Quendi - Die Vorfahren der Noldor
Die Noldor sind eine uralte Spezies, die ihre eigene Herkunft und Geschichte nur noch aus verworrenen und oft märchenhaften Erzählungen kennt, da alle Aufzeichnungen zerstört wurden. Sicher ist aber, dass sie von den Quendi abstammen, den „Ursprünglichen“, die der Legende nach einst von den Schöpfern (quen. „Luoya“, im Kaiserreich als „Bahar“ bekannt) als Diener und Soldaten erschaffen wurden. Diese lebten auf etwa fünfzig Mutterwelten.
Diese Mutterwelten waren durch das Portalnetzwerk (quen.: „Antharbad“- daraus entstand die terranische Bezeichnung „Ätherband“ für das Portalnetzwerk) miteinander verbunden und es herrschte ein reger Austausch.
Dennoch entwickelten sich die gut fünfzig Mutterwelten auf jeweils leicht unterschiedliche Weise und hatten ihre eigenen kulturellen Besonderheiten.
Odhrathurin - Die Unbekannten Ahnen
Saelgaer und Ashyra, so heißt es in einer weiteren Legende, suchten die Vorfahren der Quendi aus den Reihen der „Unbekannten Ahnen“ (quen.: Odhrathurin – in Wahrheit wohl steinzeitliche Terraner) aus und wählten dabei nur jene, die eine besonders starke Seele hatten. Daher waren die Quendi von Anfang an psionisch begabt. Bei den meisten blieb es bei einer relativ schwachen Ausprägung ihrer Fähigkeiten. Sie nutzen diese um ihre Künste, egal welcher Art, zu vervollkommnen. Auch die besondere Fruchtbarkeit der Quendi geht auf ihre psionische Begabung zurück.
Die begabteren Quendi wurden zu den wichtigsten Waffen gegen die Tyrier, welche selbst die Kräfte des Limbus nicht für sich nutzen konnten und damit weitgehend schutzlos waren gegen die zerstörerischen Energiestürme, welche die Quendi über ihnen beschworen.
Saelgaer und Ashyra – Göttervater und Göttermutter
Saelgaer und Ashyra sind die Namen jener Schöpfer, die einst die Quendi auf ihren Mutterwelten ansiedelten, und sie lehrten und unterrichteten. Saelgaer, der Gott der Jagd, des gerechten Kampfes, lehrte die Quendi die Kunst des Überlebens und des Überfallkrieges und noch heute finden Ehrenduelle als rituelle Jagden in seinem Namen statt.
Ashyra, die Göttin der Liebe, der Geburt und der Natur, zeigte den Quendi die Kunst der Kreisläufe und ermöglichte ihnen eine nachhaltige Nutzung ihrer wertvollen Mutterwelten. Bis heute geht der gesamte Wirtschaftskreislauf auf Ashyras Lehren zurück und kein Zweig wird gebrochen und kein Stein behauen, ohne eine Andacht an die Muttergöttin. Für den Kampf gab Ashyra den Quendi die Heilkunst.
Die Lehrer aus dem Himmel
Zu Saelgaer und Ashyra gesellten sich nach der Frühzeit der Quendi bald weitere Götter, die jeweils eigenes Wissen und Lehren mitbrachten und sich nach und nach in die Kultur der Quendi integrierten.
Faruyan - Licht, Sonne, Herrschaft, Ordnung
Er lehrte die Quendi Wort und Schrift, brachte ihnen Gesetze und Ordnung, Politik und Diplomatie. Für den Krieg unterrichtete er die Anführer in Taktik und die Späher in der Aufklärung. Bald wurden sie die Augen des Faruyan genannt, da sie getarnte Feinde mit Leichtigkeit aufspüren konnten und die Züge des Feindes aus der Ferne beobachten konnten.
Laogh‘Lassar - Krieg, Blut, Feuer, Zorn (gäl. Krieger, Flamme)
Auch kurz ‚Laoc‘ genannt, lehrte die Quendi das Feuer ihrer Seelen zu entfachen und ihre Stärke zu nutzen. Zugleich lehrte er ihnen aber auch Mittel und Wege, aus dem Feuer ihrer eigenen Leidenschaft wieder unbeschadet zurückzukehren.
Die Quendi nannten ihn daher den Herr der Feuerwege oder das Wegfeuer. Die Gelehrten des Kaiserreiches interpretierten das aber als Fegefeuer und stellten Laoc als düsteren Peiniger der Seelen dar. Dies schien auch zur Tatsache zu passen, dass die Moredhel Laogh‘Lassar besonders anbeten. Was sie nicht wissen ist, dass sie es tun, weil seine Lehren für sie die einzige Möglichkeit sind, noch etwas Empfindung aus ihren verkrüppelten Seelen zu pressen.
Ashyra - Urmutter, Geburt, Heilung, Verteidigung
Schon genannt.
Saelgaer - Natur, Jagd, Kreislauf des Lebens (gäl. Jäger)
Schon genannt.
Lelura - Glück, Lebensfreude, Forschung
Leluras Lehren brachten vor allem die Erforschung des Weltraums voran. Im Kampf waren ihre Erkunder von großem Nutzen, da sie auch abseits des Aetherbandes reisten und viele wichtige Erkenntnisse sammelten.
Zusammen mit Mor‘yanna, Ceardh und Faruyan bildete sie die Wissenschaften aus.
Mor‘yanna - Zauberei, Wissen
Mor‘yanna, die düstere Geheimniskrämerin, lehrte die Quendi Zurückhaltung, Entsagung und die Wege der Verstandeskraft. Sie war schon früh Kritikerin des heißen Blutes, das die Quendi von Saelgaer und Ashyra geerbt hatten und zusammen mit Faruyan stand sie in Opposition zu den beiden Urgöttern. Faruyan und Mor‘yanna gelten als die Himmelsgötter, Ashyra und Saelgaer als die Götter der Erde. Ihre Lehren stehen oft im Widerspruch, haben aber beide ihren Platz.
Die kaiserlichen Theorien über einen Besuch Mor‘yannas auf der Erde, unter anderem als Morgan le Fay, sorgen auch bei den Noldor für Aufsehen. Denn es heißt, dass Mor‘yanna sich vor dem Fall von Lelura durch das Weltall führen ließ, um zukünftige Bedrohungen zu erkunden und Wissen zu sammeln. Dass es zwischen Quendi und Terranern nach dem Erstkontakt in deren goldenem Zeitalter nicht zum Krieg kam, soll auch auf Mor‘yannas Wirken zurückgehen.
Ceardh - Handwerk, Kunst, Technologie (gäl. Handwerker)
Ceardh Lehre war die Kunst und das Können. Sein Zeichen war eine Hand, denn sie galt als das eigentliche Werkzeug der Schöpfung. Mit Mor‘yanna lag er dadurch im Zwist, die die Hand des Geistes bevorzugte. Doch ein Quendi, der beide Lehren meisterte, galt als Meister zwischen den Himmeln und brachte oft großes zustande.
Ynraa - Tod, Wiedergeburt, Vergeltung
Ynraas Rolle wandelte sich mit den Zeitaltern. Zu Beginn war sie eine Göttin der Freude und der körperlichen Liebe, da dies wichtiger Bestandteil der Wiedergeburtszeremonien war. Als der Aether sich verdunkelte, wurde auch Ynraa immer düsterer. Ihr Name, der einst länger und freundlicher war, wurde mit dem Siegel belegt und durfte nicht mehr ausgesprochen werden. Bald stand sie nur noch für den endgültigen Tod und wurde Warnerin und Botin des Leids. Es heißt, dass sie am Ende verzweifelte und versuchte, sich selbst zu töten, und dass Lelura sie davor bewahrte indem sie ihr half, die Seelen verstreuter Quendi aus dem dunklen Aether zu retten.
Der Sage nach war es Ynraa, die die Idee hatte, ein Leuchtfeuer im Aether zu errichten, um den Seelen den Weg zu weisen. Faruyan errichtete zunächst ein kaltes Licht, doch die Seelen sahen es, doch folgten ihm nicht. Erst als Ynraa zu ihm kam und mit ihm ein altes Liebesritual der Noldor begann, wurde das Licht wärmer und begann die Seelen anzuziehen.
So waren denn Faruyan und Ynraa, Sonne und Mond, im ewigen Liebesspiel vereint.
Die Natur der Quendi
Von Beginn an waren die Quendi ein heißblütiges Volk. Ihre Physis gestattete Männern wie Frauen gleichermaßen den Kriegsdienst, wenn auch die Frauen oft verpflichtet waren, vorher eine gewisse Anzahl Kinder zu bekommen. Denn die Quendi waren fruchtbar und vermehrten sich schnell, bevölkerten neben den Mutterwelten bald viele weitere Planeten und bauten immer größere und prächtigere Städte, die schließlich bis in den Weltraum ragten oder bauten gewaltige Wohnschiffe, die später als Basisschiffe für den Krieg dienten.
Die Wiedergeburt
Wie alle alten Völker wurden auch die Quendi nach dem Tod wiedergeboren. Ihre starken Seelen bewahrten sich nach dem Tod dabei auch noch einen Rest von Bewußtsein und manifestierten sich im Aether als Geister, die ruhelos nach einem sich öffnenden Tor zurück in den Normalraum suchten. Dabei wurden sie angelockt von den Liebesspielen der Quendi, die sich gegenseitig überboten um eine starke Seele für ihr Kind auf sich aufmerksam zu machen. Zwar wurden auch Quendi geboren, die eine neu entstandene Seele enthielten, doch jene Kinder, die von einer starken, wiedergeborenen Seele ausgesucht wurden, waren an Kraft, Gesundheit und auch psionischer Begabung ihren Verwandten überlegen. Die Wiedergeburt machte die Quendi daher von Generation zu Generation stärker und die mächtigsten Hexer zelebrierten ihren eigenen Tod und ihre Wiedergeburt bald als ausschweifende Rituale, die es ihnen gestatteten, auch einen Großteil ihres Wissens in den neuen Körper zu übertragen.
Die Ursprünge der Tempelkrieger
Die Krieger dagegen nutzten ihre psionischen Kräfte um sich in einen Kampfrausch zu steigern der so weit ging, dass sie kaum noch Furcht oder Schmerz empfanden, ihr Intellekt aber weiterhin wach war. Nur so konnten sie gegen den furchtbaren Gegner bestehen, der alles Lebendige hasste und auf hochentwickelte Waffen zurückgreifen konnte, deren Wirkung weit über das bloße Töten hinausging.
Daher radikalisierten sich die Soldaten der Quendi bald und steigerten sich immer weiter in ihre Aspekte, was schließlich in einer Art freiwilliger Selbstaufgabe endete. Ihre Seelen, aufgeladen von heißer Wut oder kaltem Hass, verblieben oft im Limbus, blind und unfähig, den Weg in einen neugeborenen Körper zu finden. Daher wurde schon früh begonnen, diese Selbstaufgabe stärker zu ritualisieren und zu kontrollieren und weiter zu entwickeln, damit die Krieger nicht länger verlorene Seelen blieben. Daraus entstanden die ersten Kriegstempel, damals noch lediglich Saelgaer und Ashyra geweiht und hauptsächlich auf den Kampf mit psionischen Fähigkeiten ausgelegt. Mit den heutigen Tempeln haben sie nichts mehr gemein und bilden vielmehr die Grundlage der Hexerschulen.
Die Noldor heute
Hochgewachsen und stolz, traumhaft schön und dennoch von subtiler Kälte umgeben, so beschreiben wohlwollende Stimmen im terranischen Kaiserreich jenes uralte Volk der Noldor, welches den Menschen auf verblüffende Weise ähnelt, dann aber doch ganz anders ist.
Die Noldor sind schwer einzuordnen. Auf der einen Seite wirkt ihre von Ritualen durchzogene und entsagungsreiche Lebensweise an Mönche, doch auf der anderen Seite ist ihr Glaube nicht mit dem der Menschen vereinbar. Sie sehen ihre Götter eher als Lehrer und Beschützer, denn als Herren, denen es bedingungslos zu dienen gilt.
In ihrer soldatischen Disziplin und ihren Kampfschulen ähneln sie in vielerlei hinsicht der kaiserlichen Raumgarde, während sie gleichzeitig in der Lage sind, gut ausgebildete Milizen aufzustellen, die mit hoch entwickelten Waffenarsenalen selbst dem kaiserlichen Heer oder der Armee der Midh‘aun den Rang ablaufen können.
Immer wieder flammen Debatten über einen möglichen gemeinsamen Ursprung von Terranen und Noldor auf, doch nicht nur fehlende Quellen sondern auch die Agenten des kaiserlichen Interndienstes sorgen dafür, dass diese Debatten ergebnislos bleiben. Selbst jene aufgeschlossenen und toleranten Forscher des Kaiserreichs, die im Dienste einer gemeinsamen Sache die uralten Bibliotheken der Noldor besuchen durften, fanden dort nach ihrer Aussage keine Hinweise auf einen gemeinsamen Ursprung. Die Biologen der Technologieunion dagegen sprechen von erstaunlichen Gemeinsamenkeiten in den Genen der beiden humanoiden Spezies.
Die Noldor selbst sprechen nur von den sagenumwobenen Mutterwelten. Heute liegen diese Welten und ihre Galaxien tief im Inneren der großen Verwerfung, einer gewaltigen, mehrere Milliarden Lichtjahre durchmessenden Anomalie, in der das Raum-Zeit Kontinuum und der Aether sich überlappen. Die Naturgesetze sind dort von den Energien des Aethers verzerrt und eine Reise dort hinein bedeutet meist den sicheren Untergang.
Die große Verwerfung heißt bei den Noldor Ennonghur, das Grab der Wiedergeburt. Auch hier gehen die Meinungen über die Bedeutung dieses Namens weit auseinander, gesichert scheint nur, dass die Entstehung der Verwerfung mit einem anderen Ereignis in Zusammenhang steht: dem Ende des goldenen Zeitalters von Terra und dem Untergang des ersten Reiches der Menschen zwischen den Sternen vor nunmehr fast zwölftausend Jahren.
Die Noldor, was übersetzt wenig mehr als „Soldaten“ bedeutet, kämpften einst, als die Menschen noch in Höhlen hausten, in einem intergalaktischen Krieg gegen den Gud‘iaur, den alten Feind. Heute kämpfen sie gegen den Untergang ihrer Spezies.
Auf den gewaltigen Sternenarchen, einst Basisschiffe für den Krieg, leben die Noldor ein streng reglementiertes und entbehrungsreiches Leben. Sie kämpfen dabei gegen den Zerfall ihrer uralten Gefährte als auch gegen ihre eigene Natur, die einen hochentwickelten Intellekt mit einem heißblütigen, leicht erregbaren Körper verbindet. Dazu sind fast alle Noldor Psioniker, was einen Teil ihrer Macht ausmacht und einst ihre wichtigste Waffe war, aber in den heutigen Tagen auch eine große Schwäche darstellen kann.
Daneben patrouilleren die Noldor an den Grenzen ihres alten Reiches und entlang der vergessenen Schlachtfelder des alten Krieges in der heute „Toter Raum“ genannten Zone.
Sie beschützen außerdem die Königreiche der Vanyar, ebenfalls Nachfahren der Quendi, die noch lange vor dem Fall in die Weiten des Universums reisten um ihrer eigenen, zurückgezogenen und naturverbundenen Lebensweise nachzugehen.
Die Noldor jagen die Moredhel, ebenfalls Verwandte, jedoch durch die Folgen des Falls zu seelenlosen, raubenden und schändenden Piraten degeneriert. Die edlen, stolzen Noldor schämen sich für diese armseligen Wesen, die an den Rändern der großen Verwerfung in den Ruinen alter Quendi-Städte hausen und sehen in ihnen einen Schandfleck, der ausradiert werden muss. Dennoch gibt es, allein schon aus praktischen Gründen, durchaus auch Kontakte und einen florierenden Schwarzmarkthandel mit den „Seelenschiebern“.
Einige Sternenarchen fliegen tief hinein in den Toten Raum, halten Ausschau nach dem Gud‘iaur, dem alten Feind und tauschen sich mit den Gladhadaug, den lachenden Kriegern aus, die so etwas wie einen Geheimdienst darstellen, dazu jedoch auch eigene Ziele verfolgen, die wohl auch beim kaiserlichen Interndienst nur wenigen Agenten bekannt sind, wenn überhaupt.