Immer wieder liest man in den Foren seit mindestens der 6. Edition, dass der Nahkampf gegenüber dem Fernkampf stark im Nachteil wäre und dies ein eklatanter Mangel am Spielsystem sei.
Ich kann mich aber auf der anderen Seite an nicht wenige Threads erinnern, in denen der Realismusgrad von W40k diskutiert wurde und dort wurde Nahkampf immer als Anachronismus bezeichnet, der einzig und allein der 'Rule of cool' wegen noch so stark vertreten sei.
Vielleicht ist hier in der Zwischenzeit ein Umdenken der Spielerschaft nötig geworden. Vielleicht ist es gar nicht mehr die Intention des Spiels, den Nahkampf als gleichberechtigte Option neben dem Fernkampf zu sehen.
Wir haben es hier (im groben) mit Science Fiction zu tun und eine Dominanz von Schusswaffen ist also nicht einmal sonderlich abwegig. Es ist schon im Hintergrund nur normal und logisch, dass der Fernkampf von den 'vernünftigeren' Armeen bevorzugt wird, da sie dort technologische Überlegenheit besser ausspielen und ihre Verluste potenziell kleiner halten können.
Selbst altehrwürdige Nahkampffraktionen wie Orks (und angeblich auch Tyraniden) haben die Möglichkeit, teilweise verheerenden Beschuss zu entfesseln.
Und trotzdem scheint es Spieler zu geben, die scheinbar steif darauf beharren, der Nahkampf sei ein wichtiges Kernelement.
Ich frage mich, wieso er nicht eher als unterstützendes angesehen werden kann.
Wir alle sind uns einig, dass in der Regel eine Schlacht vom Beschuss dominiert wird. Reine Nahkampfarmeen müssen teils horrende Verluste einstecken, bis sie sich selbst wehren können und sind dann im Zweifelsfall schon so verstümmelt, dass sie kaum noch effektiv zu arbeiten in der Lage sind.
Das liegt unter anderem daran, dass Nahkämpfer in der Regel (!) nicht sehr viel robuster sind, als ihre schießenden Äquivalente, gleichzeitig aber eine viel größere Bedrohung durch Geschwindigkeit und Vernichtungspotenzial darstellen. Ein dedizierter Nahkämpfer ist in der Regel dazu in der Lage, einen dedizierten Fernkämpfer innerhalb einer Runde auszulöschen, etwas, das umgekehrt nur in Extremfällen möglich sein sollte.
Statt nun aber dieses Potenzial auszunutzen, um die eigenen schießenden Elemente zu unterstützen und von ihnen abzulenken, wird weiterhin versucht, stumpf auf einen schießenden Gegner einzurennen...mit dem Resultat, im schlimmsten Fall am Ende des Spiels nur wenig Schaden gemacht zu haben, da man eine komplette, nicht unwichtige Phase quasi vollkommen ungenutzt gelassen hat.
Vielleicht ist es an der Zeit, sich hier wirklich mal etwas von anderen Spielsystem abzuschauen. In Infinity gibt es ebenso den Nahkampf, soweit ich das sehe wird dort aber kaum jemand auf die Idee kommen, sich voll und ganz auf ihn zu konzentrieren. Er ist eine wahrnehmbare Option, allerdings wohl eher selten der Grundpfeiler einer Armeeplanung. Dort scheint das niemanden zu stören.
Eventuell ist es an der Zeit, es mit den Nahkämpfen in Warhammer 40k genauso zu halten. Selbst der Hintergrund der Armeen hat sich insofern geändert, dass dort keine reinen Nahkämpfer mehr existieren - wenn sie es denn je taten.
Khorne hat große Kriegsmaschinen, Tyraniden haben Unmengen an kleinen und großen Monstern mit Bio-Waffen, Dark Eldar haben horrende Mengen an Giftschüssen bekommen und Orks haben ihre eigene, eigenwillige Waffentechnologie. Es ist weiterhin möglich, den Fokus mehr oder weniger in eine der nun drei Phasen zu legen (Psi, Schuss und Nahkampf) und das ist gut. Eine von ihnen aber vollkommen auslassen sollten nur Armeen, die dazu keine andere Wahl haben und im Gegenzug in mindestens einer der anderen dominierend auftreten können.
Vielleicht ist es an der Zeit, nicht mehr dem Spielsystem die Schuld zu geben, sondern einzusehen, dass sich W40k weiter entwickelt hat. Jeder hat das Handwerkzeug bekommen, um mit dieser Weiterentwicklung umzugehen. Wer das strikt verweigert und gleichzeitig veraltete (!) Brocken des Hintergrundes herauf holt, um diese Weigerung zu begründen, der kann nur noch einmal darauf hingewiesen werden: Die Veränderungen fanden nicht nur im Spiel, sondern auch in der Geschichte dahinter statt. Wenn sie nun also darauf beharren, eine 'Fluff-Armee' spielen zu wollen, dann muss man sie enttäuschen. Früher taten sie das vielleicht, heute jedoch sieht das anders aus. Ihre Armee (und diese Bezeichnung ist wichtig) ist nicht mehr hintergrundgetreu und kein lamentieren kann daran etwas ändern.
Symbionten-Überfälle oder reine Berserker-Kriegerbanden mögen zwar im Hintergrund auch weiterhin vorkommen, sie bilden jedoch nicht das typische Auftreten der jeweiligen Fraktion, wenn sie einen ernsthaften Konflikt angeht. Für erzählerische Spiele mögen sie einen gewissen Flair haben, doch sie sind immer an sehr spezielle Bedingungen gebunden.
Um bei dem Beispiel der Symbionten zu bleiben: Diese werden keine offene Schlacht gegen eine voll ausgerüstete Militäreinheit beginnen. Wenn eine solche Situation nach gespielt werden soll, dann muss auch auf die Rahmenbedingungen geachtet werden. Es hat seinen Grund, dass entsprechende Begegnungen in der Regel immer in der Enge eines Space Hulks oder in verschlungenen Tunneln stattfinden.
Hintergrundgetreu im Rahmen einer 'regulären Schlacht' werden die gleichen Symbionten wohl eher nicht gegen die Verteidiger los schlagen, ehe nicht eh die Hauptinvasionsstreitmacht der Schwarmflotte anwesend ist. Und W40k dient vorrangig dazu, diesen Kampf darzustellen und nicht all die kleinen Scharmützel drum herum. Das ist möglich, keine Frage und es kann sehr gut funktionieren. Der Fokus des Spielsystems aber liegt wohl eher auf den 'epischen Schlachten, welche das Schicksal ganzer Welten entscheiden'.
Ich werde niemanden hiermit bekehren können. Aber vielleicht schaffe ich es, ein paar wenigen ein wenig nahezubringen, dass sie nicht nur das Regelwerk verteufeln sollten, sondern sich vielleicht überlegen, ob nicht sie es sind, die anfangen sollten, mit der Zeit zu gehen und ein paar Dinge anders zu bewerten.
Ich kann mich aber auf der anderen Seite an nicht wenige Threads erinnern, in denen der Realismusgrad von W40k diskutiert wurde und dort wurde Nahkampf immer als Anachronismus bezeichnet, der einzig und allein der 'Rule of cool' wegen noch so stark vertreten sei.
Vielleicht ist hier in der Zwischenzeit ein Umdenken der Spielerschaft nötig geworden. Vielleicht ist es gar nicht mehr die Intention des Spiels, den Nahkampf als gleichberechtigte Option neben dem Fernkampf zu sehen.
Wir haben es hier (im groben) mit Science Fiction zu tun und eine Dominanz von Schusswaffen ist also nicht einmal sonderlich abwegig. Es ist schon im Hintergrund nur normal und logisch, dass der Fernkampf von den 'vernünftigeren' Armeen bevorzugt wird, da sie dort technologische Überlegenheit besser ausspielen und ihre Verluste potenziell kleiner halten können.
Selbst altehrwürdige Nahkampffraktionen wie Orks (und angeblich auch Tyraniden) haben die Möglichkeit, teilweise verheerenden Beschuss zu entfesseln.
Und trotzdem scheint es Spieler zu geben, die scheinbar steif darauf beharren, der Nahkampf sei ein wichtiges Kernelement.
Ich frage mich, wieso er nicht eher als unterstützendes angesehen werden kann.
Wir alle sind uns einig, dass in der Regel eine Schlacht vom Beschuss dominiert wird. Reine Nahkampfarmeen müssen teils horrende Verluste einstecken, bis sie sich selbst wehren können und sind dann im Zweifelsfall schon so verstümmelt, dass sie kaum noch effektiv zu arbeiten in der Lage sind.
Das liegt unter anderem daran, dass Nahkämpfer in der Regel (!) nicht sehr viel robuster sind, als ihre schießenden Äquivalente, gleichzeitig aber eine viel größere Bedrohung durch Geschwindigkeit und Vernichtungspotenzial darstellen. Ein dedizierter Nahkämpfer ist in der Regel dazu in der Lage, einen dedizierten Fernkämpfer innerhalb einer Runde auszulöschen, etwas, das umgekehrt nur in Extremfällen möglich sein sollte.
Statt nun aber dieses Potenzial auszunutzen, um die eigenen schießenden Elemente zu unterstützen und von ihnen abzulenken, wird weiterhin versucht, stumpf auf einen schießenden Gegner einzurennen...mit dem Resultat, im schlimmsten Fall am Ende des Spiels nur wenig Schaden gemacht zu haben, da man eine komplette, nicht unwichtige Phase quasi vollkommen ungenutzt gelassen hat.
Vielleicht ist es an der Zeit, sich hier wirklich mal etwas von anderen Spielsystem abzuschauen. In Infinity gibt es ebenso den Nahkampf, soweit ich das sehe wird dort aber kaum jemand auf die Idee kommen, sich voll und ganz auf ihn zu konzentrieren. Er ist eine wahrnehmbare Option, allerdings wohl eher selten der Grundpfeiler einer Armeeplanung. Dort scheint das niemanden zu stören.
Eventuell ist es an der Zeit, es mit den Nahkämpfen in Warhammer 40k genauso zu halten. Selbst der Hintergrund der Armeen hat sich insofern geändert, dass dort keine reinen Nahkämpfer mehr existieren - wenn sie es denn je taten.
Khorne hat große Kriegsmaschinen, Tyraniden haben Unmengen an kleinen und großen Monstern mit Bio-Waffen, Dark Eldar haben horrende Mengen an Giftschüssen bekommen und Orks haben ihre eigene, eigenwillige Waffentechnologie. Es ist weiterhin möglich, den Fokus mehr oder weniger in eine der nun drei Phasen zu legen (Psi, Schuss und Nahkampf) und das ist gut. Eine von ihnen aber vollkommen auslassen sollten nur Armeen, die dazu keine andere Wahl haben und im Gegenzug in mindestens einer der anderen dominierend auftreten können.
Vielleicht ist es an der Zeit, nicht mehr dem Spielsystem die Schuld zu geben, sondern einzusehen, dass sich W40k weiter entwickelt hat. Jeder hat das Handwerkzeug bekommen, um mit dieser Weiterentwicklung umzugehen. Wer das strikt verweigert und gleichzeitig veraltete (!) Brocken des Hintergrundes herauf holt, um diese Weigerung zu begründen, der kann nur noch einmal darauf hingewiesen werden: Die Veränderungen fanden nicht nur im Spiel, sondern auch in der Geschichte dahinter statt. Wenn sie nun also darauf beharren, eine 'Fluff-Armee' spielen zu wollen, dann muss man sie enttäuschen. Früher taten sie das vielleicht, heute jedoch sieht das anders aus. Ihre Armee (und diese Bezeichnung ist wichtig) ist nicht mehr hintergrundgetreu und kein lamentieren kann daran etwas ändern.
Symbionten-Überfälle oder reine Berserker-Kriegerbanden mögen zwar im Hintergrund auch weiterhin vorkommen, sie bilden jedoch nicht das typische Auftreten der jeweiligen Fraktion, wenn sie einen ernsthaften Konflikt angeht. Für erzählerische Spiele mögen sie einen gewissen Flair haben, doch sie sind immer an sehr spezielle Bedingungen gebunden.
Um bei dem Beispiel der Symbionten zu bleiben: Diese werden keine offene Schlacht gegen eine voll ausgerüstete Militäreinheit beginnen. Wenn eine solche Situation nach gespielt werden soll, dann muss auch auf die Rahmenbedingungen geachtet werden. Es hat seinen Grund, dass entsprechende Begegnungen in der Regel immer in der Enge eines Space Hulks oder in verschlungenen Tunneln stattfinden.
Hintergrundgetreu im Rahmen einer 'regulären Schlacht' werden die gleichen Symbionten wohl eher nicht gegen die Verteidiger los schlagen, ehe nicht eh die Hauptinvasionsstreitmacht der Schwarmflotte anwesend ist. Und W40k dient vorrangig dazu, diesen Kampf darzustellen und nicht all die kleinen Scharmützel drum herum. Das ist möglich, keine Frage und es kann sehr gut funktionieren. Der Fokus des Spielsystems aber liegt wohl eher auf den 'epischen Schlachten, welche das Schicksal ganzer Welten entscheiden'.
Ich werde niemanden hiermit bekehren können. Aber vielleicht schaffe ich es, ein paar wenigen ein wenig nahezubringen, dass sie nicht nur das Regelwerk verteufeln sollten, sondern sich vielleicht überlegen, ob nicht sie es sind, die anfangen sollten, mit der Zeit zu gehen und ein paar Dinge anders zu bewerten.
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