Hastig hob Medardus die Beine des Verletzten an um ihn ins Freie zu tragen. Noch bevor sie Limus aus dem Fahrzeug hiefen konnten begann der Boden erneut zu grollen. Ein leichter Kampfpanzer, ähnlich wie der erste Panzer den sie gesehen hatten, kam durch die Straße herangewalzt. Das Schwere Boltersystem feuerte schon von weitem quer durch über die Straße auf den Panzer. Ein Geschosshagel deckte den havarierten Transporter und die übrige Straße ein. Überall dort wo Geschosse über den Boden pflügten, sprangen kleinen Fontainen aus Staub und Dreck in die Höhe. "Medardus komm wir müssen hier raus" schrie Lukon hektisch. Medardus hatte Mühe ihn mit beiden Händen festzuhalten. "Für den Panzer sind wir Freiwild, solange die mit nichts besseres auf uns schießen als schwere Bolter rühr ich mich keinen Schritt hier raus" Lukon schüttelte heftig den Kopf, wahrscheinlich hatte er ihm nicht einmal zugehört. "Wer ist schneller Lukon? Wir oder der Transporter? Wir kommen hier nicht einmal einen Meter raus bevor wir fallen" Eine erneute Salve zuckte über den Transporter, heftiger und länger als die zuvor. Erst jetzt waren Medardus Worte zu Lukon vorgedrungen. "Wir sind mitten in Limus Hoheitsgebiet wenn uns hier niemand zur Hilfe kommen kann, dann hat es auch keinen Sinn das wir uns hier raus retten" Lukons Augen blitzten vor Wut auf, allein aus Hass wäre er am Liebsten aus dem Transporter gesprungen, doch wieder dem Anschein siegte seine Vernunft über seine Wut. "Ich geb dir verdammte 30 Sekunden, denn ab dann sind wir eingekreist und kommen hier nie mehr raus". Auch von ihrere Seite der Straße wurde nun das rattern von Waffen laut, gefolgt von einem lauten Zischen und dem dazu gehörenden Aufschlag der Granate. "Ich hab doch gesagt unsere Leute holen uns hier raus" grinste Medardus selbstgefällig. "Hier rausholen?? Die schlagen sich nur um den Inhalt des Transporters und wer uns zuerst foltern darf !" Gab Lukon halb im Scherz halb ernst zurück. Medardus konnte sehen wie aus den Gebäuden hinter ihnen Mündungsfeuer aus den Fenster zuckte, über den Transporter deutete und die Geschosse hart bei ihren Feinden einschlugen. Ein zweiter Granatenabschuss ließ ihn die Luft anhalten, gefolgt von dem Geräusch das man hört wenn eine Granate auf Stahl einschlägt. "Deine 30 Sekunden sind um Medardus, wenn nicht jetzt dann nie" Lukon versuchte den bewusstlosen Limus über den Rücken zu schultern und quälte sich in dieser Haltung zur hinteren Ausstiegsluke. Medardus zog Limus von Lukons Schultern und fasste ihn an beiden Beinen. Lukon nickte Medardus stumm zu, wahrscheinlich hatte der alte Mann selbst gewusst das er allein nicht einmal zwei Meter aus dem Transporter gekommen wäre. Ein schwerer Schlag erfasste den gestrandeten Transporter, Medardus und Lukon wurden ihren Beinen gefegt. Bereits nach wenigen Sekunden schlug ein zweites Geschoss hart auf dem Transportpanzer auf. "Die Panzerung schützt uns nicht ewig" drängelte Lukon. Ohne ein Wort zu sagen, griffen sie nach Limus bewusstlosen Körper und zerrten ihn bis zur Ausstiegsluke. Ein stummes Nicken. Als ihre eigenen Ganger sahen das sie aus der Chimäre rannten, wurde die gegenüberliegende Straße in ein Meer aus Geschossen gehüllt. Auch fremde Kugeln zuckten um sie herum. Medardus und Lukon rannten durch das reinste Chaos, von beiden Seiten kamen Kugeln geflogen die für die andere Seite bestimmt waren. Sie standen im wahrsten Sinne der Worte zwischen den Fronten. Etwas schnelles und verdammt hartes streifte Medardus Schulter, versenkte die Kleidung und hinterließ eine brennende Wunde. - Lukon schrie - . Medardus kam nicht mehr dazu sich umzudrehen. Durch das Gewicht von Limus war er zu unbeweglich um sich umzudrehen. Als er es hinter einen mittleren Schutthaufen geschafft hatte, drehte er sich um. Lukon kroch auf allen vieren über den Boden, seine Beine zogen eine blutige Spur quer über dei Straße. Schmerzgepeinigt sackte Lukon in sich zusammen als ihn eine weiter Kugel in den Oberkörper traf. Medardus wurde innerlich fast zerrissen, einerseits musste er seinem Freund helfen, anderseits bedeutete es auch für ihn den sicheren Tod. Lukon hatte erst seit wenigen Minuten das Bewusstsein verloren als es einigen Gangern gelang den Körper von Lukon aus dem Geschosshagel zu ziehen.
Medardus versuchten ihn verzweifelt durch Beatmung und Herzdruckmassage am Leben zu halten. Erst nach geschlagenen 30 Minuten erreichte man das Gebäude in dem das Krankenhaus untergebracht war, doch alles was man dort für Lukon tun konnte war seinen Synapsentod festzustellen. Obwohl es sich um Lukon den Berater von Limus handelte hielt man sich nicht lange mit seiner Leiche auf, die Schlange der wartenden erstreckte sich schon aus dem Haus heraus auf den Vorplatz. Medardus trottete wie in einem Traum die Stufen aus dem Operationsraum nach draußen. Vor dem Gebäude angelangt ließ er sich auf den Stufen des Gebäudes nieder und zündete sich ein Lho-Stäbchen an. Medardus nahm einen tiefen Zug und dachte über die letzten Tage nach. Wann hatte es begonnen das all diese Dinge aus dem Ruder laufen? Als sie das Chaosschiff betraten? Als sie das Schiff verließen? Als Grohmir starb? Jeden Menschen den er in den letzten Tagen getroffen hatte, hatte er den Tod gebracht. Grohmir, Lukon und nicht zu vergessen all die Vermissten. Angefangen bei den Angehörigen der Entercrew des Schiffes bis hin zu Morohmir der seit den Kämpfen als vermisst galt. Lukon hatte nicht auf ihn gewartet als er zusammen mit Limus und ihm im Transporter floh. Erschöpft fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare. Die letzten Tage hatten einfach zuviel Aufregung mit sich gebracht, als das sie einfach spurlos an ihm vorrüber gehen konnten. Einer der Ärzte kam hinter ihm die Treppe herunter, als sich Medardus umdrehte begann er schon von weitem zu winken. Was er wohl noch von ihm wollte? Egal ! Hauptsache er wies ihm ein warmes Plätzchen zum Schlafen und ausruhen zu.
Ein paar Schneeflocken schwebten durch das verbarrikadierte Fenster und landete sanft auf der Nase des Großinquisitors.Das Rattern der Lasergewehre hatte in geweckt, obwohl es schon seit Stunden pausenlos durch die Straßen halte. Medardus lag in einem Raum der mit verletzten Kämpfern vollgepfärcht war. Der Raum war nicht klein, aber für seine Ausmaße befanden sich zu viele Personen in ihm. Das einzige Fenster des Raumes war professorisch mit Sandsäcken verbarrikadiert. Zwei nur leicht verwundete Ganger feuerten mit einem schweren Bolter auf die Straße, die heißen Hülsen der Waffe sprangen gleich paarweise aus der Waffe und versanken zischend im Schneematsch der den Boden bedeckte. Seine Umgebung dreht sich noch. Trotz der ungewollte Zwangspause fühlte er sich entspannt, anstatt der restlichen zermürbenden Kämpfe, schwebte er sanft auf Wolke sieben, während sich einige Ganger durch den Kugelhagel nach vorne kämpften.
Medardus schüttelte die Gedanken des erlebten von sich, rappelte sich auf und trat aus der Tür. Vor ihm erstreckte sich ein großer Raum, die Wände waren mit breiten Lageplänen verhängt, oft nur skizziert und das wichtigste auf ihnen in Rot hervorgehoben. Laufend wurden nicht mehr aktuelle Pläne von der Wand gerissen und durch aktuellere ersetzt. Brennpunkte wurden mit roter Farbe grobflächig auf die Pläne gesprüht. Der Raum strotzte nur vor schwer bewaffneten Soldaten. In der Mitte des Raumes stand Limus und gebot über das kontrollierte Chaos. Sein verletztes Bein wurde von einem nicht gerade filigranen Eisengerüst gestützt. Auch sein Gesicht hatte wieder an Farbe gewonnen, dies ließ ihn wieder kräftiger erscheinen, mit beiden Händen gestikulierte er vor einer Lagekarte, während ihm zwei Personen aufmerksam lauschten.
Die zweite Hälfte der Halle erinnerte an einen Basar. Auf schier endlosen Tischreihen lagen Waffen stappelweise aufgereiht. Beginnend bei Laserpistolen und Lasergewehren, über Fragment- und Sprenggranaten bis zu schweren Sturmgewehren die ähnlich wie Kombiwaffen mehrere Tötungswerkzeuge ineinander vereinten. Limus hatte anscheinend den Schock und die Wucht des Angriffes überwunden und hatte in Kürze eine funktionierende Kommandostruktur aufgestellt.
Pausenlos kamen Truppen in den Raum geeilt, versorgten sich mit Waffen und Befehlen, oder erstatteten nur Meldung. Erst nach einer halben Stunde gelang es Medardus zu Limus vorzudringen, dieser hatte aber keine Zeit sich mit ihm zu beschäftigen, er dankte ihm flüchtig für seine Hilfe während des Überfalls und teilte ihn noch im gleichen Satz einer Kampfgruppe zu "Gut das du wieder fit bist, wir brauchen jeden Soldaten, ich teil dich der Kerngruppe 201 zu".
- Kurz und Knapp -
Die Zahl hinter einer Kerngruppe gibt steht für eine der Querstraßen welche die ganze Makropole durchziehen. So ist die Ziffer 201 nicht nur eine Truppenkennziffer sondern auch eine Anweisung in welcher Straße die Gruppe ab jetzt zu kämpfen hat. Die ersten beiden Angehörigen seiner Kerngruppe fand Medardus bei der Waffenausgabe. Auf ihren grauen Kampfanzügen stand die Nummer 201 in weiß auf dem Rücken. Dies sollte den eigenen Truppen helfen im Kampfgebiet eigene Kräfte von fremden zu unterscheiden. Der erste Ganger entschied sich für ein seltsam erweitertes Lasergewehr, welches in seiner Funktion einem Hochleistungslasergewehr näher kam. Der Kämpfer war hoch gewachsen, über beide seiner Arme erstreckten sich Tätowierungen, größtenteils Bandentätowierungen befreundeter Gangs. Der zweite Ganger steckte in einem verdreckten Ganzkörperanzug, seiner Kleidung nach zu urteilen kam er direkt von der Front. Mit etwas Feingefühl und Verhandlungsgeschick brachte er den Mann an der Waffenausgabe dazu, ihm neben dem Lasergewehr und Munition 2 Fragmentgranaten auszuhändigen, welche er in seinen breiten Taschen verstaute. Medardus trat zu ihnen an die Waffenausgabe, machte sich flüchtig mit ihnen bekannt und entschied sich für ein Standardlasergewehr der imperialen Armee. Stimmte nur die Hälfte der Verlustmeldungen aus den Kampfgebieten, dann musste man sich keine Gedanken über weitere Waffen machen, in den vorderen Kampfreihen lagen genug Waffen der Gefallenen. Den Rest der Kerngruppe rekrutierte sich aus der Kerngruppe 231, eine Gruppe die im Straßenzug 231 kämpfte, welcher schon am ersten Tag des Angriffes überrannt wurde. Der vereinbarte Treffpunkt wmit den Resten der KG 231 war eine Häuserruine in der 189ten, etwas abseits des Kampfgebietes. Bis zur 181ten Querstraße wurde Medardus und seine 2 Begleiter von einem ungepanzerten Transporter mitgenommen, ab dann ging es zu Fuß weiter. Die meisten Gebäude hier waren noch vom Kampf unberührt, je näher man der Front kam, desto häufiger wurden zerstörte und ausgebrannte Häuser. Das Haus in der 181ten war schnell gefunden. - Es war leer - Erschöpft ließ sich Medardus in der Ruine nieder, anscheinend hatten die restlichen Ganger Verspätung. Ernst nach mehreren Stunden kam die Gruppe an, statt der erwarteten 12 Mann waren nur 5 gekommen, 5 Ganger des Trupps waren in den frühen Morgenstunden nahe der 202ten gefallen, die übrigen 2 waren seit dem Morgen verschwunden. Möglicher weise desertiert oder aber sie fielen einem Scharfschützen zum Opfer.