Nette Idee mit dem Nekromanten, aber bei der Bildgrösse kann man nicht viel beurteilen. Auf den Homunkulus bin ich schon sehr gespannt !
P.S. Die Abizeit kann halt auch mal stressig sein. Aber keine Angst es wird später schlimmer.[/b]
Spiegelbild
Warmer Kerzenschein erfüllte ihr Gemach, während außerhalb des Burgfensters die Welt im schwarzen Blau der Nacht ertränkt wurde. Vor einem mannshohen Spiegel stand sie, die zukünftige Gräfin Muriel D’ Apine und betrachtete sich selbst, wie sie es bereits seit Stunden, Tagen, Wochen tat. Jedenfalls erschien es ihr so. Wahrscheinlich waren nur wenige Minuten vergangen, doch das zählte nichts.
So schaute Muriel ihr Bild an und nahm die Details ihres Anblickes mit einer nie gekannten Intensität wahr. Das braune Haar hatte sie zurückgekämmt und nun schimmerte es im wenigen Licht vor dem Spiegel. Die Augen waren viel größer als sonst, das Grün darin so tief stiller Teich in den Wäldern ihrer Heimat und eingerahmt von schwerem Lidschatten. Der kleine Mund war etwas Besonderes, denn selbst wenn sie es nicht wollte, schien er immer ein kleines kokettes Lächeln zu bilden. Die Nase mochte sie selbst nicht, sie war ein wenig zu groß für ihren Geschmack. Doch sonst waren die Züge ihres Gesichts fein und eben - ein wohl nicht zu unterschätzender Grund für die Verlobung mit dem Herren D’ Apine.
Lange dachte sie an den Herren, ihren Gatten, und daran, wie glücklich sie doch zu den Feierlichkeiten der Verlobung gewesen war. Sie hatte sich sogar das Gewand von damals angezogen. War es nicht ein guter Tag? Der Himmel war leer von bedrückenden Wolken und es war angenehm warm gewesen. Mit ihrem Mann hatte Muriel einen Ausritt unternommen, bis tief in den Forst. Sie waren allein gewesen, kein Geräusch, kein Tier, nur sie beide.
Und in ihrer Erinnerung sah sie sich als glückliche Frau neben dem Verlobten her reiten.
Wieder wurde ihr mit schrecklicher Intensität der eine Augenblick bewusst. Der eine Augenblick, an dem die Zeit sich dehnte. Das kurze, bösartige Knurren. Die Klauen in ihrem Gewand. Das Biest hatte sie angesprungen und vom Pferd gerissen. Sie meinte noch die Fänge in ihrem Arm zu spüren, wie sie an ihr zerrten und dem Körper Schmerzen zufügen wollten.
Dann hatte der hohe Herr sie gerettet, zurück auf die Burg gebracht und ihre Wunden behandeln lassen. Selbst das Kleid hatte man wieder zusammen bekommen. Alles war gut geworden, sie war wieder glücklich, alles war wieder so wie es –
In diesem Moment wandte Muriel den Blick zur Holztür ihres Turmzimmers. Ihre Augen fixierten die schweren Scharniere daran. Sie hatten sie hier eingesperrt. Sie hatten sie eingesperrt, als sie merkten, dass mit der zukünftigen Gräfin etwas nicht stimmte. Nichts war mehr so wie damals, der guten Zeit vor dem Ausritt, vor dieser Verlobung, vor ihrer verfluchten Geburt. Sie schaute wieder sich selbst im Spiegel an. Sah von ihrem Gesicht abwärts, auf die wohlgeformten, kleinen Brüste, die sich unter ihrem Kleid leicht abzeichneten. Sah tiefer zu ihrem Bauch hin und blieb bei ihren Händen stehen: Widerlich dichter Pelz hatte sich darauf gebildet. Dunkel hatten sich ihre Fingernägel eingefärbt und die ehemals hübschen filigranen Hände zu Klauen degradiert. Schnell schaute sie weiter nach unten. Ein Schock durchfuhr sie - wie jedes Mal, wenn sie ihre Beine sah. Und das, obwohl das Kleid darüber lag wie ein Vorhang. Aber sie wusste, dass das keine Beine einer Frau mehr waren. Sie erkannte das Ding darin.
Und nun ließ sie Augen wieder Kontakt zu deren Spiegelbild aufnehmen. In der Helligkeit der Kerzen funkelten Tränen darin und verwischten die Schminke.
Muriel schluchzte trocken. Dann schrie sie, kehlig und hoch.
Mit der Wut einer Wahnsinnigen schlug sie mit der blanken Faust auf den Spiegel. Scherben regneten Kristallsplittern gleich um sie herum zu Boden. Die Zeit floss wieder so langsam, wie in ihrer schrecklichen Vergangenheit, als sie sich bückte und eines der blutigen Glasstücke bedächtig in die Hände nahm. Diesmal gewollt, lächelte sie ihr kokettes Lächeln.
Gleich wäre alles vorbei.