Sinners stöhnte auf. Im war schwarz vor Augen, seine Ohren taub und Schmerzen durchströmten seinen ganzen Körper. Er drehte leicht den Kopf und versuchte die Augen zu öffnen, wurde jedoch mit einem heftigen Stechen im Kopf bestraft. Langsam schob sich ein weiteres Gefühl in seine Wahrnehmung. Etwas warmes und weiches stieß gegen seine Wange. Sein zweiter Versuch die Augen zu öffnen war erfolgreicher.
Erstaunt blickte er auf eine riesige, dunkelbraune Nase und es dauerte noch einen weiteren Moment, bis er sich erinnern konnte wer er war, wo er war und warum er diese Nase im Gesicht hatte. Im gleichen Moment schob sich ein behelmter Kopf in sein Sichtfeld und ein mit Schweiß, Schmutz und Blut bedecktes Gesicht musterte ihn besorgt.
Der Mann schien etwas zu sagen, doch noch immer war das einzige, was er hörte ein penetrantes Pfeifen, daher nickte er nur schwach. Der Mann über ihm blickte sich um und winkte. Kurz darauf erschien ein zweites Gesicht über ihm, doch trug dieser Mann einen weißen Helm mit dem Zeichen der Sanitäter und Ärzte. Sinners versuchte ein „Es geht mir gut“ über die Lippen zu bringen fing jedoch bei der ersten Silbe an den Staub aus seinen Atemwegen zu husten.
„…liegenbleiben damit ich Sie untersuchen kann.“ Er konnte wieder hören und setzte erneut an „Es geht mir gut.“ Der Sanitäter betrachtete ihn zweifelnd „Sind Sie sich sicher? Es hat Sie ganz schön hart getroffen“ Sinners nickte während er versuchte sich aufzurichten und biss die Zähne zusammen. „Haben Sie vielleicht doch was gegen die Schmerzen?“ Brandon, so besagte es zumindest das Namensschild des Sanitäters holte eine kleine Einwegspritze aus seiner Tasche, brach den Schutz der Nadel ab und injizierte das Schmerzmittel „ 2 Minuten dann geht’s Ihnen wieder besser.“ Sinners nickte und drehte sich suchend nach seinem Helm um, welcher einige Meter entfernt auf dem Boden lag. Ein weiterer Soldat mit grauem Waffenrock und schwarzem Panzer kam auf die kleine Gruppe zugeritten. Er sprang von seinem Pferd und im vorbeigehen hob er den Helm auf und kam dann vor der kleinen Gruppe zum stehen. Sinners richtete sich langsam auf und nahm seinen Helm entgegen. Der andere Soldat salutierte kurz „Sir, Hauptmann Lewis und sein Stellvertreter sind tot. Zwei der dienstälteren Leutnants sind ebenfalls gefallen und drei weitere zu schwer verwundet um weiter zu kämpfen, demnach sind Sie der ranghöchste Offizier und haben das Kommando.“ Sinners stockte und holte tief Luft „Verstanden, Lagebericht?“. Der Soldat überlegte ein paar Sekunden „ Wir stehen 3 Blocks weiter nördlich. Verluste der Kavallerie bei gut 40%. Verlust der Kommandostruktur. Angriff fast zum Stillstand gekommen.“ „Gut, beziehungsweise nicht gut. Wie heißen Sie?“ „Bevier, Sir“ „Sergeant, ich ernenne Sie hiermit zu meinem Adjutanten. Die komplette Reiterei soll sich hinter der Frontlinie sammeln, auf Gegenangriffe reagieren und auf weitere Befehle warten. Wenn Sie das erledigt haben finden Sie unsere Standarte und den Trompeter!“ Bevier wiederholte den Befehl knapp, salutierte und machte sich daran seine Aufgaben zu erfüllen. Sinners ging auf sein Pferd zu, was einen kläglichen Rest Gras in der Nähe abknabberte. „Soldat?“ „Ja Sir?“ „Und Sie sagen mir, was zur Hölle mit mir passiert ist und danach machen sie sich wieder daran den Feind aus dieser verdammten Stadt zu jagen.“ „Zu Befehl, nunja, eine Granate ist knapp neben ihnen eingeschlagen, hat zwei unserer Jungs zerfetzt und Sie von Ihrem Pony geholt.“ Im ersten Moment wollte Sinners sich beschweren, dass der Soldat sein mit 1,90m Stockmaß großes Pferd als Pony tituliert hatte, nickte dann jedoch nur und der Soldat rannte die Straße entlang in Richtung Front.
Nachdem Sinners sein Pferd geholt hatte und in leichtem Trab ein Stück die Straße hochgeritten war kamen aus einer Seitengasse 4 andere Reiter. Geführt von Sergeant Bevier folgte ein blutüberströmter Kavallerist mit der großen blauen Standarte der Reiterei, der Trompeter, sowie ein weiterer Mann, der zuvor Stabsarbeit geleistet haben musste und daher wohl nützlich, oder gar erforderlich sein würde. Die vier Soldaten salutierten und Sinners erwiederte den Gruß um sich dann an den Fahnenträger zu wenden „Sie sollten einen Sanitäter aufsuchen.“ „Danke Sir, aber es geht schon. War n Schrappnell, hat mich vom Gaul gerissen, aber die Fahne hat den Boden nicht einmal berührt“ Ein stolzes Grinsen huschte über das Gesicht des Mannes und er bekam es mit einem Nicken quittiert.
Der vierte Mann meldete sich zu Wort „Hauptmann Johnson von der Infanterie wird es aber nicht sonderlich gefallen, dass Sie sämtliche Befehle gekippt und Halt befohlen haben.“ Sinners funkelte ihn an „Wissen sie eigentlich, wie egal mir das ist? Reiterei im Häuserkampf! Unser guter alter Hauptmann Lewis, der Imperator möge seiner Seele gnädig sein, war ein Idiot. Was bringt es mir ehrenvoll in erster Reihe zu sterben, wenn ich dabei sinnlos meine Kräfte aufreibe? Hat diese Armee keine Panzer mehr, die wir vorweg schicken können?“ Die drei anderen Männer nickten. An der kleinen Gruppe rannten Soldaten in einem nicht enden wollenden Strom die Straße hinauf und die 5 Kavalleristen reihten sich ein, um zur Front und zum Rest der Truppe zu gelangen.
Dort angekommen brach die Hölle über sie herein. Die Imperialen Truppen hatten die Aufständischen bis über eine breite, sechsspurige Straße getrieben und steckten nun fest, da ein Sturm über offenes Feld chancenlos war.
Ein etwas kleiner und stämmiger Mann mittleren Alters stapfte auf sie zu. „Wer ist dieser Leutnant Sinners?“ „Ich Herr Hauptmann.“ „Warum stehen Ihre Reiter hier sinnlos im Schatten während meine Jungs da draußen zusammengeschossen werden?“ „ Sir, ich habe gerade erst das Kommando erhalten und kenne die Lage nicht.“ Hauptmann Steel, Befehlshaber der Infanterietruppen schnaubte „Die Lage sieht so aus, die Schweine haben sich da drüber verschanzt und schießen alles nieder, was versucht die Straße zu überqueren.“ „Sergeant Bevier?“, Sinners drehte sich zu seinem Sergeant um „geben Sie den Befehl alle sollen sich bereithalten, beim Angriffssignal werden wir über die Straße stürmen und den feindlichen Widerstand brechen, während uns die Infanterie von Hauptmann Steel erst Sperrfeuer gibt und danach die andere Seite der Straße sichert.“ Während des letzten Satzes hatte er den Hauptmann fixiert, welcher nun grimmig nickte um sich dann Befehle brüllend umdrehte und seine Männer bereit machte.
Keine zehn Minuten später tauchte Bevier mit einer großen Gruppe berittener Soldaten wieder auf „Sir, alle Schwadronen bereit. Wir warten auf Ihren Befehl. Die Männer sind auf die einzelnen Straßeneinmündungen verteilt und wir werden erst auf der Straße alle zusammentreffen.“ Sinners zog sein Kettenschwert und lies es aufheulen, die anderen Offiziere zogen ebenfalls ihre Nahkampfwaffen, während die einzelnen Soldaten ihre Lanzen scharf machten. Dann kam das Trompetensignal. Es übertönte den Kampflärm und hallte in den Straßenschluchten wieder um zu einem bedrohlichen und Verderben voraus sagenden Dröhnen zu werden. Als die ersten Pferde in wildem Galopp die breite Straßen betraten, welche den Todesstreifen zwischen „Gut“ und „Böse“ darstellte, brach das Feindfeuer über sie herein.