen Gruß, wand sich von der Wache aber und stapfte weiter ihres Weges.
Die Tür war offen.
Chaiya pochte mit der geschlossenen Hand an die Wand um auf sich aufmerksam zu machen.
„Kommen sie rein StarColonel und schließen sie die Tür hinter sich.“ ertönte eine kräftige Stimme von drinnen.
Gesagt, getan. Die Kriegerin betrat den Besprechungsraum – ein ziemlich spartanisch eingerichteter Quader mit grob sechs Metern Seitenlänge, einem großen Holotank in der Mitte, der den meisten Platz hier einnahm und einigen festmontierten Stahlbänken ohne Polsterung die sich um den Mittelpunkt anordneten.
GalaxyCommander Frederick Ryn der sie rein gebeten hatte, war nicht alleine. Welch Überraschung. Drei weitere Personen waren ebenfalls anwesend.
Da war zu einem Ashley Connor, die Pariah. Sernos kannte sie recht gut und nickte ihr zu. Aber was wollte sie hier? Normalerweise waren die Ausgestoßenen nicht dazu privilegiert bei wichtigen Besprechungen anwesend zu sein. Sie bekamen ihre Aufträge eigentlich ohne dass sie dazu etwas sagen dürften. Aber der Pariah-Status Connors war eh etwas, dem Sernos schon immer kritisch gegenüber stand. Sie hatte so etwas nicht verdient. Vielmehr hätte man sie zum GalaxyCommander befördern müssen …
Die zweite Person kannte sie ebenfalls. StarAdmiral Alexander Keer. Ein großer, leicht untersetzter Mann, der den Gerüchten Zufolge mittlerweile mehr Cyborg war als Turianer. Was bei ihm alles durch Bionics ersetzt worden war, wusste Chaiya nicht, und genau genommen interessierte sie es auch nicht. Keer machte immer einen guten Job, er war beliebt bei seinen Leuten und hatte ein paar der besten Raumschiffpiloten, die ihre Lizenz zum Fliegen noch nicht verloren hatten, unter seinem Kommando. Wenn er hier war, konnte es sich eigentlich nur um etwas Besonderes handeln. Mitglieder der Navy waren eigentlich nie bei Besprechungen der Bodentruppen anwesend; und wenn, dann nur wenn eine Großoffensive anstand, die ein komplexes Zusammenspiel zwischen den beiden Truppengattungen erforderte - aber die gab es nicht, oder hatte sie irgendetwas verpasst?
Die dritte Person im Bunde war eine groß gewachsene Blondine, die eigentlich nur von Keer überragt wurde und von der sie nur Gerüchte gehört hatte. Void Alexa Payne, eine der wenigen, die einen vollständigen Namen besaß. Ihr Ruf eilte ihr voraus - eiskalt, wunderschön und kalkulierend, mit einem ausgezeichneten Gespür für Taktik und Strategie. Aber offenbar wusste sie auch, wann es angebracht war, die Regeln mal ein wenig individueller auszulegen- etwas zu dem leider nicht jeder Void fähig war; sie war also das genaue Gegenteil von diesem Idiot Xanjitsu. Hübsch war sie, das konnte man nicht von der Hand weisen. In ihrer nachtschwarzen Felduniform mit den blutroten Litzen machte sie durchaus eine gute Figur; daran konnte auch die lange Narbe, die sich von der linken Schläfe bis fast zum Kinn zog nichts ändern, aber das spielte jetzt keine Rolle. Später vielleicht, aber nicht jetzt.
Und dann war da natürlich auch noch ihr Vorgesetzter, der GalaxyCommander.
Mittlerweile war er ein wenig in die Jahre gekommen und sein kurzgeschorenes Haar zeigte schon die ersten, grauen Strähnen – all das tat seiner Klasse und der Inbrunst, mit der er an seine Aufgaben heran ging keinen Abbruch. So mancher Welpe konnte sich von ihm ruhig ein Stück abschneiden.
Die Vier standen in einem Halbkreis um den Holotank herum und schienen nur auf Sernos gewartet zu haben. Keer und Payne hatten die Arme vor der Brust verschränkt und wirkten gelassen, aber nicht desinteressiert, Connor vergrub die Hände in den Taschen ihrer Feldjacke und schien fast gelangweilt zu sein während Ryn mit hinter dem Rücken verschränkten Hände zu dem StarColonel hinüber blickte.
Auf Formalitäten wurde verzichtet und niemand salutierte vor dem anderen.
„Ich hoffe, es geht ihnen besser, StarColonel Sernos?“
Die Angesprochene nickt langsam „Den Umständen entsprechend. Danke der Nachfrage GalaxyCommander. Ich mache mir nur Gedanken um die Vorfälle auf Virmire.“
Keer räusperte sich.
„Es war nicht ihre Schuld. Der Tod Cara Richards‘ war leider …“
„Nein Sir, darum geht es mir nicht“ unterbracht Sernos den StarAdmiral, bevor er noch weiter in die falsche Richtung driftete.
„Einerseits hatte das Ganze einen fahlen Beigeschmack einer groß angelegten Falle, andererseits..“
„Ihr Verstand scheint wieder auf der Höhe zu sein ..“ warf die Blondine in die kleine Pause ein, die entstand als die Rednerin eine ihrer Schmerzpillen nehmen musste.
„Danke Void.“ Gab sie ihr ein wenig gereizt zurück, sprach dann aber weiter.
„Andererseits mache ich mir Gedanken um Void Xanjitsu. Ich habe erfahren, was passierte, bevor Cara Richards zu ihrem Entsatzangriff aufgebrochen ist. Und jetzt ..“
„Machen sie sich keine Sorgen StarColonel.“ Payne gönnte sich ein abfälliges Lächeln als sie Rothaarige ein weiteres Mal unterbrach, „um Xanjitsu werde ich mich kümmern. Das ist nicht mehr ihr Problem.“
Ein wenig verwirrt ob dieser Ansage und dem flüchtigen Zwinkern, das die Void ihren Worten noch hinterher geworfen hatte, nickte die Angesprochene, konnte aber nicht darauf antworten.
„Nun, da auch das geklärt wäre – willkommen zurück im Dienst, StarColonel. Ihr nächster Auftrag wartet bereits“
Chaiya nickt, bliebt aber kritisch. Ein neuer Auftrag – das war nun nichts Besonderes. Damit hatte sie bereits gerechnet. Eine Frage aber bliebt – warum waren die anderen Drei hier?
„Wie Alexa es schon richtig erkannt hat – zum Glück funktioniert ihr Verstand tadellos. Sie hatten Recht. Virmire war eine Falle und wir sind hinein getappt, weil wir uns auf die Daten verlassen haben, die uns unser Geheimdienst besorgt hat.
Wie sie sich bereits denken können – die Daten waren natürlich gefälscht.
Aber jetzt haben wir einen Ansatzpunkt.“
Mit einem zufriedenen Lächeln betätigte der GalaxyCommander einen Knopf an der Steuerkonsole des Holotanks. Blau leuchtend und leise summen erwachte dieser zum Leben.
Damit SHOKer auch noch was zu lesen :>
Immer noch Kapitel 1, ich hab diesmal nichts vergessen, zum Glück ^^
Und auch heir wieder - das aktuelle Word-Doc -> *Link*
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Wissenschaftler-Viertel, Ilos-Prime
Illos, Homeworld-Cluster
Es roch schon hier penetrant nach Desinfektionsmitteln.
Ihre Hände waren kalt und schwitzig. Ihr Herz raste und sie versuchte, ihre Anspannung so gut es eben ging zu verstecken. Verdammt – wann war sie das letzte Mal so aufgeregt gewesen? Dabei ging es hier doch nicht mal um einen Kampfeinsatz. Die Schmerzen in der Brust, dem linken Arm und in der Magengegend waren auch nicht gerade zuträglich für die Situation.
Chaiya Sernos fuhr sich mit der Hand durch die dunkelroten Haare und atmete schwer. Mit einem schnellen Blick überprüfte sie nochmal den korrekten Sitzt ihrer mit Orden und Auszeichnungen geschmückten schwarzen Paradeuniform, rückte ihren Pulsar-Halsorden noch einmal zurecht und vergewisserte sich, das ihre Mähne entsprechend gebändigt war.
Solche Anlässe waren eigentlich überhaupt nichts für den StarColonel, aber es musste nun mal sein – es sollte sein; das war sie ihr schuldig und sie verdiente es so. Immerhin hatte sie dieser Kriegerin zu verdanken, dass sie überhaupt heute hier stehen konnte. Als die verspiegelte Aufzugtür sich schließlich öffnete hob sie den Kopf und nickte entschlossen, bevor sie mit dem schwarzen Koffer an der Hand die große Halle betrat. So residierte also die Wissenschaftlerkaste. Interessant. Sie ließ den Blick ein wenig schweifen und schüttelte den Kopf. Die Halle war wirklich riesig. Soviel Dekadenz, soviel Überheblichkeit. Unfassbar das jemand dieses Bauwerk überhaupt genehmigt hatte.
Andererseits konnte sie es ihnen nicht ganz verdenken. Hier entstand neues Leben. Sauber und rein, soweit es eben ging. Die Wissenschaftler hielten die Zukunft ihrer Rasse in den Händen. Dürfte man da nicht ein wenig Pomp nach außen tragen?
Der schwarze Marmor auf dem Fußboden, die großen, gräulichen Säulen die sich gen Decke erhoben und die Unmengen von verbautem Glas, die einen wunderbaren Blick auf den Wasserfall keinen Klick entfernt zuließen – fast kam sich der StarColonel eher in einem Urlaubsparadies vor, als in einer wissenschaftlichen Einrichtung.
Einer der drei Wissenschaftler, die offenbar auf ihre Ankunft gewartet hatten löste sich von der kleinen Gruppe und kam ihr entgegen, streckte der Frau zum Gruße die Hand entgegen und setze eine ernste Miene auf.
„StarColonel Sernos. Ich freue mich sie zu sehen, auch wenn der Grund für ihre Anwesenheit nicht sonderlich erfreulich ist.“
„Nicht sonderlich erfreulich?“ Chaiya hob eine Augenbraue, so dass sich das Bild der rothaarigen Frau mit dem kritischen Gesichtsausdruck und der steil angehobenen Braue ergab, der so typisch für den StarColonel war. Die angebotene Hand ignorierte sie geflissentlich.
„Wahrscheinlich sind ihnen unsere Gebräuche nicht zu 100 Prozent geläufig, aber selbst sie sollten schon mitbekommen haben, dass es für eine Kriegerin keine größere Ehre geben kann.“ Die eisblauen Augen funkelten ihren Gegenüber an und wenn Blicke töten könnten, dann gäbe es nun einen toten Wissenschaftler mehr. Sie mochte diese selbsternannten Halbgötter in Weiß einfach nicht und dieser Kerl führte ihr wieder deutlich vor Augen warum das so war ..
„Natürlich.“ Der Wissenschaftler – ein hagerer, langer Typ mit einem ungepflegten Drei-Tage-Bart, einer ziemlich dämlich aussehenden Brille und dem typischen Lycraoverall seiner Kaste – grinste ein wenig schief, konnte sich aber beherrschen und stellte seine Missbilligung der Riten der Kriegerkaste nicht weiter zur Schau. Besser so für ihn.
„Wenn sie mir folgen würden, StarColonel Sernos.“
Er überspielte geschickt die Situation, machte einen Schritt zur Seite, deutete der Rothaarigen den Weg und übernahm dann die Führung.
Wortlos nickte Chaiya und folgte ihm.
Die beiden erreichten den zweiten Aufzug, der sie weiter in das eigentliche Herzstück der Anlage bringen würde. Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen wartete der Mann, Donovan war sein Name, neben ihr und wippte auf den Füßen leicht hin und her. War er nervös? Verwunderlich wäre es nicht gewesen. Es gab kaum jemanden, der den StarColonel nicht kannte. Ihre Taten auf Quara III waren legendär. Nicht ohne Grund war sie eine der wenigen, der die Ehre zuteil wurde, einen Pulsar tragen zu durften.
Nach einer kleinen Ewigkeit, in der keiner der Beiden auch nur ein Wort verlor, kam der Aufzug endlich und öffnete mit einem leisen Summen seine Türen.
Donovan ließ Sernos den Vortritt wie es sich gehörte und zog eine Chipkarte aus einer der Brusttaschen seines Overalls. Routiniert drückte er einen Knopf auf dem Panel, zog die Chipkarte durch den entsprechenden Leser und tippte danach noch eine Zahlenkombination auf dem Nummernfeld ein.
Als die Türen sich dann wieder schlossen und er einen Schritt zurück machte um sich neben die Kriegerin zu stellen, grinste er ein wenig schief.
„Sicherheitsmaßnahmen, StarColonel. Wir wollen natürlich nicht, dass irgendjemand in die Bruthöhle kommt ohne entsprechende Autorisierung.
Wir sind hier immerhin die Wiege unserer Zivilisation.“
Da war er wieder – dieser überhebliche, großkotzige Unterton in der Stimme eines jeden Wissenschaftlers, wenn er davon sprach, dass sie ja diejenigen waren, die das Volk der Turianer am Leben erhielten. Sie, die Wissenschaftler, die Retter der Menschheit. Eine Lösung für den eigentlich Grund ihrer Beinaheausrottung und den Gendefekt hatten sie immer noch nicht gefunden, obwohl sie nun schon mehrere Jahrhunderte danach forschten. Aber vielleicht wollten sie ihn auch gar nicht finden. So wie es jetzt war, konnte es ihnen doch kaum besser gehen. Sie war ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Ohne sie gab es kein neues Leben. Der Status Quo konnte also ruhig unverändert bleiben, wenn es nach ihnen gehen würde.
Sanft lächelnd blickte die Rothaarige zu dem etwas größeren Mann auf, doch ihre Worte straften die freundliche Miene Lügen.
„Es ist schön zu sehen, dass sie ihre Pflicht so ernst nehmen. Ich hoffe nur, dass ihre Sicherheitsvorkehrungen wirklich so gut sind, wie sie es propagieren.
Aber ich bin nicht hier um ein Plauderstündchen zu halten. Ich erweise einer gefallen Kriegerin die letzte Ehre.“
Donovan, ein wenig überrumpelt von der harschen Art seines Gegenüber, räusperte sich kurz, verzichtete aber darauf, irgendetwas zu erwidern oder ihr gar zu widersprechen und so herrschte wieder eisiges Schweigen, bis sie ihr Ziel erreicht hatten – Ebene S4 – oder umgangssprachlich auch die ‚Bruthöhle‘ genannt.
Er übernahm wieder die Führung und geleitete die Kriegerin durch einen langen, weißen Gang, an dessen Ende eine weitere abgesicherte Tür den weiteren Weg versperrte. Wieder folgte das übliche Sicherheitsprozedere, bis das Schott schließlich zur Seite glitt und es weitergehen konnte.
Auch dieser Abschnitt war weiß und schmucklos, mit dem einzigen Unterschied, dass sich auf der linken Seite über die komplette Länge ein riesiges Panoramafenster erstreckte.
Und das, was die sie hier sah, ließ ihren Atem stocken.
Von hier aus, gute zwanzig Meter über dem Boden, konnte sie die riesige Halle sehen. Spärlich beleuchtet wurden die immensen Ausmaße nur schwer deutlich, aber es war dennoch atemberaubend. Chaiya zählte alleine über fünfzig Reihen, von denen jede einzelnen mindestens zweihundert Tanks lang war und mehrere ‚Stockwerke‘ besaß. Hier war sie also damals geboren worden. Beeindruckend, wirklich beeindruckend. Wie kleine Ameisen wuselten Dutzende, wenn nicht gar Hunderte von Wissenschaftler zwischen den Tanks umher und gingen ihrer Arbeit nach. Wie viele neue Turianer alleine hier herangezüchtet wurden, unvorstellbar. Und dabei wusste sie nicht mal, was sich alles noch in dem Schatten des hinteren Hallenteils verbarg.
„StarColonel, können wir weiter?“
„Wie? Hm .. ja, natürlich …“
Nur schwerlich konnte sie sich von dem Anblick losreißen, aber sie hatte noch etwas zu erledigen. Mit einem mulmigen Gefühl in den Knochen schloss sie zu dem Wissenschaftler auf, der die Frechheit besessen hatte, nicht auf sie zu warten, und warf ihm einen giftigen Blick zu.
Es ging durch einen weiteren Gang, dann waren sie am Ziel.
Hinter der Tür verbarg sich ein kleiner Raum, vielleicht zwei Mal zwei Meter groß. Er war, im Gegensatz zu den restlichen Räumen hier, komplett schwarz und beinhaltete eigentlich nur zwei Dinge – ein Podest auf der rechten Seite, groß genug für den Koffer, den sie dabei hatte, und eine kleinen Vorrichtung auf der gegenüber liegenden Seite der Tür. Die Apparatur stand auf einer schwarzen Steinsäule und bestand eigentlich nur aus einem Trichter, in dem man wohl ein passendes Gefäß stecken konnte, einen Schalter zum Aktivieren des Ganzen und zwei Rohre, die sich vom Trichter aus an der Säule entlang den Weg nach unten bahnten.
Sie stellte den Koffer auf dem dafür vorgesehenen kleinen Podium ab und drehte sich zu ihrem unliebsamen Begleiter um. Ihr Blick sprach ein weiteres Mal Bände.
„Ich brauch sie hierfür nicht.“
„Aber StarCol…“
„Ich hab gesagt ich brauch sie nicht Donovan! Und jetzt machen sie sich aus dem Staub und warten draußen. Sie sind kein Mitglied der Kriegerkaste und haben kein Recht, dabei zu sein.
Ich werde ihre Ehre nicht dadurch beschmutzen, jemand Unwürdigen dabei gehabt zu haben.“
„StarColonel Sernos, ich muss doch bitten. Sehen sie das Ganze nicht ein wenig zu eng.“ Erwiderte Donovan empört.
„Raus hier!“ Die Hand mit dem ausgestreckten Finger Chaiyas zeigt gen Tür.
„Verlassen sie den Raum, bevor ich mich vergesse“
Sichtlich angewidert und in seinem Ego verletzt nickte der Wissenschaftler nur und knirschte leise mit den Zähne, sagte aber zum Glück nichts mehr.
Als er dir Tür hinter sich geschlossen hatte, seufzte Sernos schwer und versuchte sich zu beruhigen. Noch einmal überprüfte sie den korrekten Sitz ihrer Uniform, atmete einmal tief durch und trat an den Koffer heran.
Angespannt legte sie beide Hände auf dessen Oberfläche, öffnete die beiden Clips mit ihren Daumen und lies den Deckel aufspringen. In einer weichen und schützenden Neoporform lag ein einzelner Edelstahlbehälter -Zylinderförmig, nicht länger als zwanzig Zentimeter, mit einem Durchmesser von guten fünf Zentimeter und gefüllt mit einer seltsamen, grauen Flüssigkeit.
Voller Ehrfurcht hob sie den Zylinder aus der Form und wand sich nach links, macht einen Schritt vorwärts und steckte ihn behutsam auf die dafür vorgesehene Vorrichtung. Das Indikatorlicht am Fuße des Zylinders leuchtete schwach rot auf.
„Wir kehren dahin zurück, von wo wir kamen. Aus dem Tank geboren kehrst du dorthin wieder zurück. “ intonierte die mit kräftiger Stimme und betätigte in einer respektvollen Geste den Knopf der Vorrichtung, bevor sie stillstand und die Hand zum militärischen Gruß an die Stirn hob.
„Wir nehmen Leben. Jetzt hast du die Chance, neues Leben zu geben. Nutze sie gut.“
Zwei Sekunden nachdem sie den Mechanismus in Gang gesetzt hatte erklang ein leises, kaum wahrnehmbares Summen, das rote Licht wechselte auf ein sanftes Blau und die Flüssigkeit wurde langsam in den Trichter gesaugt.
„Mach es gut Cara Richards.
Danke ..“
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325th Galaxy-Headquarter, Ilos-Prime
Ilos, Homeworld Cluster
Die Ereignisse von Virmire lagen nun schon fast eine Woche zurück, die Schmerzen waren immer noch da. Die Medikamente halfen da auch nur rudimentär. Vor allem die Zwerchfellhernie bereitete ihr immer noch Probleme.
Vor zwei Tagen hatte sie Cara Richards die letzte, die größte Ehre erwiesen. Nur sehr wenige Kriegerinnen durften sich glücklich schätzen, dass ihre sterblichen Überreste der Nährlösung für die neuen Züchtungen hinzugefügt wurde. Die Erinnerungen an sie waren ebenfalls noch da. Zwar hatte sie nicht übermäßig viel Kontakt mit ihr gehabt,aber die wenigen intimen Momente waren dafür um so intensiver gewesen. Chaiya Sernos verzog das Gesicht ein wenig und zog die dunkelgraue Jacke ihrer Felduniform über den immer noch bandagierten Arm.
Eine Schande, dass sie nicht mehr da war. Sie war ein gut NovaCommander gewesen und nicht nur der StarColonel hatte ihre eine große Karriere vorausgesagt. Aber so war nun mal ihr Leben - der Tod wartete an jeder Ecke. Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt und hatte Großes geleistet. Nur leider war ihr Ableben nicht einer Kriegerin würdig gewesen. Eigentlich war schon alles vorbei gewesen und dann - so was. So was Unnötiges, so was Verschwenderisches. Es machte sie noch fast verrückt. Warum? Warum so? Wutentbrannt griff sie nach dem erst besten Gegenstand in ihrer Reichweite - eine Vasenreplik - und schleuderte sie quer durch den Raum gen Küche, wo sie an der Kühlschranktür zerschellte.
„VERDAMMTE SCHEISSE!!“ brüllte Chaiya ihren Zorn und die Trauer über den Verlust in die Welt hinaus und sank auf die Knie. Mit geballten Fäusten stützt sie sich auf dem kalten Boden ab und schloss die Augen. Schweigend hockte sie da und hatte große Mühe, sich zu beherrschen.
Es vergingen einige Minuten, bis sie sich schließlich wieder beruhigt hatte. Langsam wurde sie wieder Herrin über sich selbst, blickte auf ihr Bett zurück und gönnte sich ein leichtes, wehleidiges Schmunzeln; dann erhob sich die rothaarige Frau wieder und machte sich auf den Weg zu ihrem Vorgesetzten. Immerhin war sie eine Kriegerin. Der Tod war ihr Geschäft, Verlust ihr ständiger Begleiter.
Im Vorbeigehen schnappte sie sich aus der Schale neben der Tür noch schnell ihr Medikamentendöschen und schluckte zwei der gelben Pillen. Ob die Dinger auch irgendwann mal Wirkung zeigen würden?
In Gedanken darüber, was GalaxyCommander Ryn nun von ihr wollte, trat sie auf den Gang hinaus, wandte sich nach rechts und schlenderte zum Besprechungsraum A1.
Auf dem Weg über den Zwinger, wie der große Übungsplatz auch genannt wurde, traf sie auf Samuel, der die ehrenvolle Aufgabe hatte, das Denkmal der Krieger in der Mitte des Platzes zu bewachen. Seine Unlust konnte man förmlich spüren.
Mit einem hämischen Grinsen näherte sie sich in einem toten Winkel dem Mann in seinem HardSuit.
„Soldat! Stillgestanden! Das hier ist keine Schulveranstaltung. Sie sind im Dienst und nehmen sie Haltung an, ansonsten melde ich sie dem nächsten Void den ich sehe!!“
Sichtlich überrascht zuckte der Mann zusammen um kurz danach, wie befohlen, still zu stehen.
„ Entschuldigen sie M’am. Es wird nicht wieder vorkommen. Werden sie mich wirklich melden?“
„Neg, Samuel.“ brachte die Frau lachend hervor und trat in sein Sichtfeld.
„StarColonel, ich hätte es wissen müssen ..“ erwiderte er ihr mit einem leicht genervten Unterton. Nachdem er nun wusste, wer ihn da angeschnauzt hatte, entspannte sich der Krieger wieder und nahm eine lockere Haltung ein.
„Wir sind nicht alle perfekt, nicht wahr StreakCommander?“ Mit vor der Brust verschränkten Armen musterte die Frau den Mann mit ihrer typischen, hoch erhobenen kritischen Augenbraue.
„Pos. Da haben sie wohl Recht.“ Brachte er freundlich hervor. Seine Miene konnte man aufgrund des geschlossenen Vollhelms nicht erkennen. Er schien aber gelassen zu sein.
„Wie geht es ihnen?“
„Mir ging es schon mal besser, aber machen sie sich keine Sorgen. Beim nächsten Einsatz werde ich sie und ihre Leute wieder durch die Gegend scheuchen können!“ der StarColonel grinste kurz, klopfte Samuel dann fast kameradschaftlich auf die Schulter.
„Machen sie weiter StreakCommander, ich hab noch eine Besprechung vor mir.“
Zackig salutierte der Krieger und nickt im Anschluss flüchtig.
„Pos, aber sicher M’am, passen sie auf sich auf.“
„Immer doch Samuel, immer doch.“
Dann hob auch sie die Hand zum militärischen Gruß, wand sich von der Wache aber und stapfte weiter ihres Weges.
Die Tür war offen.
Chaiya pochte mit der geschlossenen Hand an die Wand um auf sich aufmerksam zu machen.
„Kommen sie rein StarColonel und schließen sie die Tür hinter sich.“ ertönte eine kräftige Stimme von drinnen.
Gesagt, getan. Die Kriegerin betrat den Besprechungsraum – ein ziemlich spartanisch eingerichteter Quader mit grob sechs Metern Seitenlänge, einem großen Holotank in der Mitte, der den meisten Platz hier einnahm und einigen festmontierten Stahlbänken ohne Polsterung die sich um den Mittelpunkt anordneten.
GalaxyCommander Frederick Ryn der sie rein gebeten hatte, war nicht alleine. Welch Überraschung. Drei weitere Personen waren ebenfalls anwesend.
Da war zu einem Ashley Connor, die Pariah. Sernos kannte sie recht gut und nickte ihr zu. Aber was wollte sie hier? Normalerweise waren die Ausgestoßenen nicht dazu privilegiert bei wichtigen Besprechungen anwesend zu sein. Sie bekamen ihre Aufträge eigentlich ohne dass sie dazu etwas sagen dürften. Aber der Pariah-Status Connors war eh etwas, dem Sernos schon immer kritisch gegenüber stand. Sie hatte so etwas nicht verdient. Vielmehr hätte man sie zum GalaxyCommander befördern müssen …
Die zweite Person kannte sie ebenfalls. StarAdmiral Alexander Keer. Ein großer, leicht untersetzter Mann, der den Gerüchten Zufolge mittlerweile mehr Cyborg war als Turianer. Was bei ihm alles durch Bionics ersetzt worden war, wusste Chaiya nicht, und genau genommen interessierte sie es auch nicht. Keer machte immer einen guten Job, er war beliebt bei seinen Leuten und hatte ein paar der besten Raumschiffpiloten, die ihre Lizenz zum Fliegen noch nicht verloren hatten, unter seinem Kommando. Wenn er hier war, konnte es sich eigentlich nur um etwas Besonderes handeln. Mitglieder der Navy waren eigentlich nie bei Besprechungen der Bodentruppen anwesend; und wenn, dann nur wenn eine Großoffensive anstand, die ein komplexes Zusammenspiel zwischen den beiden Truppengattungen erforderte - aber die gab es nicht, oder hatte sie irgendetwas verpasst?
Die dritte Person im Bunde war eine groß gewachsene Blondine, die eigentlich nur von Keer überragt wurde und von der sie nur Gerüchte gehört hatte. Void Alexa Payne, eine der wenigen, die einen vollständigen Namen besaß. Ihr Ruf eilte ihr voraus - eiskalt, wunderschön und kalkulierend, mit einem ausgezeichneten Gespür für Taktik und Strategie. Aber offenbar wusste sie auch, wann es angebracht war, die Regeln mal ein wenig individueller auszulegen- etwas zu dem leider nicht jeder Void fähig war; sie war also das genaue Gegenteil von diesem Idiot Xanjitsu. Hübsch war sie, das konnte man nicht von der Hand weisen. In ihrer nachtschwarzen Felduniform mit den blutroten Litzen machte sie durchaus eine gute Figur; daran konnte auch die lange Narbe, die sich von der linken Schläfe bis fast zum Kinn zog nichts ändern, aber das spielte jetzt keine Rolle. Später vielleicht, aber nicht jetzt.
Und dann war da natürlich auch noch ihr Vorgesetzter, der GalaxyCommander.
Mittlerweile war er ein wenig in die Jahre gekommen und sein kurzgeschorenes Haar zeigte schon die ersten, grauen Strähnen – all das tat seiner Klasse und der Inbrunst, mit der er an seine Aufgaben heran ging keinen Abbruch. So mancher Welpe konnte sich von ihm ruhig ein Stück abschneiden.
Die Vier standen in einem Halbkreis um den Holotank herum und schienen nur auf Sernos gewartet zu haben. Keer und Payne hatten die Arme vor der Brust verschränkt und wirkten gelassen, aber nicht desinteressiert, Connor vergrub die Hände in den Taschen ihrer Feldjacke und schien fast gelangweilt zu sein während Ryn mit hinter dem Rücken verschränkten Hände zu dem StarColonel hinüber blickte.
Auf Formalitäten wurde verzichtet und niemand salutierte vor dem anderen.
„Ich hoffe, es geht ihnen besser, StarColonel Sernos?“
Die Angesprochene nickt langsam „Den Umständen entsprechend. Danke der Nachfrage GalaxyCommander. Ich mache mir nur Gedanken um die Vorfälle auf Virmire.“
Keer räusperte sich.
„Es war nicht ihre Schuld. Der Tod Cara Richards‘ war leider …“
„Nein Sir, darum geht es mir nicht“ unterbracht Sernos den StarAdmiral, bevor er noch weiter in die falsche Richtung driftete.
„Einerseits hatte das Ganze einen fahlen Beigeschmack einer groß angelegten Falle, andererseits..“
„Ihr Verstand scheint wieder auf der Höhe zu sein ..“ warf die Blondine in die kleine Pause ein, die entstand als die Rednerin eine ihrer Schmerzpillen nehmen musste.
„Danke Void.“ Gab sie ihr ein wenig gereizt zurück, sprach dann aber weiter.
„Andererseits mache ich mir Gedanken um Void Xanjitsu. Ich habe erfahren, was passierte, bevor Cara Richards zu ihrem Entsatzangriff aufgebrochen ist. Und jetzt ..“
„Machen sie sich keine Sorgen StarColonel.“ Payne gönnte sich ein abfälliges Lächeln als sie Rothaarige ein weiteres Mal unterbrach, „um Xanjitsu werde ich mich kümmern. Das ist nicht mehr ihr Problem.“
Ein wenig verwirrt ob dieser Ansage und dem flüchtigen Zwinkern, das die Void ihren Worten noch hinterher geworfen hatte, nickte die Angesprochene, konnte aber nicht darauf antworten.
„Nun, da auch das geklärt wäre – willkommen zurück im Dienst, StarColonel. Ihr nächster Auftrag wartet bereits“
Chaiya nickt, bliebt aber kritisch. Ein neuer Auftrag – das war nun nichts Besonderes. Damit hatte sie bereits gerechnet. Eine Frage aber bliebt – warum waren die anderen Drei hier?
„Wie Alexa es schon richtig erkannt hat – zum Glück funktioniert ihr Verstand tadellos. Sie hatten Recht. Virmire war eine Falle und wir sind hinein getappt, weil wir uns auf die Daten verlassen haben, die uns unser Geheimdienst besorgt hat.
Wie sie sich bereits denken können – die Daten waren natürlich gefälscht.
Aber jetzt haben wir einen Ansatzpunkt.“
Mit einem zufriedenen Lächeln betätigte der GalaxyCommander einen Knopf an der Steuerkonsole des Holotanks. Blau leuchtend und leise summen erwachte dieser zum Leben.
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