Studiengebuehren in UK und anderswo

Sind Studiengebuehren gerechtfertigt?


  • Umfrageteilnehmer
    62
Zudem ist die Leistung, die für ein solches Studium erbracht werden muss, im Grunde lächerlich.
:huh: Nicht wirklich. Nur weil Laberwissenschaften wenig bis nichts produzieren, sind sie noch lange nicht weltfremd. Leistungen muessen hier auch erbracht werden und das immer wieder. Vergleicht man mal eine Diss in Medizin mit einer in Geisteswissenschaft so faellt doch der Aufwand auf, der auch dort getrieben werden muss. Philosophie ist ja nicht nur gleich Stricken, Kaeffchen und mal ne Hausarbeit verspaetet abgeben.
Und da bei solchen Studenten, irgendwo logischerweise, die Arbeitsplatzaussichten eher gering sind, belastet man damit ein Stück weit die Gesellschaft. Dies könnte ein wenig durch Studiengebühren aufgefangen werden.
Die fachgebundenen Arbeitsaussichten in dem Bereich sind nicht so berauschend und in den Naturwissenschaften kann man immer noch mal "in die Industrie" gehen - als Archaeologe ist das dann unethisches Schatzsuchen 🙂))...und man ist raus aus dem Fach.
Hinzu kommt das Problem, dass selbst wenn es nur BWLer/Juristen/Ingenieure geben wuerde, der Bodensatz dann genauso durchfaellt und dem 1. Arbeitsmarkt (oder den Topjobs) hinterherhinkt. Auch viele Absolventen von teuren Unis haengen in der momentanen Finanzkrise in GB/USA hinterher.

Die Studis in England haben meine volle Solidarität.
Leider waren auf den letzten Demos in York mehr Cops als Studis da (der Rest war wohl arbeiten, anschaffen oder am Studieren...<_<).
 
@God-O-Thunder [Blackorc auch, aber ohne Direktzitation]:
Nun, mag ja sein, dass ich auf dem Schlauch stehe, aber wo liegt denn der, sei er auch nur mittelbare, Nutzen der Geisteswissenschaften?
Im unmittelbarsten Sinne natürlich die Textbearbeitung jeglicher Art: von einer zügigen Analyse bis hin zu einer aufwendigen intertextuellen Interpretation - kurzum: die Reflektionstätigkeit. Hierbei handelt es sich um den vornehmsten und zugleich auch am häufigsten ausgeübten Teilbereich jeglicher textbasierter Geisteswissenschaft, deren Bedeutung aber in jeder Wissenschaft benötigt wird. Die dazu nötigen Instrumentarien (ob nun ein Text hermetisch oder interdisziplinär ausgelegt wird, biographisch oder ideologisch) müssen freilich erst erworben werden.
Wenn wir konkreter werden (nehmen wir doch die Philosophie), finden wir auch den allerweltlichsten aller Anwendungsbereiche: Ethik - ob nun pränatal, bei Tieren, im Recht (worauf wir übrigens dauernd rekurrieren, ohne es eigentlich zu merken) oder in der Neurologie (die auch eine eigenständige Industrie der Epistemologen am Laufen erhält). Das findet Einklang in unserem normativen Gefüge, ob die von der Philosophie ausgehenden Fäden dabei selbstevident sind oder nicht.
Dass andere Teilbereiche wie Metaphysik, Politphilosophie oder reine Epistemologie sich womöglich nicht auf Heller und Pfennig berechnen lassen, mag richtig sein, ist aber doch der denkbar falsche Ansatz einer wie auch immer gearteten Unterscheidung - sollen Professoren der diskreten Geometrie, der Soziologie oder der Zoologie, die keine "echten Resultate" bringen, demnächst auch die Gelder gestrichen werden? Die Erweiterung des menschlichen Horizonts macht sich in einer strikt durchökonomisierten Welt vielleicht nicht mehr so gut, hilft aber ungemein dabei, ein demokratisches (günstigenfalls auch liberales) System am Leben zu erhalten. Presse-, Religions- und Gedankenfreiheit, Gleichberechtigung der Geschlechter oder überhaupt ein solides Rechtssystem findest Du nicht in Ländern, deren geisteswissenschaftliche Tradition nicht oder kaum ausgeprägt sind: die Frage ist eben, ob Du in guten materiellen Verhältnissen leben willst, aber letztlich eine Drohne bleibst, ohne Bildung, ohne kritischen Verstand. Eine freie Gesellschaft konstituiert sich nicht von selbst.
Zudem ist die Leistung, die für ein solches Studium erbracht werden muss, im Grunde lächerlich.
Da stimme ich Dir sogar zu, aber das ist ja gerade die Folge, die aus der systematischen Vernachlässigung der Geisteswissenschaften resultiert. Weil der Schwierigkeitsgrad bereits in der Schule denkbar niedrig gehalten wird, muss die Universität erst einmal den Notstand verwalten, anstatt elaborierte Inhalte anzubieten. Wie soll man denn auch komplexere Texte bearbeiten, wenn die Lesefähigkeit nur noch rudimentär ausgeprägt ist? Wie sollen vielschichtige Perspektiven erläutert werden, wenn keinerlei Hintergrundwissen bei den Studenten vorliegt? An zu einfachen Werken der großen Denker liegt es sicherlich nicht.
NaWi mögen sozial etwas isoliert dastehen, sind jedoch im Prinzip die einzigen Dinge, die die westliche Welt irgendwo oben halten - wir wären ohne die Entwicklung des Kommunismus ausgekommen, aber eine moderne Welt ohne die Erfindung der Dampfmaschine kann ich mir schwer vorstellen.
S.o. - materialistisch ist das richtig, aber wie erstrebenswert ein solcher Zustand in einem restriktiven System ist, ist eine ganz andere Frage. Natürlich gibt es wenige Stellengesuche der Art "Philosoph für Vorstandsetage gesucht", und der "Erfolg" der bildenden oder "geistessublimierenden" Künste zahlt sich nicht "direkt" aus, das kann aber nicht im Umkehrschluss heißen, dass sich diese nicht rechneten. Nur weil etwas nicht in einer Buchhaltung mit nackten Zahlenkolonnen ausgeführt werden kann, heißt das noch nicht, dass eine Nutzlosigkeit das Ergebnis wäre.
Ich finde im Übrigen manche Fakultäten auch ziemlich überflüssig, "Gender Studies" oder "Moderne Kunst" sind für mich Fächer, die die Welt nicht braucht, aber ich bin gleichwohl der Auffassung, dass wir an Bildung dieser Art nun wirklich nicht sparen sollten. Wenn man sieht, welche Summen in Milliardenhöhe jedes Jahr für ziemlich nutzlose Tätigkeiten/Institutionen (die Bundeswehr z.B. 🙄😀) gesteckt werden, muss das Geld für entsprechende Fächer auch drin sein - und [ab jetzt: cum grano salis] ich bin mir sicher, Dein "Herbert S." arbeitet lieber für deutsche Philosophen als für irische Banker. 😀
 
wobei ich mir auch grundsätzlich die Frage stelle ob manche Studiengänge, sagen wir mal div. NaWis, Ingenieure usw. nicht vllt. weniger zahlen sollten als unnützes Zeug wie ein alleiniges Philosophiestudium oder gänzlich lebensferne Dinge wie irgendwelche fernöstlichen Geschichtssachen...
Scherzkeks. Die Geisteswissenschaftler subventionieren die NaWis ohnehin schon mit ihren Gebühren. Ist dir bewusst, was ein Physiker oder Biologe im Vergleich zu einem Anglisten in der Ausbildung kostet? Wenn ich sehe, was das Zeug kostet, was meine Freundin für ihre Diplomanden bestellt, wird mir schwarz vor Augen. Da kann ein Fehlschlag bei nem Routineexperiment in die Tausende gehen. Und Fehlschläge gibt es natürlich zuhauf, da die erst mal die Methoden lernen müssen. Und nicht jeder Ingenieur oder NaWi erfindet am Ende was Tolles. Vielleicht sollte man da mehr sieben, damit diese "Versager" während ihrer Ausbildung keine Millionen verbrennen...😉. Klar, worauf ich hinaus will?

Davon abgesehen braucht die Welt sehr wohl unter anderem Kulturwissenschaftler. Weißt du zB, in wie viele Fettnäpfchen du latschen kannst, wenn du mit Leuten aus anderen Kulturkreisen zu tun hast? Das fängt bei den Briten schon an, dazu muss man nicht bis nach China. Und das ist sehr wohl von wirtschaftlichem Interesse. Ebenso sind die Sprachwissenschaften und die Psychologie wichtig. Und auch Philosophen finden bei großen Unternehmen Anstellungen, wenn sie denn gut genug sind - weil sie um die Ecke denken können.

Damit möchte ich der Studie aus dem Spiegel-Artikel widersprechen, in welcher ja angeführt wurde, dass Studenten teilweise unter 20 Wochenstunden investieren.
Als ich noch Soziologie studiert habe (was in dem Fall im Grundstudium deckungsgleich mit dem BWL-Grundstudium war, da die Uni eben kein Laberfach draus machen wollte), war der Ansatz 64 SWS bis zum Vordiplom nach dem 4. Semester, ergo 16 SWS pro Semester. Im Bachelor hatte ich die 64 SWS im 3. Semester voll, davon waren 2 Sitzscheine. Im Vordiplom war fast alles ein Sitzschein.
Vergleiche Uni-FH nach Diplom kann man nicht ziehen, die FHs hatten damals eigentlich durchgängig mehr SWS, aber weniger Niveau.

Vergleicht man mal eine Diss in Medizin mit einer in Geisteswissenschaft so faellt doch der Aufwand auf, der auch dort getrieben werden muss.
Die Medizin-Diss ist im Vergleich zu so ziemlich allem ein Witz. Der Doktortitel da ist in den meisten Fällen hinterhergeschmissen. 3 Monate Statistiken auswerten, ROFL.

Zudem ist die Leistung, die für ein solches Studium erbracht werden muss, im Grunde lächerlich.
ROFL. Ich vermute, du kennst keine Geisteswissenschaftler und kannst den Arbeitsaufwand nicht einschätzen. Ich muss dich enttäuschen, die meisten Naturwissenschaftler müssen weder mehr lernen noch mehr denken und eure Studiengänge sind auch voll unnützem Müll (gerade die Biologen sollten davon ein Lied singen können; mal als Beispiel: meine Freundin ist Molekularbiologin und darf sich für ihre Doktorprüfung Vorlesungen über Schwämme reinziehen, weil einer von den Prüfern die geil findet. Relevanz?). Ich maße mir einfach mal an, das einschätzen zu können, weil 90% meines Bekanntenkreises Physiker, Chemiker und Biologen sind. Der weiße Elefant als Sprachwissenschaftler bin dort ich.

Germanistik, Geschichte usw studieren soll - wir leben in einem freien Land, und wer daran interessiert ist sollte die Möglichkeit kriegen, sich in diesen Bereichen fortzubilden. Man sollte aber nicht außer Acht lassen, dass dieses Studium all jene, die arbeiten, finanziell belastet
Klar, wer braucht schon Deutschlehrer. Oder Geschichte...man kann ja einfach alles noch mal machen, was früher schon nicht geklappt hat. Oder wie wär's ohne Sprachen so allgemein? Der Versuch, eine Maschine an einen Chinesen zu verkaufen, der deinen Vertrag nicht lesen kann und den du nicht verstehst, dürfte interessant sein, da man da nicht Tee gegen Silber tauscht. Dafür gibt's dann Sinologen (oder bei den Chinesen Germanisten 😉. Oder bei beiden Leute, die vernünftig Englisch können, was bei Ingenieuren und NaWis eine massive Achillesferse zu sein scheint, wenn ich deren Vorlesungen sehe. Von denen würde ich überhaupt nichts kaufen, wenn sie die Beschreibungen so formulieren, wie sie Vorträge halten. Ich bin vielleicht scheiße im Rechnen, aber ich kann mich vor 200 Leute stellen und denen in einer Fremdsprache ohne grauenhaften Akzent Sachverhalte klarmachen und dabei sogar jemandem in die Augen gucken).
Mal ehrlich, wie engstirnig kann ein Ausblick auf die Welt sein?


Ansonsten: ich denke, diese Studiengebühren in der Höhe blühen uns auch noch. Das ganze "mehr Bildung" ist doch Gelaber. Die Reste der Mittelschicht und die Oberschicht schützen auf diese Art und Weise ihren Nachwuchs vor der Konkurrenz, so viele "Schlaue" braucht dann auch wieder keiner.
Das momentane Niveau hier ist für jeden zu stemmen und hat meiner Meinung nach durchaus positive Effekte - zumindest bei uns an der Uni. Dabei sollte es aber auch bleiben.
 
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für ziemlich nutzlose Tätigkeiten/Institutionen (die Bundeswehr z.B. ) gesteckt werden,
Da muss ich aber mal sagen, dass die ganzen Ingenieure, die all die Panzer, Laserwaffen, A400M, Eurofighter und Brennstoffzellenuboote designen dadurch ja eben ihre Jobs in diesem Bereich haben. Ansonsten waeren es ohne Krieg bestimmt Philosophen geworden...
Trotzdem ist Sicherheit, Versorgungssicherheit und aussenpolitische Selbstbestimmung (jaja) (und damit auch die Bundeswehr) nun mal notwendig, auch wenn es in Deutschland keine Oelquellen gibt und nennenswerte Bodenschaetze schon ausgelutscht sind. Feind Rot koennte ja die Philosophische Fakultaet der Uni Bielefeld einnehmen und besetzen...
 
Scherzkeks. Die Geisteswissenschaftler subventionieren die NaWis ohnehin schon mit ihren Gebühren. Ist dir bewusst, was ein Physiker oder Biologe im Vergleich zu einem Anglisten in der Ausbildung kostet? Wenn ich sehe, was das Zeug kostet, was meine Freundin für ihre Diplomanden bestellt, wird mir schwarz vor Augen. Da kann ein Fehlschlag bei nem Routineexperiment in die Tausende gehen. Und Fehlschläge gibt es natürlich zuhauf, da die erst mal die Methoden lernen müssen. Und nicht jeder Ingenieur oder NaWi erfindet am Ende was Tolles. Vielleicht sollte man da mehr sieben, damit diese "Versager" während ihrer Ausbildung keine Millionen verbrennen...😉. Klar, worauf ich hinaus will?

Naja, dass dürfte aber etwas kurzfristig gedacht sein...nach dem Studium, und wenns 10 Jahre sind, kommen ja auch 30-40 Jahre Arbeit...Steuern etc. dürften also das Gleichgewicht wieder kippen.

Davon abgesehen braucht die Welt sehr wohl unter anderem Kulturwissenschaftler. Weißt du zB, in wie viele Fettnäpfchen du latschen kannst, wenn du mit Leuten aus anderen Kulturkreisen zu tun hast? Das fängt bei den Briten schon an, dazu muss man nicht bis nach China. Und das ist sehr wohl von wirtschaftlichem Interesse. Ebenso sind die Sprachwissenschaften und die Psychologie wichtig. Und auch Philosophen finden bei großen Unternehmen Anstellungen, wenn sie denn gut genug sind - weil sie um die Ecke denken können.

Ich spreche ihnen ja keine grundsätzliche Daseinsberechtigung ab. Man braucht ja schließlich auch nicht massig viele Mathematiker etc. Oder irgendwelche furchtbar spezialisierten Ingenieure. Oder Sicherheitsfuzzis - aber man braucht sie halt.
Aber schau dir mal die Studentenzahlen an...die sagen "GeWi beschränken, NaWi fördern!". Es ist einfach wahrscheinlicher, dass 10 Chemiker eine Anstellung finden, als dass es 10 Philosophen in der selben Zeit schaffen. Man sehe dabei von Taxifahren ab ;-)

ROFL. Ich vermute, du kennst keine Geisteswissenschaftler und kannst den Arbeitsaufwand nicht einschätzen. Ich muss dich enttäuschen, die meisten Naturwissenschaftler müssen weder mehr lernen noch mehr denken und eure Studiengänge sind auch voll unnützem Müll (gerade die Biologen sollten davon ein Lied singen können; mal als Beispiel: meine Freundin ist Molekularbiologin und darf sich für ihre Doktorprüfung Vorlesungen über Schwämme reinziehen, weil einer von den Prüfern die geil findet. Relevanz?). Ich maße mir einfach mal an, das einschätzen zu können, weil 90% meines Bekanntenkreises Physiker, Chemiker und Biologen sind. Der weiße Elefant als Sprachwissenschaftler bin dort ich.

Naja, ich kenne einen, der Philosophie und Kunst auf Lehramt macht ;-) der hat so viel Zeit und Aufwand, dass er zur Auffüllung seiner Zeit noch Latein studieren will. Und auch ein paar andere (sekundär über oben genannten). Aber unnützen Müll haben wir sicherlich auch...




Klar, wer braucht schon Deutschlehrer. Oder Geschichte...man kann ja einfach alles noch mal machen, was früher schon nicht geklappt hat. Oder wie wär's ohne Sprachen so allgemein? Der Versuch, eine Maschine an einen Chinesen zu verkaufen, der deinen Vertrag nicht lesen kann und den du nicht verstehst, dürfte interessant sein, da man da nicht Tee gegen Silber tauscht. Dafür gibt's dann Sinologen (oder bei den Chinesen Germanisten 😉. Oder bei beiden Leute, die vernünftig Englisch können, was bei Ingenieuren und NaWis eine massive Achillesferse zu sein scheint, wenn ich deren Vorlesungen sehe. Von denen würde ich überhaupt nichts kaufen, wenn sie die Beschreibungen so formulieren, wie sie Vorträge halten. Ich bin vielleicht scheiße im Rechnen, aber ich kann mich vor 200 Leute stellen und denen in einer Fremdsprache ohne grauenhaften Akzent Sachverhalte klarmachen und dabei sogar jemandem in die Augen gucken).
Mal ehrlich, wie engstirnig kann ein Ausblick auf die Welt sein?

1. bezog sich der Beitrag in 1. Linie auf Leute, die nur ein einzelnes GeWi-Fach studieren, was Lehrer im Prinzip schon mal ausschließt. Wobei man auch an denen in diesen Fächern in NRW einen gewissen ÜBerschuss hat...
2. ist wie gesagt der Bedarf ein anderer. Wie viele Leute braucht man in einer Firma zur a) Entwicklung, Produktion etc und b) zur Präsentation an Chinesen?

Davon ganz ab brauche ich keinen Anglisten um mit einem Engländer auf normalen- leicht gehobenem Niveau zu kommunizieren. Dafür gäbe es eigentlich die schulische Ausbildung...über deren Qualität muss man aber an dieser Stelle nicht reden.
Und so, bzw. ähnlich, verhält es sich mit vielem. Geschichte kann sich jeder selber beibringen und mit einer gewissen kritischen Denkweise, die man schwerlich lehren kann, kann man sie auch reflektieren. Im Umkehrschluss dürfte aber nicht jeder Geschichtsstudent verstehen, was denn bei chemischen Reaktionen aller Art vorgeht. Wobei es natürlich nicht bedeutet, dass ein Geschichtsstudent dümmer oder nutzlos ist...nur für alles Außerhalb von Lehren und kleinen Spezialbereichen recht überflüssig. Wieder einmal: Bedarf und Angebot sind nicht im Gleichgewicht ;-)
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Davon ganz ab brauche ich keinen Anglisten um mit einem Engländer auf normalen- leicht gehobenem Niveau zu kommunizieren
😉. Das sagen alle...Dunning-Kruger-Effekt, sage ich dazu. Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, ihr sprachliches Niveau korrekt einzuschätzen. Davon abgesehen schadet ein wenig Kulturwissenschaft nicht.

und mit einer gewissen kritischen Denkweise, die man schwerlich lehren kann,
Noch ein Fehlschluss. Das ist zB eins der Ziele der Geschichtswissenschaften, Politologie und Philosophie.

2. ist wie gesagt der Bedarf ein anderer. Wie viele Leute braucht man in einer Firma zur a) Entwicklung, Produktion etc und b) zur Präsentation an Chinesen?
Vergleiche die Studienzahlen der Sprachwissenschaften mit den Ingenieuren und staune. Wenn es überhaupt sinnlose Studiengänge gibt, dann dürfte das wohl am ehesten "irgendwas mit Medien" sein...
 
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😉. Das sagen alle...Dunning-Kruger-Effekt, sage ich dazu. Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, ihr sprachliches Niveau korrekt einzuschätzen. Davon abgesehen schadet ein wenig Kulturwissenschaft nicht.

Schadet sicher nicht, ihr kann nur schwerlich ein Wert zugeordnet werden. Was diesen Effekt angeht...nunja, die komplette höhere Fachliteratur für NaWi ist für gewöhnlich englisch, da dies nicht simple english ist kann also auch ein NaWi-Student nicht völlig unbegabt sein. Klar, seine Aussprache wird nicht gehobenen Ansprüchen genügen, aber es gibt auch kaum Engländer, die meinen Ansprüchen an die Aussprache der deutschen Sprache gerecht werden.

Noch ein Fehlschluss. Das ist zB eins der Ziele der Geschichtswissenschaften, Politologie und Philosophie.

Naja, du kannst Leuten beibringen, in welchen Bahnen sie zu denken haben, niemals jedoch das Konzept des Denkens. Nicht umsonst kommen nur wenige Leute mit der Physik klar, weil es eben für 99% der Menschheit ein Buch mit 7 Siegeln ist, selbst wenn man ein naturwissenschaftliches Fach studiert.

Vergleiche die Studienzahlen der Sprachwissenschaften mit den Ingenieuren und staune.

Vergleiche Studienzahlen der "Franzosen" mit den Chemikern im, sagen wir mal, ca. 5. Semester und staune ;-) es ist immer eine Sache des herausgepickten Studiengangs. Wenn ich die Zahl der Sinologen mit der der Lebensmittelchemikern vergleiche kann ich keine aussagekräftige Zahl erwarten.
 
Und so, bzw. ähnlich, verhält es sich mit vielem. Geschichte kann sich jeder selber beibringen und mit einer gewissen kritischen Denkweise, die man schwerlich lehren kann, kann man sie auch reflektieren. Im Umkehrschluss dürfte aber nicht jeder Geschichtsstudent verstehen, was denn bei chemischen Reaktionen aller Art vorgeht.[...]
Nicht umsonst kommen nur wenige Leute mit der Physik klar[...]
Ganz sicher, dass da nicht wieder der eingangs erwähnte Dünkel der Naturwissenschaftler hintersteckt? Man könnte bei solchen Ausführungen glatt meinen, dass ein jeder Hegel oder Joyce verstehen könnte, wenn er denn wollte (sind ja nur ein Buchstaben, die sich zu Sätzen formen), aber die Sätze der Thermodynamik nur ein erlauchter Kreis beherrscht - und dabei handelt es sich offensichtlich um fragwürdige Einbildung.

@Bloodknight:
Und auch Philosophen finden bei großen Unternehmen Anstellungen, wenn sie denn gut genug sind - weil sie um die Ecke denken können.
Bei allem Respekt für Deinen exzellenten, kolossalen Beitrag: das ist nach meinem Dafürhalten auch mehr urbaner Mythos als Realität - es wird zwar allenthalben propagiert, aber wenn man sich reelle Beispiele dafür sucht, wird die Luft um diese Aussage eher dünn. 😉
 
Ganz sicher, dass da nicht wieder der eingangs erwähnte Dünkel der Naturwissenschaftler hintersteckt? Man könnte bei solchen Ausführungen glatt meinen, dass ein jeder Hegel oder Joyce verstehen könnte, wenn er denn wollte (sind ja nur ein Buchstaben, die sich zu Sätzen formen), aber die Sätze der Thermodynamik nur ein erlauchter Kreis beherrscht - und dabei handelt es sich offensichtlich um fragwürdige Einbildung.

Evtl. ein wenig - es ist aber eine Frage, in wiefern man das vergleichen kann. Die Thermodynamik ist für mich das Äquivalent zur grundsätzlichen Kenntnis der Märzrevolution, z.B. Absoluter Grundstock ;-) Aber seien wir uns einfach einig, dass wir uneinig sind - logisch, dass sich NaWis für sehr wichtig und unersetzlich halten, während die GeWis selbiges von sich denken.
 
Schon klar, aber der durchschnittliche Philosoph verfolgt ohnehin eine Uni-Karriere 😉. Der Taxi-Philo ist auch eher ein Mythos.

logisch, dass sich NaWis für sehr wichtig und unersetzlich halten, während die GeWis selbiges von sich denken

Wir GeWis maßen uns aber nicht an, euch für nutzlos zu erklären - weil wir dazu da sind, euch Grenzen aufzuzeigen (Ethik) und euren Kram zu verkaufen 😉.
 
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sich für ihre Doktorprüfung Vorlesungen über Schwämme reinziehen, weil einer von den Prüfern die geil findet. Relevanz?
Klingt nach Rigorousum und nicht nach Verteidigung. Ich hatte auch "Isotopen in der Archaeologie" als Thema bekommen und hatte KEINE Ahnung, was ein Isodings ist. Nun habe ich meinen Spass dran.
Aber ich kenne auch zahlreiche Biologen und Chemiker, die auf dem Arbeitsmarkt noch nichts gefunden haben. Aber immerhin koennen sie dann durch ihr Wissen Drogen herstellen und an die GeWis vertickern...:lol:
Naja, ich kenne einen, der Philosophie und Kunst auf Lehramt macht ;-) der hat so viel Zeit und Aufwand, dass er zur Auffüllung seiner Zeit noch Latein studieren will
Wenn er Zeit hat, sehr gut! Ich war im ersten Semester auch mit fast allen SWS durch (mir hat niemand gesagt, dass man die bis zur Zwischenpruefung braucht), weil ich mich beeilt hatte, trotzdem fehlten dann noch so Exkursionen etc. D.h. man hat Leerlauf gelegentlich, waehrend man auf ein bestimmtes, notwendiges Seminar oder einen Schein wartet um weiterzukommen.

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ist wie gesagt der Bedarf ein anderer. Wie viele Leute braucht man in einer Firma zur a) Entwicklung, Produktion etc und b) zur Präsentation an Chinesen?
Es gibt nur eine Firma - aber VIELE Chinesen...😀
Geschichte kann sich jeder selber beibringen und mit einer gewissen kritischen Denkweise, die man schwerlich lehren kann, kann man sie auch reflektieren. Im Umkehrschluss dürfte aber nicht jeder Geschichtsstudent verstehen, was denn bei chemischen Reaktionen aller Art vorgeht.
WTF:huh:. Das verstehen ja noch nichtmal die Chemiker/Biologen selbst! Ich mache hier als Geschichtler krasseste Isotopenanalysen (habe ich mir mal eben angelesen) und naechsten Sommer kommen Aminosaeuren dran. Also bitte. Wer Hirn hat, kann auch andere Dinge machen - sofern man ein Buch lesen kann.
Ich lese eine Menge Papers, deren Bedeutung ich dann erklären darf, und naturwissenschaftliche Paper sind hauptsächlich Ansammlungen von Fachbegriffen mit simpler Textstruktur.
Schoen im "nature/science" Stil Faktenfaktenfakten und die kuenstlerische Ausschmueckung kommt dann zu kurz (oder eben ins Fachblatt fuer Archaeologen...:lol🙂.
 
Da oute ich mich mal als Grenzgänger zwischen den Studienwelten: 😀

Abgeschlossen haben ich Wirtschaftswissenschaften (also BWL und VWL), betriebswirtschaftliche Steuerlehre (FH-Diplom) und Evangelische Theologie.

Vertieft studiert habe ich weiterhin Jura, Psychologie, Philisophie und Pädagogik.

Durchschnittlich habe ich neben dem Studium immer so ca. 20-30 Stunden gearbeitet. Einzelhandel, Gastronomie, die üblichen StudieJobs eben.

Es besteht in der Tat eine sehr beachtliche Diskrepanz zwischen dem Ansehen eines Studiums und der Arbeit, die dahinter steckt. Jura und BWL verlangt keinen schlauen Geist, sondern nur die Fähigkeit, sich selbst bis auf´s Blut zu foltern zu können. Inhaltlich ist das eher leichte Kost, hat wenig mit richtigem Verstehen zu tun sondern mehr mit bimsen und auswendig lernen.

Philosophie und Theologie sind Wissenschaften des Verstehens, verlangen eine viel höhere mentale Eigenleistung. Gleichzeig, obwohl diese Studiengänge weniger *wert* sind auf dem freien Markt, sind die Leistungsnachweise und Hausarbeiten dort derbe die Hölle gewesen, weil sie eben als *weiche* bzw. *wertlose* Fächer gelten. Und dagegen gehen die Professoren dann mit allen Mitteln vor.

Von den ersten Aussiebscheinen in Wirtschaft mal abgesehen, war das Wirtschaftsstudium um Vergleich zum geisteswissenschaftlichen Studium ein Zuckerschlecken. Dazu kommt, wie BloodKnight auch schon sagte, dass BWLer, Juristen und Geisteswissenschaftler billig sind in der Ausbildung. Diese Studiengruppen subventionieren in der Tat die Biologen, Phsyiker und Chemiker.

Dieses Duell zwischen Geisteswissenschaften und anderen Wissenschaften ist müßig. Gerade ein BWLer oder ein Jurist braucht DRINGEND auch ein paar Semesterwochenstunden Ethik oder Moralerziehung durch ein wie auch immer geartetes geistenwissenschaftliches Fach.

Platon schöpfte aus dem Arbeitsprozess der griechischen Handwerker seine Philosophie:
Tatsächlich produziert der Tischler nicht das Seiende als Material, sondern er verändert nur die Form des Seienden.
Tatsächlich steht zu Beginn seines Arbeitsprozesses schon die „Idee“ des Produkts als Arbeitsplan. Im Arbeitsprozess wird diese Idee nachgearbeitet und verwirklicht.
Dieses griechische Handwerkerdenken übertrug Platon auf die gesamte Natur und kam so zur Präexistenz der Ideen und zu seinem „Handwerkergott“.
Diese griechische Handwerkerphilosophie wurde die Basis der europäischen Philosophie.

Umgekehrt kann auch dem hochgeistigen Geisteswissenschaftler es nichts schaden, wenn er sich mit den Zusammenhängen der Wirtschaft auskennt. Vielleicht lässt sich folgendes konstatieren: Die Geisteswissenschaften als solche haben keinen Nutzen mehr an sich! Das muss ich einfach mal knallhart so formulieren. Aber es sind notwendige Hilfswissenschaften, die der Entscheidungsfindung dienen. Aber einen Prof, der nur über Kant labern kann und sonst nix, kann und konnte ich auch einfach NIE ernstnehmen. Umgekehrt galt das auch für den karrieregeilen BWL oder Jura-Jungprof, der außer seinem Fachgebiet auch NICHTS drauf hatte.

Darum finde ich die Idee hinter dam Master/Bachelor System grundsätzlich gut! Wenn sie nur klappen würde...


@Topic
WENN die Gelder da ankommen würden, wo sie wirklich gebraucht werden, dann wäre alles gut! Grundsätzlich bin ich auch der Überzeugung, dass alles, was nichts kostet, keinen Wert hat. Aus diesem Grund finde ich auch die Praxisgebühr gut, weil dieser kleine Preis von xx Euro pro Quartal hat die Menschen dafür sensibilisiert, dass medizinische Versorgung ein hohes Gut ist. Das gleich gilt für die Studiengebühren. Mir wird hier immer vergessen zu erwähnen, dass es ja auch sehr günstige Finanzierungsmöglichkeiten für weniger betuchte Menschen gibt. Und von amerikanischen bzw. demnächst englischen Verhältnissen sind wir ja immer noch weit entfernt. 500€ pro Semester als "Eintrittsgebühr" in den Unizirkus erscheint mir aus praktischen und pädagogischen Gründen angemessen. Selbst wenn das Geld (leider) nicht da ankommt, wo es hingehört.

ABER alles, was deutlich darüber hinausgeht, sagen wir mal 1000€ pro Semester, dass müsste die Uni dann dazu zwingen, auch wie ein modernes Dienstleistungsunternehmen zu arbeiten. Aber da kenne ich keine einzige Uni, die das drauf hat. Bildung ist ein teures Gut und bei uns die einzige Chance auf sozialen und damit auch finanziellen Aufstieg. Bildung muss damit jedem zugänglich sein, nicht umsonst. Denn umsonst ist sie nun einmal nicht. Allerdings darf auch niemand aus finanziellen Gründen von einem Studium ausgegrenzt werden, weshalb die Höhe der Gebühren wirklich strittig ist. Gebühren von 250€ - 750€ pro Semester finde ich persönlich in Ordnung. Das finanziert immer noch keinem Studenten das Studium. Aber ein solcher Beitrag trägt dazu bei, dass jedes Studium einen Wert an sich hat.

Studiumsgebühren mit 5 Stellen vor dem Komma pro Jahr hingegen sind Bildungsgenozid an Generationen von jungen Menschen.


Gruß
General Grundmann
 
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Umgekehrt kann auch dem hochgeistigen Geisteswissenschaftler es nichts schaden, wenn er sich mit den Zusammenhängen der Wirtschaft auskennt. Vielleicht lässt sich folgendes konstatieren: Die Geisteswissenschaften als solche haben keinen Nutzen mehr an sich! Das muss ich einfach mal knallhart so formulieren. Aber es sind notwendige Hilfswissenschaften, die der Entscheidungsfindung dienen
Sehe ich ähnlich. Ein paar Scheine in BWL schaden sicher keinem.

Ich schließe nächstes Jahr Anglistik und Deutsch als Fremdsprache ab, habe mir weiterhin 3 Semester Soziologie/BWL reingezogen, 3 Semester Informatik und im BA-Nebenfachumfang Jura. Nebenbei ein bisschen Latein, aber da ich nicht Lehrer werden wollte, habe ich das nicht weiterverfolgt, war mehr ne Hirnübung. Und ja, ich war lange an der Uni und habe recht viel Gebühren geblecht und finde, dass es das wert war - was meine Entwicklung angeht. Finanziell war es Verschwendung, da ich wahrscheinlich irgendwo Papierschubser werde. Deutschkurse geben fällt mir überhaupt nicht ein als Freiberufler für 16 Tacken Brutto die Stunde. (Mehr politisches Gelaber...."wir brauchen mehr Integrationskurse"...Nachsatz: "aber die Lehrkräfte sollen das bitte umsonst machen, so viel sind uns die Türken dann doch nicht wert 😉")

Bei 4000 Euro pro Semester, wie die Engländer das jetzt wohl wollen, hätte ich überhaupt nicht studiert (man muss sich das mal reinziehen, dann kostet ein Master mal schlappe 40000 Euro in der Regelstudienzeit. Dazu dann für 60 Monate 650 Euro Lebensunterhalt und wir sind bei knapp 80000 Euro fürs Studium. Wer danach nicht schweinegut verdient, kann den finanziellen Nachteil gegenüber einem Handwerksmeister nie wieder aufholen, und das wertet das Studium massiv ab), sondern wäre nach dem Wehrdienst bei der Bundeswehr geblieben und wäre Aktenschubsfeldwebel oder -Offizier geworden.


Studiumsgebühren mit 5 Stellen vor dem Komma pro Jahr hingegen sind Bildungsgenozid an Generationen von jungen Menschen.
Das funktioniert nur, wenn die Eltern wohlhabend sind und das auch noch im Voraus wissen. Sprich, wenn ich jetzt Kinder kriege und 20 Jahre sparen kann, ist das was anderes, als das gleich so auf die Leute loszulassen.

Mir wird hier immer vergessen zu erwähnen, dass es ja auch sehr günstige Finanzierungsmöglichkeiten für weniger betuchte Menschen gibt.

Richtig. Sagen wir mal, die Uni nimmt 500 Euro, dann sitzt man am Ende mit rund 5K Schulden da. Das kann eigentlich jeder wuppen, der einen Abschluss gemacht hat. Das Geld kriegt man schließlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
@General Grundmann:

Top-Beitrag :thumbsup:

Vielleicht lässt sich folgendes konstatieren: Die Geisteswissenschaften als solche haben keinen Nutzen mehr an sich! Das muss ich einfach mal knallhart so formulieren. Aber es sind notwendige Hilfswissenschaften, die der Entscheidungsfindung dienen. Aber einen Prof, der nur über Kant labern kann und sonst nix, kann und konnte ich auch einfach NIE ernstnehmen. Umgekehrt galt das auch für den karrieregeilen BWL oder Jura-Jungprof, der außer seinem Fachgebiet auch NICHTS drauf hatte.

Das ist wohl das beste Fazit, das man unter diese "Versus-Diskussion" ziehen kann. Tatsächlich muss ich sagen, dass ich die Wirtschaftsethik-Vorlesung im 5ten Semester sehr genossen habe und als extrem wichtig erachte.
 
Jupp. Master ist echt teuer - auch wenn man das Geld hier erst zurueckzahlen muss, wenn man ueber 21.000 £ verdient. Trotzdem moechte ich nicht auf Kredit leben und einen solchen Berg vor mir herschieben muessen. In England ist es eh etwas anders, da die Luetten mit 5/6 schon in die Schule kommen, Sitzenbleiben gibt es nicht und mit 18 ist man fertig. Wehrdienst ist nicht. Mit Bachelor sind die hier nach 3 Jahren durch. Berufsleben mit 21. Ich habe mit 22 erst angefangen zu studieren...
Allerdings sagt mein Chef: "Lieber ein schlechter deutscher Doktor, als ein guter englischer PhD...".
 
Vielleicht lässt sich folgendes konstatieren: Die Geisteswissenschaften als solche haben keinen Nutzen mehr an sich! Das muss ich einfach mal knallhart so formulieren. Aber es sind notwendige Hilfswissenschaften, die der Entscheidungsfindung dienen.
Aha - kritisches Denken zum Selbstzweck hat "keinen Nutzen mehr an sich" und Geisteswissenschaften als HILFSwissenschaften?!
Das halte ich weder für realistisch noch für adäquat, sondern schlicht und ergreifend für eine bedenkenswerte Einstellung. Letztlich ist die Aussage "Mal ein paar Pflichtsemester in Unternehmensethik für die ganzen BWLer des Scheins halber sollten abgerissen werden, ansonsten ist's nutzlos" sogar noch schlimmer als die offene Verachtung der Geisteswissenschaften - letztere zeigt wenigstens die intellektuelle Redlichkeit an, den Gegenstand der Verachtung als solchen zu brandmarken. Aber die (disziplinär und historisch besehen übrigens nicht nur irreführende, sondern schlichtweg falsche) Bezeichnung als Hilfswissenschaft in Deinem Sinne sagt letztlich nichts anderes, als dass dieses ganze Konglomerat nichts weiter ist als ein nettes Beiwerk - hübsch zwar und drollig, aber nicht eben bedeutsam.

Es bekommt schon einen sehr abgeschmackten Charakter, wenn die üblichen Klagelieder über die Politiker- und Wirtschaftskaste aufkommt, die das Volk einfach ausklammern, was Informationen betrifft, aber im selben Federstrich die dazu notwendige Reflektionsfähigkeit als "nutzlos" bezeichnet wird. Es sind und bleiben chinesische Verhältnisse, die damit einhergehen (potential, nicht realpolitisch an Ort und Stelle) - der Wohlstand wächst zwar auf niedrigem Niveau im gesamten Volk dank der herausragenden Ingenieure, Techniker und Naturwissenschaftler, aber ein kritischer Geist wird weder institutionell gestärkt noch hochgeschätzt, geschweige denn diskursiv geduldet.

Die Aussage zu der subsistierenden "Handwerkerphilosophie" als Vorlage halte ich übrigens auch für extrem weit hergeholt, auch wenn es nur ein sprachliches Bild ist.
 
Aha - kritisches Denken zum Selbstzweck hat "keinen Nutzen mehr an sich" und Geisteswissenschaften als HILFSwissenschaften?!
Das halte ich weder für realistisch noch für adäquat, sondern schlicht und ergreifend für eine bedenkenswerte Einstellung. Letztlich ist die Aussage "Mal ein paar Pflichtsemester in Unternehmensethik für die ganzen BWLer des Scheins halber sollten abgerissen werden, ansonsten ist's nutzlos" sogar noch schlimmer als die offene Verachtung der Geisteswissenschaften - letztere zeigt wenigstens die intellektuelle Redlichkeit an, den Gegenstand der Verachtung als solchen zu brandmarken. Aber die (disziplinär und historisch besehen übrigens nicht nur irreführende, sondern schlichtweg falsche) Bezeichnung als Hilfswissenschaft in Deinem Sinne sagt letztlich nichts anderes, als dass dieses ganze Konglomerat nichts weiter ist als ein nettes Beiwerk - hübsch zwar und drollig, aber nicht eben bedeutsam.

Das sehe ich anders...

Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass ein jeder von uns hier offenbar bemüht ist "seine Zunft zu verteidigen". Natürlich möchten sich Ingenieure und Physiker gerne als die Triebkräfte des Fortschrittes sehen. Wirtschaftswissenschaftler wie ich halten dem entgegen, dass den "Technikern" ihre Produkte nichts bringen, so lange niemand da ist, der selbige vermarkten kann. Lehrkräfte wiederum sehen sich zu Recht als die Ausbilder des Nachwuchses, der Journalistikwissenschaftler kämpft für die Pressefreiheit und so weiter und so fort. Trotzdem sind wir natürlich alle Teil eines komplexen sozialen Systems, welches von der Putzfrau, über den Metzger, über den Hausarzt bis hin zur Bundeskanzlerin funktioniert. Daher möchte ich diesen kleinen Grundsatzexkurs damit schließen, dass grundsätzlich erst einmal jede Wissenschaft irgendwo auch für andere Wissenschaften eine "Hilfswissenschaft" ist. Für sich alleine betrachtet sind sie alle nutzlos, erst der Kontext mit anderen verschafft ihnen einen Sinn.

So, nun aber zurück zu den Geisteswissenschaften. Ich beziehe mich nun direkt auf die Philosophie in ihrer Reinform als Beispiel. Hier müssen wir uns nun die Frage stellen, inwieweit die Philosophie als Wissenschaft bzw. der Philosoph als Berufsstand sich in das oben erwähnte Gesamtkonstrukt eingliedert. Meiner Ansicht nach geht es letzten Endes darum, eine Art "Gewissen" zu bilden, die Entstehung, Veränderung, Entwicklung von gesellschaftlichen Werten und Normen zu analysieren und zum Teil auch zu beeinflussen. Ein solches Gewissen wird an vielen Orten benötigt. So werden insbesondere in der Politik Fragen der Ethik aufgeworfen, selbstverständlich aber auch in allen anderen Bereichen des Lebens. Gerade die Bereiche, in denen die Moral gerne einmal unter den Tisch gekehrt wird, ich möchte Wirtschaft und Medizin als plakative Beispiele nennen, benötigen ein solches Gewissen, um ihren gesellschaftlichen Nutzen nicht zu verlieren.

Dabei ist es meiner Meinung nach aber eben besonders wichtig, dass eine solche Ethik bereits während der Ausbildung der entsprechenden Berufsstände gelehrt wird. Das bedeutet konkret, Philosphie und Ethik müssen in diese integriert sein. Das mag diesen Wissenschaftszweig, wenn man es denn unbedingt so sehen möchte vielleicht zu einer "Hilfswissenschaft" machen, jedoch keinesfalls obsolet. Natürlich werden Philosophen benötigt, genauso wie Mathematiker, welche ebenfalls ganz gerne als Hilfswissenschaftler bezeichnet werden. Aber eben deutlich weniger, als die Heerscharen an Juristen, Betriebswirten, Sozialpädagogen und Naturwissenschaftlern, welche von den Unis dieser Welt ströhmen. Denn im heutigen Zeitgeist überwiegt nun einmal der Gedanke, die Wissenschaften auf ihren konkreten praktischen Nutzen hin auszurichten. Daher sehe ich es eben auch als besonders wichtig an, dass überall dort, wo kritisches Denken, ein Hinterfragen der eigenen Handlungsweise, benötigt wird, vor allem im jeweiligen Berufsstand selbst verankert werden muss.
Der Chefarzt braucht keinen Philosophen, der mit mahnendem Zeigefinger neben ihm sitzt. Was er braucht, ist die eigene Kompetenz, moralisch richtig zu handeln. Diese Kompetenz aufzubauen und zu fördern ist die Aufgabe der Philosophie. Und dafür muss sie vor allem in anderen Wissenschaften und Berufsständen verankert sein.
 
Das sagen alle...Dunning-Kruger-Effekt, sage ich dazu. Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, ihr sprachliches Niveau korrekt einzuschätzen.
Oh ja... wievielemenschen ich kenne die denken sie sprechen ein gutes Englisch... 😀

@Arbeitsaufwand
Alsoda ich nen Vordiplom in Medizin hab (Physikum) danach aber umgesattelt habe kann ich denke ich beides bewerten. Und der Arbeitsaufwand in Medizin ist deutlich höher.
Grund: in den Geisteswissenschaften kommt man zumindest im Grundstudium eigentlich sehr weit, wenn man eine halbwegs fundierte humanistische Bildung hat und einen Standpunkt halbwegs sauber begründen kann. Klar kommt immer mal ein Scherzkeks von Dozent und meint man müsste bis in die Folgewoche irgend einen 300 Seiten Wälzer lesen, aber weitgehend kann man mitarbeiten und folgen ohne das dies wirklich notwendig ist.
Zudem hat man mit dem Seminarsystem halt doch ein paar gestalterische Möglichkeiten sein Studium nach Vorlieben/Interessen zu planen. z.B. habe ich meinen Schein für mittelalter in einem Seminar über das japanische Feudasystem gemacht, was mich damals brennend interessierte - der Dozent hat das ganze angeboten weil er das auch mal machen wollte, hatte aber keine Vorbildung. Entsprechend "easy" war da sganze, weil ich praktisch alles was kam eh schon wußte.

Ein Medizinstudium lässt das nicht durch, da muss man einfach pauken, pauken, pauken - in Kombination mit deutlich höherem Pflichtprogramm (teilweise 8 aus dem Haus, 20 wieder ins Haus...) und Kompaktkursen (ich habe meinen kompletten Chemieschein Organik und Anorganik in 2 wochen gemacht - wer das im Lk hatte fands langweilig, ich hatte Chemie aber abgewählt..) ist das schon deutlich stressiger.
Insgesamt sicher ein eher ineffektives System - man lernt wirklich kurzfristig auswendig, schreibt die Prüfung und versucht dann 90% davon wieder zu vergessen um platz fürs nächste zu schaffen, aber eben doch aufwendig...

@"faule Studenten"
Lustigerweise wurden wir mal von ner Dozentin zusammengestaucht weil wir ihrer Meinung nach in der Evaluierung viel zu niedrige Zeitangaben für den Aufwand angegeben haben. Und da liegt der Hund begraben: erstens neigen fast alle Studies zum understatement - im Prinzip gibt keiner zu das er lange lernt, das würde ja bedeuten er wäre zu blöd es ad hoc zu begreifen und zwotens lernt man grade bei Vorlesungen eben doch weniger kontinuierlich sondern eher prüfungszentriert: soll heißen die eigentlich vorgesehene Vor- und Nachbereitung macht kaum einer, man knallt sich eben ein, zwei Wochen vor der Prüfung den Kopf voll. Und das fällt halt eher weniger bei solchen erhebungen ins Gewicht: Studien zum Arbeitsaufwand stützen sich eigentlich immer aus in Evaluationen erhobenen angaben - und diese werden oft gemacht bevor man anfängt für die Prüfung zu lernen... würde man sowas z.B erst´nach den zugehörigen Prüfungen erfragen wären die Zahlen sicherlich höher...

@Studiengebühren
Grundsätzlich habe ich nix gegen Studiengebühren, auch nicht gegen hohe, vorrausgesetzt es gibt a) einen vernünftigen Sozialausgleich (z.B.eine große Menge an stipendien) und b) es gibt eine entsprechende "Vorlaufzeit" das sich die Betroffenen vorbereiten können - beispielsweise gibt es bei den Amis ja regelrechte
"Studienversicherungen" die so funktionieren wie Bausparverträge: die Eltern beginnen ab Geburt einzuzahlen usw.

Was da in England abläuft ist aber ne Frechheit einfach so von heute auf morgen die eh nicht ganz niedrigen Gebühren zu verdreifachen ... das sind einfach keine Peanuts die man unter dem Sofakissen zusammenkratzen kann, sowas gefährdet ganze Existenzplanungen.
 
Und der Arbeitsaufwand in Medizin ist deutlich höher.

Medizin ist eigentlich wie Jura: vor allen Dingen Sachen in den Kopf kloppen und dabei nicht in Bulimielernen verfallen, bei dem nichts hängen bleibt.

Und da liegt der Hund begraben: erstens neigen fast alle Studies zum understatement - im Prinzip gibt keiner zu das er lange lernt, das würde ja bedeuten er wäre zu blöd es ad hoc zu begreifen und zwotens lernt man grade bei Vorlesungen eben doch weniger kontinuierlich sondern eher prüfungszentriert: soll heißen die eigentlich vorgesehene Vor- und Nachbereitung macht kaum einer, man knallt sich eben ein, zwei Wochen vor der Prüfung den Kopf voll.

Ich kenne das eher umgekehrt, vor allem die Mädels bei uns (was in meinen Fächern gut 80% sind) übertreiben maßlos bei ihren Lernzeiten. Wenn ich das mit mir vergleiche, bleiben mir nur 2 Schlüsse: die lügen oder sie sind wirklich zu doof. 4 Wochen lernen für ne Klausur in einer Einführungsveranstaltung und dann auch noch durchfallen kann eben nur heißen: gelogen und gar nichts gemacht oder fürs Studium ungeeignet. Wobei ich auch den Eindruck habe, dass am Ende immer hauptsächlich die jammern, die in der Vorlesung die ganze Zeit quatschen. Würden sie mehr zuhören, könnten sie sich auch ihr Paniklernen schenken. Ich kratze 2-3 Tage vor der Klausur das, was ich von meinen Notizen noch lesen kann, zusammen, klicke ein paar Mal die Folien durch, trinke am Morgen der Klausur nen Eimer Kaffee (ich bin ein Nachtmensch, sprich, ich fange am letzen Abend vor der Klausur so gegen 2300 an, noch einmal alles durchzusehen) und gehe schreiben. Bisher 100% Erfolgsquote, die einzige Veranstaltung, bei der ich mal "durchgefallen" bin, war ein Term Paper, das ich in 4 Stunden zusammengekloppt hatte und das auch dementsprechend war... Ich war aber eh nur wegen der Anwesenheitscredits da und wollte die Note nur zum Rumtauschen haben, brauchte sie dann aber nicht.